Volltext Seite (XML)
.litt Ijl-milU ?I a.Ilk M«chkt: «»ich E 7 Uhr- Anseral« Ed« angenommrar «,Lvend»v,Sonn tag« bi« Mittag» 1» llbr: «artenstraße 1»« xta»rig tu dirs Blatt«, tza« jrtzt ü> A,»«plar«ll «schrillt, S»d»n «tu» rrsolgrrtch» «rrbrritullg 'O > , Uli Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacttur: Theodor Arabisch. AS-mttMit: «IrttrljShrlich ro lltzk bri »llrotgrldlich«A»i frrullg lll'« Hau». Durch di. «Soigl.Pos dirrtrljilhrlich rr -illirla« Nllm»«» -1 Rgr Inseratnlptttje: Für d«ll «am» «i«< grspaltr««» ZriA: i «gr. UM« saodt" di« Zrll. r »t«r »ruck aud Uigrlllhum d«r Hrraa«g«brr: Liepsch ckk Nkichardt. — vrrantwortlichrr «rdactrm: IlllkX Neftharöt. Dresden, den 1t. Februar. — In dem schon erwähnten, im Protestantenverein ge haltenen Vorträge über die jesuitisch - clericale Bewegung der Neuzeit erörterte Or. Krenkel zunächst die Frage: ob eine Be handlung dieses Gegenstandes auch in solchen Ländern wchi- ,schenswerth erscheine, wo Katholiken und Protestanten einträch tig und friedlich bei einander wohnen? Unsere Dresdner Katho liken hätten am letzten protestantischen Gustav-Adolph-Feste in -der Gastfreundschaft init den Protestanten gewetleifert und an ^ der katholisch!» Hoskirche sei jüngst sogar ein Protestant als Organist angestellt worden; könnte daher die Hervorhebung -einzelner Ausschreitungen, die auf katholischer Seite stattgefun den, nicht als eine Herausforderung, als ein Attentat auf den kirchlichen Frieden erscheinen? Und doch müsse er die Noth- avendigkeit, näher auf den Gegenstand einzugehen, behaupten, und zwar aus dem Grunde, weil nach katholischen Begriffen der Schwerpunkt der Kirche nicht in der Gemeinde, sondern im Klerus liege, welcher letztere mit seinen Anschauungen, mit Ei tlem Denken und Fühlen nicht in dem Boden der modernen Bildung und Gesittung, sondern in der mittelalterlichen Welt der römischen Hierarchie wurzele. Von dieser Behauptung gebe das katholische, vom Pfarrer Franz Stolle zu Leipzig heraus gegebene ,Kirchenblatt" in Nr. 22 vorigen Jahres einen schla genden Beweis, in der cs die schamlosesten Angriffe gegen einen allgemein geachteten Vertreter der protestantischen Kirche, den Sup. 1>r. Kohlschütter in Dresden, Achtete. Cs lohne sich nicht, auf Einzelnheiten einzugehen, nur von der Behauptung wolle er Act nehmen, „daß seit Menschengedenken von katholi scher Seite mit ängstlicher Sorgfalt Alles vermieden werde, was irgendwie zu öffentlichen Streitigkeiten Anlaß geben könne." Vor Jahren sei aber ein Fall in Freiberg vorgekommcn, der diese Behauptung Lügen strafe. Der dortige katholische Pfarr- Administrator Hütte, dem Vernehmen nach unter seltsamen Um ständen, mehrere Knaben zu bereden gesucht, zur katholischen Kirche überzutreten, dann Freiberg zu verlassen und nach Böh men zu gehen. Das Resultat der Untersuchung sei seine Ver setzung nach Leipzig gewesen, leider ohne ofsicielle Veröffentlich ung des Thatbestandes, die im Interesse der Wahrheit.wohl zu wünschen gewesen wäre. Brautpaare gemischter Konfessio nen zögen oft vor, sich von protestantischen Geistlichen trauen zu lassen, weil wohl nicht immer die Vorschriften des Braut- Examens von katholischen Geistlichen gehörig inne gehalten lvürden. Daß auch die unteren Volksschichten von Bekehrungs versuchen zur katholischen Kirche nicht verschont blieben, davon zeuge ein Schriftchen, welches in Dresden dei Adolf Mendel «schienen sei und zwei Aufsätze enthalte: „Unserer lieben Frauen Traum" und „Die sieben heiligen Himmelsriegel". Nachdem im ersteren Aufsatze Maria ihrem Sohn erzählt hat, daß sie im Traume sein Leiden und Sterben gesehen habe, sagt Jesus: „Meine allerliebste Mutter, es ist dir ein wahrhafter Traum vörgekommen. Wer an diesen Traum gedenket, oder bei sich tragen wird, der wird von allen bösen Sachen befreit bleiben «nd wird nicht jählings sterben, auch nicht ohne Empfahung des heiligen Sacramentes aus dieser Welt verscheiden. Ich und du, liebe Mutter, werden bei seinem letzten Ende sein und seine Seele in das Himmelreich einführen." Ferner heiße es: ,Welcher Mensch die sieben heiligen Himmelsriegel bei sich ,'rjigt, von diesem Menschen müssen alle bösen Geister und Teufelsgespenster abweichen bei Tag und Nacht, und in wel chem Hause die sieben heiligen Himmelsriegel gedruckt liegen, kn dieses Haus wird kein Donnerwetter Anschlägen und es wird auch von allen Fcuersbrünsten befreit sein." Hierauf folgen die Wunder, welche die sieben heiligen Himmelsriegel bei der Geburt von Kindern thun. (Die Stelle ist nicht mit theilbar.) Darauf heißt es weiter: „Die sieben heiligen Him- ryelsriegel sind auch approbirt worden bei einem Manne, wel cher 8 Jahre mit bösen Geistern besessen war. Da nahm ein Geistlicher die sieben heiligen Himmelsriegel, las sie über den Besessenen und legte sie auf dessen Haupt. Höret Wunder! Aa sind die bösen Geister den Augenblick von ihm gewichen. Und welcher Mensch die sieben heiligen Himmelsricgel bei sich tragt, diesem Menschen will Christus gewisse Zeit vor seinem Ende offenbaren die Stunde, wann er sterben muß. Wenn aber Einer die sieben heiligen Himmelsriegel sieben Freitage nach einander betet und in welchem Hause die sieben heiligen Himmelsriegel sind, in dieses Haus wird keine schlimme Krank heit kommen u. s. w." ES sei zu erstaunen, fährt I»r. Krenkel fort, daß man in Sachsen im 19. Jahrhundert dem Volke noch derar tige Kost zu bieten wage, das Erstaunen müsse sich aber in Ent rüstung verwandeln, wenn man höre, daß daö Schriftchen unter dem Vorgeben colportirt werde, es gehe von der protestantischen Geistlichkeit der Kreuzkirche aus. Aus alledem ergebe sich, daß man auch in Sachsen von clericalen Bestrebungen sprechen könne. Aber wre stehe eS wohl mit den jesuitischen Bestrebungen? Der H 56 der Verfassungsurkunde bestimme ausdrücklich, daß weder neue Klöster errichtet, noch Jesuiten jemals im Lande ausge nommen werden sollen. Trotzdem halte sich schon seit Jahren ein Jesuit in Dresden auf. Das Cultusministerium habe — wie da kbar anzuerkennen sei — zwar dem Vernehmen nach Widerspruch erhoben, aber ohne Erfolg, vielmehr soll jetzt noch ein zweiter hinzugekommen sein, und über den Einfluß beider selbst von katholischer Seite geklagt werden. Ebenso sei es ein öffentliches Geheimnis;, daß die sogenannten „grauen Sch westen;", unter dem Jesuitenorden stehend, sich in dem Josephinenstift und in dem katholischen Krankenhause cingenistet hätten, ja es solle sogar neuerdings in der Wilsdruffer Vorüadt ein Grund- stiick für dieselben angekauft worden sein, di ach allen diesen Vorkommnissen dürften daher auch wir in Sachsen von jesuitisch- clericalen Bestrebungen sprechen, und hätten die dringende Pflicht, solchen Bestrebungen init Entschiedenheit entgcgenzutretcn. Das wirksamste Mittel dafür sei, den Schleier zu lüften, in welchen sich diese Bestrebungen zu hüllen pflegen. Am Schluß seines Vortrages hob der Redner noch einige Anomalien unserer kirch lichen Zustände hervor, welche zwar gesetzlich begründet sind, deren Beseitigung aber dringendes Bedürfnis; sei. Es betrafen dieselben.die Besetzung'von Schulstellen re. durch weibliche Klöster, was ganz im Widerspruch zum apostolischen Worte stehe:.„Die Weiber sollen schweigen in der Gemeinde"; die Vertretung der Kirche auf de»; Landtage, sowie die Verlheilung der Kirchen abgaben in Gemeinden katholischer und protestantischer Con fessio». iC. Z.) — Wie mir hören, wird heute über 8 Tage (18.) der Gottes dienst in der Neustädter Kirche nach nunmehr vollendeter Re novation wieder beginnen. '-'H — Der hiesige Orchesterverein veranstaltete an verflossener Mittwoch einen Productionsabend vor eingeladenen Gästen und Freunde;;. Zur Ausführung kamen die Mendelssohn'sche Ouver türe zur „Heimkehr aus der Fremde", eine Sinfonie (tt-öur. von Robert Burgmüller, eine Ouvertüre von Cherubim und die 6-äui-Sinfonie von Haydn. Sämmtliche Piecen wurden mit offenkundiger Lust und Liebe zur Sache gespielt und unter der sicheren Leitung des Herrn Kummer cvrrect und sauber vorgetragen. Wir glauben uns nicht zu täuschen, das; nament lich die Ausführung der Haydn'schen Sinfonie den Ausführen- dcn ebenso wie den Zuhörern das behaglichste innigste Ver gnügen gewährte, während die übrigen Sachen die angestreng teste Aufmerksamkeit der Betheiligtm verlangen. — Unter den öffentlichen Maskenbällen pflegen die in Braun's Hotel abgehaltenen die am meisten und an; liebsten besuchten zu sein. Morgen, Montag, wird der letzte daselbst in den noch glänzend decorirten Räumen stattfinden. — Am Freitag hielt die Gesellschaft „Fidelio" in Braun's Hotel einen ihrer von Zeit zu Zeit stattfindenden theatralischen Abende ab, den wir um deßwillcn besonders erwähnen, weil dabei ein bekanntes und beliebtes Stück „Im Vorzimmer Sr. Excellenz" von N. Hahn, durch das schon oft anerkannte schöne Talent des Herrn Pfund, der den „Jeremias Knabe" gab, zu trefflicher Darstellung gelangte. Außerdem wurde noch Kotzebuc's „Der Verschwiegene wider Willen" recht brav aufgeführt. — Heute findet in den freundlichen Sälen des Meinhold'- schcn Etablissements der Maskenball des Neustädtcr Bürger- Casino's statt, der auch diesmal wieder, wie frühere Jahre, einige sehr amüsante und interessante Maskenscherze und einen überraschenden Aufzug bringen wird. — Laut Ansage des k. Oberhofmarschallamtcs findet DienStag den 13. Februar, Abends halb 8 Uhr, der letzte Hofball in den Sälen der zweiten Etage des königlichen Schlosses statt, wobei sämmiliche am königlichen Ho e vorge stellte Damen und Herren, sowie die Mitglieder der ständischen Zwischendeputationen, ohne besondere Einladung, zu erscheinen berechtigt sind.' — Auf dem Leipziger Leihhaus befinden sich gegenwärtig nicht weniger als 2078 seidene Kleider versetzt. Man darf annehmen, daß ein Theil derselben aus den benachbarten Dörfern und kleinen Städten herrühren; hätte Leipzig allen; diese Kleider auf's Versatzamt geliefert, so wäre dies ein merk würdiges Zeichen der Zeit. — Im zweiten Theater kommt heute Abend die renom- mirte Posse: „der Grldonkel" zur Aufführung, jene Posse, die in Berlin am Wallner-Theatcr 180 Mal in Scene ging. — Im Eleven-Theatcr geht „Der Bethlehemitische Kinder mord" und „Der verwunschene Prinz" zum vierten Male in Scene. — Als ein Lichtpunkt in den Soireen der hiesigen Bogen- schützm-Gesellschaft darf der vorgestrige Abend bezeichnet werden. Noch nie war die Theilnahme so reger Art, und bei Beginn derselben erschienen nicht nur I. K. H. der Prinz Georg nebst Gemahlin, sondem man bemerkte unter den Anwesenden auch noch die Herren Staatsminister v. Falkenstein, geh. Rath v. Langen», den bayerischen Gesandten Baron v. Gise, Polizei- director Schwauß, geh. RegierungSrath Häpe und mehrere andere distinguirte Personen. In dem Concert, welches durch den Vortrag eines Prologes von Seiten der Hofschauspielerin Fräu lein Ulrich eröffnet wurde, erfreuten ferner noch die Fräuleins Selina Nitze (Pianistin) und Antonie Link (Sängerin) durch verschiedene Vortrüge, wobei noch die Herren Gowa und Kammermusikus Buckwitz verdienstlich mitwirkten. Wie bei dem Vortrag des Prologes, so entfaltete aüch später Fräulein Ulrich ihr schönes Talent in der Deklamation eines Gedichtes. Die erstgenannten hohen Gäste verweilten bis zum Schluß des Conccrtes, unv während der Tafelfreuden an der reich besetzten Runde wurden etliche Toaste vernommen, die, in ernster, wie heilerer Korn;, dem schönen; Feste Leben und Bewegung ver liehen, bis die Klänge der Polonaise aufbrausten und der Ball seinen Anfang nahm. — Die Fabrikation der ganz neuen, hier noch nie gesehe nen wunderschönen Art Kunstblume;; aus Seide und Canetille, welche von Mr. E. de Franquemont-Schweikert (von Paris kommend«, Kreuzstraße dir. 2, 2. Etage, gelehrt wird und deren wir bereits früher erwähnt, können wir als eine Kunst fertigkeit bezeichnen, die junge Damen in einer einzigen Lection von blos 2 — 3 Stunden ohne Werkzeug vollständig und äußerst billig sich aneignen und damit einen Zeitvertreib gewinnen können, wie er aninuthiger und unterhaltender kaum gedacht werden kann. . — Vorgestern Abend in der 8. Stunde brannten in Kkdinluga bei Dohna die Scheune und zwei Seitengebäude d«s Gutsbesitzers Jentzsch nieder. Vieh ist nicht mit verbrannt, wohl aber die sammtlichen Erntevorräthe. Es sollen schon drei der Brandstiftung verdächtige Subjecte (ein Ungar und zwei Böhmen) gestern eingezogen worden sein. — Am 8. d. wurde ein Mensch in's städtische Kranken haus gebracht, der vor einigen Tagen von einem tollen Hunde in die Hand gebissen worden ist. Der Unglückliche arbeitete als Bäckergeselle in der Plauen'schen Gasse; der Hund ist auf der Thierarzneischule seeirt worden. (P. A.) — Wie oft mit den gefährlichsten Sachen noch Scherz getrieben wird, beweist ein Vorfall in einer hiesigen Gießerei, welcher sich gestern Morgen zutrug. Eine»; Gießer fiel es ein, in die dort stehenden Stiefel eines seine;' College» flüssiges Eisen zu schütten, welches in einer kleinen Pfanne noch übrig geblieben war. Kurz darauf kommt der Besitzer der Stiefeln und will sie anziehen. Ein furchtbarer Schrei entrang sich der Brust des Gequälten, als er mit dem Fuß in die heiße Masse tauchte. Acrztliche Hilfe war schnell zur Stelle. — Dieser Tage sind in einem Coupee erster Classe der Leipzig-Dresdner Bahn die Sitzkisscn total zerschnitten und mit menschlichen Ercrementen verunreinigt worden. Wir hören, daß als der Thäter eine bekannte Dresdner Persönlichkeit er mittelt und bereits gefänglich eingezogen worden ist. Die Sache dürfte wohl zu einer öffentlichen Gerichtsverhandlung Anlaß geben. — Es cursiren fasschr Zehnthalernoten der Hannoverschen Bank, welche, namentlich was den Kupserdruck betrifft, so täu schend den richtigen Noten ähnlich sehen, daß nur ein geübtes Auge kleine Unterschiede wahrnehmen, und daß selbst diese erst bei dem Vergleiche der falschen Note mit der richtigen entdeckt werden können. Die Figur links in der Ecke ist etwas roher ausgeführt; Papier und Wasserzeichen sind schlechter, als beim Originale. Der in lateinischen Lettern ausgesührte Buchdruck von den Worten „zahlt die Hannoversche Bank" an bis incl. der Unterschriften steht an Schärfe dem Originale ziemlich be deutend nach, was aber auch erst bei einem Vergleiche auf fällt; dasselbe gilt von den blauen Guillochen auf der Rück seite der Noten. Das einzige wesentliche Kennzeichen, welches -ohne Vergleich eine falsche Note sofort erkennen läßt, ist der fehlende innere Schattenstrich im Buchstaben B in dem Worte „Banknote" oben am Kopfe des Scheines. — Gestern wurde ein Frauenzimmer auf der Vrühl'schen Terrasse nahe der großen Treppe umerwegs plötzlich von Kin- desmchen befallen und gebar daselbst ein Kind. Man beeilte sich, einen Siechkorb zu holen, doch che dieser ankam, hatte die Entbundene ih en kleinen Weltbürger in die Schürze gepackt und begab sich zu Fuß nach der nahgelegenen Entbindungs- Anstalt. — Gestern früh zwischen 5 und 6 Uhr ist in Rcdern bei Radcburg Feuer ausgebrochen. Nach dem beobachteten Feuer schein scheint das Feuer große Ausdehnung gehabt zu haben. - Gestern Vormittag bemerkte man, wie ein blau-weißer Dienstmann vom Hostheater weg in das Polizeihaus geleitet wurde. Dem Vernehmen nach hatte derselbe am Hostheater dem Publikum seine Dienste zum Besorgen von TheaterbilletS angeboten. Derartige Anerbietungen sind allerdings keine Er leichterung für das Publikum, sondern eine Belästigung, und es wird gewiß von allen Seiten nur mit Dank anerkannt wer den, wenn daö Publikum von der competentcn Behörde gegen solche Belästigungen geschützt wird. Kein Droschkenkutscher, kein §