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N» 4» Elfte» A«Hr« vomierst«,. 5. April 184- »W» W WtMtz» 14»»- , Mttl»»stM4« AB »cht AI«»«« U^qchum» «schet-t. WchMetmusotzmtch, Tageblatt str Uuterhaltuug und Geschäftsverkehr. Mtr«dact«vr Theodor Drodlfch. ZtamKANkt: j »ei sträng i»'« Ha». > Durch »st «„tA.P^ dt.rlrlMrltch »NM Iiu»et«« A««««» ft' 1 «gr ^ Sftse«te»»retst: Für de» Raum «t»B* g«fpal»tll«l ABst: 1 «gr. Luter k»t< dt, Ze«, . r «gr- k rr Hftstfth 4r Nedhardt. — V«autwoEch« Ardaestnr: Ivlixo Nelchordt» Dresden, den 5. April. — Seine Majestät der König hat dem bisherigen Nade lnd Polizei-Commiffar zu Elster, pensionirten Steuer-Jnspektor Oberlieutenant a. D. von Paschwitz bei Gelegenheit seines Ausscheidens aus dem, nahezu vierzigjährigen öffentlichen Dienste das Ritterkreuz des Verdienstordens verliehen und die Oberleut nant« Sube des Infanterie-Bataillons und Freiherm von Holleben genannt Normann des 3. Jäger-Bataillons, derzeit im Generalstabe befehligt, zu Hauptleuten, sowie die Leutnant- Hoch des 3. und von Wittern des I. Infanterie-Bataillons zu Oberleutnants ernannt, desgleichen auch dem Oberleutenant von Burchardi von der Brigade reitender Artillerie die wegen erlangter Anstellung im Civilstaatsdienste erbetene Entlastung au- der Armee mit der Erlaubniß zum Tragen der Armeeuni form «bewilligt. — Vorgestern hat Se. Majestät der König die Oberforst meister von Berg und Judeich in besonderen Audienzen em pfangen. — — Wenn ein Wohlthäter der Menschheit aus dem Leben scheidet, so liegt seinen Zeitgenosten und Allen, die den Segen feiner milden Stiftungen ahnen und theilhaftig werden, die Pflicht ob, ihm bei seinem Begräbniß die letzte Ehre zu erzeigm. Dies geschah in vollem Maaß am Dienstag, wo der ehemalige Besitzer des Hotel de Laxe, der Herr Commissionsrath Gerst. lamp nach vollendetem Erdenlauf in die Gruft gesenkt wurde. In den Parterreräumen seiner Villa, die der Verstorbene so oft gastfreundlich einem weiten Kreise der Künstler- und Ge lehrtenwelt geöffnet, wo Frohsinn des Lebens und wahre Her zensfreude gemalter, da versammelten sich Nachmittags gegen 3 Uhr die Leidtragenden. Unter Palmen und fremden Gewächsen lag -der Verklärte aufgebahrt, zur Seite 30 brennende Wachs kerzen auf silbernen Armleuchtern. Unter den vielen Anwesen den aus höheren Ständen bemerkte man den Herrn Geh.-Rath >«r. Weinlig, die geh. Regierungsräthe Oberländer und Hülße, den Herrn Polizeidirector Schwauß, dann mehrere Appellations-, Regierungs-, Medicinal-, Hof- und Commissionsräthe, hohe Mi litärs, Professoren, Doctoren der Nechtsgelehrsamkeit und Me- dicin, Vertreter der Presse, Meister und Mitglieder auswär tiger Logen, Vanquiers, Kaufleute rc. Ein rührender Moment bot sich dar, als der Herr Pastor Mchard die Wittwe bei der Hand ergriff und von dem Verstorbenen Abschied nahm. Der Deckel des reichen Sarges schloß sich, zwölf Träger trugen ihn heraus und hoben ihn auf den mit sechs Pferden be spannten Leichenwagen. Hellebardierer und acht Personen, männliche und weibliche Dienerschaft des Hauses, ein Träger mit dem Atlaskisten, worauf der Orden des Verstorbenen lag, eröffnet«« dm Zug, dem die großen zwe, Palmenzweige, Ge schenk der polytechnischen Schule, voranwehten. Der sonnen helle Nachmittag hatte Tausende und Abertausende von Menschen her«usgeü>ckt, die schon vom Waldschlößchcn «n die Wege füllten. Der Zug, von 22 Wagen begleitet, denen noch einer und zur Seite noch 55 Träger mit Palmenzweigen folgten, gelangte nach der Bautzener Straße, wo die Glocken von den Thürmen der Residonx zu läuten begannen. Immer gedrängter standen die Menschenschaarcn; selbst die beiden Seiten der Brücke, die Terrasse entlang, besonders aber die große Terrasterttreppe, sie waren mit Zuschauern gefüllt. Seit länger denn einer Stunde harrton auf dem Neumarkt am Hotel de Saxe die Mitglieder der beiden Logen, zum Apfel und der grünenden Naute, Lehrer und Schüler der.polytechnischen Schule, drei der Letzterm mit dm farbigon Schärpen ihrer Verbindung, Stulphandschuh und an dsc Seite den blanken Schläger. Da der Verstorbene Ehren mitglied des Vereins der.Freunde der diätetischen Heilkunst und für Gesundheitspflege gewesen und früher die ganze innere Ein richtung seiner diätetischen Armenklinik nicht nur auf eigene Kosten hergestsllt, sondern auch später uneigennützig mit Geld mittel« gewirkt hatte, so -schloffen sich auch hier die Mitglieder des Vereins an, wie noch viele Freunde und Verehrer, zuletzt drei Dimer des Hotels und der alte würdige Portier, auf dessm Bollbart so manche Thräne niederfloß. An der Blasewitzer Straße trat« noch viele Mitglieder der Dresdner Liedertafel in dm Zug, bis man um 5 Uhr am Trinitatiskirchhof an langte. An dm 16 silbernen Handhaben wurde der Sarg nach der neuerbauten, der Familie Grrstkamp gehörigen Gruft getragm. Nach Gesang von dm Mitgliedern der Liedertafel, in Abwechselung mit dem Sängerchor der Krmzschüler, sprach zuerst in gebundener Rede Herr Oberaz »pellationSrath llr. Hey denreich, dem sich dann Herr Schuldirec tor Nr. Richter anschloß. Tausmde von Menschen, die den weiten Kirchhof füllten, lausch ten in tiefer Ruhe den Worten, die vor a Standpunkt des Frei maurerthum« dem Verklärten galten. l sm Namen seiner Re gierungsbehörde ließ sich dann der Herr geh. Nath Nr. Weinlig vernehmen, welcher eingedenk der herrlich en Stiftung war, die Gerstkamp als ein so großes Opfer der polytechnischen Schule Lebvacht und wie hierauf ein Studirender derselben, Herr Heger, in kurz«, aber herzlichen Worten erläuterte, noch segensreich fortwirksn werde, wmn die steinerne Grabdecke längst der Ver witterung anheim gefallen sei. Nach abermaligem Gesang trat Herr Pastor Richard an die Gruft, der in schöner, markiger Rede liebend des Heimgegangenen gedachte. Die Sonne am Himmel ging unter und weit hinaus durch die Abmdluft er tönte, von Posaunen geblasm, Mmdelssohn's Lied: „Es ist be stimmt in Gottes Rath, daß man vom Liebsten was man hat muß scheiden." Da floß manche Thräne in stiller Wehmuth Hemieder; sie galt einem Todten, der deS Guten viel gethan, denn Milde und Barmherzigkeit, die Cherubim, welche gemein schaftlich die Ctiftshütte des Lebens überflügeln, sie wohnten in seiner Brust und Der, von welchem die Schrift sagt: „Er hält die Wohlthaten des Menschen wie einen Siegelring und wird einem Jeglichen vergelten, wie er cs verdient", derjenige große Geist und Vater Aller wird seiner nicht vergessen. — In Leipzig wird ein pädagogisches Seminar begründet werden. Die oberste Leitung übernimmt der Professor der Pädagogik und Didaktik, Mafius, die Ritdirection und Leitung der praktischen Hebungen der Philologen Professor Eckstein. — Die schönen Mandelbäume im Palaisgarten zunächst der neuen Brücke fangen an zu blühen und die Staarkästm werden von Quartiermachern, aber nicht von solchen mit Pickel hauben, sondern befiederten und singenden, sorgfältig revidirt. Kurz, der Frühling ist im Anmarsch und wird hoffentlich kon sequenter in seinem Auftreten bleiben, als manche andere Groß macht in jetziger Zeit handelt. — In der ersten Etage eines HauseS auf der Königstraße scheuerte vorgestern eine Dienstperson die Fenster. Während sie auf dem äußeren Fenstersims stand, wollte es das Unglück, daß sie fehl trat und auf die Straße hinabfiel. Man hätte meinen sollen, daß ihr der Sturz unbedingt etwas geschadet haben mußte. Ein glücklicher Zufall fügte aber das Gegentheil. Das Mädchen hatte sich zwar anfänglich etwas unsanft auf dem Straßenpflaster niedergesetzt, war aber, nachdem es den ersten Schreck überwunden, bald wieder auf den Beinen und ging gleich darauf wieder an die Arbeit. — — In einer fünf Treppen hoch gelegenen Kammer am Neumarkt hätte vor einigen Abenden leicht möglich ein größeres Feuer dadurch entstehm können, daß ihr Bewohner ein bren nendes Licht auf einen neben dem Bett stehenden Stuhl gesetzt, und, während er darüber eingeschlafen war, die Lichtflamme mehrere in der Nähe befindliche Kleider und das eine Ende der Bettdecke erfaßt und angezündet hatte. Zum Glück wurde die Gefahr noch rechtzeitig entdeckt, und das Feuer, noch ehe es weiteren Schaden angerichtet, auf der Stelle gelöscht. — — Ein Möbelwagen der rothen Dienstmannschaft verlor gestern Vormittag auf der Tharandterstraße das europäische Gleichgewicht und stürzte um, wobei einige Möbel auf Stücken gingen. — Wir theilten vor einiger Zeit mit, daß sich ein in An tonstadt wohnhafter Fabrikant schon bei Lebzeiten einen reich verzierten Sarg sowie ein zur Schmückung seines Grabes be stimmtes steinernes Kreuz, mit seinem Namen und dem Tag seiner Geburt versehen, in welchem noch der Tag seines Todes hat eingravirt werden sollen, habe anfertigen lasten. Dem Ver nehmen nach ist dieser Fabrikant vor einigen Tagen gestorben, so daß diese im Hinblick auf seinen Tod angeschafften Gegen stände nunmehr ihre Verwendung finden werden. — Bei dem Aufbau der Elb-Bäder am Pontonschuppen wurde gestern Nachmittag bei dein Abladen der Balkeu einem sechzigjährigen Zimmermanne das Bein zerschlagen. Er wurde im Siechkorbe nach dem Stadt-Krankenhause geschafft. — Mehrfach ausgesprochenen Wünschen zu genügen, werden die vielseitig beliebten Norddeutschen Couplet-Sänger einige Extra- Concerte in dem freundlichst überlassenen Oberen Saal des Re staurant König!. Belvedere der Brühlschen Terrasse im Lause dieser Tage veranstalten. — Am ersten Feiertage ereignete sich auf der Badergaffe eine tragikomische Scene. Eine sehr elegant gekleidete Dame kam auf dem Trottoir daher, die Hände in einen Muff ge steckt. Die Dame wollte einem Herrn ausweichen, strauchelte vom Trottoir herunter, gerieth mit dem einen Stiefelcttenab- satz in das Reifengewcbe der Crinolinc und stürzte nieder. Da sie die Hände im Muff und die Füße in den Stahlreifen ver wickelt hatte, so konnte sie sich freilich selbst nicht aufhelfen und mußte die Liebe des Nächsten zu Hilfe nehmen. Ja, sie mußte sogar eine Droschke nehmen; denn ihr ganzes Kleid und Mantel hatte sich Krim Fallen mit allen den Farben bemalt, welche das Pflaster der Badergaffe trägt, wenn eS' geplatzregnet hat. — Auf der Annenstraße wurde vorgestern ein Mann vom Lande von der Deichselgabel eines einspännigen Postwagens um- geriffen. Den Postillon trifft dabei kein Verschulden, er hatte zuvor durch laute Zurufe den Mann auf seinen Wagen auf merksam gemacht, leider hatte dieser sie wegen seiner Schwer- E Hörigkeit nicht vernommen. Der Mann hat erhebliche Verletz ungen durch dm Unfall nicht erlitten. Es fehlte bei de« Vorgang nicht an einem zahlreichen Publikum, da« ihn be dauerte. — — Vorigen Montag sammelte sich in einem Hause der Landhausstraße eine Menschenmenge, die eine alte, schwache,, zitternde Frau umstand, welche kaum sprechen und sich aufrecht' erhalten konnte. Die Frau war von einem schnell Vorüber-' gehenden umgerissen und auf daS Trottoir, wenn auch nicht', mit Willen geworfen worden. Mitleidige schafften das Müt-^ terchen heim . s- Oesterreich. Man sieht in Wim sehr ruhig in die Zu kunft. Holstein hat österreichische Besatzung, Schleswig ist kein zum deutschen Bund gehöriges Gebiet, folglich dürste eine plötz liche überraschende Annexion schon aus Rücksicht auf die bethei ligten Großmächte unmöglich sein. Außerdem hofft man auf die von mehreren deutschen Staaten verabredete Neutralität, die einem frischen, fröhlichen Kriege als Bleigewicht anhängen würde. Nun soll auch noch der Herzog Ernst von Coburg wieder eine vermittelnde Thätigkeit zwischen dm Souverainm der beiden Großstaaten bereits eingeleitet und seine Vorschläge formulirt haben. — Trotzdem, daß die k. k. amtlichen Bekanntmachungen darthun, daß die österreichischen Feldbataillone der Infanterie dermalen nur 380 Mann stark sind und vor der Hand ffff bleiben sollen, lassen sich die preußischen Blätter schon wirb«' aus Oderberg telegraphiren, daß sämmtliche beurlaubte Mann schaften einberufen worden wärm. Preußen. In Berlin erzählt man sich, der Graf Goltz, Botschafter in Paris, habe bei seiner letzten Anwesenheit Hier selbst lebhaft Beschwerde geführt, daß der König von dem In halte seiner Depeschen nicht vollständig in Kenntniß gesetzt werde. Aehnlich soll es sich nun auch mit anderen politischen Mit theilungen verhalten, und daher in dm königlichen Appartemmt- nur das erzählt oder gelesm werden, was Graf Bismarck paßt und das rege militärische Ehrgefühl des Königs reizt. — Man glaubt bestimmt zu wissen, die Regierung werde nächstens mit dem Vorschläge, ein deutsches Parlament einzuberufm, hervor treten. Dieses Parlament soll Preußen die militärische und diplomatische Führung Norddeutschlands und die hierzu nöthi- gen Geldmittel verschaffen, weiter soll cs keinen Zweck habm. — Die katholische Kapelle in Flensburg darf nun endlich ein geweiht werden — Der österreichische Botschafter hat am 31. März dem Graf Bismarck in einer Note mitgetheilt, Oesterreich rüste nicht gegen Preußen, wolle es überhaupt nicht angreifen, weil dazu weder eine Nothwendigkeit vorliege, noch der Art. 11 der Bundesacte dasselbe gestatte. Dagegen verlangt der Bot schafter eine ähnliche Erklärung Preußens. Die Börse wurde auf diese Nachricht sehr animirt, und besonders als es sich be stätigte, daß die Aufstellung von zwei Munitionscolonnm sistirt wurde, und das Gerücht sich verbreitete, die verwittwete Kömgür Elisabeth werde eiligst nach Wien reisen. Sachsen. Vorgestern Abend verbreitete sich im Hoftheater das Gerücht, Graf Bismarck in Berlin habe seine Entlastung erhalten. — Holstein. General Manteuffel wird heute in Kiä zum Besuch erwartet. Es steht nun auch endlich eine Verein barung wegen der freien Küstenschifffahrt mit Preußen zu erwarten. Frankreich. Der Kaiser von Mexiko hat nun in dm Abzug der Franzosen gewilligt. Im September werden die ersten 5000 Mann zurückkehren. Der an Mexiko als Finanz minister geliehene Herr Langlais ist der dortigen schweren Arbeit erlegen und gestorben. — Prinz Napoleon hatte unmittelbar vor seiner Abreise nach Italien eine zweistündige Conferenz mit dem Kaiser. Angeblich soll er Italien abreden, sich in ein Bündniß mit Preußen einzulassen. — Fürst Metternich hat officiell erklärt, daß Oesterreich eine Geldentschädigung als Basis der Ausgleichung mit Preußen ablehne. — Von den hinter- lassenen Schriften des bekannten Oberst CharraS wird jetzt eine Geschichte der Schlacht bei Leipzig erscheinen. Auf der Insel Guadeloupe sind von 15^,000 Einwohnern seit dem 19. Febr. d. I. 10,806 Personen an der Cholera gestorben. — Der Her zog Nicolaus von Leuchtenbcrg ist zum Ehrenpräsidenten der russischen Ausstellungscommission crnannt worden. — Der Kron prinz von Dänemark wird in Paris mit sehr großer Auszeicb- nung behandelt. Der Minister Drouin giebt ihm am 3. Aprtl, dem Jahrestag der Schlacht von Kopenhagen, ein großes Fest. — Das „Credo" von Lißt ist am 31. März in dem Pasde- loupschen Concertc ausgepfiffen worden. Rossini lud dm ge kränkten geistlichen Componisten dafür zum Diner ein. Schweiz. In der Nähe des Diontblanc hat man eine Niederlage des prachtvollsten rothen JaSpiS ohne alle Adem ent deckt, ein für den LuxuLbau wichtiger Fund. — Artillerieoberst Borel in Aargau ist des Nachts in seinem Bett an Leuchtg«- erstickt. < .Italien. Prinz Napoleon ist in Florenz eingetroffe»