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- «r. S3. «Mer Sehr». WWWWWMWWWWWWWW Dienstag, 3. Aprll 186«. IM 7 Ml. S»s«a1« ««6« «»g»»»m»«r ste«»e»b«a,«on«4 bW» btt «tttag» 1,«r: 1L1 .üdq^.«»»ks.«llaMj M, tttzt t, 1N000 ^3p«chla»« «rfchttM. iDch«ck»,«s«lpttch, Eirbreltnng Tageblatt für Uuterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Arabisch. Ztnm««a»k «MUtlhrÜch b«t «r-tgeldlichwAsi stumg t»'» Han». Durch di» Muigl. Potz vtertrltLdrttch »» «W» Et»t«ln« Vumm«» t «gr. S»ser<lte«»r«ift: Kür d« »au« »t«, ,»spalte«»» Z«tl«r 1 Ngr. ll«t«r „StvD^ l«dv- di» Attft r ««r. «tgo-thmv d« H»ra»«-«b»r: Llrpsch ck «eichardt. - «rra»tw»rtltch« «tdactuu: -ultu» «rtlyardt. Dresden, den 3 April. — In Wim will man wissen, zwischen Preußen und Italien ser ein Schutz» und Trutzbündniß abgeschlossen, und Graf Bismarck bestände fest auf der Annexion. Der „Wanderer" will in Erfahrung gebracht haben, die preußische Circulardepesche habe zu einem vom Minister Neust mit anderen deutschen Staatsmännern verabredetm Antrag beim Bundestag Veran lassung gegeben, durch dm die Situation in eine ganz neue Hase eintreten würde. — Aus Berlin wird berichtet, daß eine hochgestellte Persönlichkeit erklärt habe, der Krieg sei unvermeid lich, wenn Oesterreich sich nicht mit einer Geldentschädigung be gnügen wolle. Der König scheine die Annexion um jedm Preis zu «ollen. Von Vaiern und Sachsen ist die preußische Depesche mit Hinweisung auf Art. 11 der Bundes- und Art. 19 der Wiener Schlußakte ablehnend beantwortet wordm. Die Kriegs schiffe „Gazelle" und „Loreley" in Danzig werden eiligst in Kriegsdienst gestellt. Die ZeitungSredactionen in Breslau sind polizeilich aufgefordert w»rden, keine Mittheilungen über preu ßische militärische Maßnahmm zu veröffentlichen. Die Festungen Glatz, Neiße und Kosel werden in VertheidigungSstand gesetzt. Die zur Kriegsbereitschaft bestimmten Bataillone haben nur eine Stärke von 686 Mann anzunehmen, die bezeichneten Abthei- »lungen der Reiterei und Artillerie werden dagegen vollständig mobil. Aus Bremen und, wie man hört, auch von hier sind lbereÜS mehrere junge Leute, welche noch in der preußischen Kriegsreserve stehen, auf erhaltene Ordre zu ihrm Truppen- -abtheilungen abgereist. — Gewerbeschule des Gewerbevereins. Nachdem nm Donnerstag und Freitag die Arbeiten der Schüler im geo metrischen Bau- und Maschinenzeichnen, im Freihand- und GypSzeichnen, sowie im Modelliren ausgelegen und ein Bild von dm immer steigenden Leistungen der Gewerbeschule gegeben Hatten, wurde am Sonnabend Abend den abgchenden Schülern «in Lebewohl gesagt und dabei eine Anzahl der fleißigsten Schüler ausgezeichnet. ES warm dabei die Vorstände des Ge werbevereins und der Gewerbekammer, die Lehrer der Schule «nd einige Freunde derselben gegenwärtig. Aus der Rede de» Direktors vernahmen wir die erfreuliche Kunde, daß der Schule micht nur von Staat und Stadt, sondern auch von Privaten >ie verdiente Beachtung geschenkt wird. Herr Gürtlermeister Dämm hat eine Medaille gestiftet, und eine Corporation Ge- «erbsleute, an deren Spitze eine allseitig gekannte und geachtete Persönlichkeit steht, 25 Thlr. zu Prämim re. gegeben, mit dem Versprechen, dies alle Jahre zu wiederholen und mit dem Wunsche, bricht genannt zu werden. Es erhielten bei der Preis wertheilung die silberne Medaille der Tischler Alwin Schildbach, -er sich nächstens in Gottleuba etabliren wird, die broncene Medaille der Dekorationsmaler Aug. Großer und der Mechaniker Herrmann Nickel, während noch Ehrenzeugniffe gegeben wurdm m» dm Maurer Heinr. Seifert, dm Mechanik»» Oskar Lormz, Buchbinder Louis Schott, Stubenmaler Franz Helbig, Ma schinenbauer Emil Müller, Tischler Wilh. Hohlfeldt, Zimmer- mana Albert Felv«, Gärtner Gust. Brückner und Holzbildhauer «mil Schäfer. 10 andere Schüler erfreuten sich einer ehren vollen Erwähnung. Hierauf theilte Herr Oberinspektor Tauberth «nter anerkmnercher Aussprache gegm die Schüler und die Lehrer der Anstalt die für die fleißigsten Schüler bestimmten Bücherprämien aus, welche von dem Lehrerkollegium nach dm einzelnen Fächern der jungen Leute paffend auSgewählt wordm »arm. Eine solche . Prämie erhielt auch ein noch nicht gv° «annter Schüler, der Steinmetz Gebler. Nachdem noch Herr ckkrone einige ermunternde Worte an die Anwesenden gerichtet hatte, wurde der Actu» mit dem Wunsche geschlossen, daß die Lustretmden jck« Gelegenheit benutzen möchten, die ihnen für wettere Ausbildung sich bieten würde und daß sie auch Andere Zu gleichem Strebm veranlaffm möchten. Der neue Sursü« Leginut nächsten Sonnabend. — Uäer die in der letzten Gewerb-DereinS-Sitzung von Herrn Droguist Junghähnel besprochenen Brillantlacke de» Fa brikant Lange in Weinböhla geht uns noch einige» BeachtmS- «erthe zu. Nach jahrelangm Versuchen und unermüdlichen Dorschen ist e« Herrn Lange gelungen die prächtigen Anilin- sarben zu Lackverbindungen Herruftellen, die fast nicht« zu wün- schm übrig lassen — bei lebhaftem Feuer der Farben besitzen diese Lacke die ganz vorzüglichen Eigenschaften sehr schnell zu Trocknen. Sie finden schm jetzt namhafte Verwendung', wo rüber sehr achtbare Zeugaiffe vorliegen, namentlich für Metall-, Holz-, Papier-, Stroh- Md GlaSgegenstände. Man muß die Hamit lackirten Gegenstände sehm, um sich von der Güte zu Herzeugen. Auch für photographische bunte Album-Bilder «ignen sie sich durch Vermischen zu jedem Ton, wie nicht minder sehr glücklich zu nennende «ersuche in der Oelmalerei gemacht «erde» find. — Erwähnt sei, daß einige der schönst« Lange- schm Lacke eigen« zusammengesetzte Farben haben, die ein Ge- Getmniß de« Fabrikanten find und die er Langelinfarbe nennt. Vorläufig hat Herr Droguist Junghähnel hier diese Brillant lacke in Commission. — Der Gewerbeverein zu Bautzen giebt von jetzt an ein eigenes Organ heraus upter dem Titel „Oberlausitzer Gewerbe blatt", mit dessen Redaktion die Herren Ingenieur v. Wagner, Handelsschuldjrector G. Arras und Nathsuhrmacher Müller beauftragt sind. — Die am Mittwoch Abend in der Kreuzkirche zur Auf führung gebrachte, seit sehr langer Zeit hier nicht gehörte Passionscantate: „der Tod Jesu" von Graun hatte das Gottes haus in erfreulichster Weise gefüllt und somit den milden Zweck (Beitrag zu Kirchenbaugeldern) wesentlich gefördert. Die Aufführung selbst durch die Dresdner Singakademie (Chor- gesangverein) ging durch die vortreffliche Leitung ihres Dircctors Herrn Organist Pfretzschner fast in allen Theilen trefflich von Statten, was ganz besonders von der reinen und sicheren Durchführung der Chöre und Choräle, die die Hauptschönheit des ganzen.Oratoriums bilden, gilt. Die Solopartien fanden in der Kgl. Hofopernsängerin Frl. Alvslebcn und Frl. Zeibig, und de» Kgl. Hofopernsängers Hrn. Scharfe, sowie des Kgl Domsängers Hrn. Geier in Berlin tüchtige und geeignete Ver treter. Herr Geier ist ein Tenor mit ansprechender und ge schütter, wenn auch etwas wenig ausgiebiger Stimme. Das Strauß'sche Musikchor entledigte sich des instrumentalen TheileS mit anerkannter nun oft schon gerühmten Bravour, namentlich im Streichquartett. Die Aufführung dauerte für eine geist liche Musik fast etwas zu lange, von 7 bis halb 10 Uhr, einige Kürzungen würden der Schönheit des Tonwerks gewiß keinen Eintrag gethan haben. — Die Achtung und Liebe, welche Herr Hofkapellmeister Krebs allseitig genießt, sprach sich vorgestern recht deutlich ge legentlich seines 4 «jährigen Kapellmeister-Jubiläums aus. Dm allseiligen Beglückwünschungen von Nah und Fern am Ehren tage selbst ging am Sonnabend Abend eine vom Hoftheater Singechor gebrachte Serenade unter Ueberreichung eines herz lich abgefaßten Gedichtes voraus. Am Morgen begrüßte den Jubilar eine Deputation der König!, musikalische Kapelle, des hiesigen Tonkünstler-Vereins und der Gesellschaft Societät rc. Gne besondere Herzensfreude aber wurde dem gefeierten Eltern paare noch dadurch an diesem Tage zu Theil, daß Se. Maj. der König der genialen 14jährigen Tochter Mary Krebs aus höchsteigener Bewegung und in Anerkennung ihrer vortrefflichen Leistungen al« Pianistin das Diplom als König!. Sachs. Kam- mervirtuosin überreichen ließ. — Die Afrikanerin. Wenn, wie Sokrates sagt, jeder Mensch einen guten und bösen Genius zur Seite habe, so läßt sich die» auch auf ein Theater anwmdm. Der gute Gmius weist auf Stücke hin, die dem Volke eine Moral spenden und zu seiner Bildung beitragen; der böse Genius räth zu Dingen mit Augenpracht und Ohrenkitzel und hat somit freilich die Theaterkasse im Auge. Diesmal schwebte über dem zweiten Theater de» Herrn NeSmüller ein Gen uS, der beide Dinge zu verschmelzen wußte, denn ein Andrang an der Caffe als zur Zeit da Silistria erstürmt wurde, auSverkausteS Haus, geräumtes Orchester und NeSmüller» Antlitz vor Freude glänzend wie rin Eierkuchen, da» sind Dinge die im zweiten Theater nicht allzu häufig Vorkommen. Wir leben in der Zeit der Surrogate; also auch hier, wie bereit» gemeldet, statt der Meyerbeer'schen Oper die „Afrikanerin" ein melodramatisches Gedicht gleichen Namen». E» gmüge, statt einer tiefer eingehenden Besprechung die Notiz, daß besagte« Werk mit großem Beifall von der, Kopf an Kopf versammelten Meng«, ausgenommen wurde und Herr Direktor NeSmüller gethan, was in seinen Kräften stand. Die neuen Dekorationen wurdm mit Beifall begrüßt, die neuen Costüme nach Pariser Mustern sind höchst brillant Md da« Schiff im dritten Ac mit der ganzen Scenerie dürste als der Kulminationspunkt betrachtet werdm. Unter den darstellenden vier Hauptpersonen zeichnete sich ganz beson der» Herr Stritt als Vase» de Gama aus, überhaupt ein Schauspieler, dem, begabt mit Figur und Organ, ein glück liche» HoroScop zu stellen ist. Ihm ebmbürtig zur. Seite ist Frl. Pause zu nennen die ein unverkennbare« Talent in der Dar stellung tragischer Charaktere entfaltet. Auf dm richtigen Vodm verpflanzt, wo ihr Genius sich mehr entfalten könnte, dürste die deutsche Bühne an ihr eine schätzbare Kraft gewinnen. Die afrikanische Gluth, welche die Rollen der Srlika und des Ne- luSeo bedingen, kam vielfach durch Fräulein Helme Weiß und Herr« Stern zur Geltung; nur haben sich Beide in stürmischen Aufwallungen vor Unverständlichkeit zu hüten. Kurz, Beifall und Hervorruf nach Scenen und Aktschlüssen; NeSmüller« „Afrikanerin" hat sich in der Gunst de» Publikum» eingekauft, da» Admiralschiff wird noch vielmal durch die Wellen streichen und der Manzanillabaum braucht nicht bei der pomologischen Gesellschaft versichert zu werdm, wie ihn auch der Sturm de« Applauses umweht; seine rothm Btzlthen «erden sich für Herrn Nesmüller z« goldnen Aepfrln vom Baume der HeSperiden ge stalten. Zu wünschen wäre, daß alle Conseils-Verhandlunge r in Deutschland so friedlich abliefen, wie hier im ersten Ak und der Krummstab der Bischöfe eben so passiv waltete, wie cs sich auf der Bühne des zweiten Theaters zeigte, dann> würde man gern das Orchester, wie es vorgestern bei Herrn 'Nesmüller der Fall war, hinter die Coulissm des WelttheaterS verbannen, vorzüglich Diejenigen, welche — die erste Violine spielen wollen. — Im Eleven-Theater wird heute ein neues Stück: „Nothkäppchen" zur Aufführung gelangen, ein altes gediegene» Stück vom Vater Tieck, ebenso' das hübsche Feldmann'sche Lust-' spiel: „Der Sohn auf Reisen". — Der Gesandte des Königs von Italien, Graf von Barral, ist dem Vernehmei? nach von Berlin hier eingetroffen, um Se. Maj. dem Könige sein Beglaubigungsschreiben zu über reichen. — Daß manche Menschen sich in dem Leichtsinne gefallen, vermeintliche „Kraftstücke" zu producirm, die an und für sich verwerflich sind und unmöglich einm Genuß bieten können, kommt trotz des oft dagewesmen unglücklichen Ausganges wieder vor. So traf am 28. vor. Mts. in einem Gasthofe zu Wasser- grund in der Lausitz der beurlaubte Soldat K. einm seiner Kameraden und vermochte diesm, etwas zum Besten zu geben. Von der hierauf erhaltmm Flasche Rum schenkte er sich ein Biertöpfchen voll und trank ihn aller Warnungen Seitm de» Gebers und des Wirthes ungeachtet aus, worauf er sich wieder auf die Straße begab, um Steine zu schlagen. Einige Zeit darauf wurde K. hier besinnunglos aufgefunden und in seine Wohnung getragm, wo er, ohne wieder zur Besinnung zu kommm, Tags darauf seinen Geist aufgab. — Viel Aussehen macht die von Sonnabend zum Sonn tag geschehene nächtliche diebisch« Ausräumung eineHbedeutende Werthgegenstände umsaffenden Pfandleihgeschäfts in der Ostraallee. — In der Charfreitagsnacht sind durch Leipzig die preußischen Beamten passirt, welche von Merseburg, dem Sitze der preußischen Regierung kommend, dm Landrathsämtern in der Gegend von Torgau rc. den Befehl zur Einberufung der preußischen Landwehren und Beurlaubten überbrachtm. Die dort weilenden preußischen Militärpflichtigen werdm also ihre Stellungsordre bereit» empfangen haben. — Am Sonnabend Nachmittag wurde in Leipzig auf dem Dresdner Bahnhofe ein junger Elbschiffer aus der Gegend von Königstein arretirt, weil er an einen Schaffner das An sinnen gestellt hatte, ihn doch für Geld und gute Worte ohne Billet mit nach Dresden fahrm zu lassen. Dem ziemlich un beholfnen jungen Menschen, welcher von DreSdm bi- Magde burg Holz auf der Elbe geflößt hatte, war am letztgenannten Orte der Rath gegeben wordm, sich auf die ebm erwähnte Weise billige Rückfahrt nach seiner Heimath zu verschaffen. Der junge Schiffer wird nun wegen versuchter Bestechung eines Beamten als warnmdes Beispiel für viele Andere büß« müssen. — Ein cigenthümliches Schauspiel bot sich vorgestern Nachmittag 4 Uhr von der Saloppe aus. Man glaubte z» bemerken, daß ein Mann auf dem plattm Elbspiegel stand und dem Strome mit Hilfe eines Ruders nacheilte. Die Sache klärte sich aber folgendermaßen auf: Einem Güterkahn, welcher stromaufwärts fuhr, ging hintm das Rettungsboot lo». Run war guter Rath theuer; mit dem großm Kahn konnte man schwer landen, und so sah die Schiffsmannschaft mit lang« Hälsen ihrer Schluppe nach, die mit dem Strome nach Dresden zurückkehrte. Da wirft ein verwegner Schiffsmann eine Planke oder Bret in» Wasser, ein Ruder in der Hand springt er da rauf und eilt seinem Rettungsboot nach, wo er es dem Wald- schlößchm gegenüber, mittm auf dem Strome ereilte und dem warMdm Güterkahne wieder zuführte. Das Bret, auf welchem der Verwegene stand, sah man im Wasser nicht, mithin schien es, als wenn Jemand mitten auf dem Elbstrome spazieren ginge. — Am 38. v. M. hatte ein 10 bis I I jähriger Knabe in Plauen im Voigtlande das Unglück, von einer Dampf-" Maschine erfaßt und fast augenblicklich getödtet zu werden. — In Merschwitz brannte am 28. vor. MS. Abend» nach 9 Uhr da» Wohnhaus des Fleischers Ander«, sowie das de» Handarbeiters Schrabel mit solcher Schnelligkeit nieder, daß von dem Mobiliar nur wenig gerettet werden konnte. Beide Häuser hattm Ziegeldach. — Am 30 vor. Mt», fiel in ein, im Hofe de» Fleischer- Sitte in Seitendorf befind.iche» Wasserloch, die im zweiten Jahre stehend« Tochter de« S. und ertrank. Alle sofort Seitm des Arzte» angestellten Wiederbelebungsversuche blieben erfslglo». — Au« Sayda wird berichtet: In Nr. 88 der Dresdner Nachrichten hat man sich über einm Unfug ausgesprochen, der sier von einem trotz der bekannt« Vigilanz unserer beü»m Pe- izeiorgane bisher unermittelten säubern Individuum seit län gerer Zeit in Verübung nächtlicher kleiner Diebstähle und Neck