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Rr. «S. ^rscheivt: c»glk- früh 7 Uhr Ansereke »«rdcn angenommtUL Ä> Abend» 6,Tonn« rag» bi» Mittag» 12 Uhr: MarienAraße 12« Sazeig in dies Blatt,, »,« t«tzt i« tu«»»«» <tx,mplar«u erscheint, st»d»u rin, «rsolgrrich» Verbreitmrg Elster Jahrg Dienstag, LS. Januar 1866. /konnemerlt. vterreljährlich 2ü Nft7 bri uueutgeldlicher üie< srrung tu'» Hau». Durch die Üouigl.Pos VieNeljLhrlich 22 Ngr Lillttl-ii, Nummer» 1 »tgr Tageblatt sür Unterhaltung nnd Geschastsverlehr. Mttredacteur: Theodor Drodisch. Inser«tmpreise: Für drn Raum rin« grspalttntll Zeile: 1 Ngr. Unter „Etllge« sankt" die AM« » Vigr »mck «nd «igentham der Herausgeber: Lirpsch stk Neichardt. - verantworüicher Redacteur: Julius Nrichardt« Dresden, den 2S. Januar. — Se. Majestät der König hat genehmigt, daß der Ober stallmeister, Oberst v. d. A. von Thiclan-Rüssing das von Sr. Majestät dem König der Belgier ihm verliehene Comthurkreuz des Leopoldoroens annehme uns trage. -— Am 20. Januar hat bei Sr. Maj. dem König eine größere Hofrafel stattgefunden, zu der eine Anzahl hochgestellter Herren vvm Civit und Militär mit Einladungen beehrt rvaren. — — Der Besuch der Universität Leipzig Seiten Cr. Maj. des Königs dürfte dem Vernehmen nach erst in nächster Woche stattfinden. — — Glaubwürdigen Nachrichten zufolge werden auch in dem Palais Cr. K. .Hoheit des Prinzen Georg Vorbereitungen zu mehreren Ballfesten in Angriff genommen. — — Morgen halb 5 Uhr hält der Thierschutzverein im Hotel zur Ltadl Wien seine Monatssitzung. — Die Gesellschaft „Eintracht" hatte am Coimabend, den 20. Januar eine theatralische Abendunterhaltung im Saal der Centralhalle arrangirt. Dem zahlreichen und recht danlbaren Publikum wurde „Die Trichine als Ehcprvcurator", Schwank in einem Akt „Monsieur Herkules", Posse in einen: Akt von Belly, und „Wer ißt mit?" Vaudeville-Posse in einem Akt von Friedrich, durch die mühsam fleißig gewesenen und schon größe ren Ansprüchen genügenden Darsteller vorgeführt, deren Be strebungen die sämmtlichen Zuschauer erheiterten und befriedig ten. Ein Couplet des letzten Stückes war mit Geschick für die sich heute zufällig bietende Gelegenheit benutzt worden; einem besonders thätigen darstellenden Mitglied? der Gesellschaft eine kleine Aufmerksamkeit zu erweisen. Diese Abendunterhaltungen der Gesellschaft „Eintracht" legen wieder ein rühmliches Zeug- niß von der auch in den weniger bevorzugten Kreisen der Ein wohnerschaft Dresdens herrschenden Bildung, Sitte und gutem Geschmack ab. — Der k. großbrittanische Gesandte, Herr Murray, hat an die bei der englischen Gesandtschaft vorgcstellten Damen und Herren der Gesellschaft Einladungen zu einer am 27. Januar Abends stattfindenden Soiree ergehen lassen. — Bei Meißen ist vor einigen Tagen ein unbekannter weiblicher Leichnam angeschwommen. Alan wollte in demselben eine Dame erkennen, die seit Anfang Decembcr vorigen Jahres non hier vermißt wird. Deshalb hat auf Antrag dabei be teiligter Personen eine Ausgrabung des schon begraben ge wesene,: Leichnams stattgefundcn, allein wie wie hören ist eine Recognition nicht erfolgt. — — Der Stockholmer Polizeimeister, der sich im Laufe der vergangenen Woche von allen hiesigen polizeilichen Einrichtungen unterrichtet hat, ist gestern von hier zunächst nach Prag abgereist — . — „An Deutschlands Turnerschaft" erläßt der Nürn berger Turnrath einen auf die dortige Abhaltung des vierten deutschen Turnfestes bezüglichen Ausruf, worin es heißt, „Wir wollen ein Fest, aber nüchtern, prunklos, voll turnerischer Ar beit; dabei jugendfroh und getragen von dem Gedanken natio naler Zusaminengehöngkeit! Damit es aber also werde, liegt uns Nürnberger!! die große Aufgabe ob, die Stätte des Festes würdig zu bereiten, den deutschen Turnvereinen aber in Süd und Nord, in Ost und West fällt die noch größere Aufgabe anheim, uns die würdigen Festgenosscn zuzuführen. Euch aber, Ihr lieben deutschen Turnbrüdcr, rufen wir zu: Sendet uns Jünglinge und Männer, thatkräftig und ernst, treu und recht schaffen im Handeln und Wandeln, ohne Ziererei und Bengelei, Turner, di: etwas zeigen können und etwas lernen wollen, sendet uns Deutschlands beste Söhne, die in der trüben Zeit des allgemeinen Mißverstehens, der Verstimmung und Wetter- schwüle sich neu beleben, kräftigen und stärken wollen im brü derlichen Austausch mit den Mannen aus allen Gauen unserS Vaterlands! Bummler, Maulhelden und Gecken, Leute, die Bier und Bralen, vielleicht auch Schlimmeres suchen, Abenteurer und Aftcrturner mögen fein zu Hause bleiben; wir hoffen cs als« zu richten, daß sie nur Verdruß und Langeweile finden." - Das gestern erwähnte Feuer war in dem Hause der großen Ziegelgasse dir. 53, nicht, wie irrthümlich refcrirt, in der Pillnitzcrstraße. — Ein Licht- und Sonnenblick in das Leben eines Mcnschen- darstcllerS ist der Tag, wo ihm seine Dircction eine Benefiz- vorstellung zukommcn läßt. Vielfache Wünsche und Hoffnungen knapsen sich daran, so manche Verbindlichkeit hofft Lösung, und eine solche Stunde soll nächsten Tonnerslag Abend für dm Komiker des zweiten Theaters, Herrn Himmel schlagen, der dem Publikum so manche heitere Stunde geschaffen. Er hat du noch j,i hx,- Gunst des Publikums stehende Pope: „Eine leichte Person" gewählt, und wir wünschen Herrn ^n»unt ein recht günstiges Resultat, dainit er an jenem Abende größte Portemonnaie u. s. w. Der Sonn- ^ vorgenannten Stückes wohnte der Herr StaatS- v»mst«r v. Beust hei. — Der hiesige schon bejahrte Kutscher L., ehemals in Diensten des Kammerherrn von Lüttichau, verunglückte am Sonntag in der Nähe von Kötzschcnbroda dadurch daß er beim Besteigen einer Equipage abrutschte, die Pferde ausschlugen und der Wagen über ihn hinwegfuhr. Er wurde schwerverletzt in seine Wohnung in der Jacobsgasse transportirt, und hat man wenig Hoffnung auf die Erhaltung seines Lebens. — — In Bezug auf den vorgestern erwähnten Unglücksfall, wobei eine Frau am Thcaterplatzc von einer Droschke überfah ren worden war, hatten wir bereits bemerkt, daß den Kutscher keine Schuld trifft. Trotzdem hat letzterer sich der hochbetagten, in den achtziger Jahren stehenden Frau mit großer Liebe an genommen, dieselbe in ihre Wohnung gefahren und auf seine Kosten für ärztliche Hilfe Sorge getragen. Je öfter man ge wöhnt ist, in solchen Fällen auf Gleichgiltigkeit oder wohl auch Brutalität zu stoßen, um so mehr verdient das chremverthe Benehmen des betreffenden Droschkenkutschers öffentliche An erkennung. — Gestern Morgen ging auf dem Altmarkt ein Pferd durch, das einem Bauerwagen vorgespannt war. Vor der Con- ditorci von Trepp aber sprang es in einen anderen Wagen hinein, der dort zufällig hielt, brach mit zwei Füßen durch denselben durch und fing sich dadurch in einer Weise, daß es Mühe und Zeit kostete, um es endlich wieder flott zu machen. — — Vorgestern Abend trug ein doppeltes Mißverstänsniß Seitens einer Kellnerin in einer größeren Restauration Neu stadls viel zur Erheiterung der Gäste bei. Ein anwesender junger Künstler bedurfte zu einer kleinen Production zwei Flaschenkorke und bestellt sich kurzweg zwei Korke bei einer am Tisch vorübereilenden Kellnerin. Kurz darauf erschien sie mit zwei sauren Gurken und wunderte sich nicht wenig, daß sie die Gesellschaft dadurch in lautes Lachen versetzte. Die beiden Gurken wurden dem Magen zugewiesen und der Auf trag der errötheten Kellnerin wiederholt. Um den begangenen Fehler zu verbessern, eilte sie schnell von dannen und brachte mit den stotternden Worten: „Wohl bekomm'S Ihnen!" zwei Glas heißen Grog. Daß derselbe den sauren Gurken des Spaßes halber nachgeschickt wurde, ist natürlich; das arme Mädchen wußte allerdings jetzt nicht mehr, was sie zu dein unaufhörlichen Gelächter sagen sollte, erst dann ging ihr ein Licht auf, als die Bestellung unter der Bezeichnung von zwei Korksen verdeutlicht wurde. — Der Sohn des verstorbenen Eisenbahndirectors Buffe, Buchhalter der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie, ist zum amerikanischen Vice-Eonsul in Chemnitz ernannt und vom Mi nisterium bestätigt worden. — Der in der Dresdner Papierfabrik verunglückte Ma- schincnführer Richter aus Bork au (nicht Putzkau) bei Bischofs werda, welcher erst l2 Stunden nach dem Unglück seinen Geist aufgab, war, wie uns von einer Anverwandten von ihm mit- getyeilt wird, nahe 27 Jahr (nicht 20) alt. In Nr. 10 des Freiberger Anzeigers ist ein Artikel unter der Ucberschrift „Oertliches, zur Beleuchtung des Auf satzes in dir. 4 der Dresdner-Nachrichten" enthalten, über wel chen wir, zu nähere»! Verständlich und zur Würdigung der Thatsachen einige Bemerkungen uns gestatten. In dem Artikel ist gesagt, daß, „ungeachtet der wiederholten stadträthlichen Ab weisung, eine daselbst sich gebildete Gesellschaft frischweg einen neuen Leichenwagen mit reich dekorirtem Zubehör habe an fertigen lassen" der, wie uns gesagt wurde, geschmackvoller gebaut und mit schöneren Tüchern versehen sei und auch noch zu billigeren Preisen gestellt werden sollte, als der bis herige; der Stadtrath aber nach wie vor die Einführung desselben verweigert habe. — Hierauf fragen wir nun ehrlich: was hat denn die Stadt Freiberg durch die stadträthliche Un terdrückung des neuen Leichenwagens gewonnen? — und wel chen Schaden: oder Nachtheil hätte sie anderen Falls gehabt? — und welches sind die Gründe für diese Unterdrückung? — Ein mal soll kein Bedürfnis; zur Errichtung eines neuen Lei chenwagens vorliegen, diese auch nicht Wünschenswert!) sein, indem der bisherige allenthalben vollkommen genüge; das an- deremal soll es unter allen Umständen unwürdig erscheinen, die Bestattung der Todtcn einer Eoncurrenz auözusetzen. — Ucber erstercn Grund wird das Freibergcr Publikum wohl selbst am I besten zu urthcilen vermögen; wir, unsererscilS müssen, nach Aussage Freiberger Bürger, darauf antworten: Ja, es genügt auch die Todten aus einem Leiterwogen hinauszufahren. — Die weitere Frage: ob jene, von dem Stadtrathe vermeintliche, an die höhere Mhörde berichtete und auf Befragen derselben andern Orts bestätigte Genüge, auch einem gebildeten Geschmacke, ! den Anforderungen der Zeit und den Wünschen des Publikums ! entsprach? beantwortet sich von selbst durch die Anschaffung j des neuen Leichenwagens. — WaS ferner eine Konkurrenz bei ' Bestattung der Todtcn anlongt, so märe diese gerade bicrbei ! höchst zweckmäßig und ist für viele mit einem Todesfälle be- ; troSme Faaiili« da» gewünschtest« Bedürfnis LtwaL UwpK»- I diges dabei kann nur der Wahn sehen und nur Dmen erschei nen, die, weit sic den Fortschritt scheuen, die Konkurrenz fürch ten. — Es ist doch schwer cmzunehmen, daß mit den Leichen wagen gemarktet werde und ein Ausschreien und Feilbieten der selben stattsinde, wie solches mit anderen, in denselben Ressort einschlagenden Waalen (z. B. Särge) bereits zur Ungeühr ge schieht! -- Nein, cs soll nur Jedem Gelegenheit geboten sein, dahin zu gehen, ivo er am besten und billigsten bedient wird. Ein zweiter Leichenwagen kann doch ebenso gut unter der stadträthlichen Kontrolle und Oberaufsicht stehen und die selben Bedingungen und Vorschriften erfüllen müssen, wie der Eine. Es kann demnach ein unwürdiges Gebühren dabei nicht Vorkommen. Diese Gründe für die Unterdrückung des neuen Leichenwagens sind zu leer und unhaltbar, als daß wir nicht nach anderen suchen sollten und siehe, es findet sich einer in der Vergünstigung des Einzelnen, welchem man die ihm dazu vor bereits 15 Jahren (wie in dem oben bezeichneten Artikel gesagt ist) gewährte Konzession, vielleicht aus irgend einem zu zu verschweigenden Grunde zu erhalten sich verpflichtet fühtt, die demselben doch sicherlich ein einträglicheres Gewerbe schafft, als es das projectirte Unternehmen jener Gesellschaft gewesen wäre) von dem man fürchtete: daß es sich zu einem gewerbli chen Institute ausbilden und so den alten Zopf und veraltete Privilegien gefährden möchte, davon »ran sich nicht trennen kann «nd will. — Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 22. Januar. Es standen heute vier Einspruchsverhandlungen an, von denen abcr eine schon von vornherein ausfiel. Zuerst han delte cs sich um leichte Körperverletzung, deren drei Personen, Johann Moritz Friedrich Schmidt in Radeburg, 5tt Jahre alt, Emil Eduard Schmidt, 19 Jahre alt, und Johann Traugott Gebauer, beschuldigt waren. Kläger ist gegen sie August Klinger, Fuhrmann und Hausbesitzer zu Nadeburg. Die drei Privat- Angeklagteir sind Jeder zu I Woche Gefängnis; und Tragung der Kosten verurtheilt. Die Geschichte datirt vom 23. Novbr. her und erinnert an den Nadeburger Viehn-crrkt. Da trafen sich die Vier in der Wohnung eines gewissen Kausch, wo noch andere Gäste, z. V. ein gewisser Berg und Domschte waren. Klinger sprach von 300 Krautköpfen, die eines Abends auf einem benachbarten Felde gestohlen sein sollten. Da trat der ältere Schmidt herbei und sagte: „Das bin ich wohl gewesen?" Sofort ging die Prügelei los, Klinger hatte nur erwidert: „Das wird sich finden!" Klinger machte Bekanntschaft mit dm Faustkräften des Schmidt, dem dann die beiden anderen Ange klagten zu Hilfe kamen. Er flog nach allen Seiten hin, selbst auf die Ofenbank. Ilm die Prügelwuth noch mehr anzufachen, schrie Einer: „Schlagt zu, schlagt das Luder todt!" Klinger ließ sich vom ltt. Richter untersuchen, der in einem ärztlichen Attest bekundete, daß sich Schmerzen im Rücken und Halse cingefundcn und Wunden an der Oberlippe und anderen Stellen zu sehen waren. Die Stimme soll heiser geworden sein. Die drei Beklagten leugnen Alles we§. Moritz Schmidt meinte, er wisse gar nicht, wie Klinger zu dcu Wunden gekommen sei. Es blieb heute bei dem früheren Urtel. — In der zweiten Sitzung erscheint die verwittwcre Frau Ministerialcanzlist Agnes Bertha Kellermann als Privatangeilagte. Als Kläger trat gegen sic der Advocat und Finanzprocuralor Karl Julius Küttncr auf und zwar wegen Beleidigung, die ihr eine Geld strafe von 25 Thlr. und Tragung der Kosten einbrachte. Sie hat in Folge eines ProcesseS an den betreffenden Finanzprocu- rator einen Brief geschrieben, anonym, in welchem sie ibm sagt, cs solle Blut über ihn kommen für Das, was er an Writwen und Waisen gethan. Auch in Bezug auf einen deur Klüger aufcrlcgten Eid schrieb sie, sie würde ihn nicht für Tausende von Thalern geleistet haben. Sie erklärt heute, daß sie das als Pasquill betrachtete Schreiben nicht angeseitizt, daß sie nichts davon weiß. Das Gericht legt ihr heute eine Geldbutze von nur 15 Thlrn. auf, falls sie nicht schwört, daß sie den Brief weder geschrieben, noch abgeschickt. — Zum Schluß er scheint noch die verehelichte Anna Maria Bernhardt vor Ge richt, vom Ortsrichter Karl Winkler zu Klein-Naundorf pnvriiini wegen Verleumdung beim Gericht-Samt Döhlen verklagt und zu 4 Thlr. Geldbuße und Kostenzahlung verurtheilt. Sie rst 20 Jahrc alt und noch nie bestraft. Cie soll zu eurer gewissen Hennersdorf gesagt haben, der Latsrichter Winllcr habe sie einmal des Nachts aufs Feld in die Weizenpuppcn bestellt. Sie fügte noch hinzu, der Ortsrichter meine es überhaupt sehr gut mit ihr. Sie sei wegen Dicbstahls bestraft worden, das habe er gleich abgemacht :c. Gegen die 4 T Haler Geldbuße legte sie Berufung ein, hat aber heute nichts zu ibrcr Ver- thcidigung weiter anzusührcn, cs blieb daher beim ersten Urtel- ES versteht sich von selbst, daß drr Or.srichter zu Klrin-Nuun^ dorf von der Weizenpuppengcschichtc nichts wissin wMe. Tagesgeschichte. läüt di» Treaaltcn ».Schwelt