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«Irschedtt: «glich früh 7 Uhr. Auserate werden angenommen: »i« Abend-ü, Sonn tag- bi« Mittag- 1» Uhr: «arienstraße 18. Anzeig. in dies. Blatte staden eine erfolgreich» Verbreitung. Auflage: 13,000 Exempl«». Mittwoch, 4. Juli 18««. «irrK,jLhrlich««gr. Lei unrntgeldlicher Lie ferung in'« Ha»«. DurchdieLSnigl.Poß »ierlestLhttich 2S Ngr. Einzelne Nummer» 1 Ngr. Tageblatt sür Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Fllr den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zelle r Ngr. 1 Lr»ck r»d Eigrachum der Hei*u»g«d«r: Llrpsch Reilhardt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Rekchardt. Dresden, den 4. Juli. — In einer so verhängnißvollen Zeit, wie sie gerade un sere Stadt zu durchleben hat, ist es eine unerläßliche Pflicht, ein doppelt wachsame- Auge für schnelle und durchgreifende Befestigung von Uebelständen zu haben, die offenbar dazu an- gethan sind, die für die Bürgerschaft vorhandenen Gefahren zu erhöhen und neue über sie herdeizuführen. Wer unter Uns passirt jetzt die alte Elbbrücke ohne von Ekel und tiefem Groll über die morastigen, faulig-schillernden, stinkenden Jauche-Tüm pel erfüllt zu werde«, die, den offen zu Tage liegenden Schleusen entquollen, auf dem rechten Elbufer, dicht unterhalb der Brücken sich ansammeln, um einer allmäligen Verdunstung überlaffen zu Übloiben! Sei es nun der FiscuS, sei es der Stadtrath, sei es 'da- Lande--Medicinal-Collegium, dem eS als solchem wohl zu stande, die bekannte Wucht seiner Stimme für solch offenbar gerechte Wünsche der Bevölkerung einzusetzen — Einem von diesen möge eS genehm sein, Angesichts der hierorts concentrirten Truppen- «nasien und der täglich wachsenden Anfüllung der Hospitäler mit Verwundeten und Kranken, Angesichts der unsere Stadt wiede rum bedrohenden Cholera, schleunigst Dresden von den genann ten, der Stadt dringende Gefahr bringenden Tümpeln zu befreien, denn die ärmlichen Bestrebungen der jüngsten Wochen, wenig stens eine mäßige Circulation in die stagnirenden Lachen zu bringen, waren in ihren Erfolgen nicht der Rede werth, und an dankbar-bereiten brodlosen Arbeitern würde es der einschreitenden Behörde zu solchem Zwecke wahrhaftig nicht mangeln. — Gestern Nachmittag traf wieder ein Trupp von über 300 Schanzarbeitern per Bahn aus Berlin hier ein und ver fügte sich sofort über die neue Brücke an den Ort seiner Be stimmung außerhalb der Stadt. Die Meisten waren mit Schaufeln versehen. — Die hiesige städtische Sparkaffe hatte im Monat Juni an beiden Expeditionen einen Geldumsatz von 115,665 Thlr., indem 36,920 Thlr. ringezahlt, dagegen aber 78,745 Thlr. zu rückgezahlt wurdm. In der Altstädter Expedition sind nämlich von 970 Einlegern 22,707 Thlr. eingezahlt, wobei 225 neue Bücher auszustellen waren, und 52,620 Thlr. von 2528 Ein legern zurückerhoben worden, wodurch 560 Bücher erloschen sind. In der Neuslädter Expedition wurden in 535 Posten I4,2l2 Thlr. eingezahlt und sind dabei 130 neue Bücher auszustellen gewesen, während in 1122 Posten 26,125 Thlr. zurückzuzahlen waren, wobei 223 Bücher erloschen sind. Es sind demnach 41,825 Thlr. nuhr zurückgezahlt, als eingenommen worden.— Bei dem städtischen Leihhause fand ein Geldumsatz von 41,656 Thlr. statt, indem 21,654 Thlr. auf 7636 deponirte Pfänder ausgeliehen und 20,002 Thlr. auf 4814 eingelöste Pfänder vereinnahmt wurden Es sind also 4652 Thlr. mehr rcraus- gabt als vereinnahmt worden. Beide städtische Kassen hatten zusammen sonach eme Mehrausgabe von 46.477 Thlr. — Wenn in den verschiedenen preußischen Blättern fast übereinstimmend die Nachricht enthalten ist, daß wenigstens bei einem der bisher in Böhmen stattgefundenen Treffen königl. sächsische Truppentheile mit engagirt gewesen seien, so enisteht zunächst für die sächsischen Familien, deren Angehörige bei diesen Waffengattungen dienen, sodann aber auch für alle Sachsen überhaupt der dringende Wunsch, daß demnächst bald Seilen des königl. sächsischen Armeecommando's hierüber offizielle Mit teilungen veröffentlicht werden möchten, die hierher, sei es nun in österreichischen Blättern, sei es auf andere Weise, zugänglich gemacht werden. Der Veröffentlichungsmodus kann nach elfterer Richtung hin nicht schwer fallen, da ziemlich regelmäßig die österreichischen Zeitungen hierher kommen. — Der NegierungSrath Häpe und der Polizei-Direktor Schwauß sind nach österreichischen Blättern in Prag einge troffen. — Vor mehreren Tagen haben sich mehrere sächsische Herren Johanniter nach Böhmen begeben, um daselbst den Verwunde ten der sächsischen Armee ihre Hilfe angedeihen zu lassen. Wie wir hören, haben dieselben auch eine beträchtliche Sendung Ver bandmittel von dem hiesigen Verein zur Verpflegung verwundeter und erkrankter Soldatm übergeben erhalten, um dieselben den säch sischen Verwundeten zuzui'ühren. Auch sollen die gestern nach Böhmen abgegangencn 12 Diakonissinnen in der Hauptsache von dem genannten Verein mit den nöthigcn Mitteln zur Reise und zur Anschaffung von Erfrischungsmitteln für die Verwun deten unserer Armee ausgestattet worden sein. — Jedermann wird gewiß den königlich preußischen Militärbehörden lebhaften Dank wissen, daß sie diese unseren Truppen zugedachten Hilfs leistungen ermöglicht haben; eS wird aber auch ein Jeder darin die Aufforderung erblicken, den Verein durch milde Gaben in dm Stand zu setzen, auch den in den hiesigen Lazarethen ein- gebrachten Verwu deten nach Kräften Hilfe und Erleichterung ihre- schweren Loose- zu verschaffen. Seine Aufgabe ist es ja, überall zu helfen, wo menschliche- Elmd zu lindern ist; von j dm Geboten der Menschlichkeit und der Wohlthärigkeit muß ja 1 jeder Unterschied zwischen Angehörigen der verschiedenen Armeen verschwinden. Der feindliche Soldat hat denselben Anspruch auf unsere Hilfe, wie der Soldat der eigenen oder verbündeten Armee. — Zu unserer gestrigen Notiz über das Fällen der Obst- bäume im großen Garten müsse« wir berichtigend bemerken, daß es nicht die sogenannte Baumschule, sondern die ausge dehnte Obstplantage hinter der Herkules-Allee ist, welche vor gestern rasirt wurde. Viele ärmere Leute machten sich übri gens dieses Fällen der Bäume zu Nutze und man sah Alt und Jung mit Holz beladen zum Thore hereinziehen Nachmittags sah man sogar ganze Wagenladungen voll Bäume nach der Stadt fahren. — Wie uns mitgetheilt wird, ist die Flagge, welche das hier zur Aufnahme von Verwundeten bereit liegende Dampf schiff führt, rothes Kreuz auf weißem Feld, nicht die Flagge des Johanniterordens, sondern die in dem Genfer internatio nalen Vertrag für alle Sanitätsbeamten und Anstalten, als Hospitäler, Ambulancen, Depots re. vereinbarte neutrale Flagge. — Aus Chemnitz schreibt man der „D. Allg Z." u. A., daß am 1. Juli nicht nur der Redacteur des Chemn. Tagebl., Lamprecht, sondern auch der Redacteur Liebig mittelst militäri scher Escorte aus ihren Wohnungen, resp. Expeditionen abge holt und in einem eigens bestellten Postwagen mitgenommen wurden. Wie man vermuthet, werden die Redacteure zunächst nach Oederan, wo ein Vorposten von 50 Mann steht und dann nach Dresden escortirt, doch dürste ihre Rückkehr bald zu er warten sein, da es sich wahrscheinlich nur um Jnstructionrer- theilung und Verpflichtung handelt. Allseitig rühmt man das freundliche und humane Auftreten des mit dieser Requisition betrauten Offiziers. Nach dem „Dr. Journ." sind dieselben am Montag Abend hier eingetroffen. Ein zahlreiches Publi kum gab ihnen das Geleite vom Albertsbahnhofe bis zur Stadtcommandantur, wo sie sich auch heute noch befinden. Die gedachten beiden Herren haben selbst mitgetheilt, daß sie sowohl während des Marsches hierher, als auch beim Empfange Hierselbst auf der k. Stadtcommandantur „sehr gut behandelt" worden sind. — Gestern Morgen gegen 6 Uhr traf auf der Schlesi schen Bahn ein Transport von 400 Verwundeten vom Kriegs schauplatz in Böhmen hier ein. Dieselben bestanden aus Oester reicher, Preußen und Sachsen. Letztere gehörten der Brigade Kronprinz, dem Gardereiterregiment, der Brigade Friedrich August und einem Jägerbataillon an und wurden insgesammt in das im Cadettenhaus befindliche Lazareth gebracht. — Auf einem Grundstück an der Bautznerstraße versuchte sich vorgestern eine hier wohnhafte Kutschersehesraa aus Chem nitz aus bisher unbekannten Gründen zu erhängen. Ein be nachbarter Grundstücksbesitzer, der die Frau aus der Ferne beobachtet, eilt rechtzeitig an Ort und Stelle und schnitt die Frau noch lebend los. Sie wurde in der Diaconisfin-Anstalt ausgenommen. — Die Mutterpfcnni'ge und das klingende Silbergeld der sächsischen Soldaten in Böhmen kommen dem papicrreichen Lande anscheinend trefflich zu statten. So schreibt ein Blatt aus dem böhmischen Feldlager: „Seit der Fremdenfluß in Böh men sich so sehr gesteigert, nimmt auch der Geldverkchr einen bemerkenswerthen Aufschwung. Besonders kommt klingende Münze hier immer mehr in Circulation, indem die sächsischen Truppen ihren Sold in Thalcrn erhalten und diese sofort um wechseln. Der Hoskassirer hat he >te für Bedürfnisse der sächsi schen Königsfamilie hier 100,000 Francs in Gold umgewcch- selt; auch andere Notabilitäten entäußern sich des Metalls, da man auf ein längeres Verbleiben in Oesterreich sich gefaßt macht und hier das Papiergeld aus Bequemlichkeit vorzieht." —»Die Courloisie der Souveraine, ihren Mitfürsten Re gimenter zu verleihen und fremde Prinzen mit Generalstiteln zu beehren, führt unter gegenwärtigen KriezLverhältnissen zu wunderlichen Zuständen; 'o sind z. V. fast alle preußische Prinzen Inhaber österreichischer Regimenter, österreichische Erz- herzögc dagegen Inhaber preußischer Regimenter, und es ist schon vorgekommen, wie mit dem k. k. Infanterieregiment Kron prinz von Preußen, daß vergleichen ihren Chefs gegenüber ge standen haben; Prinz Carl, Feldmarschall der bairischen Armee, ist gleichzeitig preußischer General, Herzog Ernst von Sachsen- Coburg gleichzeitig sächsischer und preußischer General, ders Ibe Fall findet beim Herzog von Altenburg statt, der Herzog von Nassau ist gleichfalls preußischer General, dagegen verfehlen wir nicht, zu bemerken, daß weder Se. Majestät unser König, noch unsere Prinzen Inhaber preußischer Regimenter sind, auch einen militairischcn Rang im preußischen Heere nicht bekleiden, Se. Majestät der König ist nur Chef des k. k. österreichischen Kürassirregiments Nr. 6 und eines k. bairischen Infanterieregi ments und der Kronprinz Inhaber des k. k. Infanterieregi ments Nr. 11 und eines kais. russischen Jägerregiments. — Nach Aussage hier eingrbrackter Verwundeter ist der Oberst v. Boxberg, Commandant der Brigade Kronprinz, durch einen Schuß in das Bein blessirt worden; dessen Adjutant so» gleichfalls verletzt sein. — Im Cadcttenhause befindet sich, an seinen emx ^ nen Wunden darniederliegend, ein k k. Oberst, der sich in^ Cur eines Civilarztes begeben haben soll. - Oeffentl. Gerichtsverhandlungen vom 2. Juli. Da der vom hiesigen Gerichtsamt zur Untersuchung gezogene Carl Gottfried Kaiser zum sächsischen Militair eingezogen wurde, so fiel die gegen ihn heute stattfinden sollende Einspruch-»«» Handlung aus. — Eine andere Sache betrifft eine Privatan klage, erhoben von Christiane Mathilde verehel. Eckhardt au* Dresden und zwar wider die Frau Eva Rosina Rosenkranz in Schönfeld. Es handelt sich um Verleumdung und es er kannte deshalb das GerichtLamt zu Schönfeld, daß die Privat» beklagte unter Voraussetzung der Leistung eines Reinigung-» eides dieses Vergehens klagfrei gesprochen und die Klägerin in diesem Falle zur Erstattung aller kosten verurtheilt werdm solle. Die Frau Rosenkranz fährt nämlich zu drei Malm in der Woche Milch in die Stadt und hat ihren VerkaufSstand gewöhnlich in der Casernenstraße, wo die verehel. Eckhardt schon seit Jahren ihren Bedarf an Milch zu beziehen pflegte, also mit der Rosenkranz schon lange persönlich gut bekannt war. ' Eines Tages nun, es war im August des vergangenen Iah«-, trat die Eckhardt ebenfalls zu dem Mil-Hwagen der Rosenkranz wieder heran, als sie von der Letzteren plötzlich mit dm Wor ten angefahren wurde: „Sie haben mein Krü.el noch, daS ich Ihnen vor einiger Zeit geborgt habe!" Die Eckhardt, die sich dessen allerdings nicht mehr bewußt war, wollte diese Verleum» düng keineswegs dulden. Sie holte ihren Mann und spät« noch einen Gensd'arm, der sich den Hergar g der Sache aus führlichst erzählen ließ und den Namen der Privatbeklagte» votirte. Die verehel. Eckhardt erhob nun unter dem 23 August 1865 Privatanklage, aus Grund deren eine Untersuchung, wie sie vor uns liegt, eingcleitet wurde, die zu obengenanntem Re sultate führte. Zum heutigen Termin waren beide streitige Par» Ihnen selbst in Person erschienen, sowie auch zum Behuf n:u« Beweisaufnahme der betreffende Gensd'arm, ebmso noch ein« zweite Zeugin. Letztere, welche mit der Anklägerin in einem und demselben Hause wohnt, hat dieselbe wohl an dem bezeich» nelen Tage mit einem vollen Milchtopfe, jedoch mit einem „Milchkrügel" nicht nach Hause kommen sehen, während die Milchsrau bei ihrer Behauptung, der verehel. Eckhardt da- fragliche Gefäß geliehen zu haben, stehen bleibt. Der Gerichts hof verurtheilte heute die Privatbeklagte Rosenkranz wegen Be leidigung zu l Thaler Geldbuße und Tragung der Kosten. — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneter^ ^ Mittwoch den 4. Juli v. Nachmittags 7 Uhr. Tagesordnung: Negistranden - Vortrag. 11. Wahl eines Mitgliedes für die Beleuchtungs-Deputation an Stelle des auögeschudenen Stadt verordneten Morde. 6. Vortrag der Finanz-Deputation, die Er bauung einer neuen Vezirksschule auf dem Areal des Ehrlich- schen Gestifts an der Pillnitzer Straße und ein desfallsigr- Postulat von überhaupt 44,410 Thaler betreffend, l). Ge heime Sitzung. Tagesg«fchiü>t«'. Oesterreich. Wien, 27. Juni. (O. P.) Der Kaiser Franz Joseph wird sich heute in das nördliche Hauptquartier begeben. — Gestern Vcrmittag sind Pretiosen und Werthsachen des Her zogs von Nassau hier angckommen, welche mit einem Werth« von zwei Millionen Gulden dcclarirt worden waren. Preußen. Aus Stettin meldet die „Ostsceztg.": „Nach ^1 einer hier eingegangcnm officiellen Depesche sind 10,000 Ge fangene zu vrrthcilen, deren sollen Tausend nach Stettin kommen. — DaS General-Eommando in Posen hat Ordre empfangen, eine Compagnie der dortigen Garnison zur Abholung von 3000 , Gefangenen nach Waldenburg zu instradiren, die dort bereit- " angekommen. — In Posen sind 2000 Verwundere und Kranke, Preußen und Oestcrreicher, angefagt worden, deren Zustand den Transport zulässig macht. — Rach amtlichen Berichten beträgt der Verlust der Oesterreicher in den Kämpfen am 27., 28. und 29. Juni 20,000 Mann. — Tie „V Ztg." schreibt aus Berlin vom 2. Juli: „Der König v:n Hannover ist, wie uns mitge theilt wird, am 30. Juni früh in Gotha cingetroffen, mußte jedoch dort bis Morgens 9 Uhr auf dem Bahnhofe verweilen, da erst in Berlin um die Ertaubniß angcsragt wurde; ob der Zug weiter fahren dürfe. Als die Erlaubniß eintraf, ging der Zug in der Richtung nach Erfurt ab, und vermuthet man, daß der König sich nach Hummelshain bei Altenburg begeben hake"/ — AuS Oderberg bericht-t die „Br. Ztg.": Die preußischen Zei tungen werden jetzt in Oesterreich fast mit Banknoten aufge-, wogen. — Zu Stettin erkrankten vom 29. bis zum 30. Jutij 82 Personen an der Cholera und 62 starben. --- Am 30, Juni' wurde das Urtel gegen den Professor llr. Prutz und den Nr», dacteur der „Neuen Stettin« Zeitung" wegen Veröffentli/ '