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früh 7 Uhr. K«ser«te werdrn angenommen: II« Abend-8, Go nn- t»g« di, Mittag» 18 Uhr: Martenstra-e 18. >»t«ig. in dies. Blatte staden eine erfolgreich« Verbreitung. Unflage: 13,VN» SxemplL». t ' FV-««e»Mt7 «iertrljil-r«ch»01 bei unentgeldlicheri fening in'« Hau«. Durch dir ««nt,l. Po- vierteljährlich rr Ngr. Einzelne Nurnmrm 1 Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum eine» -espaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" di« Zeilr 2 Ngr. LwS »d EiDklHn» der HtraaSgeber: Litpsch sc Neichardt. — Berantwortlicher Redacteur: ÄllliUL Ueichllrdt. Dre-de«, den 16. Juni. — Der Verein zur Pflege verwundeter und kranker Sol datm im Kriege, welcher sich in Dresden constiiuirt hat. be darf für seine wohllhätigen Zwecke nicht nur Beiträge an Geld, sondetn auch aller derjenigm Requisiten, welche zur Verpfle gung «ranker und Verwundeter nothwendig sind. Derartige Gegenstände, besonder- die verschiedenartigsten Verbandstücke zu beschaffen, ist hauptsächlich Aufgabe der Frauen unsere- Lander. Damit aber die Gaben ihren Zweck erfüllen, wird es gewiß von Nutzen sein, folgende vom Professor Eümarch in Kiel bei Gelegenheit de- SchleSwig-Holsteinschen Krieges gegebene Nath- schläge, die sich daselbst vielfach bewährt haben, mitzuthe.len: Das beste Material für Verbandgegmstände ist alte, durch lan gen Gebrauch und vieles Waschen weich gewordene Leinewand (Leinen und Drell). Aber auch gemischte und ganz baumwol« lene Stoffe, wie Shilling, Stout» rc, lassen sich sehr wohl für die e Zwecke verwenden. Von der größten Wichtigkeit ist eS, daß nur ganz reine Stücke in Gebrauch genommen werdm. AvS diesem Grunde verwendet man in der Regel nur weiße Stoffe und müssen alle Stücke, welche Schmutzflenen oder irgend einen besonderen Geruch zeigen, mit kochendem Wasser und Seife oder Lauge noch einmal durchgewaschen werdm, ehe man sie ge brauchen kann. Die Verbandmiltel, welche am häufigsten zur Anwmdung kommen, sind folgende: 1. Binden au- alter Leine wand oter Vaumwollenstoffen. (Neue Leinewand taugt wegen ihrer Steifigkeit nicht zu Binden.) Man reißt dieselben oder schneidet sie nach dem Faden und der Länge nach aus den am besten erhaltenen Parthün großer Stücke (Betttücher, Tischtü» cher rc.) und muß sich deshalb bei Bestimmung der Breite und Länge nach dem vorhandmen Stoffe richten. Im Allgemeinen sind folgende Maße wünschenswerth: o) Binden von i Zoll Breite und 4— 8 Fuß Länge, ^ e- 2 „ „ 8 16 „ „ A ,, „ 3 „ ,, „ 10 30 „ „ Dre Länge kann sehr wohl durch Anstücken gewonnen werden, da» Umsäumcn der Ränder ist unnütz, ebmso das Annähen eines Bändchens am Ende. Das Ende jeder Binde muß mit einer Stecknadel befestigt werden, nicht mit einem Fadm. Fla- nellbindm, von der Länge und Breite wie d. e., werdm au» neuem feinen Flanell gerissen und dürfm nicht gestückt wer den. Gipsbinden, 16 Fuß lang und 2 und 3 Zoll breit, aus nmer Futtergaze geschnitten; sie dienen zur Anlegung de» er härtenden GipSverbandeS. L. Dreieckige Tücher, aus neuer oder gebrauchter, noch starker, Leinewand, Drell, Stouts rc., zu Armtüchcrn und verschiedenen anderen Verbänden. Man schneidet sie je 2 «u» quadratischen Stücken, deren Seiten 2 bi» 3 Fuß lang sind. 3. Compressm, viereckige Lappen aus alter weicher Leinewand oder Baumwolle, von 1 Fuß Breite und 1—3 Fuß Länge. Zum Einschlagen des warmen Verbandes dienen Compressm v. 2 Fuß im Quadr, welche keine Löcher haben dürfen. Zu Ealbenläppchen gebraucht man ganz weiche Stücke Leinewand oder Chirting verschiedenster Größe, in die man mit einem Locheisen zahlreiche Löcher schlägt. Man kann dazu also schadhafte und durchlöcherte Stücke gebrauchen und Fetzm ver wenden, welche zu andern Zwecken nicht mehr zu gebrauch m sind. 4. Charpie. Dieselbe wird am Besten au» reiner, recht alter und weicher Leinewand gemacht. Bei Weitem am häufigsten wird gebraucht die krause Charpie, man zupft sie au» Stücken von der Form und Größe einer Spielkarte und wirst die auS- gezogenm Fäden nach allen Richtungen durcheinander Es ist zweckmäßig, Fädm von verschiedener Feinheit nicht mit einanderzu vermischen und jede Corte für sich in sauberes Papier zu verpack««. Viel seltener kommt die geordnete, lange oder glatte Chaq>ie zur Anwendung. Man zupft dieselbe auS 8 Zoll langen und brei ten Lappen, indem man die Fäden alle in einer Richtung legt. Auch die käufliche, sogenannte englische Charpie ist für manche Fälle ein sehr zweckmäßige» Verbandmaterial. 5- Unterlagen, große Stücke alter Leinewank, am besten ganze oder halberecht weiche Betttücher, werdm bei Schweroerwundeten viel gebraucht. 6. Spreukissen, 1^ Fuß breit, 2—3 Fuß lang, aus leinenen oder baumwollenen Stoffen, an einem Ende offen; diesel ben werdm erst keim Gebrauche mit Haftrspreu gefüllt. 7. Kopsnetze von Filet, au» groben baumwollenen Fäden gehäkelt mit einem Zugbande am Rande 8. Watte; dieselbe muß von sehr guter Baumwolle gemacht und noch nicht gebraucht sein. 9. Wasserdichte Stoff, zu Unterlagen, als Wachstuch, Krankmlrder (Guttapercha-Papier), Kautschukzeug, gefirnißtes Leinen, Shirting und Seidenpapier. Ein guter, rasch trocknen der. Firniß für die letztgenannten drei Stoffe läßt sich bereiten durch zweistündiges Kochen von einm Pfund reinem Leinöl, «ine Drachme borsaurem Manganoxyd und 3 Drachmen gelbem Wachs. DieQuanttät reicht zum Bestreichen von mehrals 12Buch Seid'Npapier aus. 10. Schrzu wünschenist endlich dieAnschaffung von blechernen oder messingenen Eiterbeckcn, Wund- und Augen- douchm, Stechbeckm und Blechschienen, sowie von hölzernen Schie nen und Beinladen. Proben von diesen Gegenständen werden im Locale de» hiesigen Centrab Hilfsvereins für die Lazarerhe ausgestellt werden, und können diese osn !0 bis l Uhr in der Harmo nie besehen werden Ohne Zweifel werden sich überall patrio tisch gesinnte Handwerker (Maler, Klempner, Tischler, Tapezie rer u. s. w.) findm, welche den Damen durch freiwillige Lie ferung der in ihr Fach schlagenden Arbeiten zu Hülfe kommen. — Keine genügende Sicherheit für militärärztliche Hülfe und Pflege verwundeter und erlrankter Vaterlandsvertheidiger! — Unter diesem Titel schildert Herr Naturarzt Nieck ausführ lich die Gefahren, die im Fall des Kriegsausbruchs den Sol daten der verschiedenen Armee-Corps, wegen des großen Man gel« an ärztlichen Kräften bevorstehen. Fast allenthalben sind bereit« an Civi'ärzte, junge Doktoren der Medicin und Chirur gen, Einladungen zum Eintritt in die Sanitäts-CorpS erlassen, doch im Ganzen ohne befriedigenden Erfolg. Herr Nieck em pfiehlt unter diesen Umständen den KriegSverwaltungen die selbeigene Heranbildung von Militärärzten und Assistenten mit Umgehung des Erfordernisses vorangegangener Universitätsstu dien, und zwar nach dem vielfach bewährten Systeme der (arz neilosen) freien Naturheilkunde. Die Leistungsfähigkeit dieser Heilmethode, ganz besonders in acuten und in chirurgisch zu behandelnden Fällen, wird beispielsweise durch Hinweis auf dm Herzog Wilhelm v. Würtemberg dargethan. Derselbe ward als österreichischer General in dem ersten italienischen Feldzuge (1849) am Beine durch eine Spitzkugel verwundet; nach 9- monatlicher Qual erklärten die Militärärzte die Amputation de» Beine» für nothwendig; er fand glücklicherweise in dem einfachen Landmann Joh. Schroth einen Netter, der ihn nach 3 Monaten so vollständig, ohne Amputation, herstellte, daß der Herzog den zweitm italienischen Feldzug 1859 wieder mit machen konnte. Schroth ist der Begründer des nach ihm be nannten diätetischen Systems der NaturheilpraxiS; dasselbe hat, durch zweckmäßige Combination mit dem vom Prießnitz-Rausse herrührmdm Systeme, einen weiterm wissenschaftlich-praktischen Ausbau erfahren. — Heute hält der Thierschutzverein um 5 Uhr im Hotel zur Stadt Wien seine Monatssitzung. — Der 18 Jahre alte, in der Erzwäsche zu GerSdorf beschäftigte Waschjunge Georgi, welcher sich am 11. d. M. in dem Muldenwehrleiche badete und sich auf den Wehlsattel be geben hatte, ward von den Fluthen in die Tiefe gespült und mußte ertrinken. — Tags darauf ertrank in der Nähe von Cainsdorf beim Baden in der Mulde der Bergarbeiter Bret- schneider au« Wilkau. Derselbe hinterläßt eine Frau und ein Kind. — Gestern Nachmittag kamen zwei Knaben in das Pro- ductengeschäft von Angcrmann am See, stahlen ohne Weiteres aus der Verkaufskasse einen ansehnlichen Betrag und nahmm Reißau«. Nach kurzer Jagd erreichte sie aber die Nemesis in der Gestalt eines orangen Dienstmannes, der sie am Kragen nahm und nach der Polizei schaffte. — Einer Handelsfrau aus Löbtau verschwand gestern au» ihrem Gehöfte der Handwagen. Sie fand denselben nach vielem Suchen aus einem Pflaumenbaume des Nachbargrund- stücke». — Dem Vernehmen nach wird I. Maj. die Königin- Wittwe in den nächsten Tagen ihren Aufenthalt in Wachwitz verlassen und ihren bleibenden Aufenthalt in Dresden nehmen. — Wie man erfährt, sind in der königlich sächsischen Ar mee von jetzt an nicht nur bei Subalternen-Osficieren bis ein schließlich de» Hauptmann« die Epauletten in Wegfall gekom men, sondern auch bei StabSosficieren fallen dieselben weg. Letzter« »»halten nächst den Bezeichnungen der Grade durch Stirne entsprechende Abzeichnungen am Kragen durch Treffen. — Die zuletzt noch aus der 3. Compagnie des vierten Jägrrbataillon» bestehende Leipziger Garnison ist in der Nacht vom 13. zum 14. Juni in Folge eines Telegrammcs aus Dresden von dort weggezogen und zu ihrer Brigade nach der Dresdner Gegend befördert worden. — Das in Berlin stationirt gewesene österreichische Etap- pencommando ist ebenfalls aufgelöst worden und sind die be treffenden Personen am 13. hier durchpassirt. — Bei dem immer mehr zunehmenden Wagenverkehr durch Poppitz erscheint eS immer dringender und geradezu nothwendig, so bald als möglich wenigstens einen Fußweg längs des Mühl grabens von der Annenstraße durch das ehemalige Lauhn'sche Grundstück zu führm. — Die botanischen Exkursionen haben natürlich in jeder Woche reichlichere Ausbeute gegeben. Der Juni ist inr besondere der Monat für da» Studium der Gräser, die ohne richtige An leitung so ziemlich schwer kennen zu lernen find. Auf der Excursion des vorigen Sonnabends wurden 40 Arten genau kennen gelernt und eingesammelt. Das Protokoll führt über 100 phanerogamische Gewächse auf, wozu noch eine hübsche Anzahl Kryptogamen gekommen, unter anderen auch dar nicht k o^t zu findende Moos vicramim oerviculalum, im schönsten Zu- ' stände seiner Entwickelung. Da während seine« Aus finden» di« Theilnehmer der Excursion im Buschholze von einander getrennt war-n und die meisten dasselbe nicht selbst finden konnten, so sind für diese noch Exemplare präparirt worben und auf der nächsten Exkursion nach Strehlen, Mockritz, Räcknitz und Um gegend durch den Leiter derselben in Empfang zu nehmen, denn wohl Dem, welcher noch an einem Moose Freude hat! — ES girbt gewisse Leute, welche in bewegten Z iten und so auch jetzt es sich geradezu zum Vergnügen machen, Gerüchte über den erschütterten Vermögensbestand hiesiger größerer Ge schäfte zu erfinden und auszusprengen, diese Gerüchte unter bester Garantie vertreten wollen und damit den durch die trüb« Zeit ohnehin erschwerten Geschäftsgang wesentlich beeinträchtigen und den Betreffenden Kummer und Verlegenheiten bereiten. Erst kürzlich sah sich ein hiesiges, höchst solid fundirteS, größere» Geschäft durch öff ntliche Erklärung und Bedrohung der Ver leumder zu gerechtfertigter Abwehr veranlaßt und find dem Vernehmen nach von demselben auch mehrere Verbreiter ehren rühriger Gerüchte ermittelt und in Anklagestand versetzt worden.' Es dürfte nicht überflüssig sein, hierbei auch auf da» Straf gesetzbuch hinzu weisen, welches in seinem tz 235 Folgende» au»? spricht: „Wer wider besseres Wissen durch üble Nachrede in Wort oder Schrift oder auf irgend eine andere Art Jemande« gegen Andere Handlungen beimißt. welche ihn in der allgemei nen Achtung herabzusetzen und seinen guten Ruf zu gefährden geeignet sind, oder durch arglistige, auf Täuschung berechnet« Veranstaltungen Jemanden solcher Handlungen verdächtig zu machen sucht, ist mit Gesängniß bis zu sechs Monaten, odlw dasem die Strafe nicht über drei Monate Gefängniß ansteigt, mit Geldbuße bis zu dreihundert Thalern zu bestrafen." Und ferner in tz 338: „Wer durch geflissentliche Verbreitung un wahrer Gerüchte über die Vermögens- oder persönlichen Ver hältnisse eines Anderen, oder dadurch, daß er solche Gerücht« als Thatsachen nacherzählt, denselben in Nachtheil bringt, oder in seinem Fortkommen behindert, ist auf Antrag mit Gefängntß bis zu vier Monaten zu bestrafen. Uebersteigt die zu erken nende Strafe nicht die Dauer von zwei Monaten, so kann statt derselben auf Geldstrafe bis zu zweihundert Thalern erkannt werden." — Unter dm distinguirten Fremdm, die bis vor Kurze« in Dresden gewohnt haben und >n dm letzten Tagen von hür abgereist sind, befindet sich auch der bekannte General Mo« Clellan. — — In der Nacht vom 13. zum 14. Juni ist der k. k. österreichische Gesandte am Hose zu Berlin, Graf Karolyi und in der Nacht von vorgestern auf gestern der k. preußische Ge sandte am Hofe in Wien, Baron von Werthern, hier durch- gcreist. — , . — Dem Vernehmen nach wird der bisherige großbritanisch« Gesandte am diesseitigen Hose schon in der nächsten Woche von Dresden abreism. — 1.) — Ein pensionirter Beamter, der in der Wilsdruffer Vor stadt wohnte, hat sich vorgestern schwarz an gekleidet und bei« Weggange aus der Wohnung angegeben, daß er zu einem Be? gräbniß gehm wolle. Man vermuihet aber, da er bis gestern nach Hause nicht zurückgekehrt, daß er fortgezangm, um sich selbst ein Grab zu bereiten, d. h. sich das Leben zu nehmen, und da» gesuchte Grab auch wirklich gefunden hat. — . — In demselben Hause, welches vorgestern Abend durch Feuersbrunst heimgesucht wurde, war denselben Vormittag in der 8. Stunde >md Nachmittags in der 2. Stunde in de« Dachetage eingeb^vlten worden, wobei das eine Mal der Inhalt der Commode e-nw Dienstmädchens auf dem Boden der Kämmet zerstreut gefunden und die Summe von 20 Ngr. entwendet wurde, das andere M,l einem Bäckergesellen ein Dokument ab handen gekommen ist Brandstiftung ist fast mit Gewißheit anzunehmm. — Laut eines gestern Nachmittag hier von Leipzig ein getroffener. Telegrammes ist die Eisenbahnverbindung von Leipzig bis Dresden vor der Hand ausgehoben. Bereits Nachmittag- gegen 3 Uhr wurden die in Leipzig und Dresdrn auf den Bahn höfen stehenden Personenzüze eingestellt, die bereits in den Wagen sitzenden Passagiere stiegm heraus und empfingen an der Kasse ihr Geld zurück. Von Dresden aus wurde nur der Zug nach Meißen expedirt. Dem Vernehmen nach sind die Essenbahn schienen von Priestewitz ab bereits der Bahn entnommen wor den, was auch hinter der Brücke bei Löbau der Fall sein soll, wodurch auch der Verkehr auf der Schlesischen Bahn vollstän dig sistirt ist. Was die Sprengungen der Eisenbahnbrücken btt Riesa und Löbau anbelangt, von welchen gestern in den" stunden da« Gerücht ging, so haben wir nur so viel vern men, daß man wohl Anstalten zu solchem Werk getrrsfen in der Nähe der Brücken Pulverladungen, Pechkiänze re. gestellt hat. Auch bei der sächsisch-böhmischen Dampfschiffs sind von heute an sämmtliche Fahrten eingestellt worden. l. !l - ' Az. , -