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.Wäi-lsKi" hat lrutz auf 3 Monate und gegen denRedacteur Wie- «uf 2 Monate Gefängniß erkannt. — In den Hannöver scheni «Pulvermagazinen soll man u. A. ge^en eine Million Pa- WW« »och au» »öm Jahre >815 aufbewahrt gefundm haben -— Die „Boss Ztg." enthält FolgmdeS: „AuS einer bekannten schmutzigen Quelle tauchte das Gerücht auf, der Thearerdirecror, C»«missionSrath Wallner sei österreichischer Spion. In Folge besten sah sich Herr Wallner von einem Hausen irregeleiteter Menschen „Unter den Linden'» persömich bedroht und entging einem Angriffe nur durch eine feste, männliche Ansprache an die heftig aufgeregte Masse. Sollen wir hier auf die Abgeschmackt heit de» Gerüchtes selbst noch eingehen ? Herr Wallner ist aller dings ein geborener Oesterreicher, seit zehn Jahren aber preu ßischer Unterlhan und dem Lande seiner neuen Heiinath mit Wärme zugethan. Sein rechtschaffener Charakter allein sollte ihn vor einer so abscheulichen Verdächtigung schützen, und wir können unserer Entrüstung über die Nichtswürdigkeit, die solche Verleumdungen ausstreut, nur durch diele Veröffentlichung Aus druck geben". — In Berlin allein werden für die Truppen täglich 39,000 Brode gebacken. — Berlin, 30. Juni. Ander hiesigen Produclenbörse ist heute das Schauspiel einer Ueber- , rumpelung der Juni-Oel-Contremine vor sich gegangen. Der ^Habsüchtige Shylvk der dieses Mal sein Messer mit dem Blute der Börsengenoffenschaft färbte, ist ein jugendlicher schlesischer tkyenue, dessen Ahnen noch heute in damnoseligem Andenken eher». Dieser junge Mann wußte sich durch seinen hohen schulterbau in das Herz einer jungen Parricierin zu stehlen, Hie mit Vorliebe die Leiden des jungen „Werth«" studirte 'Dieses Alles indessen genügte seinem Ehrgeize nicht, nach seinem Grundsätze: „Reichthum schündet nicht, Armuth macht nicht glück lich!" sprang er in die Arena der Oel-Vörse mit einem Hausse quantum von 5000 Centnern, um den hiesigen Vlancoverkäu- fern den Großmachtskitzel aus deren Taschen zu locken. Und dieses Stück, das eine würdige Folie zu einem Pitaval bilden könnte, ist unserem Parvcnue gelungen, er hat es durchgesetzt, den Ultimo-Preis für Oel auf den horrenden Preis von 21 Thlr. pro Centn« zu schrauben und dadurch einen Differenz- ' Gewinn von 35,000 Thalern erhascht, natürlich auf Kosten seines kaufmännischen Renommös. Einen Theil des Gewinnes will er für die Verwundeten im Kriege opfern. — Glog au, 80. Juni. Heute Nachmittag 51 Uhr brachte uns der Zug nach Glogau 290 österreichische gefangene Soldaten, incl. 40 Eivilisten, worunter der Lannath, der Bürgermeister nebst sei nem Sohne und anderen Bürgern aus Trautenau. Eine un geheure Menschenmaffe versammelte sich auf dem Lahnhof, und als die österreichischen Soldaten, worunter 9 Offiziere, nach dem Brückenkopf marschirten, wurden dieselben mit Eigarren rc be schenkt; einige Minuten später aber folgten de. Bürgermeister und sein Sohn aus Trautenau nebst Landrath gebunden. Ein preußischer Bürger drängte sich unter die gefangenen österreichi schen Eivilisten und verlangte durchaus den Bürgermeister zu sehen, da er ihn unter jeder Bedingung erschießen will, denn sed, Bruder ist als preußischer Soldat in Trautenau ein Opfer der aus den Fenstern geworfenen Pechkränze geworden. Es war wirklich ein komischer Anblick, diesen preußischen Bürger zu sehen, wie er seinen Bruder an dem Trautenauer Bürgermeister rächen wollte; das Publikum bemühte sich sehr ernstlich, den Preußen von seinem Vorhaben abzuhalten, und kam es dann allerdings zu keinen weiteren Excessen. Aber auf den Bürgermeister fluchte Alles vom Bahnhof bis zum Brückenkopf und man tröstete sich hiermit nur dadurch, daß die Beiden jedenfalls erschossen werden. — Görlitz, Montag, 2. Juli, Morgens. HerzogErnst von Koburg -Gotha mit Gefolge ist auf der Durchreise nach dem königl. Hauptquartier in Reichenberg heute Morgens hier ein getroffen. Italien. Der Brief an Nicasoli, in welchem König Victor Emanuel über den Tag von Custozza berichtet, ist bis her nur unvollständig mitgetheilt worden. Folgendes ist nahezu wörtlich der Text desselben: „Mein lieber Baron! Ich habe die Schlacht weder gewonnen noch verloren. Ich habe nicht reus- sirt, aber die Oesterr.icher auch nicht, und sie haben ungeheure Verluste erlitten. Denken Sie nicht schlecht von mir oder von meiner Armee. Alles, was ich Ihnen sage, ist strenge Wahr heit; der Geist der Truppen ijt vortrefflich " — Garibaldi s Hauptquartier hat am 27. Juni Befehl erhalten, von Salo aufzubrechen, nachdem bereits vorher die Concentrirung und daS Vorrücken der Freiwilligen begonnen. Folgenden Tages besuchte Garibaldi bereits die Freiwilligen und bereitete sie zu dem schweren Kampfe vor. Er sagte: „Junge Veteranen einer heiligen Sache! Schon steht Ihr den Unterdrückern Eures Landes gegenüber; bald werdet Ihr mit ihnen im Kampfe sein und Ihr werdet sie besiegen. Noch einmal wird die Nation siolz auf Euch sein können. Also kein Geschrei, keine Reden mehr, sondern Thaten, und nach diesen glänzenden Thaten, die " das Glück Euren Bayonneten auszuführcn giebt, nachdem Ihr das Land von dem letzten fremden Soldaten gesäubert habt, dann werdet Ihr mit hoher Stirn, belohnt von den Küssen , Eurer Geliebten, beglückt von dem Zurufe des fcstgeschmücklen Volkes, beim Schalle der SiegeShhmnen zu einem neubefestigten Heerde zurückkehren." Tie Blätter aus Mailand vom 27. Juni melden, daß die Wunde, des Generals Durando sich verschlimmert hat. Der Zustand deS Generals ist durch sehr heftige Schmerzen und ein sehr starkes Fieber bedenklicher geworden. — Der „Pungolo" von Mailand meldet, daß Prinz Amadeus durch Mailand ge kommen war, um sich nach der königlichen Villa Monza bringen au lasten. Seine Wunde ist sehr wenig gefährlich. Die Kugel ist nur durchs Fleisch gegangen und hat an der Brust nichts vwletzt. — Der „Lombardia" von Mailand zufolge bestätigt es daß die Oesterreicher Bormio besetzt halten Kriegs - Nachrichten. Vom Rhein, 28. Juni. (Cobl. Ztg.) Die ganze Bun- öarmee aus Frankfurt und Umgegend hat sich heute in Be- gung gesetzt; ein Zusammenstoß wird in Kürze erwartet. Frankfurt, 30. Juni. (Fr. I.) In verwichener Nacht tst zum ersten Male das 8. Armeecorps mit Preußen zusanunen- K ß getroffen. Dem „Mainz. Ans.* ßntimt darüber folgende De pesche zu: Bingen, 30. Juni. In verwichener N^cht 1 Uhr griffen die Hessen-Darmstädter, die hier einmarschirten, die auf dem Marktplatz bivouakirmden Preußen an und trieb«» sie nach kurzem Kleingewehrfeuer über die Nahe zurück. Die Preußen Hinte» ließen Todte, Verwundete und mehrere Gefangene Einem umlaufenden Gerüchte zufolge find bayrische Trup pen in Schleusingen (zwischen Suhl und Hildburghausen, südlich vom Thüringer Walde, in dem preußischen Theile der Grafschaft Henneberg) eingerückt. Aus Braunau (Böhmen), 30. Juni, bringt die „Br. Ztg." einen Bericht, der bisher nicht bekannte interessante Ein- zelnheiten meldet: Gestern ruckte die Proviantcolonne des Garde corps hier ein und fuhr ihre Wagen auf dem Marktplatz auf, um eine Stunde zu füttern Im Augenblick halten sich mehrere Menschen als Neugierige um sie versammelt, man betrachtete wiederum die unbekannten Uniformen, trotzdem erst vor wenig Tagen die buntesten Uniformen den sonst stillen Ort belebten Der Kaufmann Nowack begnügte sich jedoch damit nicht, son dern schimpfte „Preußenpack" rc. Kaum hatte er jedoch dies ausgesagt, so sielen auch die Fahrer der Colonne über ihn mit ihren Reitpeitschen derart her, daß, hätte er sich nicht in ein Haus geflüchtet, er unrettbar zu Mus gehauen worden wäre Dreißig Trainsoldaten zogen blank und hieben nun so lange in die schnell zugeworfene Thüre, bis sie aus ihren Angeln ging. Sämmtliche Läden der Stadt wurden geschlossen. Die Besatzung alarmirte und nur mit Blühe gelang es dem um sichtigen Benehmen des Commandanten, Premierleutnant von Richlhofln, die Trainsoldaten von dem Demoliren des Hauses abzuhallen. Das Haus wurde besetzt und untersucht; da flogen aus den obersten Fenstern Steine auf die Truppen; die Wuth derselben stieg dadurch noch mehr. Im rechten Moment ließ jedoch der die Colonne comwandirende Lfsicier aufsitzen und verließ die Stadt, um die wuthenlbrannten Preußen zu beruhi gen und einem Gemetzel vorzubeugen. Nowack wurde nicht gefunden. Leutnant von Rihthofen ließ den Bürgermeister und die Frau des Nowack verhaften, sein Haus schließen und sein Vermögen mit Beschlag belegen. Gegen Abend stellte sich Nowack; die Frau und der Bürgermeister wurden entlassen, er selbst aber heute mit Militärescorte nach Glatz geschafft, wo selbst er vors Kriegsgericht gestellt werden wird. Den glück licherweise sich bei dem Exceß passiv verhaltenden Bürgern Braunaus lsi cs zuzuschreibcn, daß die Stadt nicht dadurch in namenloses Elend gebracht wurde. Hätte nur ein Einziger für Nowack Parthei genommen, so erfolgte das schrecklichste Blut vergießen. — Die Requisitionen nach Wein, Leinwand, Vieh, Brot und Cigarren nehmen noch fortwährend ihren Fortgang. Noch gegen Abend wurden wiederholt im Kloster tief im Keller versteckt hinter geheimen Thüren 4000 Flaschen Tokayer und Malaga vorgesunden — Ein Commando vom Schweidnitz« Landwehrbataillon zweiten Aufgebots requirirt soeben Wagen und fährt auf die Dörfer, um die dort vorhandenen Kühe, Schafe und alles Brot, was sie vorfinden, mit Gewalt zu re- quiriren. — Cigarren sind nicht mehr zu haben, der Wlrth meines Hotels hat selbst seit drei Tagen nicht mehr das Vergnügen des Rauchens und sein Wein ist schon der Armee nachgesandt. Nie mand von-den Bewohnern der Stadt darf dieselbe verlassen, niedergedrückt schleichen sie einher, sie haben nicht die geringsten Sympathien für uns, weshalb leider Alles mit äußerster Strenge herbeigeschafft werden muß. — Den Kronprinzen von Preußen hat man bei seinem Durchmarsch am 27. sehr lieb gewonnen, allgemein gefiel seine Leutseligkeit. Bei seiner Suite befand sich Prinz Albrecht (Sohn), der schwer verwundet von Pölitz nach Camenz geschafft sein soll. (Davon weiß man in Berlin nichts.) — Die Nacht vom 28. zum 29. bivouakirten die k. Prinzen selbst und schliefen auf Stroh. — Der Kronprinz war beim Anblick der ersten Verstümmelten tief bewegt und erschüttert. Man gab heute dm beiderseitigen Verlust auf mehrere Tausende an, w.bei z auf die Oesterreicher kommm, deren erste Reihen wie umgemäht zusammenstürzten; es sind daher auf Feindes Seite mehr Todte, bei uns viel Verwundete. — Die vom Kampfplatz zurückkehrenden Fouragewagen mußten oft auf der Straße die Todten bei Seite legm, um vorüberfahren zu könnm. - Man sagt allgemein, daß, wenn das so fort geht, sich beide Armeen ausreiben'. Neueste telegr. Depeschen des Dresdner Journals. Gitschin, 2. Juli, Mittags. Der König ist eben hier eingetrcffen und vom Prinzen Friedrich Carl empfangen wor den. Die Straße bis Gttschin trägt Spuren des heißen Kampfes, welcher bis in die Stadt fortgesetzt wurde. Der Feind ist wäh rend der Nacht ungeordnet entflohen. Die Bravour der Preu ßen ist unübertrefflich. Theile des Leibregimmts schlugen ohne Quarreeformation wiederholte Cavalerie - Angriffe zurück. Das Hauptquartier des Prinzen Friedrich Carl ist über Gitschin hinaus verlegt, die wichtige Verbindung der ersten und zweiten Armee vollständig hergestellt. Die Einbringung von Gefangenen dauert fort, ihre Zahl beträgt bereits über 5000. Die öster reichischen Regimenter König Hannover, Martini, Ramming sind fast ganz, das 8. Jäg-rbataillon ist ganz aufgeneben. — Der österreichische Gesammtverlust gegen die kronprinzliche Armee beträgt 25,000, gegen die Armee Friedrich Carls 15,000 Mann. Desertionen der Italiener werden immer häufiger. Die Flucht der Oesterreicher ist so eilig geworden, daß bei einer neunstün digen Necognoscirung keine Fühlung zu gewinnen war. * Gold- und Silber-Production. Wenn man heute von der Geldnoth, von Mangel an Gold und Silber hört, dürfte man «staunt sein über die Masse von edlen Metallen, welche in der letzten Zeit producirt worden sind. Man hat im Jahre 1865 in Australien, Neu-Seeland, Calisornien, Mexiko neue Minen, zum Theil von solchem NcichH ime ent deckt, wie man sich wohl kaum ähnlicher zu entsinnen weiß. Man schätzt, daß im Jahre 1864 für mehr als 250 Millionen, Thaler Gold producirt worden sind; davon hat Rußland etwa 33 Millionen geliefert, Afrika 8 Millionen, Australien und Neu-Seeland 58 Millionen, China und Tibet 21 Millionen, das englische Nordamerika, besonders Columbien 12 Millionen die Brasilien 4 Millionen. Einige andere Gegenden haben noch Gold geliefert, wenngleich in geringerem Maße. Da« Jahr 1865 hat noch mehr Gold geliefert, «eil man sich mehr und besserer Maschinen bediente, so daß man die Minen besser aus- zubeuten im Stande war. Die Silber-Production ist gleichfalls sehr groß; die Vereinigten Staaten liefern jährlich etwa l2 Millionen. Mexiko 33 Millionen, Peru 5 Millionen, Brasilien 5 Millionen, China und Tibet mehr als 16 Millionen, Japan 8 Millionen, Australien 3 bi» 4 Millionen, Spanien 4 bi« 5 Millionen, also über 90 Millionen. — Mit obigen 250 Millionen Gold zusammen macht das also jährlich 340 bi» 350 Millionen edler Metalle, die in Circulation kommm. Aber all' dies Geld »«läßt Europa ebenso schnell als cS kommt, und nirgends ist Ueberfluß an baarem Gelbe; Jndim und China sind wie Riesenschwämme, welche den europäischen Neich- thum aufsaugen, und das Silber bleibt theuer, denn die indischen Naiionen, welche stets eine gewisse Aversion gegen Gold gehabt, beharren in ihrer Vorliebe für das Silber. Wie dem aber auch sei, so hat die vermehrte Production von edlen Bietallen dem allgemeinen Welthandel einen unberechenbaren Aufschwung gegeben, und sie könnte sich noch verdoppeln und verdreifachen, ohne daß eine Uebersättigung zu befürchten wäre. * Eine Fabrikantentochter in Böhmen von Vermögen wurde vor Kurzem die Braut eines Geschäftsmannes. Am Tage vor der Hochzeit kam der Bräutigam zum Schwiegervater in «pv und erklärte, er könnte die Tochter nicht heirathen, wenn ihre Mitgift nicht verdoppelt würde. Der Vater sprach mit der Tochter und bemerkte, er wolle ihrem Glück nicht im Wege stehen, sie solle entscheiden. Die Tochter bat, der Forderung nachzugeben. D« Vater rhat cs. Am anderen Tage trat das Paar vor den Altar. Laut uuo vernehmlich sagte der Bräu tigam „Ja." Laut und vernehmlich sagte die Braut „Nein" und wiederholte es, als der Priest«, d« falsch gehört zu habm meinte, die Frage wiederholte. Die Verwirrung war groß, die nun eintrat, und das Gesicht des Bräutigams wurde immer läng«. Am Arm des Vaters ging das brave Mädchen ver gnügt nach Hause und gab demselben, als er sie um diese Handlungsweise befragte, die Antwort: „Hätte ich die Heirath gestern rückgängig gemacht, so hätte es allgemein geheißen, mein Bräutigam habe mich sitzen gelassen; die Schande wollte ich mir ersparen Die Schanoe, die er jetzt trägt, ist eine gerechte Strafe dafür, daß er mein Geld, nicht mich heirathen wollte. Er wollte mich sitzen lassen, nun habe ich ihn stehen gelassen." * Ueber die Abreise des FZM. Ritters v. Benedek von Olmütz nach dem Lager wird der „Feldpost" geschrieben: „Einen tief ergreifenden Eindruck machte dle Verabschiedung des Ober- commandanten der Nordarmee auf dem Bahnhofe. Gegm 3 Uhr kam er in Begleitung des Erzherzogs Wilhelm daselbst au, nachdem sich bereits eine halbe Stunde vorher d« ganze Stab und etwa gegen 200 Personen vom Civil eingefunden hatten. Das schöne Geschlecht war zahlreich erschienen. Die Mehrzahl der Damen »vor mit Blumensträußchen und Bouquets versehen. Ein Mädchen von zwölf Jahren überreichte dem Feldzeugmeister, nachdem er der ihm zujubelnden Menge gedankt und sie zu beschwichtigen gesucht hatte, einen Blumenstrauß mit einem Ge dichte. Gerührt nahm Benedek den Blumenstrauß und küßte sodann herzlich die Kleine, die vor laut« Freude tue Verse zu sprechen vergaß. A s er sie hierauf selbst gelesen, sprach « zu den Damen, die sich in seiner Nähe befanden, gewendet: „Ja, meine Kind«, ihr solltet Alle zu Gott beten, daß er wieder Alles zum Guten wende." — „Das wollen wir auch!" — er tönte es hierauf wie aus Einer Kehle. Der Felvzeugmeister wendete sich zu dem Negierungsrathe Eichler, Direktor der Nordbahn, reichte ihm die Hand und dankte ihm mit herzlichen Worten für seine Thätigkeit. „In Zeiten der Noth müssen die Freunde Zusammenhalten," sagte er, „wirken wir nur mit vereinten Kräften, es werden schon wieder bessere Zeiten kom men." Einer Dame, die weinend vcn ihrem Bruder, einem Hauptmanne im Gcneralstabe, Abschied nahm, sprach er Trost zu: „Schau'n Sie, wie alt ich geworden bin als Soldat, und ich Hab' auch schon was mitg'macht, 's wäre traurig, wenn eine jede Kugel treffen würde." In dem Tone ging es eine Viertelstunde fort. Der Feldzeugmeister ging der Wagenreihe entlang auf und ab, Jedem, der ihm in irgend ein« Weise auffällig erschien, ein Wort des Trostes, der Aufmunterung und der Erheiterung sagend. Als nunmehr das letzte Zeichen zur Abfahrt gegeben war, bestieg der Commandant dm Wagen, entblößte sein Haupt und winkte den Zurückbleibenden freund lich und herzlich zu. Die Locomotive pfiff und setzte sich unter den donnernden Hochs der Anwesenden in Bewegung." * Himmelsbriefe als Talisman in UnglückSfällen kommen neuerdings Wied« stärker in Aufnahme, fett die Ku geln aus dem friedlichen Aufenthalt im Arsenal in den drohen den des Feldlag«S übergegangen. Als charakteristisches Beispiel zur Geschichte dieses Lsavv-Hgi-äo Schwindels wird der „Ostsee- Ztg." aus Züssow geschrieben: „Der hiesige Brieflräg« M., welcher die Abschrift ewes Himmelsbriefes (vom Erzengel Mi chael) auf seinen Bestelltouren stets mit sich führte, um gegen Unfälle aller Art geschützt zu sein, wurde am HtmmelfahrtStage dieses Jahres auf sein« Bestellungstour von einem Gewitt« überrascht. Unter der Windmühle des Dorfes Klein-K. suchte er Schutz. Hi« ab« «eilte ihn der Tod. indem er vom Blitz erschlagen wurde." Sonach ist der Beweis geliefert, daß diese Art Himmelsbriefe, wenigstens gegen himmlische Geschosse, keinen Schutz gewähren. * Aus dem Münchner Ger-chtssaal. Vor dem Schwurgericht von Oberbaiern wurde heute bei überfüllten Räu men eine Verhandlung gepflogen, die ein Stück osironiqao sv»n- Naleusv von wirklichen Blaublut-Besitzern und ihren bürger lichen Nachäffern uns«« Hauptstadt vorführte. Auf der An klagebank sahen wir das in der jüngsten Zeit vielbesprochene Fräulein Nixinger, angeklagt des Betrugs und der Unterschla gung. Diane Nixinger, 27 Jahre alt, Locht« eines k. Beleuch- tungSdienerS, galt vor Jahren als Schönheit. Das hübsche Fräulein erfreute sich bald hoher, sehr hoher Bekanntschaft und schon 1859, als sie noch nicht zwanzig Jahr zählte, gab sie