Volltext Seite (XML)
Dr Sdea, den 28 April. — Se. Kgl. Maj. hat genehmigt, daß der Hosrath Pro fessor Or. Gustav Hänel zu Leipzig das ihm verliehene Nitter- Ireuz erster Classe deö Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Haus- ordenS annehme und trage. — Der Tochter des Gestütsroßarztes Nollain zu Moritz burg, Agnes Nollain, ist allerhöchsten Orts gestattet worden, die derselben im Jahre 1864 wegen ihres damaligen minder jährigen Alters ohne diese Vergünstigung bewilligte silberne Lebensrettungsmedaille am weißen Bande zu tragen. — Dem Adjutanten des 3. Infanterie-Bataillons, Ober leutnant Faulhaber, ist die nachgesuchte Entlastung aus der Armee mit der Erlaubniß zum Tragen der Armee-Uniform be willigt, der Oberleutnant v. Ammon des 3. Infanterie-Batail lons zum Adjutanten des genannten Bataillons und der Leut nant v. Wincklcr des I. Jäger-Bataillons zum Oberleutnant ernannt worden. — Die Einweihungsfeier der neuen Kreuzschulc ivird näch sten Dienstag, den I.Mai dadurch eingeleitet, daß sich die Zög linge des Gymnasiums Vormittags um 104 Uhr im feierlichen Zuge von dem alten nach dem neuen Schulhause begeben. Dort versammeln sich um dieselbe Zeit die eingeladenen Mit glieder der königlichen und städtischen Behörden, des Stadtver ordnetencollegiums rc., sowie die alten Crucianer, von denen sich eine große Anzahl von nah und fern angemeldet hat. Um 11 Uhr wird die Ankunft Sr. Majestät des Königs und der königlichen Prinzen erwartet und es beginnt alsdann der Fest act, bei welchem Oberbürgermeister Pfotenhauer und Rector und Professor ilr. Klee die Festreden halten und mit welchem zu gleich die Ueberweisung und Uebernahme des neuen Schul gebäudes verbunden ist, während Consistorialrath Or. Kohl schütter das Gebet und den Segen spricht. Die Gesänge werden von dem Chor der Kreuzschule unter Leitung des Cantors und Musikdirectors Otto ausgeführt. Am Abende desselben Tages versammeln sich die angemeldeten Festgcnosten, deren Zahl über 400 betrügt, um 6 Uhr im Saale des Linckcschen Bades, wo um 7 Uhr ein von den derzeitigen Crucianern ausgeführtes .Festspiel („Dornröschen") beginnt und der Nest des Abends geselligem Zusammensein gewidmet ist. Am 2. Mai, Vormit tags 10 Uhr, findet in der Aula der alten Schule eine Er innerungsfeier der altm Crucianer durch Gesang und durch eine Ansprache des Generalstaatsanwalts Dr. Schwarze statt. An diese Feier schließt sich ein gemeinschaftlicher Besuch der neuen Schule, woselbst nach einer Begrüßung des Rector Professor vr. Klee eine Ansprache an die Festgenossen von Seiten des Pastor Nötiger folgt, hiernach aber eine Führung durch die ge stimmten Räume der neuen Schule stattfindet. Nachmittags 3 Uhr findet ein Festdiner in den Sälen der Harmoniegesell schaft statt. Von dem Lehrercollegium wird ein für die Fest- theilnehmer bestimmtes Festprogramm erscheinen, welches außer einer Chronik der letzten 50 Jahre der Kreuzschule vom Con- rector Professor De. Helbig, zwei Abhandlungen vom Rector Professor I>r. Klee und vom Prof. >>r. Götz enthält. (S. Dfz.) — Wir erwähnten neulich der Auffindung mehrerer Druck sachen und Briefschaften, die an der Elbe, unweit der Marien brücke gelegen, und hatten erraihen lassen, daß ihr Eigenthümer, der nn Dresden sehr bekannte und durch den Oettingerschen Ro man „Gräfin Kielmannsegge" zu einer gewissen Celebrität ge langte Ernst Graf genannt Napoleon Bonaparte, sie dort ab sichtlich weggclegt und alsbald darauf in der Elbe den Tod gesucht habe. Diese Vermulhung fand am vorgestrigen Nach mittag ihre Bestätigung dadurch, daß der Leichnam dieses ge- heimnißvollen Menschen wirklich aufgefunden wurde. Er wurde von der k. Polizeidirection aufgehoben und sein Transport nach dem Friedrichstädter Friedhof angeordnet. — — Durch eine Bekanntmachung vom 25. October 1865 (s. Adreßbuch 1866, Abth. II. S. 311) ist die frühere Bestim mung, welche das Grubenräumungsgeschüft wenigstens für die Zeit vom 1. Mai bis 31. August unbedingt auf die Nachtzeit beschränkte, dahin abgeändert worden, daß die Ausfuhr der Latrinenfässer auch in den Sommermonaten schon Abends 8 Uhr beginnen kann. Wir kennen zwar die Gründe dieser Erlaubniß nicht, wohl aber deren Folgen, d. h. einen unerträglichen Gestank in den von der schwarzen Colonne passirten Straßen, vorzugsweise große Ziegelgasse, Amalienstraße, Landhausstraße. Wenn die Bewohner dieser äußerst frequenten Straßen bei Tage wegen des unaufhörlichen Lärmes und Staubes nicht gern ein Fenster öffnen mögen, so wird ihnen jetzt auch noch Abends der Genuß frischer Luft durch die Ausdünstungen der eben so gut gefüllten als schlecht verschlossenen Latrinen- und Kloakenfässer verleidet. Es sticht zu erwarten, daß dieser Uebelstand in den langen Sommerabenden sich in einer noch weit lästigeren Weise fühlbar machen wird. Die Ausschaffung der Latrinknfässer wird trotz allem hermetischen Verschluß, trotz aller Desinfektion und „thunlichster Reinhaltung" immer zu den in schlechtem Gerüche stehenden Beschäftigungen gerechnet und deshalb — zum mindesten aber während der Sommermonate — ausschließlich auf die Nachtzeit verlegt werden müssen. Daß man von den auch anderwärts hierüber geltenden Bestimmungen neuerdings cbgegangen, ist für die Haupt und Residenzstadt Dresden mit ihrem bekannten Kunst- und Schönheitssinn ge radezu unbegreiflich und durch die etwa damit erzielten geringen Ersparungen in keiner Weise zu entschuldigen. Man hofft von der betreffenden Behörde eine baldige, befriedigende Abhilfe und bittet, etwaige Zweifel über die Richtigkeit obiger Angaben durch eine Abeudpromenade in den genannten Straßen gefälligst be seitigen zu wollen. — Der kleine braune Hund, welcher neulich als angeblich von einem tollen Hunde gebissen seinem Transporteur entsprang, soll anr Donnerstag in der Gegend zwischen Blasewitz und To te- witz gesehen worden sein, wornach zu achten! — Die Fortsetzung der Asphaltirung des Trottoirs vor dem Altstädter Rathhaus hat begonnen und steht stündlich eine große Menge Neugieriger um das rauchende und pruvelnde schwarze Material herum. Das jetzige gute Wetter ist der Asphaltirung sehr günstig. Lange genug haben die Breter da selbst das Trottoir improvisirt. — Ein Bürger aus der Neustadt' macht seinem gepreßten Herzen in Nachstehendem Lust. Vor dem neugebauten Hause, welches die Ecke der Königs- und Heinrichsstraße bildet, hat man drei Ellen breites Trottoir gelegt. Das ist in der Ord nung. Nun hat man aber mitten auf das Trottoir ein Schil derhaus von 34 Zoll Breite hingesetzt, was wohl nicht ganz in der Ordnung ist, denn steht der Soldat vor demselben, was häufig der Fall ist, so ist jeder Wanderer gezwungen, einen Hops bei Seite zu machen und das Trottoir zu verlassen. Zu wessen Ehren das Schilderhaus dort seinen Platz empfangen, weiß ich nicht, ein Witzbold meinte, es sei ein General-Anzeiger. — Aus Freiberg schreibt man uns Folgendes: Eine ge rade Straße oder wenigstens eine Häuserreihe solcher Art zu erhalten, scheint für uns noch ein unaufgelöster Rebus zu sein. Das Schönste aber ist jetzt in Vorbereitung, indem man neben dem Communbrauhause eine Straße in Form eines Trichters anlegt, denn am Ende ist sie nicht einmal halb so breit als am Anfang. Will man vielleicht damit den Brauhof markiren, weil in Freiberg noch der Neiheschank existirt und Derjenige, welcher solchen ausübt, einen Trichter vor das Haus zu stellen hat? Bauverständige und Culturhistoriker werden ersucht, dar über nachzudenken, damit man in Betreff dieser Straße der Sache womöglich recht bald auf den Trichter kommt. — „Die Wacht am Rhein" ein Couplet, welches in höchst witziger und treffender Weise die bekannte'Classen-Kappelmann- sche Affaire behandelt und von dem Komiker in der Liederhalle des Schillerschlößchcns, Herrn Karutz, vorgctragen wird, erregt allabendlich einen stürmischen Applaus. Uebcrhaupt ist Herr Karutz ein tüchtiger Komiker, der sich durch seine treffliche vw eomioa eine allgemeine Beliebtheit zu verschaffen gewußt hat. Unter den neueren Kräften sind Herr Chantelli, ein Bassist von kräftiger, umfangreicher Stimme, und Herr Robert, im Besitz eines sehr angenehmen Tenors, lobend zu nennen. Ein jugend licher Gesangskomiker, Herr Jean Cordier, den wir neulich zu hören Gelegenheit fanden,.muß in seinen Vorträgen mehr Natürlichkeit obwalten lassen, wenn er Effect erzielen will, seine Niittel sind nicht gering. — In einer benachbarten kleinen Stadt ist in den letzt- vergangenen Tagen ein Brief zur Postaufgabe gelangt, der fol gende Adresse hatte: „An Herrn Gutsbesitzer in Struppen, ich weis keinen Namen nicht, es ist gleich bey den ersten Bauer- guthe linker Hand rum, es stehen beim Wohnhause eine Babbel und eine Linde, es ist von weiden zu sehn." — — In dem Befinden des Generalleutnant von Nostitz- Drzewiecki ist dem Vernehmen nach nach zweimaliger schmerz hafter Operation eine erfreuliche Besserung eingetretcn. — — Aus Grimma schreibt man dem „Dr. I." unterm 28. April: Gestern Mittag wurde in der Glastener Staats waldung durch einen daselbst entstandenen Brand eine Fläche von 2 Ackern 15jähriger Kicfcrnstand, sowie H Acker zum hie sigen „Gotteskastenholze" gehöriger Niederwald vernichtet. — Die öffentliche Ausstellung von Originalwerken der bildenden Kunst bei der königl. Akademie der bildenden Künste zu Dresden wird in diesem Jahre Sonntag den I. Juli er öffnet und Sonntag den 30. September geschlossen werden. — In der Pirnaischen Vorstadt soll sich am Donnerstag Nachmittag eine junge Dame vergiftet haben. Unglückliche Liebe soll die Veranlassung zu diesem traurigen Schritte sein. — Am gestrigen Ziehungstage der Landeslotterie sielen 5000 Thlr. auf Nr. 37519 in die Collection des Herrn Aug. Heinhold bicrselbst. — Nächsten Sonntag findet die Wiedereröffnung der be kannten und früher sehr beliebten Restauration zrim Bcrglellcr statt. Das ehemalige Witling'sche Musikchor wird hierbei zum ersten Male unter Leitung seines neu engagirten Dire:torS, Herrn Conrcrtmeister Groten, concertiren. — Das königl. historische Museum ist vorn 1. Mai bis ult. October Donnerstags für 36 Personen zum freien Ein» tritt geöffnet und werden die Freikarten denselben Tag Mor gens um 7 Uhr ausgegeben. -- Aus Prag schreibt man: Cächsischerscits wurde die. Grundablösung zum Eisenbahnbau Zittau-Großschönau ange ordnet Ter Bauanfang soll sofort stattfinden. Die Großschö- nau-Warnsdorfer Vorarbeiten sind österreichischerseits vollendet. Die Geldbeschaffung ist im Zuge. — Auf sämmtlichen sächsischen Staatseisenbahnen, sowie auf der Leipzig-Dresdner, Löbau-Zittauer, Zittau-Neichenberger Eisenbahn, der Albertsbahn, der Gößnitz-Geraer und der Greiz- Brunner Eisenbahn wird vom 1. Mai an ein Krankenwagen in Betrieb genommen werden, der zunächst zur Beförderung geisteskranker Personen bestimmt ist, aber auch zum Transport anderer, namentlich in Heilbäder reisender Kranken benutzt wer den kann. Der Wagen hat seinen Stand auf dem sächs -böhm. Bahnhofe zu Dresden. Gesuche um Ueberlassung desselben müs sen jedoch bei dem Vorstände derjenigen Eisenbahnstation, von welcher aus der Kranke die Eisenbahn benutzen soll,, und zwar auf den Stationen der östlichen Staatseisenbahnen wenigstens 24 Stunden, auf den Stationen der übrigen Eisenbahnen we nigstens 72 Stunden vor dem Krankentransporte schriftlich an gebracht iverden. — Die Telegraphenstation zu Pillnitz wird am 29. d. M für die Dauer des k. Sommerhoflagers daselbst wieder mit ununterbrochenem Tages- und Nachtdienst dem öffentlichen Ver kehr übergeben werden. — Da in neuerer Zeit wieder nach thierärztlichem Be funde der Tcllwuth dringend verdächtige Hunde in benachbar ten Ortschaften des hiesigen Gerichtsamtsbczirks getödtet wor den sind, so dehnt das Gerichtsamt «Lhier für den Bezirk des selben die Trist, bis zu welcher die Hunde Maulkörbe zu tra gen haben, vom 18. Mai bis zum 17. Juli aus — Oesfentl. Gerichtsverhandlung vom 25. April.' Hellte fand eine sehr umfangreiche Hauptverhandlung statt, die von Morgens 9 Uhr bis in die Nacht hinein dauerte. Drei Angeklagte erscheinen im Saal, des Diebstahls, resp. der Par- tirerei beschuldigt. Es waren seltne Diebstähle und romantische; denn die Objecte waren die schönsten Kinder Flora's, die Rosen. Als Angeklagte erschienen der Zimmermann Gustav Ed Kuhn aus Leubnitz, der Schneidermeister Friedrich Gotthold Schiefner aus Rudeburg und der hiesige Handelsgärtner Carl Gottfried Schlicke. Eine Menge Zeugen sind vorgeladen, meist Verletzte; Einige hatten sich durch ihre Gärtner vertreten lassen. Zu dm Ersteren gehören die Herren Partikulier Semmelrath aus Streh len, Gerichtsrath Einert, Kaufmann Höfer, Partikulier Herr auS Blasewitz, Kunst- und Handelsgärtner Arnold u. s. w. Als Sachverständiger war Herr Gartendirector Krause vorgeladen. Der Thatbestand ist kurz der, daß Kuhn und Schiefner in dm Monaten October und November v I. obengenannten Garten besitzern eine große Dünge Rasenstücke von hohem Werthe ent wendeten, indem sie zur Nachtzeit über die Zäune stiegen oder Latten losbrachen und so durchkrochen. Beim Kaufmann Höftt gingen sie noch ins Gewächshaus und stahlen dort Elsenwaaren und Blcchröhrcn. An dem Mitangeklagten Schlicke fanden sie zu jeder Tageszeit, wie Herr Adv. Fränzel sagte, einen „gott vergnügten, seelenfrohen Abnehmer". Schiefner hatte bis fast zum Schluß der heutigen Hauptverhandlung direct seine Thell- nahme am Diebstahl geleugnet, bis ihm endlich sein Vertheidk- ger, Herr Adv. Hendel, dringlichst zuredete, zu gestehen, da « sich durch das Leugnen keinen Nutzen verschaffe. Endlich ge stand Schiefner, er sagte: „Nu ja, ich bin mitgegangen 1" Schlicke, der Partirer, leugnete auch zu wissen, daß die an ihn verkauften Rosenstöcke gestohlen seien, obwohl auch ihm drinK- lichst vorgehaltcn wurde, daß er das unbedingt gewußt habm müsse, da die Rosen blos ausgerupft und daher verletzt, also nicht so gepflegt waren, wie sie sonst ein Gärtner zu verkaufm pflegt, und da sie ihm stets in früher Morgenstunde zum Ver kauf angeboten wurden und die von ihm bezahlten Preise in gar keinem Verhältniß zu dem eigentlichen Werth der Rosm standen; denn eine Quantität Rosen, die zusammen 150 Thlr. ,verth waren, bezahlte er mit 6 Thlr., für die Rosen des Kauf mann Höfer, die aus 25 Thlr. zusammen taxirt waren, gab es nur 4 Thlr. 15 Ngr. u. s. w. Herr Staatsanwalt Held be schuldigte den Schlicke der gewerbsmäßig.n Partirerei, wenigstens gab er cs der Erwägung der Richter anheim. Schiefnern wA er wegen Miturheberschaft bestraft wissen. Schiefners Verthei» diger, Herr Adv. Hendel, nennt das Verbrechen blos Beihilfe und griff den Werth der Rosen av, da sie z. B. für den Zeu gen Semmelrath nur Affeclionswerth haben könnten. He« Adv.'Fränzcl, Defensor Kuhns, wiV, daß sämmtliche Garten» diebstäh'c, sino-il Kuhn nicht eingedrungen sei, b.oü als einfache Diebstähle anzusehen seien, da Gärten, obwohl eingczäunt, nicht