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K«ser«1e werden «agenommeu: bi« Aßrnd»-.Sonn tag» bi« Mittag» I» Uhr: Marienstraße IS. Anzrig. in dies. Blatte finden eine ersolgreiche Verbreitung. Lnfiage: 13,00V Exemplare. Fßo««e»e»1: Birrtel jithrllch 20 >kg«. »ei unentgeldlicherUo« fernng in'« Hau». Tvurchdie Lönigl. vierteljährlich 22 Ngr. Linjelne Nummem t Ngr. Anseratenpreise: ^ Für den Raum eixe gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Sing«- sankt' die Zeile 2 Ngr. Druck und Ligeuthum der Herausgeber: Likpsch ^ Neichardt. - Verantwortlicher Redakteur: ÄlllillS Nkichllrilt. , geweckt werden. Heute erörtert man die Lage leidenschaftslose! > als vorgestern ; man weißt den von einer furchtsam« Seck hie und va ausgesprochenen Gedanken, daß eS für die Regierung besser sei, sie kröche zu Kreuze, zurück; die sächsische Antwort und der Bundestagsantrag hat gar Manchen ermuthigt. Wat die von den Leipzigern erlassene Adr-sse anlangt, so finden viele hierin eine Gesinnung, welche Kaiser Maximilian so ausdrückte: „Wenn ein Kaufmann einen Pfeffersack verliert, so soll man das ganze Reich aufmahnen." — Während des Druckes unseres BlatteS wird uns von der Redaction des Dr. Journ. mitgetheilt, daß gestern (Mon»i tag) gegm Lbend in Berlin ein elegant gekleideter Unbekann ter auf den Ministerpräsidenten von Bismarck au» einem Re» volver mehrere Schüsse abgefeuert hat, glücklicher Weise ohne ihn zu verwnnden. — Die jetzige Aufregung macht auch einige Person« be denklich weg« der sächsisch« CaffenbilletS. Es ist daher wohl nicht überflüssig, auf die ansehnliche Anzahl von Million« Silberthalern, die auf unserer Festung Königstein lieg«, und auf das verfassungsmäßig festgestellte Betriebskapital der Staats kassen von neunzehn Million« Thalern aufmerksam zu machen. So lange die Sachsen Sachs« — das Königreich — zu er halt« bestrebt sind, kann kein Mensch etwas einbüß«. — Auf einem Neubau auf der Leipziger Straße war« > zwei Arbeiter damit beschäftigt, ein« Fensterbogen herauHu- schlagen. Dabei stürzte das darüber befindliche Gewölbe her unter und beschädigte ein« der Arbeiter so erheblich, daß er in das Krankenhaus gebracht werden mußte. — Am vergangen« Sonnabmd ertrank ein zwei Jahre -ss altes Mädchen in einem eingesenkten Wasserfaß, das im Gart« von „Kleinhamburg" steht. Das Kind muß kopfüber in bat ^ Faß gestürzt sein, sonst wäre es wohl nicht ertrunken, da da» >' Wasser darin nur 10 Zoll hoch gestand« hat. — Gestern Nachmittag wurde auf der Nordstraße de« Grünstem zu dem Gebäude gelegt, worin fortan die deutsche Bekleidungs-Akademie ihren Sitz Hab« soll. ES hatte» , t sich zu dieser Feier an dreißig Mitglieder aus dem Verein ei»- .st ( gefunden, denen Einsicht in die ausgelegtm Baupläne offm- stand, welche von dem Architekt und Maurermeister Her« Gärt ner angefertigt ward« waren, welcher gemeinschaftlich mit dem Herrn Zimmermeister Gäbler d« Bau leiten wird. Im Bei sein der Genannt« und der Arbeiter trat der Herr Director Gustao Adolf Müller an den Grundstein und verkündete, wie jetzt der langersehnte Moment gekommen, wo es vergönnt sei, dem Beginne eines Baues beizuwohn«, der bis in die ent ferntesten Zeiten ein Denkmal genossenschaftlich« Gemein sinnes und gewerblich« Vorwirtsstrebens sein werde. Er erörterte weiter: wie ein intelligenter Theil einer groß« gewerblich« Fachgenossmschaft dies beschlossen und hochherzig die Mittel dazu beigesteuert habe. Es sei ihnen nicht um pe kuniären Gewinn zu thun, sondern um eine Bildungsstätte für jüngere Gewerbsgenossen, eine Hochschule für deren specielle Fachwissenschaft und Kunstfertigkeit zu gründen Der Redner' erörterte weiter, wie jetzt das Gewerbe sich als gleichberechtig ten Factor im Haushalt und Organismus des Staates fühle. Um dies auszuführen, habe sich der Handwerker die erforder liche Bildung anzueignm, vorzüglich der Schneider, und so lege man den Grundstein zur erst« gewerblichen Akademie, Man hörte in dem weiteren Verlauf der Rede, daß die deutsche BekleidungS-Akade nie in diesem Hause später ihr Archiv, ihre Bibliothek, ihr Museum und ihre Mo delsammlung haben werde. Er empfahl den Bau und da» fernere Bestehen dem Schutz des Himmels und nachdem die Versammlung diese Bitte in einem stillen Gebet ausgesprochen, erfolgten von Seit« des Herrn Director Müller die üblich« drei Hammerschläge unter dem Ausruf: „Das walte Gott, Vater, Sohn, und heiliger Geist!" — Gemäß der Contracts» bedingungen die mit dem Maurer- und Zimmermeister abge schlossen, vernahmen die Umstehenden, daß daS Parterre bis zum 10. Juni, die erste Etage am ! 4. Juli fertig, das Heb« de» Hauptdaches am 2. August und die Eindachung am 1 Sep- temper d. I beginnen müsse. Die Uebergabe des Gebäudes müsse am 15. November erfolg«. Als dies geschehen nnd mehrere der Fachgenossen noch die drei Hammerschläge wieder hott, dankte Herr Maurermeister Gärtner für da» ihm ge schenkte Vertrau« und ermahnte die Arbeiter zu Fleiß und Ausdauer bei dem Bau. Die Versammelten verfügt« sich hierauf zum Genuß eines Imbisses in den Park, der die Villa des Herrn Müller begrenzt und die Arbeiter erfreut« sich einer reich« Bierspende. H Dresden, den 8 Mai. — Der Stadtrath macht bekannt, daß wegen der auf den 18. d. M. »nberaumten Enthüllung des Nationaldmkmal« de« hochseligen König« Friedrich August Maj. die Einstellung de« an diesem Tage abzuhaltend« Wochmmarktverkehrs auf dem Alt- und Neumarkte und die Verlegung de« erster« auf dm nächstkünftig« Werkeltag, den 19. d. M., beschloss« worb« ist. Gestern ist die Statue per Wag« bereits bis an dm Ort ihrer Bestimmung tran-portirt worden. Dieselbe wird bi« zur äußerst« Kopfspitze incl. des PiedestalS eine Höhe von circa 17 Ellen erhalten. — Der Präsident des AppellationSgerichtS zu Dresden, Herr Vr. Robert Schneider, ist zum Staats- und Justizminister ernannt worden. An dm gestern aus seinem Amte tretend« Her« Staatsminister von Behr hat Se. Majestät der König ein Schreib« gerichtet, in welchem Hochderselbe ausspricht, wie schmerzlich Ihm die Trennung von einem Manne werde, der nicht nur durch Berufstreue und Geschäftstüchtigkeit Sr. Majestät vollstes Vertrau« besaß, sondern auch durch die Uebereinstim- mung der Gesinnung« und Gefühle Seinem Herzen so nahe stand. In dem Schreiben heißt es weiter: „Während siebenzehn Jahren Hab« Sie meinem seligen Bruder und mir in Verwal tung zweier der wichtigsten Ministerien mit unermüdlicher Thätig- keit und glücklichem Erfolge zur Seite gestand«. Was Sie an der Spitze deS Finanzministeriums geleistet haben, darüber habe ich mich gegen Sie bei einer anderen Gelegenheit ausgesprochen. Aber auch auf^Jhre Leistung« in Ihrem jetzigen Departement, daS Sie aus reiner Hingebung für mich und das Vaterland übernahm«, können Sie mit wahrer Befriedigung zurückblick«. Die von Ihrem Vorgänger ins Leb« gerufene neue Organi sation Hab« Sie in gedeihlichen Gang gebracht, mehrere wichtige organische Gesetze gehören der Zeit Ihrer Verwaltung an und «S wird diese Zeit, 4ns Besondere durch die so lange gewünschte Einführung des bürgerlich« Gesetzbuches für immer Epoche machend in der Geschichte der sächsischen Justiz verbleib«. Em pfang« Sie denn meinen innigsten Dank für alle mir und dem Staate geleisteten Dienste, für alle mir bewiesene Treue und Hingebung, für alle schönen Stunden, die ich im Umgänge mit Ihn« genossen habe, und möge der Himmel Ihn« noch lange eine ungestörte Gesundheit und Heiterkett verleihen, damit Sie die wohlverdiente Ruhe in voller Maße genießen können. Ich verbleibe stets Ihr wohlgeneigter Johann. Pillnitz, dm 6. Mai 186tt". — Die Einquartierungsbehörde macht bekannt, daß nach Anmeldung des Militärgouvernements in diesen Tag« ca. 4000 Mann Infanterie und Pionniere in Dresden auf einige Tage verquartiert werden sollen. Es handelt sich dabei um soge nannte Friedenseinquartierung (Cantonnementsverpflegung ohne Brod). Wegen der Kürze der Zeit wird vorherige Anmeldung der Mannschaften bei den Hausbesitzern nicht möglich sein — Die in der Sonntagsnummer dieser Blätter enthal tene Bemerkung über die verschiedenartige AuSl ssung der in d« hiesig« öffentlich« Promenaden-Anlagen befindlichen Säu lenanschläge, welche die Worte enthalten: „Diese Anlagen wer den dem Schutze des Publikums empfohlen. Der Rath rc." veranlaßt uns, darauf aufmerksam zu machen, daß in Wirk lichkett die Empfehlung der Behörde dahin auszulegen ist, daß daS Publikum als Aufsichtsorgane über die betreffenden Anla gen anzusehm sei, um dieselben vor dm Beschädigungen ein zelner Plünderer und Zerstörer zu wahren, da an dem Orte, wo sich gerade die Beaufsichtigung der Anlagen dringend noth- wendig macht, in den seltensten Fällen ein obrigkeitlich wach sames Auge offen zu sein scheint. Diese Beaufsichtigung dürfte um so nothweadiger sein, je öfterer sich diejenigen, welche sich bei vorkommenden Fällen der Aufforderung der Behörde nach zukommen, angelegen sein lass«, von unserer schlecht beaufsich tigt« und ungezogenen Schuljugend und anderen Uebertretern der SchonungSvorschrist, statt erwartet« Gehorsam nur be schämtes Zurückziehen zu find«, groben Reden und schimpflicher Verhöhnung ausgesetzt sehen. — Am Sonntag Nachmittag bewegte sich von der großen Ziegelgasse au», ein großer Trauerzug nach dem Trinitatiökirch- hofe. Es warm die irdisch« Ueberreste des ältest« Kassen- mitgliede» der Zimmerinnung, des früheren Zimmerpolier des Militairbau-AmtS zu Neustadt, Her« Hübner. Den Zug er öffnet« 2 Zimmerleute mit Lederschürzen und blanken Winkel eisen, hinter welch« auf einem Kissen die den Entschlafenen von Sr. Majestät dem Könige beim 50jährigen Dienstjubiläum ertheilte goldne Medaille getragm wurde, begleitet von d« Kaffendeputirt« mit Palmenzweigen. Hinter dem Sarge gingen die Herren Zimmermeister, diesen folgte eine Abtheilung Zim merleute mit Winkeleisen, hinter welch« ein langer Zug Leid tragender. - — Der neuesten Nummer deS „CorrespondenzblatteS der Dienstmann-Jnstttute" entnehmen wir die Mittheilung, daß die diesjährige Generalversammlung der Mitglieder der „Expreß- Compagnie" am 18. und 14. Juni in Würzburg abgehalt« werden soll Der Verband deutscher Dienstmann Institute zählt jetzt 108 Mitglieder, die es sich zur Aufgabe machen, das Dienst mannwes« nach dem Princip fester Lohnzahlung dem allgemei nen Interesse entsprechend aufrecht zu erhalt« und zu heb«. Anerk«nen»werth ist die Ausdauer und Zähigkeit, mit welcher der Verband dem vielerorts eingerisienen Unwesm entgegentritt. Auch die vorliegende Nummer des „Corr.-Bl." enthält wieder ein« bezüglich« Artikel, in welchem e» unter Anderem heißt: „Wir scheu« weder eine Concurrenz, noch sind wir gesonnen, ihr «tgegm zu treten. Wir wissen recht wohl, daß Concur renz die große Triebfeder im gesammtm Geschäftsverkehr ist, und daß da« wahrhaft Gute durch sie niemals unterdrückt, vielmehr nur gefördert werden kann. E« ist uns daher auch noch nie eingefallen, eine aufrichtige, anständige Concurrenz als unsere Sache gefährdend anzusehen; unser Kampf gilt also ihr nicht und hat ihr nie gegolten und soll ihr niemals gelt«; — wir kämpf« nur gegen die unleugbare Anarchie, gegm die thatsächliche Korruption im Dienstmannwes«. Sag« wir nicht ausdrücklich (in dem letzt« Verbands-Inserat): „als ebenso be rechtigt erkennen wir auch jede Arbeitsleistung unter einer un ser« Institut« ähnlich« Form an"? — wir gestehen also der Concurrenz ihre vollkommene Berechtigung zu. Wir sag« aber auch weiter: „nur wollen wir kein Proletariat in bunter Mütze und Jacke, kein uniformirles Bummlerthum u. s. w. und diesem wird unser Kampf gelt«, so lange wir selbst nicht darin unter geh«." Es mag nicht unerwähnt bleiben, daß gerade die jetzige Zeit, welche eine Menge arbeitsloser Leute dem Zufalle preis- giebt und sie in großer Zahl dem Dienstmannfache zutreibt, dazu angethan ist, dm Werth der Institute schätz« zu lern«, welche ihre Angestellten durch feste Lohnzahlung vor Mangel und Entbehrung schützen. Möge die Unterstützung deS Publi kums nicht fehlen! — Seit gestern ist viel militärische Bewegung in unserer Stadt; die sämmtlichm Urlaubsmannschaften Hab« am Sonn tag Ordre zum Eintreffen erhalten und werden nach geschehener Completirung unsere Stadt verlassen; nur die Brigade Kron prinz soll in Dresden bleiben ; ebenso sind die Pferdeeinkäufe ausgeschrieben. — Die Kriegsgerüchte und die damit im Zusammmhange stehenden niedrigen Course aller, selbst der bestfundirtest« Pa piere, haben in dm letzten Tagen in dem größeren Publikum ein Mißtrauen und eine Entmuthigung hervorgerufm, welches, so ernst auch die Lage sein mag, als übertrieben angesehen wer den muß. Erstreckt sich doch dasselbe so wett, daß man sich beeilt, sich der in den Händen habend« Banknotm selbst mit Verlust zu entledigen. In dieser Beziehung sollte man etwas vorsichtig sein. Die beiden in Sachs« concessionirtm Banken zu Leipzig und Dresden sind so fundirt und durch ihre Sta tut« zur Bereithaltung der nöthigm DeckungSmittel in so be stimmte Grenzen verwiesen, daß es geradezu unbegreiflich er scheint, ihre Noten mit Verlusten bet Zahlungen auszugeben. Beide Bank« lösen sie auf Verlangen sofort gegen Silber ein, und diese Thatsache mag Jedem zur Beruhigung dienen, welcher Vorräthe davon aufbewahrt. Viel gerechtfertigter ist das Miß trauen gegen solche Noten, welche in Sachsen keine Auswechse lungskassen besitzen. Die nicht unerheblichen Verluste, welche in diesem Augenblick bei dem Verkauf derselben getragen werden müssen, mögen darauf Hinweisen, wie nöthig es ist, sie über haupt aus dem Lande zu verbannen, da dieselben, selbst -ei den normalsten Zeitverhältnissen, ein Object der Agiotage bilden. Hingegen ist es ungerechtfertigt, den Credit der Noten der säch sischen Banken zu erschüttern, da sie ihren Verpflichtungen jeder zeit nachzukommen vermögen. Durch zu großes Zurückströmm in ihre Kassen aber müssen sie solche zurückhalten, wodurch sich in kurzer Zeit ein höchst verderblicher Mangel an Ciiculations- mitteln kundgeben wird, da das vorhandene Bietall bei Weitem dem heutigen Verkehr nicht entspricht. Dadurch aber, daß ihnen die Mittel für ihre Operation« genommen werden, werden sie genöthigt sein, diese selbst auf ein beschränkte« Maß zurück zu führen, wodurch schließlich Handel und Gewerbe das Meiste zu leiden Hab« werden. Nie ist es nothwendiger, die Ruhe und Besonnenheit zu wahren, als in ernsten Situation«; möge man nicht durch kopflose Ueberstürzung die Verwirrung unnöthig stei ge« und sich und Anderen dadurch die bittechten Verluste bereit«. — In Königstein kam gestern Vormittag eine Abtheilung Infanterie vom Leibregiment an, um der Festungsgarnison bei Abräumung des Quirlfelsens helfend beizustehm. Die Leute warm feldmäßig ausgerüstet. — Die jetzige politische Aufgeregtheit bringt auch eine außerordentlich gesteigerte Benutzung ves Telegraphen für Staats depeschen mit sich. So kommt es jetzt auch häufig des Nacht« vor, daß sowohl der König als der Staatsminister v. Beust durch den Eingang wichtiger Staatsdepeschen aus dem Schlafe 1 >r — Oeff-ntl. Gerichtsverhandlung vom 7. Mai Der Angeklagte ist der Schneidermeister Johann Georg Gott- lieb Schiefner aus Somsdorf. Er handelt sich u« Unterschla» r« i