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^lfchnnt: «glich früh 7 Uhr. Inserate »erden angenommen: ti» Abends V.Toiin» tags bis Mittags 1L Uhr: Marienstraße 13. Bkneig. in dies. Blatte Zndeneine ersolgrriüe Berireitung. Auflage: 13,000 Ekrmplse. Fbonnment: vierteljährlich 20 Ngr. j bei unentgeldlicherLie- serung in'« Hau«. Durch die König!. Post vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummer» l Ngr. Tageblatt für Unterhaltung nnd Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: ' Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" dir Zeile 2 Ngr. Dr»el Md EigaHmn der Herausgeber: Aikpslh ^ Nkllhardt. — Verantwortlicher Nedacteur: ÄUllUS Nellhardt« Dresden, den 38 Mai. — Der vorzestrigm Revue auf dein Artiller iecxerzierplatze haben Jhro Königl. Hoheiten die Frau Kronprinzessin, die Prinzessin Georg und die kleine Prinzessin Mathilde zu Wagen beigewohnt. — Dem Vernehmen nach wird am morgenden Tage, Dienstag den 29. Mai, eine zweite Revue eines anderen Theiles königlicher Truppen vor Sr. Maj. dem Könige, und zwar in der Nähe von Wilsdruff, unter den Befehlen des Generalleut nants Freiherr v. Fritzsch stattfinden. — Man glaubt, daß beim bevorstehenden Landtage den Ständen außer den durch die Kriegsrüstungen nö hig gewor denen Bewilligungen auch die Bewilligung eines Credits von 1s Millionen Thaler zu Vorschüssen für Handel und Industrie vorgeschlagen werden soll. Zwischen unserer „Linken" soll schon neulich eine Verständigung darüber stattgefunden habm, daß die Mittel für die Rüstungen bewilligt werden sollen, aber unter der Bedingung, daß die Regierung für Schaffung eines deutschen Parlamentes bemüht sei, welches auf Gmndlage des Wahlgesetzes von 1849 zusammentrete. — Die erste Kammer stellte in der vorbereitenden Sitzung am Sonnabend folgende drei Mitglieder als Candidaten für das Amt des V'cepräsidenten auf: Herrn Oberbürgermeister Pfoten hauer von Dresden, Kammerhrrr von Zehmen auf Stauchitz, Bürgermeister Müller auS Chemnitz. Die zweite Kammer wählte die Herren Bürgermeister Haberkorn aus Zittau, Ritterguts besitzer Oehmichen aus Choren, Bürgermeister »r. Hertel aus Dresden, Stadtrath Sachse aus Freiberg. Nachdem der König hiervon den Präsidenten ernannt haben wird, wählt heute die Kammer in der letzten Präliminarsitzung von den übrigen drei Mitgliedern definitiv den Vicepräsidenten; ebenso werden heute die Sekretäre in beiden Kammern erwählt, um die Constituirunz derselben zu vollenden. Nach der feierlichen Eröffnung im königl. Schlöffe findet Nachmittags 4 Uhr die erste öffentliche Sitzung der zweiten Kammer statt. Tagesordnung ist die Wahl der Deputationen. Die Prinzen werden voraussichtlich ihre Plätze in drr ersten Kammer auch bei diesem Landtag einnehmen. — In Bezug auf das schon erwähnte Dementi, ein Bünd- niß Sachsens mit Oesterreich betreffend, geht der Const. Ztg. folgende interessante Bestätigung aus der Provinz zu: Infolge der wiederholten Nachricht, daß ein Bündniß zwischen Oester reich und Sachsen bestehe, hatte ein renommirter Fabrikant L. in B. sich entschlossen, selbst an den König deshalb zu schreiben und um Beruhigung darüber zu bitten. Schon am zweiten Tage darauf empfing derselbe eine sehr freundliche Antwort des Königs mit der Versicherung: daß das, was er befürchte (jenes Bündniß) weder eingegangen sei, noch eingegangen werden würde, sondern man werde denjenigen als Ruhestörer und Feind an- sehen, der zuerst Sachsens Grenze überschreite. Jedenfalls ver dient die schnelle und freundliche Antwort die größte An erkennung. — Die Ungunst der atmosphärischen und politischen Ein flüsse hat den bekannten Wohlthätigkeitssinn des Herm Dir. Nesmüller nicht zu beeinträchtigen vermocht; derselbe wird nächste Mittwoch eine Vorstellung zum „Besten hilfsbedürftiger Familien einberufener Kriegsreservisten" veranstalten und zu diesem Zwecke „die lustigen Oberösterreicher" zur Aufführung bringen, worin Herr Dir. Nesmüller als „Sebastian Hochfeld" ganz vortrefflich ist. Möge die heitere Muse im Dienste der Wohlthätigkeit ihren Zweck erreichen. — Die Universität Leipzig hat den stuck. tbeol. Herm Johannes Kohlschütter aus Dresden, sowie den sluck. pkil. Herm Paul Pfotenhauer aus Dresden und den stuck. orjent. Herrn Otto Loth aus Meißen zu Doctoren der Philosophie ernannt. — Von der würtembergischen Grenze, 20. Mai, wird dem Nürnb. Corresp. geschrieben: „Kriegerisch reiten wir aus. besteigen Silesiens Höbe», Schauen »nt gierigem Blick vorwärts nach Böhmen hinein." Goethe. Der Emst der gegenwärtigen Tage hat doch auch seine komische Seite. In Berlin ist das für den guten König von Preußen angefertigte Kriegszelt zur Schau ausgestellt. Er will ja, so sagte er seinen Gardeoffizieren, an der Spitze des Heeres alle künftigen Gefahren theilm; nach einer Versicherung an mehrere jüngst vorgestellte Generalsuperintendenten auch dein Herrn der Heerschaaren Einiges anheimstellen. Uebrigens erfahren wir aus Berlin auf VertraurnSwcgen, der König beschäftige sich ange legentlich mit dem Entwurf von Medaillen und Kreuzen und sei nur wegen der Farbe,! der Bänder noch im Zweifel, die nach dem Ausgang des erwarteten Kampfes den Tapfern ver liehen werden sollen. Wenn sich nur damit die allenthalben hereinbrechende HandelSnoth, der Landwehrjammer, der trotz des „eigensten Werkes" sehr ernst zu werden droht, u. m. A. zu- I -ecken ließe! Noch vor Abbruch der diplomatischen Verbindung, 1 che ein Kriegsmanifest erlaffen und ein Schuß geschehen, sehlt's überall am Besten - am Geld; auch in Preußen. Wie man's auch leugnet, das Saarbrücker Kohlenbeckengrheimniß wird bald von der Tagessonne brauchtet werden; die Einforderung von Baarfonds aus den Landeskaffen gegen Obligationen geschieht wohl nicht zum Zeitvertreib ; die Rothschild'schen Aufkündigungen und Pumpverweigerungen verkünden trotz Manteuffel'schen „heiden mäßigen" Geldüberflusses laut genug die Verlegenheit. Das Dickethun geht wohl eine Zeit an, von Dauer kann's nie sein. — Heute findet zum Besten der Hinterbliebenen der am Gasometer Verunglückten auf dem Bergkeller ein Concert der „Skandalia" statt. Um der Wohlthätigkeit keine Schranken zu setzen, werden Kassenanweisungen aller Länder angenommen. — Gestern Mittag warf ein in einem hiesigen Hotel wohnender Fremder aus seinem Zimmer kleine Zettel auf die Straße, worauf „Franz Frank aus Oestreich" geschrieben stand, untern andern auch Blumensträußchen und Geldmünzen. Je denfalls ist der Mann geistig gestört. — Als vorgestern von dem Manöver beim Heller ein zweispänniger Bierwagen nach der Stadt zurückkehrte, auf wel chem auch ein Dienstmädchen Platz genommen hatte, griff plötz lich eine junge Weibsperson in keckem Uebermuth dem Hand pferd in die Zügel Der Wagen prallte zurück wodurch das Dienstmädchen von dem Wagen stürzte und durch ein herab kollerndes Bierfaß einen Armbruch erlitt. Als der Wagenlen ker die Weibsperson über solch Gebühren zur Rede setzen wollte, hatte solche die Unverschämtheit, ihm einen Schlag in's Gesicht zu versetzen. Es entstand Streit, wobei sich auf Befragen die Unruhstifterin für die Frau eines Roßarztes ausgab, was sich aber als eine Lüge erwies. Sie soll den unteren Schichten der menschlichen Gesellschaft und zwar einer Classe von weib lichen Personen angehören, die nicht den besten Ruf für sich haben. Allgemeine Betrachtung. Allgemein faßt man jetzt die Lage als friedlicher auf, wenigstens zeigen die Courszettel ein besseres Gesicht, als in den letzten Wochen. Ob deshalb in der That eine Wendung zum Besseren eingetreten, steht freilich auf einem anderen Blatte und in den Stockungen des Handels, der Industrie und des gewerb lichen Lebens merkt man wenigstens nicht viel von Besserung. Was hat nun diese friedlichere Aussicht, wenn sie da ist, her vorgebracht? Das eine Mal die Congreßbemühungen des Aus landes, zum andern die ertschiedene Haltung des deutschen Bundes. Wir bekennen, zu dem Congreß nicht gerade sonderlich viel Zutrauen zu haben. Vor allen Dingen ist es ein Elend, daß über unsere deutschen Angelegenheiten das Ausland ent scheidet, und es muß ein deutsches Herz empören, wenn um die Kleider Germanias fremde Waffenknechte würfeln. Wem wir dieses Hereinziehen des habgierigen Auslandes verdanken, bedarf keiner Auseinandersetzung — derselben undeutschen preußischen Politik, die sich mit dem tückischen Italien verbündet, die nun auch die Grenzfestungen nach Frankreich zu aller Vertheidigung entblöst, während Napoleon enorme Massen von Kriegsmaterial >n den Rhein befördern läßt. Doch an diesem Hineinreden des Auslandes in unsere inneren Fragen ist leider nichts mehr zu ändern; genug. Rußland, England und Frankreich arrangiren einen Congreß — die beiden ersten offenbar, um den Frieden zu erhalten, Napoleon scheinbar in derselben Absicht, aber be haftet mit dem dringenden Verdachte, sich nur friedlich zu stellen, um mit desto g'ößerer Energie zum richtigen Zeitpunkte sein wahres Antlitz zeigen zu können. Eine Unterlage, die soge nannte „Basis" für den Congreß scheint allmälig auch gefunden zu sein: 1) Die Verhütung eines Krieges zwischen Preußen und Oesterreich durch endgiltige Ordnung der schleswig-holsteinischen Frage und 2) Die Entscheidung darüber, wie die Sicherheit Italiens herzustellen, d h. die venetianische Frage zu lösen sei. Es ist nicht zu zweifeln, daß alle Mächte diesen Congreß doch noch beschicken werden, sehr zu bezweifeln scheint es aber, ob wirklich und binnen kurzer Zeit — denn lange hält weder Italien, noch Preußen, noch Oesterreich, noch Deutschland die Kriegsbereitschaft aus — eine gedeihliche Lösung herbeizuführen ist. Niemand von den Streitenden kann ohne große Schädig ung seiner Ehre, seines Namens und Ansehens nachgeben, und wenn namentlich Oesterreich nicht nur Venetien und die Elbher- zogthümer abtreten, sondern auch die Oberherrschaft über alle Staaten nördlich vom Mainstrom an Preußen einräumen soll, so kann es sich darauf verlassen, daß es in diesem Jahrhundert wenigstens nur noch ein Kinderspott ist. Wer sollte vor so einer Großmacht Respect haben, die auf alle Rechte verzichtet, die eine Faust höchstens in der Tasche macht und von deren Leib jeder übermäthige Nachbar die Kleider fetzenweise Herunter reißen kann? Jndeß ist eine solche Geduld nicht von Oesterreich zu erwarten und auch das Nachgebrn Preußens nicht, so lange! diejenige Partei am Ruder ist, welche der großmächtliche Hafer sticht. Italien aber ist auch zu tief ins Wasser gegangen als ^ daß es vor dem Festungsviereck in Venetien Kehrt machen könnte, i Am wahrscheinlichsten wäre ein Ausweg, wenn jetzt, wo ' alle Geschäfte liegen, die Diplomaten des Congreffes das faule , Geschäft des Länderschachers aufs Tapet brächten. Der Eine bekommt hier ein Stückchen Land, der Andere dort, der Dntte - da, für Frankreich müßte ebenfalls was vom Tische fallen, und ° wie jetzt die Kavallerie-Offiziere auf den Pferdemär!:<i, sich , die passendsten Thiere, so suchten sich die Diplomaten diejenigen ! Länder zum Austausche aus, die nach ihrem Gusto oder ihrem Bedürfnisse wären. Jndeß dieses gefährliche Spiel könnte leicht das verderblichste werden, denn die in ihren tiefsten Schichten s jetzt aufgeregten Völker würden sich nicht mehr als willenlose Tauschobjecte behandeln lasten wollen, sondern sie dringen auf eine ihren Bedürfnissen entsprechende Lösung, und das hellleuch» ! lende Beispiel der Schleswig-Holsteiner hat ihnen gezeigt, wie i mans anzufangen hat, um nicht unterjocht zu werden. Sehen wir also nicht mit sonderlichem Vertrauen auf die Diplomaten, die am grünen Tische zu Paris, bewacht von dm scharfen Augen des französischen Adlers, zusammenkommen, so hoffen wir um so mehr von uns selbst, d. h. von der Volks stimme in- und außerhalb Preußens, von dem patriotisch« Sinn der zusammentretenden deutschen Kammern und der Energie > und deni festen Zusammenhalten der Mittelstaaten, der soge nannten Bamberglr. Während das deutsche Volk in und außer Preußen durch seinen lauten Friedensrats seinen Willen deutlich zu erkennen gegeben hat, von den Kammern aber eine patrio tische Würdigung der Lage sicherlich zu erwarten steht, habm die Bamberger bereits in der letzten Frankfurter Sitzung ein« ^ namhaften Erfolg errungen: Preußen will erklären, wenn un- unter welchen Bedingungen es entwaffnen will. Dasselbe wir- Oesterreich thun. Man spotte über die klemm Knirpse in dm N Mittelstaaten so viel man will — man muß ihnen zugeben, daß sie dasjenige erreicht haben, was dm langm Depesch« weder Bismarcks noch Mensdorffs gelungm ist: die Erklärung der Großmächte, entwaffnen zu wollen. Ein solcher Erfolg ist nicht hoch gmug anzuschlagen und das deutsche Volk wird dank bar sich der Männer erinnern, die, als von Berlin wie Wim der wüste Kriegslärm erscholl, ruhig und mit Nachdruck d«S i eine Wort aussprachm, was uns noth thut — Entwaffnung! der Großmächte. Wmn dieser schöne Sieg nicht ganz die Frücht« ^ ! trägt, die er zeitigen könnte, wem anders ist dies zuzuschreiben, als der Berliner Politik, die in einem Athem friedliche Ver- < sicherungen giebt und Oesterreich, Würtemberg und Sachsen be- ? schuldigt, den Frieden brechen zu wollen? Es ist e'n schweres ' Auskommen mit dm Machthabern Preußens. Wehren sich -st» i kleineren Staaten gegen ihre Vergewaltigung, so klagt PrerMf j über feindselige Gesinnungen, die ihm seine menschenbeglückend« Ideen vereitelten; kommen sie ihm freundlich entgegm, ss nennt es sie feig und reizt sie auf jede mögliche Weise. So ist «S namentlich unser Sachsen, was es den Preußm hinten und, vorne nicht recht machen kann. Setzen wir uns in Positur, >, ^ um nicht mit Haut und Haaren verschlungen zu werden, so ! nennen sie das lächerliche Anmaßung und schimpfen unsere Re gierung den geistigen Urheber des Krieges; hält aber unser Mi nister in Bamberg die anderen Staatm ab, Schritte zu thua, die Preußm reizen könnten, so heißt es: da sieht man, wie die mittelsta-rtlichm Kläffer nichts «usrichten können". Bald sagt man: ,,Um das ganze Gerumpel in Frankfurt kümmern wir uns den Kuckuk, Preußm darf sich nicht majorisiren lassen", und wenn die Mittelstaaten in einer Weise zu Preußm stehen, die eben ss freundlich als würdig ist, so sagt man: „Warum haltet ihr nicht den Bundesweg ein, warum beschließt ihr nicht die Bundesexecution gegen Preußen ?" So ist es immer die alte Fitschelmühle: bald ist Preußen die europäische Großmacht und da muß Deutschland vor ihm ins Mauseloch, bald, wennS ihm paßt, ist es der „deutsche Bruderstaat", und so ist weder in Liebe und Güte, noch mit Ernst mit ihm ein Wort zu reden. Klar wird es aber unscrm Volke geworden sein, daß ein gutes sächsisches Wort in Berlin eben auch keine gute Statt findrt und eine Nachgiebigkeit Sachsens aufs schnödeste benutzt wird, um uns mit Koth zu bewerfen. Die neueste Schwindelei dieser Art ist, daß man behauptet: Niemand als Herr von Beust habe die Unruhe angezettelt. Der Zweck Dieser Verleumdung ist d«: ^ jetzt soll Erbitterung gegen ihn im Volke erregt und nammtÜch soll der zusammentretende Landtag kopfscheu gemacht werdet». Auch daß der Landtag wegen der voreiligen Congreßmeld'Mg des Dresdener Journals vertagt wurde, giebt willkommenen Stoff zu der lächerlichen Verdächtigung: die Regierung wolle den sächsischen Kammern eine europäische Wichtigkeit beilegen, denn, so sagt man, der Pariser Congreß und die Kammem in Dresden kommen nach Beustischer Idee dicht hintereinander. Blödsinzr! möchte man rufen. Liegt nicht auf der Hand, daß, wenn die Diplomaten den Friedm ja. brächten, es überflüssig ist, daß unsere Kammern die Regierung ermächtigen, ein Paar