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klthrg --rscheint: avich 7 «». Inserate »«rdeu angenommrar R,»r«nd» S.Son«- tag» bi, Mittag» 12 Uhr: Marienstra-e 1«. in dies. «latt». t-tzt K ^x,«plar«o «rlchelut, »»den »tu» erfolgreich, Serbreituag. r Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Ds-nstag, 1». Aevr. 18««. Mitredacteur: Theodor Drobisch. ALsnnttnent: «etteljShrüch 20«gL b«i meutgelblicherAlpf seruug in', Durch di» Nöuigl-/ vierteljährlich rr/ /t Eiujcla« Nuv 1 Rgr. Inseratenpreis«: Für den Raum »tu« gespaltenen Zeile: 1 Rgr. Uutrr „kiee-»f saudt" die Aetl« L Rgr. Druck und Rtgeuthum ber Herausgeber: Eikpslh «t Nktlhardt« — Verantwortlicher Redakteur: JullUS Netchardt« Dresden, den 13. Februar. — Se. Maj. der König hat dem K. K. Hauplinann von Vivenot das Ritterkreuz des Albrcchtvordens verliehen und dem Poliznasstssor Franz Al-xandcr von Metzsch allhier das Dienstprädicat „Polizeirath" beigelegt. — Am 10. Februar hat bei Sr. Majestät dem König eine größere Hoftafel stattgefunden, zu der der Gras von Schön burg-Vorder-Glauchau, die Staatsminister von Nabenhorst, von Vehr, Freiherr von Friesen, die Prinzen Georg und Ernst von Schönburg Waldenburg und eine große Anzahl hochgestellter Herren vom Civil und Mi.itär mit Einladungen beehrt worden waren. — — Am 11. Februar hat bei Sr. K. Hoheit dem Prinzen Georg ein höchst glänzendes Äallfest stattgefunden. — — lieber die zu Ende gegangene Taubcnauöstellung welche nicht minder in den letzten Tagen sich eines zahlreichen Besuches erfreute, ist nachträglich noch zu berichten, daß dieselbe auch von I. Maj. der Königin Marie, sowie von ZI. KK. Hoheiten Prinz und Prinzessin Georg mit einem Besuche beehrt worden ist. Die Prämiirung hat am Sonnabend stattgefunden, wobei die Preisrichtercommission aus folgenden Herren bestand: Amtmann Nabe aus Frankenau, Hoskorbmachcrmeiller Springer aus Altcnburg, Gärtner I. Lehmann, Fechtmeister Prosche (Vereinsvorstand), Stallmeister Michael und Fabrikant Rätzsch von hier. Mit dem ersten Preise wurden ausgezeichnet: Ihre königl. Hoheit Prinzessin Karl von Preußen (ägyptische Mövchen, Almontstümmler, vielfarbig), Herr Gärtner I. Lehmann von hier (Isabellen und blaue Brünner), Herr Fabrikant Nätzsch von hier (eine schöne Sammlung englischer und Brünner Kröpfer, Rumänen und Pfauentauben), Herr Stallmeister Michael von hier (ein Sortiment englischer Kröpfer), Herr Hofkorbmacher meister Springer in Altenburg (schwarze englische und weiße Brünner Kröpfer). Den zweiten Preis haben folgende Herren erhalten: Fechtmeister Prosche, Oberleutnant und Adjutant Bre mer, Hauptmann von Klengel, Kaufmann R. Heinsius, sämmt- lich von hier, Fabrikant Kindermann aus Auchholz, Hofkorb machermeister Springer in Altenburg, Bäckermeister Gehlauf in Altenburg, E. Kerst in Gotha, Freund in Ebersbach und H. Niemeyer in Hamburg Der dritte Preis wurde folgenden Herren zugesprochcn: Freiherrn von Beust auf Brand in Baiern, Jahn in Leipzig, Gärtner I. Lehmann hier, Amtmann Rabe in Frankenau, Oberleutnant und Adjutant Bremer hier, Tuch- scheerermeister Lehmann hier, Kaufmann N. HeinsiuS hier, A. Fuchs in Altenburg, Pastor Krutzsch in Trautzschen, Rentier Binger in Budissin und C. L. Hosmann in Oberottenhain Ueberhaupt haben 30 Aussteller derartige Diplome empfangen, Die Ziehung der mit der Ausstellung verbundenen Verloosung begann gestern Nachmittag 3 Uhr im Ausstellungslocale Die Gewinne werden den auswärtigen Loosinhabern auf ihre Kosten zugesendet, wogegen hiesige Loosinhabcr ihre Gewinne bis Abends 7 Uhr abzuholen haben. — Drei nette gutgewählte Lustspiele wurden am Sonnabend den 10. Februar, am siebenten Theaterabend der Gesellschaft „Eintracht" im Saale der Centralhalle aufgeführt. Cs waren dies „Hans und Hanne", ländliches Gemälde mit Gesang in einem Act, „Moritz Schnörche" oder „Eine unerlaubte Liebe", Posse in einem Act von G. von Moser, und „Das Fest der Handwerker", komisches Gemälde aus dem Volksleben von Louis Angely. Die Darsteller hatten wieder großen Erfolg, cS muß aber auch anerkannt werden, daß sie mit mühsamen Fleiß ge lernt und ihre Rollen mit ganz verständigem Eifer einstudirt hatten. — — In einer Wirthschast auf der großen Frohngafse ent stand gestern Nachmittag ein Spektakel von Seiten eines Ser geanten, was den Wirth veranlaßte, polizeiliche Hilfe zu regui- riren. Da sich solche als fruchtlos erwies und in Güte nichts mit dem Mann anzufangen war, wurde eine Militärpatrouille herbeigezogen und der Krakehler arretirt. — Gleichzeitig wurde in der Nähe von Haubolds Restauration am Altmarkt ein Menschenauflauf dadurch veranlaßt, daß ein sonst anständig ge kleideter Herr sich höchst auffällig durch Lärmen und Skandal sucht bemerkbar machte, was zur Folge hatte, daß einige Gens- d'armen sich seiner bemächtigten und nach dem Polizeigebäude abführten. — Ein böseS Mißgeschick traf vorgestern Nachmittag Herrn Director Nesmüller, als er noch eine Probe zu dem Tanz- Duett für die Aufführung des „Goldonkel" abhielt, kr kam während des Sprunges auf einen harten unvorhergesehenen Gegenstand, und der linke Fuß erlitt am Knöchel eine arge Beschädigung. Herr Nesmüller mußte in einer Droschke nach Hause gefahrm werden und wird wohl etliche Wochen wirkungs los zubringen müssen. Der „Goldonkel" wird aber nun näch sten Freitag in Scene gehen, indem Herr Himmel die Rolle des Herrn Nesmüller übernommen hat. — Am Dienstag Nachmittag sandte der Fleischermeister Vraunschweig in Zwenkau seine beiden Kinder, einen Knaben von 13 und ein Mädchen von I I Jahren, nach der dasigen Windmühle, um Mehl zu holen. Nachdem die Kinder vor der Mühle ange'ommen, läßt der Knabe das Mädchen außen warten, er wolle hineingehen und das Mehl sich geben lassen. Als er zurückkehrt, sieht er seine Schwester todt neben der Mühle liegen. Dieselbe war den Windmühlenflügeln zu nahe gekommen, von denselben ergriffen und mit in die Luft geschleudert worden, was den augenblicklichen Tod zur Folge hatte. — Am vergangenen Donnerstag hielt der Reustädter Chor gesangverein im Saale von Stadt Wien seine erste musikalische Aufführung vor einem hierzu besonders eingeladenen zahlreichen Zuhörerkreis. Wie groß das Bedürfniß nach einem Chorgesang verein in der Neustadt geworden ist, lehrt der Umstand, daß dieser Verein, der erst seit einigen Wochen in das Leben ge treten ist, schon jetzt aus beinahe siebenzig ordentlichen Mit gliedern besteht, unter welchen sich zum Theil sehr tüchtige Ge- sangskräste befinden. Eine mit Meisterhand ausgeführte Sonate von Beethoven (b-äur) mit Violinbegleitung bildete eine paffende Vorbereitung für die einzelnen Gesangstücke. Dann kamen zur Aufführung: ^Ila lnni», Mols, hierauf eines der reizenden altenglischen Madrigale von Dowland (1597) und ein Volks lied von Ncinecke. Den Schluß endlich machte als größeres Tonwerk die Glocke von Nomberg. Die Ausführung dieser Ge sangsstücke war fast durchgängig eine ausgezeichnete, namentlich setzte uns die Präcision und Reinheit der Intonation bei den schwierigen Chören der Glocke in gerechte Verwunderung. Einen großen Antheil an diesem glänzenden Erfolg möchte freilich der Dirigent des Gesangvereins, Herr Organist Zillinger haben, dessen sicherer Blick und feste Hand den wohlerfahrenen und l kunstgeübten Dirigenten erkennen ließ. — > — Glück im Unglück! Auf der Dresdner Eisenbahn passirte am 8. d. M. zwischen Oschatz und Dahlen folgender merkwürdige Vorfall. An einen« Langholzwagen sprang wäh rend der Fahrt eine sogenannte Rödelkette auf; der Bremser Vahrmann machte dieselbe zusammen und wollte sodann wieder auf die Bremse steigen. Tritt und Griff hatte er schon erfaßt, als ihn der Sturmwind herumdrehte, so daß er den Halt ver lor und zwischen die Wagen stürzte. Er erfaßte mit Gedanlen- schnelligkeit die Hauptkette und wurde in rasender Geschwindig keit ein Stück geschleppt, als er plötzlich den Krampf bekam, los lassen mußte und hinstürzle. Sein Glücksstern wollte cS aber, daß keiner der dicht über ihm fortrollenden Wagen ihn berührte, — und als der donnernde Zug über ihm verschwun den war, stand er unbeschädigt auf und ging zu Fuß nach dem Bahnhof in Dahlen. (L. N.) — Ein hier zu Lande wenn auch nicht an und für sich seltener, doch von den wenigsten Menschen außerhalb des zoolo gischen Gartens lebend gesehener Gast zeigte sich neulich Nach mittags im Elbstrome bei Meißen unter der Elbbrücke mehrfach, entging aber den Nachstellungen von Personen, die mit dem Kahne sich ihm näherten — ein Fischotter. Wir erinnern uns noch genau, daß ungefähr im Jahre 8,0 zu den Weihnachts feiertagen drei solcher Thiere um die Helle Mittagszeit sich am Fuße eines der hiesigen Brückenpfeiler ans Land begaben, und vertieft in die Verspeisung eines gefangenen großen Fisches wider ihre sonstige scheue Gewohnheit sich längere Zeit vom versammelten zahlreichen Publikum beschauen ließen. — -— Das Ministerium des Cultus und öffentlichen Unter richts hat auf Antrag der medicinischen Facultät an der Uni versität Leipzig das Regulativ über die Erlangung der Würde eines Doctors der gesammten Medicin, ohne Berechtigung zur Ausübung der ärztlichen Praxis im Königreich Sachsen vor geschriebenen Prüfungen genehmigt. Die Gebühren für die sämmtlichcn Prüfungen betragen 150 Thlr. — — Das vorgestern gemeldete Feuer in Lbcrrödern bei Radeburg hat leider vier Güter eingeäschcrt, wobei viele Ge- treidevorräthc. Leider soll blos einer der Besitzer versichert haben. Bemerkenswerth ist noch, daß Nachmittags gegen 3 Uhr noch ein Gut und eine Scheune niederbrannten, wo man so eben mit dem Schlachten einer Kuh beschäftigt war, welcher bei dem Feuer am Morgen die Beine verbrannten. Dabei sinv aber auch wieder viele am Morgen dorthin gerettete Sachen mit verbrannt. — — Am vergangenen Sonnabend ist von einem Baugerüst auf der klemm Plauenschengasse ein fremder Maurergeselle herab gestürzt. Die Verletzungen, die er davongetragcn, sollen nicht erheblich sein, dennoch wurde er in das Krankenhaus ge bracht. — — Auf einem Tanzsaale geriethcn vorgestern Abend ein hiesiger Kutscher und ein fremder Fabrikant mit einander in Streit. Derselbe nahm leider einm unglücklichen Ausgang, indem der Kutscher seinen Gegner mit einer gefüllten Wein flasche über den Kopf schlug und ihn dadurch in einer Weise verletzte, daß dieser im Gesicht an mehrerm Stellen blutete. — — Es wird uns mitgethellt, daß der Herr, der nach unserer neuerlichen Mittheilung beschuldigt ist, zwei Sitzkiffen in Eisenbahncoupe's zerschnitten zu haben, sich gegenwärtig zur ärztlichen Beobachtung bezüglich seines geistigen Zustandes im Ctadtkrankenhause befindet. — — In der letzten Zeit waren -von mehreren Wagen, die in den Fluren und Räumen verschiedener Häuser und Höfe hiesiger Stadt gestanden, die Schooßleder entwendet worden. Wie uns Jemand aus Friedrichstadt initt heilt, sollen in neuerer Zeit dort mehrere Ledcrschürzen unter verdächtigen Umständen zum Verkauf gebracht und in dessen Folge es der Behörde ge lungen sein, in dem Verkäufer dieser Schürzen auch dm Schooß- lederdicb Zu ermitteln. Derselbe soll aus Jöhstadt stammen, seines Zeichens ein Viehhändler sein und in Friedrichstadt ge wohnt haben. — — Am Sonntag Nachmittag beendete der Gastwirth St. in Hosterwitz durch eigene Hanvanlegung sein Leben, indem er sich in dem Küchenraume mit einem Terzerol durch den Kopf schoß. St. genießt den Ruf eines reellen und rechtschaffenen Mannes, und scheint die Veranlassung zuin Selbstmord lediglich darin zu liegm, daß St. gewinnsüchtigen Spekulanten in die Hände fiel und dadurch sein Vermögen verlor. Ein hinter- laffener Brief St.'s lautet: „Ich verlange Gerechtigkeit vor Gott und Menschen wider die Betrüger (folgen vier Namen), meiner Familie zu dem Ihrigen zu verhelfen". — Speculations-Katzenjammer. Es ist schwer zu beschreiben, welche Blühe und Opfer es gegenwärtig dem Ge schäftsmann hier kostet, von Capitalisten Geld geliehen zu be kommen, nicht etwa weil das Geld so rar wäre, sondern weil das Mißtrauen so groß ist. Das ist eine Folge des argen Schwindels, der während der .letzten Jahre hier fast in allen Geschäftszweigen, ganz besonders aber im Häuser-Bauen ge trieben wurde. Wer ein paar Tausend Thaler hatte oder auch nicht so viel, der unternahm große Bauten, in der Hoffnung, bei der rasch wachsenden Bevölkerung und dm steigenden Mieth- preisen entweder den Neubau sofort wieder mit Vortheil ver kaufen oder die Zinsen der aufgmommmen resp. den Hand werksmeistern schuldig gebliebenen Gelder aus dem Ertrag der Miethen bestreiten und für sich noch ein Sümmchen erübrigen zn können. Das ging ein paar Jahre lang ziemlich gut und mancher arme Teufel, der Unternehmungsgeist hatte, wurde in Kurzem ein „gemachter Mann". Doch der Häuser wurdm immer mehr, die Nachfrage aber nahm ab, die Arbeitslöhne und Materialpreise stiegen gewaltig, und Die, welche trotzdem sich nicht abhalten ließen, es ihren glücklich speculirenden Vor gängern nachthun zu wollen, mußten die Erfahrung machen, daß innerhalb weniger Jahre Vieles sich geändert hatte. Die Häuser waren nicht mehr so leicht anzubringen, die Miethen ließen sich nicht mehr so hoch schrauben; so blieben sie mit den Zinsen im Rückstand, die Capitalien wurden gekündigt, und wenn es nun zum Zwangsverkauf kam, blieb der Erlös oft um mehr als die Hälfte unter dem Schätzungswcrth zurück. Jetzt kam ein panischer Schreck unter die Capitalistcnwelt: Alles kündigte seine auf Häusern stehenden Capitalien, und der allzu ängstliche Eifer, sich vor Verlust zu wahren, führte den Verlust erst recht herbei. Die bedrängten Häuserbesitzer bekamen nirgends Geld, und Mancher, der so schlimm nicht stand, der sich recht gut noch hätte durchschlagen können, wenn man ihm nur Zeit und Luft gelassen hätte, siel zugleich mit den Schwindlern als ein Opfer der Panique. Als Bodensatz ist nun ein Mißtrauen gegen Unternehmer zurückgeblieben, das es einem solchen so gut wie unmöglich macht, von Privaten Geld anders als zu enormen Zinsen zu bekommen: 12 bis 15 Procent sind — die Provision rc. ungerechnet — etwas ge wöhnliches, es geht aber, so unglaublich dies klingen mag, oft auch höher hinauf. Daß Ter, welcher Geld zu solchem Preis sich schafft, nur selten auf einen „grünen Zweig" kommt, be greift sich leicht; häufig ist's auch nur darauf abgesehen, leicht sinnigen Darleihern durch die verlockende Aussicht auf hohe Zin'cn eine Summe abzuschwindeln, was dann nicht verfehlt, das allgemeine Mißtrauen noch zu erhöhen. — In einer wahrhaft furchtbaren Situation befand sich gestern Vormittag ein junger Mann, der als geschickter Arbeiter bei einem hiesigen Schlossermeister Gcldschränke anfertigt und deren schon über 100 abgeliefert hat. Eben war wieder eins jener ehernen Diebsärgcrniffc der Neuzeit unter den nervigen Fäusten der Söhne Vulkans blank und spiegelglatt hervorge- gangcn und man verschritt zur Schloßprobe. Dieselbe siel aber nicht zur Zufriedenheit des eigensinnigen Arbeiters aus. Die Riegel und Federn griffen ihm nicht exact genug ein; es klappte und schnappte ihm mit einem Worte noch nicht so recht. Gleich wohl ließ sich auch nicht ermitteln, wo ein Fehler lag. Weil von Außen sich Nichts entdecken läßt, begiebt er sich mit einem brennenden Talglicht ins Innere und läßt von Außen schließen. Er beobachtet, sondirt, leuchtet hin und her, kann aber nicht wegkricgen, wo's hängt. „Nun, so muß das Schloß wieder herunter, macht auf!" - Die draußen stehenden Gehilfq»