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'S. ^fchchck: «W« ftß» 7 ah». L»s«c«1t »«d» «-«««««»r R«ULe»»«0,G»»»- R« «MaW 1» U»rr Marteustraße IS« jrtzt t»i»aoo «fchstat. AchMidunfsl^iich, Dienstag, SV. März II Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mtredactem: Theodor -r-bisch. Fte»»k«»t: «iertrljLhrlich «Rgr b»t »urutgtldlicher v«, struug tu'« Ha»S. Durch di» «utA.«^ dttrlellLhritch » «M Liuztl« Nmmu«» 1 «-r. I«serate»-reist: Für dr» Raum «txE gtspaltrum Aetkr 1 Rgr. Unter k«dt" dt. ZM r Rgr. dar «««ua-Ä«: Kkrpsch stk Nrichardt. — H««ltw»ttkich« «ch»ct»r: JutiAS Nrdhsrdt« Dresden, den 20. März. — Zu Ehrm des Geburtssestes Sr. Majestät des Königs von Preußen wird am 22. März beim hiesigen k. preußischen Gesandten, Baron von der Schulenburg, eine Soiree statt finden. — — Die Reise Ihrer Majestät der Königin Marie ist, wie wir hören, bis zu ihrer Einschiffung in Marseille ganz glücklich von Statten gegangen. Die Ankunft auf italieniichem Boden sollte schon am 17. März pattfinden. — — Dem Vernehmen nach ist ein Sohn des verstorbenen !. sächsischen Generalleutnant von Friderici, der großherzoglich Weimarische Kammerjunker von Friderici, zum Nachfolger des mit dem 1. April in den Ruhestand zurückgetretenen Bade- commiffar von Paschwitz in Elster ernannt worden. — — Auf der Annenstraße ist vorgestern Abend ein bisher unbekannter Dieb mit Hilfe einer Leiter, die er im Hofe ge funden, in ein dortiges LvgiS iin «höhten Parterre eingestiegen und hat in Abwesenheit seiner Bewohner, die sich in den anderen, nach der Straße hinaus gelegenen Localitäten aufgehahten, außer verschiedenen Wäschstücken gegen 50 Thaler Geld gestohlen, das er in ein« unverschlossenen Kommode vorgcfunden. Der Dieb stahl «scheint um so frech«, als der Dieb, ehe er eingestiegen, erst ein Fenster eingedrückt und darauf den einen Fensterflügel aufgewirbelt hat. — Am Sonntag Nachmittag fand in der Freimaurerloge zum g. Apfel in üblicher sehr ansprechend« Weise die Beklei dung einer größeren Anzahl von Eonfirmanden beiderlei Ge schlechts (wir vernahmen 30) statt. Nach dem Gesänge eines Chorals hielt in dem festlich geschmückten und von Zuhörern aus allen Ständen fast überfüllten Saal Herr Director »».Richter, als Meist« v. St., eine ergreifende Ansprache an die Kind«, wotauf von den Herren Scaria, Weiß, Steuer und Tempesta ein Quartett sehr und sodann jedes der Kinder unter besonder« ErmLWjv» Mit' einem Gesangbuche beschenkt wurde. Hiernächst biideumen sich zwei Kinder in rührender Weise und dann endete! der Schlußvers des Chorals die feier liche Handlung, die allen dabei zugegen Gewesenen unvergeßlich bleiben wird. Möge besonders ihre 'Nachwirkung in den Herzen d« beschenkten Kind« eine segensreiche sein! — Nach dem Schluß d« Lorträge im Naturwissenschaft lichen Chcluö wurde auf Anregung des Herrn Or. Drechsler beschlossen, eine Vereinigung von Frauen und Männern bei einem Tafelmahl stattfinden zu lassen, bei dem die Gegenwart Derjenigen gewünscht wurde, die sich als Vortragende oder als Zuhörer an dem naturwissenschaftlichen Cyclus belheiligt hatten. So geschah es denn, daß am vergangenen Sonnabend Abend sich im großen Saal von Braun's Hotel an hundert Personen einfanden, denen Herr i'r. Drechsler eine Begrüßung spendete und einen Rückblick auf die Stunden warf, denen die verschie denen Vorlesungen gewidmet waren. Während der Tafel er griffen zuerst die Herren Geh. Rath Körn«, geh. Hofrath Reichenbach und der vorgenannte Redner das Wort, wo Elfterer anerkennend des Herrn Or. Drechsler und des Herrn l>r. Geinitz, der Zweite d« hohen Ministerien und der Dritte d« Vortrags besuchenden in einem Toast gedachte. Es nahm dann ferner Herr Advokat Judeich die Gesellschafts-Zusammenkünfte in Obacht; Herr 0». Wehl weihte sein Hoch den Frauen unter den Zu hörern des wissenschaftlichen Cyclus, und Herr Canzleirath Zschille wirkte erheiternd durch einige Vorträge in gebundmer Sprache. Laut Bekanntmachung hat Herr l»r. Drechsler bereits Statuten zu einem wissenschaftlichen Cyclus erlassen, wo mit nächster Zeit ein allgemeines Institut in's Leben treten soll, das sich die Förderung und Verbreitung naturwissenschaftlich« und philo sophischer Kenntnisse zur Aufgabe stellt. Dies im Grunde philo sophische Institut soll aus Pflegern und Freunden der Wissenschaft bestehen, wo jede selbstständige und unbescholtene Person die Mitgliedschaft für einen jährlichen Beitrag von 5 Thalern erhaltm kann. Wir werden spät« in unserm Blatte auf dies Unternehmen zurückkommen. — Auf dem Aomarkt kam es vorgestern Abend in d« 12. Stunde zwischen einen» HandlungScommis von hi« und einem beurlaubten Soldat zu einem Auftritt, d« leid« für Letzteren höchst empfindsame Folgen zurückließ. Der HandlungS commis hatte, wie es scheint, nicht ganz ohne Absicht, dem mit sein« Geliebten ihm vorausgehenden Soldat wiederholt auf die Stiefelabsätze getreten. Dagegen hatte sich dies« natürlich ver wahrt und hierdurch mied« den Handlungscommis durch die ihm gebührende Zurechtweisung so gereizt, daß dies« sich Hin reißen ließ, mit dein Hausschlüssel auszuschlagen. D« Soldat hat zwei Löcher am Kopfe davongetragen und blutete über und üb«, als endlich die Wächter dazu kamen und durch die Arretur deS Commis dem Streite ein Ende machten. — Das Dr. Journal erklärt die Nachricht, der preußische Gesandte habe in DreSdm im Namen sein« Regierung die Erklärung abgegeben, daß für den Fall eines Krieges zwischen Preußen und Oesterreich seine Negierung die gewünschte Mu- tralität Sachsens respectiren werde, und infolge dessen die schon aqgeordnet gewesme Mobilisirung der sächsischen Armee , sistirt worden sei, ebenso wie die Notiz eines Leipziger Blattes, welches bei Wiedergabe dieser Notiz von ein« ernsten Drohung spricht, die Graf v, Bismarck dem sächsischen Gesandten Grafen v. Hohen- thal in Berlin mit besonderer Bezugnahme auf die sächsische Presse ausgesprochen haben soll, für erfunden. — Die 13. allgemeine sächsische Lehrerversammlung wird in den letzten Tagen des September dieses Jahres hier in Dresden stattfinden. Der Vorstand des allgemeinen sächsischen Lehrervereins hier hat durch den letzthin erfolgten Tod des Seminardirectsrs Walther sein jüngstes Mitglied verloren. An dessen Stelle ist d« bisherige Keminaroberlehrer Kockel hier, und an seine Stelle d« Gymnasialoberlehr« Wild in Bautzen berufen worden. — Am 10. März gegen Mitternacht ward ein voraus sichtlich schwer« Unfall durch umsichtige Entschlossenheit zu recht« Zeit noch abgewendet. Ein Droschkenführer, vom Neu markt nach der AugustuSstraße kommend, hatte alle Herrschaft über sein Gespann verloren und sah sich willenlos seinem wild dahinbrausenden Gaule überantwortet. Da stellte sich ein vom Augustusplatz kommender Herr den» wilden Pferde entgegen, erfaßte das um sich schlagende Thier am Zügel und brachte es endlich nach hartem Kampfe zum Stehen. Der Kutscher sprang jetzt unversehrt von seinem Sitz herab, der Wagen aber mußte, in zwei Hälften auseinander gebrochen, wied« zusammengcstellt werden. Der He«, der das Gespann so muthig und uner schrocken angehalten, dann aber sich sofort entfernt hatte, war, wie wir hören, Herr Amtswachtmeist« Löhnert. — Der chemischen Fabrik der Henen Ledebour und Hautz an d« Tharandterstraße hat der Stadtrath bei 100 Thalern Strafe die Anfertigung von Pikrinsäure untersagt, da die bei dies« Fabrikation im Graben fortfließenden Abgänge offenbar einen schädlichen Einfluß auf die naheliegenden Brunnen äußern. — Aus dem Einladungs-Programm zu den in diesem Jahr abzuhaltenden öffentlichen Prüfungen an d« Lehr- und Erzieh ungs-Anstalt für Töchter gebildeter Stände zu Friedrichsstadt- Dresden, «sehen wir, daß solche den 19., 2o; und 21. März stattsinden. Das Programm selbst eröffnet eine von dem Lehrer Herrn I Blochwitz geschriebene kenntnißreiche Abhandlung über den naturhtstorischen Unterricht in höheren Töchterschulen, der sich dam» der Prospekt und die Schulnachrichten dies« unter d« bewährten Leitung des Direktors t>r. Gärtner stehenden Lehranstalt anschließen. Die Gesammtzahl der im letzten Schul jahr Unterrichteten betrug 59 Pensionärinnen und 171 Tages schülerinnen. — Ebenso wurden gestern und iverden heute und morgen die Prüfung«» der Schüler an der hiesigen Handels- Lehranstalt, Direktor F. Noback, abgehalten. Das als Einlad- ungöschrift ausgegebene Programm enthält eine von dem Lehrer für Naturwissenschaften, Herrn Zschau trefflich geschriebene wissenschaftliche Arbeit „über das Silber", welche als Bei spiel der Behandlung des naturwissenschaftlichen Unterrichts in der Handels-Lehranstalt dienen soll. — In Sachsen giebts 257 Turnvereine an 222 Orten (117 Städte, 3 Flecken, 98 Dörfer). Gesammtzahl der erwach senen Turn«: 31,391, mit Einschluß der Schulkinder 42,050 Theilnehm«. In ganz Deutschland beträgt die Zahl der Turnvereine 1931 in 1768 Ortschaften (1202 Städte, 213 Flecken, 353 Dörfer). Gesammtzahl der erwachsenen Turn« 167,932, mit Einschluß der Schulkinder 202,666 Theilnehm«. Zahl d« Turnhallen: 178. — Von der Direktion des Königl. Schullehrer-Seminars zu Grimma ist uns folgende Berichtigung zugegangen: In Nr. 73 der Dresdner Nachrichten wird über ein angeblich im Seminar zu Grimma vorgekommenes beklagenswerthes Ereigniß berichtet, welches zu dieser Anstalt nicht in d« geringsten Beziehung steht. Lehrer und Zöglinge*) des genannt«» Seminars verwahr«» sich daher hierdurch entschieden wider die gänzlich unbegründete Insinuation, welche sich der I. Correspondent d« Dresdner Nachrichten in dem betreffend«» Artikel gegen dieselben zu Schulden gebracht hat und versichen» wiederholt, daß daü geschilderte angebliche Ereigniß mit dem Seminar zu Grimma keine Gemeinschaft hat. — Der schöne Frühlingstraum, dem sich die Mehrheit hingegeben, hat in d« Nacht vom 13. bis 14. März einen Knacks bekommen. Früh Morgens fand man gefrorene Fenster scheiben und in höher gelegenen Gegenden unseres Vaterlandes wurde das warme knospende Leben mit d»s Schnees kaltem Leichentuche zugedeckt. Der wärmende Sonnenstrahl hat dieses jedoch bald wieder wegg'zogen und gewisse, der Spekulation er gebene Landleute wollen jetzt schon eine Verwüstung sehen, die der Frost angerichtet habe. Möglich, daß in der Blüthenwelt *) Wir haben schon in Nr. 76 erwähnt, daß cs Zöglinge der Grimma'« Fürjlenschule waren. Die Red. hi« und da eine kleine Verwandelung geschehen und so manch zartes Kind des LenzeS, das der Zeit vorangeeilt, sein Köpf chen hängen läßt. Es giebt dich Stoff zu Betrachtungen und wir könnten fragen: geht es den edelsten Wünschen und Be strebungen der Menschen oft nicht beffe . Von der Gluth des BufenSZfür alles Schöne, Gemeinnützige und alles Große er wärmt und gezeitigt, treten sie freudig und hoffend hinaus in das Leben und träumen sich dem schönsten Ziele nahe. Doch angeweht von dem eisigen, Alles ertödtenden Hauche d« Eng herzigkeit und des Egoismus, kehren sie entgeistert und trau ernd zurück in das Heiligthuk», das sie gewiegt, nicht um zu sterben, ab« um zu schlummern, bis d« wahre Frühling für sie anbrechen und sie zum schöneren Leben erwecken wird. Bis der ab« erscheint, wird noch mancher Nachtfrost üb« die Erde ziehen, möglich, daß wir jetzt noch einen politischen Nachwinter bekommen. — — Um eine heute zu wolthätigen Zwecken stattsindende theatralische Vorstellung in keiner Weise zu stören, findet daS Concert des Flötenvirtuosen Herrn A. deVroy erst nächsten Freirag statt. — Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 19. März. Eine Privatanklage hat der Schneidermeister Hein ich Friedrich Conrad Grupe und dessen Ehefrau in Welschhufe wider den Handarbeit« Johann Gottlieb Wustlich in Hains berg angestrengt. Die Anklage geht auf wörtliche und thät- liche Beleidignng, wofür Wustlich mit 3 Thal« Geldbuße vere urtheilt ist. Gruppe fordert den Wustlich eines TageS auf, sich mit ihm über gewisse Ansprüche zu berechnen. Da sagte Wustlich: „Wenn ich Dir auch was schuldig bin, ab« ge maust habe ich deshalb noch nicht!" Grupe meinte: „Was, wir haben gemaust?" — „Jawohl" — erwiderte Wustlich, „Ihr seid eine Mauscbande, Ihr habt mir eine halbe Klafter Holz gemaust!" Wir hören auch von Jnsgesicht spucken rc. Die Aau des Grupe soll Wustlich so gefaßt haben, daß sie braune und blaue Flecke davon trug. Wustlich gesteht Alles zu, jedes Schimpfwort, nur mit den blauen und braunen Flecken der Frau Grupe will er nicht ganz einverstanden sein, da er, wie er meint, sie nur am Handgelenk angefaßt habe. Nach kurzer Berathung erklärte der Gerichtshof, daß am ersten Urtel nichts geändert wird. — Im zweiten Prozeß handelt es sich um eine Medicasterei, deren die ehemalige Hebamme Jo hanne Christiane Enterlein beschuldigt und weshalb sie mit 1 Monät und 8 Tagen Gefängniß und Tragung d« Kosten be straft wurde. Sie erhob Einspruch dagegen, weil sie ihre Handlungsweise keine Medikasterei nennen dürfe. Die Enter lein hatte am 30. April 1861 schon ihre Functionen als Hebamme niedergelegt, einige Monate darauf wurde ihr von Amtswegen deshalb bedeutet, nicht mehr zu entbinden. Jn- deß, sic kannte eine Pächterin, die sie schon immer entbunden hatte und auch einmal nach Niederlegung ihrer Functionen und zwar am 22 April 1862. Am 6. Juli vorigm JahreS kam die Frau wied« darnieder. Auch da war die Enterlein dabei und ihre Beihülfe kam zur Anzeige. Sie sagt, sie habe die Frau nicht entbunden; denn als sie gekommen, sei das Kind bereits dagewescn, sie habe es nur gebadet. Beide Male habe sie kein Entgeld verlangt, ab« doch immer etwas erhal ten. Ihr Vertherdiger, Herr Advocat Robert Fränzel, hält die Handlungsweise höchstens für polizeilich strafbar, da st« eine geprüfte, sehr geschickte Hebamme war. Herr Staatsan walt Held beantragt mit kurzen Worten die Freisprechung d« An geklagten Der Gerichtshof erklärte, daß die Enterlein von d« An klage auf Medicasterei sreigesprochcn werde. — Der Dienstknecht Carl Eduard Thiele aus Eutschütz, ist wegen Unterschlagung zu 6 Tagen Gefängniß verurtheilt. Er diente als Pferdeknecht bei dem Gutsbesitzer Röthig in Leibnitz und mußte alle Tage mit Kartoffeln und Milch nach Dresden fahren, namentlich zu dem Victualienhändl« Lindner auf der Johannisgasse. Dort erhielt er bald Geld, bald nicht, je nachdem es dem Lindner paßte. Eines Tages brachte Thiele auch wieder Milch und Kartoffeln zu Lindner und soll Beides bezahlt erhalten haben. Man beschuldigt ihn nun, daß er seinem Dienstherrn bloS das Geld für die Milch, nicht aber für die Kartoffeln abgeliefert. Thiele stellt das in Abrede. Er sagt, er habe die 35 Ngr. gar nicht erhalten, wie da- ja öft« schon vorgekommen. Lindner habe sich geirrt. Herr Staatsanwalt Held erklärt, er habe Be denken, nach jetziger Lage der Sache die Anklage gegen Thiele aufrecht zu «halten, und stellt Alles daher in daü Ermessen der Nicht«. Es erfolgte Klagfreisprechung. — Eine Privat anklage, welche der Comptoirist Friedrich Ernst Müller in Neu strießen wider den Privatus Johann Samuel Eichler und Ge nossen angestrengt, behandelt unerquickliche HauSconflicte zwischen Hauswirth und Miether, die schon seit langer Zeit und in großer Menge aufgetaucht sind. I) Am 10. September 1864 stand Müller, auf dem Arm sein Kind haltend, am offenen Hofthor, dessen Thür von Latten ist. Da kam der 11 jährig« Sohn Sichlers, Richard, und schlug dem Müller die Thür vo<