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«W» M, 7 «r. K»s»»te IW, — «WO»» 1» »ßr: Mot—stroO» IT. t» VUsEH»«,, W, t«tz»M 1ZM0 «schetut. Dienst««, 1. Mai 7^' Tageblatt für Uuterhaltllug und Geschäftsverkehr. «ttredacte«: Theodor Drodlsch. /rorinmeit: «rrEhsllch Ws bet muulgrtdttcheri t»rm»g tu'» Hv« Durch di» «ut-,.1 vtett.ljLHNlch » liuirlu» Nium»«» 1 «,r Soserotmpretft: >»r de, «au» »mst AM, 1 «,r llut« i«dt" di« AM r««r. Me v«r»n,»d«: «»»sch ck «eichardt. - verant».Mq«r ««daettm: r«1vl« «richordt. Dr.sdk«, den 1. Mai. — Se. König!. Majestät hat den seitherigen Hilfsarbeiter bau» Justizministerium, Justizrath Carl Richard Hedrich, zum Mch. Justizrath bei dem Justizministerium ernannt, den zeither t» Wartegeld gestandenen Geh. Justizrath vr August Otto Trug in Ruhestand versetzt mit der gesetzlichen Pension, unter Belastung /Mrs Titels und Ranges und Bezeigung Allerhöchst- feiner Zufriedenheit mit den von ihm geleisteten vorzüglichen Diensten, di« Versetzung des Gerichtsamtmanns zu Schöneck, Ludwig Hermann Hohlfeld, in gleicher Eigenschaft zum GerichtS- am e Rötha beschlosten und den zeitherigen Actuar beim Be zirksgericht Freiberg, Carl Hermann Warneck, zum Gerichts amtmann bei dem Gerichtsamte Schöneck ernannt. — Se. Mas. der König hat dm Hosrath Professor 1>r. eytnel aus Leipzig am 30. April in besonderer Audienz em pfangen — Vorgestern befand sich Se. Excellenz der Kultusminister Vr. von Aalkmstein in Riesa anwesend, woselbst er eine Unter- «fmng mit dem derzeitigen Rector der Universität Leipzig ge habt hat. — — Se Excellenz der Herr Staatsminister von Neust hat gestern seine Villa in Laubegast bezogen. — — In die polytechnische Schule sind an Ostern 88 Zög- Enge eingetreten, die Schülerzahl beträgt gegenwärtig 343, LS Procent mehr als i« Vorjahr. — Für das heurige Commersemester sind auf der Leip- Universität bis jetzt 2l7 Studenten, darunter 83 Nicht- stachsen, iuscribict worden. — Auch bei dem Güterverkehr unserer Eisenbahnen macht Hich die Stockung von Handel und Gewerbe in Folge der schwe benden Eonstiete bemerklich. Auf dem Sächsisch-Böhmischen Bahnhofe zu Dresden hat man sich deshalb genöthigt gesehen, «ine Anzahl bisher dort beschäftigter Arbeiter (ca. 25 Mann) -Htt entlasten. Wären nicht die starken ViehtranSporte, so würde mancher Lastzug überflüisig weroen; tagtäglich gehen starke Transporte Hornvieh, welches größtenteils nach England bestellt ist, durch Dresden. (V. A.) — Die projectirte Wiltzschthal-Eisenbahn, welche von der Annaberger Staatseisenbahn bei Zschopau abzweigen und über Geleuau und die Städte Thum, Ehrensriedersdorf, Geyer nach Zwönitz geführt werden soll und 4,83 gcogr. Meilen lang sein würde, verlangt ein Anlagekapital von 2 Mill. Thlrn. Sie tzoll aus Prioatmitte'n gebaut und die Negierung unz Ueber- «ahme des Bahnbetriebs ersucht werd.n. Auf einer Versamm lung in G.ycr hat der Vorsitzende des Eisenbahn-Comites, Spinnereibesitzer Oehme, die Mittheilung gemacht, daß die Be schaffung des Anlagekapitals von 2 Mill. Thalern durch ein Dresdner Bankierhaus, verbündet mit einem Londoner Hause und wenn die Bethei igung durch Zeichnung von 5—700,000 Thaler im interestenlen GebirgStheile möglich, bereit» zugefichert und auch vom Finanzministerium die Uebernahme des Bahn betriebe« in Aussicht gestellt worden sei. (L. A.) — Wir erwähnten, daß vor einiger Zeit ein Unbekannter, der sich für den Commis in einem hiesigen größeren Spedi tionsgeschäft ausgegebcn, bei einem hiesigen Instrumentmacher «in Pianoforte gemiethet und nach besten Transport in seine auf der Johannisstraße gelegene Wohnung eS dort sofort darauf wieder weggeschafft und versilbert hatte. Wie sich später er geben, hatte er sich die gedachte Wohnung ebenfalls nur zum Schein gemiethet, er war auch dort gänzlich unbekannt, und nachdem ihm der Schwindel mit dem Pianoforte gelungen, in Hem LogiS nicht wieder erschienen. Wie wir hören, ist dieser Betrüger vor Kurzem vom kgl. Bezirksgericht zu Löbau wegen iwrschiedener, in anderen Orten verübter Betrügereien, in Ver bindung mit dem hier begangenen Betrug, zu einer mehrjährigen Lrbeitshausstrafe verurthcilt worden. Er soll früher Kellner, Diener, Aufwärter und zuletzt in Dresden BHerausgeber gewesen sein und aus Freiberg stammen. — Vorgestern Abend führ ein hiesiger Droschkenkutscher nach Gittcrs.e, um von dort einige Bekannte abzuholen, die im Lafigrn Gasthause ranzten. Da der Tanz noch nicht beendet war, al« er in Gittersee eintraf, so spannte er sein Pferd aus «nd zog es in den Stall. Ais er aber alsbald nach Mitter nacht dasselbe wieder anspannen wollte, war es zu seinem nicht geringen Befremden aus dem Stalle, der weit offen stand, ver schwunden. Später soll es einem Kohlenfuhrmann aus Gittersee gäungen sein, das Pferd daselbst wieder einzusangen, nachdem er e» vorher bi» an die Blindenanstalt in Dresden verfolgt, und nachdtM cS dort plötzlich Kehrt gemacht, nach Gittersee rvledrr zuräckgetriebm hat. — Seil 13 Monaten wurde auf einem Dorfe in der Nähe von Pinien cm M»nn vermißt und vergeblich gesucht. Am vorigen Donnerslage ist die Leiche'desselben in einem Wal- Lesdickicht als Gerippe auf/esund.n und gerichtlich aufgehoben worden. — Gegenwärtig wird in einem Steinbruche zu GoeS ein wahrer Riesen-Stein gebrochen, welcher 9 Ellen Länge, 6 Ellen Breite und 1 Elle 6 Zoll Höhe haben und zu einem Bassin vor dem neuen Stadttheater in Leipzig verwendet werden soll. Das Schwierigste ist nun der Transport dieses gegen 400 Ctr. schweren Coloffes an den Ort seiner Bestimmung ; denn den selben per Eisenbahn fortzuschaffen, ist nicht möglich, und muß deshalb ein eigener Wagen hierzu gebaut werden, wodurch na türlich die Transportkosten bedeutende (man spricht von 300 Thlrn.) sein dürften. — Am vorigen Sonntage inspizirte der Fortbildungs- Verein für Maurer- und Zimmerleute den Thurmbau der Sophienkirche unter Leitung des dabei betheiligten Zimmerpoliers Herrn Schlenkrich, und verlief diese erste diesjährige kleine Ex kursion sehr befriedigend für die wißbegierigen Theilnehmer. — Am 30. Vormittags gegen H9 Uhr brannten die auf dem zum Rittergute Mittel-Oderwitz gehörigen Scheunen und WirthschaftShäuser total nieder. Das Vieh ist gerettet worden. Entstehungsursache ist unbekannt. — Am Sonntag früh brannte in Großfriescn des Guts besitzers Männel Scheune und Schuppen nieder; sodann Wohn haus, Scheune und drei Seitengebäude des Gutsbesitzers Walther, wie auch das Wohlfahrt'sche Doppelhaus und Wohn haus, Scheune und Seitengebäude des Gutsbesitzers Wagner. Die Entstehungsursache ist noch nicht bekannt. — In seinem Cantonnements-Quartier zu Niederschöna erschoß sich qm Freitag o er aus Augustusburg gebürtige Rekrut S. vom 4. Jnfanteriebataillon mit seinem Dienstgewehr. Er hatte solches mit Master geladen und die Wirkung war von der Art, daß sich der ganze Hinterschädel abgehoben und das Gehirn herausgelegt hatte. Der Unglückliche, dessen Motiv zur That nicht bekmmt, wurde nach erfolgter gerichtlicher Aufhebung von Setten des Militärs in der Stille auf dem Kirchhof zu Riedersch-.ia beerdigt. — Ein Fortschritt im Gebiete der Industrie ist die von Herrn v. Rohrscheidt auf dem Rampeschen Holzhof ausgestellte Holzschnride- und Spalte-Maschine. Dieselbe, eine Erfindung Schwedens, leistet in der That Unglaubliches, und ist um so sehenswerther, als sie die einzige in Dresden, rvenn nicht im ganzen Königreich Sachsen ist. Durch das Tosm und Brausen der Dampfmaschine angclockt, ist man erstaunt über den Fleiß und die Emsigkett des so einfachen und doch so sinnig con- struirten Werls. In eine halbrunde Oesfnung, derm Basis durch ein feststehendes Messer begrenzt, wird das Scheitholz hineingeschoben; in demselben Augenblick schlägt ein anderes, gleichfalls halbrundes Messer von oben darauf und schlägt es im Nu durch. Die auf solche Weste abgeschnittenen Holzjtücke werden nunmehr von z>vei Arbeitern erfaßt, welche dieselben andern Messern zum Spalten präsentircn. Alan hat den deut lichsten Begriff von der rapiden Geschwindigkeit, mit welcher die Maschine arbeitet, wenn man erfährt, daß, um eine Klafter Holz dreimal zu schneiden und grob zu finiten, die kurze Zeit von nur 25 Minuten gehört, klar zu spalten jedoch P Stunden. — Sollte sich das Gerücht bestätigen, so hätte der Arm der Gerechtigkeit den schändlichen Bösewicht, welcher die ruchlose That an den Birnsteinschen Eheleuten in Großenhain vollbrachte, erreicht. Am Freitag Abend nämlich kommt ein verstört aus sehender Mensch in die Webersche Restauration in Deuben und verlangt einen Schnaps. Es war Abends l O llhr. Der Wirth verabreicht ihm das Gewünschte, als derselbe aber durch fleget- haf es Betragen sich lästig macht, weist ihm d'r Wirth die Thüre, und aus Rache wirfr dieses Subjcct dafür die Fenster in der Gaststube ein. Der Wirth eilt ihm nach, und n-rch aller Kraftanstrengung gelingt es Herrn Weber, den Strolch in das Lokal zurückzubringen. Da bricht er in die schrecklichen Worte aus: „Er sei der Mörder der Lirnsteinschen Eheleute in Großenhain. Das Gewissen peinige .ihn Tag und Nacht und darum wolle er Alles gestehen." Der Wirth läßt ihn nun binden und Abends 11 Uhr an das Gerichtsamt Döhlen ab liefern, wo er auch nach dem ersten Verhör sein erstes Ge- ständniß wiederholt baben soll. — Vorgestern starb zu Pima nach kurzer aber qualvoller Krankheit der Herr Rittmeister Johann Adolf v. Standfest, Commandant der zweiten Schwadron des Garde-Reiter-Regiments und Gamison-Commandant zu Pirna. König und Vaterland verlieren an ihm einen treuen Diener, die Armee einen tüchtigen Osfic er, da« Regiment einen ehrenhaften, braven und biedern Kameraden. — Am Sonntag Ab.-nd gegen 0 Uhr vernahm das die Scheffelgaste passt lende Publikum aus einem ^ause ein lautes Geschrei. Nicht lange dcrnach kam aus diesem Hause eine Mannsp rson heraus, welche mit einem daselbst wohnenden Frauenzimmer, die nicht geiade im bcsien Ruse steh.n soll, in Streit gerathen war. Es hatte sich e ne zi „stich große Me - schenmaste vor dem Hause versaiMelt, di- sich erst auf die W:stu:>g dir heiziigecillen GuidMstHe zerstreute. — — Oeffentliche Gerichtshandlung vom 30. April. Das Di nstmädchen Pauiine Auguste Horche ist von der ver ehelichten Frau Ingenieur Wecker beschuldigt, eine Phckch, graphie und ein Paar Gummischuhe entwendet zu Hab«». Dq- für erhielt das Mädchen 3 Tage Gefängniß. Frau Wecker hatte das Dienstmädchen ohne Ehrlich kettsattest im Die? abziehen lasten, daher kam der Proceß. Der GerichtSh ' es heut bei 3 Tagen Geiängniß. — Der nächste Angl erscheint in nicht ganz nüchternem Zustande im Saale, kommt zu Friß aus Potschappel und erklärt, als er die An klagebank eingenommen, sofort ganz laut: „Meine Herren, ich konnte nicht eher kommen, meine Frau ist heute niedergekom» men!" Bald darauf machte er noch eine unnütze Bemerkung, wurde aber zur Ruhe verwiesen. Das Gerichtsamt Döhle» halte schon oft mit dein Handarbeiter Julius Heinrich Nau mann aus Potschappel zu thun und verurtheilte ihn diesmal zu 4 Monaten Gefängniß Die Anschuldigungen gehen ai§ gewaltsamen Hausfriedensbruch, Widersetzlichkeit und Bedroh ung. Am 26. Oktober v. I. war Naumann in Arbeit bei« Ziegelmcister in Potschappel und will dort viel SchnapS erhal ten und getrunken haben. Plötzlich fällt'» ihm ein, zum Ort«» richter Otto zu gehen, bei dem zufällig zivei Pottschappler an wesend waren, der Kohlcnmesier Geisler und dann ein gewisse? Lutze. Einiretend fragt Naumann d n Ortsrichter: „Wievisl hat der Geisler Kauslosten zu bezahlen?" Der Ortsrichter sagt selbst protokollarisch: „Ich war wie aus den Wolken ge fallen!" Er bedeutete den Fragesteller, daß er dies mcht zu wissen brauche und sich entfernen solle. Er ging aber nichts sondern stampfte mit den Füßen und brüllte. Eine zweite aber conforme Aufforderung, die Stube zu verlassen, erfolgt« — Naumann blieb und setzte den Lärm fort. Der Orttrich» tcr ernstere nun, den Siörenfried „hinauszuschieben". Da schlug Letzterer aber um sich und zwar so, daß er sogar ei« Kachel am Ortsrichterosen zertrümmerte; trotzdem wurde er hm» ; ausgeschoben. Aber er kam gleich wieder herein. Der OrtS» ! richter schritt nun zur Arretur, die aber unter sehr erschwe- U rendcn Umständen vor sich ging. Naumann widersetzte sich so^ daß er an Händen und Füßen gebunden .und auf einem Wa» ^ o gen in's Gerichtsgefängniß geführt werden mußte. Hier wurde , es wieder sehr schwer, den Gebundenen hinein zu bringen. Er , mußte b s in die Zelle getragen werden. Ter Wachtmeister i von Dohlen (Dilling?) erzählt haarsträubende Geschichten von dem Benehmen Nauwann's in der Haft. Er d. h. Naumann, '! mußte angeschlosten werden, aber er zerbrach das Schloß und H zerriß die Kette, nebenbei verunreinigte er noch die Zelle. Herr Staatsanwalt Held hält di: Strafe für noch zu milv und be antragt dü Bestätigung des Ersten Bescheides. Naumann wird nun auf der Anklagebank sehr unruhig. Er sagt unter Gesti kulationen: „Der Ortsrichter hat ein niederträchtiges Absehe» auf mich. Warum ist der nicht hier? Wer bei dem sei« ! Sache richtig bezahlt, der hat kein Anseh n, der gilt nicht? Wer aber nichts bezahlt, der gilt was. Mach kurzer Pause, mit der Hand an di Stirn fastend) Vier Monate Gefängniß we gen so einer Bagatellsache? - — Nee, 'is nur doch zu arg! Ich wohne zehn Jahre in Potschappel, zahle meine Lteueny meinen Hauszins, meine Abgaben, mir kann Niemand 'waS nachsagen, und vier Monate Gefängniß? Nee!" — Der Vor sitzende bringt ihn zur Beruhigung und später zu der Gewiß heit, daß eS m>t dem Urtel beim Alten bleibt. — Dem stta»- mann folgt auf der Anklagebank Johann Heinrich Stiefel, der sich's auf seinem Platze sehr bequem macht. Was Stiefel > eigentlich ist und treibt, war nicht zu « fahren; wir höre» nur, daß seine Frau, die in dem Proceß auch eine Rolle spiele auf dem Freiburger Platze eine Kaffeebude hat. Schon 186l> und 1863 ist er wegen Widersetzlichkeit zu Gefängniß verur ! theilt worden, diesmal geht's ihm wegen desselben Verbreche« wiederum so. Am 12. Mürz dieses Jahres war'S, da hatte seine Frau ihm 6 Pfennige zu Schnaps gegeben, dann noch 6 Pfennige, und später verlangte er selbst noch 6 Pfen nige. Zum dritten Male wollte sie aber nichts geben. DaS gefiel dem Sriefel nicht. Er sing «r Scandal zu machen und > drohte der Frau, sie todtzuschla^en. „L. . . .", sagte „wenn Du mir nicht die 6 Pfennige giebst, ich schlage Dich todt!" Christiane Pauline Stiefel hatte dies satt^ Sie schickte nach der Bezirkswachc, um Hilfe zu holen; den» > der Menschenauflauf um die Kaffeebude war groß. Ein Gendarm kam, er wollte den Stiefel auf der Bezirkswachc sistiren. Da« ^> war sehr schlver. Stiefel weigerte sich unv schimpfte den Gendarm: ' „Sie Lump, Sie Vagabond u. s. w, Sie müssen noch dm Rock ausziehen. Ich muß Euch Alle ernähren!" Stiefel sagt heute, der Gendarm habe ihn auf der Wache uiercrgewo^ea uns blutig gcschlag n, so daß er blaue Flecke bckomn.en unL acht Tage lang, obgleich er ohnehin schon auf dm Beinm nicht l gut stehe, nicht en g k nn«. Der Eeitterm d- nur den Auftrag hatte, ihn nach Hau e, Mttielgasse Nr. nützt nack»», L.r BezükSwache zu bringen, habe ihn nicht wie einen Men- R,