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den 31. Juli. — Wimer Blättern zufolge hat Se. Maj. der König von Sachsen am 23 Juli dem König von Hannover e'.nen längeren Besuch abgestattet, ist sodann mit Sr. K. H. dem KronPrinzm in den Prater gefahren, wo Ihn das zahlreich anwesende Publikum auf das Lebhafteste begrüßte, und pru'idirte alsdann «inem Conseil, an dem der Kronprinz und die Staetsminister v. Neust und v. Nabenhorst und eine Anzahl sächsischer Gene rale Theil genommen haben. — Se. Exc. der Graf Hohenthal, bisheriger königl. sächsi scher Gesandter am königl. preußischen Hofe, hat sich dem Ver nehmen nach am verwichenen Sonntag zu Sr. Maj. dem König von Sachsen nach Schönbrunn begeben. — Dem Vernehmen nach hat sich Se. Exc. der General leutnant a. D. von Engel am 29. Juli, abermals nach der Festung Königstein begeben. — Gestern Morgen 6 Uhr verließ rin Bataillon von dem 24. Landwehrregiment nebst einer Abtheilung Cavalerie unsere Stadt. Diese Truppen, in ungefährer Stärke von 800 Mann, «erden sich nach Teplitz, das sie in iwei Tagemärschen errei chen, begeben und daselbst vorläufig iu Garnison verbleiben. — Alle Fahrzeuge, welche österreichischen oder k. sächsi schen Unterthan n oder in Oesterreich oder im Königreich Sach sen domicilirenden Personen gehören, gleichviel woher sie kom men und wohin sie bestimmt sind, sollen foitan von der preu ßischen Elbstrecke zurückgewiesen, oder wenn sie sich bereits auf derselben befinden, ausgewiesen werden. Oesterreichischen und sächsischen Fahrzeugen, welche Ladung eingenommen haben, be> vor sie von dieser Verfügung unterrichtet sein konnten, ist die Befahrung der preußischen Elbstrecke zur Ablieferung ihrer La- düng am Bestimmungsorte, möge letzterer in Preußen oder im AüSlande belegen sein, zu gestatten. Nach Ablieferung der La- 'dung hat die Ausweisung, beziehungsweise Zurückweisung ein- . zutreten. (Publ.) — Zur Geschichte der Hinterladungs-Gewehre ist der „D. A. Z." ein interessanler Beitrag in einem Privatbriefe zugegangen. Unter der Rubrik: „Neue Erfindungen" steht näm lich im 33. Stück des in Schnecberg erscheinenden „Erzgebir- -gischen Anzeigers" vom 30. August 1811 (also vor 55 Jah ren) folgende Mittheilung: „Der Mechanikus Nagel in Mei ßen arb.itet jetzt an einer Flinte, die von hinten geladen wird und mit der man in kurzen Zwischenräumen viel schneller zu schießen vermag, al» mit den bisherigen." Somit wäre die Erfindung oder die erste Idee dazu in Meißen zu suchen und der Mechanik es Nagel der Mann, der hier in Betreff dieser wichtigen Schießwaffe den Nagel auf den Kopf getroffen hat. — In den letztoergangenen Tagen sind kleine Trupps k. preußischer Artillerie- und Trainsolvaten als Ersatzmannschaften hier angekommen. — In einem Hotel garni im sogenannten englischen Vier tel wird seit einigen Tagen der Besitzer vermißt, der, wie man nachträglich erfahren haben will, nach Amerika verduftet sein soll. — Gestern Vormittag wurden durch den von seiner zweiten Reise nach dem Kriegsschauplätze zurückgekehrten Herrn v. Engel die Leichen folgender königl. sächsischer Osficiere hierher gebracht: deS Generalmajors v. Carlowitz, des Oberstleutnants v. d. Mosel und des Hauptmanns v. Ende. Sie wurden einst weilen auf dem Neustädter Kirchhof beigesetzt. — Ein vor Kurzem entlassener Strafsoldat giebt sich für einen Verwundeten aus und hinkt an einem Stocke durch die Straßen, unter dem falschen Vorgeben das Mitleid anregend, er habe bei Königsgrätz einen Schuß durch die Ferse erhalten. Wahrscheinlich befindet sich dieser hinkende Schwindler jetzt schon in polizeilichen Händen, da er bereits von einem orangen Dienst mann erkannt und entlarvt wurde. — Da- RettungLbot. Es ist eine bekannte Sache, daß inmitten großer Weltbegebenheiten und staatlicher Umwäl zungen der bisher im Stillen schleichende Mhsticismus seine Arbeit beginnt und durch AuStheilung von Tractätchen zu wirken sucht. Da kommen denn solche augenverdrehende, mit dem Himmel Comödie spielende spcckhaargescheitelte Männer und Männlein aus ihren Schlupfwinkeln hervor und schieben vor züglich weichmüthig gestimmten Seelen so ein löschpapiernes Dokument in die Hände, worin die gesunde Vernunft kreuzweis auf Latten gelegt und mit Knitteln todtgeschlagen wird. Haupt sitz dieser Dunkelmänner, dieser Kopfhänger und Pietisten ist bekanntlich das Wupperthal, Crefeld und Elberfeld. Mit ver düsterten Augen blicken sie in den Topf, worin der liebe Herr- Gott die Zukunft kocht und in Naturerscheinungen, wie Donner, Hagel und Blitz, in Krieg, Wafserfluth und Seuchen sehen sie die gerechte Zuchtruthe des Himmels, weil die Menschheit, an statt immer auf dcn Knicen zu liegen und zu winseln, sich in dustrieller Thätigkeit und nach Vollbringung derselben dm Freuden des Lebens hingegcbm. So wird jetzt in Dresden von einer Dame ein Tractätchen vertheilt, welches den Titel: „Das Rettungsboot" führt, ein Blättchen von vier Seitm, welches als Motto die Worte des Schülers in Goethes „Faust" führen könnte, welche lautm: „Mir wird von alledem so dumm, als ging mir ein Mühlrad im Kopfe herum!" — Gebe ver Himmel, daß diese« Sectenwesen durch die neueren Welt- ereignisse und Umwälzungen endlich auch sein längst verdient» s Stößchen bekommt, denn MysticiSmuS und Heuchelei sind ver wandte Dinge, was freilich die Obscuranten nicht zugcbm wollen, deren Bestreben dahin geht: die Leuchte der göttlichen Vernunft auszulöschen, damit die Kerze ihres Un- und Aber glaubens desto bester irrwischen könne. — Die Loschwitzer Dampffähre ist aus ihrem Arrest bei Königstein seit vorgestern wieder zum Dienst bei Blasewitz und Loschwitz eingetroffen. — Am Sonntag Morgen kämm 78 Verwundete wieder hier an. Es befanden sich darunter 2 Sachsen, 5—6 Oestrei- cher, die Uebrigen waren zumeist sehr schwer verwundete Preußen. — Gestern früh wurde die Leiche des hier verstorbenen preußischen Stabsarztes Dr. Schröter mit den üblichen militä rischen Feierlichkeiten zur Erde bestattet. Die Ueberführung geschah von der Badergasse nach dem Trinitatiskirchhof. — Am 23. d. M. kam, ein Stück K-tte am Halsband nach sich schleppend,' ganz allein der Hund des Gutsbesitzers Rudloff zu Karlsbrunn bei Löbau zu dessen Sohn nach Sprem- berg. Der Hund war hier bekannt und so ließ man ihn ohne Argwohn in der Wohnung. Bald darauf wollte die Frau Rudloff jun. dieses Thier streicheln, ward aber in die Hand gebissen. Den andern Tag stellte sich heraus, daß derselbe Hund auch in Schönbach gewesen war und daselbst d ei Schul knaben, sowie den Hund des Seilers Oehmichen gebissen hatte. Beide Hunde wurden getödtet. Durch die am 28. d. M. statt- gefundene Section des erstgedachtm Hundes wurde festgestellt, daß derselbe mit allen Anzeichen derTollwuth behaftet gewesen. Die gebissenen Personen sind in ärztliche Behandlung genom men worden. — Am 29. d. M. früh in der zweiten Stunde brannte in Mahlis bei WermSdorf die sogenannte Pfarr-Pachterwoh nung nieder Während dieses Gebäude bis auf den Dachstuhl niedergebrannt war, fing auch das nicht weit davon stehende Thielesche Wohnhaus an zu brennen und ward ebenfalls in Asche gelegt. — Bei dem Lazareth im Kadettenhause sind von verwundeten sächsischen Soldaten neu hinzugekommsn: Herrm. Döhler, 6. B. 4. C., Herrm Richter, 8. B. 3. C-, Ernst Lamm, 7. B. 4. C., August Förster, 15. B. 1. C., August Pansa, 5. B. 2. C., Emst Herrm. Hertel, 8. B. 2. C, Franz Richard Vogel, 6. B. 2. C., Ernst Schubert, 13. B. 1. E. — Sonntag den 32. d. M. fand einem Privatbriefe zu folge in der Nähe von Wien ein erhebender Act statt, zu welchem das in und um Wim lagernde sächsische Militär be fohlen war. Nach beendigtem Feldgottesdienste, der an einer Erhöhung, welche mit Kanonm, Fahnen, und anderm militä rischen Emblemen decorirt war, und vor welcher ein Altar sich befand, fand in Gegenwart des Kaisers von Oestreich, des Kö nigs von Sachsen, des Kronprinzen rc. unter den Klängen der Regimenttmusik die Vertheilung von Orden an diejenigen sächs. Offiziere und Mannschaften statt, welche sich durch Muth und Umsicht im Kampfe ausgezeichnet haben. Von dem 3. Jäger- bataillon erhielten dm Orden der eisernen Krone persönlich: Major v. Sehdlitz und Hauptmann v. Götz, auch wurde dieselbe Decoration dein jetzt in Dresden verweilenden Hauptmann Schlick zugesprochen Das Verdienstkreuz genann ten OrdenS: Oberleutnant v. Mangoldt, Leutnant Schuster, Portepe-Junker v. Götz, nebst gleichzeitiger Ernennung zum Leutnant. Die Medaille der eisernen Krone erhielten verschiedene Unteroffiziere und Mannschaften. Nach der erfolgten Decora tion dcfilrrten die Truppen vor dm Neudccor.rten. — Im Zittauer Militär lazareth sind bis sitzt 30 Todes fälle vorgekommen, dmn es sind gestorben 2 t Oesterreicher, 7 Preußm und 2 Sachsen. Letztere sind: Obermann, August, Pappmdorf bei Hainichen, 9. Bat 4. Comp., 1- 19. Juli; Jllgner, Karl Leberecht, Largenberg bei Riesa, 2. Jnf.-Brigade 6 Bat. 1. Comp , 1- 22. Juli- — Am Sonntag wurden im Zoologischen Garten geboren: ein AxiShirsch (Bengalen) und ein Edelhirsch. — Wir erhalten mitgetheilt, daß der königl. sächsische Hauptmann von Berlepsch, Adjutant Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen, der den JnternirungSort Torgau verlassen, sich gegenwärtig in Dresden befindet. — Die Photographie einer Persönlichkeit, welche in neuester Zeit sich auf dem Kriegsschauplatz in trauriger Weise berühmt gemacht hat, ist in der Andrich'schen Handlung auf der Schösser gasse 24 zu sehen. Es ist dies das Bild des von den Preußen gefangm genommenen Bürgermeisters von Trautmau in Böhmen. — Aus Dresden, 25. Juli, schreibt man der „BreSl. Z.": In vergangener Nacht kam wiederum ein Transport von 170 Verwundeten aus Böhmen hier an. Wer die bodenlose Niederträchtigkeit des böhmischen Pöbels studirm wollte, dürfte sich nur in dm Empfangszimmern der Verwundeten bewegen. Zu Dutzenden sind Fälle dagewesen, daß österreichische Solda ten, namentlich Ungarn, in einem Zustande angekommm sind, den man mit Augen ansehen muß, um an die Möglichkeit des selben zu glauben. Die Leute kämm in Mäntel eingehüllt, und wurden die Mäntel zurückgeschlagen, so lagen sie da, wie sie Gott geschaffen. Aus ihrem eignen Munde konnte man ver nehmen, daß sie von böhmischen Weibern ihrer Klei der incl. des Hemdes auf dem Schlachtfelde be raubt worden waren. — In Löbau sind folgende sächsische Soldatm durchge- kommm: g) als Verwundete: Richard Burkhardt, Schuß im rechten Oberschenkel, 4 B. I. C; Albert Claus, 11. B. 4. C.; August Exner, 10. B. 3. C; Otto Fabcr, Schuß durch dm linken Oberschenkel, 1. Jg.-B. 3. C. ; Friedrich Schönherr, Schuß durch den Unterarm, 2. B. 2. C.; August W hnert, Schuß durch die Brust (ist im dasigen Krankenhausei, 3. B. 4. C.; Gustav Wilhelm, Schuß durch beide Schenkel, 4- B. 4. C.; Karl Wonig, Schuß in den Unterleib, 4. B. 3. C.; Karl Wünsche, Schuß am Fuß, 2 B. 2. C; — b) als Gefan gene: Duvernoy 13. B. 4. C.; Herwig, von Torgau zurück, 2. B. 3. C.; Hoffmann 13. B. 1. C.; Hermann Krumbiegel, krank, 3. B. 3. C. — Oesfentliche Gerichtssitzung am 30. Juli. Amalie Auguste Hegewald in Reinberg ist vom GerichtSamt Dippoldiswalde wegen Verleumdung zu 12 Thlr. Geldbuße verurteilt worden, weil sie die Hausmagd auf dem Kästner« schm Gute in Oberhäslich beschuldigt habe, das Verbrechen der KindeSabtceibung begangen zu habm. Die Hegewald hat da gegen Einspruch erhoben, weil sie die Tochter des Schneiders Müller in Hirschbach damit nicht gemeint habe und auch die Strafe zu hoch sei. Es hatte schon früher Termin in der Sache angestanden, die Verhandlung war aber vertagt wordm, weil zwei Zeugen über die Sache nochmals vernommen werden soll ten. Diese Zeugen bestätigten heute, daß eine solche Äußerung von der Hegewald gegen sie gethan worden sei und daß sie namentlich die Hausmagd des Kästner'schm Gutes des Ver brechens beschuldigt habe Advocat Hendel als Vertheidiger der Hegewald trägt auf Freisprechung aus Mangel an vollständi gem Beweise der Schuld an, da die Hegewalv nur das Wort Magd gebraucht habe und die Aussagen der Zeugen wegen ihres Interesses an der Sache nicht beweiskräftig seim. DaS Eikenntmß der ersten Instanz wurde bestätigt. — Der Kauf mann Bruno Männchen war wegm unerlaubter Selbsthülfe zu 8 Thlr. Geldstrafe verurtheilt wordm, weil er in dem von ihm erkauften Hause der Pragerstraße aus einer Parterreloca- lität Sachen ohne Einwilligung des EigenthümerS, des Nestau- ' rateurs Bachmann, in die im Hofe befindliche Marquise hatte bringen lassen. Er erhob Einspruch, weil er mit dem Restau rateur am 20. Januar beim Kaufabschluß verabredet hatte, daß dieser dm Salon am andern Tage räumm wolle und er nur unter dieser Bedingung das Haus gekauft habe, währmd Bachmann erstere Angabe bestreitet. Schließlich beantragt der Privatangeklagte die Abhörung von Zeugm, welche beim Kauf abschluß gegenwärtig gewesen seien. Der Gerichtshof schloß sich diesem Anträge an und vertagte die Verhandlung. — Wegen eines Inserates in Nr. 23 der Dorfzeitung, worin dem Re dakteur Ziegner in Kötzschcnbroda Verleumdung und Lügen vorgeworfen werden, ist der Verfasser des Inserats, der Cigar renmacher Oehlke, zu 10 Tagen Gcfängniß verurtheilt worden. Derselbe hat Einspruch erhoben, weil die Angaben in Nr. 9 und 10 der Kötzlchenbrodaer Zeitung, wonach eine Frau, trotz dem daß ihr Kind auf dem Todtenbette lag, eine Nacht hin durch getanzt, gejubelt und gezecht Hütte, nicht wahr seien und also der Redakteur falsche Mitthcilungm gemacht hätte, wo durch der Nus der betreffenden Frau angetastet würde. Außer dem sei auch die zuerkannte Strafe zu hoch. Der Gerichtshof bestätigte den gerichtsamtlichm Bescheid. — Amalie Auguste verehelichte Göhler ist wegen Forstdiebstahls zu 2 Tagen Ge- fängniß verurtheilt worden. Angeschuldigte erhob dagen Ein spruch, weil sie die gestohlenen Fichtmäste nicht aus der Staatt» waldung, sondern aus der Rittergutswaldung Kteinopitz geholt hätte, während der Forstgehülfe Gräf behauptet, daß die Göhler ihm zugest ndm habe, die Fichtenäste aus der SkaatS- waldung geholt zu haben. Staatsanwalt Held trägt auf Be stätigung des gerichtsamtlichm Bescheids an, welcher auch Sei ten des Gerichtshofes erfolgt. TageSgeschichte. Oesterreich. Der Deputation des Wimer Gemeinde« ratheS, welche dem Kaiser Franz Joseph die Aorcsse wegm Berufung des NeichSraths und Einsetzung eines von Sem Ver-