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«jpch früh 7 Uhr. ^ S«stt«te chvrrhkn angenommrn: »iS Aßend» S.Sonn. tag» bi, Mittag« i 1» Uhr: Marirnstraße 1». M-MU»«».'«. i Unzrig. in dies. Blatte Gaden eine erfolgreich« V«rtrritung. Auflage: Ll8,000 Exemplar» » «ni^^iichroVgr. bei unentgeldlicherLi«« feruvg in'« Ha»,. Durch die USoigl. Paß vierteljährlich Ngr. Einzelne Nuuuneru 1 Ngr- Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" di« Zeile 2 Ngr. Druck and LigarHmn der Herausgeber: Kirpslh sk Reichardt. — Verantwortlicher Redactenr: IlliiUS Nekkhardt. D««sdt«; dm 14 Juli. — Angesichts der großen Ereignisse, welche die Welt durchzittern, gnifen deutsche Dichter in die Harfe, Gott in ihre Brust gestellt, und singen entweder von den Thaten der Krieger oder zum Trost Derjenigen, die in Noth und Bedrängniß schmachten. So hat Emil Rittershaus, ein acht deutsches Dichtergemüth, ein Gedicht geschrieben, das die Ueberschrift trägt: „Zu Hülfe!" Es sind Worte der Begeisterung, welche zum Besten der Verwundeten das Mitleid wachrufen, und ein hie siger Verein hat es übernommen, das Gedicht im Druck zu verbreiten. Dian verschmähe nicht diese Gabe der Poesie, wo sie dem Bemittelten zum Kauf geboten wird. Zeiten der Noth lasten zu allen Mitteln greifen, und wie die Poesie dem Men schen schon hier die Weihe des Himmels giebt, erfüllt sie ihre Sendung doppelt, wo es ihr gelingt, die Herzen zum Mitleid und zur Barmherzigkeit zu entflammen. Barmherzigkeit ist mehr als Heldenruhm, denn in der Barmherzigkeit kann sich der Mensch mit dem Allerbarmer messen. Beherzige dieß ein Jeder, dem diese Zeilen vor Augen kommen. „Zu Hülfe!" wie die letzte Strophe des Gedichtes von Emil Nittershaus beginnt: „Zu Hülse! — Hier ist Hülse Noth! Tic Herzen und cie Säckel offen! Die Wunden brennen blutigrotl). Laßt nicht umsonst aus Balsam hoffen." — In Folge eines Ausrufes, ausgehend vom Herrn Ober förster Börner in Seidewitz, hat sich am 7. Juli im Gasthofe Fischendorf für den Amtsbezirk Leisnig ein Provinzial - Verein „zur Pflege für verwundete und im Kriege erkrankte Soldaten" «onstituirt. Zu Vorständen des Vereins wurden die Herren Gerichtsamtmann Eisenbeiß und Bezirksarzt vr. Klinger in Leisnig einstimmig gewählt; die Führung des Kastenwesens aber dem Herrn Forstmeister Börner daselbst übertragen. Der Verein wuchs an genanntem Tage auf vierzig Mitglieder an. — Aus NegenSburg schreibt die „Augsb. Postztg.": „Ich komme von einem wahrhaft erhebenden Schauspiel. Heute (6. Juli) sind gegm 5000 Sachsen, von Böhmen kommend, nach Oesterreich per Bahn hier durchgezogen. Patriotische Bürger hatten durch Placate ausgefordert, die braven Bundestruppen zu bewirthen. Das geschah auch in einer Weise, welche den Truppen eben so sehr zur Freude, als Regensburg zur Ehre gereicht. Die Königin von Sachsen war mit unserer Königin- Mutter selbst auf dem Platze und beschenkte eigenhändig ihre Landeskinder". — Vorgestern wurden die Herren Aerzte vr. Gräfe, Hähnel und Fritz Schurig vom Ministerium dem Kriegsschauplätze zu- -eschickl. Gestern traf Herr Hofarzt 1)r. Brauer mit einem Transport Verwundeter hier ein und wird in einigen Tagen wieder abreisen. — Seit dem Beginn des Schanzenbaues beim „Lämmchen" ist die große Ziegelgaste eine der verkehrsreichsten Straßen ge worden. Tagtäglich sieht man neben den Blasewitzern Omni bussen und den zahlreichen Droschken viele Spaziergänger nach der äußeren Blumenstraße pilgern, um den Schanzenbau in Augenschein zu nehmen. Am höchsten aber steigt die Frequenz in den späten Nachmittags« sowie in den Abendstunden, wo sich zu den Spaziergängern noch die heimkehrenden Schanzengräber, sowie alle Diejenigen gefallen, welche mit Holzstämmen rc. schwer- , beladen stadteinwärts ziehen. Die letztgedachten Lastträger dürf ten jedoch von jetzt ab seltener zu sehen sein, da, wie man ver nimmt, dem widerrechtlichen Einheimsen von Holz von den nie dergeschlagenen Beständen des Blasewitzer Tännichts Seiten der betreffenden Behörden Einhalt gethan worden ist. — Die Mitglieder der Liederhalle vom Volksgarten (Lincke- schen Bades) werden unter Leitung des Herrn NergeS nächsten Sonntag im Saale der Tonhalle auftreten. Dieselben sehen sich hierzu um deswillen veranlaßt, weil die Wiederaufnahme der Instrumenta concerte im Volksgarten unter den gegenwärtigen Zeitverhältnissm das gleichzeitige Auftreten des Liederhallm- Personals nicht thunlich erscheinen läßt. — Wie aus einem Privatbörse aus Magdeburg zu ent nehmen, beabsichtigen dort eine Anzahl beschäftigungsloser Ar beiter in Folge eines Berichts in der Magdeburger Zeitung, wonach für Dresdm eine große Anzahl Schanzengräber gesucht würden, für den Fall, daß die hiesigen Lohnverhältniste con- venirm solltbi, sich für die hiesigen Schanzenbauten anwerben zu lasten. — Wie dem „Dresdner Journal" mitgetheilt wird, ha ben die Verleger der beiden Chemnitzer Blätter: „Chemnitzer Tageblatt" und „Chemnitzer Nachrichten" — derm Weiterer scheinen am 5. d. M. untersagt wurde — gestern die Geneh migung zum Wiedererscheinen derselben erhalten. — Die königi. preußische Eisenbahnbetriebscommission und die königl. sächsische EtaatSeismbahndirection machen bekannt, daß mit dem heutigen Tage auch im Bereiche der königl. säch sischen westlichen StaatSeiflnbahnlinien und der Gößnitz-Geraer Privatbahn der Personen- und Güterverkehr wieder «öffnet wird, wenn auch nur in beschränkter Weise. Der Personenver- kehr findet nur unter Legitimationskartencontrole statt und ist auf preußische, unverdächtige sächsische und Unterthanen solcher Staaten beschränkt, welche mit Preußen sich nicht im Kriege befinden. — Zwei große Granatenstücke aus gezogenen Kanonen, auf dem Schlachtfeld von Königgrätz unter Tausmden aufge lesen, wurden uns gestern in unsere Expedition gebracht, wo solche zur Ansicht bereit liegen. Grauen und Entsetzen er weckt der Anblick der compactm Eisenstücke im Gewicht von einem Pfund. — Von der Gemeinde Mohorn und Grund durch Ver anlassung des Gemeindevorstandes Knäbel wurden gesammelt und an das Hauptdepot, Waisenhausstraße 3, abgeliefert: 155 Hemden, 23 Betttücher, 2 Unterhosen, 1 Kiste Charpie, 1 Packet alte Leinwand rc. und an Baarem 6 Thlr. 22 Ngr. 5 Pf. — Einem Privatbriefe aus Wim mtnehmen wir Folgen des in Betreff sächsischer Soldatm; Hauptmann Verworner soll sich mit der Artillerie in Linz befinden. Hauptmann v. Abend- roth und Hauptmann v. Gutbier von der Infanterie, sowie Hauptmann v. Hausen von der Jägerbrigade, Hauptmann v. Äottka von der Infanterie, Leutnant Pöge, früher in Wurzen, sind blessirt zu Wim, doch ohne Gefahr. Hausen und Rottka sind neuerdings in der Gerold'schm Villa zu Neuwaldeck aus genommen worven. sowie Pöge auf der Arthaber'schm Villa. — Die werkthätige und opferbereite Hingebung, mit der sich eine große Menge von Frauen und Jungfrauen aus dm höhern Ständm die Fürsorge für die jetzt in unseren Mauern weilendm armen Verwundeten angelegen sein läßt, verdient an und für sich im hohen Grade Anerkennung und Niemand ist mehr als wir selbst von dieser Anerkennung erfüllt. Nichts destoweniger will es uns andünkm, als ob jenes Samariter thum in seiner jetzt üblichen praktischen Ausführung doch auch seine Bedenken habe. Nach unserer innersten Ueberzeugung will sich für das weibliche Geschlecht oft nicht einmal der nur flüch tige Besuch solcher Krankenstätten, noch viel wmiger das län gere Verweilen in denselben schicken. Das Amt der persönli chen Pflege ist nur in den Händen derer am bestm gewahrt und aufgehoben, die, wie die Diaconissm, ihren eigentlichen Le bensberuf darin suchen und finden! Man denke nur auch an die Rücksicht auf die armen Verwundetm selbst. Wir berufen uns in dieser letzteren Beziehung auf die behandelndm Herren Aerzte. Sie werden uns ohne Ausnahme bezeugen, daß der, aller HoSpitaldisciplin widerstreitende Zudrang des, nicht von ihnen selbst zur Pflege berufenen weiblichen Geschlechts zu den Lagerstätten der Verwundeten für die Letzteren in vielfachster Beziehung nicht nur im höchsten Grade störend, sondern geradezu nachtheilig ist. Diesem Zeugnisse würden sich gewiß auch die Verwundetm selbst anschließen, die vor Allem nach Ruhe auf ihrem Schmerzenslager verlangen. Darum, Ihr Frauen und Jungfrauen! beschränkt Eure Theilnahme an dem Schicksale je ner Armen auf die bisher schon geübte Spende reichlicher Früchte Eures häuslichen Fleißes und sonstigm Liebesgaben. Ent haltet Euch aber nach Möglichkeit deS persönlichen Besuches jener Kcankenstättm — Aus Reichenau bei Zittau, dm 10. Juli, schreibt man unS: Soeben war ein Zimmermeister aus Markersdorf bei Reichenau bei mir, welcher, so wie ich, einen Sohn beim sächsischen Militär hat und denselben im Felde aufzusuchen über Reichenberg, Lie- benau, Trautenau nach Gitschin gegangen ist, ohne seinen Sohn zu finden. Was mir der Mann erzählt hat, was er gesehen und erlebt, sagt er, übersteigt alles Grauenhafte und Entsetz liche, was die erhitzteste Phantasie nur zu denken im Stande ist. Zunächst erzählte mein Gewährsmann, kamen wir, ich und ein Nnchenberger, unter einen Haufm Verwundeter. Der Rei- chenbcrger hatte einen Korb voll Brod gekauft, weil die Sachsen schon drei Tage ohne Nahrung geblieben warm. Als er mit dem Brode ankommt, wird es ihm von Italienern aus der Hand gerissen und kein Krümchen kam an unsere schmachtenden Sachsen. Ebenso erging es dem Zimmermeister mit einem Arm voll Sem meln. Wenn man aber erwägt — wie sich Sachsen beeilt, die Blessirten jcdm Staates mit Wohlthatm zu überschütten, wie man sich beeisert, ihnen Erquickungen aller Art zukommen zu lassen, so wmdet sich einem freilich daS Herz im Leibe um, daß unsere Landeskinder im tiefsten Elend fast verschmachten. Wäre es nicht möglich, daß unser König durch eine Massen-Petition möchte zu bewegen sein, die Sachsen ihrem Lande wieder zuzu führen, damit unfern schmachtenden Soldaten ein erträgliches LooS zu Theil würde! — AuS den Briefen eines sächsischen Offiziers bringt die „D. A Z." mehrere Auszüge, aus denen wir Folgendes mt nehmen: „Der Weg, den beim Beginn drS Krieges die sächsi schen Truppen nach Böhmen genommen, ging zum großen Theil über Altenberg Der Marsch durch den Böhmerwald war Herr- i lich. Nach zwei Tagen war die Strecke von Dresden bis Tep- 1 litz zurückgelegt Nicht ohne Wehmuth ward bei Zinnwald die Grenze überschritten ; ein Jeder fragte sich im Stillen, ob er wohl je dm heimathlichen Boden wieder betreten werde. Ln der Grmze wurdm die Truppen von dem österreichischen In fanterieregiment „König von Hannover" feierlich begrüßt. Kö nig Johann hatte dm Weg über Peterswalde und Mücken» thürmchen genommen. Tief ergreifend soll es gewesen sein, al» derselbe an der Spitze der Reservedivision unter General von Stieglitz den Fuß zuerst auf böhmischen Bodm gesetzt Eine ziemliche Weile hatte er vor dem schwarz-gelben Schlagbaum gehaltm, in ernster Stimmung versunken, dann hat er da» Haupt erhoben und mit einem: „Wie Gott will, mit frischem Muthe vorwärts!" hat er dem Pferde die Sporen gegeben. — Am 21. und 22 Juni wurden die sächsischen Truppen über Prag in die Gegend von Pardubitz vorgeschoben, woselbst eine neue Formation der Armeedivision vorgenommm werden sollte. Drei Tag lang angestrengtester Marsch dahin, doch die Mann schaft wohlauf. Bei der Ankunft mußten einer einzigen Com pagnie allein 200 Paar Stieseln besdhlt werden. Bis dahin war die Verpflegung eine gute, die Aufnahme seitmS der Be völkerung ließ nichts zu wünschen übrig. Di« sächsische Gut mütigkeit zeigte sich dagegen auch überall und nur ungern wurden die überaus reichen Saatfelder, die in wenig Wochen die schönste Ernte gegeben hätten, unter den schweren Tritte» von Mann und Roß binnm wenig Minuten bis zur völligen Vernichtung niedergetreten. Aber auch hier war kein Bleiben. Unvermuthet ward am 26. Juni Abends das Signal zum so« fortigen Ausrücken gegeben. Es ward von 8 Uhr an die gan.e Nacht hindurch bis früh 7 Uhr marschirt, ohne allen Aufent- halt, gegm Neichenberg zu, blos um dort sofort wieder kehrt zu machen und beinahe denselben Weg bis nach Jungbunzlon zurückzulegen! — Offiziere und Diannschaften warm infolge dieser Anstrengung zum Umsinken matt und die meisten warfen sich sofort auf die bloße Erde zum Schlafen nieder. Ermüdung und Hunger hattm für den Angenblick alle anderen Gefühle zurückgedrängt. Man bivouakirte auf den Anhöhen vor Jung- bunzlau und an dm Abhängen der Jser. Von der außeror dentlichen Sonnengluth schwärzten sich Hände, Hals und Gesicht, als ob sie im Feuer verbrannt wären." — Eine fein colorirte Ansicht des malerischen Schlöffe» Nachod, von welchem wir eine kurze Schilderung brachten, ist im Schaufenster der Buchhandlung von Dietze auf der Frauen» straße ausgestellt. — In Annaberg müssen in den Fabriken, welche in die ser bedrängten Zeit überhaupt noch Leute beschäftigen, die Fabrikmädchen alle Tage eine Stunde Charpie zupfen. — Am 12. d. Mts. hat Herr I. G. Marschner, Besitzer des Restaurant im Königl. Belvedere der Brühl'schen Terrasse, durch die Vermittelung des Theateragentm Hrn. C. Ferd. Kox, dem concess. Director Hrn. Fr. Wohlbrück die selbstständige Leitung der von Hrn. Marschner im vorigm Winter in's Le ben gerufenen und mit 1. Oct. d. I neu beginnenden Sing spiel Halle übertragen. Herr Wohlbrück, der unS Allen a!» vorzüglicher Komiker noch in guter Erinnerung geblieben ist, wird gewiß bemüht sein, durch eine tüchtige Gesellschaft und ein neues pikantes Programm den Anforderungen der Jetztzeit zu entsprechen. — Wie wir erfahren, wird Frau Director NeSmüller nächsten Sonntag, den 15. d., zum Besten der verwundetm Krieger im Eleventheater eine Vorstellung geben, welche ihren Anfang Abends j8 Uhr nimmt. Im Hinblick auf dm wün- schcnswerth erscheinenden, möglichst zahlreichen Besuch soll kein bestimmtes Entree festgesetzt, sondern an der Casse nach freiem Beliebm gespendet werden — Wie die Wiener „Presse" aus Brünn meldet, befin den sich unter den dorthin versprengten Truppen auch gegm 1000 Sachsen. Sie erzählm mit Bitterkeit und Schmerz von den erlittenen Verlusten, die namentlich bei dem Rückzuge auS der Schlacht bei Königgrätz bedeutend waren, indem sehr viele Sachsen von der Infanterie und Cavallerie nicht sowohl in der Elbe, als in dm unter Wasser gehetzten sehr tiefen Gräben des Festungsrayons ihrm Tod fanden. — Im städtischen Krankenhause zu Löbau befanden sich am 10. d. Abends noch 34 verwundete Soldaten, unter die sen vier, der 1. Jnfanteriebrigadr Kronprinz angehörige Sach sen und zwar: Ed. Wagner aus Reichenau 2. B. 2. C., St. Neinisch aus Niederleutersdors I. B. 2. C., Ed. Grüner aus Euba 2- B. 4. C und A. Heinke aus Eiserode 4 B. 3. C. — Seit vorgestern Abend sind folgende sächsische Solda ten hier angekommcn und theils im Hospital am König»- brückerplatz, theils im Stadtkrankenhause untergebracht worden: Vicecorporal Münzner 8. B. 2. C., Soldat Weiser 6. B 1. C., Aug Grimm 8. B. 1. C-, C. Mühlmann 7. B. 2 C, G. Hilf 6. B. 3. C„ I. Zschäpitz 9. B. 4. C., Ed. Sach» 4. Jäg.-B. 2. C., C Meyer 2. B. 2. C, Gust. BöSwetter 8. B. 2. C., Ed. Pumper 8. B. 2. C, E. Kropp 8. B. T C., L.