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belästig«, «arum sollt« sich die Aimftmänner erlaub« dürfen, da- Publikum durch Offerirung ihrer Dimste zu be helligen? Hiebt es doch in DreSdm eine so zahllose Menge von Dienstmännern, daß das Publikum fast auf jedem Schritt und Tritt einem Dienstmann begegnet und nach freier Wahl sich einen solchen zur Dienstleistung auswählen kann. Freilich ist die Concurrmz im Dienstmamnvesen so stark, daß jeder einzelne gezwungen ist, alle Mittel und Wege, die ihm irgend welchen Verdienst in Aussicht stellen, in Anwendung zu bringen. Es kann aber dem Publikum nicht zugeinuthet werden, daß eü dabei der leidende Theil und irgend welchen Belästigungen auS- gesetzt sei. — Während vor einigen Tagen in Leipzig ein betrunkener Handarbeiter beim Transport in das Polizeihaus die ihn trans portirende Polizeipatrouille mit den gemeinsten Schimpsreden belegte und seine Arretur durchaus nicht gerechtfertigt fand, begrüßte ein anderes betnmkenes Individuum, welchem das Polizeiamt oft ein gastliches Asyl geboten, die il,n schützend ausnehmenden Gemächer des ArrestloealS mit den von innerer Befriedigung zeugenden Worten: „Na da warn wir ja wieder". — Vor einiger Zeit waren zwei zweirädrige Karren vom PalaiSplatz und Schlesischen Valinhof weg spurlos abhanden gekommen. Da die Karren füglich nicht von selbst fortgelaufen sein konnten, so mußten sie irgend einem Entführer in die Augen gestochen haben und ihm zum Opfer gefallen sein. Dem Vernehmen nach ist derselbe in einem Handarbeiter ermittelt worden, welcher die Karren entwendet, sie zu Hause angestrichen und so unkenntlich gemacht verkauft hat. — Ein Schneidergeselle soll seit einiger Zeit darin seinen Verdienst gesucht und gesunden haben, daß er die ihm zum Ausbessern übergebenen Kleidungsstücke verpfändet oder verkauft und das Geld auf seine eignen Bedürfnisse verwendet hat. Es soll aber dieses Gebahren mit fremdem Eigenthum entdeckt und ihm ein Ziel gesetzt ivorden sein. — Oesfentliche Gerichtsverhandlung vom 10. Februar. Heute erscheinen zivZ Angeklagte vor den Richtern, zwei Frauen, die theils des Diebstahls, theilL der Partirerci be schuldigt sind. Auf dein Gerichlstisch liegen eine Menge Klei dungsstücke, ein Handkörbchen steht daneben. Therese Kühnel und Johanne Ehristiane Käßmann, geborene Nescher, genannt Hertel, werden aus der Haft, die im October vorigen Jahres begann, vorgcführt. Die Kühnel ist die Hauptangeklagte, ein junges Mädchen, die aber merkwürdiger Weise nicht weiß, wie alt sie ist, ob 19 oder 20 Jahre. Ihr Geburtsort ist Brüx in Böhmen, zuletzt diente sie. Ihre Eollegin Käßmann ist >'14 Jahre alt, seit ihrem 29. Lebensjahre verheirathet mit einem Böttcher, der zuletzt Fabrikarbeit trieb, seit zwei Jahren aber wieder von ihr geschieden ist. Im Jahre 1864 wurde sie wegen Betrugs mir 10 Wochen Gefängnis; bestraft. Die Kühnel wußte, daß ein geivisier Ehrislian Rühlemann viel Geld habe. Dieser Herr, der früher Koch, jetzt Privatier, dessen Geld mei stens in Papieren bestand, hatte deren Coupons bogenweise in einem sogenannten Pult liegen, dessen Thür zum Aufrollen ist. Am 1. "November vorigen Jahres wollte er die Coupons für österreichische Papiere verwechseln, bei denen noch 22 gewöhn liche und 1 Speciesthaler in Silber lagen. Er fand, daß er bestohlen war. Anfangs wußte er selbst nicht, wie viel man ihm genommen. Das Pult war stets verschlossen, besondere Umstände sielen dem Verletzten nicht auf. , Gegen eine Veit- gefangene im Bezirksgerichlsgcfängniß hat die Kühnel, welche bei der heutigen Zeugin Johanna Lachmann diente, gestanden, daß sie den Diebstahl nicht allein verübt. Heute spricht sie anders. Sie öffnete mittelst Schlüssel das Pult und nahm dann die in einem Kästchen liegenden Coupons im Werlhe von mehr als 300 Thalern heraus, ebenso die schon erwähnten 23 Silber- thaler. Etwa 21 Thaler sandle sie in ihre Heimath Brüx, um dort versetzte Kleider einzulösen, lieber diese Geldsendung liegt ein Poslschein vor. Auch die Lachmann ist von der Kühnel bestohlen worden, und zwar in Bezug auf baare 5, Thaler, 2 Handtücher, Kattun, Zwirn, Eisengarm, welche Sachen theil- weise bei der Mitangeschulvigten Käßmann gefunden wurden. Herr Staatsanwalt Roßteuscher verlangt die Abhörung der beiden ehemaligen Mitgefangenen der Kühnel über die ihnen in der Zelle gemachten Clestandnisse, was der Gerichtshof jedoch ab lehnt. Der Herr Staatsanwalt beantragt die Bestrafung der beiden Angeklagten. Herr Advocat Robert Fränzel spricht für seine Clientin Kühnel uns giebt das Schicksal derselben dem pflichtmäßigen Ermessen der Richter anheim. Herr Advocat Grüner sucht den vorliegenden Verdacht bezüglich der Käßmann zu schwächen, die während des PlaidoherS aus dem Saal ge führt werden muß, da ihr auf der Anklagebank unwohl wurde. Die Kühnel erhielt 2 Jahre und l Monat Zuchthaus, die Käß- mann 5 Monate und 3 Tage Arbeitshaus. — Angekündigte Gerichtsverhandlung. Mor gen den 1e. d. M. finden folgende Verhandlungstermine statt: Vormittags 9 Uhr: Privatanklagesache des Handarbeiters Albert Watzke hier gegen den Kaufmann Julius Weber hier; 9j Uhr Privalanklagesache des Hauptagcnt Robert Rudowsky hier gegen den Handarbeiter Michael Heyne hier; 10s Uhr wider den Viktualienhändler Carl Gotthelf Hofmann in Löbtau wegen Bedrohung, Beleioigung und Unterschlagung: 11 Uhr Privat- anklagcsacke dos Handarbeiters Ernst Jul. Döring gegen die .Handarbeitersfrau Anna Marie Auguste Gretzschcl hier; ! 1 s Uhr unter Ausschluß der Oeffentlichkeit, auf Antrag Ernestine Em lie verw. Kaulh hier gegen dm Schneider Kaulh und Sophie Emilie Krug hier wegen Ehebruchs. Vorsitzender: Gc- richtsrath Ebert. — Repertoir des Königlichen Hoftheaters, Montag: Die Journalisten Conrad Bolz: Herr Emil Dcvrient, als letztes Auftreten im diesmaligen Cyclus. — Dimstag: Die Jagd. N. e. Vergangenheit, 'Gegenwart, Zukunft. (Korn. Tanz-Potpourri). — Mittwoch: Concert zum Besten des Pen sionsfonds für Wittwen und Waisen der K. musik. Kapelle. — Donnerstag: Leichtsinn und Liebe. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. — Freitag: Er hat Recht. Die Jagd. — Sonn abend: Margarethe. — Sonntag: z. E. Herzog Albrccht, drammat. Dichtung in 4 Acten von Melchior Meyer. Oesterreich. Zn dem Entwürfe zur Adresse de» ungari sch« RttchStageS heißt es: „Wir wollen mit dm anderen Ländern der Monarchie wie eine selbständige Nation mit der ander« unter Wahrung unserer und ihrer Unabhängigkeit in Berührung treten". — Der Kaiser hat befohlen, daß die con- fiscirten Güter des Grafen Teleki seinen Erben ausgeantwortet werden. Preußen. In der Sitzung des Abgeordnetenhauses über den bekannten Obertribunalsbeschluß äußerte der Justizminister: „Der Antrag, wie er gestellt ist, ist geeignet zu Widersetzlichkeit, zu Gewaltthätigkeit gegen die Erkenntnisse der Gerichte und gegen deren Anordnungen aufzureizen; ich muß die Verantwort lichkeit dafür den Antragstellern überlassen. Ich nehme aber meinerseits keinen Anstand, davon auszugehen, daß den Antrag stellern bekannt ist, wie die Staatsregierung dermalen in der Lage und d:s Willens ist, auch einer- solchen Widersetzlichkeit entgegen zu treten". — In Tönning hat ein preußischer Ba- taillonscommandeur so beschimpfende Reden gegen die ehemalige schleswig-holsteinische Armee geführt, daß der Hotelbesitzer, dei dem die Offiziere speisen und welcher in der genannten Armee mit gekochten hatte, sich, um diese Beschimpfungen abzu- wehren, in das Gespräch mischen mußte und den Offizieren den abonnirtcn Mittagstisch kündigte. — Die Beamten in Schleswig sind in einem Circular aufgefordert worden, für die Personal union mit Preußen nach Kräften zu wirk«. Hannover. Ende Juni soll in der Residenz ein National- musikfcst stattfinden, welches von dem neucreirten Kapellmeister I)r. Satter dirigirt werden soll. Man ist sehr begierig darauf, dessen Werke kenn« zu lernen, allein bis jetzt sind alle Con- certe, in welchen er seine Symphonien vorführen wollte, ab gesagt worden. — Würtemberg. In Stuttgart hat kürzlich im Königsbau eine Redoute stattgefunden, zu welcher der König 35,00 Einladungen befohlen hatte. Der Hof erschien im Kostüm )eS Zeitalters der Elisabeth von England, die Offiziere in Venctims mit den Regimentsfarben. Vom Thcaterpersonal wurde eine Menuett getanzt, dann die Posse „Der Wunder doktor" aufgeführt Hierauf fand eine Darstellung des großen Festturi.iers Herzog Eberhards statt, bei d>.m ein Tanz lebender Blumen vom Balletcorps ausgesührt wurde. Frankreich. Die Mutter von F. Lißt ist in Paris gc- 'torben. — Als jüngst der päpstliche Nuntius gefragt wurde, ob es wirklich wahr sei, daß er noch keine Predigt des renom- mirten Pater Hyacinth angehört habe, erwiderte er: „Gewiß, ich habe nicht nölhig, mich bekehren zu lassen". — Die Königin von Madagaskar hat die Entschädigungssumme von 1,200,000 Francs endlich an die französisch« Agenten bezahlt. — Von Thiers soll nächstens eine bedeutsame Schrift, liioioie» ä« rosprtt ttanysi«, erscheinen. Schweiz. An verschiedenen Grenzorten sind französische Falschwerber entdeckt worden, welche junge Leute zum Eintritt in päpstliche "Militärdienste zu verführ« such«. — Tie Re gierung des KantonS Aargau hat beschlossen, die Ruine Habs- burg so restauriren zu lasten, daß sie wieder zugänglich wird. Belgien. Der Senat hat die Beibehaltung der Todes strafe beschlossen. England. Die Blätter raisonnircn über dm neuen Lord Oberkammerherrn, der für seinen wichtigen Posten zu juirg sei. Diese Stelle ist aber in der Familie d'Eresdy erblich. — AuS einem hier erschienenen Werkchen eines in Gefangenschaft der Briganten in Italien gewesenen Mannes kann man ersehen, warum diese Landplage nicht auszurotten ist. Tie Bauern erhalt« ihre Lieferung« nämlich von ihnen mit dem achtfach« Preise bezahlt und suchen sich natürlich solche gute Kunden zu erhallen. — Die Tochter des berühmten Astronomen Herschel ist in Rom zur katholischen Kirche übergetretcn. Amerika. Der Kapitän und Arzt des von Liverpool in "Newyork angekommen« Auswandererschiffes „Neptun" sind we gen verübter Grausamkeit« vor Gericht belangt worden, ersterer mußte 23,500 Dollar Caution stellen. Königliches Hoftdeater. — r. Freitag dm 9. Februar „Die Jüdin" von Halevv. „Elcazar" Herr Richard als Gast. Die Parthie der „Recha" wurde heute von Fräul. BaldamuS gesungen. Wenn die dra matische Form des Vortrags und die Bewegung« etwas zu ivenig Leben zeigt«, so waren dagegen in gesang ichcr Hinsicht die Leistungen des Fräul. BaldamuS sehr anerkmnenswerth, und da deren Stimme immer wohlklingender wird, je mehr dieselbe zur Verwendung gelangt, so gab die Lösung ihrer heutigen künst lerischen Aufgabe volle Gelegenheit, den Umfang, die Schönheit und die Ausbildung ihrer großen Stimme hör« zu lass« Die von Fräul. Alvülebm gesungene „Eudora" war ein ausgezeich netes Product herrlicher Naturgaben, durchdachter dramatischer Auffassung und außerordentlicher künstlerischer Ausbildung. Es ist auffallend, mit welcher Leichtigkeit die Künstlerin die schwie rigsten Gesangsaufgaben brillant löst. Den „Eleazar" sang als Gast wieder Herr Richard und zwar mit großem dramatisch« Effect Sein Spiel, sein Ausdruck im Gesang waren ganz vor züglich, nur scheint der so sehr beachtenswerthe Künstler die „Fr. Convers.-Bl." leider noch nicht kennen gelernt zu haben, denn diese übersetzen oaolsr c»a vocs lrvmolo ganz einfach mit „meckern", und vielleicht hätte ihn dies wenigstens veranlaßt, von einer so unschönen Gcsangsmanier sich frei zu machen, welche sicher seine so wohlklingende Stimme vor der Zeit schwäch« muß. Der vorzüglichen Leistungen der Herren Scaria, Rudolph und Eichberger in dieser Oper ist schon wiederholt gedacht wor den. Herr Hollmann als „Albert" muß sich aber vor Ueber- eilungen hüten und sich einer edleren Aussprache befleißig«, wenn er nicht zu sehr von den anderen Darstellern abstech« will. Vielfacher Beifall und öfterer Hervorruf zeigte dm Künstle«, wie sehr die Zuhörer von der Vorstellung befriedigt waren. * Die Extreme berühren sich. Daß die Franzosen das geistreichste Volk der Erde sind, ist gewiß hinlänglich be kannt, und daß sie stets an der Spitze der Civilisation cin- hermarschieren, dürfte auch kein Geheimnis; sein. Das hindert sie aber gar nicht, nebenbei sich der Zauberei und einem Aber minder fortgeschritten« Ländern gewiß sehr fu«n ur in einer so erschreckend« Ausdehnung vorkommt. Vor ei; paar Tag« stand hier, mitten ür Pan-, ein Zauberer mü seiner Zaubergehilfin vor Gericht. Franz Isidor Baumer, 48 Jahre alt, Professor der Chiromantie und des Magnetismus, sowie seine Concubine Marie Este!, 30 Jahre alt, die sich ein. fach als „Magicienne" bezeichnet (ursprünglich war sie da», was man in Berlin eine „Frisir-Mamsell" nennt), hatten nicht nur sich mit Prophezeihungen beschäftigt, vor deren Kühnheit selbst Nostradamus geschaudert hätte, sondern auch Amulette, namentlich Liebestränke, Zauberknoten, geheimnißvolle Heilmittel u. s. w. in Masse verkauft. Ein umfangreicher Briefwechsel öffnete einen Blick in eine fast unglaubliche Wüstheit von Aberglauben und Unmvralität, und ein Schwarm von jün ger« und älteren Wesen weiblichen Geschlechts, als Zeugen geladen, bekundete vivs voc» noch viel mehr, als was der Briefwechsel schwarz auf weiß zeigte. Nicht eine dieser Perso nen, meist jener fast immer zweifelhaft« Klaffe angehörig, welche sich gegen den bestimmten Dienst sträubt und von „freier" Arbeit lebt, gab zu, daß sie von dem Zauberer uni» seiner Genossin betrog« sei. Alte Person«, die sonst klug genug aussahen, und junge Mädchen, so hübsch, daß man nicht begriff, wozu sie noch ein« Liebestrank nöthig hätten, jAlle glaubten an die Zauberkräfte des Professors Baumer und der Madame Estel so fest, daß der Gerichts-Präsident nur mit Blühe Antworten von ihnen erhalten konnte, welche das Zau berer-Paar belastet«. Da rede man denn noch von dem skep tischen Paris! In Folge dessen konnten die Zauberer wirklich nur Jeder zu 15 Tagen Gefänguiß und 15 Francs Geld strafe verurtheilt werden. * Europäische Größen im Versatzamts Ein VeispiH in welche verzweifelte Regionen sich der Enthusiasmus manch» mal »ersteig« kann, sei cs für politische oder künstlerische Grö ßen, doeumentirt das „Leih- und Versatzamt" in Wien. Eö ist nämlich bekannt, daß man bei Sendungen nach jenem GS-- bäude einen beliebig« "Namen als Besitzer angeben kann. Man vergißt hierbei nicht die großen Männer der Gegenwart, und oft hört man den die versetzten Sach« ausrufenden Beamt« mit Stentorstimme rufen:„Zwölf Paar Strümpfe auf den Na men Garibaldi." — „Ich, ich!" kreischt eine einäugige Ver- setzerin, deren Zärtlichkeit dem alt« Demokraten wahrscheinlich nicht gar große Freude machen dürfte. — „Drei Stück Bein kleider,.... Patti!" tönt eü wieder von den Lippen des Ver- satzbeamtm „Ich, ich!" lärmt ein höckeriges, 50 Sommer zählendes Ungethüm. Donnerndes Gelächter belohnt dm Patti- Enthusiast« für die endliche Herausnahme der Patti-Hosen. Wie muß sich "Fräulein Patti über diesen Enthusiasmus freuen! Ilnd Garibaldi — nun, Garibaldi ist derartige Ovationen von den Jtalienissiiin längst gewohnt. Ob sich aber Herr von Bis marck fr«« würde, wenn er erführe, daß ein preußisch-blauer Damenmantel neulich unter seinem Namen in'ü Versatzamt wanderte, wag« wir stark zu bezweifeln. * Der durch sein« Reichthum und seine Mildthätigkeit berühmt gewordene Mr. Peabody — ein in Amerika gebo rener, aber in London heimisch gewordener Kaufmann — der schon vor ein Paar Jahren der Stadt London die Summe von 150,000 L. zur Unterstützung der ärmeren Volksklassen schenkte, hat diese Gabe jetzt durch eine Schenkung von neuen 100,000 L. vervollständigt. Selbst in dein reichen und mild- thätigen London erregt solche Großmuth gerechtes Erstaunen. Von der ersten Spende sind bisjetzt 80,000 L. verausgabt und zwar dazu verwendet worden, anständige Wohnungen für arme und anständige, arbeitslustige Leute zu errichten, die für einen sehr billig« Preis die Gelegenheit erhalten, sich eine recht wünschensivcrthe Häuslichkeit zu gründen. Ungefähr 150 Fa milien oder 800 Person« sind durch Peabody bis jetzt dem. Schmutz und Elend der gewöhnlich« Londoner Armenquartiere entrückt worden. Wenn — sagt die „Times" — Jedermann in seinem Kreise und im Verhältniß zu sein« Mitteln Pea- body's Beispiel nachahmte, dann wäre der Pauperismus bald- cine Sage der Vorzeit. * Phänomene. In Bregenz hat man am 20. Januar auf einer sonnig« Anhöhe völlig entwickelte Erdbeerblüth« samnit reisen Erdbeeren gefunden. — Aus Berlin schreibt man vom I. Febr.: Mit dem Winter ist es dicßmal jeden falls vorbei, und die ältest« Lente erinnern sich nicht, je ein« ähnlichen erlebt zu haben. Sticht nur die wilden Gänse sind bereits vorübcrgezog«, sondern man hat auch Störche und an dere Thiere, die stets erst mit der wärmer« Jahreszeit sichtbar werden, wie z. B. die rothm Marienwürmchen, und zwar in größerer Anzahl, bemerkt. Der Landmann ist auf dem Felde bereits mit Pflug und Egge, wmn auch noch nicht allgemein^ thätig, und in mehreren Gärten haben wir schon die Anleg ung neuer Beete bewundert. Wünsch« wollen wir nur, daß wir keinen dem Winter entsprechend« Sommer erhalten, da derartige Witterungserscheinung« für die menschliche Gesund heit immer nur von großem Nachtheile sind. * Berlin. Der Director Cerß hatte dem Schriftsteller Held, weil dieser ihm mißliebig war, den Eintritt in'S Victoria- Theater verweigert, obwohl Jener sich zu einer bestimmten Vor stellung ein Billet gekauft hatte. Der dienstthuende Polizeiß Lieutenant, an dm Held sich mit den; Ersuchen wendete, ihm auf Grund des gekauften Billets Einlaß zu verschaffen, weigerte sich dessen, indem er erklärte, daß eine solche Immission außer halb seiner Befugniß läge. Held ward nun klagbar gegen Cers, den er verurtheilt wissen wollte, ihm bei der nächsten Vorstel lung desselben Stückes, zu dem er sein Billet gekauft, ein« Platz einzuräumm. Es war in diesem Processe sonach die Rechtsfrage zu entscheiden, ob es einem Theater-Unternehmer gestattet ist, irgend Jemandem dm Eintritt in das Theater beliebig unter Rückgabe des Eintrittsgeldes zu versag«. Die Gerichte haben diese Frage zu Gunsten des Publikums ent schieden, denn der Director Cers ist nunmehr durch alle drei. Instanzen dem Held'schm Klagc-Antragc gemäß verurtheilt ward«. Schlasrock-MlMziu Rampe'sche Straße 21, «ine S. »»