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4 Lvqrig. iu dies, vlattoz »»« letzt i« 1200» drr«plar«u rrschriut, H»d»u tio» ersolgretch« Verbnitrmg. w'» »«M. Pi. «,«A.P«k »»»«-lMrlich » «Mt Dnzel« 1 «ßk A»ftr«te»p«tft: Für dm R«» rix« grsyattt»» AeNe: 1 «gr. «»Nr s»»bt" di« AM S Agr. »ruck usd m-raihu» d«r Htt-aig«»«: Dlepsch Neichardt. — ver«»t»»ltlich«r Redactmr; Julüu Nrichardt» Dresden, den 2. Januar. -- Die bevorstehende Anwesenheit des Königs in Leipzig wird ein interessantes Schauspiel gewähren, da vor einigen Jah ren verfügt worden ist, daß vor dein Könige die Professoren in Knieehosen, Strümpfen und Schuhen mit Schnallen erschei nen sollen. Marl wird demgemäß die rüstigen Kräfte und die greisen Häupter unserer Universität irr diesem Eostüme erblicken, wozu bisher keine Gelegenheit war. — ü». Das Stadtverordnetencollegium hat in der Zeit vom 26. Januar bis 31. Deeember 1865 36 öffentliche Sitzungen abgehalten, von denen 13 am Schluffe in geheime verwandelt wurden. Girre Sitzung mußte ausfallen, weil keine Beschlußfähigkeit erlangt wurde. Im Laufe des Jahres sind 760 Eingänge zur Negistrande gekommen, von denen 26!) so fort erledigt, 126 der Verfassungs-, 161 der Finanz-, 1S6 der PetitionS- und 2 der Wahldeputation, welche Deputationen aber meist noch Verathungsgegenstänbe au» dem vorigen Geschäfts jahre mit übernommen hatten, zur Vorprüfung und Bericht erstattung überwiesen wurden. Die Verfaffungüdeprttation er ledigte in 40 Sitzungen 121 Gegenstände von 137 Z864 nur 57), die Finanzdeputation in 39 Sitzungen 188 Gegenstäirde von 166 (1864 nur 156), prüfte außerdem 158 Rechnungs werte (1864 nur 154), die Petition«- und NeclamationSvepu- tation iu 3S Sitzungen 235 Gegenstände Z864 nur 219). Bon 14 Gesuchen um Dispensation von der GewerbSmündigkeit sind 8 bewilligt worden. Der vereinigteil Finanz- und Ver- fassungSdeputation lagen 25 Gegenstände zur Nerathung vor. Eben so groß war die Zahl der selbstständig au» der Mitte des Collegiums hervorgegangenen Anträge, welche 1864 nur 32 betrug. In Function befanden sich im abgelaufenen Ge schäftsjahre namentlich 4 ständige Deputationen und 16 ge mischte. Nach alledem ergiebt sich hieraus, daß die Geschäfts vermehrung im verflossenen Jahre wieder eine nicht unbedeutende gewesen ist, der nur eine größere GeschäftSthätigkeit gleichen Schritt zu halten vermochte. — r. Loncert. Die dritte und letzte Soriee für Kam mermusik in diesem Jahre fand Sonnabend« den L0. Decbr. im Saale de» Hotel de Saxe statt. Unser berühmtes Streich quartett, die Herren Concertmeister Lauterbach und Kammer musiker Hüllweck, Göring und Grützmacher, trug da« so lieb liche Quartett in C-<I>ir von .Haydn <Nr. 63 der Dresdner Ausgabe) und das großartige, tiefdurchdachte Quartett in II- ckur Nr. 13, Op. 180 von Beethoven mit fast mehr als ge wohnter Virtuosität vor. Besonder« schien im Allgemeinen der zweite Satz, das Adagio von Haydn und der vierte Satz, Lila cliinx» teckvvca. des Quartetts von Beethoven zu gefallen, und zwar wohl deshalb, weil in erslerem Satz die Vortragenden Künstler ganz specielle Gelegenheit hatten, die zarte Feinheit ihres Spieles höreil zu lasseir. Die musterhafte Ausführung beider Tonmerke war an dein immer wachsenden Beifall der Zuhörer zu erkennen. Wollte man eine Bemerkung machen, so könnte es höchstens über das etwas zu rasche Tempo sein, in welchem der dritte Satz, das Menuetto, des Haydnschen Quartetts gespielt wurde. Den Schluß de» ConcerteS bildete das Divertimento in U-ckur Nr. 1 von Mozart für 2 Vio- livsn, Viola, Violoneell und 2 Hörner, zu welchem neben oben genannten Künstlern die Herren Kammermusiker Hübler und Lorenz die Waldhornparthien übernommen hatten. Diese heute zum ersten Mal in Dresden auSgeführte Komposition des ge nialen Meisters mußte ivegen ihrer Schönheit und wunderbar melodischer Mannichfaltigkeit ür jeder Beziehung gefallen, weil ihr Lortrag ebenso begeistenliraSvoll geschah, wie sie der große Lomponist wohl geschrieben hatte. Die beiden Waldhörner machten in deceniester Behandlung einen mächtigen Eindruck und hoben das Spiel der Saiteninstrumente noch wesentlich. — Dem Componistcn Julius Otto in Dresden wurde dieser Tage aus Minden in Folge wiederholter sehr gelungener Mettantrn-Aufführungen seiner Operette: „Die Mordgrundbruck" in der dasigen Harmonie-Gesellschaft, ein wcstphälisches Früh stück al» Weihnachtsgeschenk, bestehend in 13 Flaschen feiner Weine, 2 Flaschen deSgl. Liqueure, einen geräucherten Schinken und Mettwurst, trichinensrei uild 1 Puiilpernickel (Schivarzirod) übersandt. — Die Ackicnbrauerci zum Feldschlilßchen giebt laut letzter Generalversammlung nach überreichlichen Abschreibungen von 25,000 Thlrn. 12 Procent Dividende. Dem Ausschüsse wurde für vermehrte Thätigkeit ein« Gratifikation von 450 Thlrn. ge währt und die Herren Spiegelfabrikant Hillmann und Schloffer- mcistcr Richte» in den Ausschuß gewählt. — Weniger günstig stellen sich die Verhältnisse bei der Medinger Actienbrauerei, welche a», 38. v. M. Generalversammlung hielt. Als Divi dend» ergiebt sich 4 Procent (186L 6 Proc., 18S4 5 Proc.). W wurden «llerding» blos 30,000 Eimer Bier gebraut und mehrfache kostspialig« -inrichtungcn im Bolraze von 13,000 Thlrn. vor-envmmm. An den Ausschuß Wurden die auütretcnden Hemm Adv. v. Polen; und Partinllier Hartl wieder gewählt. — Der Bevollmächtigte der Leipzig-Dresdner-Eisenbahir- Compagnie, Herr C. A. Geßler, ist, in Anerkennung seiner verdienstlichen Wirksamkeit im Interesse der Compagnie, von dem Direktorium derselben zum Bctriebs-Director er nannt worden. Ferner soll den unteren Beamten der Leip zig-Dresdner-Bahn eine besondere Ncujahrssreude dadurch be reitet werden, daß Diejenigen, welche nicht über 500 Thlr. Jahresgehalt beziehen eine Zulage von 15 Prozent erhalten sollen. — Ein Einwohner von Gruna, Vater des nachstehend erwähnten Mädchens, theilt uns Folgendes mit: Eine nieder trächtige schamlose That ist von einem nichtswürdigen aber an ständig gekleideten Subject ausgeführt worden. Ein l-ljährigcs Mädchen befand sich Sonnabend, den 30. Deeember, Nachmit- mittags gegen 3 Uhr auf dem Wege nach Gruna. An der Kiesgrube, wo der Fußweg aus dem großen Garten auf die Pirnaische Straße mündet, wird sie von einem Hallunken ge packt, bis zum Ersticken gewürgt, in den Straßengraben gewor fen und mit dem Tode bedroht, wenn sie zu schreien wage, und nun auf freche Weise gemißhandelt. Das Nähere zu berichten verbietet der Anstand. Es steht zu erwarten, daß der auög«-- standeno Schreck nicht nachtheilige Folgen auf das Mädchen haben wird. — Wie verlautet, hat schon an demselben Tage in den Mittagsstunden ein lOjähriges Mädchen im großen Garten ein gleiches Schicksal gehabt. Von diesem Kinde ist der Verbrecher eben so signalisirt worden, wie von dem obigen. Höchstwahrscheinlich ist es ein und dieselbe Person. — Vorgestern Mittag löste sich in der Nähe des Block hauses auf der Elbe beim Eisbrechen plötzlich und unerwartet eine große Scholle, worauf 7 Arbeiter standen und trieb den Strvm entlang bis zum Packhose, wo cs nach vielen Mühen den Arbeitern gelang mittelst Rudern und Stoßen mit den Gisstöcken an das User zu gelangen uns wieder festen Boden zu gewinnen. — Der bekannte Bereiter Kannoe hält sich gegenwärtig einige Tage in Dresden auf. Sein erstaunenSwerthes Ta lent in der Behandlung und Dressur reizbarer und wilder Pferde hat ihm auf seiner eben zurückgelegten Neise über England, Hamburg und namentlich zuletzt in Leipzig, wo er einige Auf sehen erregende Vorstellungen in der Pferdedressur veranstaltete, einen höchst vortheilhaften Nus verschafft. Von hier aus hat Herr Kannoe durch hervorragende Liebhaber des Sport einen Nus nach Wien, Brüssel und Paris erhalten, wohin er näch st«» abreist. ABge«r§kr»? Wate»Hrung. (Sch'uh) Heute wollen sic Preußens Größe auf Kosten Deutschlands, morgen singen sie: „Das ganze Deutschland soll es sein", hier rufen sie dev Himmels Zorn auf des Frevlers Haupt, der ihre Verfassung bricht und dort applaudiren sie ihm, wenn er den Volkswillen der Schleswig-Holsteiner mit Füßen tritt. So wird voraussichtlich der nächste preußische Landtag ihm wenig Schmerz bereiten, er läßt die Leute reden, und treiben sie es zu bunt, so schickt er sie nach Hause. Sie sind ihm ja nicht eher gefährlich, als bis ihre Opposition von einem sittlichen Inhalt getragen ist und dazu scheint'S noch gute Wege zu haben. Müßte nicht z. B. ein Schrei der Entrüstung durchs ganze Land gehen, wenn ein preußischer Soldat einen der neugekauslen Lauenburger, einen Schneidergesellen, im Streite todtschlügt, ohne daß man von einer Bestrafung hört? Daran sind die Leutchen so gewöhnt, daß davon gar kein Aufhebens geinacht wird. Der Handelsvertrag mit Italien wird in den nächsten Tagen unterzeichnet sein. Er ist blos principiell abgeschlossen, und man ist nicht auf eure Aerathung der Tarifsätze und der einzeln«: Zölle eingegangen. Der Zollverein und Italien ge währen ihren Industrie Erzeugnissen die Vortheile, welche sic den sonst meistbegünstigten Nationen gewähren. Dieser Abschluß in Bausch uud Bogen hat den Vorzug, den beiden Völkern möglichst bald die Wohlthaten dieser HandelSeinigung zu er schließen, ohne in ermüdende Einzeldebatten einzutreten, an denen vielleicht dt» Ganze scheitern tonnte. Eine neue Annexionspartei hat sich an der sächsischen Grenze gebildet. Diesmal soll aber nicht Sachsen anneetirt werden, sondern unsere Nachbarn sehneir sich nach einem Anschluß an uns. Es sind dies die böhmischen Grenzdistricte. Durch Sisti- ruug der AcichSversassuug ist namentlich den fanatischen Czcchen der Kamm geschwollen, sie blicken init offnem Haß und unver stelltem Groll auf die deutsche Bevölkerung, welche durch Fleiß, Sparsamkeit und Intelligenz Böhmen zu seiner Kultur brachte, der ab« jetzt fast all« politischer Einfluß c.i'.,'geu ist. Durch die unerhörte Finanzwirthschaft in Oesterreich geht namentlich Böhmen einer Verarmung entgegen. Gleich gut gelegene Grund stücke in Sachsen sind das Doppelte und Dreifache werth als in Bkhmm; auf die besten Hypotheken ist kein Geld zu borgen, das Botriebskapiürl »angelt allenthalben, es ist nur gegen un erschwingliche Zinsen zu erlangen, der fruchtbare Boden bringt nur sehr wenig hervor, in den Staatskassen ist kein Geld; Straßen und Brücken verfallen, die Zahl der Steuerexecutronen steigt zu unerhörten Summen; Niemand will etwas kaufen; eine Bäuerin zog mit ihrer letzten Kuh auf den Markt, u» nicht ausgepfändet zu werden; sie verlangte für daS starke hochtragende Thier 25 Gulden, Niemand gab sie; zuletzt warf ihr Jemand 8 Gulden in die Schürze, und weinend nahm st« die Bäuerin, um sie dem Executor zu geben. Viele Leute schlagen all ihre Habe zu Gelbe, um nur auSwandern zu kön nen. Dazu ein schlepvender Geschäftsgang; was in Sachsen in 2 — 3 Tagen erledigt wird, verlangt in Oesterreich ein halbes Jahr! Nun kommt noch das politische Elend hinzu! Die Ezechen tragen den Kopf immer höher, die armen Deutschen möchten fast in'ä Mauseloch kriechen, sie müssen zu dem Schadeft,' I gegen den sie nicht aufkommen können, noch den Spott de« I übermüthigen Claven einstecken. Kein Wunder, wenn die Leute; ' die glücklichere Zustande in ihrer nächsten Nähe sehen, mit Sehnsucht über ihre Grenze blicken! Die deutschen Vtatisnal-Feste. Der Augsb. „Allg. Ztg " geht aus Nürnberg vom 10.' Decbr. folgende Mitthrilung zu, die, wenn sie auch manches Schroffe enthält, im Ganzen d»ch Wahrheiten ausspricht, die zum Frommen der Sache dienen. Der Artikel sagt: „Der Statztmagistrat hatte zum nächstjährige» Deutschen Turnfest einen Beitrag von 2000 Fl bewilligt; die Regln« ,ung als Curatelbebörde faßte, laut einer hierher gelangten/, Mitteilung, dm Beschluß: es sei von selcher Verwilligung s Umgang zu nehmen. Dieser finanzielle Punkt wird eine;» wesentlichen Einfluß I auf dm am 28. Derbe, hier sich verhimmelnden Ausschuß der Turn-Vereine auSüben, um so mehr, ala man hier so grU wie anderwärts festmüde ist. Man hat im Auslande schon oft über uns gespötttlt, daß wir im Kundseben des Natio- imlgesühls auf Festen und sonstigen Gelegenheiten allzu leicht der Ueberschtvcnglichkeit verfallen, und daß, wenn wir durch die politischen Gestaltungen auf den Weg deS Praktischen ge drängt weiden, nur allmählig uns rrukchter», weil die Be schämung den schnellerer Durchbruch abhälft Es ist wahr, wir hrd-n, um d:e deutsche Einheit zu er langen, manches Theorem schon zur Geltung pr bringen ge» ! sucht, sind aber dabei lange nicht solchen Exprrinrenlen Ver fallen, wie die Völker, Woche an de: Spitze der Civilisatioa zu stehen vermeinen. Gleich den Griechen, welche zur Hebung des Volksgeistes ihre Olympischen und Pylhisch,» Spiele in Intervallen feierten, vernwftr man in Deutschland, durch Nationalfrpe dir auseinuitdergeZalienkN Stämme deS große« Vaterlandes verbrüdern zu können, und gewann zu einer Maffenvereinigung die Trias: Sänger, Schützen, Turn«, in l«r Erwartung, wenn auch nicht die Förerativ-Republik.I vorläufig wenigstens doch d.n Weg zur deutschen Einheit und damit zur Freihnt zu finden. Bis jetzt kam weder da« Eine noch das Andere zum Vorschein, denn die Ungeduld schüttete das Kind mrt dem Bade aus Gewiß Härten die Nanonalfestr ihr Gute» gehabt; aber ft abgesehen davon, daß jedes große Glied der Trias sein ge sondertes Rationalfest rn Laipruch nahm und sic damit sich so zu sagen Eoncurrrnz machten, wählte man zu kurze Zwi^ schenrüumc, und anstatt der Kameraden?, «achte sich dre Osten tution breit Hatte baS Nürnberger Gesang-fest noch rin«» gemütlichen Anstrich, so hatte sich dieser in Dresden schon ganz Valoren: man fand sich nicht, suchte sich auch nicht. In rc: Frankfurter Schützenhalle ereiferten sich die Redner) für die Größe und den Weltberuf deS VaterlaudnS und sä»" «ea gläubige Zuhörer auch unter den Schützer:, aus dene» einer i« dithyrambischen Schwünge sogar ein ParlammtShefl ködern wollte. In Bremen war di- Halle lei: von Schützen, di: nur dem reellen Gewinn vachjagtrn; man vernahm von den verwaisten Nsstra tted:r zur Essenszeit »och LoendS ei« belebendes Wort, es herrschte ein peinlicher T-m. Da Haft nun a»ch jede Stadt, weiche mt einem solche» Fest beehoft wurde, ine T.Ne dar,! - ..«.sitzt, sich mrt w.örli»)st viel«« Poms: aufzuputzen Die Drficits, welche sich katzenjämmralich heraus-' stillten, müsse» anders Städte vor solche: Mehrung zurück - schrecken; sie stad in ihren G.ößsn beschämend, gegenüber du Opftrn, welch? Gsfammtdsutschlaad darbst, kckü es galt, der! StammeZgevoffrn an der Mb? Hilft in ihrer Kriogßnoth z,, spenden Wohl gao da M«nch,r eia «cherflä», das ßjth«: w»j, «lS der Tribut, den sich der Wohlhabende i« Rache,ft ruag mit dem Nachbar selbst auftriezk; aber wo blitzh « ganzen großen Deutschland die in der Hymae des «»«um schiungenen SchUsivig-Hoistein immer und i««er hinauSge> sungene That der reellen Hilfe, der wahre» Treue? SNurnt ersunzen, und erkuallt auf Schießplätzen kann daS Dultschjft land, dar uns Allen im Herzen entkeimt ist, nicht w«eß«nft