Volltext Seite (XML)
handelt sich hink um dasselbe Verbrechen, wie vorhin — um Unterschlagung. Ein weiblicher Angeklagter tritt ein, die ver ehelichte Marie Alwine Louise Zieger, geb. Böhme. Der Ar tikel 368 des Strafgesetzbuchs sagt: „Die rechtswidrige Ver pfändung einer fremden Sache ohne die wohlbegründete Ueber- zeugung, dieselbe zur Zeit, wo sie dem Berechtigten zu gewäh ren ist, wieder einlösen zu können, ist nach Hohe des für den Berechtigten aus der Verpfändung entspringenden Schadens für eine Unterschlagung zu achten." Somit hat der Leser Alles, was er von der Angeklagten wissen will. Die Angeklagte hat von einer gewissen Eichler Betten geliehen und dieselben ver setzt. Sie ist :!9 Jahre alt, seit 1853 verheirathet. Sie hat 7 Kinder, von denen das älteste erst 13 Jahre alt ist. Be straft ist sie auch schon. Es waren drei Gebett Betten, zu sammen 36 Thaler werth. Tie Angeklagte dachte am Eän- gerfest und auch auf der Vogelwiese, wo sie eine Krambude halte, Geschäfte zu machen — sie machte aber schlechte Ge schäfte und konnte die versetzten Betten nicht auSlösen. Sie versuchte eine andere Manipulation? Sie kaufte der Eichler die Betten ab, hat aber bis jetzt nur 3j Thaler darauf be zahlt. Herr Staatsanwalt Held beantragte zwar die Bestraf ung der Angeklagten, besprach aber ihre große Noch, in der sie zur Zeit der That gewesen, ihre vielen Kinder, die Schwierig keit, die Familie zu ernähren, die so unbedeutende Verletzung der Eichler und bittet selbst zuletzt um größtmöglichste Milde. Die Angeklagte weint bittrer Thränen. Sie erhielt 4 Monate und 1 Tag Arbeitshaus. — AngekündigteGerichtsverhandlungcn.Morgen, den 5. d. M, finden folgende Verhandlungstermine statt: Vor mittags 9 Uhr unter Ausschluß der Oeffenllichkeit Privatanklage sache Joh. Gottlob Busch wider Auguste Caroline Amalie Hille hier; I I Uhr Ger chtsamt Döhlen wider Johanne Christiane verehel. Enterlein auf dem Windberg wegen Medicasterei; Il§ Uhr Prioatanklagesache der Obsthündlerin Joh. Christiane verw. Nacke in Pirna wider den Buchdruckereibes. Carl Heinrich Gärtner hier. Vorsitzender: Gerichtsrath Ebert. — Den 6. d. M, Vormittags 9 Uhr wider den Böttchergcs. Franz Julius Borrmann aus Weistropp wegen Diebstahl. Vorsitzender Ge- richtsrath Einert. II Uhr wider Caroline Charlotte Wilhel mine Laue aus Wurzen wegen Diebstahl. Vorsitzender: Ge richtsrath Ebert. — Wochen-Repertoir des Königl. Hoftheaters. Sonntag: Z). I. Nachtigall oder 'Nichte? Das Blumenfest. — Montag: Robert der Teufel. — Dienstag: Viel Lärm um Nichts. Mittwoch: Der Maurer und der Schlosser. — Donnerstag: Jelva. Fürst Tscherikof; Herr Emil Devrient. Ausreden lassen. Ein Arzt. Arthur Durwood: Herr Emil Devrient. — Freitag: Die Jüdin. Eleazar: Herr Richard als Gast. — Sonnabend: König Rene's Tochter. Die Entführung. Baron Rosenthal: Herr Emil Devrient. — Sonntag: Ein Sommernachlstraum. — Montag: DaS Leben ein Traum. Sigismund: Herr Emil Devrient als letztes Auftreten im dies maligen Cyclus. — Dienstag: Tie Jagd. Neu cinstudirt. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Komisches Tanz-Pot pourri. Tagesgeschichte. Oesterreich. Der Kaiser und die Kaiserin haben die Begrüßungsdeputation des ungarischen Reichstags empfangen, und hat elfterer in trefflich gewählten Worten seinen Erwart ungen von den jetzigen politischen Berathungen Ausdruck ge geben. — Zu dem sogenannten „Junghcrrnball" in Peüh ver weigerten die Vorsteher für die kaiserliche Suite die Billets, weil die jungm Cavaliere keine bürgerlichen Offiziere unter sich dulden wollten. Hierauf ist sofort ein „Magnatenball" arran- girt worden, zu denen die Vorsteher erstgenannter Gesellschaft nicht eingeladen wordm sind. Preußen. Das Berliner Criminalgericht verurtheilte wieder einen Maurermeister zu 6 Monaten und einen Maurer- polirer zu 9 Monaten Gesängniß in Folge der Häuserein stürze. — Man glaubt, daß Herr von Bismarck die Ausliefe rung May's zu neuen Gewaltacten zu benutzen Lust hat. — Mcverbeer hatte 19,000 Thlr. zu einer „Stiftung für Ton künstler" legirt. Tie nun vollzogene Stiftungsurkunde setzt fest, daß alle zwei Jahre 1000 Thaler zu einem Concurrenzpreise für Studirende der musikalischen Composition verwandt werden. Die Bewerber müssen aber Deutsche sein und in Berlin oder Köln studirt haben. — Das Abgeordnetenhaus wird nächste Woche einen Protest beschließen, welcher die Unabhängigkeit der Abgeordneten wahrt und auf Grund der Verfassung die Ge richte für inkompetent erklärt, sich über einen Factor der Ge setzgebung zu stellen. Hessen-Darmstadt. Bischof Ketteler in Mainz fordert die „Darmstädtische Zeitung" auf, die Wahrheit darzuthun, daß, wie sie schreibt, ein Jesuit in Mainz eine Dame habe bereden wollen, ihren Gatten zum Besten des katholischen Gesellenver eins zu bestehlen. Sollte sie die Wahrheit beweisen können, will der Bischof den Jesuiten in seinem Sprengel alle geistliche Thätigkeit verbieten Dieses Verfahren des Bischofs findet all gemeinen Anklang. — Ter Landtag hat der Negierung einen gemachten Mehraufwand von 330,000 Thalcrn im Militär budget nur insoweit verwilligt, als er durch höhere Getreide preise rc. begründet worden ist. — Holstein. In dm politi schen Kreisen herrscht großer Jubel, daß die preußischen Ab geordneten, welche das Recht der Herzogtümer nicht achte», jetzt selbst ihr erstes Recht, die Unverletzlichkeit, eingebüßt haben. — Redacteur May ist nicht mehr in Altona zu finden. Spanien. Die katalanischen Deputierten verlangen von der Regierung die Austhcilung von Caperbriefen gegen Chile.— Die Regierung hat den Cortes ein Gesetz gegen die Vereine und die Presse virgelegt, was auf das Publikum einen sehr schlechten Eindruck macht. Frankreich. Die Regierung hat die peruanische Panzer fregatte „Huescar", welche in Brest liegt, mit Beschlag belegt, obgleich der Krieg zwischen Peru und Spanien noch nicht er klärt ist, ein Verfahren, was der nordamcrikanischm Union gegenüber sicher nicht riskirt worden wäre. — In Mexiko ist d«S 81. Infanterie-Regiment und das 18. Jäger-Bataillon defignirt, die Rückkehr nach Frankreich zuerst anzutreten. Da gegen ist das 6. Btftaillön der Fremdenlegion, die nun 7000 Mann stark ist, in Mrxikt eingetrosfen, welch letztgenannte Truppe ganz in mexikanischen Sold tritt. Italien. Edenso wie Frankreich dem Papst eine Legion von 1200 Mann stellt, werden auch Oesterreich, Spanien, Bel gien und Baiern Truppen für dm päpstlichen Dimst werben lassen. — Die Augustiner und die Servilen, wohlhabende Mönchsorden, haben den größten Theil ihres Grundbesitzes verkauft. England. Sir Moses Montefiore, der reiche englische Israelit, hat auf eine Petition an den Schah von Persien um Schutz für die dortigen Judm, durch daS auswärtige Amt eine befriedigende Antwort erhalten. Rußland. Eine Prinzessin von Geblüt, mit dem Prä dikat Königliche Hoheit, ist wegen Herzeleid ins Ausland gereist. Die Liebe zu einem russischen Cavalier ist die Ursache, und die Aerzte garantiren ihre Herstellung nur, penn diese Liebe be friedigt wird. — In Petersburg sind in der Nacht des 33. Januar 54 Arbeiter in einer Hütte verbrannt. Die Feuerwehr konnte wegen Unsicherheit des Eises nicht rechtzeitig eintrcffen. * Aus Prag wird Folgendes unterm 24. Januar be richtet: Dem hiesigen Sicherheits-Departement war zur Kenntniß gelangt, daß Diebe einen Kasseneinbruch in der Gebäranstalt auszuführm beabsichtigen. Gestern gegm 11 Uhr Nachts begab sich eine polizeiliche Sicherheitscommission, aus neun Personen bestehend, auf einem Umwege, eine Kette bildend, durch dm Garten der Sluper Filial - Irrenanstalt in den Garten der Gebäranstalt. Man trug Laternen bei sich. Als die Commission den Garten betrat, bemerkte man in der Finsterniß inmitten des Gartens einen schwarzen Klumpen, welcher sich zu bewegen schien. Plötzlich sprangm etwa zehn kräftige Mannesgestaltm empor. Die Patrouille rief „Halt!" In diesem Momente fielen drei Pistolenschüsse, die Kugeln sausten an den Sicherheits organen vorbei. Darauf gaben zwei Mann der Militärpolizei Feuer. Unter dem Rufe „Jesus Maria!" wankte der eine Thäter einige Schritte seitwärts, raffte sich jedoch bald wieder empor und entkam, von der stockfinsteren Nacht begünstigt, sammt seinen Gefährten über die Gartenmauer, welche sie zu vor mittels einer Leiter überstiegen hatten. * Piquanter Maskenscherz Auf dem letzten Mas kenball in der „großen Oper" zu Paris hatten einige lustige Vogel eine kleine amüsante Verschwörung angestellt und glück lich durchgeführt. Diese Herren hatten sich nämlich mit klei nen Papierzetteln versehen, an welchen an seidenen Fädchen krummgebogene Stecknadeln hingen, so daß sie mit Leichtigkeit an den Rücken der verschiedenen, vielfarbigen Dominos, die unbefangen im Foyer lustwandelten, angehakt werden konnten. Auf diesen Papierstreifen standen nun in großer, schön kalli- graphirter und von weitem bequem leserlicher Schrift allerhand komische und neckische Inschriften, wie z. B. „Mein Herz für ein Abendessenoder „Ich bin eine Wittwe, die getröstet sein möchte!" oder „Ich liebe den Champagner und Trüffelpaste ten!" oder „Ich schiele und habe einen Schnurrbart!" Man kann sich leicht vorstellen, welch einen Sturm von Gelächter diese armen Dominos mit ihren Inschriften hervorriefen, die sie so unbewußt mit sich herumtrugen. Man hat diese Ver schwörung l.a con«pir»lioo äes eeritv»»» benannt und großen Beifall damit geerntet, ausgenommen natürlich bei den armen Opfern dieses Scherzes, die fast sammtlich eiligst die Flucht er griffen. * Während des Gastspiels des Herrn Hendrichs an einem der letzten Abende im Berliner Victoria-Theater wurde von der überfüllten Galerie aus eine etwas überlaute Unterhaltung geführt. Unwillig hierüber, ließ sich aus den unterm Räumen eine Stimme unter dem vernehmbarm Rufe „Ochsen" Horm. Ties gab einem Galerieinsassm zu nachstehender, mit kräftigen Wortm gesprochener Erwiederung Veranlassung: „Sic irren, die Ochsen befinden sich unter Ihnen, hier oben ist nur der Heu boden." Allgemeine Heiterkeit unterbrach auf einige Minuten die Vorstellung. * Nach einer Erzählung im Pariser „Moniteur" wäre jüngst in Süd-Carolina ein militärischer Posten durch Affen entwaffnet wordm. Derselbe war von Negersoldatm besetzt. In einer Nacht lag auf diesem Posten, der bei Sackown, in der Nähe eines Gebüsches von Cocos-Bäumen sich befindet, alles in tiefem Schlafe. Der Posten vom Gewehr war aus die Erde hingestreckt und schnarchte. Es ist noch zu er wähnen, daß jenes Gebüsch von CocoSbäumm seit einiger Zeit von einer Familie großer Affen bewohnt wurde, welche die Manieren der Neger nachäfften und ihnm Grimassen schnitten. In der erwähnten Nacht nähertm sich die vierhändigen Käuze, die bereits an den Negern die sorgfältigsten Studien gemacht hatten, zunächst der Schildwache, nahmen deren Flinte fort, mit welcher sich ein Affe bewaffnete und sofort den Wachtposten des schlafenden Negers einnahm. Dann drangen die Affen in dm Posten, warfen sich auf alle Waffen, die sie an sich nah men und erhoben einm entsetzlichen Lärm. Die Neger, die durch diesen Hexcn-Sabbath aus ihrem Schlaf aufgeschräkt wur den, glaubten eine Legion von Teufeln vor sich zu habm und flohen unter furchtbarem Geschrei. Seit jener Nacht ahmen die Affen die Evolutionen der Zieger nach, die sie lange Zeit mit angesehen habm. schlagen die Trommel und blasen das Signalhorn. Niemand wagt es, sie aus dem Postm herauS- zutreibcn, und zwar, weil man weiß, daß die Flinten scharf geladen sind. * Joachimsthal i. M. Auf der Oberförsterei Grim- mitz bei Joachimüthal hat sich nachstehender tragischer Vorfall, abermal ein warnendes Beispiel vor dem Gebrauch von Schieß- waffen von Seitm unbefugter Personen, ereignet. Der Ober förster beauftragte eines seiner Dienstmädchen, aus der Stube der Forstlehrlinge ein Pulverhorn zu Holm. Das Mädchen sucht nach dem Pulverhorn und findet bei dieser Gelegenheit auf einem Spind« ein altes, prächtig gearbeitetes Pistol mit Percussion, ganz mit Staub bedeckt, so daß es dm Anschein hat, als sei es seit langer Zeit nicht in Gebrauch gewesen. Sie ruft ihre Nebenmagd herbei und zeigt dieser ihren Fund. Darauf hält sie es ihr auf die Brust, und indem sie scherzend spricht: „jetzt schieße ich Dich todt," spannt sie den Hahn, drückt losp im gleichen Augenblick ein Knall und ein Fall, sie hat ihre Milmagd erschossen. Ihren Schreck und ihr» Verzweiflung zu schildern, als sie sah, was sie gethan, sind wir außer Stande. * Ein in der Louisenstraße in Berlin wohnender Rentier beschäftigt sich gegenwärtig damit, Taubm zu kirren und ab zurichten. Die Erfolge, welche er bei seinem Unterricht er reicht hat, sind in der That großartig und kaffen auf eine große Mühe seinerseits schließen, da die Zöglinge auf sein Commandowort cbmso gut hören, als der Soldat auf das- seines Vorgesetzten. So sieht man z. B. einen Flug brauner Tauben sich in die Lüfte erheben und alle erdenklichen Ma növer ausführen, indem sie der Stimme ihr« Lehrers gehor chen, der ihnen mit einem kleinen Stäbchen» das er in der Hand hält, die Bewegung andeutet, die sie auSführm sollen. Hieraus wird ein Schwarm weißer Tauben losgelassen, der ebenfalls in die Höhe steigt und sich mit dm Braunen ver mischt, die Thiere fliegen nun nach allen Richtungen; unk man sollte meinen, daß cs unmöglich sei, sie wieder zu tren nen. Doch der Lehrer läßt das gewohnte Zeichen ertönen und die Tauben sondern sich sogleich von einander ab und bilden zwei nach verschiedenen Seitm hin getrennte Gruppen. Nun beginnen die unterhaltendsten Manöver. Die Gruppen bleiben getrmnt und fliegen gegm einander an, bald steigen sie hoch in die Lüfte, bald smken sie sich langsam nieder, und dies Alles in systematischer Ordnung auf das Commando des Lehrers. Ist das Spiel zu Ende, so werden die Taubm sämmt- lich wieder zurückgerufm und bekommen dann zur Belohnung eine reiche Fütterung auserlesener Körner. Darauf begiebt sich jede Taube in den Schlag, der ihr je nach der Farbe be stimmt ist. Dieses führen die Thiere mit einer komischen Wichtig!« au«, wie im stolzen Bewußtsein ihrer hohen Ge lehrsamkeit und Geschicklichkeit. * Unsichtbare Bilder. Ein gewisser Mr. Stone iw London hat eine Methode erfunden, Photographien herzustellen, welche in trockenem Zustande ganz unsichtbar sind und erst, sichtbar werden, wenn man das Bild in Wasser taucht. Sie erscheinen dann als sehr effectvolle Transparmtbilder und ist der Effect ganz magisch. Beim Trocknen verschwindet da» Bild dann wieder. * Für Liebhaber der Vogelzucht ist wohl die Notiz von Interesse, daß in Bernburg ein Canarimweibchm vom April bis Ende December v. I. ununterbrochen, und ohne zu mausern, Eier in einer Anzahl von 38 Stück gelegt hat und mit dieser Fruchtbarkeit auch jetzt noch nicht pausirt. Die aus diesm Eiern gezogenen Männchen sind sämmtlich am Leben, wogegen merk würdiger Weise die Weibchen ohne Ausnahme krepirt sind. * Dieser Tage langte bei dem Salzburger Postamt« ein Brief aus Linz mit nachstehender buchstäblich getreuer Adresse ein: „An Meinen lieben Bruder Johann Enthauser bei den Hem der die großm Rapm hat ist er Gutscher in Salzburg, weil ich kann Geld nicht Hab zahlt mein Bruder." Leset uud urtheilt! Zu was streiten um Kaisers Bart? — Ich werde mich jetzt nur fpeciell an die Sache und an den Thatbe- stand halten. Ich habe den im Dorfe Plauen der Dres den angegebenen Trichinenkrankheitsfall, der bei dem Guts besitzer Fiedler daselbst auSgebrochen sein sollte, als un wahr bezeichnet, sowie auch den Hettstädter und HederS- lebener Fall. Die Thalsachen mag man mir erst bekämpfe«, alle die bis jetzt mir berichteten Entgegnungen nenne ich Wortklauberei; man hat mich für einen Laien bezeichnet und gesagt, es stehe mir solche Beobachtung gar nicht zu. — Nun frage ich, ob ich nicht auch berechtigt war als Fleischer und Landwirth, mich von solchen Schreckensnach richten zu überzeugen und an Ort und Stelle zu reisen, was ich auch gethan habe, weil ich glaube, ich pflege eine gute Sache, auch traue ich mir zu, daß ich seit meinem dreißigjährigen praktischen, selbstständigen Meister-Sein ge lernt habe, was zu thun und zu lassen ist; denn cS sind mir in diesem Zeitraum Hunderte verschiedener Fälle in meiner Praxis vorgt kommen, mich konnte aber nicht- be irren, denn daS Gesetz und meine Moral haben sich, Gott sei Dank, stets vereinbart, und mir war die, in Sachsen gesetzlich bestehende Strafe, daß, wer krankes Vieh schlach tet und in Folge dessen Todesfälle Vorkommen, wegen fahr lässiger Tödlung auf's Zuchthaus kommt, nie zu hoch. — Eine andire Berechtigung soll nun aber hierzu Herr Vr. Virchow in Berlin haben. Derselbe schickte einen Arzt nach HederSleben, und dieser constatirte die Trichinenkrank heit ; es sind aber solche Behauptungen alles Ansichten der Menschen, mein Grundsatz ist: „Selber ist der Mann".— Ich frage nun aber, welche Berechtigung und Pflicht hat!» Vr. Virchow als Arzt, daß er bei einer Schlachterversam«- lunq in Berlin vergiftete Fleischmassen ohne Mikroskop mitbrachle, und der Thierarzt Urban aufgesordert wurde, „er möchte einmal essen, wenn er Muth hätte"; es wäre auch ganz gewiß einem jeden Anderen in der Versammlung gestattet worden, von der giftigen Wurst zu essen. Hier frage ich nochmals, wie nennt van solche T Haien? — Die lst geschehen im neunzehnten Jahrhundert in Berlin! Ferner hat sich Herr vr. Küchenmeister gegen meine Ueberzeugungsberichte aufgelehnt, und hat sie bis jetzt seit sechs Wochen versprochen zu widerlegen. Obgleich er auch nur nach Sagen und Hören anderer Aerzte berichten will, . daS kann mir auch ganz gleich sein, aber hören möchte ich es bald. — Noch muß ich bemerken, daß ich auch, wie eS in Berlin geschehen ist, zu einer vergifteten Bratwurst eingeladen wor den bin, welche aus KönigShain oder Settendorf bei Zittau fpeditirt war. Vou welchem Herrn diese Einladung er gangen ist, wird nicht schwer zu errathen sein, ich danke aber für solche Mordinstrumente, und nach «einen Begriffen sind solche Handlungen, wenn sie von geschworenen Männern »usgehen, höchst strafbar. — Robert Kühn.