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und verlaygte einem Herrn, f»ch besonders mißbilligend gegen ihn ausgesprochen hatte, die Karte ab. Sollte hier wohl gar ein Duell in, Anzuge sein?L — Gestern Morgen wurde ein junges Mädchen, welches von ihrer Herrschaft nach den Fleischbänken geschickt war, um Fleisch einzukcmsen, in dem Augenblicke betroffen, als dasselbe ein Stück Fleisch verschwinden lassen wollte. Die Diebin wurde verhaftet und nach dem Polizeigebäude abgesührt. — JnZ einigen hiesigen Band- und Zwirngeschüften sind in den letztoergangenen Tagen zu.wiederholten Malen drei unbekannte Herren aufgetaucht, die sich dort scheinbar nur zu fällig getroffen, verschiedene Artikel vorgclrgt erhalten und im mer nur eine unbedeutende Kleinigkeit gekauft haben. Nach ihrem jedesmaligen Weggang haben die Ladenbesitzer die Ent deckung gemacht, daß ihnen einzelne Maaren, die den Herren vorgelegt gmvsen, abhanden gekommen und jedenfalls gestohlen worden waren. Sie zeigten dm Borsall der Behörde an. Diese hat denn neuerdings den Beschädigten drei Herrei, vor gestellt, die sie sofort als diejenigen wieder erkannten, die in ihrm Geschäftslocalen gewesen waren. Es soll ein hiesiger Schneider mit seinen beiden Söhnen sein. Zu nicht geringer Genugthuung der Bestohlenen sind ihnen auch Maaren vorgelegt worden, die in der Wobnung der drei Leute vorgefunden und als aus ihren Geschäften entwendet von ihnen recognoScirt worden sind. Wer weiß, ob dieselben nicht noch in manchen andern hiesigen Gelchäftsloealen derartige Manöver gemacht haben, die bis jetzt noch gar nicht entdeckt worden sind. — Gestern Bonnittag wurden in der Nähe des Berg kellerS zwei mit Erdarbeilen beschäftigte Arbeiter verschüttet, wobei der eine getödtet, der andere aber schwer verletzt worden ist. (Dr. I — Am I». d M. Nachmittags wurden in der Herr schen Thongrnbe bei Dreisternen drei Arbeiter verschüttet und zwei davon getödtet ; der dritte ist mit einem Beinbruche davon gekommen,. — Von heute an wird die Fütterung der Raubthiere im Naubthierhaus des Zoologischen Gartens um 3 Uhr Rachmit tags vorgenommen. — Bielen Butlerverkäufern kam am Montag die von der Wohlfahrtspolizei vorgenommcnc Revision des Gewichts der Butter auf dem Markte sehr unerwartet, da dieselbe in der Regel Freitags vorgenommen wird. Soviel wir hören, wurden bei l4 verschiedenen Verkäufern circa 90 Kannen unvollwichtige Butter weggenommen. Diese Butter wurde dann, wie cs immer geschieht, in Piundpartien im Rathhause versteigert. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen. Mor gen den 16. d. M. findm folgmde Verhandlungstermine statt: Vormittags 9 Uhr Gerichtsamt Radeberg, Privatklagsache des Armenhausbewohners Johann Gottfried Dübel in Kleinditt mannsdorf wider dci, Gutspachter Earl Ernst Zeidler in Wa chau; 10s Uhr Privatklagsache des Vorstehers eines Ticnst- manninstitutS Eduard Alexander Kaffer hier wider den Möbel transporteur Earl Luther hier; 10', Uhr Privaülagsache des l>r. m«-ä. Putzar in Königsbrunn wider den Pachtgärtner Earl Gustav Heyin in Gruna. Vorsitzender GcrichtSrath Leonhard, — Den 17. Bonnittags 9 Uhr wider den Handarbeiter Louis Adolf Hermann Golde von hier wegen Unterschlagung. Vor sitzender Gerichtsrath Leonhardi. Tageögeschichte. Oesterreich. Tie Magnatentasel will in Peslh eine eigene Adresse bearbeiten, weil ihr die von Deal entworfene zu weitgehend, zu wenig versöhnlich erscheint. Teak selbst wurde kürzlich von einem Dienstmam, auf der Straße angegangen, seinen eigenen Adreßentwurf zu kaufen und lehnte cs natürlich ab; als aber der Exporteur sagte: „Aber so kaufen Sie sie doch, sie ist sehr schön!" ließ sich der etwas eitle Abgeordnete doch bewegen, sein eignes Werk zu acqruriren. Preußen. Zn der Borsig'schen Maschinenfabrik zu Ber lin wird im Monat Mai die 2000. Locomotive fertig, und dieser interessante Abschnitt soll wieder festlich begangen wer den. — Seit dem 5. d. M. ist wegen der Viehseuche die ganze Grenze gegen Holland militärisch besetzt. — Zwei Fremde, welche per Droschke von einem Bahnhof zum andern in Berlin fuhren, sind dadurch verunglückt, daß das Pferd durchging und sammt Wagen in den Humboldtshafen, welcher noch der Ein fassung harrt, hinabstürzte. — In verschiedenen Landestheilen coursiren Petitionen an das Herrenhaus um strengere Sonn lagsfeier; ma« verlangt Beschränkung der Lustbarkeiten, Eisen bahnfahrten :c. — Der Handelsminister Graf Jtzenblitz hat den, Abgeordnetenhaus zwei Gesetzentwürfe, und zwar wegen Aendcrung der Gewerbeordnung und wegen Aushebung des Einzugsgeldcs überreicht. Hiernächst wird dem Abgeordneten Haus das Gutachten der Kromvndici über die Herzogtümer vor gelegt werden, damit sich dasselbe über diese brennende Frage ausspreche. Bayern. Früher Hallen die Polizeidircctionen und Staats anwaltschaften den Auftrag, nur solche Preßprozesse anzustrengen, welche eine Verurteilung durch die Schwurgerichte voraussehen ließen. Jetzt soll jeder mißfällige Artikel verfolgt werden, wenn er auch später wieder freigegeben werden muß. Spanien. Der Finanzminister erklärte im Senate, die Finanzlage Spaniens sei bester, als man glaube, denn das Land habe zwar nn Passiven 1400 Millionen, an Activen aber dagegen 47oo Millionen Realen einschließlich der Nationalgüter. ' Frankreich. Der Präsident des Civiltribunals von Loches, der seinen Freund, den Baron Tremond, aus Berschen auf der Jagd erschoß, ist zu 600 Francs Geldstrafe verurteilt worden. — Der Senat scheint mehr Lust zur Behauptung der Position in Mexiko zu besitzen, wie die Teputirtenkammer. Italien. Die Alpenbahncommission hat sich einstimmig für die St. Gotthardsbahn ausgesprochen. — Zu Folge der zuvorkommenden Handelsweise der österreichischen Regierung ist den Schiffen unter österreichischer Flagge nicht nur die Aus übung der Küstenschifffahrt, sondern auch die Fischerei an den italienischen Küsten gestattet worden. — In Rom haben sich wieder einmal päpstliche und französische Soldaten ernstlich in England. Im «'Scayischm Meerbusen versank in „ , einet Zusammenstoßes das Schiff „Donato", welche« auf der Fahrt nach Australien war. Die 300 Paffagiere wurden sämmtlich gerettet und nach England zurückgebracht. Türkei. Aus Konstantinopel wird unter dem 26. Jan. über einen überaus strengen Winter berichtet, gleiche Nachrichten kommen sogar aus noch südlicheren Provinzen. Vin deutscher Tonsetzer und sein Opernwerk. Molto: „Es iväcipl der Meiiich »üt seinen höher«, Zwecke», „Gebt «hin den Raum, das Ziel wird er sich setzeiu" Schiller. Jede kunstrichterliche Unwahrheit oder Zurückhaltung ist ein Berrath am Verstände. Aus diesem Grunde will ich frei und offen das am Montag Abend in einem Eoncert zur Auf führung gekommene Tonwelk „Elotildc von Lusignan", große Oper in t Akten^ Text und Musik von Armin Früh besprechen. Ich sage: frei und offen, denn Flunkern und Flau- senmachei, war nie meine Sache, und Elfteres um so mehr, da Herr Früh ehedem musikalischer Referent unseres Blattes ivar und scharf, zuweilen bitter, seine kritische Feder walten ließ. — Also: Text und Musil von Einer Person und die Ausführung einer Oper mit instrumentalen und vocalen Kräften, letztere Dilettanten, in einem Eoncertsaal, nicht aus der Bühne. Welch eine Dantalusarbeit. Armselig ist jede Kunst, deren Schöpfungen jedesmal nur durch große Vorbereitungen und HülfSmittel ivahrgenommen werden können. Tie Musil steht in dieser Hinsicht am tiefsten und kein Künstler ist beklagcns- werlher, als der Musiker. Das Bild, die Bildsäule, das Bau werk entzücken ohne weitere Borbereitung jedes Auge, sobald sie fertig sind, es bedarf nur des Anblicks, um in der Malerei, Bildhauer oder Baukunst daS Kunstwerk genießen zu können; eben so braucht man ein Gedicht nur zu lesen, um den Ein druck zu erhalten, den der Dichter beabsichtigte. Aber — das musikalische Kunstwerk, die Partitur liegt da wie ein Räthsel. Ihr Inhalt soll den Ohren vernehmbar gemacht werden, und — was ist da Alles erforderlich, um die Cvmposition dein Publikum auf eine würdige Weise vorzuführen. Welche Qualen, ehe Sänger, Blas- und Streichinstrumente unter einen Hut gebracht werden, um die Noten ins Leben zu rufen. Welche Arbeit, wenn der Eomponist noch keinen Namen, keine Pro tection, keine Eonnexion oder — Geld und abermals Geld hat. Wie Mendelssohn-Barth oldy dem Theoretiker Fink einmal zu Leipzig scherzhaft erzählte, soll die Annahme und Jnscene-Setzung seiner ersten Oper: „Die Hochzeit des Ga- niacho" auf der Berliner Hofbühne in, Frühjahr 1827 den Seinigen nahe an tausend Thaler gekostet haben. Wer erfahren will, wie diese Oper entsetzliches Mißgeschick erlebt, total durch- gesallen trotz bezahlter Elague, der lese Nr. 6!» der Zeitschrift „Mercur" von 1827, wo die Musik von „einem gewissen Felix Mcnvelssohu Banholdq" eine schauderhafte Beurtheilung erfährt. E he zu Paris der Vorhang aufging, um der Weltstadt „Robert der Teufel" vorzuführcn, hatte Mcyerbecr alle Kosten mit 32,UNO Francs gedeckt, wie dies Heinrich Heine ür einem ver trauten Brief an August Lewald schrieb. Außerdem noch könig liche Geschenke an Sänger, Tanz«, Maschinist und Tecorations- inaler. Kann dies ein armer dnuscher Tonsetzer'? Kann er c-u,0,0 Francs dem Textdichter spenden, was Scribe als Tantieme - Anthei! empfangen ? Armin Früh hat sich seinen Opcrntcxt selbst schreiben müssen. Das ist für einen Eomponisten an und für sich schon eine mißliche Sache, denn es ist auf keine Weise zu leugnen, daß durch die poetische Gestaltung und dctaillirte Durchbildung des Stoffes die Productionskrafl des Musikers bereits im Voraus geschwächt sei, er tritt nicht mehr frisch einem ihm fremden ObM gegenüber, das er aus sich heraus zu durchdrungen und so neu zu gestalten hat, sondern er hat einen guten, vielleicht den besten Theil seiner Kraft schon an dasselbe gesetzt, seine musikalffche Begeisterung für den Stoff ist nur der zweite Auf guß seiner poetischen. Sodann eine zweite Frage: ist der Eomponist auch immer. Dichter, Textdichter, wie Dittersdorf, Lortzing und Richard Wagner'? Ich weiß, wie der arme Lortzing geschwitzt hat, wenn er sich, wie er sagte, ein Opernbuch „zusammenstoppeltc". Sechs fertige Opern lagen in seinem Pult, ehe eine zur Aufführung kam. — Es begegnen sich allerdings hier zwei schwer zu er ringende Erfordernisse. Einmal, daß der Dichter daS Schwerste fast in der Poesie ein mit lebendig r 'Behandlung organisch construirteü Drama, mit allen einzelnen Scencn und zwar sol chen, die der Musik Gelegenheit geben, die in ihrem Bereich liegenden Gefühle und Leidenschaften in harmonischem Wechsel und Folge zu entwickeln — zu entwerfen — im Allgemeinen also der Musik sich zu bemächtigen und sie sich unterzuordnen — dann wieder im Einzelnen vor der Musik zurück zu treten, eine einfache, gedrängte und dennoch rhytmische und schön fallende, im Versmaß, in der Länge und Kürze, nach musikalischen Ge setzen, mannigfach wechselnde Sprache zu bilden — und immer doch dem Sinne des Eomponisten, seiner 'Richtung, seinem Geiste sich zu unterwerfen vermöge. Ein Jeder wird daher einsehen, daß selbst bei natürlichen Anlagen hierzu eine lange Hebung im Hören, ein langes Vergleichen der Gesetze, in denen Sprache und Musik in ihrer gegenseitigen Wechselwirkung zu einander stehen, um sich iir- und durcheinander zu erklären, sehr nöthig ist. Ob Herr Früh allen diesen Bedingungen als Textdichter nachgekommen, will ich nicht weiter erörtern, Schwachen im Aus druck findm sich hier und da vor, z. B. wo der Ritter Leon sagt: „Ihr steht so fest wie angeprcht". Das ist keine „pro- vencalische Poesie", zumal vor 426 Jahren. — Jetzt zur Musik. Ich habe immer eine heilige Scheu vor Eomponisten, bei denen die wissenschaftliche Bildung vorherrscht und so zu sagen den Eontrapunkt aus allen Poren schwitzen. Man erkennt bei ihnen in der Regel zu sehr dir Reflexion; ihre Werke sind geistreich, allein selten vom Gmius durchdrungen. Das Geist volle interessirt, das Dichterische entzückt. Allzu hohe Bildung vernichtet aber bei dem Eomponisten und Künstler überhaupt jene scharfe Accentuation, jene schroffe Färbung, jme Ursprünglichkeit der Gedanken, jene Unmittelbarkeit der sosehr bewundern. Früh'» Musik enthLtt hier und da^ liche», z. B. da» heitere Duett im -weilten Aet; der Mul? fehlt aber das Originelle, wenig Neues, ich möchte ihn ein ängstliches Genie nennen, das sich nur zu gern an alte For- menzanschmiegt. Die musikalische Kritik kann sich nur auf Erfahrung, nicht auf eine Synthese stützen, sie soll die musika lischen Werke nur nach ihren Ähnlichkeiten klassisiciren und> den Eindruck, den sie auf die Menge hervsrgebracht, als Ma/»ß- stab annehmen. Der Gesammteindruck von Früh'S Oper war ein befriedigender, obgleich die Soloparthieen nicht gerade ge waltig doininiren nnd zwei derselben im letzten Act gar zu sehr verschwinden. Trotzdem zeigt das Werk von bewährter musi kalischer Bildung, Kenntniß der Formen und Technik; man sieht überall den Fleiß und die Liebe, welche den Eomponisten. bei dein Schaffen des Werkes beseelten; das Feuer, welches- gleich zu Anfang den Ehor der Freibeuter durchweht, ist zün dend und belebend, ivie denn auch femer leidenschaftlicher Aus druck zur Geltung kommt, wovon daS Quintett und der Fi nalsatz Zeugniß geben. Verhehlen dürfen wir aber nicht, daß der dritte Act an Längen leidet und der vierte Act das In teresse der Hörer mindert. Es fällt dem Eomponisten, wie vielen andern Tondichtern, schwer, einen guten letzten Act, einen tüchtigen Kernschluß zu machen. Der Vorwurf: er kann- nicht zum Schluß kommen, dürfte besonders den vierten Act treffen. Tondichter sollten den letzten Act und das Finale zuerst machen. Sodann noch EtivaS, das voin Herzen herunter muß. Herr Früh hat die ganze Romantik der Harmonielehre inne; er kennt die «zcheimnißvollen Schauer der verminderten Septimen-, sowie die wehmüthigen übermäßigen Sexten Accorde; er hat in der Stube am Elavier süßriesclnde Terzen und Sexten in sich ausgenommen, aber von den Mysterien der Natur selbst ist seine Ahnung nicht groß, die Poesie mit ihren, welterlösenden Augen hat ihn nur selten angeblickt. Herr Früh wird uns diesen hinkenden Boten nicht übel deuten, denn wer wie er einst als musikalischer CerberuS einein Meyerbeer und Richard Wagner die Wahrheit zu geigen versuchte, wer einen Berlioz, Joachim Raff und Andere mit so cannibalischer Ma lice behandelte, als es von ihm geschah, der muß auch Etwa» einstccken lernen. Trotzdem drücken wir ihm dankbar die Hand, denn sein Streben, sein Eifer verdienen Anerkennung. Es giebt Zeitalter und Menschen, welche erfinden müssen, je länger sie sich dagegen stemmen, desto länger halten sie sich selbst auf. Erfinden ist jkraft, That, Einsicht und Wille. — Die Aufführung unter gefälliger Mitwirkung der Fräulein» Jaschke und Zeibig, der Herren Sturm, Pfeiffer, Kaula, Lange, Unger und anderer Gesangskräfte im Verein mit der Harfenvirtuosin Fräulein Krall und der ver- stärkten Strauß'schen musikalischen Capelle war eine sehr befrich digcnde zu nennen. Die Zuhörer im Saal des Hotel de Taxe erkannten dies durch vielfachen Applaus, und wir wünschen dem Eomponisten, der sein Werk mit Umsicht dingirte, daß seiner Oper die Vreter, welche die Welt bedeuten, nicht ver schlossen bleiben. Theodor Drobisch. * Schiffbruch- und Rettungs-Geschichte. Im Nieuwe Diep in Holland lief während der letzten Stürme ein holländisches Schiff aus Java ein, welches einen englischen Ca- pitän auf der See i» letzten Stadium der Erschöpfung ge rettet hatte. Derselbe erstattete folgenden Bericht ab: Er, Eapitän John Easey vom Schiff „Jane Lawden", fuhr mit 17 Mann und einer Ladung Holz von Quebec nach Falmouth und ivurde von nicht weniger als vier schweren Stürmen über fallen. Den furchtbarsten Sturm erlebte er am 21. December in 46 Grad Länge und 33 Grad Breite; die Wellen gingen 40 Fuß hoch und spülten neun Matrosen vom Verdeck. Der Eapitän und die Andern flüchteten sich auf den Mastkorb. Von diesem Tage an hatten die Unglücklichen furchtbare Hun gers- und Durstgualen auüzustehen. In der Ferne sahen sie im Laufe der Zeit zehn Schiffe vorüberziehen, ohne von ihnen bemerkt zu werden. Trotzdem der Eapitän es ihnen verboten hatte, schlichen sich einige Matrosen, während er schlief, hinun ter und suchten ihren rasenden Durst mit Eecwasser zu stillen^ aber in Folge davon starben mehrere im Delirium; der letzte der Bemannung lebte bis zum achtzehnten Tage nach dem großen Sturme; die Leichen wurden nacheinander vom Mast korb Hinabgelaffen, aber die letzte hatte der Eapitän zwanzig Stunden an seiner Seite. Der Eapitän schinachtete noch zehn lange Tage und erhielt sich, wie er glaubt, dadurch, daß er sein Halstuch um den Mast band und, wenn es voll Regen» waffer war cs aussaugte. Der Thcer, der sich mit dem Regen» wasser mischte, mag, wie er denkt, ihn vor der äußersten Er schöpfung bewahrt haben. Dazu kam der Umstand, daß er besser als seine Matrosen bekleidet war; er hatte drei wollene Hemden an, zwei Paar Strümpfe, 2 Paar Beinkleider, Wasser stiefel, drei Röcke, darunter einen wasserdichten, und einen wasserdichten Hut aus. In der achtundzwanzigsten Nacht l-gte er sich flach auf das Brett hin, dem Tode init Ergebung ent gegen sehend; aber sein Gehirn wurde schwach und oft hörte er im Fieber sich im kläglichen Tone von geisterhaften Stim men rufen. Doch gab er nicht alle Hoffnung auf, denn er hatte noch Kraft zu beten. Am nächsten Morgen, den 18. Januar, kam das holländische Schiff „Jda Elisabeth" dem Wrack nahe. Eapitän Easey hob seinen schwachen Arm, um ein Zeichen zu geben, und wurde sorgfältig an Bord der „Jda Elisabeth" gebracht und auf der neuntägigen Fahrt nach Nieuwe Diep so gut als möglich verpflegt. Man hofft ihn am Leben zu erhalten. — Aber, wie gesagt, die Geschichte klingt wie ein Gemisch von Wahrheit und Dichtung. * Die Schleswiger beschäftigen sich in ihrer Noth zur Zerstreuung mit Räthseln. Eines, das in Aller Mund ist, lautet: „Mein Erst'; ist keine Fran. mein Zwcites ist kein Engel, „Mein Ganzes aber ist ein sicbenstch ger Bengel." Sie sagen, es gelte einen großen Preis, wenn cs nämlich Einer aus Schleswig herausbringt. ('isjjnssuuvW)