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Dre-den, den 26 Mat. — Militär-Avancements. Es sind ernannt wor den: zu Hauptleuten der Infanterie: die Oberleutnants v. Nostitz und Jänckendorf I., Adjutant Freiherr v. Welck I., Freiherr v. Hausen, Adjutant Lehmann I., Adjutant v. Gut bier, v. Naab I., Adjutant Sr. K. H. des Kronprinzen Freiherr v. Berlepsch I., Naundorfs, Adjutant Baumgarten, Nollain, v. Wolf I, v, Herrmann, Adjutant Hager, Lehmann II., Adjutant Freiherr v. Berlepsch II., Schultze, Nostitz und Jänckendorf II., v. Löben, Adjutant Döring, Adjutant Rotlka, v. Wolf II., Ad jutant v. Aucnmüller I., v. Naab II., Adjutant Auenmüller II., Brigade-Adjutant Fickelscherer; zu Hauptleuten der Ar tillerie: die Oberleutnants Zenker und Graf Vitzthum v. Eckstädt; zu Adjutanten: die Oberleutnants v. Trützschler, v. Lossow, v. Welck III., v. Zeschau II., v. Beulwitz, Liscow, Schreiber und v. Einsiedel, sowie Leutnant Küstner zum Ober leutnant; zum Oberleutnant der Artillerie: der Leut nant Edler v. d. Planitz; zum Oberleutnant der Reite rei: der Leutnant v. Einsiedel; zu Oberleutnants der Infanterie: die Leutnants v. Älenck, Köhler, v. Wolffers dorff, Jahn, Löbel, Fiedler, Scheffel, v. Trützschler zum Falken - stein I., v. Treitschke I., Hennig, Edler v. d. Planitz l., v. ErauShaar, Edler v. d. Planitz II., v. Römer, v. Beulwitz, v. Minckwitz, Vollrath, Graf v. Einsiedel, v. Witzleben, v. Car- lowitz I., Just, Böhmer, Facilides, Fränzel, Opitz, v Löben I., Müller v. Berncck, v. Heynitz, Bambcrger, Legler, Mehlig, Knauth und Frege; zu Leutnants der Artillerie: die Portepeejunker v. Nienhorst, Weigel, Pienitz, Condö, Exner, Wilsdorf, Prager, Schmidt, Nerger, Lentz und Teichert; zu Leutnants der Infanterie: die Portepeejunker Weise, Scheffel, Merz, v. Kospoth, Roßmy, Zennig, Baumgarten-Cru- sius, Lauermann, v. d. Mosel, Rüderer und v. Grünenwald, sowie der Feldwebel Tunger und der Aspirant v. Heygendorff; zu Leutnants der Commissariats-Train-Brigade: der Unterwachtmeister Uhlig und die Korporale Kunzmann und Göthner de« Fuß Artillerie Regiments. — Gestern Mittag empfing Se. K. H. Prinz Georg den Vorstand der hiesigen Bogenschützengesellschaft, um für sich, die Prinzessin Georg und Prinz Friedrich August den treuestgemein- tm Glückwunsch jener Corporation zum gesegneten Jahrestage der Geburt des theuren Prinzen huldvollst anzunehmen. — Im Kreise der königl Familie wurde gestern der erste Jahrestag der Geburt Sr. königl. Hoheit des Prinzen Friedrich August geseiert — Vorgestern, als am Tage des Geburtsfestes der Kö nigin von England und der Taufe des kronprinzlichen Sohnes in Berlin, fand auch im Palais des hiesigen englischen Ge sandten die Taufe seines jüngst geborenen Sohnes statt. — Die Generaldireciion der k musikalischen Kapelle und des Hoftheaters macht bekannt, daß die am 26. März v. I. hier verstorbene Frau verio. Mielcke geb Rabe in ihrem Testa ment dem Pensionsfond für die Wittwen und Waisen des Hoftheatersängerchors (Choristen) hier ein Legat von 200 Thlr n auSgesetzt hat. — Da viele von den Abgeordneten, welche das den Land tag aufschiebende Telegramm nicht mehr zu Hause traf, hier ge blieben sind, da der definitive Zusammentritt des Landtags bald zu erwarten stand, so dürste die Landtags-Einweisungs-Com mission, welche schon zur Ausweisungscommission sich umge staltet hatte, heute Morgen so viel Anmeldungen haben, daß heute Abend bereits die Präsidenten- und Vicepräsidentenwahl stattfinden kann. Uebrigens hört man, daß die so schnelle Ein berufung wesentlich einem Schritte des bisherigen Präsidenten Haberkorn z, danken ist, der zu diesem Zwecke im Aufträge mehrerer Abgeordneten sich an den Staatsminister von Neust wendete, und daß er mit diesem Wunsche bei letzterem sowohl, wie dem Finanzminister von Friesen das beste Entgegenkommen gefunden hat, welchen Beiden die Aufschiebung des Landtags durchaus nicht erwünscht gewesen ist. — Wir haben uns selbst die Psticht auferlegt, über den Gang der militärischen Angelegenheiten unseres Landes die größte Zurückhaltung zu beobachten. Jetzt geht uns indeß eine von der K. Polizeidirection auf Anordnung des Ministeriums des Innern an alle Redactionm erlassene Zuschrift vom 21. zu, welche uns noch größere Schweigsamkeit bezüglich unseres Landes auferlegt. Es heißt darin: „Unter den jetzigen Verhältnissen, wo eine ernste Bedrohung des Friedens unter dm deutschen Staaten allenthalben militärische Rüstungen hervorgerufen hat, erscheint es im Interesse der Sicherheit des Landes dringend geboten, daß sowohl über die hierseitigm militärischen Vorbe reitungen Stillschweigen beobachtet, als auch zu Vermeidung »orzeitiger Beunruhigung jede Meldung über anderwärts statt findende kriegerische Maßregeln und Bewegungen vermieden werden. Inhalt» anher ergangener Verordnung des könig lichen Ministeriums de» Innern werden die Redactionm der im hiesigen Nmierungsbemke erscheinenden Zeitschriften hierdurch davon in Kenntnis; gesetzt, daß die Negierung das dringende Ersuchen an dieselben richte, zugleich aber auch die zuversicht liche Erwartung zu ihnen hege, sie würden der in solcher Zeit ihnen obliegenden Pflicht gegen das Vaterland sich nicht ent ziehen und über alle militärischen Maßregeln Sachsens, sowie anderer deutschen Staaten keinerlei Berichte oder Miltheilungen mehr in ihre Blätter aufnehmen. Nicht minder werden die Redactionm darauf aufmerksam gemacht, daß sie durch Ver öffentlichung von Nachrichten über Militärangelegenheitcn, durch deren Bekanntwerden auswärtige Negierungen in nachtheiligen Unternehmungen gegen das Königreich Sachen oder den deut schen Bund mittelbar oder unmittelbar unterstützt werden könn ten, sich schwerer Verantwortung unterziehen und nach Befinden einem strafrechtlichen Einschreiten auf Grund von Artikel 121 des Strafgesetzbuchs audsetzen würden". — Um dem gesteigerten Bedürfnisse der Armee nach Aerztm in möglichst kurzer Zeit abzuhelfen, hat das Kriegs-Ministerium beschlossen, außer Aerzten, die bleibende Anstellung in der Armee suchen, auch noch solche Aerzte anzunehmen, die sich vorüber gehend, für einen möglichen Feldzug engagiren wollen, und keinen militärischen Rang und Uniform erhalten, sondern Civil- ärzte bleiben und zur Abzeichnung nur eine weiße Binde mit rothem Kreuze um dm linken Arm und die sächsische Cocarde an der Kopfbedeckung erhalten würden. Diejenigen, welche zu dieser vorübergehenden Verwendung für einen Feldzug als Civil- ärzte sich engagiren lassen wollen, haben sich dieserhalb bei der Sanitäts-Direction der Armee anzumelden. — Vor uns liegt der 13. Geschäftsbericht des Direkto riums der Albertsbahn-Actien-Gesellschaft über das Betriebs jahr 1865. Er beginnt zuerst mit der Baurechnung, wo sich im Vergleich der letzten Hauptrechnung mit derjenigen des Vor jahres das Bauconto um 803 t Thlr. 5 Ngr. 6 Pf. erhöht hat. Ursache dieser Summe sind vorzüglich das Aequivalent für das Mehrgewicht stärkerer Schienen, Vermehrung der Ne- servetheile für die Zweigbahn-Kohlenwagen und der Neubau eines Wärterhauses mit Personenwartehalle nebst Güterschuppen auf dem Haltepunkte Hainsberg. Aus der Betriebsrechnung ist zu ersehen, daß die Gesammt-Einnahme des Jahres 1865 sich auf 382,599 Thlr. 22 Ngr. 5 Pf. belief, mithin um 25,400 Thlr. 15 Ngr. 4 Pf. gegen das Jahr 1861 gestiegen ist. Befördert wurden im Jahre 1865 zusammen 621,986 Perso nen, 112,571 Personen mehr als im Vorjahre, überhaupt aber seit Eröffnung der Bahn 4,044,622 Personen. Von der aus dem Güterverkehr gewonnenen Einnahme fallen 1863 Thlr. 23 Ngr. 1 Pf. für 263,120 Ctr. auf den Packhofverkehr und 48,714 Thlr. 10 Ngr. 7 Pf. für 1,276,731 Ctr. auf den Localverkehr und den Verkehr mit der Tharandt-Freiberger Staatsbahn. Ueberhaupt wurden seit Eröffnung der Bahn bis Ende 1865 excl. Packhofverkehr 6,580 329 Ctr. befördert. — Was die Kohlen- und Coaks-Tra»sporte anbetrifft, so betrugen solche »m letzten Jahre 1,797,192 Tonnen, waS einen Geld ertrag von 141,635 Thlr. 5 Ngr. 8 Pf. ergab. Ueberhaupt wurden seit Eröffnung der Bahn bis Ende 1865 im Ganzen 12,104,452 Tonnen transportirt. — Die Betriebs-Ausgaben betrugen 203,869 Thlr. 15 Ngr. 8 Pf., was die Hauptver waltung, Boynvnterhaltung, Zugkraft, Betriebskosten, Wagen reparatur, Druckkosten, Bekleidung und Prioritätszinsen bean spruchten. — Die Locomotiven legten im Jahre 1865 36,684 Meilen zurück, was bei dem Aufwands für Zugkraft von 29,301 Thlr. 11 Ngr. 2 Pf. pro Meile 23 Ngr. 9 Pf. er- giebt. .Von den neun Locomotiven wurden 4,756,697 Pfd. Steinkohlen in Anspruch genommen. Es sind nach Ausweis des Geschäftsberichts die Betriebsresultate des verflossenen Jah res und die daraus ermöglichte Dividendenvertheilung von 6 s Thlr. pro Actie als ein zufriedenstellendes Ergebniß zu bezeich nen. Dem Bericht sind am Schluß die Betriebs-Rechnung, Hauptrechnung und Bilanz, sowie die Baurechnung der Alberts- Bahn beigegeben. Was nun die Einnahme im Jahre 1865 anbelangt, so stellt sich solche auf 282,599 Thlr. 22 Ngr. 5 Pf. heraus. Die Ausgabe beträgt 203,869 Thlr. 15 Ngr. 8 Pf. Ueberschuß aus dem Betriebe im Speciellen 78,730 Thlr. 6 Ngr. 7 Pf.; hierzu Gewinn durch verfallene Coupons 55 Thlr., Gewinn der Maschinenhauswerkstatt 470 Thlr. 8 Ngr. 8 Pf., macht 79,255 Thlr. 15 Ngr. 5 Pf. Hiervon ab zur Ein lösung von auSgeloosten Prioritäts-Obligationen rc. 9806 Thlr. 18 Ngr. 3 Pf., verbleiben 69,448 Thlr. 27 Ngr. 2 Pf. — Die Generalversammlung wird den 30. Mai d. I. stattsinden. — Die Thatsache, daß in der preußischen Provinz Sach sen bereit» das Geld rar zu werden anfangs, wird durch manche neuerliche Vorkommnisse bestätigt. Ich weiß, daß «»berufene Landwehrleute keinen Pfennig Löhnung bekommen habm und genöthigt gewesen sind, auf ihre eigenen Kosten ihren Lebens unterhalt zu bestreiten; wer nichts mitgebracht hatte, war ge zwungen, sich bei Kaufleuten re. ein paar Groschen zusammen zubetteln. Da» ist nicht übertrieben, sondern buchstäblich pas- sirt. Einem Landwchrmann wurde in Torgau von eine« Leutnant vorgeworfen, daß er sich seit mehreren Tagen nia,t rasirt habe; er erwiderte, daß er kein Rasirmesser bei sich führe, ebensowenig aber Geld besitze, um sich rasiren zu lassen. Der Offizier hieß ihm nun zwar, sich bei der Compaaniekasse Geld geben zu lassen, aber es blieb beim leeren Befehl: Geld bekam der Mann nicht. Ueber solche Mißverhältnisse ist man natür lich empört, und ich wage nicht, die Redensarten, die ich mit Bezugnahme hierauf habe hören müssen, wiederzuget-en. Die Entlassungen bereits einbcrusener Landwehrmänner, blos weil cs an Montirung und an Waffen für sie fehlt, mehren sich und welch böses Blut ein solches, die Betreffenden unnöthigerweise aus ihren bürgerlichen Verhältnissen herausreißende und ihnen nicht unbedeutende Geldkosten verursachende Verfahren hervor bringt, können Sie sich kaum denken. In Naumburg ist vor gestern die Landwehr so weit gegangen, ihren unter sie treten den Major mit dem Rufe: „Mütze ab" zu empfangen und diesen Ruf so lange fortzusetzen, bis ihm Seiten des Major» Folge gegeben war. Wo unter solchen Umständen noch der Muth, man möchte sagen, die Verwegenheit herkommt, andere Staaten, in denen die Bevölkerung mit Begeisterung zu ihrem Lande»- Herrn und ihrer Regierung steht, zum Kriege zu reizen, das begreift man wirklich nicht. Sehr erbittert ist man auch über die Zwangspferdeaushebung und Sie können versichert sein, daß sich auf den dieser Tage bei Ihnen stattfindenden Pferdemärkte« genug Pferdebesitzer aus Preußen mit ihren heimlich über die Grenze geschafften Pferden einfinden werden Daß auch die hohen Preise, welche infolge der Truppenanhäufungen überall die Lebensmittel annehmen, nicht dazu beitragen, die Stimmung zu verbessern, das können Sie sich denken. In Delitzsch kostet das Stück Butter 9 Sgr,! Ebenso wüthend ist man über die voreilige und rücksichtslose Instandsetzung der Festungen und über die damit in Verbindung stehende Zerstörung der gewöhn lich auf den Festungswällen befindlichen Anlagen. In Witten berg hat man schonungslos bereits die herrlichen Bäume nieder geschlagen trotz aller Bitten des Magistrats und trotzdem der selbe sich verpflichtete, sobald der Augenblick der Nothwendigkeit gekommen sei, die Wälle in Zeit von einer einzigen Nacht voll ständig frei zu machen! — Einen uns neuerdings mitgetheilten Vorfall, wonach ein angeblicher Fabrikbesitzer Leute als Arbeiter zu engagiren suchte, die Caution stellen können, die aber nach Lage der Sach« mehr als ausreichenden Grund haben, wegen deren Sicher stellung besorgt zu sein, wollen wir nicht vorübergehen lassen, ohne das stellensuchende Publikum zu ermahnen, namentlich da, wo ihm Caution abgefordeyz wird, bei Abschluß solcher Engage ments ja recht vorsichtig und sicher zu Werke zu gehen, um vor Schaden, jed »falls aber vor späteren Prozessen bewahrt zu bleiben, die wegen Zahlungsunfähigkeit der Cautionsempfänger ihnen nur ihr gutes Geld kosten und ihnen zur Wiedererlang ung der Caution nicht verhelfen können. — — Die sächsisch-böhmische Dampfschifffahrts-Gesellschaft hat in dem verfloffenen Geschäftsjahre zwar noch eine größere Brutto» Einnahme gehabt, als im vorvergangenen Jahre; allein der "Nettogewinn ist infolge des ungünstigen Wasserstandes und der theilweise ungünstigen WitterungSverhältinsse ein verhältnißmäßig geringerer gewesm, als im Vorjahre. Schon im Juni des ab gelaufenen Geschäftsjahres mußten die Fahrten nach Meißen und Riesa gänzlich eingestellt und diejenigen auf der Oberelb« auf die Tour bis Schandau beschränkt werden. Bei dem nied rigen Wafferstande mußten ferner, um dm Fahrplan einzuhal ten, die für j?de einzelne Fahrt bestimmten Fahrmittel verdop pelt und zum Theil verdreifacht werden. Hierdurch wurde dev Aufwand für das Feuerungsmaterial rc. enorm gesteigert, wäh rend andererseits die zahlreichen Havarieen einen höchst bedeu tenden Reparatur-Aufwand verursachten, so daß allein dies« beiden Posten einen Mehraufwand von circa 30,000 Thalern gegen die Durchschnittssummen früherer Jahre nothwendig mal ten. Im Ganzen wurden im vergangenen Geschäftsjahre m Summa 1,023,939 Personen befördert und dafür 139,617 Thaler vereinnahmt, während der Güter- und Schleppverkehr die Summe von 46,007 Thalern einbrachte. Der Reingewinn beträgt, nachdem die bedeutende Summe von 34,000 Thalern auf Abschreibungen verwendet worden, im abgelaufenm Ge schäftsjahre 9 >45 Thaler, so daß diesmal nur eine Dividende von 3 Prccent an die Aktionäre vertheilt werden wird. (S. Df-.) — Gebm ist seliger, als „Nehmen", daß wird sich in diesen Tagen wieder b-währen, weil für die Hinterlaffenen der am Gasometer Verunglückten ein Concert veranstaltet wird und zwar von der stets uneigennützigen Kapelle „Skandalia". — Wie verlautet, hat am 23. Mai allhier ein Convent der sächsischen Mitglieder des Johanniter-Ordens stattgesuada^ in welchem man sich darüber vereinigt hat, für den eintretenden Kriegsfall Verwundete ohne Rücksicht ans Nationalität «it Pflege und Unterstützung zu versehe»,