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A§oktXt>tUk7 «rrt.,j»hrNchr»Htz, Sri uutvtgeldlichetln»-' ftr»«g iu'I Ha»«. D»rchdie Königl. vierteljährlich rr Ngr. Smtrlne -rummtt» 'GZ U vftff'ft; >. I Ngr. Unter„St»ge- ^ ft LXeSden, den 17. Mai. — Am gestrigen Namensfeste Sr. Majestät des Königs stand Morgen» hier -rohe Neveille der hiesigen Militärmusik- ehöre statt. — Der königl. sächs. Gesandte am kaiscrl. franz. Hofe, «viril. Geh. Rath Graf Secbach, ist mit seiner Gemahlin am »«gestrigen Morgen aus Paris hier eingetroffen und hat im Hotel de Saxe Wohnung genommen. — Dem Vemehmen nach hat Se. Maj. der König von Sr. Mai. dem König von Preußen ein eigenhändiges Schreiben im Laufe des gestrigen Vormittags erhalten. Rechnet man die gestern allgemein verbreitete Nachricht der Reise des Erzherzogs Rainer nach Berlin und das gerade jetzt stattfindende Eintreffen de« Grafen v. Seebach aus Paris, der durch seine hohe Stel lung und jahrelangen Verkehr in der Diplomatie zu den ein flußreichsten Vertretern zu zählen ist. hinzu, so dürfte das zu sammengenommen als gute Nachricht angesehen werden und man sich für dieses Mal wieder der Hoffnung auf Erhaltung des Friedens hingeben, der einem minder glaubwürdigen Ge rüchte nach in einer Zusammenkunft der Souveräne von Oester reich und Preußen im Lustschlosse Pillnitz seine Befesti gung finden solle. — Das k. Gerichtsamt allhier verlängert für dm Land bezirk seines SprengelS den Termin, bis zu welchem Hunde Maulkörbe zu tragen haben, oder an feste Ketten zu legm sind, bis zum 31. Juli d. I — Folgendes Pröbchen großm—ächtiger Renommisterei «mpfing dieser Tage ein hiesiger Lotterie-Collecteur in einem Privatbriefe aus Breslau, den 15. Mai 1866: „Ew. Wohl geboren! Da sich Ihr v. Brust so ungeheuer liebenswürdig gegen Preußen macht, sehe ich mich aus Patriotismus für mein Vaterland gsnöthigt, Ihnen übersandte Zwei-Viertel-Loose hier mit zu retourniren. Die Illusionen des Herrn v. Neust und der Herren Oesterreicher dürften sich bei Zeiten legen. Da unsere Waffen allen anderen überlegm sind, geht jeder Soldat mit Lust und Selbstvertrauen in's Feld, und ehe 10,000 Preußen fallen, müssen 40,000 Oesterreicher in's GraS beißen. Die Oesterreicher bauen auf ihre Bayonnette, sie dürften viel leicht aber gar nicht in die Lage kommen, davon Gebrauch machen zu können; denn ehe sie so weit kommen, sind die ganzen Regimenter derselben über den Haufen geschossen. Die Zeit wird eS lehren. Derjenige, welcher das Zündnadelgewehr kennt, wird mir gewiß das Recht zugestehen müssen. Achtungs- »oll N. IV." — Die jetzige Papiergeldcalamität bringt oft wahre Curiosa zu Tage, die ihren Urhebern das Ehrenbürgerrecht von Schilda «inzubringen geeignet find. So brachte neulich ein Dienstmäd chen, das von seiner Herrschaft mit einem königl. sächs. Ein- Ihalerschein zum Fleischer geschickt worden, denselben — den Thaler nämlich — mit dem Bemerken zurück, der Fleischer habe gesagt, er sei nur 15 Ngr. werth. Was aber soll man dazu sagen, wenn der Direktor einer hiesigen Schulanstalt einem Knaben auf das ihm von demselben in Hei königl. sächs. Ein- thalerkaffenscheinen eingehändigte Schulgeld 6 Ngr. in Abzug bringt? 0 saydla oimplioitssl — Eine Arbeit, die nur echt deutsche Geduld und Aus dauer zu vollbringen im Stande war, ist das seit Sonntag im Doublettensaal der Brühlschen Terrasse ausgestellte, von dem Architekten Herrn Hinzer in Hamburg in einem Zeiträume von zwölf Jahren höchst kunstvoll gefertigte Reliefmodell der Stadt Hamburg mit dem Hasen. In einem Maßstab von 1:288 der natürlichen Größe ausgeführt, bietet dies Kunstwerk in drei Tableaux eine naturgetreue Ansicht des AlsterbassinS mit dem Jungfemstieg, des Hafens, der Straßen, Plätze, Kirchen und Gebäude mit solcher Genauigkeit, daß man jedes Haus, ja jeden Baum wieder zu erkennen vermag. Von der ängstlichen Ge nauigkeit, mit welcher der Verfertiger zu Werke gegangen, kann man sich einm Begriff machen, wenn man z. B. die St. Nikolai-Kirche bettachtet, die mit vollständigem Thurm darge- flellt ist, wobei nicht allein jeder der Strebepfeiler und Bal dachinen, sondern auch jede der Tausenden von gothischen Be- krönungSverzierungen erkennbar ist, eine Arbeit, die allein acht »olle Monate in Anspruch genommen. BewundernSwerth sind unter Anderem die bis in's kleinste Detail ausgeführten Hun derte von Schiffen, die den Hafen beleben; eine wahre Filigran arbeit, deren Anfertigung vier Jahre Zeit erforderte. Wir empfehlen dieses Werk des rastlosesten Fleißes der regen Theil- «ahme des Publikums. — Die am 26. März d I. verstorbene Krau Juliane Auguste verw. Mielcke, geb. Raabe hat der Pension«- und Un terstützungsanstalt für Dresdner Musiker aus dem Civilstande und deren Wittwen und Waisen ein Legat von 200 Thaler putgesetzt. — Die Vergnügungsfahrt am 22. d. nach Wien, nimmt trotz der drohende« Oreigniy, ihr« Verlaus, es haben sich viele Theilnehmer gemeldet, um die Kaiserstadt und ihre herrlichen Schätze kennen zu lernen. Ueberdieß werden damit von Wim aus Ausflüge nach Preßburg, auf dm Semmering, Steyer- mark rc. verbunden. — Der Victoriabrunnen, welcher, aus Anlaß der Auf stellung des Sr. Majestät dem höchstseligen König Friedrich August auf dem Neumarkte errichteten Denkmals, von seinem frühem Platze entfernt wurde, ist nun auf dem Jüdenhofe aufgestellt. — Am 4. Mai miethcte sich in einem Hause auf der Gerbergasse bei einen» dort wohnenden Tischlermeister ein junger Mann ein, der sich für einen Schlosser ausgab und auf der Palmstraße in Arbeit stehen wollte. Noch an demselben Tage, wo er sich dort eingemiethet, verschwand er aber wieder aus seiner Wohnung, und alsbald nach seiner Entfernung wurde ein Nock vermißt, der einem ebendaselbst wohnhaftm Bürsten macher gehörte. Die Nachfragen nach dem Diebe ergaben, daß er in Bezug auf seinen Namen, seinm Stand und seine Ar beit gelogen hatte. Jetzt soll es aber der Behörde gelungen sein, ihn in der Person eines wegen Eigenthumsvergehms schon wiederholt bestraften Fabrikarbeiters aus Dresden zu ermitteln, der sich zuletzt in Rabmau aufgehaltm und dort gleichfalls eine Unredlichkeit verübt haben soll. — — Aus Dresden, 15. Mai, schreibt man der „Bohemia". Unsere officielle Presse ist in einm hitzigen Kampf mit dm Berliner Osficiösen gerathm und hat in den letzten Tagm na mentlich der „Nordd. Allg. Ztg" recht nette Artigkeiten, als da sind: Unverschämtheit, Gemeinheit, schamlose Lüge rc. zu sagen gehabt. Es ist aber auch in der That erstaunlich, in welch plumper Weise jetzt täglich die gröbsten Unwahrheitm über Sachsen und sächsische Zustände von Berlin aus in die Welt gesetzt werden Es ist geradezu unbegreiflich, wie ein Blatt, das als das Organ des Grafen Bismarck gilt, sich solches Zeug aufbindm läßt. Einigermaßen wird es indessen erklärlich, wmn man das Treibm der hiesigen Preußenfreunle etwas näher kennt und namentlich weiß, wie von Leipzig aus gar reichliches Material nach der Spree fließt, um dort gesichtet und in die Mache genommen zu werden. Dazu kommt, daß in den jüng sten Tagm sich zahlreiche preußische Agenten in Sachsen um hergetrieben haben, die doch alle mehr oder minder umfassende Rapporte über ihre Thätigkeit nach Berlin abgesandt habm. So war hier in Dresden ein höherer Executivbeamter des Ber liner Polizeipräsidiums anwesend, der sich — natürlich inkog nito — vorzugsweise in den Schänk- und Nestaurationslocalm umhertrieb, einm Ausflug in die sächsische Schweiz (Königstein, Bodenbach?) unternahm und sodann von hier abgereist ist, um noch andere Orte Sachsens (Chemnitz?) mit seiner Gegenwart zu beehren. Ein anderer Agent, von dem man weiß, daß er mit dem Grafm Bismarck in direkter Verbindung steht, hat sich aufs Angelegentlichste danach erkundigt, wohin man die Schätze des grünen Gewölbes gebracht, während ein dritter dm Versuch machte, hier Flugblätter zur Verherrlichung Preußens drucken zu lassen, ein Versuch, der indessen an der Loyalität der hiesigen Buchdrucker scheiterte, die es verschmähten, an sol chen Preßerzeugniffen Geld zu verdienen. Interessant ist auch jetzt zu vernehmen, daß eine am 28. April hier stattgefundene VolkSoersammlang (im Odeon) ursprünglich bestimmt war zu einer Demonstration im preußischen Interesse, jedoch bei dem gesundm Sinne der Bevölkerung in das Gegentheil davon umschlug". — In einer Souterrain-Wohnung auf der Ammonstraße hat sich gestern Vormittag ein Familienvater erhängt, der zu letzt dm Handarbeiter machte, und früher lange Zeit auf der böhmischen Bahn als Weichensteller angestellt war. Er war zuletzt dem Trünke sehr ergebm. — Die in Riesa stationirte dritte Reiter-Schwadron ist gestern von dort nach Großenhain abgegangen. — Auf dem Central-Bahnhof ist in diesm Tagm der ganze Artilleriepark eingeladm wordm, er befindet sich auf 136 Lowrys verpackt, die jeden Augenblick von dort abgehen können, bis dahin aber auf dem Bahnhof stehen bleibm. — Auf der Annenstraße werden jetzt längs der Fahrbahn Gascandelaber aufgestellt. — Die Chemnitzer und Zwickauer Kaufleute machen be kannt, daß sie nach wie vor alle sächsischen und preußischen Casienanweisungen, die Scheine der Leipzig-Dresdner Eisenbahn Compagnie, alle Banknoten der sächsischen Banken: der Leipziger Bank, der Sächsischen Bank zu Dresden, der Chemnitzer Stadt bank und der Bautzner Bank, sowie derjenigen ausländischen Bankm, welche in Sachsen AuSwechselungscaffm haben: der Geraer, der Weimarsschm, der Gothaer und der Lübecker Bank, bei Waareneinkäufm vorläufig zum vollen Nmnwerthr annehmen. Einige größere Dresdner Kaufleute habm mittelst Circular in Bezug auf die Annahme größerer Cassmscheine gerade das Gegm- theil zur Kmntniß ihrer Kundm gebracht, was natürlich die Aengstlichkeit des Publikum« nur vermehren mußte. D!' ,, ft — Bürgermeister Koch von Leipzig hat am Sonnabend ' Audimz bei dem Staatsminister v. Neust gehabt und di» „Vorstellung" des Raths nochmals mündlich motivirt. ft — Paß- und Fremdenpolizei. Weimar und Met» > ningm sind dem Staatsvertrage über die Paß- und Fremd«».. Polizei beigetreten. Fortan brauchen sächsische StaatSangehörigß ft auch zu Reisen nach Spanien, dm Niederlanden und Belg»« , eines Paffes nicht mehr. ,U'M — Gestern Nachmittag trafen die zwei bisher in Pin» '» garnisonireitten Schwadronen des K. Gardereiterregiments hi», ft ein, wurden vom Gouverneur^Gmeralmajor Smfft v. Pilsach mch dem Garde-Oberst Grafm zur Lippe empfangen und durch M ftft H Stadt geleitet. Diese Truppen sollen dem Vernehmen nach i» . 1, dm Dörfem des rechten Elbufers stromabwärts Cantonnement» ^ ft beziehen. — — Ein erst 27 Jahre alter Handlungscommis, der ft Döbeln stammt und zuletzt in Leipzig conditionirt zu Hab« scheint, hat sich vorgestern in einem hiesigen Gasthause er> Sein Aeußeres verrieth eine gewisse Verkommenheit, und zurückgelassmer Brief giebt als Motiv des Selbstmordes Überdruß an. — — In der Nacht vom 15. zum 16. Mai hat eine zugereiste Frauensperson aus Hof mittelst eines Tv den Versuch gemacht, sich in dem Gasthause, wo sie hier ein- gekehrt, die Pulsadern zu öffnen. Man fand sie gestern Marge« in ihrem Blute fast schwimmend im Bett; sie lebte aber «wch und wurde in das Krankenhaus gebracht. — — Oesfentl. Gerichtsverhandlung vom 16. MaK Der Handarbeiter Friedrich Robert Wolf ist ein vollständig ver« kommnes Subjekt, sowohl dem Körper, als dem Geiste nach. Er ist am 8. Februar 1818 zu Göppersdorf geboren, bereits seit 1864 wegen Diebstahls mit 9 Monaten Gefängniß und e nem halben Jahre Arbeitshaus bestraft. Erst am 24. März ft dieses Jahres wurde er aus Zwickau entlassen. Man brach» ihn nach Pirna in die dasige Arbeitsanstalt, aus welcher er aber am 2. April schon entfloh, ein neues Verbrechen zu be» gehm. Schon als Kind hatte er wegen Diebstahls zweinuck * „Hiebe" erhalten. Als er aus Pirna entwichen war, trieb er sich arbeitslos in Dresdm herum, kam auch auf die Radeberg« - Straße, wo in dem Haus: Nr. 6 der Schäfereidirector Heyme mit seiner Familie im Parterre wohnt. Das Fenster ein« ftftH - Stube stand offen, Wolf stieg ein und holte zwei goldme Hemden» . I knöpfchen, die in einem Schächtelchen auf dem Secretär stand«, i Das Einsteigen leugnet er auf das Bestimmteste und erklärtk > ft „Ich würde es ja sagen, wenn es so wäre, meine Strafe wäre ja dann eine mildere!" Die Frau Schäfereidirector Heyn« ft H giebt zu, daß ein Fensterflügel offen gestanden, nicht aber, daß « er vom Fenster aus hätte die Knöpfchen erreichen können. In dem fraglichen Zimmer schlief des Nachts die Bonne Frie dericke Clementine Becker und erklärt, daß in das fragliche Zimmer nie Kinder kommen und daß die Thüre nur verschlos sen bleibe Sie selbst stieg auf Geheiß der Heine zum Fen ster ein, um die von innen verriegelte Thüre zu öffnen. Spu ren davon, daß Jemand eingest egen, waren zu sehen. Eine Rittergutsbesitzerin, Bertha Sellig, wohnt nebenan und stca» . zufällig am Fenster als sie sah, wie sich au« der Stube d« Heine ein menschlicher Kopf erhob, dem nach und nach ei» ganzer Körper Nachwuchs, welcher dem des Wolf ähnlich sah. ft Herr Staatsanwalt Roßteuscher geht auf die offnen Geständ nisse des Angeklagten ein, erklärt aber, man müsse «„nehmen^ daß der Wolf eingestiegen sei, das ergeben die genauen be schworenen Angaben der Zeugen. Herr Roßteuscher beantragt die Bestrafung Wolf'S. Die verehelichte Heine nimmt mit Bewilligung Wols'S die Knöpfe wieder mit nach Hause. Wolf erhielt ein Jahr Zuchthaus. — Angekündigte Gerichtsverhandlung, Heut« dm 17. d. M Vormittags 9 Uhr wider de« Bauunternehmer Friedr. Wilh. Eckelmann wegm Hinterziehung der Hilfsvoll» stteckung Vorsitzender Gerichtsrath Leonhardi § ! ft" ii! TageSgefchichte. Oesterreich. Die „Presse", welche wieder in Preuße» ft ^ elassen ist, begrüßt diese Freiheit mit: „Seit etwa 18 Jahr« ft! 1 zu. ..... . . . geht da» Bestreben Preußens dahin, die berechtigten Wäns^. des deutschen Volkes nach politischer Emheit und parlamentari scher Verfassung sich nur um Einen Preis verwirklichen z» lassen: um dm Preis der Oberherrschaft in Deutschland" rc. — : Am 13. Mai hat man beim preußischen Botschafter in Wiei^ ft nachdem derselbe zwei Stunden mit Graf MenSdorff conftrirt hatte, angefangm einzupackm. — Die aus sieben Mitglied«» ,ft bestehende ReichLschuldencommission tadelt das Vorgehen d»., t - Regierung in der Banknotenfrage und verlangt Einberufung ! de« Reichsrath». — Mit Befriedigung vernimmt man, daß da» ft Programm zum Ausgleich mit Ungarn vielseitig gefällt. — Zur Vertheidigung der Lagunen in Venedig find 2000 Matros» » eingetroff«. Innerhalb 24 Stund« sind 22000 Mann Süß»