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R*. 3V. Elster Jahr« cMchmit: Slgttch stH 7 Uhr- Juserate Mrde» augtuomm«»« -isLb««d»6,Son>»- bis Mittag» 1L Uhr: «mckenstra»e l»« iL»l«tg tu dies Blatt», sttztw ^»«plar«u erschein,, Mdeu eine erfolgreich« Nerbreituug Dienstag, 3tt. Januar 1886. Tageblatt für Unterhaltung nnd Geschästsverlehr. Mttredacleur: Theodor Drobisch. »ruck aud Nigeuthum der Herausgeber: Eiepsch E Reichardt« — veramwortticher Redactrur: IklivL Reichllldt« Mrmeumtt: BlerteltShrttch 20Ngc bei uue»,g«tdllch«r Löt. seruug iu's Hau». Durch dir ASMgl. Pos dierleljährlich 22 Ngr Liujelu« Rmmuer» 1 Rgr. Juseratexpreift: Für deu Raum ri«N gespalteneu Zeile: 1 Ngr. Unter laudt" die A»ü« 2 Vigr. Dresden, den 30. Januar. — Se. Majestät der König hat sich vorgestern Abend mit dem halb 7 Uhr von hier abgegangcnen Personenzug nach Leipzig begeben, woselbst er am Bahnhof von dem anwesenden Publikum mit lebhaften Bivatrufen begrüßt wurde. — — Se. Excellenz der k. russische Gesandte, Graf Blou- doff, wird, wie wir gestern vernommen haben, die erste Etage des Hotel de Saxe-Palais auf der Moritzstraße beziehen. — — Der k. k. österreichische Oberstleutnant vom Kürassier- Regiment König von Sachsen, von Hammerstein, hat sich vor einigen Tagen hier aufgehalten und ist von Sr. Maj. dem König empfangen worden. — — In Begleitung Sr. Maj. des Königs auf der Reise nach Leipzig befinden sich der k. General-Adjutant, General- Major von Witzleben, und der kgl. Hofmarschall, Freiherr von Friesen. — — II. kk. HH. die beiden Prinzen haben sich gestern Bormittag von hier nach Altmügeln begeben, um an der auf Wermsdorfer Revier ange'agten Jagd Theil zu nehmen. — — Ihre K. Hoheiten der Kronprinz Albert und Prinz Georg sind am Freitag von der Jagd auf Ehrenbürger Revier bei Leipzig zurückgekehrt. Die Jagdbeute hat in 20 Rehböcken, 7 Ricken, 47 Hasen, 2 Wüchsen und I Kaninchen bestanden. — Im Hinblick auf die ain heutigen Abend im K. Hof theater stattfindende 100. Ausführung von Äeyerbeers „Prophet" dürfte es nicht uninteressant sein, zu erwähnen, daß Herr Tichatscheck und Frau Krebs-Michalesi, mit welchen diese Oper am 30. Januar 1650 in Anwesenheit des Eomponisten zum ersten Male in Scene ging, seitdem in derselben an hiesiger K. Bühne der erstere 82 Mal den Propheten, die letztere 95 Rial die Fides gesungen haben. Außerdem wurde Johann von Lehden gesungen: 2 Rial von Herrn Ander (Wien) 1850, 1 Mal von Herrn Ditt (Breslau) 1851, 2 Mal von Herrn Roger (Paris) 1851, je 1 Rial von den Herren Erl (Wien) 1852, Ellinger (Wien) 1853, Weixlstorfer (Dresden- 1850, Auerbach (Wien) 1857, 3 Mal von Herrn Schloß (Dresden), der später die Rolle des Jonas übernommen, 1858 und 1859, 3 Mal von Herrn Schnorr von Earolsfeld (Dresden) 1860 und 1861, je 1 Rial von den Herren Mayr (Braunschweig) 1862, und Fcrenczy (Wien) 1864. In der Rolle der Fides gastirten: Madame La Grange, 18',1, Frau Palm-Spatzer (Stuttgart) 1855, Fräulein Johanna Wagner (Berlin) 1858, Frau Jachmann-Wagner (Berlin) 1861. Herr Mitterwurzer, welcher als Graf Oberthal bereits in der I. Vorstellung mit wirkte und in dieser Rolle seitdem 68 Rial ausgetreten, wird dieselbe auch bei der 100. Vorstellung singen. Von den Mit gliedern des Singechores sind noch 15, welche das erste Rial mitwirkten, auch heute Abend thätig, darunter einige, welche in allen 99 Vorstellungen gesungen haben. Wie verlautet, werden auch die Hinterbliebenen Mcyerbeers, mit Ausnahme seiner Wittwe, welche durch Augcnkrankheit an Berlin gefesselt ist, bei dieser festlichen Veranlassung persönlich im Theater an wesend sein. — In Böhmen wiid über Roth unter den Leinewebern sehr geklagt. Die Etablissements in Oberhohenelbe, welche gegen 3000 Arbeiter beschäftigen, werden fast den dritten Theil der selben entlasten müssen. — Am Sonnabend feierte die Gesellschaft „Heiterkeit" in den Räumen des königl. Belvedere bei zahlreicher Betbciligung einen heiteren und genußreichen Gesellschaftsabend. Unter den vielen dabei zur Aufführung gebrachten, nnt vielem Fleiß und Liebe executirten musikalischen und declamatorischen Vorträgen zeichneten sich vor Allem die Variationen für Trompetine, vor getragen von Herrn Stabstrompeter Wagner, aus, die derselbe in bekannter Meisterschaft zu Gehör brachte, und die lebenden Bilder zu Schillers Glocke, welche in origineller und ergötzlicher Weise von dem hier anwesenden bekannten und beliebten Künstler Herrn Gustav Adolph Jungmann zuin Besten gegeben wurden. — Zwei junge Leute machten sich neulich auf der Schil- lcrstraße den Spaß, einen ihnen gehörigen Hund auf eine Katze zu Hetzen; letztere nahm auch den Kampf an und verbiß sich dermaßen am Halse des Hundes, daß es diesem nicht gelang, sich von derselben zu befreien, so daß erst Umstehende das ge peinigte Thier erlösen mußten. Tie beiden Bürschchen hatten sich untcrdeß, um dem Tadel der Zuschauer zu entgehen, aus den» Staube gemacht. — Der nächste Vortrag des Herrn Rudolf Genre wird bereits morgen, Mittwoch, stattfindcn, dcr letzte am nächsten Sonnabend, und cs steht wohl zu erwarten, daß schon dcr hohe Zauber der zum Vortrag genommenen Dichtungen das außer ordentliche Interesse, welches Herr Genee erregt hat, nur noch steigern wird. -"Die Dockzeit ist da, und es beginnt das Wettrennen hiesiger Brauereien um den ersten Preis. Nachdem der Nau- Z gnn'sche Bock in bekannter Güte dm Neigen eröffnete hat sich jauch die Felsenkeller-Brauerei zum Turnier eingesunden und nach dem Urtheil von Sachkennern diesmal einen Stoff geliefert, der alle früheren Jahrgänge übertristt. Beweis davon liefert die Esnsumtion dieses delicaten Bockes bei Haubold am Altmarkt, wo das braune Naß in Gläsern mit zinnernen Bock deckeln credenzt wird. — Nächstens wird auch der bekannte und bewährte Hofbrauhausbock in Fluß kommen, wodurch in der Regel die einsame Amalienstraße drei Wochen lang zum Sammelplatz aller Nationen wird. — Falsche Noten der Braunschweig'schen Bank. Halbcr- städter Blätter enthalten einen Steckbrief der Ober-Staatsan waltschaft zu Halberstadt gegen den Magdeburger Handelsmann Quedenfeld, welcher verdächtig ist, falsche Noten der Braun schweig'schen Bank »10 Thlr. in Umlauf gesetzt zu haben. Diese falschen Noten sind daran kenntlich, daß dem Papier das Wasserzeichen fehlt und die betreffende Nummer der Note auffallend schlecht geschrieben ist. — Gestern Abend nach 6 Uhr entstand auf der Schloß straße ein großer Menschenauslauf, der durch das Gebühren eines herrschaftlichen Kutschers entstanden war. Eilig, jeden falls seine Herrschaft nach dem Hoftheater fahrend, war ihm jedenfalls ein junger Bursche im Wege, der einen leeren Bre- terwagen fuhr. Ob Letzterer nun in der Gegeno des Taschen berges dem nachkommenden Wagen nicht schnell genug Raum gegönnt, oder was sonst den herrschaftlichen Kutscher zum Groll veranlaßt, kurz, derselbe hieb den Burschen mit seiner Peitsche so kräftig ins Gesicht, daß solcher laut aufschrie. Das Publi kum hielt sofort den Wagen an und verlangte Rechenschaft über diese Ungebühr. Der mit auf dem Bock sitzende Bediente stieg ab, es kam zu Erörterungen und nach einer Weile nahm der Wagen seinen Lauf weiter. — Auf der Sophienstraße wurde gestern Vormittag ein Schwan eingefangen, der dort plötzlich angeflogen gekommen, und sich daselbst niedergelassen hatte. Es tauchte sofort die Vermuthung auf, daß er auf dem Zwingerteich gehöre und dort entflogen sein könnte. Dieselbe soll sich als richtig er wiesen haben. — Ein Mädchen aus Bautzen hatte hier drei Tage lang in einem Gasthofe logirt und wurde von dem dortigen Haus knecht vorgestern in dem Augenblicke erwischt, wo sie ohne Bezahlung ihrer Schuld für Kost und Logis heimlich durch brennen wollte. Der Umfang ihres Kleides erweckte in dem Hausknecht den Argwohn, daß sie darunter Etwas tragen möchte, was in den Gasthof gehören konnte. Die Durchsuch ung ihrer Röcke führte zu dem Resultat, daß man ein Kopf kissen hervorlangte, das sie unter ihrer Crinoline versteckt trug und beim Durchbrennen aus dem Gasthause mit herauspaschen wollte. — Im Lause vorigen Jahres ist für das „Grüne Ge wölbe" unter andern Erwerbungen auch ein sehr interessanter silberner Jnnungsbccher von 1661 und eine sehr werth volle silberne Gesellschastsschale mit echten römischen Silber- münzcn, ein äußerst willkommenes Seitenstück zu der bereits vorhandenen goldenen Schale, angekauft worden. — r. Eoncer t. Der zweite Productionsabend des hiesi gen Tonkünstlervercins bot am Freitag den 26. Januar im Saal des Hotel de Saxe den Freunden der Musik einen ge diegenen Genuß. Die Herren Kammermusiker Körner, Fcigerl und Mehlhose und Kammrrvirtuos F. A. Kummer trugen zu erst das herrliche Quartett in ll-moll (Lp. 59 Nr. 2) für zwei Violinen, Viola und Violoncello von L. van Beethoven vor. Die hierauf folgenden höchst schwierigen llluckvs -^mplxmiguoz (Op. 13) für Pianoforle von R. Schumann spielte Herr G. Schmole, Lehrer am hiesigen Eonservatorium, mit viel Bravour und tiefem Verständniß, was uni so inehr Bewunderung erregen mußte, als das Spiel dieser bedeutenden Eomposition, 14 Sätze, sehr leicht die physischen Kräfte erschöpft. Den Schluß des Eoncerts bildete das hier noch nicht gehörte Hiveclimento (ll-ckiic, Köchel 131) für 1 Flöte, 1 Oboe, 1 Fagott, 4 Wald hörner, 2 Violinen, 2 Violen und Baß von Mozart, welches dieser Altmeister dcr Musik 1772, also in einem Alter von 16 Jahren, zu Salzburg eomponirte. Um die Schönheit dieses reizenden Werkes in dem großen Saale deutlicher hervortreten zu lassen, waren statt zwei Violinen deren neun, und statt eines Basses deren zwei, mit eben so viel Eelli verwendet. Diese sämmtlichen Instrumente, von wirklichen Tonkünstlern den Herren Plunder, Baumgartel, Stein, Hübler, Lorenz, Börner, 'Müller re. rc.) gespielt, entzückten die Zuhörer durch gediegenes und ergreifendes Zusammenspiel. — Am Montag, den 22. d., Abend wurde von dem Ver ein „Gewerbliche Schutzgemeinschaft" in Helbigs Re stauration unter sehr zahlreicher Betheiligung die diesjährige Generalversammlung abgehalten. Der Vorsteher, Herr Schuh machermeister Robert Knöfel, eröffnete dieselbe mit einem Jahres bericht über die Thätigkcit des GesammtvorstandeS. Bezüglich einiger Vorschläge wegen Abänderung der Statuten wurde die Einrichtung beschlossen, daß bei Forderungen, die ein Mitglied an das andere hat, der Gesammtvorstand in streitigen Fällen eine Art Friedensrichtcramt zu übernehmen hat. Auch fand der Vorschlag allgemeinen Beifall, große Mitglieddiplome litho- graphiren zu lassen, die in den Arbeits- oder Verkaufslocalen der Mitglieder ausgehängt werden sollen, um schlechten Zahlern als Warnungstafel zu dienen und anzudeuten, daß hier böse Schuldner in die Schuldnerliste kommen. Vorzüglich war das Wachsthum des Vereins hervorzuhebcn, indem neuerdings gegen 300 neue Mitglieder beigetreten sind, was sich aus dem An schluß eines Zweigvereins in Ehemnitz und dem Beitritt einer großen Anzahl Mitglieder des hiesigen Gewerbevereins erklären läßt. Dem Vorsteher Herrn 9t. Knöfel, dessen rastloser Thätig kcit und wärmster Verwendung für den Verein dieser große Aufschwung zuzuschreiben ist, wurde dadurch allgemeiner Dank ausgesprochen, daß sich die Versammlung von den Sitzen erhob. Mit einem neuen Beschluß, den die Generalversammlung faßte, daß vom Vereine künftig Männer, die sich um die Schutz gemeinschaft besonders verdient gemacht haben, als Ehrenmit glieder ernannt werden sollen, wurde damit ein Anfang ge macht, daß Herr Earl August Krumbein, Hausbesitzer, Stadt verordneter und Vorsteher der Gewerbekammcr, in Anerkennung seiner vielen Verdienste um die „gewerbliche Schutzgemeinschaft" einstimmig als erstes Ehrenmitglied ausgenommen wurde. Aus dem von Herrn Kaufmann Oscar Haupt als Vorstand der Redactionscommission vorgetragcnen Referate über die Schuldner liste war zu entnehmen daß in dem von der gewerblichen Schutz genreinschaft herausgegebenen Vereinsbericht zusammen 875 böse Schuldner namhaft gemacht worden sind, wovon allein über 400 im neuesten Berichte sich befinden. Davon sind 13 zu streichen gewesen, rveil sie ihren Verbindlichkeiten nachgekommen sind. Dabei wurde hervorgehoben, daß leider in denjenigen Wcrkstellen und Verkaufslocalen der Geiverbtreibenden, die der Schutzgcmeinschaft nicht angehören, diese bösen Schuldner, weil sie dort nicht gekannt sind, ihr Wesen forttreiben können, die Schuldnerliste aber dann als radikales Heilmittel dastchen müsse, bisse Schuldner auszurotten, wenn alle Gewerbtreibende sich dem wirklich nützlichen Vereine angeschlossen haben. — Der hiesige pädagogische Verein hielt am Sonnabend Abends 6 Uhr die letzte Versammlung im heute ablaufcnden 33. Vereinsjahre und weihete dieselbe in alter, löblicher Weise dcr Erinnerung an die im letzten Vereinsjahr durch den Tod geschiedenen Mitglieder und Ehrenmitglieder. Der Versamm lungssaal war festlich erleuchtet und die Versammlung, an der auch einige Ehrenmitglieder und Angehörige der Geschiedenen Theil nahmen, sehr zahlreich besucht. Mil einem tief empfun denen Choral von August Lansky, den die Versammlung unter Begleitung einer Phvsharmonika anstimmte, begann die Feier, worauf zunächst die Lebensbilder der verstorbenen 5 Mitglieder folgten. In entsprechenden Vorträgen gaben sie: l. Lehrer Kretzschmar vom Seminaroberlehrer Earl Gottlob Schäl (geb. 11. Januar 1804, gest. 4. März 1865), 2. Lehrer Martin vom Schuldireclor Foh. Christian Holzmüller (geb. 1795, gest. 27. März 1865), 3. Nealschuloberlehrer l)c. Petzold vom Neal- schuloberlchrer Eduard Friedrich (geb. 1825, gest. lO.April 1865), 4. Taubstummenanstaltsdirector Jencke vom Taubstummenlehrer Müller (geb. 30. December 1810, gest. 28. April 1865), 5. Sehuldirector Kretzschmar vom Lehrer Friedr. Reinhard Kör bach (geb. 5. März 1826, gest. 29. Mai 1865 . Unter Lei tung des Instituts- und Musillehrers Bcckert trugen nun Ver- cinSmitgliedcr einen lateinischen Trauergesang von Mendelssohn- Barlholdy vor (Manuskript und diesem folgten die Lebensskizzen und Eharakterzeichnungen der veioui Ehrenmitglieder: 11c. Werner in Dessau (geb. I I. Februar 1794, gest. 17. Januar 1866) durch Schuldirektor Budich und Eonsistorialrath rc. Hofprediger 1)c. Käuffer durch Sehuldirector Jäckel. Ein allgemeiner Schluß gesang endete j9 Uhr die wehmuthreiche, zugleich aber auch pietätvolle und erhebende Feier. — Die ältesten Leute im Erzgebirge können sich keines Winters erinnern, welcher so viel 'Milde gehabt, als der gegen wärtige. Alan hat in diesen Tagen 'Mücken und einzelne Schmet terlinge wahrgenommcn. Die Knospen an vielen Bäumen sind bereits angeschwollen und an Stachelbeeren sogar aufgebrochen. Jedoch haben die seit Monaten nur allzuspärlich erfolgren atmo sphärischen Niederschläge auch vielen und empfindlichen Wasser mangel erzeugt. Aus 'Mangel an Ausschlagwasser für die Ma schinen sind in den Freiberger Gruben mehrere Tiefbaus erlösten und einige Poch- und Wäschwerke zum Stillstand genöthigt worden. Dieses muß auf das Gesammtausbringen an Metalle« einen nachtheiligen Einfluß üben. — Doch hat der gelinde Winter auch den Portheil gebracht, daß sich, im Vergleiche mit anderen Wintern, der Aufwand für Brennmaterialien sehr ver mindert ergeben. — Unsere gute Nachbarstadt Großenhain scheint aus einer gewissen Unruhe nicht hcrauskommen zu sollen. So ist neuer dings dcr dortige Eisenbahnbilletcur flüchtig geworden, und,