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Hiervon sind 264,150 Thlr. zu Verleihung von 982 Stell vertretungen (an 77!» Mann auf 6 Jahre und an 203 Mann auf 3 Jahre) verwendet worden. — Wer jetzt die Wilsdrufferstraße passirt, der wird stets ein zahlreiches Publikum vor dem Schaufenster des elegantem Fleischgewölbcs des Herrn Fleischermeister Renz versammelt finden, welches die daselbst ausgestellten Kunst-Wurst- undFleisch- waaren bewundert. Tie zum Theil humoiistisch auügestattetcn Maaren sind oft höchst kunstvoll decorirt, in ähnlicher Weise, wie die Eonditoren ihre süßen Maaren mit Zuckerguß schmücken, nur daß hier statt dessen feines weißes, rosa und sonstiges bun tes Fett verwendet wird. Plan sieht da Schmetterlinge, allerlÄ Geflügel, ja selbst die unvermeidliche langgestreckte Trichine mit Fühlhorn, Gebiß, sechs Beinen und Schwanz, in Chamälevn- frrben schillernd und auf dem Rückenschild die Worte „Unschäd liche Trichine". Wir erinnern uns nicht, je irgendwo etwas so Geschmackvolles und künstlich Ausgestattetes in Fleischwaaren ge sehen zu haben und Herr Renz zeigt deutlich, daß ihm der Fortschritt in seinem Gewerbe keineswegs Wurst ist. — — Fra iren st ein, den 22. Februar 1860. Am heutigen Tage hielt das Eonsortium des Lobositz-Dux-Fraucnstein Klin- genbcrger Eisenbahnunternehmens seine dritte Plenarversammlung in unserer Stadt ab; nachdem die beiden vorhergehenden Sitz ungen desselben in Dux stattgesunden hatten. Se. Durchlaucht Pr>nz Arthur Nohan, Präsident des Eonsortiums, war eigens dazu von Wien erschienen und eröffnet«.' Mittags 12 Uhr die Sitzung. Die Gegenstände der Verhandlung, welche theils in Erweiterung des Begründungs-Eonsorüums durch Aufnahme der Fürsten Schwarzenberg und Lobkowitz, Durchlauchten, als Be sitzer der Herrschaften Lobositz und Billin, theils in Vorlegung der Eoncessionsurkunden österreichischer und sächsiicher Seits, theils in Wahl der betreffenden Ingenieure, welche die Tracirung leiten werden, theils endlich in Aufstellung des Modus, nach dem die Einzahlung der Gelder, welche die Tracirung erfordert, und die bereits vollständig — ohne Ausgabe von Promessen scheine, wie eS anderwärts Brauch ist — unter den Mitgliedern des Eonsortiums selbst aufgebracht sind, geschehen soll, bestanden, wurden schnell und mit rühmenswerther Uebereinstimmung dis- cutirt und erledigt. Ein heiteres Mahl, bei dem es an Trink- sprüchcn nicht fehlte, beschloß die Versammlung. Das Project zur Erbauung der Lobositz-Dux-Frauenstein-Klingenberger Eisen bahn, welches bereits im vorigen Sommer aufgestellt, durch Ein mischung anderer Projekte aber in seinem Verfolg sehr ausge- halten wurde, geht somit rüstig seiner Ausführung entgegen. Die zu erbauende Bahminie wird für die Zukunft gewiß einen nicht unbedeutenden Verkehrsweg bilden, zumal wenn dieselbe später von Klingenberg bis Rossen, welche Strecke ja keine Schwie rigkeiten bietet, zum Anschluß an die neue Leipzig-Dresdener Bahn verlängert werden sollte. Welche bedeutende Verminde rung der Strecke von Leipzig nach Prag durch diese Bahn cin- treten würde, kann Jeder leicht ermessen, der einen Blick auf die Karte wirft. Aber nicht genug hiermit; diese Bahn wird ein bisher noch wenig benutztes, unermeßliches Kohlenbecken von ausgezeichneter Güte erschließen und namentlich der Gebirgs gegend dieser Seile großen Nutzen dadurch gewähren, daß theils Produkte, die sie bisher vollständig entbehrt, wie z. B. Kohlen, oder in doch schlechter Qualität nur zu erzeugen vermochte, z. B. Ziegel, und außerdem Kalk, Getreide re. ihr zugeführt, theils aber auch die von ihr erzeugten abgesetzt werden können; letztere sind ja auch nicht unbeträchtlich, als Bretter, Spiel- waaren, Heu, Hafer, und sogar gesucht, wie Butter :c. Rach nur approximativen Berechnungen wird sich der Frachtvcrkehr nach Millionen von Eentnern, nur für die Strecke der Bahn selbst, berechnen lassen und verspricht somit die Bahn für die Actionäre ein ganz günstiges Resultat. Unse er Stadt und Umgegend wird sie insbesondere aber ein neues Leben einhauchen und neue industrielle Unternehmungen werden entstehen, herrliche W ffer- kräfte, die bis jetzt unberücksichtigt und unbenutzt blieben, weil die Verkehrsmittel fehlten, werden solche begünstigen; unsere Lanvwirihschaft, unser Bergbau wird sich heben und unser Grundbesitz im Werthe steigen. Wir wünschen daher dem Unternehmen von ganzem Herzen einen glücklichen Fortgang. - Zwei Bedienstete des sogenannten BergguteS bei Oschatz, der Voigt und der ihm untergebene Schirrmeister, sind am 22. Nachmittags bei ihrer Arbeit derartig in Zwistigkeiten gekommen, daß der Schirrmeister den Voigt mit der Mistgabel lebens gefährlich in den Kopf stach. Man zweifelt an seinem Auf kommen. Der Thäter ist verhaftet. — In dem Hause Palmstraße Nr. 14 ist vorgestern Nachmittag gegen jti Uhr in der in der I. Etage gelegenen Tischlerwerkstatt dadurch ein Brand entstanden, daß aus dem in der Werkstatt stehenden Ofen, entweder eine brennende Kohle oder ein brennender Hobelspahn durch das an der Osenthüre befindliche Zugloch auf das vor dem Ofen liegende Blech ge fallen ist, wodurch die in der Nähe gelegenen Hobelspähne in Brand gerathen und in Folge der entstandenen Hitze einige Fensterscheiben zersprungen sind. Das Feuer ist aber von der I4jährigcn Tochter des Meisters rechtzeitig bemerkt und dann durch diesen selbst und mehrere Hausbewohner sofort gelöscht worden, ohne daß ein weiterer Schade angerichtet worden wäre. — In Pirna ging gestern Morgen ein Dienstmädchen in die Elbe, um ihrem jungen Leben ein Ende zu machen. Die Schiffsmannschaft eines in der Nähe befindlichen Sleinkahnes rettete dieselbe. Dian brachte sie in das Sladikcankenhaus. — Der Lithograph Goldschmidt aus Königstein, welcher im vorigen Jahre die Weimarischen Zehnthaleischeine' gefälscht, ist auf dem Zuchthause in Waldheim gestorben. — Im Chemnitzer Stadtlheater war am 22. d. Nach mittags der Kronleuchter herabgelassen, um geputzt zu werden. Beim Wiederaufwinden brach wahrscheinlich die Befestigung der hölzernen Trommel, auf welcher das Seil geht, und es stürzte der schwere Leuchter herunter in den Zuschauerraum, wo er völlig zertrümmerte. An demselben Nachmittag hat der Agent Alphons Mauduit aus Loumont, eine sehr geachtete Persönlich keit, welcher im Begriff stand, sich in Chemnitz niedcrzulassen, in einem Anfall von Scelenstörung durch einen Schuß in den Kopf seinem Leben ein Ende gemacht. Mauduit war be reits wegen Geisteskrankheit in einer Heilanstalt. — Wie wir hören, ist in einer der vergangenen Nächte in das Büreau der Militär-Vorrathsanstalt, die sich im Zeug hof befindet, eingebrochen und aus einem dort befindlichen Geld kasten die Summe von ca. 50t) Thlrn. gestohlen worden. Der Dieb soll bis jetzt noch nicht ermittelt sein. — — Dein Vernehmen nach hat die Behörde in der letzten Zeit gegen einen hiesigen Arbeiter einzufchreüen gehabt, der französische Fünfccntimes-Stücke, die bekanntlich noch nicht ein mal einen Werth von fünf Pfennigen haben und aus Kupfer bestehen, mittelst Quecksilber weiß gemacht und darauf als ^-Thalerstücke verausgabt hat. — - Die schlesische Vühversicherungsgesellschaft in Breslau ist auch in Sachsen zugclaffen worden und hat Dresden zum Sitze für ihren Geschäftsbetrieb innerhalb des Königreichs Sach sen gewählt. — Auf der großen Frohngaffe gerieth in der Nacht von Donnerstag zum Freitag in einer Schenkwirthschaft ein ange trunkener Handelsmann mit den übrigen Gästen in Streit. Er insultirte dieselben, leistete der Aufforderung des Wirthes, das Local zu verlassen, nicht Folge, kehrte, aus dem Local hinauS- geschafft, immer wieder zurück, und mußte schließlich durch herbeigeholtcs Polizeipersonal hinter die Frauenkirche geführt werden. - Am Donnerstag Abend feierte in den Sälen des K. Belvedere der Brühl'schen Terrasse der hiesige Schwcizerverein sein alljährliches Stiftungsfest. Es war zu diesem Zweck ein reichhaltiges gedrucktes Programm ausgegcbcn. Ein reizender Damenflor war erschienen in den reichsten Toiletten. Die fran zösische Sprache war die vorherrschende, nur hier und da tauchte ein deutsches Wort auf. Der Cotillon bot des Ueberraschenden viel, aus den Fittigen eines Riesenschwans, der in der Mitte des unteren Saales stand, quollen die Cotillonordcn massenhaft in allen Nüancen hervor. Eine junge Dame, eine geborene Schweizerin, tanzte Solo einen Nationaltanz in Costüin hin und wieder aus einem Blumenkörbchen Kinder der Flora ver- theilend. Vor dem Haupteingange des unteren Saales prangte ein illuminirter „Wilhelm Teil" mit der Inschrift: „Durch diese hohle Gaffe müssen wir kommen!" Ein Trompetcnsignal rief die fröhliche Gesellschaft nach dem oberen Saal zur Tafel, auf der wieder, wie immer, Herr Marschner all' seinen Ge schmackssinn entfaltet hatte. Als nach dem ersten Toast, den der Präsident des Vereins brachte, die GaSlampen schwanden und draußen in der dunklen Nacht bengalische Flammen nach innenzu ihr magisches Licht warfen, glaubten wir im Feenpa laste der verwunschenen Prinzessin Alinea zu sein. Toast folgte auf Toast und zwar theils in französischer, theils in deutscher Sprache. Drei kräftige Lieder wurden g sungen und nament lich entzückte daö: „l.sin ck« »olim 11 Ivolio, 56» stlr-il!? en- »ont äan» n«» o»our.»" Alle — es waren Erinner- ungSblumen an die Heimath mit den Niesenbergen! Ein gutes Quartett ließ auch seine Weisen ertönen. Es wurde der Gäste gedacht in sinnigen Worten, ebenso der Damen und Sr. Maj. des Königs von Sachsen. Nach der Tafel zog die fröhliche Schaar wieder in den unterm Saal und der Tanz begann auf's Neue. — In der heute (Sonnabend) dm 24. Februar 9 Uhr im königlichen Bezirksgericht zu Meißen stattfindenden öffentli chen Hauptverhandlung gegen Opitz und Genoffen, derer wir neulich schon erwähnten, wird die Staatsanwaltschaft Herr Held aus Dresden vertreten, da Herr Staatsanwalt Hentschel sich auf einer Dienstreise befindet. — r. Concert. Fräul. Mary Krebs, die vielversprechende jugendliche Pianofortevirtuosin, spiecke am Donnerstag dm 221 Februar in einem hierzu arrangirten Concert im Saal des Hotel de Taxe zuerst mit dem Herrn Concertmeister Lauterbach und Kammermusikus Grützmacher das Trioconcertant in L-»oII von L. Spohr Op. 119, und später Solo xrsnclv Lonals »ppaorio- o»ta in b-i»»1I von Beethoven Op. 57, Fantasie für die link» Hand allein („Die letzte Rose" und „Den König segne Gott^H von Willem Cönen und Polonaise in Xs-äur von Chopin Op. 53. Die junge Künstlerin zeigte heute abermals durch ihr Spiel, daß sie mit Eifer und Fleiß das angeborene seltme Ta lent fortschreitend ausgebildet hat; ihre Technik war vollkom mener und sicherer, der Ton voller und ansprechender und dt» Ausdruck sympathischer. Tie bewundernswerthe Fertigkeit und Kraft, mit welcher die Concertgeberin die Fantasie mit der linken Hand spielte, machte es auch erklärlich, daß bei ihrem Vortrag mitunter der Baß den Discant überlönte. Frau Jauner-Krall sang die Concert-Polonaise von C. Krebs brillant, hinreißmd, entzückend, und eine Gesangsscene (Schlummerlied) aus der „Afrikanerin" von Meyerbeer. Fräul. Langenhaun declamirte die „Drei Schwestern" von Mosenthal und „Das seltme Blüm chen" von Rosa Maria. Ferner spielte Herr Grützmacher ein Adagio von Mozart mit sehr viel Beifall und Herr Concert meister Lauterbach trug eine Fantasie von Vieuxtemps auf so vollendete und gediegene Weise, mit solcher Zartheit und doch auch Fülle und Mächtigkeit des Tons vor, daß des Beifalls kein Ende werden wollte. Ganz prächtig sangm auch die Herren Hofopernsängcr Rudolph, Scharfe, Eichberger und Freny die Quartetten „Die Liebe" vsn Cherubini und „Ständchen" von Kreutzer. Das aus elf Nummern bestehende Programm wurde von der Concertgeberin in Folge des reichen und lauten Bei falls noch durch den Vortrag einer reizenden Composition ver mehrt, so daß das Concert erst 110 Uhr endigte, der zu An fang des Concertes vollständig gedrängt volle Saal aber schon nach der siebenten Programmnummer sich bemerklich zu leerm begann. Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Amalie nebst Ge folge wohnte dem Concert fast bis zum Ende bei. — — Gestern (23.) feierte Herr Hosrath und Leibarzt l)r A. G. Carus j«o. sein 25jähriges Doctor-Jubiläum. Einer Feier im Kreise der Familie gesellten sich vie«e Beglückwünschungen von auswärts bei. Oesfentl. Gerichtsverhandlung vom 23. Febr. In der ersten der heute anstehenden Einspruchsvcrhandlungen handelt es sich um eine Privatklagsache, der eine Beleidigung zu Grunde liegt, welche der Gutsbesitzer Carl Gottfried Katzsch- ner aus Saupsdorf dem Gensdarm Ernst Valentm Seilheimer zu Radeberg zur Last gelegt. Das Gerichlsamt Radeberg sprach den Beklagten klagfrei und verurtheilte den Kläger in die Kosten. Man bedenke, daß dieser Prozeß schon am 3. Februar 1864 beginnt, also sich schon über zwei Jahre fortspinnt. An ge nanntem Tage war in Radeberg Viehmarkt. Katzschner kam mit zwei Wirth'chaflspferden dahin, um sie zu verkaufen. Sein Sohn Wilhelm war auch mit. Der Vater ging um 1 Uhr Mittags fort vom Platze und ließ den Sohn die Pferde in den Stall zu einem Lohgerber führen, wo er selbst mit vielen an dern Marktbcsuchern zu Mittag aß. Als der Sohn mit den Pferden unterwegs ivar, wurl e von einem derselben cm Mann aus der Gegend von Bischofswerda geschlagen, so daß sich sofort ein Publikum von mehreren hundcrt Köpfen versamme le. Der Gensdarm Seilheimer, der herbeieilte und hörte, daß man schrie: „Der Mann muß arrelirt werden!" erfuhr nun, daß die Pferde dem Katzschner gehörten, der eben bei dem Lohgerber Mittag aß. Seilheimer ging dorthin und trat in die Stube, ivo Katzschner mit auf den Tisch gestemmtem Arme saß und sich den Kopf stützte. Seilheimer, der sonst als ruhiger und besonnener Beamter bekannt ist, fragte: „Wo ist der Mann, dessen Pferd ausgeschlagen hat?" Katzschner sagte: „Das bin ich!" obgleich behauptet wird, er soll in diesem Moment nock- gar nichts von dem Extempore seines Schimmels gewußt haben. Ter Gensdarm fragte nach der Legitimation und Katzschner soll dabei sehr laut geantwortet haben: „Ich brauche keine!" Nun soll der Gcnsdann von Flegelei gesprochen und den Katzschner sistirt haben. Katzschner behauptet, Seilheimer habe gesagt: „Ich werde Ihnen beweisen, gegen einen Polizeibeamten Flege leien auszustoßen. Ich werde Sie 2 bis 3 Tage einstecken!" u. s. w. So ging die Reise fort zum Bürgermeister, dann zu einem Stadtrath, aber Niemand war zu treffen, bis endlich die Sache im Arrestlocal damit endete, daß der Polizeidiener 5 Ngr. erhalten sollte, daß der vom Pferde geschlagene Mann sich mit einem blanken Thaler abfinden ließ und Katzschner bald ent lasten wurde; seine Abwesenheit vom Gasthofe soll etwa eine