Volltext Seite (XML)
Übq»ig t» dies vlatt«, jetzt w gxEplarru «rschetut, B»«l »t»» rrsrlgrrich« Ntübrrituag Inseratnl-reift: Für den Raum «i«< »rspalteue» Zette: 1 «,r. Unter „Ltsg»j laudt" die A^l, Vruck u»d Uigeathma der Hrrauigeber: Eiepslh R Reichardt. — Berautwertttch« Redakteur: IniiU- Reich tttdi. Dresden, den 16. Februar. — Die Abwesenheit Sr. Majestät des Königs von Dres den wird, wie wir hören, mindestens 8 Tage andauern. — — Se. Majestät der König wird auf der Reise nach München von dem Oberst und Flügel-Adjutant v. Thielau be gleitet werden. — — Der vorgestern Abend im königlichen Hoftheater statt- gesundenen Musikaufführung wohnte auch Se. Majestät der König bei. — - Man spricht von Veränderungen in höheren Militär kreisen, die mit dein Rücktritt eines hochgestellten OfsicierS in den Ruhestand im Zusammenhang stehen sollen. — — Der Historienmaler Andrea von hier hat in diesen Tagen von Sr. Maj. dem König für Restauration eines höchst werthvollen Bildes eine goldene Tabatiere zugestellt er halten. — — cks. Oeffentliche Sitzung der Stadtverord neten am 14. Februar. Zum ersten Male führt Herr Prof. Wigard den Vorsitz, da Herr Hofrath Ackermann für die Sitzung entschuldigt ist. — Der Corporation der hiesigen Handelsinnung beschließt man den Sitzungssaal zur Abhaltung einer wichtigen Berathung für den 8. Mürz zu überlassen, obgleich vom Vor sitzenden, wie in einer kleinen Debatte von den Stadtv. Adler, vr. Schaffrath und Walter II. es als eine Voreiligkeit bezeich net ward, daß die betr. Bekanntmachung schon vor Einholung der Genehmigung erlassen worden ist. — Stadtv. Brauer hat ein Gesuch um Enthebung seiner Function als Mitglied der Finanzdeputation an das Collegium gerichtet. Als (gründe sind angegeben dringende geschäftliche Abhaltungen und Gesundheits rücksichten. Das Gesuch wird nach einer klemm Debatte der Neclamationsdeputation überwiesen. Stadtv. Walter II. spricht sich schon jetzt gegen diese Genehmigung aus: aus diesen Grün den könnten er ;.nd viele Andere auch um Entlassung bitten. —- Nachdem Prof. lw. Hähnel das Nationaldenkmal für den verstorbmen König Friedrich August kl. vollendet, hat das Ministerium des Innern sofort wegen Ort und Zeit der Auf stellung desselbm Sr. Maj. dem König Bericht erstattet, der hierauf unter besonderer Berücksichtigung des Gutachtens des Prof. Hähnel sich dahin entschlossen hat, daß das im Ganzen 18 Ellen hohe Denkmal auf dem Neumarkt und zwar auf dem Platze vor den: Hotel de Saxc, wo zur Zeit der große steinerne Brunnen mit der Victoria steht, errichtet und am l 8. Mai d. I. als dem Geburtstage des seligen Königs feierlich enthüllt und der Stadt übergeben werden solle. Der genannte Brunnen soll der Stadt übrigens erhalten bleiben und nur an einen andern Ort versetzt werden. Das Ministerium des Innern hat von dieser Entschließung des Königs den Stadtrath sofort in Kcirnt- niß gesetzt, mit dem Bemerken, daß er diesen Entschließungen um so freudiger seine Zustimmung geben werde, da das Denkmal ja dem König gelte, dem Sachsen seine constitutioncllc Verfassung verdanke, und auch der Stadt zur ganz besonder» Zierde gereichen werde. Der Stadtrath beschloß hierauf in einer außerordent lichen Sitzung: I) die Uebernahmc des Denkmal» von Seiten der Stadtgemeinde zu erklären und 2- die Kosten für die Vor bereitungen zur Aufstellung des Denkmals auf die Stadtcasse zu übernehmen. Die Stadtverordneten geben heute auf Vor schlag ihrer vereinigten Finanz- und VerfassungSdcputation (Referent Stadtv. Grüner) aus selbstredcnden Gründen den Beschlüssen des Stadtraths ihre Zustimmung, glauben jedoch, darauf Hinweisen zu müssen, daß das Ministerium eigentlich an den Stadtrath eine Anfrage um Genehmigung, nicht blos um gutachtliche Auslastung in dieser Angelegenheit hätte richten sollen. — Schon seit dem Jahre 1861 hat der Fabrikbesitzer Berndt bei den städtischen wie königlichen Behörden um Ertheilung der Concession zur Beschaffung von transportablem Gas für Dres den zu wiederholten Malen petitionirt. Die Bclcuchtungsdepu- tation ist jederzeit dem Projekte abhold gewesen (obwohl der Petent darauf aufmerksam gemacht, daß sein Projekt der Stadt gemeinde selber mehrfach zum Vortheil gereichen werde), und zwar aus vielfachen Gründen, namentlich wegen der nahe lie genden Befürchtung von Explosionen beim transportablen Gas. Die eingehendsten Erörterungen über die Art des transportablen Gases sind angestcllt und Gutachten von wissenschaftlichen Autoritäten wie von den Städten, wo transportables Gas be reits in Anwendung ist (Paris, Brüssel, Moskau, Venedig re ), ,eingeholt worden. Endlich wurde die Concession doch ertheilt, arnd hat die Kreisdirectivn deshalb ein Regulativ für die Con- cession zur Errichtung einer Fabrik transportablen Gases er lassen. Dieses Regulativ hat der Stadtrath nach Vornahme einiger redactionellen Abänderungen genehmigt und zur gut achtlichen Aeußerung an die Stadtverordneten gegeben. Das Regulativ enthält namentlich eine Menge von SicherheitS- Lestimmungen, durch welche den Gefahren der Explosion, welche laut eines Berichts aus Paris einmal dort großes Unglück heroargerufen, oiöglichst vorgebeugt werden soll. Andere Be stimmungen des Regulativs gehen dahin, daß alle Schäden durch Zuleitung oder Ableitung des Gases dem Unternehmer zur Last fallen, daß die Adjacenten bei Einrichtung transportablen Gases in einem Umkreis von 60 Ellen um ihre Zustimmung befragt werden sollen, daß ferner alle Beamten, von deren Vorsichtigkeit oder Nachlässigkeit namentlich viel abhängt, in Pflicht zu neh men seien :c. Die Versassungsdeputation schlug dem Collegium heute vor, dem Stadtrath zu erklären, daß es alle Bestimmun gen des Regulativs für nothwendig und die allseitige Ausrecht haltung aller darin enthaltenen Vorsichtsmaßregeln für durch aus geboten halte, daß cs aber dem Stadtrath anheimgcbe, ob nicht in Anbetracht der Gefährlichkeit des Unternehmens von dein Unternehmer eine Caution zu verlangen sei. In der De batte über diesen Gegenstand sagt zunächst Stadtv. Walter ll., daß ihm das Regulativ mit seinen vielfachen Beschränkungen wie eine Ironie erscheine, da mit diesen eine ersprießliche Ge- schäftsthätigkeit ganz unmöglich sei; da hätte lieber von vorn herein nicht die Concession ertheilt werden sollen. Zugestanden muffe übrigens werden, daß transportables Gas für diejenigen Einwohner, welche von der Commun kein Gas erlangen kennen, sehr erwünscht sein müsse. Stadtv. De. Schaffrath erwidert Dem gegenüber, daß alle Beschränkungen nothwendig und im Interesse der Lebenssicherheit geboten seien, lieber die Conces- sionsertheilung aber, die allerdings angegriffen werden könne, habe das Collegium keinen Beschluß zu fasten. Auch Stadtv. Müller spricht für die Beschränkungen, wie sie im Regulativ festgesetzt sind, während Stellvertr. Walther, ausgehend von der Ansicht, daß in dieser ConcessionSertheilung durch die Vorgesetzte Regierungsbehörde wieder ein gewisser Druck der letzteren auf den Stadtrath zu erblicken sei, folgeirden Antrag stellte: „In dem das Collegium dem Gutachten seiner Deputation beitritt, erklärt es, daß es für die trotz der beschränkenden Vorschriften des vorliegeirden Regulativs durch die Einführung der frag lichen Einrichtung in hiesiger Stadt doch noch möglichen Unfälle jegliche Verantwortlichkeit von sich ablehne." Schließ lich ward sowohl das Gutachten der Deputation (Referent Stadtv. Strödel), als auch der Walther'sche Antrag einstimmig angenommen. — Der Darmhändler Herr Ebert will die so genannte Schlucht auf der Gerbergasse, nach der Ansicht des Stadtrathes eine communliche Parcelle, an die Commun um keinen Preis Herausgeber!. Deshalb hat der Stadtrath sich ent schlossen, gegen den Widerspenstigen den Rechtsweg zu betreten und Seitens der Commun das Actorium in dieser Angelegen heit Herm Stadtrath Adv. Gottschall ertheilt. Derselbe soll auf Vorschlag des Ctadlrothes auch die Commun in der Prc- ceßsache mit dem Herrn Kaufmann Schwenk, der einen Adjacenz- beitrag von 60 Thlr. nicht zahlen zu müssen meint, vertreten. Das Collegium gicbt hierzu heute seine Genehmigung. — Tie Mitvvllziehung des zwischen dem k. Justizministerium und der Stadtgemcinde über die communlichcn Häuser Nr. 4 und 5 der Landhausstraße abgeschlossenen Miethcomractcs ist bekanntlich in einer der letzten Sitzungen von den Stadtverordneten einiger Bedenken wegen beanstandet worden. Nach Beseitigung der Punkte, an welchem damals die Stadtverordneten Anstoß ge nommen, hat der Stadtrath den Contract abermals an das Collegium herübergegebm, dessen Verfassungsdepulalion aber immer noch einige, meistentheils nur formelle Bedenken gegen denselben hatte. Deshalb erfolgte auch heute auf Vorschlag der Verfassungsdeputation, den das Collegium acceplirte, noch nicht die Mitvollziehung besagten Conlractes. Der Miethpreis für sämmtliche vom Fiscus ermiethetcn Localitäten beträgt übrigens jährlich 3620 Thlr. — Stellvettreter i>l. Stübel fährt in der Berichterstalrung über den Voranschlag der Ausgaben für den städtischen Haushaltplan auf das Jahr 1866 fort. Für die öffentliche Beleuchtung durch Gas und mit Ocl (Pos. 8) ist der Bedarf auf 62,962 Thlr. veranschlagt worden. Während 1865 die Zahl der öffentlichen Gasstammen nur 2622 betrug, beträgt sie jetzt gerade 200 mchr. Die Zahl der Oelstammen beträgt 618. Unter' den Ausgaben figuriren 1 ,430 Thlr. Löhne für 78 Gaslaterneni.ärter und 1->25 Thlr. für 15 Oellaterncn-, Wärter, ferner 43,29 I Thlr. für GaS, 3568 Thlr. für Rüböl, 1800 Thlr. für Hanföl, 1596 Thlr. für Petroleum, 163 Thlr. für Döchte, 3117 Thlr. Unterhaltung der Gaslat rnen re. Ver braucht werden jährlich ungefähr 155 Millionen Kubikfuß Gas in hiesiger Stadt. Der jährliche Zuwachs an Gasbcdarf von Prioatconsumcnten beträgt nach Durchschnittsbercchnung ungefähr 12 Mill. Kubikfuß Der Aufwand für die Gasentwickelung, den Gasometer re. ist ebenfalls ein sehr bedeutender und über steigt den des Vorjahres um über ! 3,060 Thlr. Tie Ein nahmen belaufen sich auf 265,000 Thlr., die Ausgaben auf 192,000 Thlr. Die Finanzdcputation hat gegen diese Vor schläge etwas Wesentliches nicht einzutvcndcn gehabt; außer eini gen Wünschen, welche sie in formeller Beziehung auSsprcchen zu müssen gemeint, schlägt sie dem Collegium nur vor, dem Stadt- rathe gegenüber bezüglich der Reinigung des Gases sich dahin auSzusprechen: in dieser Beziehung die Sparsamkeit nicht zu weit zu treiben und alle Herstellungen in den Reinigungs anstalten, wenn sie nothwendig sind, zu beschleunigen. Nach einer Debatte, in welcher namentlich Stadtv. W. Schmidt die öffentliche Erklärung des Oberingenicur Meißner bez. der Gas- calamität, welche jüngst in öffentlichen Blättern abgegeben wor den war als unstichhaltig einer scharfen Kritik unterwarf und an welcher ferner die Stadtv. W. Schmidt, Walter II., Stell vertreter Walther, Anger und Referent 'Stadtv. vr. Stübel) sich betheiligten, ward der Bericht der Finanzdeputation, sowie folgender Antrag des Stellvertreters Walther einstimmig ange nommen: die Verfassungsdeputation mit Auftrag zu versehen, ob und in wie weit der Paragraph 4 des Gascontractes ab geändert werden könne, nach welchem es den Anschein gewinne, als ob die Gasconsumenten nicht einmal das Recht hätten, sich über Uebelstünde im Gasmcsm zu beschweren. — Der öffent lichen Sitzung folgte eine geheime. — r. Dienstag, den 13. Februar: „Die Jagd", Singspiel in drei Akten von C. F. Weiße, Musik von Hiller. Wenn die „Dorfgeschichten" Auerbach's den sittlichen Zustand, das Leben, Denken und Treiben der ländlichen Bevölkerung der Jetztzeit uns idcalisirt vorführen, so haben wir in dem heute neu einstudirt aufgeführten Singspiel des poetischen Schriftstel lers Christian Felix Weiße, des Verfassers des Kinderfreundes rc. (gestorben am 16. Decbr. 1804 als Kreissteuereinnehmer in Leipzig) eine treffliche Schilderung der ehrenwerthen Sittlichkeit und Treuherzigkeit in den niederen Ständen zu Ende des vori gen Jahrhunderts und der leider zu der Zeit in dm höheren Ständen häufig vorkommmden Jmmoralität. Durch die ganze Handlung weht der Geist üchter Humanität und natürlichen Witzes, der, so wenig unsere landläufigen Anschauungen und unser nur an das Pikante gewöhnte Geschmack befriedigt wer den, doch stets die Lachmuskeln der Zuschauer in Bewegung setzt. Zu dieser gemüthlichen und doch so drolligen Handlung paßt die Musik vortrefflich. Der Componist, Johann Adam Hiller, berühmt durch seine späteren Kirchencompositionen, schrieb die Musik zum heutigen, wie zu vielen anderen Singspielen für die Koch'sche Theatergesellschaft in Leipzig noch als junger Mann, und wurde durch seine gediegme Schreibweise der eigentliche Schöpfer des deutschen Singspiels in höherer und künstlerisch veredelter Form. Klar, melodisch und volksthümlich bei aller Gründlichkeit des Satzes ist die Musik zur „Jagd" und darum wird sie auch ewig frisch und jung bleiben. Die Darstellung war recht brav. Das dramatisch heitere Element fand in den Herren Näder, Süß und Marchion und in den Damen Frau Knete, Fräulein Weber und Fräulein Alvsleben, und der mu sikalische Theil in dm Fräuleins Alvsleben und Weber ganz vorzügliche Darsteller. Fräulein Alvsleben sang namentlich das berühmte schöne Lied: „Als ich auf meiner Bleeche" (Bleiche) ganz vorzüglich. Ausfällig blieb das Fehlen aller dramatischen Handlung, wie der Mangel an Ausdruck im Gesang des Herm Jäger. Der Beifall und Hervorruf fehlte nicht. Hieran schloß sich das neue Tanz-Potpourri „Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" vom Balletmeister Fr. Pohl. Die dargestellte Idee ist gut und persiflirt Herren und Damm der Jetztzeit ganz gewaltig; das Publikum lachte viel und spendete besonders Frl. Boor und Herrn Balletmeister Pohl für die Ausführung der „Vergangenheit und Gegenwart" lebhaften Beifall. — In dein fahnengeschmückten Saale des Odeon beging am Abend der Aschermittwoch der hiesige Allgemeine Turn verein sein 22. Stiftungsfest. Herr 1>r. Keferstein schilderte in seiner trefflich durchdachten Festrede dm Einfluß des Turnens auf die Bildung des Menschen, sowie das Verhältniß des Tur nens zu Staat, Volk und Vaterland. Er führte aus, daß durch Turnen erst eine harmonische Ausbildung des Menschen, im Gegensatz zu der früheren einseitigen Ctubcngelehrsamkeit, er möglicht worden sei, wie durch die Gymnastik das geistige Leben iin Menschen geweckt, das Gemüthsleben aber erweitert und verschönert, gesunder Frohsinn gepflanzt und vor Allem sittlicher Ernst gepflegt werde Hier habe auch der Gemeinsinn seine besten Wurzeln, der in der Schaffung einer freiwilligen Feuer wehr eine so köstliche Blüthe getrieben. Die Gymnastik erziehe dem Staate freie Menschen, solche, die zugleich für dessen Un abhängigkeit und Freiheit ein warmes Herz und eine entschlossene Thatlrasl besäßen. Der Staat lhue wohl daran, das Turnen zu pflegen. Mit einem Blick auf das bevorstehende Nürn berger Turnfest schloß der Redner seinen sehr beifällig aufge- nommenen Vortrag. Es schloß sich nun hieran ein Festessen, das von den Klängen guter Musik und dem exacten Vortrag einiger Lieder durch dm Gesangverein der Turner, sowie durch zahlreiche Toaste gewürzt war. Hiervon sei derjenige des Herrn Kassirer Grille auf die Turnerei, des Vorstandes Prof. Wigard auf Freiheit, Recht und Gesetzlichkeit, sittliche Schönheit des des deutschen Volkes, ein feuriger Trinkspruch in poetischer Form des Herrn Advocat Judeich auf den Mannesmuth hervorgehoben. Herr Feodor Wehl rief dem Nürnberger Turnfest ein kräftiges Gut Heil zu, indem er in trefflich gemähltm Bildern und zün-