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«lgttH früh 7 U-r. I»serate »erden angenommen: Hl« Abend» S,Sonn» tag» bis Mittag» IS Uhr: Martenstrage 1«. Anzeig. in dies. Blatte staden eine erfolgreiche Verbreitung. Auflage: 13,000 Exemplar«. Bierleljichrlich, bei nuentgrldlb ferung in'« Hau«.( Durch die Königl.1 vierteljährlich 22 Ngr.! Einzelne Nummer» t 1 Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: FUr den Raum einer ^ ? gespaltenen Zeile: ^ ! 1 Ngr. Unter„Einge. saudt" die Zeile >: 2 Ngr. ^ Druck und LigvNhnm der Herausgeber: Liepslh Sc Neichardt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Neichardt» Dresd-n, den 20. Mai. — Wir leben in den Tagen des Pfingstfestes mit der Er innerung und dem Bewußtsein, daß wir nicht nur in den aus geschmückten Hallen der Natur, sondern auch auf den Grund pfeilern der christlichen Kirche stehen. Wie ss Manches, was unser Auge erblickt, führt uns auf die Gründung der christlichen Kirche. So schnell und so weit der Lichtstrahl geht an dem langen, sonnenhellen Morgen, so auch hat sich die Wahrheit der christlichen Lehre verbreitet. So gewaltig, wie der Donner an die Felswände schlägt, hallt wieder der Schall des Evangeliums. Gleich wie das Wehen des Windes den Samenstaub von Pflanze zu Pflanze trägt, so auch haben erleuchtete Männer die Worte des Glaubens von Land zu Land getragen. Gleich dem Blüthen- bäumchen, das sich deinen verwunderten Blicken zeigt und us «inem Kern hervorgesprosscn, so ist auch aus einem Neiße Jsais der weitschattende Baum des Himmelreiches aufgegangen. Man betrachte die vielerlei Saaten und Gewächse auf den Aeckern, eben so ist auch daS Christenthum von Vielen in vielerlei Herzen ausgesäet worden. Versäume kein fühlendes Herz diese Er- bauungSstunden in der Natur, sie stärken und kräftigen das Gemüth in Tagen, wo so mancher Stein auf beklommenen Her ren lastet. Einst wankte das Haus, wo die Jünger Jesu zu sammen waren, ein gewaltiger Gewittersturm nahte mit Brausen und Donner; Blitze und feurige Strahlen zuckten umher und fuhren nieder in die Nähe der versammelten Männer. Doch, kein Blitz hat getroffen und keine Flamme gezündet. — Die Einquartierungsbehörde macht bekannt, daß bei etwaiger längerer Dauer oder nächstkünftig wieder cintretender militärischer Einquartierung in hiesiger Stadt die Mannschaften von der Einquartierungsbehörde, soweit thunlich, durch Ver dingung untergebracht werdm sollen. Es werden daher die hiesigen Einwohner aller Stadttheile, welche militärische Mann schaften mit oder ohne Verpflegung in Quartier zu nchmm geneigt sind, ersucht, solches unter Angabe der Zahl und des zu stellenden Vergütungspreises bei der gedachten Behörde (Scheffelgasse 5, II.) schleunigst anzuzeigen. — Die jüngst verstorbene Frau Karoline Wilhclmine Louise verw. 0r. Hering geb. Schluckwerder van hier hat in ihrem Testamente dem hiesigen Frauenvercine 500 Thaler, und zwar 400 Thlr. zu Gunsten der Äindcrbewahranstalten und der Krippe und 100 Thlr. zur freien Verfügung des Vereins vusgesetzt, und ist dieses Legat durch den Testamentsvollstrecker zur Zahlung gelangt. ' — Aus Sachsen bringt der „Berliner Publicist" folgende Nachrichten: Alle Truppen, welche bisher auf dem rechten Elb ufer garnisonirten, sind, mit Ausnahme der in Großenhain zurückgebliebenen 3 Schwadronen des ersten Reiter-Regiments, auf das linke Ufer des Stroms gezogen. So stehen nur das IS. und 16. Infanterie-Bataillon in Dresden, und die beiden reitenden Balterim aus Radeberg sind südlich von Dresden in Quartiere gelegt Weitere Dislokationen haben dadurch statt gefunden, daß das 13. Infanterie-Bataillon und das 3. Jäger- Bätäillon auS Dresden nach Freiberg marschirt sind, die ganze 3. Infanterie-Brigade aber sich um Meißen concentrirt hat. Da» 14. Infanterie-Bataillon ist zur Besatzung für dm König stein bestimmt. -- Die Eisenbahnbrücke bei Riesa ist zur Sprengung und zum Verbrennen vorbereitet; die Pfeiler sind angebohrt und mit Sprengladung versehen; viele Tonnen Petroleum werden in der Nähe der Brücke in Bereitschaft gehalten. — Ueber die vorgestern Abend nach 5 Uhr stattgefundene Explosion eines GrSreservoirs in der Neustädter Gasanstalt er fahren wir folgende Details: Nebm dem bereits vorhandenen, aus einem großen eisernen Chlinder bestehenden, von der Schlesi schen Bahn aus sichtbaren Gasreserooir hat man einen zweiten «richten wollen, und zu diesem Zweck das nothwendige Bassin bereits ausgegraben. Mit der Abgrabung des Erdreichs sind die Arbeiter vorgestern bis an die 7 Fuß starke, aus Quadern bestehende Umfassungsmauer des bereits vorhandenen Gasreser- voirS gelangt, und haben in der Erwartung, daß die Mau« d« Spannung des Wassers und dem Druck des Gases auch ohne Gegendruck von außen widerstehen werde, das Erdreich an d« Seite des Reservoirs, an welch« dasselbe mit dem neu zu errichtenden sich begegnen sollte, bis an die Mauer abgegraben. Die letzte re hat ohne Gegendruck von außen dem Druck von innen aber nicht zu widerstehm vermocht. Das in dem Re servoir befindliche Wasser hat die Umfassungsmauer an der Stelle, an welcher das Erdreich von außm abgegrabm wordm, durchbrochen und sich im Strom in das danken befindliche, für das rrrue Reservoir bestimmte Bassin ergossen. Gleichzeitig mit dem Durchbruch des Wassers hat sich auch, wahrscheinlich durch Reibung des eisernen CylinderS an der Umfassungsmauer, das in demselben befindliche GaS entzündet und zu dem Durch bruch der Mauer beigetragen. Außer daß vier Arbeiter leichter oder schwerer verwundet sind, kostet diese Katastrophe leider drei Menschen das Leben. Es werden nämlich vermißt die Hand arbeiter Carl Gottfried Wendt aus Niederstem«, Constantin Robert Steeger aus Stollberg und Lommatzsch, wohnhaft in Trachenbergen. Diese drei sind jedenfalls von dem zusammen stürzenden Mauerwerk verschüttet worden, ihre Leichname waren bis gestern Abend noch nicht aufgefunden worden. Verwun det sind die Arbeiter Carl Traugott Pietzsch aus Podemus, Friedrich Theodor Nickolv aus Freiberg, Carl Heinrich August Fickler aus Strießen und der Zimmermann Ernst Fürchtegott Mehnert aus Neuhausen. Mit Ausnahme des letzteren sind die Verunglückten sämmtlich Familienväter. Die anzustellenden Erörterungen werden ergeben, ob an dem mit so traurigen Folgen begleiteten Unglücksfall Jemandem eine Schuld beizu messen ist, und insbesondere, ob nicht bei Anwendung größer« Vorsicht der Unfall hätte abgewendet werden können. — — Eine angenehme Erinnerung an das von so Vielen als Reiseziel gewählte Hamburg gewährt die im Doublettensaale der Terrasse geschehene Aufstellung eines im wahren Sinne des Wortes edlen Kunstwerkes, das Resultat zwölfjähriger Ausbau« und Sorgfalt, verfertigt von einem namhaften Architekten, wel cher nach dem Brande be>'m Wiederaufbau dieser schönen Stadt betheiligt war, leider ab« seit langen Jahren lahm und nur im Rollstuhl fähig ist, arbeiten zu können. Interessant ist vor Allem der so schöne Jungfernstieg mit dem Alsterbassin; be trachtet in einiger Entfernung durch ein Opernglas, beginnt eS zu leben, man glaubt dort zu stehen und sieht laufen und fahren, gondeln und rudern, man erkennt durch die treueste Nachbildung nicht allein alle die Häuser, nein, auch die Fenster wieder, aus welchen man einst herausschaute. Eingeborene Ham burger sind von der Treue d« Abbilder ihrer Vaterstadt ent zückt und finden Alles wahr und treu. — An die frühere Stelle des jetzigen Justizministers Or. Schneider soll der zeitherige Vicepräsident des hiesigen Appella tionsgerichts, v. Weber, zum Präsidenten dieses Collegs ernannt worden sein. Ueber den Nachfolger des Herrn v. Weber ver lautet noch nichts Bestimmtes. — Aus dem Militärhospital in Leipzig sind vorgestern von 91 Kranken, die sich dort befanden, 61 Neconvalescenten in Dresden eingetroffen. — Die Hannoversche Lebensoersicherungsanstalt hat ihre Agentur von Dresden nach Leipzig verlegt. — Gestern Morgen haben mehrere Gerichtsämter Ver ordnung Seiten des Justizministeriums erhalten, etwaige sich qualificirende Beamte möchten sich schleunigst melden, um als Militär (Offizier; einzutreten, und haben sich auch bereits solche angemeldet, die sehr freundlich empfangen worden sind. — Ein früherer Restaurateur von hier hat sich seit eini gen Tagen aus seiner Wohnung unt« Umständen entfernt, die bei seinen Angehörigen die Ueberzeugung hervorgerufen, daß « sich das Leben genommen habe. Derselbe ist über 60 Jahre alt, mittler Statur und schmächtig. — Ein auswärtig« Gastwirth kam vorgestern Abend in eine hiesige Bierwirthschaft, um sich daselbst zu restauriren. Er war sehr müde und in dessen Folge auf dem Sopha, in dessen einer Ecke er Platz genommen, auch sehr bald eingeschlafen. Als er nach einigen Stunden wieder aufwachte und nach der Uhr sehen wollte, war diese sammt der Kette verschwunden. Ein unbekannter Dieb, der sich in derselben Restauration als Gast befunden, mußte die Zeit seines Schlafes benutzt, sich an ihn unbeobachtet herongemacht und den Diebstahl ausgeführt haben. — — Auf der Niederhermsdorfer Flur ist am 17. Mittags der Gutsbesitz« K. aus Braunsdorf an einer Buche erhängt gefunden worden. K. hatte sich dem Trünke ergeben und lebte, wie man sagt, in sehr gedrückten Verhältnissen, doch hatte er noch zwei Fünsundzwanzig-Thal« und fünf Ein-Thaler-Scheine bei sich. — Ein Ochse, welchen man gestern in Neustadt unter der Marienbrücke mit ausgeladen hatte, wurde bald darauf scheu und sprang nahe der Marienbrücke über den Zaun des Bahn wärtergartens. Von hier ging er dem Strome zu und schien sich die Tiefe desselben zu besehen, da ihm derselbe aber zu tief sein mochte, ließ « ihn rechts liegen, ging einer Eisenbahn» Lowry zu und jagte zwei Soldatm um dieselbe herum. Nun nahm er seinen Lauf unt« der Marienbrücke nach der AugustuS- brücke, als Vortrab ein Diestmann, als Nachtrab einige Vieh treiber. Ein Soldat sah vom Palaisgarten aus das Hornthier laufen und sprang über die Mauer, um es zu halten. Der Ochse aber packte ihr., zerriß ihm den Rock und warf ihn nie der, doch wurde schließlich das verdutzte Vieh in d« Fortsetzung seiner Prommade bald durch vereinte Kräfte behindert und zu seinem Bestimmungsorte zurückgebracht. — Oeffsntl. Gerichtsverhandlung vom 17. Mai. (Schluß.) Der Gerichtsdiener Mehnert sungirt m>ch noch als Zeuge und erzählt üb« die Mission, die er mit Z Un dessen Behausung hatte, wo ihm unter Anderem die ^Empfehlung wurde: „Das geht sie einen Dr.... an!" Herr Adv verlangt die Vorladung des Bindenfabrikanten Andrer, au' dem aber auch die Vereidung des Zeugen Zeh. Herr anwalt Roßteuscher geht auf die theilweisen Geständnisse Angeklagten ein und «örtert noch einmal kurz die hist Seite des Processes. Daß Zeuge Zeh eine falsche Ar «stattet, dieser Verdacht läge vor; denn « habe selbst er könne seine Aussage allerdings nicht beschwören. Eine an dere Frage ist noch die: Ist das Verbrechen ein vollendetes? Diese Frage beantwortet die Staatsanwaltschaft gründlich. Herr Advocat Schanz hofft in seiner Vertheidigung, daß d« Wille ( der Staatsanwaltschaft nicht durchgesetzt werde. In später^ Nacht wurde beim Gaslampenschein das Urtel des Bauun nehmers Friedrich Wilh. Eckelmann verkündet. Es lautete 4 Monate Arbeitshaus. — Vom 19. Mai. D« Wilhelm Fuchs aus Eipel bei Trautenau in Böhmm, 28 alt, ist bereits vom k. preußischen Kreisgericht zu Sorau brieflich verfolgt und die dasige Staatsanwaltschaft beai seine Auslieferung dahin nach Beendigung des vorlieg! Prozesses. Am 23. Januar d. I. kam er nach Dresden, in Stadt Gotha ab und wohnte dort bis zum 27. Jayi Seine Rechnung betrug 5 Thlr. 20 Ngr. Er entfernte sich '1 heimlich, ohne zu bezahlen. Von hi« zog er nach B Hotel und blieb dort bis zum 2. Februar; auch hi« lebte als Fremder und zwar wcht ganz schlecht, denn wir hören, er zum Mittagsessen einmal sogar zwei Flaschen „Liebst! milch" getrunken; auch hier bezahlte er nicht, lebte auf Ci und seine Rechnung betrug am 2. Februar 10 Thlr. 16H Ngr. ' s' Er war unter anderem Namen und Charakter aufgetreten und > > nannte sich Bauführer Hübn« aus Görlitz. Nebm seinem Zim» ^ m« in Brauns Hotel logirte auch der Kaufmann Kraul <ü»s Worms am Rhein, den er Abends vorher am Gasttisch kenneÄ gelernt hatte; unt« dem Vorgebm, daß er ihn besuchen wollh schlich « sich am anderen Morgm in dessen Zimmer, das nicht verschlossen war, und nachdem er sich durch zweimaliges vor» heriges Anklopfen von der Abwesenheit des Kaufmanns über zeugt hatte. Auf einem Stuhl in der Stube lag ein Herbstroch; in welchem ein buntseidenes Taschentuch steckte; beides nah«» Fuchs schnell mit ; hierauf entfernte « sich heimlich aus BramO > Hotel. Den Rock verkaufte er für 3 Thlr.; das Tuch wuni» er für 20 Ngr. los. Am 5. Februar beging « zwei neu» Verbrechen des Betrugs; « machte ein Packetchen, in das« t ' - - - . eine alte Brieftasche steckte, und adressirte es an den Kaufmann ! Zander, von dem er wußte, daß er in Stadt Gotha logire. > Dies Packetchen schickte er mit einem rothm Dienstmann hi» und ließ sich vom Portier 1 Thlr. 4 Ngr. darauf auslegen. Das sollte so aussehen, als hätte Zand« in d« Stadt etwa» > gekauft und der Portier sollte unterdeß das Geld für ihn auS» legen; der Porti« that'S und Fuchs erhielt die 34 Ngr. Da dies Geschäft gelungen war, versuchte « ein neues und zwar ' noch an demselben Tage; er machte wieder ein Packet zusaud» men und schickte es auf dieselbe Weise unter sogenannt« Nach nahme von 28 Ngr. nach dem Hotel de Pologne an eine» Fremden. Zufällig aber war der Portier aus Stadt Gotha dort anwesend, der sofort die Handschrift des Fuchs erkai und so kam es, daß die Manipulation entdeckt und Fuchs sei arretirt wurde. Herr Staatsanwalt Roßteuscher hält dafür, daß Fuchs nicht die Absicht und auch nicht die Aussicht Hatth zu bezahlen, und beantragt die Bestrafung des Angeklagten. Ergreifend sind die Schlußworte des Angeklagten, als « be» ragt wird, was er noch anzuführen habe; « sagt: „Meine Herren, ich bitte, auf meine Geständnisse und darauf Rücksicht zu nehmen, daß ich 15 Wochen bereits sitze; Sie werden wohl wissen, was das heißt. Lange Zeit war ich mit d« Kette a« Fuß und Arm angeschlosien, man ließ mich mit Menschen zu sammen, die schon ein paar Mal im Zuchthause gesessen; ich habe Hunger gelitten; nicht ein Buch gab man mir zum Lesen, so saß ich unthätig da; erst nach 8 Wochen gab man mir ein katholisches Buch. Meine Herrm! Ich hatte, als ich in diese« Haus kam, die besten Vorsätze gefaßt, ab« ich glaube, daß i schlechter herauskomme!" Seine Stimme ging bald in nen über. Der Zeuge aus Worms «hielt eine NeiseentschLdi» gung in Höhe von 45 Thlr. 20 Ngr. DaS Urtel lautet» s, auf 8 Monate Arbeitshaus. ^ > — Repertoir de» Königlichen Hofthrater«. Sonntag den 20. Mai: Geschloffen. Montag den 21. Mat: Der Feensee; Albert: He« Richard als Gast. Dienstag de» 22. Mai: Hamlet; Hamlet: Herr Emil Deorient. Mittwochs, den 23. Mai: Der Freischütz. Donnerstag den 24. Mai: König Rene's Tochter. Der Stellvertreter, neu einstudirt. De» js« Zweikampf im dritten Stock. -— Tagesgeschickte. Oesterreich. Die Unterredungen des Graf Karolyi mit Graf Bismarck in Berlin führen zu keinem Ziel, weil letztere» die Forderung der militärischen und diplomatischen Führung votz