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mann an einen Uhrmacher verkauft und da» Geld veriLan haben Im November 1865 hatte der Dienßknecht Carl Fried rich Geifert sein«, Tuchrock, der heut vor uns liegt und das einzige vorpu, ckslicli ist, was aus den Diebstählen wiedererlangt ist, im Hofe am Milchgewölbe hängen. Den stahl Mager eben falls, schickte ihn zu seinein Vater nach Altfranken, ließ ihn wenden und einen andern Kragen darauf setzen Endlich liegt noch ein ausgezeichneter Diebstahl vor, den aber Mager voll ständig in Abrede stellt. In der Zeit vom 10. dis zum 17. December v. I. war dem Dienstknecht Carl Gottlieb Richter rin schwarzer Tuchrock,- sein Son.itagsrock, weggckommen, der in einer verschlossenen Lade lag, deren Schlüssel der Bestohlene immer bei sich trug. Mager und Richter schliefen zusammen. Eines Tages fand Richter seinen Rock nicht mehr, bemerkte aber, daß aus dein Boden der Lade Breter herausgesprengt waren Mager sagt nun, diesen Diebstahl müsse ein mit dort dienender Knecht, Namens Carl August Brctschneider, begangen haben, sie hätten einmal darüber' mit einander gesprochen. Bretschneider habe den Boden aus der Lade herausgehackl. Letzterer indeß iveiß von nichts, er widerspricht mit Bestimmtheit diesem An sinnen, und seinen Worten wird umsomehr geglaubt, als er noch unbescholten ist und auch seine Eltern nach der Aussage des Gensd'armen ganz ehrliche Leute sind. Herr Staatsanwalt Noßteuscher hält die Diebstähle MagerS durch die offenen Ge ständnisse für erwiesen, in Bezug auf den ausgezeichneten Dieb stahl stellt er keine definitiven Anträge. Der Gerichtshof zog sich zur Berathung zurück und verurtheille den Tienstknecht Friedrich Oswald Mager zu 3 Monate Gefängniß. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen. Heute Vormittags 9 Uhr wider den vormaligen Commis und Diensl- mann Gustav Julius Döring aus Neukirch ivegen Diebstahls, Betrugs und Unterschlagung. Vorsitzender: Genchtsrath Cbert. 11 Uhr wider den Dienstknecht Carl Ernst Naumann aus Spittel wegen Diebstahls. Vorsitzender: Genchtsrath Leonhardi. Morgen, den 24. März Vormittags !» Uhr wider den Nagel schmied Carl August Seydel aus Potschappel ivegen Diebstahls; 10 Uhr wider Christiane Caroline verehel. Kummer aus Coswig wegen besonders ausgezeichneten Diebstahls. Vorsitzender: Ge richtsrath Gross. Tagesgcscbtchtc. Oesterreich. Man erwartet von Seiten der hiesigen Re gierung einen Schritt dein, Bundestage unter Hinweisung auf Artikel 1 t der BundeSacte und 19 der- Schlußacte (Einschreiten des Bundes zur Verhinderung von Tätlichkeiten. — Der preußische Gesandte soll nach den: „Fr. Jrn." Erklärungen über die diesseitigen Rüstungen erbeten haben. Die Redaktionen der Wiener Blätter sind nach Mittheilung der „Presse" vertraulich aufgefordert worden, diese Rüstungen und militärischen Be wegungen zu verschweigen. Trotzdem weiß man, daß die Wiener Garnison vollständig marschfertig ist, ein Theil der Lemberger Garnison schon auf dem Marsche nach Krakau ist, dessen Festungs werke verstärkt werden, und daß die Festungen in Böhmen und Mähren, besonders Olmütz und Theresienstadt, mit Artillerie vollgepfropft sind. Diese Nachrichten scheinen mit gewisser Ab sichtlichkeit verbreitet zu sein. Preußen. Der König von Preußen hat den italienischen General Gavona empfangen. — In Betreff der Bundesreform frage wird versichert, daß Preußen das Anerbieten mache, im Kriegsfälle den Bundesstaaten Garantie für ihr.n Besitzstand zu leisten, aber unter der Bedingung blos, daß die diplomatische Vertretung und die militärische Oberleitung an Preußen über tragen werde. — Es ist bekannt gemacht worden, daß Reservisten und Landwehrmünner auch dann bestraft werden, wenn sie nicht bei der Fahne eintreffen, auch wenn ihnen keine persönliche schriftliche Aufforderung hierzu eingehändigt worden ist. - Aus Koblenz find eine Anzahl Festungsgeschütze und Lafetten nach Schlesien abgegangen, und in Wesä wurden dergleichen sogar eiligst am Montag den 18. verladen, die nach Wittenberg und Torgau bestimmt warm. — In der Festung Kosel (Schlesien) soll das Kreisgericht 27,000 Thlr. Hypotheken auf Häuser ge kündigt haben, angeblich weil diese Häuser bei einem Bombarde ment zu exponirt seien. Der Landrath des Schweidnitzer Kreises, derselben Provinz, mahnt öffentlich zur Vorsicht wegen der häufigen bedeutcndm Pulvertransporte, die jetzt dm Kreis be rühren. — Man erzählt in Berlin nach der „B. B. Z.", daß am 32. d. M. zu Königs Geburtstag eine größere Anzahl Ge nerale wie früher zur Gratulation eintreffen, der König eine kriegerische Ansprache halten und die Mobilisirung des Garde- und des 6. Armeecorps Schlesien) aussprechen würde. Außer dem soll auch das preußische Kabinet einen deutschen Fürsten- congreß proponiren, Oesterreich aber die Berathung der Streit frage in der jetzigen Pariser Confermz wünschen, und Frankreich ein europäisches Schiedsgericht befürworten. — Tie meisten Wirthshäuser und Restaurationen Berlins müssen jetzt Abends 11 Uhr geschlossen sein. — Noch erfährt man, daß die preußi schen Gesandtschaften angewiesen worden sein sollen, bei den betreffenden Regierungen Vorstellungen wegen der unziemlichen Schreibweise gegen Preußen und seine Staatsmänner in den Preßorganen zu machen. Ferner scheint man in Berlin zu glauben, Oesterreich werde baldmöglichst Sachsen zu besetzen suchen, und möchte ihm gern darin zuvorkommen. Hannover. Man erzählt, der Ur. Satter habe sich seine hiesige Stellung speciell durch die Angabe mit erworben, daß er Freimaurer sei, welcher Orden vom Hofe sehr protegirt wird, und daß er sogar einer Festloge beigewohnt habe. Der betref fende Herr soll gar nicht Maurer sein. Frankreich Das Urtheil gegen die Lorette Heloise Berthier wegm Ausplünderung eines Minderjährigen ist be stätigt worden. Die schöne Sünoerin muß nun ganz gegen ihre Gewohnheit sechs Monate in St. Nazaire Wolle spinnen. — E. Girardin will ein neues Tageblatt gründen, und hat dem Comite vorgeschlagen, jedem Jahresabonnenten einen Orden als Prä mie zu versprechen, dann würden 2 Millionen subscribiren. — Vom österreichischen Kabinet ist eine Darstellung seines Verhältnisses zu Preußen in Paris abgegeben worden. Die ofsiciellen Blatter behaupten, wenn der Kampf zwischen den deutschen Großmächten entbrenne, werde die Streitfrage eine europäische. England. Oesterreich hat d» London Lei Gckegenheit einer Besprechung über dt« schleLmig - holsteinische Frage die Cr, ktärung abgegeben, daß e» einem Kriege mit Preußen kaum auSweichen könne, weil ei sich in der schwebenden Differenz um Behauptung der politischen Stellung Oesterreichs in Deutsch land handele. Selbst die Blätter, welche bisher die Partbie Preußens in England vertraten, stellen sich nun auf Sette Oesterreichs. — Der Stapellauf des „Northumberland", eines kolossal schweren Panzerschiffes, ist mißlungen, daS Schiff sitzt fest, »md alle Bemühungen, dasselbe von der Stelle zu bringen, waren bisher fruchtlos. — Die Regierung hat die Abhaltung ei»eS Bußtages ivegen der Viehseuche abgelehnt, weil hierbei mit irdischen Mitteln durchzukoinmen sei. Dem vom Bischof von London ausgeschriebenen BußgotteSdienst wohnte der Lord mayor Oberbürgermeister der City von London, ein Jude, bei und sagte ein Diner ab, zu dein er schon Einladungen abge sendet hatte. — Der Plan, London verschönernd umzubauen, wie es Herr Haußmann mit Paris gemacht hat, scheint an den Kosten zu schertern. Rußland. Kusa hatte in Petersburg 200,000 Rubel deponirt. Die rumänische Interimsregierung wollte Beschlag darauf legen erreichte aber ihren Zweck nicht, denn die Summe wurde sofort nach Paris geschickt. — In der Stadl Pensa be stand 185 t die Bibliothek aus mehr als 0000 Bänden, die jetzt sämmtlich verschwunden sind. Der Bibliothekar behauptet, weil sie Niemand gelesen habe. Mittel gegen die HundSwuth. (Auszug aus e.iiem de-:-iaItzigen Aejelip > des Königl. Nnidrallw des >ire-si<- R umart: in Schienen.» 1) Der- Schäfer Vogt zu Pirsch» n, Kreis Neumarkt, besitzt ein Gehciminittel gegen die Hundswuth, dessen Gebrauch sich in zahlreichen Fällen bei Menschen und Thieren, sowohl als Cur-, wie als Vorbeugungsmittel bewährt hat. Nachdem das Königl. Ministerium nach mehrfach vor längeren Jahren angestelllen Versuchen von dem Ankauf des Mittels abstand, ist dem rc. Vogt gleichwohl ans eine Petition der betreffenden Kreisstände unterm 00. Juli 1859 eine Allerhöchste Specialconcession „zur Behand lung des Bisses wuthkranker Hunde unter Zuziehung eines ap- prodirten Arztes" erlheilt worden. - 2) Das Mittel des rc. Vogt, aus einer Pille bestehend, kann nicht lange aufbewahrt, mithin nicht auf Vorrath verabfolgt werden, weil dessen Hauptbestand- theile (Maiwurm und Schlangenwurzel) frisch angesammell wer den müssen, die Pille leicht eintrocknet und dann ungenießbar wird. Außerdem modificirt sich deren Bereitung nach dem Sta dium der Krankheit, deren Alter, nach Geschlecht und Constitu tion des Krank»«. — 3) Da die ersten Anzeichen der HundS- wurh ^unruhiger Schlaf, Mangel an Eßlust, innere Angst) frühe stens 9 bis 12 Tage, meistens erst 4 bis 5 Wochen nach dem Bisse eintret en und mehrere Tage dauern, und das Mittel selbst noch im zweiten Stadium der Krankheit (beim Eintritt der Wuthanfälle und Wasserscheu) als erfolgreich sich gezeigt hat, so ist bei dem geregelten Psst- und Telegraphenverkehr die recht zeitige Beziehung des Mittels immerhin ermöglicht. Poststation für Pirschen ist Kostenblut, Telegraphenstation aber Neumarkt in Schlesien. — 4) Die Pillen sind von dem rc. Vogt unter genauer Angabe des Zustandes, Alters, Geschlechts und der Con stitution des Kranken für den Preis von 10 bis 15 Sgr. (je nach Alter und Geschlecht), bei Versendung durch die Post 5 Sgr. mehr für Botenlohn, Verpackung rc. zu beziehen, einschließlich ausführlicher Gebrauchsanweisung. Die ärztliche Zustimmung zum Gebrauch ist den Anträgen bcizusügen. — 5) Vor Ein treffen des Mittels, resp. anderweiter ärztlicher Hilfe ist es gut, die Wunde mit gelindem Essig und Salz vermischt wiederholt auszuwaschen. — 6) Nur wenn eine rechtzeitige Beziehung des Mittels unmöglich war und die 24 bis 28 Stunden dauernden Wuthanfälle bereits eingetreten sind, ist die Herbeirufung des rc. Vogt behuss Leitung der Cur und Beobachtung der Paroxys- men erfordevlich. — 7) Schließlich die Bemerkung, daß rc. Vogt zur Zeit nicht geneigt ist, das Mittel zu veröffentlichen oder zu verkaufen. (Landw. Anz.) * „Die Leiden eines armen Choristen" heißt ein bekanntes humoristisches Lied, das zuerst der bekannte Pariser Komiker Levassor und dann nach ihm fast alle deutschen Couplet sänger gesungen haben. Dasselbe Lied aus der Wirklichkeit und im Ernste singt die Wiener „Presse" vom 4. März in folgender Notiz: Gestern Abend ist in dem Josephstädter-Theater, während der Vorstellung des „Schuster-Michl", plötzlich der Chorist Franz K. auf der Bühne zusammengestürzt, mußte hinausgetragen werden und blieb längere Zeit besinnungslos liegen. Nach an gewendeten Wiederbelebungsversuchen erklärte er in Anwesenheit des Arztes, daß er schon zwei Tage lang nichts gegessen habe, »veil seine Subsistenzmittel für den Lebenübedarf nicht ausreichen und er das letzte Geld zur Bestreitung des Miethzinses kümmer lich zusammengebracht habe. Dieser Vorfall erregte das Mitleid aller Umstehenden. Man schaffte sogleich kräftige Speisen herbei und labte den erschöpften Mann, und nachdem derselbe überdies mit Geldgeschenken betheilt worden war, veranlaßt man die Ueberbringung desselben in seine Wohnung. * General Grant, der gefeierte Held aus der Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges, liebt bekanntlich nicht blos den Geruch des Schießpulvers, sondern auch den Duft des Krautes von Havannah; er ist ein leidenschaftlicher Raucher. Undank ist glücklicherweise nicht immer der Welt Lohn, und so wird es ihm unmöglich gemacht, auch nur einen Pfennig für seine harmlose Passion auszugeben. Seine patriotischen Bewunderer senden ihm um die Wette reiche Ladungen der feinsten Principcs, Conchas, Havannas, Elegantes u. s. w. zu. Nach der Waffen streckung Johnston's erhielt er an einem Tage 800 Paquete, und jedes seiner Wohnzimmer in den verschiedensten Hotels Amerika s sieht wie ein Cigarrenlager aus. Die Cigarrenspitzen und Cigarrenhalter und ähnliche Luxusartikel, mit denm man ihn überschüttet, vei-schenkt er augenblicklich. Grant ist ein demokratischer Raucher; seine Cigarren trägt er in der linken Brusttasche, seine Zünder in der Weste, und ewig dampft das Wölkchen aus seinem Munde. * Ein verauctionirter Sänger. Die Zeitung von Glasgow bringt eine Mittheilung, die den Spruch, „Alles ist schon einmF gewesen" mvAGt; erstm, siffala HMoinmen ftm, daß ein selbst versteigern ckieß. Durch diese- Greigniß sind die Barnum» von Amerika und auch die der alten Welt völlig aus dem Sattel gehoben. Held der Geschichte ist ein HeeVImnt» Tavlor, ein in ganz GroßbrisiutzNien beliebsßr komischer Tätiget öffent licher Lokale. Dieser Abgott des Lols cksat-ot hat in Glasgow vor einigen Tagen seirxe Stimme und sein mimisches Talmt dem Meistbietenden zuschlagen lassen. Am» .28. Februar fand der Akt statt, nach welchem der Sänger demjeiuzm, der ihn in der Auction erstanden, vier Monate lang in jedyn beliebigen Lokale seine sogenannte künstlerische Thätigkeit zur jVerfügung stellen muß. Die Auktion selbst war eine dramatische Scene. Zu der in den Zeitungen vorher angezeigten Stunde begann bei dein AuctionS-Commifsarius die Sitzung. Es war eine Estrade errichtet, auf welcher links der öffentliche Beamte und rechts James Taylor Platz nahmen. Der Künstler sprang mit der Agilität einer Katze in seinen Lehnstuhl. Vor ihm war e.ne Schaar von Bietenden, Neugierigen und College«, welche lachten, rauchten, schmatzten und Champagner tranken. Nach dem der Auctions Coimnissarius, nicht ohne einige Mühe, einen Moment des Schweigens ermöglicht hatte, kündigte er den Zweck und Beginn der Sitzung an. Das Publikum trank die Ge sundheit des Künstlers und die Angebote nahinen ihren Anfang. Hundert Pfund! — schrie Einer in dem Saal. Hundertzehn! — fuhr eine andere Stimme fort. Die Angebote stcigerten sich stufenweise und erreicht» n die Höhe von 315 Pfund. Jetzt schienen die Bietenden etivas abgekühlt zu sein. Da rief der Auctions-Commissarius Herr Hatchinson von der Höhe seines Sitzes herab: „Champagner! Schenkt Champagner ein!" Man füllte die Gläser, und mit Hilfe des moussirendcn Weines' steigerte sich der Preis auf die Stimme und das Talmt des Herrn James Taylor bis zu 335 Pfund (2234 Rthlr.) Jetzt sprang der Sänger mit Leichtigkeit auf ebmen Boden hinab, dankte dem Publikum und grüßte dasselbe, worauf er in dem Haufen verschwand. Sein Engagement wurde durch den Hammer des Auctions-Commissarius zugeschlagen und bestätigt. * Ein toller Wolf. Die „Gazeta Narod." berichtet über einen schrecklichen Unglücksfall, der sich unlängst in Wol hynien in der Gegend von Krzemimiec ereignet hat. Ein toller Wolf brach am Hellen Tage in das Dorf Zolobad ein und verwundete mehr oder wertiger schwer gegen 40 Personm. Bei Allen brach kurz hintereinander die Tollwuth aus, so daß die aus Krzemimiec herbeigerufenen Aerzte nicht im Stande warm, allen Kranken ärztliche Hilfe angedeihm zu lassen. Viele von der Tollwuth Ergriffene hattm nicht einmal die nöthige Aus sicht und Pflege und liefen frei in der Umgegend umher, Alles anfallend und mit den Zähnm verwundend, was ihnm begegnete. Das Unglück soll herzzerreißend gewesen sein. * Berlin. Am letzten Montag wurde eine merkwürdige Operation Hierselbst unternommen Man fand nämlich am Mor gen in der neuen Friedrichsstraße einen jungm Mann in seiner Wohnung betäubt auf der Erde liegend. Es wurde sogleich der «»'. Badt, der in der Nähe wohnt, gerufen, und dieser con- statirte eine KohlmoxydgaS-Vergistung. Sowohl von ihm, als auch von dem später erschienenen Hausarzt des Asphyxirtm, vc. Sachs, wurden alle möglichen Wiederbelebungsversuche an- gcstellt, weiche jedoch nur dm Erfolg hattm, daß der Patient wieder athmete und sein Puls fühlbar wurde. Als aber gegm 2 Uhr Mittags die Zeichen beginnender Hirn- und Herzlähmung ich einstellten, so schlug der l)r. Badt als letztes Mittel eine Blut-Transfusion vor. Zu derselben wurde Herr Professor Geh. Rath i r Martin erbeten, der bereitwillig sogleich mit einem Sohne erschien. Um 4 Uhr Nachmittags machte er unter Aisistenz seines Sohnes und der Doctorm Sachs und Badt eine Einspritzung von Blut, welches theils von dem Bruder des Patimtm, theils von einem Dienstmann durch Aderlaß gmommm war. Die Operation hatte einen glücklichen Erfolg; unmittelbar nach derselben öffnete der Kranke die Augm, ein Gesicht röthete sich, er konnte etwas Wasser schlucken. Noch bis Abends 11 Uhr lag er in seinem soporösm Zustande, dann kam er zu sich und befindet sich jetzt der Art, daß seiner Genesung mit Zuversicht entgegengesehen werden kann. * Ein neues Mittel, um die Empfindung abzu- stumpsm. Zur Erzeugung lokaler rnsoslbssis (Empfindungslosig keit einer Körperstelle) hat nach dem englischen „Star" der 1)r. Richards»« in London so eben eine neue, ebenso einfache wie zweckmäßige Methode erfunden und mit Erfolg in Anwend ung gebracht. Dieselbe besteht darin, auf denjmigm Körper teil, auf den er operiren will, vollkommen reinen Aether in der Form eines außerordentlichen feinen Negms zu spritzen. Das zu diesem Behufe von Dr. Richardson erfundene Instru ment besteht in einer Röhre, welche an dem einen Ende mit außer ordentlichen feinen Löchern versehen mit einem kleinen Blase rohr in Verbindung ist und in eine Flasche mit Aether ge stellt wird. Sobald da« Blaserohr in Anwendung gebracht wird, spritzt der Aether in haarfeinen Strahlen und wird in einer Entfernung von einem halben bis anderthalben Zoll auf die Fleischtheile gerichtet. In einem sehr kurzen Zeitraum, der nach dem Kreisumfange der zu operirenden Stelle verschie den ist, etwa von fünf bis fünfzehn Secunden, wird der dem Einflüsse des ätherischen Staubregens unterworfene Körpertheil chneeweiß und vollständig gefühllos. Durch diese Vorkehrung wurden lange und tiefe Einschnitte gemacht, ohne daß der Pa tient nur ein Gefühl von der Thätigkeit der Bistouris (Messers) ;at. Sobald die Operation beendet ist, gewinnen die betroffe nen Theile ihre Empfindung rasch wieder und heilm schnei. Die vielfältigen Zufälligkeiten, die in neuerer Zeit durch das Chloroform herbeigeführt wurden, haben die Wundärzte für die Anwendung dieses /Voosstbeticvm ein das Gefühl abstumpfen des Mittel) bei kleinen Operationen sehr bedenklich gemacht, während sie gleichzeitig doch auch stark den Wunsch hegen, dm Kranken die Angst vor dem Messer zu ersparen.. Man kann sich deßhalb einen Begriff machen, mit weicher freudigen Be reitwilligkeit sic zu einem Verfahren greifen werden, daß ihnm oh,re Gefahr die Anwendung eines so kräftigen Abstumpfungs mittels, wie der Aether ist, gestattet.