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Inserate »erden angenommen: K» Abend-V.Eonn- tag- bi« Mittag- t» Uhr: MarienstraAe 13. lknzeig in dies. Blatte ÄLcnrine erfolgrci^e Verbreitung. Auslage: >3,000 Exemplarr. Milredacteur: Theodor Drobisch. Druck und Ligerthum der Herausgeber: Liepslh Neilhardt. — Verantwortlicher Redakteur: ÄUtlUS Neilhürdt« Drcsde«, den 19 Mai. — Berliner Blätter melden über die Organisation der sächsischen Truppen: Die Bataillone haben die Stärke von 800 Köpfen erhalten und je eine Depoi-Compagme formirt. Zu jedem Bataillon gehören 6 Wagen, deren Bespannung beschafft rst. Die Cavallerie ist auf 150 Pferde per Escadron gebracht; von der Artillerie sind die beiden reitenden und 8 Fußbatterien mobil gemacht, von denen jede 6 Geschütze zählt. Die Fuß batterie rückl mit 132, die reitende mit 210 Pferden ins Feld Aus den beiden übrigbleibenden Batterien des Fuß-Artillerie- Regiments sind eine Festungs-Compagnie, die nach dem König stein gelegt ist, und zwei Munitions-Colonnen, 410 Pferde tlark, gebildet worden. Die Reserve-Train-Colonne zählt 800 Pferde, die zwei Pionier-Compagnien sind 000 Mann stark. Ein Stabsofficiei wird immer zwei Bataillone commandircn. Auch beginnen bereits die Truppen-Concentrationen, über die wir Nachstehendes erfahren: Das 1. und 2. Jäger-Bataillon lind aus Leipzig nach Penig und Waldenburg, das 4. Jäger- Bataillon von Dresden nach Freiburg marschirt. Das 15. und 16. Infanterie-Bataillon sind von Bautzen nach Dresden ge rückt und werden sich dort mit dem 13. und 14. Bataillone, mit denen sie in derselben Leib Br-gade stehen, vereinigen und dann vorläufig bei Meißen cantonniren Das 2. Bataillon ist von Dresden nach Freiburg verlegt. Non der mobilen Artil lerie, die auf dem linken Ecbufer die zunächst bei Dresden be findlichen Ortschaften belegt hat, soll die 1. Batterie nach Riesa gehen, vier andere sind nach Naundorf und Kötzschenbroda in der Nähe von Coswig diolocirt. Die Pioniere haben 30 Pon ton- in die Elbe gelaffen, dieselben mit ihren Fahrzeugen be laden und nuch Pirna gefahren. Als zuverlässig wird auch gemeldet, daß Pionier - Detachements nach Löbau, Bautzen, Meißen, Riesa, Chemnitz und Leipzig gesandt worden, um die Sprengung der dortigen Brücken vorzubereiten, die sofort bei dem Einmärsche der Preußen in's Werk gesetzt werden soll. — Die Depot-Compagnie:, sollen in das Erzgebirge kommen, wo hin schon jetzt die Bataillons-Kammern, alte Gewehre, sowie die Montirungm gebracht wurden. Man scheint sich in Sachsen nach alle Diesem lediglich auf einen Rückzug vorzubereiten und sorgt dafür, dem einrückenden Feinde möglichst wenig zurückzu- lafsen. — Weiler heißt es dann in einer Correspondenz: Unsere (die sächsischen) Pioniere sind gegenwärtig auf allen Eisenbahn linien nach der preußischen Grenze hin mit Anlegung von Mi nen beschäftigt, um bei Annäherung von preußischen Truppen die Bahnüberbrückungen rc. in die Luft zu sprengen. Man fürchtet nämlich, daß preußischerseits irgend ein Coup mit den Telegraphen- und Bahnbeamten in den Grenzorten ausgeführt werden möchte, der nicht nur gestatten würde, die sächsischen Behörden durch falsche Nachrichten zu täuschen, sondern auch die Grenze mit Hilfe sächsischer Betriebsmittel zu überschreiten. Darum werden namentlich die Ueberbrückungen bei Tag und Nacht streng bewacht. Ueberhaupt glaubt man, daß der Ein marsch preußischer Truppen spätestens bis zum 20. d. M. er folgen werde. Am 18. d. M. wird große Revue über das Lager bei Meißen abgehalten, welches bis dahin noch bedeutend verstärkt werden soll. Die Zuzüge von Infanterie und Artil lerie dauern fort, nur die Cavallerie, die noch nicht marschfertig ist, steht größtentheils noch in ihren Standquartieren. Jedes der 4 Reiter-Regimenter zählt ü Schwadronen » 150 Mann. Die 4 Bataillone der Jäger-Brigade sind nicht gleich der In» santerie auf 1009 Mann per Bataillon, sondern auf 1200 Mann gestellt. Das 1., 2. und 4. Jäger-Bataillon marschirt aus seinem Standort Leipzig nach dem Erzgebirge, da man fürchtet, es sei durch die Leipziger Bürgerschaft zu preußen- freundlich gemacht, um es im Lager bei Meißen verwenden zu können. Dafür hat das 3. Bataillon Ordre erhalten, von Dresden auS nach Meißen zu gehen, waü bereits heute früh geschehen ist. — Die Oesterreicher haben bei Theresienstadt eine Schiffbrücke über die Elbe geschlagen. Die sächsische Dampf schifffahrtsgesellschaft soll angewiesen sein, sämmtliche Elbdampfer für den Truppentransport der Negierung zur Verfügung zu stellen. Man wird also auf doppeltem Wege per Dampf die Oesterreicher nach Sachsen befördern. — Hieran schließt sich folgende, voll ständig erlogene, vom „DreScner Journal" bereits dementirte Nachricht: Die ersten Opfer des beoorsteh-nden Kampfe- sind bereits gefallen. Zwei Italiener suchten von Bodenbach aus nach Preußen zu entfliehen, wurden aber, der eine in Pirna, der andere in Dresden festgenommen und an Oesterreich auS- geliefert. In Theresienstadt büßten beide ihr Unternehmen mit dem Tod» durch Pulver und Blei. In Folge dieser Desertion und anderweiter bedrohlicher Anzeichen sind die italienischen Truppen von der Grenze nach dem Innern Oesterreichs zurück gezogen, da man nicht traut, daß bei einer Annäherung an preußische Truppenkörper die Ausreißer« unter den Italienern im größeren Maßstabe um sich greifen möchte. Es stehen des halb jetzt nur Croaten und Ungarn in Bodenbach und Uni- - gegend. Die Festung Theresienstadt soll nach Au»sage von Augenzeugen in einem bedeutenden Umfange unterminirr sein, um sie nölhigenfalls in die Lust sprengen zu können. — Wie ungleich die Einquartierung venheilt ist, möge folgender Fall bekuncen. Einsender Dieses besitzt in Strehlen bei Dresden ein kleines unbewohntes, daher unvermiethetes Häus chen mit 125 Steuereinheiten. Dieses wurde ihm nun mit vier Mann belegt, welche er, da er in Dresden auch Einquar tierung zu versorgen hat, im Gasthof wohnen und beköstigen läßt. — Baiern hat in dieser Beziehung eine empsehlenswerthe und praktische Einrichtung. Man errichtet für die zwei Armee corps zwei Lager, und hat dadurch in Bezug auf Mannszucht, stetes Bereitsein der Truppen und gerechte Nertheilung der Ein- quartierungslast auf alle Steuerpflichtigen des Landes, welche andern Falles nur sehr ungleich venheilt werden kann, eine klare Uebcrsicht. Was nun Baiern als nothwendig und billig er scheint, möchte wohl auch in Sachsen für zweckmäßig, gerecht und möglich erachtet werden! — Wie uns ein hiesiger Bürger glaubhaft versichert, hat derselbe bei seinem Aufenthalte in Berlin, am Donnerstage, in der Preußischen Haupt - Bankkaffe direct einen größeren Posten preußische Banknoten gegen Silber ohne den geringsten Abzug und ohne die geringste Mühe sofort ausgewechselt erhalten. Ein in Dresden üblicher, immerhin nicht ganz unbedeutender Ab zug erscheint daher ungerecht. Das industrielle Leben in Berlin fand derselbe weniger erfreulich. Viele Geschäfte öffnen ihre Verkaufsläden gar nicht mehr. Die Geldverlegenheit ist unter den Geschäftsleuten sehr groß, und das sonst so rege Leben in Berlin hat bedeutend abgenommen. Len traurigsten Eindruck machten die einberuscncn preußischen Landwehrmannschasten, die ihren häuslichen Heerd und ihre lieben Angehörigen verlassen mußten, um sich in die Reihen der Krieger zu stellen, ein tiefes Herzleid spiegelte sich an ihnen ab. In den Restaurationen Berlins wurden die gemürhlichen Sachsen bei sehr rosen- farbiger Laune, freilich mit manchen Sticheleien, besungen. — Der von Herrn Ir. Wehl und Advocat Judeich in Dresden entworfene, in gemeinsamer Berathung mehrerer poli tischer Freunde derselben für die Volksversammlung zu Chemnitz redigüte, von letzterer mit Begeisterung angenommene „Aufruf an daS deutsche Volk" lautet folgendermaßen: „Deutsches Volk! das Vaterland ist in Gefahr! Nicht auswärtige Feinde bedrängen es zur Zeit; innere Zwietracht zerspaltet es. Deutsche Mächte sind im Begriff, einen Bürgerkrieg zu entzünden, einen Bruderkrieg, der nur Jammer und Elend über die Nation ver hängen, ihren Wohlstand untergraben, ihre Gewerbsthätigkeit und Industrie, ihre Kunst und Wissenschaft auf Jahre hin in Blut ertränken und sie selbst zum Spielball des Auslandes machen kann. Deutsches Volk, ermanne dich! Zwischen Krieg und Frieden noch schwankt die Schaale. Wirf gegen die Eisen rüstungen des Krieges die ganze Wucht deiner Friedensliebe ins Gewicht. Löwe gegen den Feind von Außen, erhebe im Innern die Stimme der Versöhnung. Die Mäßigkeit und Verträglich keit, die du in so hohem Grade bewiesen, fordere sir von den Kronen. Den Kronen, die da schuldig sind, schleudere die volle Verantwortlichkeit für den Bürgerkrieg ins Gewissen. Du aber erhebe deine Hände zum Himmel und zeige, daß sie rein sind von solchem Frevel. Klar sage, was du willst: Frieden im deutschen Vaterlanve! Allgemeine Abrüstung der Heere! Das deutsche Parl ment, zusammengerufen in Gemüsheit der Bun- desbeschlüsse vom 30. Mär; und 7. April 1846. Deine Stimme, deutsches Volk, erlöst vom Drucke der Waffen, entwirre in ruhiger Berathung und mit muthigem Beschlüsse die Verwickel ungen des Vaterlandes". — Zum Feldprediger der sächsischen Truppen ist für den Fall, daß es noch wirklich zum Schlagen kommt, Herr Ober katechet lir. Fricke in Leipzig destgnirt. — Die Gothaer Bank in Leipzig erhielt abermals eine Silbergeld-Sendung von 150,0t 0 Thalern in ^ - Stück,n von Berlin. — Wenn sich in den letzten Tagen das Alles über stürzende Mißtrauen des Publikums auch etwas gemindert hat, so gicbt es doch immer noch eine große Zahl ängstlicher Ge- müther, die, wenn sie einen Gothaer, Geracr oder Weimarischen Zehnthalerschein in der Tasche haben, eiligst zu der betreffenden Auswechselungskaffe förmlich jagen, eine Jagd, woran selbst größere Geschäftsleute am meisten sich mit betheiligen. Möchte man doch zu dem Einsehen kommen, daß diese Banken minde stens dieselbe Sicherheit bieten, als irgend ein ähnliches Institut, und so lange es nicht drunter und drüber geht, gewiß für ihre Werthzeichen so weit galant sind, als wie z. B. die preußische Bank oder selbst der Staat. — Auf der Dresdner Bahn gingen vorgestern Abend mit dem Siebenuhrzuge 1<r Wagen mit etwa 100 Stück Pferden von Leipzig nach Dresden ab Es waren Militärpferde, die zum Theil auf dem Pferdemarkte, in der Hauptsache aber von den Herren Nose und Böhme erkauft worden wäre::. — Es ist keine neue Wahrnehmung, die wir heute be sprechen; wir können aber nicht umhin, auf eine alte Untugen» zurückzukommen, der sich einige der im Auslande, namentlich bei 3 uns in Sachsen lebenden Preußen jetzt wieder in verstärvem ^ Maße schuldig machen, wir meinen die Untugend des Raison- !> nirens auf die Zustände und Maßnahmen in denjenigen Län- - dern, in denen sie sich aufhalten. Wenn man im Privatleben F irgendwo Gast ist, wird man die dem Hausherrn und ren ^ Anwesenden schuldige Nachsicht nicht aus den Augen setzen, ^ wenn man nicht unhöflich, den gesellschaftlichen Forme,! ent» fremdet und gar vielleicht unklug erscheinen will; ganz gleich« . Rücksicht verdienen der Staat und die Bewohner, wo man Gast js ist; dieser Urbanitätssoiderung kommen aber Manche, die Preu- ,j> ßen ihr Vaterland nennen, hier in keiner Weise nach, vielmehr muß man mannichfache Klagen in hiesigen Kreisen über das ,, Naisonniren der Preußen vernehmen. Dieser Mangel an schul» >- digcr Rücksicht geht so weit, daß der Frieden in den Familie«/ die Einigkeit in Geschästsverhältniffen, mehrfach gestört worden > sein soll. Besonderen Widerwillen macht es aber, wenn Frauen an dieser Erbitterung theilnehmen; dieselben entkleiden sich ' durch ihres schönsten Schmuckes, der still waltenden Weibluhk und verunzieren sich durch der: wild zu Tage tretenden TÜWM der Emancipation; es öffnet sich ihnen ein unbegrenzte- Fckd der Leidenschaftlichkeit, dessen Pfade an dem Punkte endige«, ,'x wo dann die civilisirte Welt den Vorhang des Abscheu- vor» ^ zieht. Wir können nicht umhin, di.sen Culturmangel um so ' schmerzlicher zu beklagen, je zwangloser er sich ohne Rücksicht - auf Geschlecht und Rang verbreitet findet, eine Egalität des * Bildungsmangcls, dessen sich ruhig denkende Menschen, welche die Geschicke der Zeit zu lenken nicht berufen sind, bei ruhiger Stimmung wohl schämen sollten. — Gestern Abend nach 6 Uhr fand in der Neustädt« Gasanstalt eine bedeutende Explosion statt. Wir hören, daß >, der Gasometerdruck eine Wand zersprengt, der Gasvorrarh sich ' dadurch entzündet, die Ueberdachunz mit großem Knall und hoher Feucrlohe in die Lust getrieben und das Gebäude zersprengt hat. Leider sollen vier Menschen mehr oder weniger dadurch verunglückt sein. M — In Chemnitz sind am 15. Mai zwei HandlungSlehv- linge von dort im Alter von 15 und 17 Jahren entwichen. / Man vermuthet, daß sie sich zunächst nach Dresden begeben . haben. — 'MMRA — Was wir vorgestern von einem friedlichen Briefe de- ' Königs von Preußen an König Johann schrieben, wird jetzt auch durch die österreichische Generalcorrespondenz bestätigt, wA» ' cher geschrieben wird, daß allerdings ein eigenhändiges Schreiben König Wilhelms I. von Preußen an unfern König eingetroffe» sei, welches die versöhnlichste Gesinnung der preußischen Mast» ' stät in unzweideutiger Weise ausspricht, aber auch gleich hinzu fügt, da sich im Ganzen die Physiognomie der Lage sätdem . fast gar nicht verändert hat, so sei man versucht, diesem Zwi- schendo^fall eine tiefere über den Moment hinausreichende Be» deuiung nicht beizumeffen. Die sächsischen Rüstungen nehmen ihren Fortgang, ohne daß es jedoch über die bloße Kriegsbereit» ' schaft hinausgekommen ist Die Mobilmachung erfordert noch ganz andere Anstrengungen, insonderheit fehlt die Organisation i der Depotscompagnien, die Ausrüstung des Militär- und Sa- > nitätscorps und vieles Andere. Die Truppen erhalten nur " den gewöhnlichen Friedenssold. (L A.) — Laut Anzeige des Handelsgerichts in den Zittauer Nachrichten hat die dortige Firma Lindner L Stiebing mit Passiven bis zu 900,000 Thlrn. ihre Zahlungen eingestält. — Seit Mittwoch dm 15 Mai soll eine große Quan tität Pulver und Jnfanteri'-Munüion auf hiesigem Central- Bahnhof angehäuft sein, behufs des Weitertransportes. Dem angrenzmden Stadttheil und seinm Bewohnern entsteht da durch die größte Gefahr, abgesehen von Fahrlässigkeit des Bahn«' Hofpersonals, kann durch unerwartete Umstände, als: durch Blitz, durch eine entstehende Feuersbrunst in dm naheliegmdm Fabr iketablissemmtS eine schreckliche Catastrophe herbeigeführt werdm. — Im Munde des Volkes circulirte gestern hier das Gerücht, daß Graf Bismarck nach Dresden gekommen sei, um sich bei einem hiesigen renommirtcn Photographm photographiren zu lassen, „well er in Berlin nicht getroffen worden sei." — Der in Pirna erscheinende „Kamerad" schreibt au» Dresden: In Anbetracht dar jetziger: verhängnißvollen und kritischen Zeit und der Gefahren, in welch r sich unser allg«» WIs?- liebtes Königshaus befindet, hat es der Gesammtvorstand de» hiesigm Vereins ehrenvoll verabredeter Militair- für seine unerläßliche Pflicht gehalten, dem Verein in der am 12. d. Ri. einberufenen und sehr zahlreich vertretenen außerorderffO^ : chm Versammlung den in der Ausschußsitzung gefaßten BestjAuß: ! „falls Dresden von allen Truppen entblößt werden HÄte, den Schutz für das Königliche Schloß und sonstige StLatSgebäude, Kunstschätze rc., überhaupt den Wachdienst allhier^zu übernehmen und solche- Sr. Kgl. Hoheit dem Kronprinzen, unserm allverehrten