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. stich 7 Uhr A»serate «erden angenommen: »I« Abend-S.Tonn- lag- bi» Mittag- 1L Uhr- Marienstraße 13. In^ig. in dies. Blatte Ädcn rine ersolgre-i!'- Verbreitung' Auflage: 13,000 Skrmpk.e. FSo«ve«e «ie'rteljrhrlichror bei uneulgeldlichert ferung in'» Hau«. Durch die KSnigl. 1 vierteljährlich 22 Rgr. Einzelne Nummem - t Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Druck und Eigrrhmu der Herausgeber: Aitpsch Üc Reich ardt. — Verantwortlicher Nedacteur: Julius Rkichardt. Inseratenpreise: >, Mr den Raum einer' ! gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" di« Zeile 2 Ngr. - i'W , MW Dre-de«, den 34 Mai. — Der Privatdocent der Medicin, 0r. Christian Wilhelm Braune, ist zum außerordentlichen Professor der Medicin an d:r Universität Leipzig ernannt worden. — Allerhöchster Entschließung gemäß ist dem zeitherigen Forstinspector Oskar Heinrich Greiffenhahn die Stelle des zwei ten Lehrers der Forstwissenschaften an der Akademie zu Tharandt mit dem Di.nstprädicate „Professor" und zugleich die Verwal tung des Tharandter Forstreviers übertragen worden. - Se. Maj. der König hat genehmigt, daß der Ober- Hofmeister I. Maj. der Königin Marie, Kammerherr v. Langenn, das von Sr. Heiligkeit dem Papste ihm verliehene Großkreuz vom Orden des heiligen Gregorius, sowie das von Sr. Maj. dem Könige von Bayern ihm verliehene Großkreuz des Ver dienstordens vom heiligen Michael annehme und trage 8 Auf Anreaung I. K. Hoheit der Frau Kronprinzessin ist hier eine Anzahl edler Frauen zu einem Vereine zusammen- getreten, der sich die Aufgabe gestellt hat, unter dem Protec- torate I K. Hoheit hilfsbedürftige Familien einbcrufener Kriegs reservisten zu unterstützen. — Das Berliner Telegramm des „Dresdner Journals", welches meldete, daß der Pariser Congreß allseitig angenommen sei und nächsten Freitag dessen Eröffnung erfolgen werde, hat sich — wie schon gestern gemeldet — leider nicht bestätigt. Da das Publikum gewohnt ist, Telegramme drs offiziellen Blattes, zumal wenn dieselben als „directe" (d. h. aus amt licher Quelle geflossen) bezeichnet sind, als vollkommen zuver lässig zu betrachten, so hat da« unrichtige Congreß-Telegramm zu vielmlei müssigem Gerede Anlaß gegeben und Leute, die gewöhn lich das Gras wachsen hören, wollten sogar wissen, jenes Tele gramm des „Dresd. Journ." sei gar nicht von Berlin gekom men und dergleichen mehr. Die „Berliner Börsen-Zeitung" belehrt uns heute, daß die Redaction des „Dresd. Journ." an jener unrichtigen Meldung keine Schuld trägt, indem sie über dm Zusammmhang der Sache Folgendes schreibt: Aus Ber lin, vom 32. Mai: „Die Depesche des „DreSd. Journ." ist von Berlin aus allerdings durch dm hiesigen Sächsischen Ge sandten Grafm Hohenthal nach Dresden gesandt worden, ist aber lediglich auf eine am Sonnabend Abend auf einer Soiree des Russischen Gesandten v. Oubril ausgebrütete Ente zurück- zuführm, durch welche Graf Hohenthal mhstificirt sein dürfte. In Wirklichkeit liegt das Sachverhältniß wesentlich anders, wie wir dies auch schon in unserer gestrigen Sonntagsbeilage an- gedeutst haben. Es liegt dem König ein die Ziele Preußens Angesichts der jetzigen Eventualität genau präcisirendes Mani fest bereits zur Unterschrift vor. Die Aufstellung und das Vorschieben der Truppen nehmen ungestörten Fortgang und am Freitag geht der Kronprinz zur Schlesischen Armee ab. Wir würden noch manche Details hinzufügm können, die be weisen würdm, daß wir gmau unterrichtet sind, allein die Zei tungen müssen sich gegenwärtig absichtlich eine große Zurück haltung auferlegcn, um nicht ernstere Interessen zu gefährden." — Der Stadtrath zu Chemnitz hat folgenden Aufruf ver öffentlicht: „Durch die Einberufung der Kriegsreservisten zur vat-rländischen Armee sind 74 Familien unserer Stadt in eine mehr oder weniger bedrängte Lage versetzt worden. Ihnen zu helfm ist heilige Pflicht; denn sie darben um des Vaterlandes willen! An dm Patriotismus unserer Einwohnerschaft wen den wir uns daher mit der Aufforderung, uns, ein jeder nach seinm Kräften, durch Gewährung von Geldbeiträgen in den Stand zu setzen, Hilfe zu bringen, wo es noth thut! Unsere Stadtcafse ist angewiesm, auch die kleinsten Gaben in Empfang zu nehmen." — Man erzählt, daß im Falle des Zusammentritts des CongreffeS dahin gewirkt werven soll, daß auch ein Repräsen tant des deutschen Bundes als Großmacht daran theilnehme und bezeichnet schon in. Voraus den kgl. bayerischen Staats- minister Freiherrn v. d. Pfordten als dmjenigen Diplomaten, der für dieftn Postm in Aussicht genommen werden soll. — Vor dem Cadettengarten, in der Nähe der Pontons- schuppm, versammelte sich vorgestern Mittag ein ziemlich zahl reiche- Publikum. Ein im Garten befindlicher Officier rief nämlich laut nach Wasser und das Publikum sah eine Parthie dort aufgefahrenes Stroh glimmen. Der Brand wurde sehr bald beseitigt; wie er entstanden, war nicht zu ermitteln. — Dem Vernehmen nach hat sich der hiesige Verein ehrenvoll verabschiedeter Militärs erforderlichen Falls zur Be wachung der wichtigsten Posten der Residenz für den Kriegsfall angeboten und der Generalmajor a. D. von Prenzel zum Com- mandant dieser Schutzwehr ausersehen. — — Wie wir hören. sind bereits in Folge des geschehenen Aufrufs Söhne aus zahlreichen angesehenen Familien hiesiger Stadt in den sächsischen Kriegsdienst eingetreten. - Andere haben ihren Eintritt bis zum wirklichen Ausbruch des Krieges hinaus- -eschoben — ! — Die aus der „Deutschen Allg. Ztg." in andere Blätter übergegangcne Nachricht, daß die sächsisch--böhmüche Bahn bis aui Weiteres für den Güterverkehr gesperrt sei, rvird heute von Seiten der hiesigen Königl. Staatseisenbahn-Direction für un wahr erklärt. Der Güterverkehr der hiesigen Staatsbahnen ist bis jetzt nicht einen Augenblick gesperrt, behindert oder beschränkt gewesen. — Weil nach General v. Manteuffel die Preußen ohne- dieß schon „hüdenmäßig viel Geld" haben, hat Rothschild in Frankfurt seine paar baaren Thaler aus der Berliner Bank gezogen und mittelst Extrazugs zwei Millionen Thaler nach Hause kommen lasten, darunter heidenmäßig viele Fünfgroschen stücke, weil die harten Thaler nicht reichten. — Die Mitglieder der ehemal gen Singspielhalle von der Brühl'schen Terrasse befinden sich noch immer unter der Direk tion des Herrn Wohlbrück und zwar jetzt, nachdem sie das Altenburgische, wo sie gute Geschäfte gemacht, verlassen, in Crimmstschau. — Der Frost der' letzten Nächte hat auch einige der klei nen gelben Eiswagen ereilt, die täglich in der Stadt durch Klingeln ihren kalten Inhalt mit dem eßbaren Löffel anzeigen. Sie sind „festgefroren" im Hofe der Landhausstraße Nr. >1, wohin sie der Executor als Pfandobjecte rädern ließ. Möge die Maisonne das eisige Herz des Gläubigers schmelzen, sowie er das Eis in den Wagen geschmolzen. — In dm letztvergangenen Nächten ist auf einem Neu bau an der Schillerstraße eine Arbeitsbude erbrochen und daraus verschiedenes Handwerkszeug mtwendet worden. — — Aus einem nach der Stallwiese hinaus gelegmen Keller eines Grundstückes auf der großen Klostergaffe sah man vor gestern Morgm Rauch Hervordringen. Es ergab sich, daß eine Parthie dort befindliches Stroh auf bisher unermittelte Weise in Brand gerathen war, der in kürzester Zeit gelöscht wurde. — — Am 2l. d. M. Nachmittags gegen 4 Uhr sind auf dem an der preußischen Grenze gelegenen Freigute Neucunne- witz die sämmtlichen Wirthschaftsgebäude, bestehend aus dem Gesindehaus, Küh-, Schweine- und Pferdeställen sammt Schup pen niedcrgebrannt. Bei diesem Brande sollen bedeutende zur Wirtschaft gehörige Vorräthe mit vernichtet worden sein. — — Die Hannoversche Lebensversicherungsanstalt hat ihre Generalagentur nach Leipzig verlegt, die Filialagentur, Wall straße 9 zweite Etage, ist hier verblieben. — Wenn man uns in Hotels oder anderm 'größeren Etablissements hier und da 1 bis 2 Groschen über die gewöhn ten Preissätze abfordert, so finden wir das — obgleich nicht zum Nutzen der Gastgeber zu empfehlen — doch zum Vcrhält- niß gerecht! Man hat eben hier mehr Regiekosten, es wird uns das, was wir verzehren, feiner, eleganter servirt, man genießt überhaupt luxuriöser, und das kann bezahlt werden. — Wmn uns aber solch hohe Forderungen, und noch höhere, in Land- wirthschaften zugemuthet werden, wo wir ohnedies unsere An forderungen auf ein Minimum beschränken, so weiß man wirk lich nicht, ob man damit das Vergnügen des Entbehrens be zahlen soll, oder jener ländlichen Naivität in die Hände gefallen ist, die da nun einmal glaubt, daß der Städter tüchtig bezahlen muß. Bei Gelegenheit einer Parthie nach dem herrlichen Sie beneichen wurde beschlossen, in Scharfenberg Mittag zu halten. Man kehrte in eine Gastwirthschaft ein und schwelgte in der Erwartung eines üppig ländlichen Mahles. Aber diese Frivo lität sollte schmälig versalzen werden! Man aß und aß viel — sehr viel, denn die Portionen waren so recht nur den Appetit zu reizen eingerichtet, klein und zierlich; dasselbe erwartete man von den Preisen, aber — fürchterliche Täuschung! Vier Stück Spiegeleier 5 Ngr., eine Portion Schweinebraten, wovon ein mäßiger Magen bequem drei vertragen konnte 6 Ngr. und so fort, so daß die Anspruchslosesten für ihr einfaches Mittagsbrod 12 bis iS Ngr. zu zahlen hatten! — Das waren die Erfah rungen einer muthwilligen Gläubigkeit an ländliche Gast freundschaft I — Im Hotel „Bellevue" brannte am ersten Feiertage Nachts halb 12 Uhr in der ersten Etage ein von einem Ame rikaner bewohntes, sehr elegant möblirtes Zimmer mit schwer seidenen Vorhängen rc. aus. Der Bewohner bezahlte lächelnd den circa 1300 Thaler betragenden Schaden. Glücklicher Amerikaner! (Tel.) — Eine Bauerfrau aus dem Preußischen, welche bei einem Leipziger Bankierhause lOO THlr. stehen hatte, meldete sich, um ihr Geld zurückzufordern. Als ihr das Geld aufgezählt wurde, sagte sie ganz unbefangen: ,.Na, ick seh, Se hcbben dat Geld noch, denn behollen Se't man". — Herr von Carlowitz hat, wie die „Niederschles. Ztg." mittheilt, an das liberale Wahlcomite in Görlitz ein Schreiben gerichtet, worin er sich auf die an ihn gerichtete Adresse bereit erklärt, das Mandat für das zu wählende Abgeordnetenhaus für den Wahlkreis Görlitz-Lauban wieder anzunehmen. — Das in der ersten Etage des Gewandhauses ausgestellte Veyersche Cyclorama erfreut sich noch immer eines zahlreichen Besuches. Es dürste sich auch wohl nicht leicht wieder Gelegen heit bieten, solche wahrhaft künstlerisch mit größter Naturtr-üe und bewunderungswürdigem Fleiße cusgeführte Landschaslen I der nur noch Wenigen aus eigener Anschauung bekannten Ver-, einigten Staaten von Nordamerika an uns vorüberziehen ,u sehen. Leider wird die Besitzerin, wegen bevorstehender anrea- weiter Verwendung des betreffenden LocalS, ihre Vorstellung« bald zu schließen sich veranlaßt finden. — Gestern früh ist in Littdorf in der Scheune des Guts-) besitzers Voigtländer Feuer entstanden, welches in kurzer Zeit nicht allein diese, sondern auch das Wohnhaus, das Seä»- und Stallgebäude in Asche legte. Vier Pferde, drei Schwei« und verschiedenes Federvieh fanden den Tod in den Flamm«. - Oeffentl. Gerichtsverhandlung vom 23. Mai. Eduard Heinrich Mai ist ein Schneidergeselle ron hier, der Sohn eines bereits verstorbenen Kutschers, 37 Jahre alt. DaS Verbrechen, dessen Mai beschuldigt ist, nennt das Verweisung-- erkenatniß „Diebstahl". Mai wohnte zuletzt auf dem Fischhof platz, er hatte Vorhaus, 2 Stuben und Kammer inne. Da mals hatte er seine jetzt von ihm getrennt lebende Frau nach, mit der er nach vorn heraus wohnte. Bei ihm warm vier Untermiether, zwei schliefen in der Kammer, zwei in ein« Stube. Der Zeuge Weizmann schlief in der Kammer. Am 18. December v. I. war Mai etwas eher nach Hause gekor— als Weizmann, Mai ging eher zu Bett, er sagte zu Weizi noch: „Löschen Sie dann die Lampe aus!" Weizmann vorher seinen Rock ausgezogm und auf die Stuhllehne Als Mai früh auf stand und zwar um S Uhr, lag W«. noch im Bett, hatte aber seine > Rock mit in die Kmn-ar »q- nsmmen. Mai kam in die Stube, wo *7- a- her gesessen, machte Feuer und hatte ,.^..^«,0«» P-» pier zu» Anzünden zusammengesucht. Da fand er auch «stzw- sammengelegtes Papier in der Stube auf der Diele Er öff nete es und fana darin SS Thlr. in Kassenanweisung«, 4 zehnthälerige und 3 fünfthälerige BilletS, dann noch einige österreichische Coupons im Gesammtwerth von 6 Gulden. AnO ein Silberthaler soll darin gewesen sein. Er behielt das Gei» und verthat es zum größten Theil, nur wenig fand man noch bei seiner Arretur vor. Als er das Geld fand, vermuthete er, wie er schon bei seiner polizeilichen Vernehmung aryab, daß « dem Westmann gehöre. Die Polizei hielt Haussuchung bei aüai und s.-'.nd noch viel Papiergeld bei ihm. Daß Weizmann Geld hatte, wußte Mai, aber nicht wieviel. Der Verletzte behauptet allerdings, daß Mai wohl das Geld aus seiner Rocktasche selbst j herausgenommen, Mai aber sagt, nein, jedenfalls sei das Paqrww chm aus der Seitentasche des Nockes heraus auf die Diele g«s fall«, als der Rock gerade über der Stuhllehne hing. Schm in der Nacht griff Weizmann einmal nach seinem Gelde urch merkte schon da, daß es fehlte. Licht konnte er nicht macheft, da er kein Streichholz hatte. Früh halb 6 Uhr stand er auf und erzählte es dem Mai. Dieser aber sagte, das Geld Müsse wohl schon unterwegs verlorm gegangen sein, da wäre all« Suchen vergebens. Im Uebngen ist zu erwähnen, daß Weiz mann nachträglich von Mai vollständigen Ersatz erhalten Herr Staatsanwalt Roßteuscher nimmt an, daß das Paquet aus dem Rocke auf die Dielen gefallen und so Weizmann nicht mehr im Besitz des Geldes gew sen sei. Es komme hier viel auf MiethSverhältnisse der Lokalitäten an, die nicht ganz inS Klare gestellt seien. Herr Roßteuscher stellt dir Entscheidung' dem Gerichtshöfe anheim und enthält sich eines bestimmten Strafantrages. Herr Advocat Robert Fränzel hält daS Ver brechen drS Mai für eine bloße Unterschlagung, und da der Verletzte seinen Strafantrag zurückgcnommen, so beantragt die Vertheidigung die Freisprechung Mai's; eventuell möge drr voll ständige Ersatz, die bisherige Unbescholtenheit des Angeklagten und der Umstand eine möglichst milde Strafe herbeiführm, daß das Geld dem Mai so zufällig, ohne seinen Willen in die Hände gelaufen sei. DaS Urtel lautete auf 1 Jahr 3 Monate Arbeitshaus. Tagesgeschichte. Oesterreich. Bei Florisdorf unweit Wien sind 20,000 Arbeiter mit der Errichtung von Forts und eines Brückenkopf« beschäftigt. — Benedek wird sein Hauptquartier wahrscheinlich erst zum 28. Mai nach Pardubitz verlegen. Erzherzog Wilhelm, den: die Artilleriedirection aufgetragen ist, hat seinen General- l stab gebildet, um nach Böhmen abzugehen. Preußen. In Berlin sind sremdherrliche Offiziere ein- getroffen, welche die Erlaubniß erhalten haben, an dem bevor stehenden Kriege Theil zu nehmen. — Nach officiösen Berliner Mittheilungen stehe cs positiv fest, daß jede Besorgniß vor einer etwaigen feindseligen Stellung Hannovers gegen Preußen besei tigt sei. — Aus Barmen wird die Insolvenz der bedeutendsten Bankiers der dortig« Gegend, Gebrüder Fischer, mit' einer Passivsumme von 1j Mill. Thalern gemeldet. — Aus Pos« ,