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«r. »10. «»de Jahr«. c-rschei»t: «glich früh 7 Uhr. Inserat« werden angenommen: »i,«bend»S,«onn. tag» bi« Mittag» 1« Uhr: Marienstraße IS. >uzelg. in dies. Blatt» ßkdeneine erfolgreich« Berireitung. Nuflagr: 18,000 Lxrmplar». Gomttag, rr. Juli 18-8. Abom»e»e»t: viertrljLhrlichroRgr. beiuneutgeldlicherLiv feruug in'« Hau«. Durch die Künigl. Post vierteljährlich SS Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. Inseratenpreise: E Für den Raum »iner gespaltene» Zeile 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile Druck «ad SigaHmn der Herausgeber: Litpslh H Reichardt. — Verantwortlicher Redacteur: ÄlltiUS Neilhardt. s Dstr-de«^ dm 29. Juli. — In Bezug auf eine hier circulirenbe angebliche Pro klamation Sr. Majestät des Königs von Sachsen hat die kö nigliche LandeScommission eine Bekanntmachung erlassen, welche constatirt, daß diese Proklamation unächt ist. — Infolge der durch den geh. Finanzrath v. Thümmel überbrachten allerhöchsten Genehmigung zur Freigebung de« Verkehrs, soweit derselbe bisher durch die Festung Königstein behindert war, hat das k. Finanzministerium sofort die Wasser- baudirection und die Direction der Staatsbahnen angewiesen, «regen Beseitigung der dem Strom- und Eisenbahnverkehr ent- gegenstehenden sachlichen Hindernisse das Nöthige zu veran stalten. — Einem unterm 11. Juli datirten Briefe des k. k. Oberleutnants Eckhold, Sohn des Herrn Hauptamts-Controleur Eckhold in Schandau entnimmt die Elb-Ztg. folgende Stelle: „Ich war am 28. Juni im Gefecht bei Skalic, wo wir sehr wenig verloren, obwohl wir von 410 Uhr früh bis Abends 5 Uhr im Geschützfeuer standen. Um 5 Uhr Abends zogen wir uns geordnet nach Jaromir bei Josephstadt zurück, machten dann verschiedene Bewegungen bald östlich, bald westlich, bis wir endlich am 3. Juli früh nordöstlich von Königgrätz Stel lung nahmen. Links von uns warm die Sachsen, als linker Flügel unter dem Kronprinzen. Längere Zeit behaupteten wir unsere Stellung, bis wir endlich gegen dm rechten Flügel der Preußen vorrückten. Meine Brigade stürmte einen Wald, dm wir ftüher gar nicht recognoscirt hatten. — Ein furchtbares Feuer und theilweise das Signal „Zurück", welches der Jäger« stckte allein galt, brachte uns zum Weichen, das bald in regel loses Zurücklaufen ausartete Einige Schritte unter dem Walde hinter einer Häusergruppe versuchte unser General S die Brigade zu sammeln, doch war es unmöglich. — Der Ge neral an der Spitze, mein Oberstleutnant, mein Hauptmann, ich und noch ein Offizier, dann 40 oder 50 Mann hielten allein Stand, und mit diesem Häuschen stürmten wir abermals gegen den Wald, hoffend, daß andere folgen würden —, am Saume wurden wir jedoch durch ein mörderisches Feuer deci- mirt (eigentlich halbirt). Der Gmeral S fiel und wir suchten uns so gut wie möglich zu retten. — In diesem Momente war der Rückzug allgemein, den Rückzug unserer Brigade deckte ich durch eine Kette, doch hatte ich wenig zu thun, da die Preußen schw -ch drängtm und neben mir eine sächsische Batterie unter Oberleutnant von Wolf stand. Von unserer eigenen Cavalerie in Unordnung gebracht, gedrängt und zusammm geritten, langten wir Abends in Königgrätz an, wo noch viele in der Elbe ertranken. — Ich kam glücklich durch und erhielt nur eine leichte Contufion am linken Schienbein. — Am 4. angefangm, marschirten wir tagtäglich ohne Rast bis Olmütz. — Bei Scheuhengst, 2 Stunden von Trübau, war ich 5 Stunden auf Patrouille und machte drei Gefangene und brachte zwei Pferde ein, doch hatte mich die Patrouille und der Tagmarsch so angestrengt, daß mir mein Oberst er laubte, von Trükau mit Wagen nach Olmütz zu fahren, wo ich am 10. Nachmittags anlangte. — Hier werde ich einige Zeit bleiben, bis ich vollkommen hergestellt bin. Am 10. Juli schlief ich nach genau drei Wochen das erste Mal wieder unter Dach in einem Bette. Mein Bursche, dem ich während der Schlacht einen Theil meines Geldes übergab, scheint in der Elbe ertrunken zu sein — mit ihm ist die Handbagage verlc- ren. Eduard von Carlowitz ist leider bei Gitschin gefallen — dies sagte mir der sächsische Oberstleutnant v. K , der sich sehr freute, in mir einen Landsmann zu entdecken. Die Sachsen haben sich übrigen- an allen Punkten, wo sie kämpf ten, mit Muth und Ausdauer geschlagen — unsere Armee weiß sie nicht genug zu bewundern. Die Sachsen werden geehrt und geschätzt." — Wa» im vorigen Jahrhundert für Dresden der Maler Eanaletto war, der die interessantesten Punkte der Stadt in herrlichen Oelbildem, den Zierden unserer Galerie kräftig und treu hergestellt hat, das ungefähr ist für unsere Tage, in leich- lerer Darstrllungsweise, der Aquarellenmaler, der wackere Künst ler Herr Maler Williard, von ihm sehen wir auf der gegen wärtig «öffneten Gemälde-AuSstellung auf der Brühlschen Terrasse ein, wenn auch nur flüchtig, doch immerhin anziehend dargestelltes Kunstblatt, das man jetzt mit vermehrtem Interesse betrachten wird, da eS die Ansicht gerade desjenigen Theils des prinzlich Georg'schen Gartens bietet, der vor Kurzem einige seiner schönsten Baumzierden hat opfern müssen. Es ist als hätte ein divinatorischer G.ist Herrn Williard zum Anfertigen grade dieses Bildchens veranlaßt, das uns aufbehält, was nicht mehr ist. Die Staffage auf demselben werden Alle mit In teresse betrachten, und wünschen, diese in Wirklichkeit bald wie der erblicken zu dürfen. — Se Excellenz der k s. Generalleutnant a. D. von Engel, Mitglied der Negierungscommission, hat sich dem Ver- nehmen nach am gestrigen Tage im allerhöchsten Aufträge Sr. Majestät unseres Königs nach der Festung Königstein begeben. — Als sächsischer Seits Kriegsdecorirte können wir mit Bestimmtheit dm Generalmajor von Fabrice, den Artillerie Oberst Köhler, den Rittmeister Freiherrn von Friesen, und dm Hauptmann von Einsiedel nmnm; ferner sollen die Oberstleut nant von Craushaar und Nehrhoff von Ho'derberg unter Er- theilung der vacantm Brigadecommandos zu Obersten, sowie Hauptmann von Süßmilch außer der Reihe zum Major be fördert worden sein. — Vorgestern wurde dem k. k. österreichischen Oberstleut nant Dickenson, der hier in der Diaconissm - Anstalt verpflegt wird, der Arm amputirt. — In der Nähe von Schmölln wurde am 26. d Mts. der Leichnam eines unbekannten Mannes aus der Mulde ge zogen. Nicht weit von dieser Stelle fand man ungefähr 8 Tage vorher die vollständige Kleidung eines Mannes, was zu der Annahme berechtigt, daß der Unbekannte sich dort gebadet hat und dabei verunglückt ist. — Einem aus Prag vom 23. Juli hierher gelangten Privatbriefe entnehmen wir Folgendes: Die in der Bevölkerung herrschende Angst vor den Preußen, vor deren Einmarsch, hattm wir selbstverständlich nicht getheilt, wohl aber waren wir in großer Sorge wegen des hiesigen Pöbels. Sämmtliche hiesige Behörden haben nämlich in unglaublicher V.rblendung das Ha senpanier ergriffen, als die Preußen nahten. Die Polizei (!) war die erste Behörde, die Reißaus nahm! Dis Post-, Zoll behörde, Statthalterei rc. folgten in fabelhafter Verwirrung ; in den letzten zwei Tagen vor dem Einzug der Preußen haben notorisch über 20,000 Menschen Prag in wilder Hast verlassen. Man muß es gesehen haben, um es zu glauben, wie sie mit ihren Betten, Kisten und Kastm in blinder Angst fortstürmten; für einen Wagen wurdm damals für ganz kurze Strecken mehrere Hundert Guldm gezahlt! Man konnte beim Anblick dieses Zu standes nur mit Schiller sagen: Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens! Die Sicherheit der Stadt und der Zurückbleibenden war durch vier bis fünf Tage nur einer aus Bürgern gebildeten Schutzmannschaft anvertrant Unter solchen Umständm athmeten wir auf, als die Preußen endlich Besitz von Prag nahmen. Jetzt hat sich Alles beruhigt. Auf dem Hradschin weht die schwarzweiße Fahne und 12 Kanonen stehen dabei, auf den unterm Theil der Stadt gerichtet. — Die Preu ßen benehmen sich musterhaft und haben sich hier bereits die Achtung aller Gebildeten erworben. — Vorgestern Abmd bewegte sich ein großer Leichenconduct durch die Neustadt. Es wurde der hier an seinen Wundm verstorbene königlich preußische Leutnant von Zedl'tz vom 27. Infanterie - Regimente beerdigt. Hinter der Musik, welche Trauer märsche blies, und einer Abtheilung Soldaten folgte der Leichen wagen, mit Kränzen behängen. Auf ihm lag der Degen, die Epauletten und der Helm des Tobten. Ein protestantischer Mi itärgeistlicher nebst einem zahlreichen Gefolge hoher und sub alterner Offiziere, Militärärzte rc. schloß den Zug. Nach Be endigung der kirchlichen Ceremonie donnerten die militärischen Ehrensalven über das Grab. — In Pegau sind am 26. d. M. zwei im dasigen Stadt krankenhause wegm Choleraanfällen untergebrachte preußische Soldaten gestorben und sofort beerdigt worden. — Wie aus einer Bekanntmachung der betreffenden Re daction hervorgeht, ist auf Anordnung des königlich preußischen Civilcommissars, Herrn Landrath von Wurmb, die hier erschei nende „Reform" unterdrückt worden. — — Die Frauensperson, die neulich am Rechen der Hofe- mühle todt au« dem Wasser gezogen wurde, ist ein dienstloses Mädchen aus Zittau, die zuletzt hier auf der Seilergasse ge wohnt hat. — — Wie weit vor dem Ausbruche de« Krieges die Zuver sicht der österreichischen Offiziere auf den untrüglichen Sieg ihrer Waffen über die Preußen gegangen ist, dazu hat un» ein preußischer Offizier einm Beitrag geliefert. Unser Gewährs mann garnisonirte vor dem Kriege zuletzt in Berlin und er hielt damals eines Tages von einem österreichischen Waffen bruder aus Wien, dessen Bekanntschaft er in Schleswig-Hol stein gemacht, einen Brief, in welchem dieser ihn neben der Anzeige, daß er der Nordarmee zugetheilt sei, bat, daß er sich in Rücksicht auf den bevorstehenden Einmarsch der siegreichen kaiserlichen Armee in Berlin um ein comfortables Logis für ih r kümmem möge, in dem er und seine Frau, die er von Wien Nachkommen zu lassen gedenke, den Winter über bequem in Berlin wohnen könnten. Als Gegmleistung für seine Freund lichkeit stellte der österreichische Held seinem armen preußischen Kameraden in Aussicht, daß er sich nach Kräften bemühen werde, ihm seine spätere Lage durch Fürsprache bei seinen Vor gesetzten möglichst zu erleichtern. — — Vorgestern Nachmittag 3 Uhr fand auf dem neuen Neustädter Kirchhofe die Beerdiauna einer Kaiierswertker Dia konissin statt, die in ihrem Berufe in der hiesigen PionnievE kaserne thätig am 24. Morgens an der Cholera erkrankte mid in wenig Stundm dieser Krankheit erlag. Der hier anwesende preuß. Feldpr«diger und der Geistliche der hiesigen Diakonissen anstalt sprachen an ihrem Grabe. — Wie wir hören, ist die fremde Schauspielerin, die sich neulich hier mittelst Cyancalicum zu vergiften versucht und darauf Aufnahme im Krankenhause gefunden hatte, von dort als geheilt wieder entlassen worden. — In der Nähe des Pulverhäuschens bei Annaberg er schoß sich am 26. d. M. der 21 Jahre alte Leinwebergehilfe B. mittelst eines kurz vorher zu diesem Zwecke erkauften Ter- zerols. Der Unglückliche hatte sich in den Mund geschossen und war der Schuß sofort tädtlich gewesen, — In dem Lazareth des Cadettenhauses ist gestern neu angenommen der Jäger Friedrich Schönherr aus Marien berg (4. B. 2. C.). Gestorben ist der Soldat Hermann An ders aus Hauswalde (4. B. 2. C.) Der sächsische Soldat Wilhelm Drilsch aus Schönberg (8. B 3. C.) liegt leicht ver wundet im Lazareth zu Sagan. — Verwundungen bei der 2. Comp. dcS 10. sächs. Infanterie-Bataillons am 3. Juli bei Königgrätz: Vicecorporal O. E. Bauer, Schuß ins Bein und in den Rücken ; Soldat F. E. Börner !l., Schuß in die Hand; E. I. Leonhard I., Schuß in den Leib: G. E. HauSmann l., Schuß (?); F. A Herzog (?); F. H. Meese, Schuß in dm Oberschenkel; C. E. L. Rüdiger, Schuß (?); F. G. J-ntzsch (?); Eh. F. H. Leibnktz (?); R.G. Fischer II., Schuß an der Nase, leicht; F. H. Ziegler s?); C. H. W. Dörr, zwei Finger abgeschossen; H. A. Rothe H. (?); F. B. Beuchelt (?); H. B. Richter VII., Granatsplitter am Oberschenkel (Hospital Ollmütz); I. W. Stein II., Schuß (?); F. W. Schwarze, Schuß (?): I. Dutschmann, Prellschuß am rechten Oberarm (Hospital Ollmütz); W. R. Fischer I., Contusion am Fuß (bei der Compagnie). Die Soldatm A. F. Denn- hardt I., C. W. Franke I., F. W. Thierbach, I. Pinkau, F. A. Hüttner "linke Hand zerrissen), G. A. Werner, C. F. H. HauSmann Hl., C. W. Zscheeg, F. M. Hänsch, H. A. Köhler III., F. E. Lohd, wurden säqrmtlich beim Rückzug durch eine in Ha in Colonne auf die Mitte marschirende Bataillon einschlagende und springende Granate verwundet, theilweise schwer, Einige möglicher Weise getödtet. Mit Ausnahme einiger weniger sind Allelauf dem Kampfplatz geblieben. Es ward im Allgemeinen nicht möglich, die bei Probluez im Plänkerfeuer, sowie die später auf dem Rückzug Verwundeten mit fort zu nehmm, daher auch die Ungewißheit, wer blos verwundet, wer todt. — Oeffentliche Gerichtssitzung am 28. Juli. Friedrich Carl Ehrlich aus Blasewitz ist des Diebstahls beschul digt, und zwar in der Nacht vom 31. März zum 1. April in einer Restauration einem dort eingeschlafm gewesenen Gaste eine Ancreuhr mit goldener Kette im Werthe von 23 Thalera entwendet zu haben. Angeklagter läugnet das ihm beigemessene Verbrechen. Er giebt zu, in jmem Hause zu wohnen, in jener Nacht sei er aber nicht zu Hause gewesen, sondern habe sich bis früh 4 Uhr in einer Restauration in d.r klemm Frohn» gaffe aufgehalten und um 4 Uhr sei er an der Kreuzkirche ge wesen, um dem Osterlauten zuzuhören. Die Uhr nebst Kette habe er auf dem Waldschlößchm am 10. Mai für 8 Thaler von einem Herrn, dm er zwar persönlich, aber nicht dem Na men nach kenne, gekauft. Die Uhr habe er zwei Tage darauf in Schandau um 4 Thaler versetzt und die Kette in Sebnitz für 8 Thaler verkauft. Verletzter giebt an, daß er mit meh reren Herren einen Geburtstag gefeiert und sich auf Anrathm des Restaurateurs nach 12 Uhr in ein Cabinet auf ein Sopha gelegt habe, um dort bis 4 Uhr zu schlafen, wo er mit auf die Terrasse gehen wollte, um das zu Ostern stattfindmde Schießen abzuwarten. Vom Wirth sei er später geweckt wordm und da habe er sofort seine Uhr vermißt. Die ihm vorg legte Uhr und Kette kmnt er bestimmt als die seinige an. Aus der Beweisaufnahme geht hervor, daß Einige von den Geburtstag Feiernden bis Z4 Uhr gewartet haben und mit dem Kellner zum Schießen gegangen waren. Verletzter sei schlafend zurück- gelassen worden und Niemand habe sich in den offenen Lokali täten befunden. Der Kellner sei zuerst nach Hause gekommen, und habe die Hausthür, die beim Weggange verschlossen worden war, offen und das GaS ausgelöscht gefunden. Verdacht sei auf den Angeklagten geworfen worden, weil dieser allein die Nacht über nicht zu Hause gewesen sei. Herr Staatsanwalt Held hält die erhobene Anklage wegen Diebstahls aufrecht, da Angeklagter im Besitz der gestohlenen Sache sich befunden, einm glaubhaften Nachweis des redlichen Erwerbs nicht habe machen können und ihm auch die Gelegenheit zu Verübung dcS Dieb stahls gegeben gewesen sei. Herr Adv. Judeich als Vertheidiger trägt auf Freisprechung des Angeklagten an; ein vollständiger Beweis sei nicht erbracht, indem der Besitz der Uhr ohne Nach weis des Namens des Käufers nicht allemal gravirend sei und