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Gormtag, W Aprkl Ll M r -»ssrsle 1» «er r«te»st«>»e 1». ^ tchti, 13000 Tageblatt für Uaterhaltaag und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drodifch. A§e»xM>Er «Elhrüch «MM »«i «u-t,Übltch«»t frnm, t»'« H«B. Durch dt» «,t»l.P^ vtrrt^jLhrtich » «M Ltuj«l« Nu«»«» 1 ««r. Inseratenpreis«: Uür d« Ram» «tu« gespaltkur» A«Ü»: 1 Ngr. llut« »MWl seudt" dt. Ae», r«ar d« Liepsch T Nrichardt. - v«amw»nttch« «tdaamrr Ilüilt» ReicharU. Dresden, den 22. April. Sr. König!. Majestät hat den Gutsbesitzer GerichtS- höppen Friedrich August Böhmer in Langenwolmsdorf zum »enSrichter im Amtsbezirke Stolpen ernannt. — Staatsminister v. Brust ist vorgestern Nachmittag mit telst der Leipziger Bahn von hier abgereist. Man glaubt, daß Ich derselbe nach Augsburg zur Conserenz der mittelstaatlichen Minister der auswärtigen Angelegenheiten begeben hat, die nach IMittheilungen in öffentlichen Blättern gestem dort stattfin- sden sollte.— Einem Gerücht zufolge soll neuerdings der Bautzner lKreiüdirector v. Nostitz-Wallwitz als Nachfolger des Justiz- l minister» vr. v. Behr ins Auge gefaßt worden sein. — ! — Die vierzehnte allgemeine sächsische Lehrerversammlung !wird, wie jetzt bestimmt ist, am 27. und 28. September in s Dresden abgehalten werden. — — In dem Verbrennungshause im Hofe des Land- und Steuerhauses hier sind gestern Vormittag eine Nominalsumme von 294,000 Thalem in nachträglich eingelösten defecten Cassen- billetS der Creation des Jahres 1855 öffentlich vernichtet worden. — An der Sophienkirche soll demnächst mit Abtragung des bisherigen altm Thurmes und der das Gebäude ver unzierenden Anhängsel begonnen und das Gebäude mit Schiefer gedeckt werden. - Die linden Frühlingslüste locken Alles in'S Freie. Die Menschen nicht allein, auch die Musen halten es nicht mehr aus in den winterlichen Hallen, sie suchen sich ihr Plätzchen im Grünen. Frau Musik« hat schon vor acht Tagen in Gottes freier Natur ihren Dank für dm erwachenden Frühling zum Himmel geschickt; ihr folgt nun noch Thalia, die von ihrem Pflegevater NeSmüller nunmehr hinaus verpflanzt wird, um sich i« Freien zu tummeln und schäkernd und ungmirt im Garten der dramatischen Literatur herumflattern zu dürfen. Heut« — wenn der Himmel Nichts dagegen hat — hält sie ihren Einzug in ihrem neu eingerichteten Palast. Im zweiten Stück wird Herr Director NeSmüller, nach leider sehr langer Krankheitspause, wieder in einer seiner besten Rollen als „Ren tier Hätschln" in „Eine leichte Person" auftreten. Einen be sonderen Reiz übt jetzt das Gastspiel der Soubrette, Frau Fischer, geb. Kem, aus; sie ist den Besuchern des zweitm Theaters von früher hn als Amelie Kern noch in gutem An denken. Am Freitag beehrte I. K. H. die Kronprinzessin in Begleitung ihres erlauchten Vaters, Prinz Wasa, das zweite Theater. — Ein Uebelstand in den Dampfwagen, Dampfschiffen und Omnibussen sind die Polster. Dieselben sind meist m der Höhe der Schulter und des Kopfes angebracht, so daß der Körper dadurch zusammengedrückt wird wie eine Sichel. Wenn da» Polster den Körper stützen soll, so muß es in der Tiefe des Kreuze» angebracht sein; denn das Kreuz allein trägt den Körper. Ein Muster sind die Droschkensitze, welche nur halbes Polster haben, dadurch den Körper stützen, für Kopf und Schul tern aber freie Bewegung gestatten. — In Leipzig hat eine Dame, welche schon in der vor jährigen Ostermeß-Lotterie 100,000 Thaler gewann, diesmal wieder «in Achtel von 40,000 Thlr. gewonnen. — Der botanische Cursus hat im Zwinger-Salon begonnen und ein Hörerkreiö von Herren und Damen gab den Bewer» seiner Theilnahme an der Kenntniß des uns ohne praktisches Studium immer verborgen bleibenden, höchst inter essanten Naturlebens. Eine reiche Ausstellung der jetzt so sehr beliebten Farrenkräuter deutete auf den Anfang des Pflanzen reichs mit kryptogamischen Gewächsen und entfaltete vie zartesten kleinen, wie die großartigsten palmenartigen Formen des In landes und vorzüglich der Tropen. Die jetzt blühende einhei mische Flora wurde vertheilt und botanisch untersucht. Die zweite Versammlung war noch weit zahlreicher und andere schöne Blattpflanzen, vorzüglich Aroideen bildeten die Ausstellung, welche nebst prächtigen Abbildungen die genannte Familie und die der Seerosen, sowie die bei dm Alten so geheiligte Lotos blume oder bioluwdn, nebst der Victoria u. a. anschaulich er läuterte. Auch die Vorlagen aus der einheimischen Flora hatten sich bedeutend vermehrt und es wurde eine Exkursion in den Plauenschen Grund von den Anwesenden im Hörsale gemacht, indem sie die dort blühenden Frühlingspflanzen alle hier bequem untersuchten. Die Fortsetzung folgt an den nächsten Donners tagen, mit Ausnahme der Pfingstwoche, zu dei selben, durch die zahlreichen Herren Lehrer bestimmten Zeit von 4 bis 6 Uhr. — Dem Vernehmen nach soll vorgestern Nachmittag ein gut gekleiveter Herr bei Blasewitz in die Elbe gesprungen, aber durch sofort zur Stelle gewesene Hilfe vom Ertrinken gerettet »nd aus dem Wasser gezogen wordm sein. — — Oberhalb de» Linckeschen Bades wurde vorgestern Nach mittag «in unbekannter männlicher Leichnam aus der Elbe ge zogen, der schon viele Wochen im Wasser gelegm haben mußte. Der Todte war nach seiner Bekleidung jedenfalls ein früherer Arbeiter. — — In einer der vergangenen Nächte ist auf der Frei berger Straße ein herrenloses Pferd aufgefa::gen wordm. Es wurde vorläufig im Schneebcrger Hof untergebracht. Am an deren Morgen klärte sich die Sache in folgender Weise auf. Das Pferd war Gegenstand eines Tauschhandels gewesen, der Empfänger hatte es ober nachträglich nicht behalten mögen und dem anderen Theile wieder zugesührt, als dieser aber die Rück nahme verweigert, es ohne Weiteres laufen lassm. Das Thier war nun so seinem Schicksal überlassen wordm und längere Zeit umhergeirrt, bis es endlich auf die Freibergcr Straße ge- rathm und dort eingefangen wurde. — — Der Offiziersdiener, der neulich das Unglück hatte, mit dem Pferde am Dohnaischen Schlage zu stürzen, ist an dm Folgm der erlittenen Verletzungen im Garnisonshospitale ge storben. — — Bei dem' gestern erfolgten Ausrücken der drei Batterim Fußartillerie wurdm zwei einem Wagm vorgespannte Militär pferde auf der Hauptstraße so unruhig, daß sie die sehr massiv gearbeitete und erst neu gefertigte Wagendeichkel abbrachen. — — Der Besitzer des Rittergutes Schönberg, Herr von Reitzenstein, war am 18. früh auf die Auerhahnjagd gegangm und ließ sich durch sein Geschirr nach Hause zurückfahrm. Unterwegs wurdm die Pferde scheu und gingen durch, der Wagen zerbrach und Herr v. Neitzenstein wurde dabei so schwer verletzt, daß man ihn besinnungslos nach Hause brachte. Der ihn begleitende Förster Hohl erlitt einen dreifachen Rippenbruch, der Kutscher kam,mit leichteren Verwundungen davon. — Gestern Nachmittag stürzte aus einem Hause der Neuegasse von der 2. Etage ein Fensterflügel herab, der eben gereinigt werden sollte. Er traf eine Bürgersfrau, die gerade an dem Hause vorbei ging so stark auf dm Kopf, daß der Rahmm zerbrach. Man schaffte die Frau, die noch dazu ihrer baldigen Entbindung entgegensieht, nach der nahe gelegenen Wohnung, ob sie bedeutend verletzt war, konnten wir nicht erfahren. — Auf dem Centralbahnhof wurde gestem Nachmittag ein Arbeiter aus Gorbitz vom Schlag gerührt und verstarb nach wenigen Minutm. Man schaffte ihn in das TodtenhauS am Annenkirchhof. — Beim Abtragen eines Gebäudes in Kohren wurde am 18. d. M. Nachmittags der 84 Jahre alte Hausbesitzer Köhler, Vater zweier unerzogener Kinder, von einer cinstürzmden Giebel mauer getroffen und auf der Stelle erschlagen — Am Freitag gingen von hier 77 Mann Cavallerie nach Leipzig, um die bei dm Herren Rose und Böhme Seitms des Kriegsministeriums angekauften 2000 Stück Remontepferde in Empfang zu nehmen und im Laufe dieser Tage nach Dresden zu transportiren. — Heute, den 22., mit dem Mittagszuge trifft ein kleiner Transport von ungefähr 50 Mann österreichisches Militär von Berlin hier ein. Die Mannschaft, lauter ältere gediente Leute, erhalten am Leipziger Bahnhofe die MittagSkost und gehen mit de» Zuge 4« Uhr nach Böhmen ab. — Im zoologischen Garten werdm heute früh 10 Uhr (bei günstiger Witterung) die Affen zum ersten Male in den Pavillon gelassen. Die Bretwand an dem Käfig der Löwin ist nun auch mtfemt, wodurch die jungen Löwen dem Publikum stets sichtbar sind. Die erst zehn Wochen altm Thierchen zeigen sich noch lebhafter, als die früher hier geborenen vier jungen Löwen. — Die hiesige „Liedertafel" führte in ihrem Concert- Abend am 20. April in Mcinholds Saal mit großem Erfolg die glückliche Idee durch, sechs neulich schon erwähnte Gcsangs- compositionen, welche sämmtlich voriges Jahr hier beim ersten deutschen Süngerbundessest preisgekrönt wurden, aber damals nicht zur Ausführung gelangen konntm, zum ersten Male zu Gehör zu bringen. Unter Leitung des Liedermeisters Herrn Fr. Reichel wurden diese zum Theil sehr schwierig auSzufüh- renden Compositionen mächtig ergreifend vorgeführt; die Schön heit des deutschen Liedes und des deutschen Männergesanges kam zum vollen Ausdruck. So sehr die Begleitung durch das verstärkte Witting'sche Musikchor zu rühmen war, so möchten doch die beiden « oupell» zu singenden Lieder wohl den bedeu tendsten und bleibendsten Eindruck gemacht haben. Zwischen diesen Gesängen trug der junge Pianist George Leitert das so geistreiche wie liebliche ^-moll-Concert von Robert Schumann mit Begleitung des Orchesters, und den „Faustwalzer" von Lcht vor. Großer Beifall wurde ihm mit Recht gespendet, dmn der junge Künstler wird in seinen Lüftungen immer bedeutender, klarer und bestimmter. Die alle Räume füllenden zahlreichen Zuhörer warm von den gebotenen musikalischen Genüssen sihr befriedigt und ließen es an lauten Beifallsbezeigungen nicht fehlen. i — Lei den Verhandlungen der sechzehnten Generalconfe- ! l'-..(' v'p- i «i renz in Zollvereinsangelegenheiten werden vertreten sein? Preuße« durch den geh. Oberfinanzrath Henning, Baiern durch den Ober» .- zollrath Erring, Sachsen durch den geh. Finanzrath v. Thümm«^ ; Hannover durch den Gcneralzolldirector Albrecht, Würtemberg ! durch den Oberfinanzrath Freiherrn Ilr. v. ValoiS, Baden durch - den Finanzrath Lepique, Kurhessen durch den geh. Oberfinanz» ^ rath Kramer, Großherzogthum Hessen durch den geh. Obersteuero ' rath Ewald, die bei dem thüringschen Zoll- und HandelSvereine , betheiligten Staaten durch den wirk!. Geheimrath Thon, Excel!, j Braunschweig durch den Finanzrath Gravenhorst, Oldenburg durch den Oberzollrath Meyer, und die freie Stadt Frankfurt durch den Zolldirectionsrath I)r. MetteniuS. Bis auf den für den thüringschen Zoll- und Handelsverein ernannten Bevoll mächtigten, welcher im Laufe des gestrigen TageS erwartet wurde, sind die Bevollmächtigten der übrigen VereinSregierunge« bereits sämmtlich hier eingetroffen, und es wird sicherem Ver nehmen nach den 23. d. M. die Eröffnung der Conferentz stattfinden. — In zweitägiger Hauptverhandlung, den 13. und 14- April, beschäftigte sich das Bezirksgericht in Pirna mit einer Untersuchung wegen vielfacher, zum Theil mit großer Frechheit verübter Eigenthumsverbrechen, deren eins sogar unter den Art. «j 177 des Strafgesetzbuchs fiel, der vom Raube handelt. In z der Anklagebank erscheinen vier Angeklagte, an ihrer Spitze deik ' ' 31 jährige Handarbeiter Carl Ehregott Werner aus Niederneu» kirch bei Bischofswerda, ferner der Tagarbeiter Carl Gottlirb Mai aus Längburkersdorf, dessen Frau und Mutter. Werner, D.« ein schon vielfach mit Gefängniß, Arbeitshaus und Zuchthaus ^ ' bestrafter Mensch, begab sich am 20. December v. I., al» er eben aus dem Arreste des königl. Gerichtsamts Neustadt na<h Verurtheilung zu l Jahr Arbeitshaus vorläufig wieder ent lasten war, zu genanntem Mai nach LangburkerSdorf, dessen Frau seine einstige Geliebte war, und begann von hier au» meist in Gemeinschaft mit Mai seine Diebesgänge in der Um gegend von Neustadt und Stolpen. In der Nacht vom 22. zum 23. December v. I. stieg Werner, während Mai Wache hielt, nach Durchschneiden des Strohdaches in die Behausung der bejahrten Forker'schen Eheleute ein; er kam zunächst in die Schlaskammer der verehelichten Forker, die denn nicht blos zu schreien anfing, sondern auch die Kammer zu verlassen sich an-! schickte. Durch die Drohung, sein Messer gegen sie gebrauchen s zu wollen, schüchterte Werner die alte Frau aber dergestalt ein, daß sie ruhig wurde und folgsam unter das Bett kroch, hier! auch liegen blieb, bis die Diebe sich entfernt hatten. Werner ^ war so frech, die fragliche Kammer zweimal zu betreten und in dieser Weise mit Hilfe Mai's Effecten im Werths vsn mehr als 20 Thalern fortzuschaffen. — Das Gerücht einer Erbschaft von 2000 Thalern seiten des Gutsbesitzers Richter in LangburkerSdorf gab in der Nacht vom 26. zum 27. Do» cember vorigen Jahres Anlaß zu einem weiteren Ausgange. Mai hiebt wieder Wache, während Werner in das obere Gestock über den Backofen einstieg. Dcr Besitzer erwachte jedoch, Werner ergriff daher auf demselben Wege dm Rückzug, begegnete aber Richtern noch an der HauSecke und schlug nach diesem mit einem Beile, glücklicherweise ohne zu treffen, empfdrg aber sofort von Richtern einen Säbelhieb über den Arm, der ihn) endlich zur völligen Flucht nöihigte. Dies waren die hauptsäch» > lichsten Anklagen, mit denen freilich noch 9 andere Verbrechens , theils einfache, theils ausgezeichnete Dübstähle, theilS Forstent-' Wendungen, die einen von Wernern allein, die andern verübt- unter Assistenz von Mai, concurrirten. Bei dem letzten Ver-' brechen, in der Nacht vom 9. zum 10 Januar 1866, war«' dem Gutsbesitzer Berger zu Rückersdorf 3 Scheffel Hafer ge»' stöhlen worden; die Spur des Schiebebockes, auf dem da» gt-« stohlene Gut fortgefahren worden, führten aber zur Entdeckung, - Mai's Frau und Mutter hatten gestohlenes Gut wiederholt alS ^. Schenkung angenommen, ja, man könnte fragen, ob bei Wer«- , nern nicht die frühere — erwiderte — Zuneigung gegen die ' verehelichte Mai ein Motiv zu den Verbrechen abgegeben hat. Freilich bekannte er bei seinem Eintritt in das Mai'sche HauS offen gegen den Ehemann, daß er bis zur Verbüßung der ihm noch bevorstehenden Arbeitshausstrafe nicht arbeiten, sondern stehlen wolle und erhielt nichts desto weniger die Verheimlichung seiner Auflage allda vor den Gerichten durch Mai gewährt.. Das Königl. Bezirksgericht verurtheilte Wernern wegen Raube» und der übrigen Verbrechen zu 18 Jahr Zuchthaus mit voller Schärfung, Mai zu 3j Jahr Arbeitshaus, die verehelichte Mai zu 4 Monaten Gefängniß und die Mutter Mai's endlich zu 3 Wochen Gefängniß. Die Verteidigung Werners führte Herr Advoeat Schi eck, die der Manchen Eheleute Herr Advocat Ehsoldt. (Tr. I) — Angekündigte Gerichtsverhandlungen. Mor gen, den 23. d. M, finden folgende Verhandlungstermine statt: Vormittags 9 Uhr Gerichtsamt Wilsdruff wider den Guts besitzer k,rl Gottlieb Raabe zu Oberwartha wegen Veränderung drö Wasstrlaufs; 9? Uhr Gerichlsamt Tharandt wider Fried- ' ! > i