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6. runnenmbtil« et Schö»«f»ld, v. D. l «hjl,. ngr Serrr» A. T. IS n,r Dresden, den s. Februar. — Se. Maj. der König hat Ihrem Gesandten, wirklichen Geheimen Nathe Grafen Adolf von Hohenthal die Erlaubniß «rtheilt, das ihm von Sr. Maj. dem Könige der Belgier ver liehene Großkreuz des Leopoldordens anzunchmen und zu tragen. Gleiche Ermächtigung ist dem Legations lltathe Rudolf Le Maistrc für das demselben von Sr. Belgischen Majestät verliehene Osfi- cierskreuz des gedachten LeopoldordcnS erthcilt worden. — Der Stadtrath veröffentlicht einen Nachtrag zu dem Regulative, die Anlegung, Erweiterung und Regelung der Straßen, Wege und öffentlichen Plätze rc. betreffend. Durch denselben wird eine Verminderung der Senkgrubcnanlagen er strebt, damit durch das Senkgrubenwasser nicht das Pump brunnenwasser verdorben werde. — Heut Abend hält im Cyclus im Zwinger Herr Ur. Häntzsche einen Bortrag über das Leben unv die Stellung der Muhammedanerinnen im Oriente. Da Herr l»e. Häntzsche früher als Regimentsarzt in der Türkei, dann als persischer Stabsarzt fungirt hat, auch als praktischer Arzt häufige Gelegenheit hatte, dortige Harems zu besuchen, so ist der Vortragende in den Stand gesetzt, ein Bild nach eigener Anschauung zu entwerfen. — Bor mehreren Tagen erschien in einem hiesigen Hotel ein Dienstmann, überbrachte für einen dort wohnhaften Herrn ein Packet, und verlangte in Abwesenheit des Adressaten bei Abgabe desselben an den Portier im Namen seines Auftrag gebers den Betrag von Einem Thaler und einigen Groschen. Der Portier zahlte diesen Geldbetrag verlagLweise, und über gab später das Packet dem Adressaten. Bei der Eröffnung er gab sich, daß hier ein Betrug in Frage war, denn das Packet enthielt weiter nichts als mehrere Stücken Pappe. Kurze Zeit darauf erschien abermals ein Dienstmann mit einem gleichem Packet in demselben Gasthause. Dasselbe war dies Mal an einen Herrn adressiert, der dort gar nicht wohnte. Es ergab sich später, daß der Adressat iie einem arideren, in der Nähe gelegenm Gasthaus wohnte, dort hatte es auch der Dienstmann hintragen und gegen Abgabe an den Portier wieder einen kleinen Geldbetrag einfsrdern sollen. Aus Versehen war aber der Dienstmann in das erstgedachte Gasthaus gerathen. Der dafige Portier hatte natürlich ein pecuniäres Interesse daran, den Betrüger, der die Dienstleute auf solche Weise ausgeschickt, kennen zu lernen. Durch den Dienstmann brachte er auch bald heraus, daß sein Auftraggeber in einer in der Nähe ge legenen Restauration sitze und dort auf Ueberoringung des Geldes warte. Anstatt Geldes erhielt er diesmal die GenS- darmerie zugeschickt, die sich der Person des Schwindlers ver sicherte. Er soll aus der Nähe von Trautenau in Böhmen stammen und ein Architekt oder Geometer sein. Wie man er zählt treibt er sich schon seit mehreren Wochen unter verschie denen Namen in hiesiger Stadt umher, ist in einem Hotel mit einer namhaften Zechschuld durchgebrannt und hat nächstdem in demselben Hotel einem anderen, dort wohnhaften Fremden einen Rock gestohlen, später verkauft und ist nachdem auch der Erlös aus dem Rockverkauf alle geworden, auf den Schwindel verfallen, die Portiers in den Gasthäusern in der Weise zu betrügen, daß er an beliebige dort wohnhafte Fremde, deren Namen er in dem Anzeiger gelesen, Packete ohne Werthinhalt adressirt und in deren Abwesenheit, aber gegen Vorschuß eines geringen Geldbetrags, an die Portiers zur Verabfolgung an die Adressaten abgegeben hat. — Gewerbeverein. Herr Or. Nentzsch führt heute nach längerer Krankheit zum ersten Mal den Vorsitz wieder selbst. Er wird mit Applaus empfangen und spricht seinen Dank für die auf ihn gefallene Wahl aus. Herr Stadtrath Grüner berichtet im Namen einer Commission über ein von Herrn Weyhe eingegebenes Project, die Errichtung einer fabrik mäßig anzulegenden und zu betreibenden Müllerei und Brod- bäckerei betreffend. Das Gutachten erkennt die Zweckmäßigkeit und Erfolghaftigkeit des Projectcs an; die Commission erklärt aber gleichzeitig, daß der Gewerbeverein nicht in der Lage sei, ein solches Unternehmen selbst auszuführen, da das nächste Be- dürfniß für ihn ein eigenes Haus sei. — Ein Antrag des Verwaltungsrathes wird nach längerer Debatte, an der sich die Herren Nsack, A. Schütze, Tauberth, Lucas, l>r. Rentzsch u. A. betheiligen, zu nochmaliger Berathung zurückge geben. Er lautet: die Handels- und Gewerbekammer zu ersuchen, dahin zu wirken, daß das seit einigen Jahren cinge- tretene Verfahren, bei Concursen von Verkaufsgeschäf ten gerichtlichen Ausverkauf zu Fabrikpreisen ein zuleiten, so viel als möglich durch entsprechende Verwerthung mittels eines fachkundigen Vertreters der Masse beseitigt werde, damit Diejenigen, welche mit gleichen oder ähnlichen Maaren handeln, so wenig als möglich durch den Verkauf zu Fabrikpreisen geschädigt werden. Eln zweiter Antrag des Ver- waltungsrathes ist schon früher besprochen und wird nach kurzer Debstte einstimmt- angenommen. Gr lautet: die Handels und Gewerbekammer zu ersuchen, dahin zu wirken, daß mit Bezug auf den Entwurf einer neuen ConcurSordnung Güter gemeinschaft bei Eheleuten jederzeit da als eingetreten zu betrachten sei, wo etwas Ande.eS und namentlich der Vor behalt des Eingebrachtseins zu Rechten der Frau allein nicht vor der Verheirathung gerichtlich constatirt, so nach aber jedem Geschäftsmanne, der mit einem Andern oder mit Privatleuten in Verkehr tritt, die Möglichkeit geboten werde, an einer amtlichen Stelle — ähnlich dem Verfahren beim Hypothekenwesen — sich zu erkundigen, ob solche Gütergemein schaft der Eheleute) gerichtlich eingetragen sei oder nicht und daß diese Gütergemeinschaft sich nicht allein ans Diejenigen be schränke, welche firmenpflichtig sind, sondern daß dieselbe auf alle Stände ausgedehnt werde, indem nur dadurch eine solidere Geschäftsbasis zu gründen ist. (Schluß morgen.) — cks. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordne ten am 7. Februar. In Folge des Ausscheidens des Stadtv. Hrn. Schuldirectors Elauß aus der Classe der Unansässigen be schließt man heute: nunmehr den bisherigen ständigen Ersatz mann, Hrn. Kupferschmiedemeister Försterling, als Stadtverord neten, sowie an dessen Stelle Hrn. Lotterie-Collecteur Preusche als ständigen Ersatzmann einzuberufen. — Die häufigen Ge suche um Ueberlassung des Sitzungssaales der Stadtverordneten haben das Direktorium des letzteren veranlaßt, in Berathung darüber cinzutreten, durch welche Bestimmungen diese häufige Abnutzung des Saales durch Private vermindert werden könne. Das Directorium schlug in Folge dessen heute dem Collegium vor, zu beschließen, daß künftighin der Saal Erwerbsgesellschaf ten gar nicht mehr, aber für gemeinnützige oder wohlthätige Zwecke wöchentlich nur zweimal und zwar gegen ein Locarium von 5 Thlr. abgegeben werden solle. Ueber diesen Vorschlag entspinnt sich eine Debatte, an welcher der Vorsitzende, Hof rath Ackermann, sowie die Stellvertreter Wigard und Walther und die Stadtverordneten Ado. Krippendorf, Emil Lehmann, I»r. Stübel und Berthelt sich betheiligten, die einen als Ver teidiger des Directorialvorschlages in seinem vollen Umfange, die andern, um namentlich den zweiten Theil desselben, nach welchem auch die Benutzung des Saales für gemeinnützige Zwecke auf wöchentlich zweimal beschränkt werden solle, anzu greifen. Schließlich wurde der erste Theil des Vorschlages ein stimmig angenommen, der zweite Theil aber, der die obige Be schränkung in der Benutzung des Saales für gemeinnützige Zwecke anempfiehlt, mit 28 gegen 25 Stimmen abgelchnt. Montags, beschloß man, der Deputationssitzungen halber den Saal gar nicht mehr sbzugeben. Dem Fräul. Amely Bölte, welche in der nächsten Zeit Vorträge zu Gunsten des Bazars für Beamtentöchter halten will, soll der Seal auf dreimal (nicht auf sechsmal, wie petitionirt worden war) überlassen werden. — Am 4. November vorigen Jahres brachte unser Blatt eine Notiz über die Erwerbung dreier Grundstücke in der Annenvorstadt für die Erbauung der Annenrealschule von Sei ten der Eommun. Zufälliger Weise war diese Erwerbung am I. November in geheimer Stadtverordnetensitzung berathen wor den, wovon unsere Redaction, da der Redacteur Reichardt, der ständig einberufener Ersatzmann ist, zufälliger Weise gar nicht anwesend war, keine Ahnung hatte und haben konnte. Am 8. November richtete aber das Präsidium deshalb in geheimer Sitzung eine Ermahnung an das Collegium unter Hinweis auf die Strafbarkeit der Verletzung der pflichtmäßigen Verschwiegen heit, damit aber war Stadtv. l)r. Schaffrath nicht zufrieden, der vielmehr beantragte, daß durch zweckmäßige Befragung Sei ten des Stadtraths die Person ermittelt werden solle, durch welche die Notiz in die Oeffentlichkcit gekommen, daß ferner die geeigneten Schritte ergriffen werden mögen, eine Ausdehn ung des bez. Artikels der Strafgesetzgebung auch auf die Ver letzung der pflichtmäßigen Verschwiegenheit zu ermöglichen. Unser Redacteur Reichardt, der damals anwesend war, erklärte, daß er die Notiz von einem seiner Corrcsponventen erhalten und daß er deren Aufnahme, da er in der mehrfach erwähn ten Sitzung nicht anwesend gewesen sei, für unbedenklich ge halten. Darauf ließ nun der Stadtrath durch einen seiner Executivbeamten, Hrn. Oberinspector Fritsche, die gewünschten Erörterungen anstellen, in Folge deren Redacteur Reichardt die Quelle seiner Notiz zu nennen keinen Anstand nahm. Weiter angestelltc Nachforschungen ergaben denn nun endlich, daß un serer Redaction bez. dieser Angelegenheit nicht das mindeste Verschulden zur Last gelegt werden könne, da von der in der geheimen Sitzung berathenen Angelegenheit in einer öffentlichen Restauration gesprochen worden war, in welcher der Referent der ,Dr. Nachr." anwesend war. Dieses Resultat seiner Nach forschungen theilte der Stadtrath dem Collegium mit dem Be merken mit, daß weder die Städteordnung noch die Preßgrsetz- gebung ihn ermächtigen, weiter vorzugchen. Darauf hin faßte denn endlich auch das Stadtverordnetencollegium in einer seiner letzten geheimen Sitzungen Beruhigung, beschloß aber bei dieser Gelegenheit, dem Stadtrath zu erklären, daß dckö Collegium die Untersuchung, wie sie vsu ihm durch einen Executivbeamten geführt worden sei, als drrrchares unangemessen bezeichnen müsse, so daß es sein lebhaftes Befremden und aufrichtiges Bedauern darüber ausspreche. Vorstehende Notizen gab in der heutigen öffentlichen Sitzung der Vorsitzende, Hoftath Ackermann, gemäß einem ausdrücklichen Beschluß des Collegiums in einer seiner letzten geheimen Sitzungen. Ein Beschluß war natürlich nicht zu fassen. — Das Jahr 1866 wird viel Licht in unsere Va terstadt und so die Befriedigung vieler Wünsche, welche viel fach schon öffentlich ausgesprochen und im Geheimen gehegd worden sind, bringen. Der Stadtrath postulirt nämlich zur Verbesserung der öffentlichen Beleuchtung nicht weniger alK 31,077 Thlr. 24 Ngr. 5 Pf. Namentlich sollen die meisten Straßen und Plätze der Friedrichstadt (Weißeritzstraße, Weißeritz allee, Friedrichsstraße, Schäferstraße, Wachsbleichgaffe, Adler- gassc, Seminarstraße, Mcnageriestraße u. s. w ), nicht minder aber auch einige Straßen der Antonstadt (Schillcrstraße, Kö nigsbrückerstraße, Bischofsweg, Prießnitzstraße u. s. w.), wie der inneren Stadt (Annenstraße, Zwingerstraße, Amalien- und Jo hannisstraße, mehr Licht erhalten. Die Finanzdeputation schlägt heute dem Collegium vor: die vom Stadtrath gefor derte, allerdings bedeutende, aber nothwendige Summe zu be willigen, unter der Bedingung, daß sie aus den zu erwartenden Ueberschüssen der Gasanstalt im Jahre 1866 entnommen werde, gleichzeitig aber zu beantragen: die Beleuchtung der Marien- und Sidonienstraße zu verbessern. Nach einer kleinen Debatte, an welcher die Stadtverordneten Seyffarth, Krippcndorf, Schmidt 1^ Lehmann III., Friedrich und Weiß sich betheiligten, und meisten- theils um bez. Anfragen an den Referenten (Stadtv. Walter >1) zu richten, ward der Deputationsvorschlag einstimmig zum Be schlüsse erhoben. — Vis zu Ende des vorigen Jahrhunderts hatte der Stadtmusikus, oder bester: „Stadtpseiser", wie er da mals hieß, einen Gehalt von 280 Thlrn., wofür er jährlich 68 Mal Kirchenmusik, sowie die Musik vom Kreuzthurme für die hohen Festtage, nicht minder für besondere feierliche Gele genheiten zu stellen hatte. Bei allen diesen Gelegenheiten, brauchte sein Chor nur 10 —12 Mann stark zu sein; außer dem hatte er selbst das Veneficium des Neujahrsgeldes, daü Privilegium deö Musikmachens für Kindtaufen und Hochzeiten, sowie die Zuschüsse der Lehrgelder von den angehenden Mufi- cis, welche sich damals allgemein an den Stadtmusikdirector wendeten. Jetzt haben sich diese Verhältnisse bedeutend geän dert: der jetzige Stadtmusikdirector ist einzig und allein auf seinen Gehalt von 300 Thlrn. (^20 Thlr. aus der Stadtkasse, 80 Thlr. aus den verschiedenen Kirchenäraren) angewiesen. Dabei muß er mehr wie an jährlich 68 Kirchenmusiken, die an 50 Proben erfordern, abhalten, nicht minder seine Musi! zu festlichen Gelegenheiten (Königs Geburtstag und Constitutions- fest), sowie zu den vier hohen Festtagen liefern, ist aber außer dem verpflichtet, jedesmal mindestens 24 Mann zu stellen. Deshalb hat sich der jetzige Stadtmusikdirector Puffholdt, wie dies schon früher kurz vor seinem Tode von Herrn Hartung geschehen war, mit dem Gesuche um Gehaltserhöhung an die städtischen Behörden gewendet, indem er durch Berechnung nach- wcist, daß nach Besoldung seiner Musiker mit 5 Ngr. pr» Mann für jede Musikaufführung und einigen anderen kleinen Ausgaben ihm jährlich 4 Thlr. 5 Ngr. übrig blieben!! Auf ein vom Cantor Otto eingeholtes Gutachten, das das betreffende Gesuch warm befürwortete, beschloß der Stadtralh, den Gehalt des Stadtmusikdirectorü um 400 Thlr. zu erhöhen, von denen 200 Thlr. aus der Stadtkasse, 200 Thlr. aber aus den ver schiedenen evangelischen Kirchenäraren bestritten werden sollten. Die Stadtverordneten beschlossen aber- heute nur die Erhöhung des Gehaltes um 200 Thlr., da mehr in dem Gesuche vor der Hand gar nichts petitionirt worden sei. Uebrigens sollen hiermit die kleinen Gratifikationen für besondere festliche Gelegenheiten in Wegfall kommen. Stadtv. l)r. Echaffrath spricht bei dieser Gelegenheit den Wunsch aus, daß die Eonsistorialbchörde nicht wieder die Obervormundschaft über die Beschlüsse der städtischen Collegicn sich ancigncn möge, indem sie ihnen ihre Genehmigung versage — In Vacanzfällen, beschließt heute das Collegium, dem Vorschläge des Stadtrathcs gemäß, künftighin für alle Fälle den städtischen Lehrern eine Remuneration bis zur Höhe der betr. etatsmäßigen Besoldung der erledigten Lehrcrstellcn zu gewähren, jedoch jedesmal vorher das Gutachten der Schul- dcputalioir cinzuholen. Der letztere Theil des Beschlusses wurde in Folge eines Antrages des Stellvertreters Walther gefaßt. — Mehrere Rechnungsangclegcnheiten wurden den Vorschlägen der Finanzdeputation gemäß, in gleicher Weise eine größere Anzahl von Petitionen erledigt. Ein Gesuch um Dispensation von der Ge- wcrbsmündigkeit ward, da keine näheren Unterstützungsgründe airgegeben waren, gegen 4 Stimmen abgelchnt. — Am Schluffe der öffentlichen Sitzung, der eine geheime folgte, brachten die Stadtverordneten Emil Lehmann, Strödel, Grüner und Gregor folgenden Antrag ein: die Verfaffungsdeputation mit Auftrag zu »ersehen, zu erwägen, ob und in wir weit den in beklagen»-