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n,o'^w« Mchei«: «glich M >7 Uhr. Inserate «verbell aqgenommen: »isLbendsv.Sonn. tag- bis Mittags 12 Uhr: «arieustraße 1». «lster 1-4 ^u<l Unzrig. in dies. Blatte staden eine erfolgreiche Verbreitung. Auflage: 18,000 Exemplar». "ü 51 ">><>' nem: vierteljfihrlich 20 Ngr- bei uneutgeldlicherLi«« ferung in'» Hau». Durch die Königl. Post vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummer« 1 Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Arabisch. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltene« Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr. »b Ligmihmn der Herausgeber: Eiepsch sc Reichardt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Neichnrdt. D»t-b«n, den 28. Juli. — Der geheime Finanzrath von Thümmel ist vorgestern Nachmittag von seiner Mission zu Sr. Majestät dem König zurückgekehrt und hat, dem Vernehmen nach, die allerhöchste Genehmigung zur Freigabe des Verkehrs, sowohl hinsichtlich der Schifffahrt, als hinsichtlich der Eisenbahn, soweit dieselbe bisher durch die Festung Königstein behindert war, mitge bracht. (Dr. I.) — Bekanntlich wurden der Herr Oeconomie- Commifsar Schaa rschmidt, sowie der hiesige Seifenfabrikant Herr Küntzel- mann im Auftrag des internationalen Vereins nach dem böh mischen Kriegsschauplatz gesendet, um den dortigen Lazarethen Bedürfnisse verschiedener Art, sowie auch dm Verwundeten Ta- bgk, ,Cigarren und Geldunterstützung zu reichen. Herr Küntzel- mqrm berichtet uns darüber Folgendes: „Obgleich frühere Be richte sagen, daß alle Lazarethe in Böhmen reichlich mit den Bedürfnissen versehen sind, so erstreckt sich dies nur auf La- zaretbe, die an Eisenbahnstationen und in dm daran grenzen den Ortschaften liegen. Jü dm entfernteren Dörfern aber fand ich.das Elend groß und nicht selten fehlte es den Verwunde ten an dem Nothdüxftigsten. Wiewohl die Pflege von Seiten d« preußischen Militairärzte und der barmherzigen Schwestern über jede- Lob erhöhen ist, so ist der gerügte Mangel nur in den unzureichenden Verkehrsmitteln zu suchen. Wir haben z. B. in Jicin esnem Bauer 6 Gulden für einen Leiterwagen pro Tag geboten, Pferde zu erlangen war unmöglich und wur den nur vpn dem Commandanten der Etappenstationen gestellt, waS erst durch militärische Requisition geschah. Wir besuchten die Lazarethe von Turnau, Liebuhu, Jicin, Horsitz, Horceno- vtz», Chlum, Schwety, MaSlorez. Nieteletz, Nechanitz und Schloß Hradeck. Von Dorf zu Dorf bis Königinhof sahen wir meist Schwerverwundete, bei Vielen waxen bereits Amputationen »MenoMipen. So lagen zu Horsitz in einem Zimmer ein Oesterreich», dem beide Beine, und zwei Preußen, denen Jedem ein Bein abgenommen war. Zu Schwety lagen die Verwun deten theilweise noch in der Kirche und zwar auf Stroh, das map den Dächern der Hütten und Häuser mtnommm hatte. Archer dem baaren Gelds, was uns der internationale Verein zur AustheiluNtz gegeben, vertheilten wir noch folgende Sachen: Hemden, Strümpfe, Unterbeinkleider, Verbandstücke, Leinwand, Wachstuch, Desinfektionsmittel (Chlorkalk, Eisenvitriol, Räu- cherefsenz), ferner Reis, Graupen, GrieS, Cognac, Portwein, Tabak, Cigarren u. s. w Ueberall Spurm und heftige Wir kungen von Cholera und Spitalfieber. An dem Abmd, wo wir in Ziem ankgmkn, wurdm ein Arzt und vier Krankenwärter von der Cholera befallen, der Arzt kam durch, aber schon am ««deren Morgen hatte die furchtbare Seuche die vier Kranken wärter hinweggerafft. Wahrhaft schrecklich war noch der An blick der Schlachtfelder von Königinhof, Jicin und Königgrätz. Eingeschossene und verbrannte Dörfer, zersplitterte Bäume, Helme, Käppis, Säbel und Tornister noch in vollen Haufen. Die Lust auf den Wahlstättm, besonders bei Königgrätz, Chlum und Sadowa ist förmlich verpestet und der Geruch betäubend; dazu widerliche, in Lumpen gehüllte Weiber, die auf den Fel dern nach Werthsachen wühlten." So weit das düstere Bild, das uns Herr Küntzelmann entrollt und im Interesse der ar men Verwundeten nebst seinem Reisegefährten weder Zeitver lust, Mühen und Strapazen gescheut. Auf ihr Ansuchen hat der internationale Verein weitere Transporte nach den bezeich nten Lazarethen abgehen lassen, und es wäre zu wünschen, daß der Verein aufs Neue umsichtige Männer mit dergleichen Commissionen nach den neueren Kriegsschauplätzen betraute. Nur durch solch' edles Thun und Wirken kann das unsägliche Elend gemildert werden, und sich dieser schönen Pflicht mit Opferfreudigkeit hinzugeben, werden sich ohne Zweifel ferner hin Bürger unserer Stadt finden, denen das Wohl leidender Brüder am Herzen liegt. — Der vielfache Nachschub von Truppen, theilö von Ne- cruten, theils Reservisten, theils Landwehrmännern, welche in der letzten Zeit Re Lücken in der mobilen preußischen Armee auszufüllen bestimmt waren, hat den Transport von Verwun deten aus den böhmischen Spitälern etwas in den Hintergrund Wgedrängt. Immer neue Mannschaften zogen noch Süden, und l ^ was aus Böhmen nach Norden kam, bestand aus einzelnen Verwundeten, Gefangenen, Offizieren, welche zu ihrens Depot- Cympagnien feilten, um Ersatz zu holen, anderen Offizieren, t welche Fahnen und Kriegstrophäen nach Berlin führten, barm- e herzige Schwestern, welche nach Verbandrequisitionen und Er- l frischungen hierher kamen rc. Erbeutete Kanonen sind durch s Dresden dagegen nicht passirt. In nächster Zeit erivartet man aber neue Transporte Verwundeter, und zwar glaubt man, daß / alle diejenigen, welche das Fcrtschaffcn aushaltcn können, um deswillen aus den böhmischen Lazarethen hierher gebracht wer den, damit sie vor dm ansteckenden Krankheiten, wie Cholera, Typhus und Lazarethsieber bewahrt bleiben, welche in Böhmen immer gefahrdrohender ihr Haupt erheben. Es ist daher eine ganz gerechtfertigte Maßregel, wenn man sich von Seiten der Lazarethdircction auf diesen Fall vorbereitet Ohnehin werden, wenn die Verwundeten auf der böhmischen Eisenbahn trans- portirt werden können, die Verwundetm-Züge wahrscheinlich zahlreicher kommen. Man hat daher an der betreffenden Stelle dafür gesorgt, daß die hiesigen Lazarethe möglichst geräumt, „evacuirt" werden, wie es die Aerzte nennen. So entführte gestern Morgen der Leipziger Zehhnuhrzug 226 Mann aus dm hiesigen Spitälern; es waren der Mehrzahl nach Oesterreicher, doch waren auch viele Preußen darunter. Sachsen waren nicht dabei. Theils zu Fuß, escortirt durch eine geringe Anzahl Soldaten, theils in Droschken, theils in Krankenwagm kämm sie an; viele hinkten an einem Stocke, andere halfm sich durch eine oder zwei Krücken fort, manche mußten getragen werdm. Da die Verwundeten nnangemeldet kamen, aber theilweise noch verbunden, sämmtlich aber noch gespeist und getränkt sein woll ten, hatten die beiden Wundärzte Schieck und Merz, sowie dis Verpflege-Commission alle Hände voll zu thun. Auch Herr Bahnhofs-Restaurateur Weise sorgte energisch fürLebmSmittel, und bald erhielten die Leidendm Kaffee und Brod, Nothwein und Limonade. Wir hörten nicht von Einem, daß er etwa nicht mit der Aufnahme in Dresden und speciell in seinem La zarethe zufrieden gewesen wäre. Sie waren Alle des Lobes voll. Ein Kaiserjäger sagte, seinen Hut mit den Hahnenfedern schwen kend: „Jetzt, wenn i halt immer in so'n Lazarcth käm', gelt, dös wär' a Freud'!" Und ein wohlgmährter Pommer meinte: „Ja, jesvrgt haben sie, wat das Zeug hielt!" Nun, wir meinen, in den Lazarethen von Magdeburg und Danzig, wohin die Ver wundeten gebracht wurden, wird es ihnen auch nicht fehlen, wenn es auch natürlich erfreulich ist, von allen Seiten das an erkannt zu sehen, was unsere Stadt in so ausgedehnter und bereitwilliger Weise thut. — Vorgestern sind drei hannöversche Lokomotiven hierher gebracht worden. Man vermuthet, daß sie auf der sächsisch böhmischen Staatsbahn zur Verwendung kommen sollen. — — Gegen 20 preußische und mehrere hannöversche Kano nen trafen vorgestern hier ein. Von den ersteren glaubt man, daß sie für die hier errichteten Schanzen bestimmt sind. — — Man erzählt sich, daß mehrere königlich sächsische Offi ziere vom Kaiser von Oesterreich in Anerkennung bewiesener Tapferkeit decorirt worden sind. — — Im katholischen Krankenhause zu Berlin befinden sich nachstehende verwundete Sachsen: Friedr. Brasch 16. B. 2. C., Schuß in's linke Bein; Gottl. Herm. Hochmuth 2. Jg -B. 3. C., Schuß in die Schulter; Carl Gottlob Müller 1 Jg.-B. C., Schuß in den Rücken; Traugott Seiffert 3 Jg.-B. 1 C., Schuß durch den rechten Oberschenkel; Gott hilf Wecke 2. A. 1. C., Schuß im rechten Unterarm; Friedr. Ziesche 2. B. 4. C., Schuß in den rechten Unterarm. — Bezüglich der Dienstleistung bei ausbrechendem Feuer in hiesiger Stadt Seiten der hiesigen Besatzung ist dem Ver nehmen nach von der königl. preuß. Commandantur die Er richtung eines Feuerpiquets verfügt worden. Hierzu wird täg lich 1 Compagnie für die Altstadt und 1 Compagnie für die Neustadt commandirt. Bei ausbrechendem Feuer in der Stadt chlagen die Wachen Feuerlärm und das Piquet nimmt Auf teilung in der Nähe der Brandstelle. Die erste Hilfe und Ab perrung der Straße wird, wie bisher üblich war, der hiesigen Turnersichast überlasten. — Vorgestern fuhren auf dem Dippoldiswaldaer Platze zwei Geschirre in einander hinein, so daß ihr beiderseitiges Lederzcug an den Pferden arg beschädigt wurde. Die Pferde selbst blieben glücklicherweise unversehrt. Die Geschirre gehörten zwei Spannbaucrn an, die, während sie bekanntlich bis vor gestern auf dem Vogeiwiesenplatz mit ihren Geschirren gewartet, plötzlich die erfreuliche Mittheilung erhalten hatten, daß sie wieder nach Hause fahren durften. Dies« Mittheilung sollen die Betheiligten in bekannter Weise gefeiert und sich dabei ihre Köpfe etwas angeraucht haben. Darin suchte man wenigstens den gemeldeten Zusammenstoß ihrer Wagen. — Der „Allgemeinen Zeitung" wird aus Wien vom 19. Juli mitgetheilt: „DaS Dunkel, welches über jenem Punct der Friedensvorschläge waltete, den der Kaiser unannehmbar be zeichnet haben soll, ist gelichtet. Es handelt sich um die mo ralischen Verpflichtungen, welche der Kaiser gegen seinen treue sten Bundesgenossen, den König von Sachsen, hat. Vielleicht soll der König von Sachsen für sein verlornes Land durch Böhmen entschädigt werden. Mglich ist, auf diese Eventuali tät die Erklärung des „Preußischen Staats-Anzeigers" zurück- zusührrn, daß Preußen Böhmen nicht annectmn wolle. That- sache ist, daß die Möglichkeit einer solchen Entschädigung des Königs von Sachsen bereits ernsthaft in hiesigen politischen Kreisen besprochen worden ist " — Zwei, hei einem hiesigen Bäcker an 2 verschiedenen Tagen erkaufte -1 Psd. Brode, wogen nur je 3 Pfd. 20 Lth., und auf bezüglichen Vorhalt erwiederte der Bäcker, er habe überhaupt keine 4 Pfd. Brode, sondern nur Brode zu 3 Pfk 20 Lth. — Ein 6 Pfd. Brod eines andern Bäckers wog nur 8 Psd. 10 Lth. Da die Bäcker gesetzlich gehalten sind, Brod nur in abgerundetem Gewicht, als 2, 4, 6 Pfd. netto zu ver kaufen, wogegen ihnen frei gestellt bleibt, den Preis des Pfun des selbst zu bestimmen, so dürfte hier wohl eine Ungesetzlich keit vorliegen. ' - "iM' — Zum Besten der Soldatensraum ging uns gestern eine Sendung von circa 4 Pfd. Honig in Wachs aus Rade burg zu. Wir würden diese freundliche Gabe sofort an da» Lazareth befördern, doch halten wir die Verwendung de» Ho-' nigs im Wachs für unpractisch. Wer daher im Sinne de» Gebers diese ausgezeichnete Delikatesse gegen entsprechenden Kaufpreis an sich bringen will, bemühe sich in die Expedition dieses Blattes. — Die Sammlungen zum Besten der verwundeten Sol datm werden hoffentlich auch durch die oft erprobten Mittel, zu Anregung der Wohlthätigkeit, durch Concerte, unterstützt werden. Unsere königliche Kapelle und das Hoftheater gehen mit ihrer schon früher angekündigtm geistlichen Musckaufführuntz, die nun am nächsten Sonntag stattfinden wird, rühmlichst voran. — Ebenso hören wir aus dem Plauenschm Grunde, " daß die beiden großen Vergmusikchöre, das Königliche <n Zau- keroda und das Freiherrlich v. Burgksche in Burgk, zusammen nächsten Sonntag ein großes Concert «n Garten des „Steiger" bei Potschappel geben werden. Da in letzterer Zeit der Plan erische Grund durch Vorpostmketten von uns abgeschnitten war und mancher diesm schönen Ausflug ungern entbehrte, auch die Züge der Eisenbahn wieder z. B. des Nachmittags 2 Uhr hin- ous und Abend ^8 blhr herein fahren, so dürste mancher Dresdner seinen SonntagLausflug dorthin richten. : — Vorige Woche wurde der beim Mühlenpachter Schind ler in Trebsen im Dienst stehende Knecht Sellm«mn auf dem Felde während des Anspannens seiner Pferde vom Schlage ge rührt und blieb auf der Stelle todt liegen. ' v — Am 22. d. M. brannte in Thum von der sogenann ten Herrenmühle das Mühlengebäude und das Stallgebäude nieder. Das Rittergut und die in der Nähe liegenden Häuser standen in Gefahr, doch gelang es der Löschmannschaft solche abzuwmden. — Nachts in der II. Stunde des 23. dieses Monat« brannten in Seifersdorf bei Radeberg, dm begüterten Grützner und Handschack die Scheunen nieder. — Wir erfahren aus bester Quelle: daß in der hiesigen Pionier-Caserne weiter kein Cholerafall vorgekommen und sich somit das Gerücht erledigt, wonach die Brechruhr daselbst neue Opfer gefordert habe. Ueberhaupt ist das Medicinalwesen in der Pionier Caserne unter Leitung des Herm vr. Fiedler auf das Beste vertreten. — Durch Vermittelung der hiesigen königlich preußischen Commandantur ist ein Verzeichnis; der in dem Treffen bei Gitschin und in der Schlacht bei Königgrätz gebliebenen, ver wundeten und vermißten Ossiziere und Mannschaften der kö niglich sächsischen Armee an die königlich sächsische Landescom mission gelangt. In dem an die königlich preußische Comman dantur gelangten, aus Wien vom 19. Juli daürten, vom kö niglich sächsischen Kriegsminister Herrn Generalleutnant v Ra benhorst Unterzeichneten Begleitschreiben heißt es: „Unter dm obwaltenden Verhältnissen ist es nicht möglich gewesen, eine richtige Liste früher nach Sachsen von hier aus gelangen zu lasten, selbst die vorliegende Offiziersliste kann möglicher Werse noch einzelne Jrrthümer enthalten; gänzlich verhindert ist man über durch die Verhältnisse, für jetzt eine nur einigermaßen auf Nichtigkeit Anspruch machende dergleichen Liste über den stättgehabten Verlust an Unteroffizieren und Mannschaften auf zustellen." — Da nun dieses Namensverzeichniß der Offiziere mit der gestern veröffentlichten Verlustliste bis auf 2 Namen übereinstimmt, ein Namensverzeichniß der Unteroffiziere und Soldaten rus den oben angeführten Gründen aber nicht bei- gcfügt ist, so theilea wir nur noch die summarischen Angaben der Liste mit. Es sind düs Todte: 13 Offiziere, 137 Unter offiziere und Soldaten; Verwundete: 39 Offiziere, 979 Unter offiziere und Soldaten; Vermißte: 2 Offiziere. 1285 Unter offiziere und Soldaten. Die in der gestern veröffentlichten Liste nicht Avfgeführten sind: Rittmeister v. Minckwitz vom 3. Rei terregiment und Portcpeejunker v. Götz vom 3 Jägerbataillon, die Beide verwundet worden sind. (Dr. I.) — D'c königl. preuß. Eisenbahnbetriebseommission und die königl. sächs. Ctaatscisenbahndirection machen bekannt, daß von heute an auf der königl. sächs.-böhm. Staatseisenbahn zwischen Dresden und Pirna ein beschränkter Personen- und Cilgut verkehr in's Leben tritt. — Als die erste preußische Husaren-Escadron bei Neichen- l Lach die sächsische Grenze überschritt und in der Nähe d»S ' ersten sächsischen Dorfes ankam, lief ein Bauer des betreffeMn