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- Erscheinungsdatum
- 1866-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186602064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18660206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18660206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1866
-
Monat
1866-02
- Tag 1866-02-06
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Monat
1866-02
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1866
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st " ' ; z!' ' II !! i - schluß der Oeffentlichkeit statt. — In der zweitm Sache han delt fich'S u,n Medicasterei, über welche das Gerichtsamt Döhlen da« Urtel gesprochen. Als Angeklagte erscheint Johanne Chri stiane verehel. Enterlein vom Windberge. Sie erhielt 3 Mo nate und 8 Tage Gefängniß und soll die Kosten tragen. Sie war früher Hebamme in Döhlen, seit dem 15. April 1861 aber nicht mehr, weil ihr Mann den Windberg pachtete. Sie erhielt von der Behörde die Bedeutung, nun ihre Function als Heb amme einjustellen. Am 6. Juli 1865 wurde die Kainmerguts- pächterin Made entbunden, da soll sie thätig gewesen sein und 5 THK. als Belohnung erhalten haben, ohne daß sie Bezahlung verlangte. Die Angeklagte vertheidigt sich heute sehr einganglich. Herr Staatsanivalt Held wünscht, daß in der Sache noch der bei der Entbindung gegenwärtig gewesene 1)r. Rössig abgehört werde. Das Gericht geht auf diesen Antrag ein und vertagt die Sitzung. — Die letzte Verhandlung bietet einen kleinen Preßprozeß, und zwar zu»; ersten Male gegen die Redaction der „Seifenblasen", die sich heule durch Hern; Advoeat Gerlach vertreten ließ. Die Br. 13 vom vorigen Jahrgange brachte ein Gedicht unter dem Titel „Gewerbefreiheit", das-mir folgenden Worten endete: JBeim Luiiönnaoplcip >» Pirna sitz« eine Tebsilerin, Tie gehl am Pormulage ale — Lclckienwuickienn! Die Hund, oie 8; »üttuqfti ereil ,;al>li die Früchte ein. Wusch Moraeno der Perbbchuen erstarrte Glieder rem. Was wollt Ihr mehrt — Trum lebe hoch die Geiverlffreiftei:! Die Freiheit, sich a> nähren je nach «Gelegenheit!" Die Obsthändlenn Johanne Christiane verivillw. Miete in Pirna nahm sich nun der Sache an und verklagte die Redaction der Seifenblasen wegen Pasquill«. Das Gericht verurtheilte dm Redaeteur, da er den Verfasser aus dem Grunde nicht nennen wollte, weil er ihn nicht kannte, zu 10 Thlrn. Geldbuße und Tragung der Kosten, wogegen er Einspruch erhob, weil er sich straflos fühle. Die Klägerin behauptet, sie wasche keine Leichen, sondern trage nur in einem Aasten das Leichentuch nach dem Friedhofe, sonst handele sie mir Obst. Durch das Gedicht sei ihre Ehre verletzt, die Pirna schen Gassenjungen sängen es ihr immer vor ihren Obstkörben vor, die Leute kauftm ihr nichts mehr ab. Sic verlange Bestrafung der Seifenblasen und Ver öffentlichung des Bescheides. Die Redaction behauptet aber, durch Zeugen Nachweisen zu können', daß die Frau als Leichen wäscherin in 8«pitz fumstrt. Herr Advoeat Gerlach hofft, daß das Blatt aus der Bluttaufe, die es heute bestehe, siegreich hervorgehe. Bon einer strafrechtlichen 2-erfolg«ng könne hier gar nicht die Rede sein, ein Pasquill sei das Gedicht nicht. Der Redner geht auf die Tendenz des Blattes ein und säest: „Mchie Herren Richter, wenn Sic die Seifenblasen noch nicht gelesen haben, so kann ich sie Ihnen hiermit als eine heitere SonntagSlectüre bestens empfehlen I" Schließlich beantragt Herr Gerlach gänzliche Strqfsreisprechung sowohl hinsichtlich des Begriffs „Pasquill" wie der Injurie. Das Gericht vertagt dm Prozeß und beschließt die Vernehmung der Zeugen. Ta« Gras »aeögeschickte. Oesterreich. Graf Belcredi und Graf Mensderf sind telegraphisch nach Ofen berufen worden. Es soll sich um De- finiruug der gemeinsamen Angelegenheiten mit Ungarn und um Beantwortung der letzten preußischen Depeschen bezüglich der Herzogtümer handeln. Preußen. Mit Bedauern muß man die jetzitze preußische Presse betrachten, welche jetzt häufig das Doppelantlitz des preußischen Staatswesens trägt, „rechtlos von Innen, frech nach Außsn". In demselben Artikel, welcher das Obertribunal ob seiner letzten politischen Entscheidung angreift, wird den Schles wig-Holsteinern Partikularismus vsrgeworfen, weil sie Deutsch land von Preußen unterscheiden. In Berlin beabsichtigt eine Gesellschaft, diesen Sommer fahrende Sodalisken mit «Sel ters- und Sodaivaffer in die Straßen zu schicken, wie es schon vielfach mit EiS geschieht. Baiern. Da der König die Volksdeputationen nicht angenommen hat, haben dieselbm die beabsichtigte Anrede, wie die Adresse schriftlich in der königlichen Eanzlei eingegeben und diese Schriftstücke dann durch die Presse veröffentlicht. Portugal. TaS neue freisinnige Preßgesetz ist von den Kammern angenommen worden und dadurch der Unterschied mit dem benachbarten unglücklichen Spanien, welches eben mit harten Preßbeschränkungen versehen wurde, recht deutlich der Welt vor Augen gestellt. Prim hielt sich bis jetzt in Beja bei einem reichen Eavalier auf und soll nun in Lissabon er klärt haben, daß er nach England zu reisen gedenke. Spanien. Das Packelboot, welches den l. Februar von Cadiz nach der Havannas) absuhr, wurde von einer Fregatte begleitet, um es gegen chilesische Kreuzer zu schützen. Durch den mit den früheren Colonien ausgebrochenen Krieg ist übri gens der Nationalstolz der Spanier erregt worden, und ver gessen dieselben vielleicht dadurch die inneren Mängel. Frankreich. Der „Temps" Hit den Muth, darüber Beschwerde zu führen, daß ein Eisenbahnzug in Asnier über eine Viertelstunde warten mußte, um den Jagdzug des Kaisers erst passiven zu lassen. — In dem diplomatischen Blaubuch, welches die Negierung den Kammern übergab, werden auch die Theateroerhältnisse berührt. „Die Afrikanerin" von Meyerbeer wird ein Meisterstück genannt, dagegen au doi«", wel ches Stück bereits 320 Mal aufgeführt wurde, als eine be dauerliche Erscheinung bezeichnet. — Frau von Scebach, geb. Resselrode, die Gattin des sächsischen Gesandten in Paris, soll von der griechisch-katholische« zur römisch-katholische;; Kirche übergetreten sein. England. Nach Abschluß der letzten Verträge mit Ja pan entwickelt sich daselbst ein flotter Handel und die Japa nesen kaufen bedeutend viel Artikel. Besonders gesucht sind Dampfschiffe. — Mr. Denison ist wieder zum Sprecher d. i. Präsident des Unterhauses gewählt worden und hat als solcher von allen Mitgliedern das Wenigste zu reden. Gleich beim Zusammentritt des Unterhauses wurden drei 'Reden zum An denken Palmerstons gehalten, hieraus beschwerte sich Mr. Bright über das Herkommen, im Hause des Sprechers in Hoskleidung erscheinen zu müssen. Das Unterhaus stimmte ihm aber nicht bei, und die „Times" schreibt, durch solche Förmlichkeiten ehre »WWDfMWPWWI letzten Tagen gefunden und die Sammlung« für die Familien der verurtheilten Fenier von der Regierung verboten worden. — Am 27. Januar ist in Rom der große britische Bildhauer Gibson gestorben, und zwar mit der eben angekommenen De pesche in der Hand, welche die Anfrage seiner Königin nach seinem Befinden enthielt und welcher Beweis von Gnade und Wohlwollen ihn noch so sehr erfreute. — Dir. Peadbodv, ein in London reich gewordener Amerikaner, hat, nachdem er früher schon 150,000 Pfd. St. zur Unterstützung der ärmeren PolkS- klafsen geschenkt, jetzt nochmals 100,000 Pfd. St. zu gleichem Zweck hergegeben. Bis jetzt sind 70,000 Pfd. St. verwendet worden, um anständigen, armen und arbeitslustigen Leuten zum Besitz eines eigenen Häuschens zu verhelfen, was mit 150 Familien — 800 Pcrsynen schon erfolgt ist. Griechenland. In diese»; kleinen Lande habe;; in dm letzten Jahren 3000 Absetzungen, 5000 neue Ernennungen und 1000 Versetzungen unter den Beamten stattgefunden. Ein Beweis, wie wenig stabil hier die Verwaltung ist. Trotzdem, daß die Staatskasse leer ist, wollten die Deputaten ihre hohe Auslösung um 50 Procent erhöhen, und nur das königliche Veto konnte die'e Verschwendung verhindern. Briefkasten. Ein M ns > k - u n d Over»; r e u n d I> i e e. Sie irren, Perelmester! wenn Sie der Mein»»» sind, dop von G>ucc»uc> Meyer beer eine Over „Slruensee" cristne. wovon Sie in der eiiigewedlen Musik zu den; Pulm'iclie» PcM'viei „Die Trauer und der Nach ruhm" musilaüsche Reiuiinseeuzeu vernommen. Slruensee in eine Tragödie von Michael Beer, vem Bruder des berühmleu Oompo- uislen. welch Letzlerer hierzu eine Ouverlüre, EnIreaclrS, ein klei ne« Melodram und einen Trunerinurscll schrieb. DaS mil qrotzer Liebe auSqearbeilcie Gedankeniverl MeyeibeerS wurde aber ein Süeslind de« Publikums, weil die Menge sich mehr den Arbeiten anjchliesn, bei denen sie ibre SreculaNon aus SlannenswerlheS reichlich beirndigl findet. Durch ihren ernsten Gehall erwarv sich die Musik zur Tragödie Slruensee allerdings die Würdigung der Kunstkenner, dieselbe W»tt»i> gnnq aber mar ein Hindernis; ihrer Popularität. U„d ,» der Thal enivehit die Musik in ihrer Resignation auch die änderen Mittel, an denen die »euere Oper so reich ist, einen HauptanknupsungSpuntl der allgemeinen Teilnahme. Einfache, duichans edle Hebel wirken stets mir aus esoterische Kruft. — Als der Schreiber deo hier bcsi'-dlichen Briefkastens vor längeren Jahren nach Ausführung de« „Skrneii- fee" auf der Berliner Hvjbuhne sich ,m HqMse Me»erbeeis lxyand und diese Sache zur Äplache kam, gestand ein Kritiker dein groben Ton- sicher ganz open: das;, wenn er wieder an eine ähnliche Arbeit gehe, »ine solche ergreife, die seinem Herzen ferner, seimm Geiste aber näher liege. — Die Tragödie „Siruen'ee" können Sie. Falls Ihnen solche nicht eine Leihblb.iolh'k dielet, auf einige Zeit znni Lesen be kommen: Lüinchaustraße Nr. 9, zweite Etage «der hübsch wieder- bnngen. --- «!- H. Nr. I 1 in Fr In Betreff der Freiberger Leichen- r»agen«eschichle sind uns allerdings noch einige Artikel zugeg«igen. Wir haben wiche bei Seile gelegt, denn mit einem Leichenwagen, der durch drei Instanzen a b g c w o r s e n, ist ;>M viel Aufhebens zu machen. — W. F. hie r. Die Loose zum Besten einer protestantischen Kirche in Salzburg werden, so viel uns bekannt, durch Eolportagc in hiesiger Stabt verbreitet. Ltadtpoftbries mit der Unterschrift „Ein Ungenannter" solaenden Inhaltes: „Fst eS denn nicht möglich, dem Brieskupen ander Eck: der Ammon- und Fa kcnftratz: einen anderen Platz ««zuweilen? Schon Mancher hat sich an dlejcr gefährlichen Sw»« bei Hellem Tage an den Kopf gerannt, daß er eS Tage lang verspürt. Helfen Sic!" — «Seht nicht! Wir sind froh, wenn nur hier mit unserem Briefkasten zu Stande find, von dem Mancher auch schon ein Stößchen bekommen hak, daß ihm der Kops nicht nur Tage, sondern Wochen lang ge brummt hat. — Sladlpostbries von N. worin Folgende« zu lesen: „Große Unannchiill'chkeit und .-Zeitverlust treffen Denjenigen, der sich BormiltagS an der Hofthealer-Kasse ein Billet lösen will. Man möchte sich zur Erreichung dieses Zweckes schon um 9 Uhr cin- finden, denn einem Bekannten, welch« von mir Auftrag zur Lösung eines Billett erhielt, vajsiue es, dutz er sich von Io t»r halb 12 Uhr vergebens an der Kaffe herumgcdrüiigl. Ein Billet hätte er bekommen können und zwar durch einen Dienstmann, von denen sich, wie ich genau weiß, stets 6 bis 8 am Hofcheater aufstellen und sich zur Be- Ivrgung von Billet« dem Publikum ausdränqen. Zu ivaS aber noch Gel» an einen Tienstmann verichivendcn k Mit ihre» Fäusten, spitzi gen üllnbogen und Zweckenstiesiln maliraitiren sie an der Kaffe d„s Publikum und belästigen durch Ungenüm de« Beamten. Ich habe Nich S dawider, wenn ein Dienllman», der von Haus auZ hierher ge sendet wird, sich ein Paar Groschen verdient, es darf dies aber nicht lii einen Erwerb ausartcn, der das Pubülnm beläst-gt. Nehmen Sie hiervon gefälligst Notiz, vielleicht veranlaßt solche ein polizeiliches Einschreiten." — Sei hiermit pescheheir. — Briese und Päckchen anS Lomniatzsch, Glashütte, Tha randt und KönigSbruiin niit .yoltunder,«eigen, die im Freien angc- irieben: blühende Hasilnußgeslräuche, lebendige 4-cknnelterlinge und kräftige Spuren von PreißelSbeere, als Zeichen früher Entwickelung d:r Begelation. Wenn d es so sorlgehk, macht unser RedaetisnSlocal noch Ludicke'S Wintergarten Eoncurrenz. — E. H. hier. Dcm Aussatz: „Musikalische Zeichen- deuterei", den ein hiesiges Blatt gebracht, eine Entgegnung zu geben, suhlen wir uns nicht anlgelegk. Die darin angezogenen Grnnd- lütze d«S Prosesior HunSlick in Wien sind so wurmstichiger Natur, daß sie kein Tröpfchen Tinte verdiene. Hanslick spricht darin der Musik die Befähigung ab, alloeineme Gefühle und Empfindungen auszudrücken,, mithin allen geistigen Gebälk. Ob solcher WeiSh-it möchte eine alte' BasMige in Thränen ausbrechen, bis daß der Sieg unter Wasser steht. Den Herrn .Hanslick eines Besseren zu belehren, scheint sonach überflüssig, denn — ivaS H ä n S che n Nicht lernt, lernt Hans — lick nimmermehr. --- Ein Abonnent hier. Daß laut einer Annonce für ein Marionettentheater ein Geschäftsführer gesucht wird, ist jedensallS keine Satyrc, wie Sie glauben. Hoffentlich finden sich viel Bewerber bei diesem Theater, denn erstens verlangen leine T-ar- stellrr keine Gage, keine Zulage oder Svielhonorar. Die jugendlichen Liebhab-rinnen heiralhen nichl: von Jnlriguen und monvtlangem Ur laub ist keine Rede, kurz, eS gehl Alle« wie am Drähtchem — Glück liches Tirecwnum! Dich könnle mancher Intendant beneiden- I>t« * Wie „Vater" August, Kurfürst von Sachsen 1 574 in den Besitz einer Brille gelangte. Wenn heut zu Tage Jemand eine Brille nöthig hat, so kann er die sem Bedürfnisse außerordentlich leicht abhelfen, da ganz gewiß in jeder Mittelstadt ein OptikuS sich findet, dessen Vorräthe in allen Nummern in Jahren nicht erschöpft werden. Vor 300 Jahren indeß war das Beschaffen einer Brille selbst für einen Kurfürsten von Sachsen keine geringe und wohlfeile Auf gabe. wie l)r. Karl von Weber, Director des Haupt-Staats- Archivs in Dresdm, in seinem Werke: „Anna, Kurfürstin von Sachsen", mittheilt. Kurfürst August besaß zwar schon früher einen sogmannten Nasenquetscher, „eine große Brille oder Chri stallin", dessen er sich in der Kirche bedimte und der daher seinen Platz im kurfürstlichen Betstübche« hatte. Als aber verl wünschte er sich eine« solchen Hilfsmittel« avch außerWl der Kirche inrbesondere wohl auch auf der Jagd, zu bedienen und beauftragte daher Paul Büchner, „den Schraubenmacher," er solle ihm „einen Ring um « Haupt mit einem Haksn machen lilffen, daß man die Brille daran hängen könne, und nicht auf die Nase setzen-dürfe Änd zwar so, daß man den Haken, da rin inan die Brille hängc, entweder zudrücken öder mit einem Schräublein, wie sich'« öm füglichsten schicken werde, zuziehen könne, damit die Brille beständig vor dem Gesicht hänge." Paul Büchner aber konnte bannt nicht zu Stande kost,men und wendete sich daher an einen Goldschmied, der den Ring so »lachen sollte, „daß man ihn zu kleinen Brillen brauchen und für die Augen hängen könne." Vor allen» kam es darauf an, geeignete Gläser zu erlaßen. Der Bürgermeister Rauscher hatte zwar für den Kurfürsten 1572 zw« Paar Brillengläser crkauft und den Auftrag erhalten, noch mehrere „fein lauter" auf dem nächsten Leipziger Markt zu erkaufen, allein er muß sie wohl nicht haben auftreiben können (nicht einmal Uhren gläser waren zu haben), denn der Kurfürst sendete den Lakai Georg Verl nach Augsburg, einem Haupthandelsplatz, wo man den seltenen Artikel wohl zu finden hoffen konnte. Auch in ganz Augsburg war keii; Brillenglas zu bekommen. Mehr- monatliche Bemühungen des angesehenen Handelsherrn Philipp Stammler daselbst, an welchen der Lakai addressirt ivar, blie ben vergeblich. Auf Anrathen Stainmlers ritt nun der Lakai, von Stammler mit einen; Reiscgvld von 15 Ducaten versehen, iin Sommer 157 l von Augsburg nach Venedig. Er hatte eine unglückliche Zeit gewählt; auch « Venedig war kein Brillenglas vorräthig und das „GlaSbrennen war wie gewöhn lich in den Hundstagcn eingestellt, so daß man erst im Monat Octvbcr wieder zur Arbeit greift mit de« Brennen." Bert benutzte nun seine Mußezeit dazu, sich nach der praktischen An wendung der Augengläser näher zu erkundigen und schrieb deshalb: auch habe ich mich befragt, wenn man das Glas auf die Schrift legt, ob es auch große Buchstaben möcht mach«;, so haben mir alle Gebläser und Brillenmacher gesagt, daß es nicht möglich sei, daß die Buchstaben groß dadurch erscheinen mögen, sonder;; wenn man es davor hält, eine Spanne oder Querhand weit, so macht es große Buchstabe;;, so groß man es habe;; will, und schadet dem Gesicht auch nicht»." Erst unterm 5. Oktober 1574 konnte Berl melden, daß ihm „der Kunstreichste i»; gmyen Lande, der das GlaS machen könne, wodurch die Schrift scheine," versprochen habe, einige Gläser zu fertigen, daß der Künstler jedoch für da» Stück 50 Thaler und für «in kleineres Glas 20 Thlr. verlange. Kurfürst Au gust bezahlte gern den hohen Preis, um nur endlich in den Besitz einiger Vergrößerungsgläser zu kommen, wie man sie jetzt in jeder Jahrmarktsbude für wenige Groschen würde kau fen können. Während Berl noch in Venedig feilschte, versuchte August aber noch aus einem anderen Wege zu den gewünsch ten Gläsern zu gelangen. Ein englischer Gesandter erschien 1574 in Torgau während Augusts Abwesenheit. Der Kurfürst richtete an seine Rüthe unterm 6 Nov. 1574 folgende« Re- script: „Wir werden berichtet, daß in England gar gute Brillen und Augengläser gemacht werden oder sonst leichtiglich zu bekommen sein sollen, begehren deshalb gnädigst, ihr Doc- tor David Pfeiffer wollet bei dem Gesandten von unsertwegen gnädigst begehren und g»sinnen, daß er uns für seine Person, unbewußt der Königin, etliche viereckige Brillengläser, die ganz klar und sehr grossiren (vergrößern), ungefähr eines ganzen oder zum wenigsten halben Bogen Papiers groß bestellen und zuwege bringen und uns dieselben zu er ster Gelegenheit zufertigen und daneben berichten wolle, was solche Gläser kosten, wolle,; wir Verordnung tchun, daß diesel ben alsbald bezahlt rverden sollen." Die Königin von England sollte eS also durchaus mcht erfahre«, daß August sich eine Brille wünsche mit Gläsern von der Größe eines Bogens Papier! Die Ausführung de» Auftrags ist übrigens damals entweder ganz unter blieben oder wenigstens sehr verzögert worden, wir finden «fft im Jahre 1583 eine Nachricht, daß l). Paul „etliche Brillengläser" aus England erhalten, welche 12 Thlr. kosteten und für «xkche 5 Thlr. Botenlohn von Hamburg nach Dresden bezahlt wur den. D«s Jahr vorher, im August 1582, hatte auch der Ju welier Jakob Kicring in Venedig für August nach Augsburg geliefert zwei größere crystallene Augengläser, jedes für 8 Gld. und zwei kleineve zu 4 Gld. Im Jahre 1583 bestelltte Au gust auch in Augsburg eine Brille, „so auf 58 Jahre (sein Alter- gerichtet und wohl große" (vergrößere), eine Anweisung, welche beweist, wie wenig man damals über die Erfordernisse eines Augenglases unterrichtet war. Immerhin verbreitete sich der Ruf der Brille August'S auch auswärts, und die Herzogin von Mecklenburg bat daher 1584 August, er möge für ihren Gemahl, „weil seine Augen auch nunmehr etzlicher maaßen dunkel und finster werden, eine derart Brillen mit dem Bützel oder Kranze, wie er solche gebrauche, verschaffen." Der Ärttkel „Aus Tharandt""inW) 34 derDü'eSdner Äachr vom 3. Febr. d. I. bedcuff insofern einer Berichtigung, als am I d. M. bei der angegebenen Gelegenheit Akademiker nur bi« zu der durch einen Garten, dm Schloitzbach und die Tharomdt- Wilsdruffer Chaussie von dem Amtbiuse getrennten Reichel- schrn Restauration und auf die Brücke der Schlcitzbach gekom men sind und daher eine Bekränzung der an Amtsstelle vor geladenen Akademiker nach ihrer Wiederentlassung von da vor der Thüre des Amthauses nicht stattgefunden hat. Auch haben die betheiligten Akademiker selbst durch Ab- geordnete ihres Mittels aus eigenem Antriebe dem Unterzeich neten bereits am 2. d. Dl. ihr Bedauern über den Vorfall auSgcdrückt und dabei versichert, daß von ihnen eine Demon stration gegen das Gerichtsamt in keiner Weise beabsichtigt wordm, das Ganze vielmehr von ihrer Seite nur ein Scherz gewesm sei, dessen mögliche Folgen sie leider nicht bedacht hätten. Uebrigens werden die auf dem Disciplinarwege eingelei- teten Erörterungen weitere Aufklärung in der «Sache ergeben. Tharandt, am 4. Februar 1866. Das König!. Gerichtsamt daselbst. Fiedler. U l D s^M
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