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kg. ^rscheil: «glich früh 7 Uhr. - Inserate »erden angenommen: -t«Lb«»d»v,Eonn- tag» bi« Mittag- 1L Uhr: Marlenstrage 13. Nnzeig. in dies. Blatte Haben eine erfolgreich« Verbreitung. Auflage: 13,000 Exemplar». Monne ferung in'« Durch die -Lnigl. Dost vierteljährlich 22 Ägr. Einzelne Nummer» l Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" di« Zelle 2 Ngr. Druck »ad EigklHmn der Herausgeber: Dltpsch sc Neilhardt. — Verantwortlicher Redacteur: ÄllllUL Neilhardt. Dn'Sden, den 2 Juli. — Das königl. Oberappellationsgericht zu Dresden hat kürzlich wiederholt die Ansicht ausgesprochen, daß vie Anschaf fung von Papiergeld als Muster zur Nachbildung desselben als Anschaffung eines Werkzeuges zum Falschmünzen nach Artikel 333 Abs. 1 des Strafgesetzbuches zu beurlheilen und als nicht beendigter Versuch dieses Verbrechens zu bestrafen sei. — Es ist zwar manchmal über geringen Kirchenbesuch in Dresdm geklagt worden; daß aber ein tief religiöses Gefühl, ein echt christlicher Sinn in unfern Mitbürgern lebt, das hat noch Niemand bezweifelt und ist wiederholt anerkannt worden. Zeuge dessen sind namentlich jetzt unsere Kirchen, welche die Schaaren der Andächtigen jetzt kaum zu fassen vermögen. Die Noth der schweren Zeit, die Sorge um unsre Zukunft, die Theilnahme, mit welcher gar Mancher das Schicksal eines An gehörigen in der Arm:e verfolgt, die Spannung, mit welcher man auf einen Aufschluß wartet, sind mächtige Triebfedem, die den Einzelnen mehr wie sonst nach dem Urquell alles Heils und aller Rettung leiten, dessen Wort in den Kirchen gepredigt wird. Unsre Geistlichen wissen auch in anzuerkennender Weise ihrem herrlichen Berufe, Trost und Hoffnung in Hilfe ver langende Seelen zu gießen, so obzuliegen, daß, wie wir an uns ' selbst erfahren haben und wie uns Kirchenbesucher, die gestern beispielsweise aus der Hof- und der Kreuzkirche kamen, ver sicherten, Keiner das Haus Gottes ungetröstet verlassen bat. — Als im'Jahre 18!4 Sachsen unter rujsiichem Gou vernement stand und zu Leipzig der Stadtkommandant Obrist Prendel seine Bekanntmachungen erließ, «röfsnete derselbe so manche mit den Worten: „Liebe Leipziger, ich habe eine Bitte an Euch!" Eine Ansprache in gleich milden: Tone möchten wir an so manchen Leser unseres Blattes erlaffen, indem wir sa gen: Lstbe Leser, wir haben eine Bitte an Euch, bestürmt uns ' nicht mit dem Ansinnen, sogenannte Priva»depe;chen und Tele gramme zu bringen, die im Munde des Volkes cursiren und für deren Richtigkeit mit gutem Gewissen Keiner einstehen kann. Bedenkt, daß es unter jetzigen Umständen keine leichte Sache ist, ein Blatt zu redigiren, das notgedrungen der Po; litik und den Tagesereignissen seine Aufmerksamkeit zuwenden muß, dem aber hierin eine Grenze gesteckt ist, die innegehalten werden muß. Nur keinen Marsch mit Siebenmeilenstiefeln ver langt, zumal auf dem Felde der politi chen Literatur. Wer daran zweifelt und die Sache Keffer wissen will, der setze sich gefälligst einmal einen Tag lang an das Redactionspult, der Glaube wird ihm nur allzu bald in die Hand kommen. Seine harten wie lieblosen Urtheile werden verstummen und gewisse Verdächtigungen nach Einsicht in die Sachlage entkrästigt werden. — Der vergangene Sonnabend war wieder etwas lebendi ger, als die vorangegangenen Tage. Ein neues Dragoner- Regiment rückte ein, kräftige, soldatische Gestalten. Die Land wehrinfanterie rückte zum Theil aus und namentlich warm cS die „WestphLlinger", welche ungern von hier schieden. Kurz vorher war am Pirnaischcn Platze noch reges Leben; auf einem Bretwagm lag ein Dreieimerfaß, hinten ein kleines Nordhäuser- gehind, und mittm drin stand Einer, der den Fäßchen langsam nachhalf, wmn sie nicht mehr wollten, so wie sie sollten. Bin nen einer Stunde war Alle« verschwunden hinter den blank geputzten Knöpfen, denn auch Civilisten, Männer, Weiber, Jungfrauen und Kinder halfen getreulich mit und der Mund schenk hatte vollauf zu thun. Schließlich gingm die Soldaten noch an eine Brodvertheilung und der eine Soldat konnte gar nicht so schnell abschneidcn, als 30 bis 40 Hände aller Alters klassen an ihm hinauflangten. Wie schnell übrigens die Sol daten das Herz der sächsischen Schön, n erobert habm, ist kaum zu glaubm. Das Herz eines Dresdner Dienstmädchens sieht jetzt aus wie eine Karte von Deutschland, ja wie ein orientali scher Salon mit so und so viel Flügelthüren, die ewig auf- und zuklappen. So ein Dienstmädchsnherz weiß sich gar nicht mehr zu helfen, es ist von allen Truppengattungen belagert. Oben schlägt's für Cavalerie, unten für Infanterie, gleichviel ob Landwehr oder Linie. Plato hat dakei auch seinen Theil; Referent sah gestern Morgen, wie sein Dienstmädchen vom Briefträger zwei öillels ckoux auf einmal erhielt, natürlich gegen 5 Pfennige Porto. „Soldatenliebe bleibt ewig neu!" — Bei „HelbigS" an der Elbe, wo jetzt allabendlich an den kühlen Ufern der Besuch so stark ist, daß fast kein Platz zu erhalten ist, ankert ein Dampfschiff, an dessen kleinem Mast die Flagge des Johanniterordens mit dem blutrothm Kreuz weht. Es ist zur traurigen Lagerstätte für verwundete Krieger bestimmt, und selbst auf dem Deck werden Ueberdachungen angebracht, um Kranke aufzunehmen. Wie wir hörm, wird in diesen Tagen auch der hölzerne Ufervorbau b,i HelbigS, der den Gästen mehr Platz gönnt, wieder arrangirt werden. — In Geographie wird in der Jetztzeit stärk gemacht. An allen Ecken und Enden der Stadt stehen Weiber und Männer, die „Kriegskarten" zu ver kaufe» haben. — 3« Folge der „SahnüberfahrtSlosigkeit" an > fast allen sonstigen UebergangLstellen der Elbe wird jetzt viel i geschwommen. So sahen wir an einem der letzten Abende einen elegant gekleideten Herrn in der Nähe von Laubegast sich elegant entkleiden und in die Elbe stürzen Vor sich her schob er ein Vret, auf dem seine Klemer und Stiefel lagen, den Hut trug er noch auf dem Kopse. Er wollte seine kranke Schwester be suchen, die am jenseitigen Ufer wohnt, und hatte nicht daran gedacht, daß die Ueberfahrgelegenheiten suspendirt seien. So hilft sich in der Jetztzeit Mancher selbst — Am Sonnabend Nachmittag fand auf der großen Schießgaffe ein starker Men schenauflauf statt, der leicht eine größere Ausdehnung erhalten konnte. Ein „Handwerksbursche" hatte in einem der dortigen Häuser gebettelt und wurde arretirt. Wenn es wirklich in der jetzt brodlosm Zeit hilfsbedürftige HandwerkSburschen giebt, die „umschauen" müssen, wo sie etwas Herkriegen, so erzählte dem Referenten doch ein hiesiger Tanzlehrer, daß er darin allerdings sehr traurige Erfahrungen vor wenig Tagen erst gemacht. Auch bei ihm waren drei „umschauende" Handwerksburschen, „arme Reisende", wie sie der Volksmund nennt, oder wie sie sich selbst zu nennen belieben, gewesen und hatte Jeder seinen Fünf- pfenniger erhalten. Nachmittags spaziert der barmherzige Sa mariter die Pirnaische Straße hinaus und an ihm vorüber rollt in wilder Hast eine Droschke, in welcher die drei „armen Reisenden" gemüthlich saßen, ihre Stötteritzer rauchten und nicht ahnten, daß der barmherzige Fünfpfennigspender von heute Morgen im Schweiße seines Angesichts langsam zu Fuß neben her schreite. Jedenfalls sind die Herren in den Großen Garten gefahren. — Den Elbfifchen wird jetzt stark zu Leibe gegangen. Am Elbufer in der Nähe von Helbigs und der Terrasse hat sich Jung und Alt mit langen Stöcken bewaffnet, an dessen Schnüre ein Regenwurm hängt, um am Angelhaken zwischen den Kiemen eines Fisches zu verenden. — Am Sonnabend waren alle Ecken und Anschlagsäulen der Residenz stark besetzt. Die Menge las die neue Verordnung des kgl. preußischen Com- mandanten, nach welcher bis zum 3. Juli alle Waffen und MunitionSvorräthe der Einwohner abgeliefert werden sollen. Da der Andrang vor der Affiche zu groß war, so fand sich hier und da ein Mitleidiger, welcher der Menge das Ganze laut vorlas. — Nach den über den Dienst der Krankenpflege im Felde getroffenen Bestimmungen ist jeder Division der mobilen preu ßischen Armee ein sogenanntes leichtes Feldlazareth beigegeben, welches auf Wagen die zur Aufnahme von 200 Kranken er forderlichen Lazareth-Geräthichaften, Wäschestücke, Verbandmittcl, Medikamente und chirurgischen Instrumente mit sich führt und außer dem dirigirenden Arzte mit 12 Aerzten, 8 Lazareth- gehilfen, 16 Krankenwärtern, 2 Apothekern rc. versehen ist. Jedes leichte Feldlazareth zerfällt in zwei Abtheilungen, in das fahrende Detachement und das Depot. Beide Abtheilungin folgen in einer kurzm Entfernung von einander den Truppen in den Kampf. Das fahrende Detachement etablirt unmittelbar auf dem Schlachtfelde einen Verbindeplatz, zu welchem die Ver wundeten aus der Kampflinie durch die mit Tragbahren ver sehenen Mannschaften der Krankenträger-Compagnie und nöthi- genfalls des Wärterpersonals behufs der Anlegung des ersten Verbandes geschafft werden. Von hier aus werden die Ver wundeten mittelst 5 Transportwagen dem 10 bis 15 Minuten zurückstehenden Depot, welches sich in geeigneten Gebäuden zu etabliren hat, behufs der einstweiligen weiteren Pflege zugesührt. Auf diesen Transportwagen werden jedesmal 8 Schweroerwun- dete und 24 Leichtverwundete transportirt. Sofort nach Ab gabe der Verwundeten an das Depot kehren die Wagen zum Detachement zurück und bleiben in gleicher Weise in fortdauern der Bewegung hinter der Kampslinie. Bei der kurzen Entfer nung der Depots und da der erste Verband auf dem Verbinde platze immer einige Zeit erfordert, überdies manche Verwundete noch im Stande sind, den Weg nach dem Depot zu Fuß zu rückzulegen, sind diese Transportmittel in gewöhnlichen Fällen ausreichend; Trainwagen und Landsuhrwerke, mit dem erforder lichen Lagerungsmaterial versehen, werden jedoch für Fälle der Noch immer in Bereitschaft gehalten. In dem Depot der leichten Feldlazarethe werden die auf dem Verbindeplatze nicht zulässigen Operationen vorgenommcn, die mangelhaften Verbände vervollständigt und die Verwundeten zu einem weiteren Trans porte vorbereitet, da die leichten Feldlazarethe möglichst bald der Armee zu folgen bestimmt sind. Sobald der weitere Trans port der Verwundeten zulässig ist, erfolgt derselbe unter Be nutzung der geeignetsten Transportmittel in die sogenannten schweren CorpSlazarethe, welche der Armee in größerer Ent fernung folgen und zu der eigentlichen Pflege der Verwundeten bestimmt find. — Zur Bewachung des Zuchthauses in Waldheim steht eine sächsische Compagnie von der 2. Infanterie Brigade unter dem Hauptmann Wehlmann und dem Oberleutnant FastrdeS. Mit dieser hat der preußische Major v. Brauchirsch von den 7. Dragonern eine Convention geschloffen, der zufolge diese Compagnie ihren Dienst unbelästigt und ungekränkt weiter ver- sieht, gegen das Versprechen, ihrerseits nichts gegen Preuße» zu unternehmen. — Die officielle „Bahr. Ztg." meldet: Heute erfahre» wir, daß ein bayrisches Uhlanen-Negimerrt in voller Stärke am 23. Juni eine Necognoscirung auf sächsischem Boden vorge nommen und diese bis Plauen ausgedehnt hatte. Die Bayer« kehrten bald darauf nach Hof zurück. Die erstm Preußen sol, len bei Werdau stehen. — Auf der bayrischen Bahn gehen von Leipzig aus vom 1. Juli an wieder vier regelmäßige Personenzüge nach Alten burg und Zwickau Die nach letzterer Stadt Reisenden müsse» sich jedoch bei dem auf dem Leipziger bayrischen Bahnhofe com» mandirenden preußischen Hauptmann v. Esenbeck zuvor einen Erlaubnißschein einholen, da sie ohne solchen von der preußi schen Besatzung in Altenburg nicht we ter gelassen werden. — Die Bahnstrecke zwischen Werdau und Gößnitz soll zerstört sei». — Ein junger Maler in Leipzig, welcher wegen Abreiße» eines P acats vom Polizeiamt an die preußische Militairbchördg abgeliefert worden war, ist am Freitag Nachmittag von dersck, ben nach der preußischen Festung Wittenberg abgeführt worden. — In Paris wird ein neuer großer Platz geschaffen, dev Trocadero, der mit außerordentlicher Beschleunigung nioellirt werden muß und zwar auf ausdrücklichen Wunsch des Kaisers , Man meint nun, auf diesem Platz solle am 15. August nicht' nur das Napoleonsfest, sondern auch die Wiederherstellung de» europäischen Friedens gefeiert werden, welcher dem Kaiser außevi ordentlich am.Herzen liege. — Wie die „Berliner Volks-Zeitung" berichtet, beträgt der Verlust der Preußen in dem Gefecht bei Langensalza an Tod» ten und Verwundeten an 1370 Mann. Die Zahl der tobte» und verwundeten Offiziere ist eine sehr große. — Der König ist am 30. Juni zur Armee nach Böhmm abgereist. — Z« Beilin ist Befehl gegeben worden, vier der dasigen Caserne» auf das allerschnellste zu Lazarethen cinzurichten. — In Stet-, tin wird die Caserne am Schneckenthor zur Ausnahme von 500 kriegsgefangenen Oesterreichern hergerichtet. Die ersten 500 Gefangenen sind nach Graudenz transportirt worden. — ' , — LandeShut, 28. Juni, 3j Uhr Nachmittags. (Br.Z.) Eben wurde ein Gefangenen - Transport eingebracht, darunter der Trautenauer Bürgermeister gebunden, der Landrath und Sohn zusammengebunden. Man erzählt (wenigstens verficher» dies einige hierher aus Trautenau geflüchtete Familien), daß Trautenau an mehreren Orten brenne, theilweise zusammenge schossen sei, weil (Bestätigung ist abzuwarten!) man aus dad Häusern in Trautenau heißes Wasser, brennende Pechkränza und Steine auf die Pr.ußm geworfen habe. Einer der erstm Verwundeten (am Hinterkopfe) war ein Lieutenant von dm Dragonern v. Kleist. Er wurde nach Liebau in's Lazareth ge» bracht. Telegraphische Nachrichten des Dresdner Journals. Reichenberg (in Böhmen), Sonntag, 1. Juli. (W. T. B.) Die preußische Armee in Böhmen ist in siegreichem Fort schreiten. Die fünfte und dritte Division erstürmten am 39. Juni Gitschin. Die Verluste der Preußen sind nicht unerheb lich, da die Position sehr stark war. Der Verlust der Oester reicher wird auf 4000 Mann geschätzt; noch immer treffen Züge mit Gefangenen hier ein. Prag, 27. Juni. (Boh.) Se. Maj. der König von Sach sen ist gestern 5 Uhr Nachmittags in einem vierspännigen Hof» wagen von Prag abgereist. Zugleich mit dem Könige verließ« auch der Kriegsminister Generalleutnant v. Rabenhorst, der Generaladjutant Generalmajor v. Witzleben, der Flügeladjutant Major Garten und das ganze königliche Gefolge mit allen Hofwagen Prag. Wie wir vernehmen, wird iö«. Majestät vorläufig in einem der Schlösser Sr. kaiserl. Hoheit des Großherzogs von Toscana seinen Aufenthalt nehmen. Der Staatsminister Frhr. v. Beust, dessen Gemahlin gestern hier eingetroffen, ist in Prag zurückgeblieben. — Der am königl. sächsischen Hose accreditirte französishe Gesandte, Baron Forth-Rouen, ist gestern aus Dresden hier in Prag eingetroffen. Er hatte sofort bei seiner Ankunft eine Unter redung mit Herrn v. Beust. * (Was in Amerika alles möglich ist.) In San Fran cisco gab die deutsche Schauspielerin Fräulein Elise Lund ihr« s Abschiedsvorstellung. Die Wahl mar auf Shakespeare'- „Be- ! zähmte Widerspenstige" gefallen, und spielte genannte Dam« j die Katharina, ihre unzerirennliche Freundin Fräulein Felieita ! Vsstoali aber den — Petruchio! Le tzterer legte im zweit« , Acte die Romanze: „O, daß ich Deine Liebe wär' 1" ei». DaS^ , Public»,n schwelgte nach dem „N -A. I." in Enthusia-mu».