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ou Montag» 8. MV /D «a» ft« 7 MG L»s««te «W»« «g«««»»< WLteatz» «.*»»»< tag« «s «Mag» L» »ß,: WxliaßiOle da« fttzti,L»«00 2g»>dta>o «scheint, Wlidmiimnq^gn«« Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitred actenr: Theodor Arabisch. Mtzd Wg»ch«, d*r G«««»«b«: Kirpsch ft Neichardt. - verantwortlich« Rrd«ci«rr Jullur Nrichardt. «0jj 1«>ag. Lurch dt, «ch MertelMlich « »iuzrla« »k««r 1 «gr. Srrstrgtttfttrt Für de» Raum grfpaft«« A 1 «gr. Vat« ^ laudt" dt« Z«! » ft». r Dresden, den 3. April. — Die Beerdigung des CommissionSrathes Gerstkamp findet Dienstag Nachmittags um 3 Uhr statt und wird der Leichenconduct vom Heinrichsberg unweit des Waldschlößchens sich über die alte Elbbrücke nach dem Trinitatiskirchhofe ver fügen. " — In der Neustädter Kirche ward am Charfreitage unter Leitung des Herrn Cantor Müller Rossini'« Stadst maler zur Aufführung gebracht. — Wie bekannt ist für die König!. Gemäldegalerie aus dem Nachlasse des Münzgraveur Böhm in Wien Anfang dieses Jahres ein köstliches Bild Albrecht Dürers für dm Preis von 3000 Thalern erworben worden, welchem man als würdigsten Platz eine Stelle neben der berühmten Raphaelschen Madonna angewiesm hat. Herr Prof. Hübner schildert in Nr. 13 des Dresdner Journals diesen „Juwel der Malerei" folgendermaßen: „Auf dem tiefdunkeln Nachthimmel schwebt die leuchtende Ge stalt de« Erlösers am Kreuze mit dpi ausgebreiteten Armen und dem wehenden weißen Gewände, da« domgekrönte edle Haupt emporgehoben, als ob der Blick der brechenden Augen das All und die Seele des Beschauers mit cmvorzöge, sichtbar nach oben; denn die» Crucisix wurzelt nicht mehr der Erde, wie «8 im Rahmm de» Bilde» verschwindet, so ruht es nur noch in der Seele, abgelöst von aller Wirklichkeit al» höchste» Symbol de« Christusglaubens", — und verherrlicht hierauf da» BÜd in folgenden Strophen: Ten Himmel und die Erde decket Nacht, Da Hort die Gei»erwelt ein neues ..Werde", Der Hirte läßt sein Leben für die Herde Und durch da- Weltall hallt „Es ist vollbracht!" Lein brechend Auge schaut die cw'ge Macht, Ein Siegesstrahl verklärt die Schmerzgeberde, Und überwunden Eünd' und T.dzesährde Entschwebt der Geist zu set'ger Hinimelspracht. Hinaus! Hinaus! Wie Cherubimesschwingen Hebt ihn das weiße wallende Gewand Hoch über blaue Berge, Meer und Land Und wie die Engel Hallelujah singen Sein letztes Wort den cw'gcn Vater preist: „In deine Hand beseht' ich meinen Geist". Um dm Freunden ächter Kunst «UN auch dm Besitz diese» Bilde» zu ermöglichen, hat da» in diesem Fache deutschen Ruf erlangte photographische Atelier von F. und O. Brockmann eine von BmuS trefflich ausgeführte Copie diese» Bildes käuflich erworben und liefert davon photographische Abdrücke, welche un» lebhaft da» Original vor die Seele führm und den difficilsten Kunstkenner zur Bewunderung Hinreißen. Vorgenannte Kunst blätter schließen sich der reichen Sammlung von Kunstphoto, graphien nach Bildern der Gemäldegalerie im Brockmann'schen Atelier würdig an, von denen wir nur die Madonna Sixtina, Tizians ZinSgroschen rc. erwähnen wollen. Namentlich aber gefiel uns die photographische Wiedergabe der berühmten „Grab legung Christi" von Rotermund, ein Bild, von dem man sich gar nicht wieder trennen kann und da» vom Zeichner dem Ori ginale so ganz vorzüglich abgelauscht ist, daß e» demselben zur größten Eh« gereicht. — Wohl noch zu keinem Quartalwechsel haben so zahl reiche Wohnungsveränderungen stattgefunden, als jetzt, dmn ausfallend ist es, wie man fast in allen Straßen, Gassen und Gäßchen Möbelwagen dahin schwanken und auf- und abladm steht. Namentlich sind es wieder die Vorstädte, nach denen eine Art Völkerwanderung stattfindet, während in der innern Stadt mehr und mehr alle nur irgmd geeigneten Lokale zu Geschäftsräumen, umgewandelt werden. Für das Geschäft des UmziehenS 'selbst ist es höchst störend, daß sich dasselbe hier immer nur auf einm kurzen Zeitraum zu beschränken hat. Während man z. B. in Leipzig zu allen Zeiten aus- und ein zieht, drängen sich hier die Quartierwechsel auf wenige Tage zusammen, wodurch ein ängstliches Treiben entsteht, daß Der jenige von Glück sagen kann, welcher sich in Zeiten mit Transportgelegenheit gesichert hat. So ist denn das Ver langen nach Möbelwagen, Dienstmännern. Packträgem rc. ein ganz bedeutendes. Vor vierzehn Tagen schon kündigte das I. Dienstmann-Jnstitut an, daß es für gewisse Tage keine Be stellungen mehr annehmen könne und vergebens späht man jetzt nach einem rothen Dienstmänn, der gegen die billigen Abonnementmarken die sonst üblichen Aufträge annähme. Im Allgemeinen aber gilt da- Ausziehen jetzt als leichte Sache; man sorgt pch nicht mehr so darum wie sonst und wohl dem, der gut Wetter trifft, um sich in der neuen Heimath trocken betten zu kennen. ^ — Vorgestern Abend ist einer Besucherin der katholischen Hofnrche die Tasche ihres Kleides im Gedränge zerschnitten und da« darin befindliche Portemonnaie mit einigen Thalern Inhalt gestohlen worden. — Die Grundsteinlegung zur neuen Eisenbahnbrücke bei Mißen soll unter Leitung des Herrn Wasserbauinspector Georgi am 1. Mai d. I. stattfinden. " " " — Das Leipziger Tageblatt brachte in dm letzten Tagm die Nachricht, daß vor einigen Wochen früh aus dem Klodnitz- canal in der Nähe der königl. Eisengießerei zu Gleiwitz in Schlesien der Leichnam eines am vorhergehenden Abend ertrun kenen Fabrikarbeiters gezogen worden und daß einige Tage dar nach von Dresden aus an die Staatsanwaltschaft zu Gleiwitz die Anzeige gelangt sei, daß der Verunglückte ins Wasser gestoßen worden sei, und daß sich der Thäter von Gewissensangst ge trieben in Dresden selbst gestellt habe. Dem Vernehmen nach verhält sich die Sache also: Es hat sich vor einiger Zeit aller dings bei einer hiesigen Behörde eine in der Nähe von Glei witz bisher aufhältlich uud angestellt gewesene Mannsperson selbst angezeigt, daß sie den aus dem Klodnitzcanal herausgezo genen Fabrikarbeiter aus Anlaß eines zwischen ihnen stattge fundenen Wortwechsels in den Canal gestoßen habe. Die als bald in Gleiwitz angestellten Erörterungen haben aber die Un wahrheit dieser Anschuldigung dargethan, sofern der Verun glückte ohne jegliche Mitwirkung dritter Person ins Wasser ge fallen ist und der Selbstdenunciant soll denn auch später zu- gestavdm haben, daß er selbst sich lediglich zu dem Zwecke als Urheber des Unfalls angeklagt habe, um von Schulden gedrückt, in irgend einen, Gefängniß einstweiliges Asyl zu finden. — In einer hiesigen Restauration ist in der vorver- gangmen Nacht einem hiesigen Lohnkutschcr, der dort in etwas seligem Zustande einige Stunden geschlafen, während dieser Zeit seine silberne Ancreuhr mit goldner Kette abhanden gekommen, und wahrscheinlich gestohlen wordm. — Eine schändliche Thierquälerei beseitigte dieser Tage ein Bewohner der Königsbrückerstraße, an dessen Fenster eine Taube geflogen kam, deren Füßchen fest mit Zwirnsfaden dich an einander gefesselt warm. Der Zwirn hatte bereits die Haut durchschnitten. Nicht ohne Mühe wurde das Täubchen gefangm und von seiner quälmden Fessel befreit. — Am verflossenen Mittwoch hatte ein großes böhmisches Floß das Unglück, auf der Elbe, nahe bei dem ehemaligen Sängerhallenplatze auf einen Heger, nahe am Ufer zu gerathen und dort sitzen zu bleiben. Nach stundenlangem Mühen ge lang e» das Floß zu theilen und frei zu machen. — Unser Loschwitz, weithin berühmt durch seine köstliche Lage und seine geschichtlichen Erinnerungen an unsre edelsten Größen, hat sich immer mehr für den Sommer gerüstet, wo es von zahlreichen Fremden bewohnt wird. Stattliche Petroleum-Lampen, die ein unschöne» Gas leicht verschmerzen lassen, beleuchten unsere Wege; der Bach hat — namentlich im obern Laufe — zahlreiche neue Uferbautm erhaltm und allentha ben helfen Läden und Firmm allerlei städtischer Gewerbe dem großen und belebten Dorfe zu einem mehr und mehr städtischen Bequem- lichkeitslebm. — Böhmm zählt allerdings über Z Deutsche in seiner Bevölkerung und das Czechenthum, was unter den Ottokarm und Podiebpad freien Aufschwung gmommm, steht deutscher Bildung heute weit nach. Bei den rohen Auftritten der Czechen gegen Andersglaubende und Anderssprechende, namentlich gegm Deutsche und Israeliten wird es nicht fehlm, daß das Land sich selbst viel Schaden zufügt. Wir wissen, daß Böhmen ein schönes und gesegnetes Land ist, wer aber Bade-Aufmthalt oder Vergnügungsreism beabsichtigt, dem empfehlen wir einmal andere Plätze, wo er frei von Sorge und rohen Belästigungen bleibt. Die nasfauischen, thüringischen und sächs. Bäder rechnen darauf, Heuer stärkeren Zuspruch zu erfahren, und das köstliche Thü ringer Land, die Lausitz, die sächs. Schweiz, von vielen auch das liebreizende Erzgebirge (Olbernhauer-, Schwarzwasser- und Zschopauthal), verdienen es, fleißiger empfohlen zu werden. Man versuche nur erst neue Bahnen. — Aus Torgau schreibt man uns, daß seit der dort ein getroffenen Mobilmachungsordre die Thätigkeit in dm dortigen Festungswerken sehr lebhaft sei. — Am 37. v. M. brannte in Torgau die Sicherheitszünderfabrik von Kleeberg L Co. nieder, wobei 7 Personen, 5 Frauen und 3 erwachsene Mädchen, in den schnell um sich greifenden Flammen den Tod fanden, 3 andere Personen aber schrecklich verbrannt in's Hospital ge bracht wurden, wovon am nächsten Tage schon 3 von ihren gräßlichen Leiden durch den Tod befreit wurden. Am Donners tag fand unter großer Theilnahme der Bevölkerung das feier liche Leichenbegängniß statt. Sämmtliche Särge waren mit Blumenschmuck fast überschüttet, und hat Torgau wohl noch nie ein so großes Leichenbegängniß gesehen. 18 Kinder stehen trauernd an den Gräbern der sorgendm Mütter. Allgemeine Betrachtung. Bis vor Kurzem noch hielten sich Kriegs- und Friedens gerüchte die Wage, jetzt stürzt eine Friedenshoffnung nach der andern ein, wie drüben in Amerika der Niagarafall, und immer drohender tritt die Möglichkeit eines Krieges an uns heran. Ziehen wir auch von den Allarmnachrichten, wie sie massen weise in allen Zeitungen colportirt werden, 50H Uebertreibungcn ab, so bleibt gmug Wirklichkeit übrig, um un» bekünm Herzens in die nächste Zukunft blicken zu lassen. Nicht die Börse, das Sinken aller Course und Werthpapier« Lähmung aller Geschäfte, die Muthlosigkeit aller Unters ungen, die Flauheit unsrer Leipziger Messe zeigt an, wies die Geschäftswelt die Lage betrachtet, auch die fieberhafte« mit welcher der den Welthändeln ferner stehende schlichte ^ werksmann nach den neuesten Telegrammm verlangt, U'. regung in allen Schichten der Bevölkerung, mit wAchö Nachricht von der Kriegsbereitschaft dreier preußischer A Corps ausgenommen wurde, geben einm deutlichen Grad» für die Spannung, zu welcher sich die Stimmung betest schraubt hat. Zwar hört man hier nicht viel von Nr, eiligkeit jener Bummel-Strategen, welche dm ganzen Feld plan fix und fertig in der Tasche haben — unser Volk r ernst, bei uns stehen zu gewichtige Interessen auf dem § als daß wir uns sofort leichtfertig mit der Idee eines deut Bürgerkriegs vertraut machen könnten. Wir sind im G thcil entrüstet über das cynische Behagm, mit welchen Kreuzzeitung schmunzelnd ihrm Lesern auseinandersetzt, w vor der Hand Preußen nichts riskirt, als das Leben eh Tausend Soldaten, denn Sachsen wäre ja das bequ« Kriegstheater für preußische Heldenthaten. Wir geben nicht viel auf die Rodomontaden jener avancementlus Gardeoffiziere, welche damit rmommiren, daß am 1. Äprll (« dings ein unglücklich gewählter Tag!) der Krieg erklärt, 3. April Dresden besetzt und so was wie am 4. oder 8 erste siegreiche Schlacht geschlagen würde. Wir wisse» gut, daß damit unser Volk aufgeregt und unsre Regierung schreckt werden soll — aber trotzdem können wir un» i jener gemüthlichen Vertrauensseligkeit überlassen, welche m sie wolle nicht eher an die Mobilisirung glaubm, che nicht Bulletin über die erste Schlacht veröffentlicht werde Die Sache steht so, daß man auf Alles gefaßt seist r Thöricht wäre es, vm Krieg für unausbleiblich, ebenso thör ihn für unmöglich zu halten. Es kommt jetzt Alles.da^ an, welchen Entschluß man in Berlin faßt. Behält V^rnl und Rechtlichkeit den Sieg über Selbstverblendung und L sucht, so wird das Unheil für die nächste Zeit von un; Lande, wie von Deutschland überhaupt abgewandt; überwii jene finsteren Leidenschaften, so wird die Kriegsfurie entfes Tritt, was Gott verhüten möge, der letztere Fall ein, st damit noch nicht gesagt, das gerade Sachsens Fluren zunä oder allein verwüstet werden. Für die KreuzzeitungSpartei r eS allerdings eine Notwendigkeit sein, dm Schlesiern oder) preußischen Sachsen vorzudemonstrirm, daß sie zunächst z schont bleibm — man will seinem Volke, das gar nicht einst warum es zum Kriege kommen muffe, die bittre Arznei mu gerechter dadurch machen, daß man ihm vorspiegelt, wir Sachsen müßtm eine noch viel scheußlichere Arznei einnehm Es ist indeß zur Beruhigung auch unsres Landes, daß Verhältnisse von 1866 nicht die von 1756 sind. Dann konnte Friedrich ohne Kriegse klärung in Sachsen einfall es „in Depot nehmen", wie er es unschuldig nannte und unsr Wohlstand Wunden schlagen, an deren Heilung wir heute nl laborirm, es konnte darüber eine Woche vergehen ehe k Kaiser in Wien nur Nachricht davon bekam; in diesem Zs alter der Telegraphen, bei der Wachsamkeit unsrer Regierw bei dm Vorbereitungen, die Oestreich gegm einen verwegen Handstreich von Schlesien aus getroffen, ist eine Wiederholst davon platterdings unmöglich Wir glaubm es gern, daß ' dem Grafen Bismark gelüstete, seine Rosse in der Ebb« . tränken, dmn Sachsen ist immer noch, wie derselbe Friede« es nannte, der Mehlsack, der, wenn man ihn auch gründli geleert hat, immer noch gmug des Mehles ausstäubt, soba man ihn nur ordentlich ausklopft, aber die Trauben in d Meißner und der Loschwitzer Pflege werden ihm dmn doch e Wenig zu hoch hängen. Gegen einen Handstreich sind wir g schützt und das Weitere haben wir Gott, unsrer gerecht« Sache, der Tapferkeit unsrer Söhne und der treuen Hilfe unsr Verbündeten zu überlassen. Der Weg nach Preußen dürs, nicht schwieriger sein, als der Weg noch Sachsen. Doch jetzt ist es, dem Himmel sei Dank, noch nicht z jener schrecklichen Notwendigkeit gekommen. Wir halten tro aller drohenden Anzeigen immer noch an der Hoffnung fts daß dieser entsetzliche Krieg vermieden wird. Setzen wir de Fall, Bismark redet die Wahrheit. Er sagt: „ich rüste nu' weil Oestreich rüstet, zieht Oestreich nicht das Schwert, s ziehe ich es auch nicht." Gut, so fragen wir: Ist e» woh denkbar, daß Oestreich den Krieg beginnt? Oestreich mit sei nem steigenden Silberagio, mit seiner Finanznoth, die e» «oi einer Anleihe in die andere stürzt? Oestreich mit seinem Ve ncdig, mit seinem unbefriedigten Ungarn, mit seinem Czechen jaß, seinen Judenverfolgungen? Oestreich, da» den Friede; »raucht, um seine Reformen iin Innern zu vollenden? Oester' reich, das aber trotz unvollendeter Reformen nicht da» Bol