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- Erscheinungsdatum
- 1866-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186602119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18660211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18660211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1866
-
Monat
1866-02
- Tag 1866-02-11
-
Monat
1866-02
-
Jahr
1866
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>e M der D««d»r» N»chrtchte», Gonutag de» 11. Februar I88S. Antwort auf den Artikel beS Selbstbeobachter» in Nr. SSL d. Bl. v. I. nie krank gewesen und auch nie thierärztlich behandelt worden, und daß in dem Torsc Hcderslcbcn eine choleraarlige Epidemie ausge- drochcn sei. Da dich zu einer Zeit war, «o auch i» anderen Orlen ' ' ' annehmen o war ich . . . „ gegen die Weitcrverbreitung der Krankheit anzuordncn, als nacheinander drei ex- preffe Briese aus Hedersleben an mich kamen, um mir anzudeutcn, eaß wahrscheinlich andere Ursachen sür die Krankheit vorhanden seien, als die von dem betreffenden Arzte vcrmutheten. Es wurde, wie die» m einem solchen Falle, wo schnell hintereinander mehrere Personen gestorben und noch mehrere auf eine bis dahin noch nicht aufgeklärte Weise erkrankt waren, nicht zu verwundern war, von Vergiftung rc, gcmunkelt, und endlich auch von einer Ansteckung durch Trichinen ge sprochen. In Folge dessen ordnete ich sofort, auf den nächsten Tag, also den 9. November, eine Obductivn der zuletzt verstorbenen Person durch den Königliche» Kreis-PhysikuS und die beiden in Hedersleben vorhandenen Aerzte an. Der 9, November war ein sür dies Geschäft wenig günstiger Tag, indem cs dunkel und trübe war. Nach drei stündiger genauer und höchst sorgsamer mikroskopischer Untersuchung war der Befund jedoch ein so zweifelloser, daß das Vorhandensein von massenhasten Trichinen in den Gedärmen des Verstorbenen und die Trichinen als die Todesursache dcS letzteren constalirt werden konnten. Dies wurde einstimmig von den Aerzten, welche mir die verschieden artigsten Präparate aus den Gedärmen des Verstorbenen unter dem Mikroskop vorzeigtcn, anerkannt und schlicstlich auch von einem vier ten dazu gekommenen Arzte aus Quedlinburg, sowie einem Apotheker und Chemiker, welcher aus diesem Gebiete aus dem früher hier im Orte bereits vorgekommenen Trichincnfaklc reichliche Ersahrungcn ge sammelt hatte, bestätigt. Um die Untersuchung genau zu sichren, legte ich nichtsdestoweniger den Aerzten zunächst noch die Frage vor, ob nicht, abgesehen von den Vorgefundenen Trichinen, noch andere Ursachen, wie z. B. Vergiftung durch Arsenik, Grünspan oder andere schädliche Einslüste sür den Tod der bereits verstorbenen Personen vorhanden sein könnten. Es wurde jedoch diese Frage durchweg verneint, und daraus ließ ich cs mir noch angelegen sein, den mir in den obigen Briefen gemachten Andeutungen von Vergiftung :c- durch eine genaue und sorgfältige Vernehmung der betreffenden Personen und vorgeschla gencn Zeugen aus den Grund zu gehen. Wie dies, aber mit solchen im Volke eoursirenden Gerüchten gewöhnlich zu geschehen pflegt, so auch hier. Zunächst mal waren die ersten Autoren dieser Nachrichten gar nicht nufzufinden, indem cs Einer immer von dcm Andern gehört haben wollte, und wenn ich wirklich endlich aus den ersten Urheber zurückgegangen zu sein glaubte, dann zerfiel das ganze Dictum in nichts- Wer einigermaste» Erfahrung in solchen Dingen hat, kann sich diest in. Voraus sagen. Ich lies, »i ch aber die Muhe nicht verdrieße», da es mir nebenbei auch daraus ankam, dcm Verkäufer des trichinösen Schweinefleisches, eventuell seine Wissenschaft von der krankhaften und gefährlichen Qualität der von ihm verkauften Waare nachzuweise» und ihn deswegen zur Bestrafung zu ziehen. Dieses, der Schlächter »leister Becker zu Heoersleben, lag mit seiner Frau und einem Sohne krank darnieder und leugnete gleich allen anderen Kranken im Orte, rohes Bratwurstslcisch von dcm am 25. Lck. v. I. von ihm geschlach teten Schweine gegessen zu haben. Als ich aber im Orte allgemein bekannt machen liest, dast cs eine ganz irrige Vorstellung des Publikums lei, wenn angenommen werde, das; der Genus; des rohen Bratwurstflei sches wider die Gesetze lause und bestraft werde, so gestanden mit einem Ntale sämmtliche Kranke und ebenso der Schlächtermeister Becker ein, daß er mit seiner Frau rohes Bralwurstfleisch von dem am 2!» Oct. geschlachteten Schweine gegessen habe. Er habe doch, wie er sich aus- drückte, bei der Zuberei'ung des Bratwurstsleisches probiren muffen, ob es schon den richtigen Geschmack habe. Ich will noch erwähnen, dast ich den genannt« n Becker angezogen auf seinem Bette liegend und bkast aussehcnd antras- Er konnte noch ganz gut aufstehcn, als ich bei ihm eintrat: ich veranlastte ihn aber, seine halbliegende Stellung wieder einzunchmen und er beantwortete mir alle Fragen in ganz ungcstöOe Geisteskraft, und wie ich annehmen zu dürfen geglaubt habe, ohne allen weiteren Rückhalt. Aus die ihm vorgelegten Fragen des Arpes aus meimr Begleitung, ob er an Schmerzen leide und was ihm scble, erwiderte er, daß er sich lähmig suhle und dast er glaube, au Heft, gem Rheumatismus zu leiden. Daß sein Leiden von Trichinen her rühre, wollte er <wahrschei»Iich wie so mancher Schlächter) nicht recht glauben. Er behauptete immer, er habe sich sein Leiden durch den an strengenden Transport einer von ihm gekauft n Hanimclheerde zuge zogen. Tie gleichzeitige Krankheit seiner Frau, welche übrigens viel heftiger erkrankt mar und in einem besonderen Zimmer lag, wüßte er freilich nicht zu erklären. Sein Iljährigcr Sohn, welcher in derStube dcs Vaters aus dem Sorha lag und gleichfalls sehr blaß aussah, sollte nach des Vater« Aussaac schon lange nicht wohl gewesen sein. Tie Aussagen des genannten Bccker machten, wie ich nochmals wiederholen will, den Eindruck der Unverfänglichkeit. Bereitwillig übergab er wir seine ganzen Scklacht- und Fleischvorräthc zur weiteren mikroskopischen Untersuchung, ebenso die ämmllichcn Schlachtiiistrumentc, Hackeklötze, Bretter :c. und sprach sein Beileid zu dem Unglück aus, was so viele Personen im Torse betroffen habe und woran er schuld sein solle. Er könne das letztere aber kaum glauben, da cs ein Prachtschwcin gewesen sei, was er an, 25. October von dem Mühlenbesitzer Zimmer mann gekauft und mit -kV THIr. >5 Ngr. bezahlt habe, und er sci zu alt geworden, UNI annehmen zu können, dast mit einem Male so kleine rhieie, die er noch nie gesehen und gekannt habe, schädlich sein konn ten. Aua, bei einer wenige Tage späteren Vcruehmunq blieb er hier bei stehen, und eS wurde nur sestgestellt. dast er am 25. October, wo sein Laden von Schweinefleisch vollständig auSvcrkaust war, das frag liche Schwein von dcm Mühlenbesitzer Zimmermann kür den angegc denk» Preis gekauft und von 4 Uhr Nachmittags an, nachdem es ge schlachtet, zum Einzelverkauf zubereitet und ausgehängt Hütte. Eine Frau, die vercbclichte Arbeiter Kopf geb. Arcnd aus Hcderslcbcn, war uni 3 Uhr Nachmittags in den Laden drü gen. Becker gekommen, um Schweinefleisch für sich und andere Frauen zu kaufen Sie konnte jedoch noch nichts bekommen und wurde auf 4 Uhr vertröstet, wo vas neu geschlachtete Schwein zu n Verkauf fertig sei. Sie tonnte aber nicht warten, und kaufte deshalb nichts. Ihre weitere Aussage lautet: „Es hing jedoch schon ein sehr fettes, ausgescklachtetes Schwein „da, wovon ich bekomme» sollte. Das Fleisch die es Sckwemes a>- ,.währte keinen guten Anblick. Der Speck, welcher sehr dick oder sehr „hoch ans dem Ihi'chc säst, hatte eine gelbliche und wenig appetilliche „narbe, so daß ick; mich davor ekeln mußte, ebenso war das magere „Fleisch von einer Färbung, die wir Hausfrauen als nickt gut bezeich „aen. Ich sagte noch leim Fortgehen zu der Frau Becker: Von dem „Fleisch lönnc sie mir schenke», das nähme ich nicht und äste ich nicht „So viel ich weist, hat die Aibeitcrfamilie Wolter in der Kaserne INr „selbst sich noch an demselben Tage ron diesem Fleuche. holen kaffe», „Mann und Frau liegen jetzt sehr schwer krank darnieder, und wie ieti „annehme, von dem Gcnust dieses Fleisches." Diese Zeiigenaussnae veranlastte mich, noch verschiedene anoerc weibliche Personen, welche Fleisch von diesen, Schweine gekauft, gekocht und gegessen halten.-zu vernehmen, dieselben haben aber wiederum durchaus nichts Auffälliges in der äußeren Ers.teinung des Fleisches bemerkt. Einige von diesen, die von dem noch nicht aaargckvchten Fleische szckostct hatten, waren erkrankt« wooegen die Männer, .welche erst von dcni gaar aut den . Tisch gebrach ten Fleische genoffen haben, vollständig g< sund aeblicben sind. , Die Vernehmung derjeniaen Personen, welche daS Schwein von seiner Geburtain bei dem Mühlenbesitzer Zimmermann gefüttert und täglich behandelt haben, hat nickt das geringste Auffallende »der Veidächtige ergeben- Das Schwein ist vo» gen. Zimmermann gezogen und ge mästet worden,(ist zwei Jahre alt geworden, hat einmal geworsen, ist Don den Entdeckungen, die der „Selbstbeobachter" gemacht haben will, hat mir auch nicht ein einziger Zeuge ein Wort gesagl. Ich will hier gleich erwähnen, dast es mir nicht einsallen kann, den Mann, welchen ich nicht kenne, und der wer weist was für Zwecke mit seinem Aussatze verfolgt, speziell zu widerlegen; es würde mir daS zwar sehr leicht sein, ich liebe cs aber nicht, mit solchen Personen mich in einen Zeilungskrieg cinzulafsen: überdicst verbietet cs mir auch meine amt liche Stellung, und ich wiederhole daher nochmals, dast ich mit diesem Referate nur Euer Wohlgeboren einen Dienst zu leisten bemüht bin. Ich gehe dcßhalb auch aus alle die verschiedenen abenteuerlichen Dinge, die der Aufsatz des Sclbslbcobachtcrs enthält, nicht weiter ein. Mein Referat würde sonst noch länger werden. Das am 2ü. Oct. von dem gen. Becker geschlachtete Schwein war. soweit sich hat ermitteln laste», in wenigen Tagen vollständig ausverkaust und am 28. desselben Rio »ats wurde von dcm gen. Becker das nächste geschlachtet, ebenso am 29. October. Bei der von mir eingcleitclen Untersuchung fand sich in dem Laden des gen. Becker unter den sämmtlichen Fleischvorrälhen keine einzige Trichine mehr vor, wohl aber in den Leichnamen sämmchtli cher Verstorbenen, welche später noch sccirt worden sind. Die Annahme, dast der »r. Virchow oder sein Legntus Vr Sohnheim die Trichinen in ccdersleben entdeckt und dast sich demnach erst alle anderen Acrztc dieser Ansicht zugewcndet haben, ist, wie ich oben bercils ausgesührt habe, vcllsiändig unrichtig. Ter »r. Eohnheim, oder wie der Herr hcistt, ist erst bedeutend ipater nach Hedersleben gekommen. Tic Ent deckung der Trichin » hat am 9. November durch die von mir veran lasst,: Obduelion der Leicke des drillen Verstorbenen stattgefunden. Bis zu einer gcrichRcken Untersuchung ist cs übrigens, wie ich noch be merken will, nichl gelommen, da die von mir geführte Untersuchung kein Moment ergebe» hat. uni ein criminalrechtliches Versahren gegen den gen. Becker oder den Mühlenbcsitzcr Zimmermann einzuleilen. Ick habe diescrhalb mit dem Königlichen Staatsanwallc hicrselbst aus drücklich Rücksprache genommen, es ist aber die gerichtliche Untersuch ung abgclehnt worden. Die am 9. November v. I. staltgchabte Ob» duction ist daher auck leine gerichtliche gewesen. Dieselbe ivar nur von mir veranlaßt. Schließlich möchte ich mir noch die Bemerkung erlauben, wie mir bei dcm Sclbstbcobachtcr ausfälll, daß er, wenn er von der Wahrheit seiner Behauptungen und angeblichen Entdeckungen wirtlich überzeugt sein sollte, nicht zuerst daran gedarbt hat, der Poli zeibehörde seinen Besund zur weiteren Verfolgung imtzutheilen. Eine weitere Miltheiluna der von Euer Wohlaeborcn zu veröffentlichenden Schuft würde mich sehr intercssircn. Quedlinburg, den 14- Januar M66. Ter königliche Landrath Stielo w." Tie übrigen hierin nickt speziell widerleg»» Angaben des Selbst bcobachters sind in den nächsten Nummern des Eommunalblattes von inir besvrochen und widerlegt, gestützt aus I. die protokollarischen durch den Hcn n Pro>. Dircbow in Nr. 391 und 307 der Berliner Volks eitung v. I. veröffentlichten Zeugenaues.iqen, 2. aus eine Zuschrist des königl. vreuß. K'rei'vbüsikus Er. Wolfs in Quedlinburg, 3. auf Briese der Hcne» Ilr. Kraatz und Ießnitzer in Hedersleben und Or Cohnhcim ui Berlin über seren private Stellung zu der Streitsrage. Man sieht aus dcm eist.'» M enstülle, dast Herr Kühn das Unglück hatte, zu einer Zeit in Hedersleben anwesend zu sei», als säst das ganze Tors Unwahrheiten sagte. I,dcr mag sich hiernach sem Urtbcil bilden. Dies; ist zugleich menr letzt, s Wort in dieser Hederslebener Sache. Ich werde nur noch alle Aktenstücke der königlichen Polizeibehörde zur Prü fung vorlegcn. ebenso wie ich ibr die cingcgangenen oder noch einge henden Drohbriefe zur wetteren Versolgung übergeben habe, resp. über geben werde. Eine Sache, bei denn Verthcidigung man zu so allem Ar stände Hohn sprechenden Mitteln gegen den Gegner greisen zu müssen glaubt, wie man mir gegenüber aetban hat und noch tlutt, must aus sehr schwachen Füßen stehen. IM Küchenmeister. Der Wahrheit die Ohre, oder die Wahrheit must uns frei machen. In der am 5. d. Mts. abgehaltenen Versammlung des hiesigen städtischen Vereins, welche an demselben Tage im An zeiger ausgeschrieben und Gästen der Zutritt gestattet war, stand auf der Tagesordnung: „Vortrag des Herrn IM. Küchenmeister über mikroskopische Fleischschau". Da nun der zu verhandelnde Gegenstand ein so wichtiger war, so hatten sich auch die Mit glieder des städtischen Vereins recht zahlreich eingcfunden, denn es waren wohl an die zwanzig Mann da; aber noch zahlreicher waren die Herren Fleischermeister vertreten und man kann wohl sagen, daß eS an achtzig Mann waren. — Um 8 Uhr eröff net,: der Herr Vorsitzende die Versammlung, und Herr l)r. Küchenmeister nahm das Wort. Ich will mich nicht so spcciell in den geistreichen Vortrag einlassen und die Leser langweilen, weil ich überzeugt bin, daß die Kräfte des Herrn IM. Küchen meister schon bekannt sind; nur muß ich bemerken, daß er sagte, es seien die Untersuchungen bei den Schweinen nach Trichinen nicht so leicht, und es gehöre ein ganz geübter Arzt dazu, wenn die Untersuchung init Erfolg ausgeführt werden soll, denn cs hüllen schon Untersuchungen von Aerzten zu großen Irrthümcrn geführt, wo aufgerollte Muskelfasern für Trichinen angesehen wurden, — wer dies nicht ganz genau verstände, der möchte es bleiben lassen. Er ging nun auf die Untersuchung auf dem Lande über und sagte, hier sei die Untersuchung nicht so schwer, die könnte ganz gut der Schulmeister in seinen Frei stunden mit verrichten, — man sollte nicht etwa glauben, cs sei wie sonst, daß wenn ein Schwein geschlachtet würde, die Kinder den Tag sür einen Feiertag hielten, — und auf einem größer» Gute könnte es ganz gut der Inspektor oder der Ver walter verrichten. Weiter sagt er, daß man nun genau con- ftatirt habe, daß die Ratten und die Mäuse die Träger der Trichinen wären, weil die Schweine Natten und Mäuse gern fräßen und davon die Trichinen in das Schwein eingeführt würden, er habe die Versuche durch Fütterung ganz genau ge macht. Mit Mäusen sei ihm aber der Versuch fehlgeschlagen, er habe eine Parthie in einen Kasten gesperrt, es haben aber sich dieselben aufgesressen, bis endlich die vorletzte die letzte fraß und dadurch sich die Probe erledigte. — Es sprach der Herr Vorsitzende im Namen des Vereins für diesen wissen schaftlichen, geistreichen und lehrreichen Vortrag seinen tiefgefühl testen Dank aus. — Ein stürmischer Applaus, begleitet von Händeklatschen und Freudenbezeigungen folgte, aber nicht von den Fleischern, sondern von den Vereinsmitgliedern. — Nun sprach Herr Fleischermeister Lehmann sich in praktischen und gediegenen Worten aus, daß die Herren der Wissenschaft, was das Pökeln und Räuchern anbekräse, sich bedeutend geirrt hätten, und zeigte, daß sie nichts davon verstünden, denn es stelle sich dieses ganz anders heraus. — Auch erklärte Herr Obermeister Friedrich mit treffenden und schlagenden Beweisen, daß die mikroskopische Fleischschau verwerflich und praktisch unaus führbar sei ; wokür ihm seine Mitmeister Beifallsbezeugungen zu erkennen gaben. — Nun sprach aber Herr Büchsenschuß in sehr origineller Betonung, er schilderte die Aerzte und die Wissen schaft und sagte, es gäbe keine Trichinen, es seien lauter Lügen, die Aerzte wollten nur Posten haben, weil sie nichts zu thun hätten; auch sprach er von der Todtenschau, von der Ver wechselung lebender und todter Kinder, ja er schien so entrüstet, daß er sich bis ziemlich vor an den Tisch des Vorstehers drängte. Und so hatte dieser Mann dreimal das Wort bÄommen und sprach in ziemlich langer Rede, trotzdem aber entzog man ihm das Wort nicht; — es war aber dieser Herr ein Vereinsnnt- glied. — Nun sprach Herr Apotheker Meister aus Chemni mit sehr scharfen: und geistreichem Denken und ruhiger Heinum, welchem aber das Wort von dem Herrn Vorsitzenden baff ent zogen und gesagt wurde, er möge sich kürzer fassen, da noch mehr Sprecher sich gemeldet hätten. — Auch sprach Herr Fleischcrmeister Kühn in etwas scharfen Worten; er sagte, daß Herr IM. Küchenmeister als Wurm-, Finnen- und Trichinen-- doctor seit 15 Jahren sich bis zu einer Autorität geschwungeir und Bücher und Werke darüber geschrieben hätte, er könne aber von allen seinen Thaten noch keine Ueberzeugung gewinnen. — Auch sprach Herr Fleischermeister Kickelhayn, daß er vor zwei Jahren seine Schweine habe untersuchen lassen wollen, >habe sich an Herrn IM. Küchenmeister gewendet und selbigen , beten, ob er nicht seine Schweine untersuchen wollte. Zur t. ischul- digung hatte l)r. Küchenmeister vorgegeben, daß er dazu keine Zeit hätte. Er wendete sich nun an einen andern der Herreu Aerzte, welcher als wirkliche Autorität weit über Sachsen hin aus bekannt ist; derselbe erklärte ihm, daß er nur die Unter suchung, soiveit sie sich mit seinem Gewissen vereinbare, leiten wolle; er könne nur die Versuche, die er an einem Schweine mache, bescheinigen, nicht aber das ganze Schwein für trichinen haltig oder trichinenfrei sprechen. — Nun sprach aber ein Maurer, Namens Müller, in sehr ungeziemendem Tone. Er sagte, die Dresdner Fleischer hätten sich ganz roh und ordinär, ja unter den Ctraßcnarbeitern betragen u. s. w., und bei alle dem entzog man ihm das Wort nicht, bis es den Herren Fleischermeistern doch zu arg wurde und sie sich wie Ein Mann erhoben, um den Schimpfenden zu besänftigen. Es war aber wieder ein Mitglied des städtischen Vereins, cs ist ihm aber nicht das Blindeste geschehen. Auch nicht der Vorstand, wie gesagt wurde, hat ihn geschützt, sondern die Herren Fleffcher- meister Friedrich und Kühn baten ihn, er möge sich entfernen. Noch entspann sich eine kleine Discussion mit Herrn llM. Küchenmeister und Fleischermeister Kühn. Letzterer hielt Herrn llr. Küchenmeister vor, er habe ihn in Zittau beim IM. Just denuncirt, welches er aber dreimal entschieden verneinte, bis Herr Kühn auf einen Stuhl trat, um Gehör bat, was auch sogleich befolgt wurde, und den Thatbestand Schwarz auf Weiß vorlaS und somit Herr IM. Küchenmeister überführt wurde, wobei er erklärte, Alles widerrufen zu wollen. Herr Fleischer meister Barth trat aus einen Stuhl, bat um's Wort uni» sprach: „Wenn der Kops herunter ist, kann man ihn nicht wieder aufsetzen!" Wenn ich mir nun Alles das, was vorgekommen, ge schrieben und gesprochen, gehandelt und gethan, in's Gedächtniß rufe, so bekomme ich eine ganz andere Ansicht von dem Spiele, und es bleibt ein Räthsel; — nur ist es Schade, daß die Herren Fleischermcister nicht auf's Eis gegangen sind und den Schimpfer schlugen — aber nein, da waren sie doch zu klug und wcitersehend, — da möchten doch wohl die Herren erst zu den Herren Fleischermeistern in die Lehre kommen. — Wenn inan von Unten nach Oöen baut Uns m des Weltalls Abgrund ichaut, Tann frag ic!>: „Sollt »uch dics nickt Alles trügen, So iiiust die Wabrbeit dock noch siegen." Medingcr Bier-Tunnel. werden dem geehrten Publikum bestens empfohlen. Erkältungen, Uiic große H tzc, sind häufig Ursache des Ausfallens der Haare. Um dies sofort zu verhindern, giebt es kein besseres Mittel wie PleimeS' Kölner Kräuter-Ossenz ü Fl. nur io Sgr. Stets vorräthig in Dresden bei Oütt r»r »niiittniii». Frauen straße IO. »rillt«»«, > empfiehl: IL. -Nech v. Ovt. 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