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«A ganz gesagt werden, und so darf nicht unmvLhnt bleiben, daß auch andere Motive mit fielen, z. B. Neugierde, nament lich der Wunsch, gesehen zu rverden und der Umstand, das» e« nur zum guten Ton gehört sich direct mit den Alcssnten in Verbindung zu sitzen „Die Crinolinm sind im Lazareth im Wege," sagte neulich ein A?zt, und ein anderer fügre hinzu: „Eine vornehme Dame am Kranlmbette eine- verwundeten Kriegers ist ein hübsches Bild für einm Maler, aber mir ist eine de.be Wartesrau lieber." Junge Mädchen aber — das mögen sich dieselben hiermit ganz besonders gesagt sein lassen — gehören gleich gar nicht in ein Lazareth. Eie sollten ihr Be- dürsniß nach Emotionen anderswo befriedigen, als da, wo Soldaten die Hemden wechseln. — — Der Nedacteur des Chemnitzer Tageblattes, Professor Lamprecht, »st von der Redaktion genannten Blattes zurück- getteren — In Chemnitz wurde am 19. d. der des versuchten Giftmorde» an seiner Ehefrau durch Phosphor angeklagte Strumpfwirker C. F. Stelzmann aus Nöhrsdorf zu zehnjäh rigem Zuchthaus verurtheitt. — Ein Theil der bei Dresden beschäftigt gewesenen Schanzarbriter ist nach Prag übersiedelt. — Bei Gelegenheit emer Kahnparthie auf der Elster ist bei Leipzig am Sonntag Vormittag 11 Uhr der 23jührige Handlung»commiü Gustav Jrmscher aus Dresden, im Geschäft des Hcrn Gustav Stecknec daselbst, ertrunken. — Bei dem allgemein hier sich kundthuenden Streben, das traurige Schicksal der hier in den Hospitälern darnieder- liegcnden Verwundeten auf die verschiedenste Art zu mildern und Hüssmittel zu Erreichung dieses samaritenschen Zweckes zu erlangen, glauben wir einen nicht unausführbaren Vorschlag zu machen, w.nn wir darauf Hinweisen, daß eine musikalische Auf führung seiten der jetzt feiernden Kräfte unserer Hosbühne für namhafte Beförderung des vorerwähnten Zweckes nicht un wirksam sein dürste. Wir haben gesehen, daß sowohl seiten unseres Hofes und der demselben so nahe stehenden Königin- Wittwe von Preußen, als auch von Privaten ansehnliche Geld spenden für die Verwundeten verabfolgt worden sind, sollte gegenwärtige Anregung bei der kompetenten Behörde nicht un- dtllig befunden werden, so dürfte sie Aussicht auf Theilnrhme des Publikums und Erlangung einer größeren Summe haben. Wir wagen nicht, eine Forderung auszusprechen, glauben aber im Sinne Vieler geredet zu haben, und fügen unmaßgeblich hinzu, daß in so ernster Zeit eine Ooernvorsiellung nicht ganz am Platze sein dürfte, auch das Hostheatergebäude der Vor stellung einen zu frivolen Ausdruck geben würde; wir haben dafür, daß die kgl. Intendantur ihr Augenmerk auf eine geist liche Musik, z. B. Mozarts Requiem, Psalmm von Mend:ls- sohn, oder Aehnliches ernster Richtung wenden wolle und zum Local die herrliche Frauenkirche ausersehen möge, die mit dem Ernste oes Gotteshauses Kühle der Temperatur und Hinläng- lichkeit des Raumes verbindet. — In der Nähe des Felsenkellers im Plauenschen Grunde hatte am Montag ein Reiter, dem Vernehmen nach ein hiesiger Photograph, das Malheur, mit dem durchgehenden Pferde auf der Brücke zu stürrcn, das rechte Bein zu brechen und außer- d.m eine starke Kopfwunde und verstauchten Arm davon zu tragen. Die Veranlassung zum Durchgehen des sonst ruhigm Pferdes war das laute und wiederholte Peitschengeknall eines mit seiner Equipage daherkommenden herrschaftlichen Kutschers, eine Ungehöri^keit, die leider schon viel dergleichen traurige Fälle herbeigeführt hat. — Eine große Menschengruppe amüsirte sich gestern vor einem Hause auf der Seestraße, in dessen erster Etage eine höchst drollig angeputzte, lebensgroße weibliche Gestalt zum Fenster heravSsah. Die dort einquartierten Soldaten machten sich mit dieser crinolinirlen Vogelscheuche ein Amüsement. — In Glauchau ist am 13. d. die verw. Aurich und Nachmittags deren Sohn, der Vicelandrichter im grast. Gerichts- Amt, an der Cholera gestorben. Ein Verwandter der Aurich aus Stettin, welcher auf Besuch dort war, soll düse Krankheit emgeschleppt h >ben. Vorsichtsmaßregeln sind getroffen. — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten, Mittwoch, den 18. Jali, Nachmittags 5 Uhr. Tagesordnung: A. Vortrag aus der Registrande. 1!. Vorschläge der Wahl deputation über die Wahl I) eines Mitgliedes der Beleuchtungs- depumtion, so.oie 2) e nes besoldeten NathsmrtgliedeS. 0. Vor träge der Verfaffungsdeputation über: I) den Antrag des Stadto. Müller l, die Gefährdung des Stadtgebietes durch Brände in der angrenzenvcn Dresdner Haide betr.; 2) ein Communicat des Cladtraths, die Aufnahme eines Darlehns von 5200 Thlrn. bei der Sparkasse für die Friedrichstävter Parochie zur Bestreitung der durch Erweiterung des Kirchhofs entstandenen Kosten betr.; 3) ein Communicat des Stadtraths, die diesseits beantragte Vermehrung der Wafferschrote in Fried richstadt betr. l>. Vortrag der Verfassung«- und Petitions deputation über die Anträge der Stadiv. Advocat Lehmann und Advocat Grüner: ob in Aufnahmefällen neben der Er- werbsfähigkeit noch der Besitz von Vermögen nachzuweisen sei und der Wegfall des Zusatzes über die Schuldenfreiheit des Vermögens bei der eidlichen Bestärkung desselben statt finden könne? k. Bortrag der Verfassung»- und Finanz- deputation über ein Communicat des Stadtraths, die nachträgliche Bewilligung des durch Restauration der Frauen kirche entstandenen Mehraufwandes von 1951 Thlr. 19 Ngr. 9 Pf. betr. 1) Vorträge der Finanzdeputation über: 1) ein Postulat von 500 Thlr. zu Vermessung der öffentlichen Plätze und Straßen zum Behufs des Voranschlags der Reinigung!» kosten; 2) die stavträthliche Beantwortung einer diesseitigen Er innerung gegen vie Stadtbauamts-Rechnung pro 1862; 3) eine dergl. der gegen die Sparkassen-Rechnung pro 1862 diesseits gezogenen Erinnerung; 4) ein Communicat des Stadtraths, die nachträgliche Bewilligung von 123 Th r. L8 Ngr. für Baum und Strauch-Anpflanzungen auf dem Neustädtcr neuen Kirch hofe betr.; 5") ein dergl., die Verlegung de« Schicßhauses und Bogcnschützer.iestes und ein dcssallsiges Vorm-ssungg.-Postulat von 280 Ti,lr. detr ; 6) ein dergl., einPostuütt von 252 Thlr. >6 Ngr. 3 Pf. communlichm Adjaccnzbeiirag zu Herstellung emer Hauptschleuße auf da vaÄrMrn IchWÄS- und Mo«ezin«kl- straße betr.; 7) ein dergl., den Bau eine« neuen Annen - Real- Schulgebäudes detr ; 6) Vorträge der PettliovSdeputation. Zum Sch uß geheime Sitzung. LaqevqesMetzte. Oesterreich. Nach der „Wiener Ztg." hoben am 12. Juli sammttiche Beamte und Li ner der trugen Staatsbehörden einen dreimonatlichen Gehaltsvorschuß bekcmmm. — Daü Kttegk- ministtrium, schreibt man un'ecm > 1. Juli au» Wien, packt, um nach Ofen, die Preßleitung packt um nach Gratz, da» Tele graphenamt packt, um irgenwv übcrzusiedeln. Zwei der bedeu tendsten Wiener Zeitungen bereiten sich eb-nfalls zur Auswan derung vor. — In Wien arbeitet man Tag und Nacht «'N Hinterladungsgewehren, diese dürften aber, wie die Wiener selbst bekennen, schwerlich zur rechten Zeit fertig werden. — Ein Kö nigsberg« Blatt sagt, daß Oesterreich seine Ansprüche auf Schleswig-Holstein an Frankreich cedirt habe ES entbehrt dieses Gerüchl jeglichen Grunde«. — Oefterreichische Truppen ^»uS Wälschiuol passirten durch München. - Der Abgeordnete 'des ungarischen Reichstags von Bencski, welcher sich zur Nord- armee begeben hatte, ist am vierten Tage nach seinem Eintreffen auf dem Kri gsschauplatze in der Schlacht von Königgrätz von elf Kugeln getroffen worden. Acht Kugeln blieben in seinen Kleibern stecken, drei andere verwundeten ihn an Händen, Füßen und in der Hüfte. Doch sind die Verwundungen nicht lebens gefährlich. — Wien, 12. Juli. (Presse.) Heute Morgen langten ma. ersten Truppen aus dein Süden hier an. Es dürsten bei läufig 6000 Mann, meist Infanterie gewesen sein — In Szegedin und anderen Städten des südlichen Ungarns sind Pro klamationen von Koffnth und Klapka angeichlagcn worden. D'e Aufregung in Ungarn wächst. An verschiedenen Orten zeigen sich Aufständische in Waffen. — Ter „Kamerad' kann nach ,den sichersten Quellen" mittheilen, daß „die Nordarmee seit drei Tagen wieder in vollster geordneter KriegSb-r üschaft mar- schirt, und daß nur die schmerzlichen Lücken an Offizieren und Mannschaft Zeugmß von den überstandenen ver!,ängnißovllen Kämpfen geben". — AuS Linz vom 10. Juli wird gemeldet: Budweis ist bedroht; hier wirb Anstalt zur Verpackung der öffentlichen Gelder getroffen. Die Dampfschifffahrt ist einge stellt. — Prag, 10. Juli. (W. Pr.) Der preußische Truppen- Commanda.tt GM. von No'enberg - Gruszchnski bewohnt die k. k. Hofburg am Hradschin. Nebst Vene General den ahnen auch der Generalstabechef, die Adjutanten und Offiziere e :> suite die k. k. Hosburg. Die sämmtlichen Pferde de» Generals und seiner Suite sind in den k. k. Stallungen untergebracht, und am drittm Burghofe stehen eine Anzahl Bagagekarren. D e k preu ßischen Fahnen, welche seit Sonntag Abend vom Hradsct .n herab wehen, sind an jenem Theile des Schlosses angebracht, welchen Se. Majestät der Kaiser Ferdinand bewohnte. Die p -ußische Schloßwache befindet sich auf der linken Seite vom Hau,, schioß- thore, während die Räumlichkeiten der Hauptwache der Bedie nungsmannschaft der oberhalb der neuen Schloßstiege ausgestellten Geschütze an.^ewieftn wurden. Unmittelbar vor der k. k. Hof burg sind zwölf abgeprotzte Ge'chütze schußfertig situirt und zwar so, daß zwei die neue Schloßstiege «nd zwei die Spornergaffe beherrschen; die übrigen acht sind der Stadt zugsirerdet. Am Hradjchiner Platze ist eine Proviantcolonne de« 7. Armeecorps, etwa 40 Wagen, aufgestellt. An der Franz-Josephs-Kaserne am Hradschin, wo noch eine bedeutende Anzahl k. k. österreichi scher Verwundeter untergebracht ist, ist gleichfalls eine preußische Scbildwacbe ausgestellt. Brünn, Dienstag, 17. Juli. (W. T. B.) Benedek ist nicht mehr Oberbefehlshaber der österreichischen Nordarmee. Ein Attache Beneoertr's wurde von hier am 14. Juli nach Wien gesandt. Die Brünn-Prager Bahn ist für Militärzwecke in G.brauch. Der Kconprinz hat am 15. d. M vor Llmütz ein glückliche» Gefecht gegen Sachsen und Oesterreicher mit Erbeu- tung von 16 Kanonen gehabt. (Dr. I.) Preußen. Generalleutnant v Moltke, der geniale Chef deS Generalstubes der preußischen Armee, welcher den Kriegs- plan für die Armee bearbeitet hat, ist ein geborener Däne, aber seit über vierzig Jahren in preußischen Diensten. Er trat zu erst als Leutnant m's 8. Infanterie-Regiment und wurde atS Hauptmann bereits zum Generalstabe commandirt. Als zwi schen der Pforte und Mehemed Ali von Aegypten 1839 der Krieg von Neuem ausbrach, wurde Freiherr o. Moltke als militärischer Beobachter von Seiten der preußischen Regierung in's türkische Hauptquartier geschickt und nahm an dem Ge fechte von Nisib in Syrien Theil. — In Prag wurden bei der Besetzung dvrch die Preußen 20 Locomotiven und 2000 Eisenbahnwagen vo-gefunden. — An mehreren stark vom Publi kum srequentirten Plätzen zu Berlin sind jetzt blecherne Lassen zum Behuj der Sammlungen von Beiträgen für Verwundete angebracht; hingegen sind die Sammlungen von Erfrischungen und dergl. auf öffentlichen Plätzen eingestellt. — In Bremen waren am 14. Juli über 45,000 Thlr. für die Verwundeten eingegangen. — Die „Kreuzzeitung" sagt: Rußland hat erklärt, daß es bei bewaffneter Einmischung Frankreichs euch seinerseits einschreiten werde. — In Heidelberg und Carlsruhe hat man Anordnung zur Fonschaffung der öffentlichen Lassen getroffen. — In der Politik des französischen Cabinets ist insofern eine Wendung eingetreten, als es sich im Wesentlichen mit den preußischen Friedenspräliminarien einverstanden erklärt und die Fortietzung seiner Vermittelungs versuche von ihrer Annahme in Wien abhängig gemacht hat. Sollte der Wiener Hof ablehnen, so würde Frankreich nicht länger seine „guten Dienste" für ihn aufwenden, sondern Oesterreich seinem Schicksal überlaffen. E« würde dann wohl auch die Abtretung VenetienS, welche diese guten Dienste einleitete, als nicht geschehen betrachtet werden. Aus Brünn kommt die Nachricht, daß über eine dreitägige Waffenruhe verhandelt wird, was wohl r.icht außer allem Zu sammenhänge mit jenen neuesten, nach Wien gelangten fran zösischen Vorschlägen steht. Ein eigentlicher Waffenstillstand würde erst nach Feststellung der Friedensprälim narien geschloffen werden. — Der Kursurst von Hessen hat in einem eigenen Handschreiben an den Köniz den düngenden Wunsch ausge sprochen, sich auf eine seiner Privatbesitzungen in der Schweiz hat 1h« quartier 'd-Müf ettzenhiMg geantwortet, daß ihnsfein W« sosort gewährt werden würde, wenn er in die ihm schon ftüh:r aestellren Bedingungen (Bündniß mit Preußen te.) willige. Dazu hat sich der Kursürst di« jetzt nicht enftchließen können. — In Berlin sind di» zum 12. Juli Mittag» an Cholera- Erkrw kungm 1451 gemeldet, hinzuge-reten sind vom 12. bi» 13. Mittags 144 (dabei 51 Todesfälle), vom 13. bi« 14. Mittags 178 (dabei 65 Todesfälle), so daß im Ganzen von Beginn der Epidemie an 1773 Erkrankungen angezeigt worden sind. Bon den erkrankten Personen sind b:S zum 14. genesen 133, gestorben 974, in Behandlung geblieben 666. Frankfurt, 14. Juli. (Fr. I) Nachdem gestern Mittag in Folge emer Entschließung de« Höchstcommandirenden die Vertheidigung unserer Stadt aufgegrbm worden war, fand als bald die Einstellung der auf den umliegenden Höhen begonne nen Schanzarbeiten statt und wurden die Arbeiter autgelohnt und entlaffcn. Pari«. Nach der „Jndöprndence beige" sind die Be dingungen de» Waffenstillstandes zugleich mit den Oesterreich gemachten Friedenspräliminarien am 13. Juli früh oder am Abend vorher von Paris abgegangen. Sie seien vorher dem Fürsten Metternich und Herrn v. Beust mitgethcilt worden, hätten deren Billigung erhalten und hätten diese beiden Diplo maten versprochen, dieselben zu befürworten Die Antwort au« Wien werde alsbald erwartet. Von der italienischen Grenze, 12. Juli. Preußm liefert an Jtrlien 20,000 Zündnadelgewehre mit dem Geheim nis der Munition; 30,000 weitere sind bestellt. * Das Zündnadelgewehr. Dieses mörderische Schieß werkzeug hat in dem jetzigen Kriege eine solche Wichtigkeit er langt und die allgemeine Aufmerksamkeit in solchem Grade auf sich gezogen, daß einige Notizen darüber unfern Lesern nicht unwillkommen sein werden. Das Zündnadclgewehr ist im All gemeinen ein Gewehr, bei welchem die Entzündung des Pulvers nicht durch ein Feuer- oder Percujsionsschloß, sondern durch eine spitze Nadel bewirkt wird, welche eine Feder in die in der Patrone befindliche Zündmafse einstößt. Die ersten Gewehre dieser Art wurden von vorn geladen, die Gewehre neuer« Construction sind aber säinmtlich Hinterladungsgewehre. Im Speciellen bezeichnet man mit diesem Namen das 1832 von dem Apotheker Dreyse zu Sömmerda in Thüringen erfundene Jnsanteriegewehr, welche» b.S 1835 so weit vervollkommnet wurde, daß es Preußen als Hauptwaffe für die Infanterie ar» nahm, es in großen Massen anferrigen ließ und es von 1848 an nach und nach an die gesammte Infanterie mit Einschluß der Landwehr verausgabte. Die Gewehre werden gefertigt in den Fabriken zu Sömmerda, Spandau, Danzig und Erfurt. Das Gewicht des Gewehres beträgt 10 —11 Pfund und ge währt einen sichern Schuß bis 700 Schritt. Die großen Vor theile dieses Gewehres beruhen in dem einfachen, wenig Repa raturen unterworfenen Mechanismus und in dem schnellen, be quemen Laden in jeder Lage. Das Zündnadelgewehr ist von größeren Staaten nur in Preußen eingeführt und von diesem Staate an mehrere kleinere Staaten abgetreten worden, so an die sächsischen Herzogthümer, Waldeck, Mecklenburg, Bremen. In neuerer Zeit hat auch das Kurfürstrnthum Hessen ähnliche Gewehre beschafft, andere größere Staaten, wie Frankreich und England, machen Versuche mit Zündnadeln. Für die Jäger und Schützen sind in Preußen Zündnadelbüchsen eingeführt, für die Aüsilierregimenter Zündnadelgewehre, welche etwa» kürzer find und aufzupflanzende Haubayonnete haben. Das System des Zündnadelgewehres findet auch bei den Jagdgewehren viel fach Anwendung unter den verschiedenartigsten MoLlficttionen.' — Schon hieraus ergiebt sich, daß die Construction des Gewehre» kein Geheimniß ist; ebensowenig ist dies der Fall mit der ent zündlich-!, Masse, welche in dem Zündspiegel, einem Papier röllchen steckt und durch den Such der Zündnadel cxplodirt. Diese Masse ist oftmals chemisch untersucht und man kennt ihre Bestandtheile sehr genau, wie denn ein Apotheker in Borna sie in Menge für einm dortigen Büchsenmacher anfertigt, der Zündnadel-Jagdbüchsen in großer Menge liefert. Wohl aber soll es noch zweifelhaft sein, ob die von Nichlpreußen ange- fertigle Zündmasie so dauerhaft ist, daß sie noch nach vielen Jahren durchaus verwmdbar ist. Jedenfalls ist die Art der Zubereitung der Zündmasie in den preußischen Arsenalen, also die Technik bei der Zusammensetzung der verschiedenen Stoffe, bisher Geheimniß der Preußen, und es möchte jahrelanger sorg- fälliger Versuche bedürfen, um den Standpunkt bei der Be reitung zu erreichen, dm die Preußm jetzt inne haben; denn man darf nicht vergessen, daß dieselben seit 1832 an dieser Erfindung studirt haben. * Es ist eine eigene Sache um die Gemüthlichkeit; selbst im Kriege kleidet sie dm Schwaben gut, wie man au» nachstehender Rede entnehmen kann, die ein Württemberg« Hauptmann an seine eben neu gebildete Compagnie bei Ab nahme des Fahnmeide» gehalten hat: „Jetzt will i au e paar Worte zu meine Leut rede," so begann da» würdige Haupt d« Compagnie und fuhr dann nach einer kleinen Pause fort: „Mir Schwabe brüste uns net. Mir glaube au net, daß mir die Welt auffresse. Aber 'nei haue thu mir mit unsre Fäuscht, soviel als mir könne!" Sprach« und der Chorus der Com pagnie antwortete wie aus Einem Munde: „Ja, dös thue mir!" 8 * Der Streit zwischen den Feilenarbeitern un^"7" Fabrikanten in Sheffield, der ,6 Wochen gewährt, ist ' endlich zu Ende und die elfteren haben seit dem 18. d. Wied« die Arbeit aufgenommm — unter dm früheren Bedingungm, nur daß die Arbeitgeber versprochen, die Forderungen der ver- schftdenen Abiheilungen einzeln in Erwägung ziehen zu wollen. Die Verluste dieser Arbeitseinstellung sollen allein auf Setten der Arbeiter 70- bi« 80,0<>0 Pf). St. betragen, von den Fabri kanten sind mehrere dadurch zum Bankerotte gebracht worden. * Auf das Quarrö, in welchem sich bei Custozza Prinz Humbert befand, rnachttn bekannt ich die freiwilligen Ulanen mit unbeschreiblicher Bravour mehrere Attaquen, die mit nicht minderer Tapferkeit und Ruhe abgeschlagen wurden. Als die