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' ... Mk. ISS. «Erscheint: «glich früh 7 Uhr. Inserate Dxrdrn angrnommen: Hi» Abends Ü.Eonn» H-gs bi» Mittazs 13 Uhr: Wiarienstraße 13. MftWWVk«. 8t> inff 3 7. »s, -- »II -Anzeig. in dies Blatte Hoden eine erfolgreich« virbreitung. Auslage: 13,000 «k»«pl«°» Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor probisch. Monnmrrrl: »ie'rtrlMrlichAIRgr. bei uurnlgeldlicher Lie fern»- in'» Hau« Durch die Lönigl. Post vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummrm 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Eilige- sandl" di« Zeile 2 Ngr Druck Md Sig»»H»« der Hrrau»ß«h«r: Lirpslhl H Neichardt. — Verantwortlicher Redaetcur: Julius Rrichardt. ^ - ' Dresden, den 4 Juni. — Abgesehen davon, daß der vom Berliner Cabinet ge machte Vorwurf: Sachsen habe die Großmacht Preußen durch seine Rüstungen bedroht, — eine lächerliche Absurdität bleibt, geht nunmehr aus den unfern Kammern vorliegenden Rechnun gen über Miliiärauslagen unwiderlegbcr hervor, daß erst nach dem Einlangen der preußischen Drvhiwte und nach den bereits zur Ausführung gebrachten kriegerischen Rüstungen Preußens, nämlich vom 18. April ab, die militärischen Vorbereitungen in Sachsen begonnen wurden, beziehungsweise von diesem Zeit punkte an die Mehrauslagen hierfür gemacht worden sind. — Im „Hamburger Corresp." finden wir nachstehende Korrespondenz aus Berlin vom 30. Mai: Von der Ueber- «instimrnung der drei Thronreden, der würtembergischen, bay rischen und sächsischen, dürften selbst unsere Regierungskreise unangenehm überrascht worden sein. In unabhängigen Ne giopen haben wir noch Niemand gefunden, der nicht der Sprache der Wahrheit und des Rechts, die namentlich in der Rede Honig Johanns so überzeugend tönt, seine Anerkenn ung zollte. Jedenfalls ist durch die drei Thronreden klar ge stellt, daß der Krieg, zu dem unsere Politik treibt, die Sach sen, die Bayern und die Würtemberger in den Reihen der Bekämpfer Preußens zeigen werde- Wie kläglich es ange sichts dieser Thalsache um die offiziöse Sophistik steht, die von dem bevorstehenden Kriege behauptet, er sei gar kein Bruderkrieg, leuchtet ein, selbst wenn wir ihr gestatten wollen, die 8—9 Millionen kernächter Deutschen des österrei chischen Kaiserstaates wegzubeweisen.— So schreibt man, wir wiederholen es, jetzt aus Berlin: Auch die Lügencorrespon denzen aus Dresden in der Berliner „Nordd. Allg. Ztg." Haben aufgehört. — Ein Gegenstück zu „Wie man in Sachsen preu ßische Landwchrleute behandelt!" Des Einsenders N»ffe, vor wenigen Tagen als Handwerks-Geselle aus dem Lande der jroßen Nation der Heimath zuwandernd, spricht in einem preu ßischen Dorfe um ein Glas Wasser an. Auf die Frage der Bäuerin: was für Landsmann? nennt der junge Mann „Sachsen," wird aber hierauf, ohne Wasser empfangen zu ha ben, unter gewaltigem Fluchen und Schimpfen, zur Thür hinaus geworfen. — Aus Löbau, 2. Juni, schreibt man uns: Als vorge stern rin sächsischer Landmann in der Nähe Neichcnbachs sein Feld bestellte, kam ein großer Zug preußischer Husaren ruhig des Weges herangeritten. Auf die Frage des Zugführers, wo sie sich befänden, antwortete der Lan^-mann: „Hier sind sie schon ein grcm Stück in Sachsen". Die Husaren machten kehrt und ritten zurück, ohne ein Wort zu erwiedern. — Viele mit Einquartierung belegte Landwlrthe klagen darüber, daß sie den betreffenden Mannschaften die kostspielig anzuschaffenden Schlafoeckcn gewähren müssen, so gern sie auch sonst die oft bis zu 30 Mann ansteigende Einquartierung über nehmen. Man ist der Meinung, daß de»gleichen Decken massen haft im Militärdepot vorhanden ivären und es daher eine große Erleichterung für die Quartierwirthe wäre, wenn man den Mannschaften diese Decken lieferte. — Rücksichtslos! In der Nachbarschaft einer bis zum Tode kranken Dame wohnt in einem Hause der Prager Straße ein sogenannter Ctavierpauker, welcher auf das Ersuchen, er möge seine nerv.ne»schlitternden Elaoierstudien etwas mäßigen, kalt antwortete: „Vor mir kann sterber wer da will, ich be zahle meine Miethe und kann in meinem Quartier machen waS ich will"! — Der Mann unterließ sein Geräusch nicht eher, bis ihm der rücksichtsvolle Hauswirth das Handwerk nachdrück lich legte. — In Leipzig sind am Freitag schon wieder 250,000 Thaler Silber für die dortigen Filialen der Weimarer und Gothaer Bank angekommen. — In der Nacht des 3l. vor. M. brach in einem Sei tengebäude des Gutsbesitzers Beier zu Berbersdorf Feuer aus, in Folge dessen dasselbe, sowie das Seitengebäude des Nach bars bis auf das Mauerwelk niederbrannten. Große Anstreng ung der Hüffeleistenden kostete es, die übrigen Gebäude dieser Güter zu?retten. Allgemeine Betrachtung. An demselben Tage, an welchem zu Dresden der Landtag «öffnet wurde, hielt es die Annexionspartei in Leipz-g für an gemessen, unter Biedermanns Leitung eine preußische Demonstra tion dadurch zu machen, daß sie den Landtag anging, der »Regierung die Mittel für die Mobilmachung unserer Armee zu ! verweig rn. Das war ganz schl m ausgevacht! Dian wollte im ! Voraus die Wirkung der königlichen Worle abschwächm, welche z an diesem Tage vom Throne in der Hauptstadt in das Land schallen würden. Jndcß scheiterte dieser Versuch an dem gesun- , den Sinne der Bevölkerung, man brachte es nicht höher als auf 142 meist obscure NrmenSunterschriften, und jetzt, im Gegensätze hierzu, bedeckt sich eine andere Petition, ausgegangcn vom Geh -Rath v. Wächter und dein bekannten Schöpfer eines rreubn Leipziger Stadttheils, Nr. Heine, mit Mafien von Namen des besten Klanges, welche dem Landtag das frische, ermuthi- gende Wort zurufin: Unterstütze patriotisch eine deutsche Ne gierung! Gewähre ihr die Mittel, einzustehen für Ehre, Recht und Sitte! Nun — diese Woche wird die Zweite Kammer sprechen. Man mag über sie urtheilen wie man wolle - eins ist sicher: sie besteht auö Sachsen. Sie wird wohl anknüpsen an die treffliche Thronrede, die auch außerhalb des Landes einen erfrischenden Eindruck auf Alle gemacht hat, denen noch Ehr lichkeit, Recht und deutsche Treue nicht ein leerer Schall und alberner Humbug find. Besonders von Wichtigkeit in der Thronrede erscheint uns die Stelle, die von einer Reform der Bundesverfassung und von einer nationalen Vertretung handelt, sowie diejenige, wo der König sein Fürstenwort verpfändet, daß er für deren Zu standekommen wirken und selbst Opfer nicht scheuen werde. DaS ist etwas Anderes, als wenn Bismarck fortwährend mit dem Parlament um sich herumwirft und allemal, wenn Bundes sitzung darüber sein soll, seinen Gesandten nach Berlin kommen läßt. Es ist jedoch einigermaßen ausgefallen, daß die sächsische Thronrede das Wort „Parlament" vermeidet Vermied sie dieses Wort, weil es jetzt fast in Mißkredit gekommen ist, seitdem es durch das Bismarck'sche Parlamentsproject entwürdigt wurde? Doch auf den Namm kommt es nicht an; nenne man es Par lament oder Nationaloeriretung, wenn wir es nur bekommen. An den Kammern wird es jetzt sein, an diese aus Königsmunde erklärte Bereitwilligkeit sich zu halten unv mit lebensvollem Inhalte DaS auszusüllen, was die Thronrede in Umriffen zeich net. Mögen die Kammern jetzt aussprechen, daß Sachsen, so sehr eS einer Auf- und Aussaugung durch Preußen widerstrebt, ein lebhaftes Nationalgefühl für das größere deutsche Vaterland hat, und daß es diesem aern als willige« Glied sich unterordnet. Nur ein Parlament schützt uns vor der Wiederkehr der jetzigen Schmach, wo die Laune zweier Menschen in Berlin das Glück von Millionen vernichtet. Inzwischen gehen die Ereignisse mit mächtigen Schritten vorwärts. Der Eongreß kommt zu Stande und der durch seine Talente, wie durch seinen Posten als Minister des mächtigsten reindeutschen Staates ausgezeichnete Herr v. d. Pfordten wird den deutschen Bund im Rache der Großmächte zu Paris ver treten. Wie wenig wir von diesein Eongreß erwarten, haben wir das letzte Mal ausgesprochen — er ist ein letzter, fast unnützer Versuch, den Frieden zu erhalten, und es ist bejam mernswert!), daß das Ausland über uns zu Gericht sitzt. Aber das wenige Gute, was dieser Eongreß für uns schaffen kann, wird wesentlich befördert, ivenn der Bund durch den beredten Mund Psordten's sich zu Gehör bringt. Dies zu vereiteln, war daher der nächste Zweck der Bismarck'schen Politik. Wie können sich die Westentaschen Staaten, die für preußische Augen gar nicht cxistiren, erbrechen wollen, mit Europa zu rathen? Doch, als man einsah, daß die europäischen Mächte eine wür digere Ä.-schauung von unserem bcjammernswerlhcn Dasein hegten, so verbiß man seinen Aerger damit, daß man sagte: Der Bund hat ganz im preußischen Sinne geivählt, daß er Bayern wählte und nicht Sachsen, wie zur Londoner Conferenz. Ais Härte Herr v. Neust jemals den deutschen Patriotismus pachten wollen! Als schlügen in Deutschland nicht Hundert tausende von Herzen, die ebenso deutsch fühlten, wie er! Das ist ja die Verblendung in Berlin, daß man uns Sachsen solcher besonderen Kriegsivuth gegen Preußen beschuldigt und psi-Ioat nicht sehen will, daß ganz Deutschland wie Ein Mann für uns sich erhebt. Da ist ferner der bayerische Antrag auf Entfernung der österreichischen und preußischen Trupp-» aus den Bundes festungen und aus Frankfurt. Dieser Antrag rechtfertigt sich von selbst. Bei der Verachtung Bismarck's gegen Alles, was Vertrag und Eid heißt, wäre es noch nicht sein schlechtester Streich, wenn er s«ine Soldaten auf einmal die Bundessistungen überrumpeln ließe. Das Wichtigste aber sind die Erklärungen Oesterreichs und Preußens in der letzten Bundeetagesitzung über vie Entwaff nungsfrage. Klar und offen bekennt sich Oesterreich zum Bunde, zum Rechte, zum Frieden. Es- kann keine einfachere Erklärung als die österre chische vom l. Juni geben, es muß in Aller Augen springen, daß Preußen jetzt der angreifende Theil ist. Oesterreich stellt sich mit beiden Füßen auf den Bundeöstand- punkt und zerreißt den unwürvigen Vertrag zu Gastein; cs ist vollständig umgekehrt, und es ist nur zu bedauern, daß dies ' »ihr schon längst geschehen. So ist durch Aashallen ain Rechte ' die eine deutsche Großmacht durch dre Mittelstaaten auf den ! richtigen Weg zurückge»ö,higt worden; es wird auch gelingen, die > andere moros zu lehren. Was hat nun die pre»ßische Regierung ; einer so gediegenen Erklärung entgegen zu sitzen? Nichts als die i alten Lügen, die in ihrer zahllosen Wiederholung Einen nun bald anekeln: Oesterreich und Sachsen sollen angefangen haben. Pfui des nichtswürdigen Spiels mit der Wahrheit! Sehen wir jetzt von Oesterreich ab. Angenommen einmal, aber nicht zugegeben, durch unsere Rüstungen ist Preußen erst zur vollen Mobilisi- rung gekommen — auf wessen Seite ist die Schuld? Wenn ein Mann alle Hebel ansetzt, einen großen Stein bergab nach der Tiefe zu wälzen, dcr rollende Stein rennt aber an einer ruhig daliegenden Felsecke an und bleibt vor der Hand da liegen, jener Mann aber holt den Stein wieder hinaus, um ihn, mit verdoppelter Kraft beflügelt, die Felsecke zunächst zer malmen und dann in's Thal hinunterdonnern zu lassen — wo ist da die treibende, revolutionäre Kraft? Bei dem Stein oder der Felsecke? Alle Welt weiß, wie Preußen in Deutschland wühlte, wie es uns zu zertrümmern drohte; und wenn wir nun unerschreckt dastanden, so mag jener Mann, dessen unge stümem, vernichtendem Laufe wir im Wege sind, darüber schwarz werden wie Galle, aber Niemandem soll er es weiß machen wollen, daß wir deshalb ihn erst auf seine tolldreiste Laufbahn gezwungen haben. Jetzt auf einmal stellt sich Preußen wieder ganz bundesmäßig, es verlangt, der Bund soll es gegen Oester reich Und Sachsen schützen. Warum hat cs dies nicht gleich damals verlangt, als unser Kriegsministerium einige Hundert Pferde einkaufie? Damals existirte der Bund gar nicht für Preußen, sondern dieses schrieb eigenmächtig die bekannte Droh note nach Sachsen, um es einzuschüchtern. Sachsen aber ging an den Bund und der gab uns Recht. Wenn jetzt Preußen nun scheinbar sagt: „Hifi mir! Kannst Du aber nicht, so bist Du Schuld!" so muß man sich nur erinnern, wie der Bund erst moralisch auf alle Weise durch Preußen ruinirt worden ist, um dm nichtswürdigen Hohn zu begreifen, mit dem Preußen bald ihn maltraitirt, bald sich an einzelne Paragraphen deS Bundesgesetzes enklammert. Doch Niemand glaubt mehr an Preußen, selbst die Nationalvereinler in Dresden verlassen es, wie die Krähen den Thurm, in den es einschlagen will. Ist es nicht dasselbe Land, das heute die eigene Landesvertretung höhnt und morgen sich für ein deutsches Parlament begeistert; das Sachsen und Württemberg denuncirt als Friedensbrecher, aber sich durch die umfassenderen Rüstungen des viermal stär keren Bayerns, die doch auch gegen Preußen gehen, nicht be irren läßt; das die Mittelstaaten verdächtigt, es mit Napoleon zu halten, und sich mit Italien vertragsmäßig verpflichtet zum Einbruch in das Gebiet des deutschen Bundesgenossen Oester reich; das auf der Donaufürstenthümer Conferenz gegen jeden auswärtigen Fürsten proreßirt, der auf den rumänischen Thron steigt, und das darauf verzichtet, gegen einen Prinzen aus dem Hause Hohenzollern, der von der preußischen Armee dcsertirt und auf der Donau als Bedienter „Lehmann" unter dem Dienertroß verkleidet reist, die Gesetze der Armee und deS Königshauses in Anwendung zu bringen? Solche Doppel züngigkeit findet ein rühmloses Ende. Zwar entzieht sich das Knegsglück der Berechnung, Preußen hatte ein Waterloo, es hatte aber auch eikl Jena. Will es jetzt die Fluren Deutsch lands in eine große Blutlache verwandeln, so kann es mit dem höchsten Einsatz Alles gewinnen, aber wenn es nicht gewinnt, so hat es Alles verloren, Alles, selbst die Ehre. * Explosion Einem PrGatbriefe ans Sidney vom 20. Mär, zufolge ereignete sich daselbst am 11 je »es Monates ein furchtbares Unglück durch die Explosion von Nitroglycerin. Die Kaufleute M, und B hatten den Keller unter ihrem Ge- schäftslocal Jemandem vcrmielhel, der sich mit dem Abziehen von Wein und Spirituosen auf Flaschen bffchäftigte. In diesen Keller sollen, wie erzählt wird, zwei Kisten gebracht worden sein, wovon die eine Nitroglycerin und die andere die erforderlichen Geräthschaftcn zur Benutzung dieses Sprengöls enthielt. Am Abend deS ll. März wurde unter einem furchtbaren Knall nicht allein dieser Keller nebst dem ganzen Gebäude, sondern auch das an jeder Seite befindliche Nachbarhaus in die Lust ge sprengt, wobei die Steine, Balken rc. weit fortgeschlcudcrt wur den. Alle Thürcn und F nster in der Nähe wurden eingedrückt und selbst die dicken Sp-egelscheiben der 3« bis 400 Schritt entfernten Bankhäuser wurden in Staub verwandelt Nur dem glücklichen Umstand, daß die Explosion an einem Sonntag bei geschlossenen Gffchäfislocalitäten stattfand, ist es zu danken, daß kein Verlust an Menschenleben zu beklagen ist. * Ein Verbrecher-Krösus. In Sidney starb vor ! Kurzem der Krösus aller nach Australien dcporiirten Verbrecher ^ und hinterließ nicht weniger als eine Million Pfund Sterling. Mr. Terry, so hieß dieser Mensch, hatte in siiner Jugend ein paar Gän'e gestohlen und war darum deportirt worden; drüben legte er ein P'andleihge'chä't an und gewinn in zwmzig Jahren sein kolossales Vermögen Dabei war er geizig und hart; einen jungen Diener, der ihn bestohlen, lieferte er an den Galgen, und obwohl er zuletzt 300.001 > L >u lO pCt. umsetztc und sich seine Einnahme aus der Methe seiner Häuser, deren er eine !