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Erscheint: ' «glich früh 7 Uhr. Inserate «oirden angenommca; Hi« VbendSV,Sonn tag» bis Mittag» IS Uhr: Marienstraße 18. Nnzeig. in dies. Blatte Huden eine erfolgreich» Verbreitung. Auflage: 13,000 «xrmpla». Taxrblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drodisch. vietteltichrltchroN^. b»i uueutgeldlicher Lie ferung in » Hau« Durch dir König!. Post vietteljLhrlich 22 Ngr. Einzelne Nummer, t Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" dir Zeile 2 Ngr. Druck und Eigttchmn der Herausgeber: t^iEpsch sc Netlhardt. — Verantwortlicher Redakteur: IntlUS Nellhnrdt. Tagesordnung der 4 öffentlichen Sitzung II. Kammer Dienstag den 5. Juni 1866, Bonn. 10 Uhr: Bericht der 2 Deputation über daS Königl Deeret, eine außergewöhnliche Ermächtigung betreffend. Dresden, den 5 Juni — Se. Maj. der Kknig hat die Errichtung eines königlich sächsischen ConsulalS zu München ongeordnet und den dortigen Banquier Maxiinilian WilmerSdörffer zum Eonsul ernannt, auch genehmigt, daß der StaatSmimster a. D. l»r Johaim Heinrich August von Behr, Exc., das ihm vom Kaiser von Oesterreich verliehene Großkreuz des kaiserl. Leopoldordens und der Kammerherr Richard Nostitz und Jänckendorf das vom Kaiser von Brasilien ihm verliehene Comchurkreuz deS Ordens der Nose annehme und trage. — I. K. Hoheit die Frau Prinzessin Georg hatte sich am vorigen Sonntage zum Besuche Sr. K. Hoheit Ihres Ge mahls nach Schloß Moritzburg begeben und kehre von da ^.m Abend nach Hosterwitz zurück. — — Den» Bernehmen nach ist Sachsen bei der Militär- conferenz in München durch den Generalstabsesfizier Oberstleut nant von Montbv vertreten. — — Se. Excellenz der Slaatsminiller Or. von Falkenstein hat sich am vergangenen Sonnabend von hier nach Leipzig be geben. — — In der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer (Be ginn Abends ü Uhr) waren die Staatsminister v. Brust und v. Friesen erschien..,. Präsident Haberkorn stellte den Antrag, die Berathung über die Forderung der Negierung von 4 s Mil lionen Dienstag (heute) früh stattsi.nden zu lasten, obgleich der Deputationsbelicht vor Kurzem erst vertheilt sei. Dein wider spricht Abg. Günther: man solle Nichts überstürzen, er bäte, die Berathung auf Mittwoch früh zu verschieben; jedoch nahm die Kammer auf Befürwortung der Abg. v. Nostiz-PaulSdors, Fahnauer und G he den Präsidialantrag an. Hierauf erhält Abg. Emmrich das Wort: Die Coupons, sowie die Beträge der auSgcloosten sächsischen Staatsschuldenscheine nnd sächs.-schles. Eisenbahnactien im Betrag von ,,170,000 Thalern, welche am 1. Juli fällig seien, sollen laut Bekanntmachung bereits am 18. Juni bezahlt werden. Bei jetziger Geschäflsstr ckung sei aber zu wünschen, daß diese Summen nicht 14 Tagp todt im Staats schätze lägm, sondern bereits jetzt auSgezahlt würdm. Finanz minister v. Friesen erklärt unter freudiger Teilnahme der Kammer, daß er Veranstaltung getroffen habe, daß die Cou pons und ausgeloosten Staatsschuldscheine schon von jetzt an jeden Augenblick zur Auswechselung in der Finanzhauptkaste präsenlirt werden können. — Der Bericht, welcher heute zur Berathung lommt, ist von einem früheren Parlamentsmitglied, dem Abg. Mammen abgefaßt; sein Gedankengang ist folgender: So tief eingreifend auch die geforderte Ermächtigung der Regie rung (die Forderung der 4 s Millionen Thaler für die Kriegs bereitschaft) in die finanziellen Verhältnisse Sachsens sei, so sei doch die politische Seite der Frage der^wichtigste, aber auch schwierigste Theil der Aufgabe 1 1 Berichtes der Deputation. Die polnische Seile berühre die höchsten und heiligsten Inte ressen des sächsischen wie des gesammten deutschen Volkes. An gesichts des fluchwürdigen Bruderkrieges habe oie Regierung ge rüstet, der einderufene Landtag solle dazu die nachträgliche Genehmig ung geben. Die Deputation fragte sich, ob Sachsens Rüstungen zeitgemäß und gerechtfertigt seien, und war einstimmig der An sicht, daß die Regierung das Recht und die Pflicht hatte, zu rüsten. Sachsen habe fick, stets neutral verhalten, diese Neu tralität sei aber nur zu wahren durch die thatkräftige Unter stützung der Mittelstaatcn. Jede dieser Regierungen habe die Pflicht, dem Drängen nach der preußischen oder österreichischen Seite hin nicht Waffen- und wehrlos entgegenzustehen. Zwar kann ein zwischen den beiden mächtigen streitenden 'Nachbarn ge legener kleiner Staat seine Neutralität auf die Dauer nicht mit dm Waffen in der Hand behaupte::, allen, „wer sich seiner Ver- - theidigungsmittel begiebt, bevor noch ein Angriff stattgefunden hat. giebt sich selbst verloren". Die Regierung aber habe wcht voreilig^ grrüstct, wie trotz der klarsten Widerlegung immer wie der beharrlich behauptet werde. (Es folgt eine detaillirte Wider legung der Angaben in der Depesche Bismarcks nach Würtem- berg, worin Sachsen wiederholt als Fricdensbrecher bezeichnet wird.) Die Vorbereitungen gegen einen preußischen Ueberfall (so wurde der Deputation spcciell nachgewiesen) seien erst vom 14. April an geschehen. Da sei ein Kontrakt über Lieferung von 2600 Pferden abgeschlossen und die Anweisung gegeben worden, daß fü» jedes gelieferte Pferd ein Beurlaubter einge zogen werde. Erst am 6. Mai wurden sämmtliche Beurlaubte und am 7. Mai die Kriegsreservisten einberufen, am 9. Mai wurde mit dem öffentlichen Pferdeankauf begonnen. (Es erhellt hieraus, daß die osficiellen Angaben der preußischen Regierung Lügen sind.) Die Deputation hat die Vertreter der Regierung zu ihren Berathungen gezogen (die Minister o. Beust und r. Friesen); diese habm auf Anfrage erklärt: „die Stelle der Thronrede, daß Sachsen weder mit Preußen noch mit Oesterreich eine Ver bindung eingegangen wäre, sei so deutlich, daß eine neue Er klärung kaum nothwesdig erscheine, sie erklärten jedoch nochmals, daß weder gegmwärtig, noch für die Zukunft die Absichten der Regierung dahin gingen, für einen der streitenden Theile ein seitig Pattei zu ergreifen d Die im Lande verbreitete Befürch tung über ein österreichisch-sächsisches Bündniß ist daher ganz entschieden faisch. Denn — sagt die Deputation — wenn man auch für Oesterreichs Volk die freundlichsten und wohlwollendsten Gesinnungen hegt, so ist es nicht zweifelhaft, daß Sachsens geistige und materielle Interessen eS unauflöslich verknüpfen mit dem preußischen Volke. „Es wäre Frevel, selbst die Axt an dm Baum zu legm, dessen Früchte bis jetzt die besten ge wesen sind, die ein Verein deutscher Negierungen je dem Volke geboten hat. Wer den Zollverein sprengt, zerstört dm Wohl- stand uno die ganze »olkswirthschastliche Entwickelung aller Staaten, die ihm angehören." Deshalb ist das sächsische Volk so erbittert über die jetzige, dm Frieden störende Politik der preußischen Negierung, die nicht einmal im Sinne ihres Volkes handelt. Es ist nsthwendig, sich mit einer deutscher gesinnten Negierung Preußen« zu verständigen. Deshalb möge man zu nächst dm Bruderkrieg verhindern, das einzige Mittel hierzu sei die schleunige Einberufung eines deutschen Parla mentes. Nur deutsche Volksvertreter könntm dm Hader schlichten könntm verhüten, daß das Ausland sich einmische, könnten im Verein mit dm Regierungen (diese nicht allein) für Deutschland das schaffen, was Hm noth thut: eine Ve faffung, die lebensfähig ist. Die Deputation beantragt daher: „Die R-giermia möge mit aller Energie dahin wirken, daß die Anordnung der Wahlen zum deutschen Parlament ans Grund allge meiner und direcler Wah-.n, womöglich nach dem NeichSwohlgesctze rom 27. März 1849 in ganz Deutschland noch vor Ablauf dieses Monats erfolge und die Einderusung des Parlaments in möglichst tur-orpFrist geschehe." Die genaue Fristbestimmung ist sehr schwierig. Die Re gierung erklärte hierauf: „Es sei nicht ihre Absicht, aus das Delegirten-Project (vom Hür- stenlagc) zurückzukommen. Sie sei nicht nur bereit für eine Reform, welche auch die Einberufung eines aus allgemeinen Wahlen hcrvorgehenden Parlaments in sich schließt, zu wirken, sondern sie werde auch durch selbstständige Thätigkcit und durch Beschleunigung der Porarbenen l'ch bemühen, eine baldige Einigung unter den Re gierungen herdeizujuhren und dadurch die rasche Einberufung des Par laments zu ermöglichen. Bereits in der Conserenz zu Augsburg leien die dortigen Regierungen übereingekoinm n, einen Entwurf zur Bun- desresorm mit Berücksichtigung der Volksvertretung zu verc nbarcn. Was die preußischen Reformvorschläge betrifft, so habe die Regierung inchi- gegen sie einzuwenden, sie sei aber der Ansicht, daß diese Vor schläge zwar die für eine Bund srcsorm zu stellenden Ausgaben enthalten, aber in Be,ug auf ihre Lösung »och keinen positiven An halt gewähren Selbst gegen die Annahme der Bestimmungen des Reichswahlgesetzes von 1849 für die Wablen zu dem einzuvc- msenden Parlamente habe die Regierung nichts einzuw nden" So ist die Regierung mit der Deputation einverstanden, letztere schlägt noch vor: „1) Vorbehälilich kniffliger specieller Rcchnungsablegung zur Be streitung des durch die gegenwärtigen politischen Verwickelungen nülhig gcworoencn auße>ori>enlüchen Aufwands von -1,650,000 Tbalern an j!asse»bes!änden der Regierung Ermächtigung zu ertheilen. 2) Zu den b rcils deshalb gemachten unabweistichcn Ausgaben nachträglich Ge nehmigung zu erlheilen." Wir enthalten uns jedes Commentars und bemerkm nur das Eine: So geht das Fürstenwort der Thronrede in Erfül lung und der heiße Wunsch aller Vaterlandsfreunde verwirk licht sich! — Die Entreoue der Souveräne von Sachsen und Baden ist, wenn wir recht unterrichtet sind, zunächst dadurch angebahnt worden, daß der Großh^rzog von Baden dem auf seiner Rück kehr nach Paris das Großherzogihum berührenden Grafen See bach dm Wunsch einer größeren Annäherung an den König von Sachsen ausdrückte; Graf Seebach verfehlte nicht, diese Gesinnungen des Großherzogs dein Könige sofort zur Kenntniß zu bringm, worauf in zuvorkommendster Weise die Einladung nach Pillnitz erfolgte. Der Großherzog kam im Laufe des Sonnabend Vormittags in alleiniger Begleitung des Flügel- adjutanten Major von Freidorf hier an, wurde von dem Kö niglichen Hofmarschall Freiherrn von Friesen empfangen und nach Niedersedlitz geleitet, wo Se Majestät der König dm hohm Gast und Verwandten — der Großherzog ist Neffe der Kö nigin und Vetter der Kronprinzessin — in Person am Perron bewillkommnet« und nach herzlicher Begrüßung zu Wagen nach Pillnitz geleitete. Beide Souveräne waren in Civilkleidern, der GrcßPrzog trug dm Stern und da» grüne Band der sächsi schen R utenkrone, der König den Stern und das gelbe Band mit Silbereinfaflung des badischen HauSordenS der Treue. An der Königlichen Mittagstafel, die um 3 Uhr stattfand, speisten noch II. KK. HH. der Kronprinz, die Frau Kronprinzessin, die Frau Prinzessin Georg und Se. Excellenz der Herr Staat»- miniiter von Beust. Gegm Abend stattete S K. H. der Groß herzog einen Besuch in der Villa Strehlen ab und kehrte als dann zum Nachtlager nach Pillnitz zurück. Am 3. Juni Mor gens wohnte der hohe Gast dem evangelischen Gottesdienste in der Weinbergskirche daselost bei, verabschiedete sich nach der Kö niglichen Mittagstafel von seinm hohm Verwandten und wurde von Sr. Majestät dem Könige bis zur Stadt geleitet, wo die Abreise Abends drei Viertel 7 Uhr erfolgte — Als im vorigen Jahre sich um die jetzige Zeit Dres den rüstete, um Tausende Deutscher Brüder zu einem große« nationalm Feste zu empfangen, da ahnte man nicht, daß kaum nach Jahresfrist auch gerüstet werdm würde, aber zu einem Kriege mit deutschen Brüdern. So wären denn die großen Feste, wie Deutschland sie im letzten Jahrzehent gesehen hat, nutzlos gewesen und ihr Werth wäre verwelkt, wie die Blu men, womit man sie schmückte? So wäre denn auch unser Sängerfest nichts weiter gewesen, als vorüberfliegender Rausch? O nein! Das Gefühl der Zusammengehörigkeit der Deutschen aus Nord und Süd, aus Ost und West, es ist, genährt durch unser Fest, nicht spurlos vergangen und überall im deutschen Vaterlande spricht sich der gesunde Sinn des Volks gegm dm Bruderkrieg aus. Die Idee der deutschen Nationalität ist auch durch das Gesangfest gefördert worden und das Lied in Wort und Ton steht dem wahren Patriotismus näher, als manche Egoisten und am Materiellen sich festklammernde Philister eS ahnm und glauben mögen. Mittm in unserer kriegerischen und aufgeregten Zeit wird daher, gleich einer Friedenstaube, da» Festalbum willkommen sein, das zur Erinnerung an da» erste Sämgerbundessest m Dresden seit wenig Tagen im Drucke vollendet ist. Es mthält die Geschichte unv den Verlauf der festlichen Tage, die wir mitsammm feierten und die uns und Tausmden von Deutschen in allen Gegenden der Erde unver geßlich sein werden. Die photographischen inneren und äußeren Ansichten der Festhalte, sowie die naturgetreum Jllstrationen der Fahnenweihe und des Hauptfestzuges veranschaulichen leb haft unser Fest, und die gelungenen Holzschnitte der 41 Fest- hallenbildrr sind eine angenehme Reminiscenz an den Wunder bau, an dem wir nur Eins zu tadeln hatten, daß er so schnell wieder verschwand. Die poetischen Festgrüße, die bei und nach dem Feste unserer Stadt gespendet wurdcn; die Herzensergie ßungen einzelner in Maffenquartiren unte-gebrachter Sanges- brüder; die Inschriften, womit viele Häuser verziert warm; die Personen, welche in den verschiedenen Ausschüssen sich in Activität befanden: dies Alles und vieles Andere auf das Fest Bezügliche findet man in dem Gedmkbuche verzeichnet, daS man, seiner inneren und äußeren Ausstattung nach, mit Recht als gelungen bezeichnen kann. — Auf dem Waldschlößchen trieb sich vorgestern Nach mittag ein junger Mensch herum, der dort einen Affen zeigte und dies als Vorwand zum Betteln benutzte. Wie wir hörten, wollte er aus Italien gebürtig sein. Ein Beamler der königl. Polizeivirection erlöste das Publikum von dm Behelligungen dieses Bettlers. — Vorgestern Vormittag tauchten in hiesiger Stadt aber mals zwei Bosnier in Begleitung einer Frauensperson und zweier Kinder auf. Sie hatten zwei Bären bei sich und führ ten deren Künste auf dem Waldichiößchm und der Schiller straße vor. Sie wurden später durch einen Gensdarm aus der Stadt gebracht. Ihr Anblick war nicht minder malerisch, al» der ihrer voraukgegangmm Landsleute. — Auf Meldung des Kreuzthürmers mauste sich vorgestern Nachmittag die Rathsspritze zur Löschung eines Waldbrande» im Priesnitzwäldchen auf dm Weg Die Sache beruhte aber auf Täuschung, es war nur Nebel und Sonnenschein. — Die Scandalia giebt heute eine Hauptproduction im Linckeschen Bade zum Besten der Angehörigen unserer KriegS- reservißm. Nach dem Courszettel der Scandalia werdm unbe schränkte Gaben in Form von Mitteldeutschen Creditscheinm, sowie Anhalt-, Cöthen-, Bern- und Bückeburger Kassenscheine ohne Verlust angenommen. — Der berühmte Tenor Roger, welchen wir im vorigm Jahre in dm Patti-Cmcerten hörten, ist zu einem langem Gastspiel in Dresden engagirt. Roger ist ein gr.ßer Gesang- künstlcr, und wenn ihm auch die unvergleichlichen Mittel Wachtel» nicht zu Gebete stehen, so weiß er doch durch die vollendete Kunst seines Vortrages die Zuhörer zu entzücken. Nicht ohne Interesse ist es vielleicht, zu erfahrm, daß Roger nur noch im Besitze eines Armes ist ; vor mehreren Jahren ging ihm auf der Jagd beim Uebersteigen einer Hecke das Gewehr loS und die Kugel zerschmetterte ihm dm rechten Arm, der in Folge dessen amputirt werdm mußte. Dem Mangel ist sodann durch einen künstlichen Arm abgeholfm, dm N 'ger so gewandt zu bewegen weiß, daß man ihn für einen natürlichen hält. — Uebng ns hat der Künstler die Mühe nicht gescheut, deutsch z»