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Rr. 26 l. Atbnts!' Zabrer Mittwoch, 27. Deew. '85'. -Frschemt. a^Nch stütz 7 Uhr. Anftrate jG«rdru augenommrur »«« Abend» s,E»»»- t«g» bi« Mittag» 1» Uhr: Mortenstro-e 1»« Anzrig i« dies. Blatt«, d«, trV inLSvoo glx»»plar«u erscheint, Und» riur erfolgreich» Verbreitung. Tageblatt für Unterhaltuag and Mitredacteur: Theodor Drobisch. Abannnnntt: vierteljährlich LO N^ bei onrntgeldlicherLi-'' ferung in'« Hau». Durch dir «nigl.Pof vierteljährlich rr Ngr Ätuzeki« Nummer» 1 Ngr. Inseratttlpttist: Für deu Raum rin« gespaltenen Zeike: 1 Ngr. Unter..Sing«« l-udt" die Ze«, r Druck «ud Uigruihuw der H»rau«geber: kitpsch ät Nelchardt. — Verantwortlicher Rrdactrur: Julis» Nltchardt« Mit dein 1. Januar 1866 beginnt ein neues Quar tals-Abonnement. Säimntlichc Poslanstalten des In- uud Auslandes nthmcu Lestellungen an znm Preise von 22 Ngr. Da die Post Zeitungen nur auf ausdrückliche Bestellung sortspedirt, so ersuchen wir unsere geehrten Abonnenten um baldige Erneuerung ihrer Bestellung. Bei zu spät abge gebenen Bestellungen wird cü nicht nufere Schuld sein, wenn wir nicht iw Stande sein sollten, siimmtlichc bereits erschie nenen Nummern nachzuliescru. Abonnement in Dresden incl. Zustellung in'S Hans 20 Ngr. Dt- Expedition de« Drr Nach«. Dresden de» 27 December. — Herr Prediger Weber, bisher an der Kirche des Ehrlichschen GestiftS und als Direktor der 2. Armenschule ungestellt, ist vom Ministerium zum Geistlichen am Bezirk-» gericht-gefängniß zu Leipzig ernannt worden und wird seine neue Stelle mit Neujahr antreten. — Am erste» Feiertage Nachmittag- halb 4 Uhr be» wegte sich vom eben angekommeneu Eisenbahnzuge in EoSwig rin kleine- Häuflein unl.r Klängen von Marschmusik, voran rin Tambour und der Besitzer der römischen Posel. E« lag wirklich Musik darin, die Reise von CsSwig nach der Posel mitzumachen. Von Dsrf zu Dorf wurde vor den vauerhöfen concertirt und massenhaft warf Herr Lö-e! Geld unter die zur Lawine anwachftnde Schuljugend, die auf der Straße unter großen Ringkämpfen die blanke« Geldstücke zu erringen suchten und de» Geber mit lauten Hurra-'- ehrt-«. Al- die musikalische Karawane im Äosthof zur Posel mit Musik ein» »og, waren schon alle Zimmer überfüllt von Gästen au- der Umgegend, namentlich au- Dresden und Meißen, so daß buch stäblich kein Platz mehr zu erhalten war. Der Wein fl«ß wieder in Menge, all« Sorten Kuchen und Würste, Brate» und Käs« waren aufgeflapslt — rS war rin Lebe«, wie eS das Hau- wohl nie gesehen. Um 7 Uhr kündete ein Böller schuß ein Feuerwerk an, die Namer.szüge de- König-, de- Prinzen Georg und de- kleinen Prinzen glühten in bunten Flammen. De» Schluß matte ein „Vivat Sörnewitz". Die Kapelle spielte „D.n König segne Gott!" Erst spät trennten > sich die Massen, die ganz prächtig sich a«üst.t hatten. Der Meißner „graue Zug" muhie schließlich seine allsonvtkzlrche Schuldigk-tr thrm. — Bei der diesjährigen Dertheilung von Unterstütz»»- gen, welche wiederum zur Feier des Geburtstage» Sr. Maj. de- Königs erfolgt ist, hat vrr Jnvalidensttftung die Summe von 225 Thaler« zu Gebote gestanden, indem der vorhanden« Zinsenbepand vom Vermögen der Stiftung an 180 Thlr. 13 Ngr. 8 Pf. durch den mit der Bestimmung der sofortigen Verwendung anher g-lan ,ten Reine, trag einer von de« dra matischen Verrine allhier am 10. d. R veranstalteten theatra lisch-musikalische» Abenduntrrhaltung sich erhöht hatte. Die gedachten S25 Thlr. find mit je Fünf Thalern an Fünf und Vierzig der ältesten, hülfsb.dürftigsten and würdigsten ehema ligen llnterosfieiere und Soldaten der königl. sächs. Armee vertheilt, hierbei aber in der Hauptsache lediglich Greise von 80 -iS 91 Jahren, welche an den Felbzügen z« Anfang die- s;S Jahrhundert- ehrenvollen Antherl genommen haben, «nd nur ausnahmsweise einige wenige Jüngere, welche unter »me« gavz besonderen Rorhstande leiden, mit Gaben bedacht worden. — Der neue Postvertrag zwischen Preußen und Ruß land wird am IS Jannar nächsten Jahre- (d. i 1. Januar alten Styl») in Kraft trete«. Es kostet dann ei» frankirler rinfachrr Brief au- Sachsen nach jedem Orte des groß«« rassischen Rüche- nur 4 Ngr., ein unfrankirter dagegen 6 Ngr. Di, Versendung von Zeitungen und Drucksachen, die btSher »ach Raßland nicht geschickt werde» kon»ten, ist gestattet, für jede- Krenzda«d bi- 2^ Loch wird j Rgr. entnchirt Un- ftaukirte Kreuzbänder werben gar nicht bef-rdert. — Am 24. d. Morgen- widerfuhr dem «üterextrazug, welcher j5 Uhr Morgens doa Leipzig nach Magdeburg ab geht, ein ügenchSmlicheS Mißgeschick. AIS derselbe in Halle mit 2 Maschine» und ungefähr 100 Axe» rintraf, vermißt« man plötzlich d«e Hälfte des Zu«,eS, 2S bis 25 Wagen nebst dem auf de» letzten Wagen befinbtichen Bremser. «» wurde sofort eiue Maschine beordert, um über der«« verbleib Aach, fsrschungen anzustellen und dieselbe» wurden denn auch glück» lich zwischen Gröber- und Halle entdeckt. Di? Wagm hatten sich aller Dahrscheinlichk-it nach selbst entkoppelt, da eine Kette nicht g.sprunge» war. — Au- Altstadt bei Ttolpen wird un- berichtet: Ein schöner und freudenvoller Tag war der 10. Drcember für Herrn Eantor und Schullehrer John Hierselbst. Dir Frier des 50jährige» AmttjubiläumS. welche« seltene Fest so wenige Lehrer erleben, war er so glücklich, begehen zu können! Schon de» Abend vor dem Feste kam ein lieber AmtSbrnder, Herr Fröde, mit seinem ganzen Gesangverein zu Helmsdorf und weihet? durch Lieder den kommenden Festtag ein. Der schöne, harmonische Gesang rührte alle Herzen Derjenigen, welche sich vor das mit prachtvoller und künstlich!r Ehrenpsovte und Blumenkränzen von der erwachsenen Jugend herrlich geschmückte Schulhaus versammelt hatten. Die Schuljugend kam eben» falls mit herzlicher Freude in das von ihr geschmückt« Schul zimmer, um schon im Voraus ihre Glückwünsche und Geschenke dem Jubilar, ihrem Lehrer, darzubringen. Schöne Morgen, mustk verkündete den frohen Festtag. Von Nah und Fern, von jetzigen und früher» Schülern und Schüler nnen. von der ganzen Gemeinde durch den Gemeinderath, von der K. Kirchen- und Echulinspectio», von den Herren Geistlichen zu Stolpe» und Altstadt, von AmtSgenossrn, von Freunden und Ver wandten wurde dieser Tag durch herzliche Beglückwünschung und kostbare uud werthvoll« Geschenke gekrönt. Aber auch durch Ss. Maj den König wurde dem Jubilar die goldns Medaille für Verdienst und Treue zu Thül. Die erwachsene Jugend mit dem Gemeinderath, begleitet von dem Stolpener Musikchor, holte de» Jubilar, von zwei Jungfrauen geführt, zu einem festlich bereiteten Gastmahle in'S Erbgericht, wo im innigsten, lübevollsten Beisammensein der herrliche Tag be schlossen wurde. — Wie der „Volksztg." mitgetheilt wird, ist der Thier arzt Urban in Berlin erkrankt. Er liegt im Bett und sind ihm Arme und Beine gelähmt. Es steht zu hogcn, daß sich in der Wurst, in welcher Herr Professor Virchow bekanntlich nur todte Trichinen gefunden hat, nicht außerdem noch lebende Trichenen befunden haben, und daß die Krankheit einen andern Grund hat. — AuS Bayreuth, 23. Dec., beuchtet das B. T.: Karl Gutzkow verläßt am ersten heiligen Werhnachlsfeiettogr St. Gilgenberg geistig und leiblich gesund! Di. je freuk.ge Kunde vrranlaßte den hiesigen Liederka.iz, gefeierten Dichter ein AbschiedSständchen zu bringen Tief bewegt dankte Gutzkow in ergreifenden Worten fit* * diese Aufmerksamkeit, wobei er besonder- Gewicht darauf legte, wir hohen Wert es für ihn habe, daß der Genius de- deutschen Liede« eS sei, der ihn zuerst -«grüße bei seinem Wiedereintritt in'S Leben. Möge dreser L-evergruß freudige- Echo im lieben deutsch n Vate, lande finden und dem hartgeprüften, aber wieder frisch ansstrrbenden mächtige» Geiste eine srohe Zukunft bereiten — Am 24. d. M früh gegen 2 Uhr entstand in der Scheune de- Ha»»b«sitzerS Schönftlter in NrukurmerSdorf bei Löba« Feuer, durch welches «echt allein diese Sch une, sondern auch noch dessen Wohnhaus niederbrannten. Ein Theil d-S Mobiliars konnte gerettet werden; die EntstrhungSursache ist unbekannt. * Der Weg durch da- Waggonfenster. W»r lesen in preußischen Blättern: in Letmathe hat vor einigen Tagen eine komische Scene stattgefunden, welche jedoch leicht einen so bösen Ausgang hätte nehmen können, daß wir die Wiederho. lunz de- Versuche-, auf solche Weise in einen Eisenbahn wagen zu gelangen, nicht empfehlen möchten. Eine junge Dame, wiche dm Zug benutzen wollte, tanzte nämlich an, als die Wagen schon verschlossen, und die Schaffner mit Nach sehen der Wegenclassrn beschäftigt waren. Die Dame, welche vergeblich ein n Wagen zu öffnen suchte, stieg auf den Wa» gentritt und klopfte an das «erschlossene Fenster. Ein Herr, der im Wagen saß. öffnete dasselbe, worauf die Dame mit dm Arm in die Fenster hüneinfuhr. AlSj die Wagenreihe sich nun in Bewegung setzte, vlieb den in dem Wa«rn befind» lichen Hern» nicht- anderes übrig, als dt« Dame durch dar Fenster in dm Wagen zu ziehen. Da die Dame aber mit einem Rüfrock« bekleidet war, hatte dieser Eingang seine Schwierigkeit und schwebte die Dame lange Zeit in Todes gefahr Die Zuschauer waren in der größten Spannunz, welche sich zuletzt bei glücklicher Wendung des etwas unbe quemen und ungebräuchlich-n Eindringens in Gelächter auflvste. * (Die Klöster „zur ewigen Anvetung".) Vo» durchaus zuverlässiger Seite ist der „Brrl. Börs«n»Zig." folgendes Schreiben zug-gangen: „Gestatten Sie mir, au» meiner eigenen Anschauung Jhn-n über die am Nhem uati in Westphaien an »erschiedrni« Orte» bestehenden Klöster „zur ewige»» An betung" etwas Näherer mitzntheilen, und glauben Sie meiner Versicherung, daß ich jedes meiner Worte verirrten kann. Die Klöster ,zur ewigen Anbetung" haben ihren Namen daher, daß m ihnen unausgesetzt in der Kapelle — Bctstube — ge betet Werren muß. daß also di>: weiblichen Jasaflen sich ab-' wechselnd in diesem Nau-ne aufha'tten, nach einer bestinmien Frist eine die andere ablösend Als ich vor etwa fünf Jah ren in Bonn war, machte man mich im Dorübergehen auf das dort bestehende Kloster „zur ewigen Anbetung" äufmr'I- sam mit dem Bemerken, daß ich die frommen Schwrßcr» „beten sehen' könnte. Da ich al- Arzt außrr dem vunsch- lichm roch ein besonderes psychologische- Interesse für derlei Sachen hale so versäumte ich iS nicht, in den dem Fremde» zugänglichin Raum, ein Enttee. von welchem aus daS Bet- g mach bcsehen wilden kann, einzutrcten. Ich sah nun in dem letzteren zwei weibliche Wesen, von welchen dos eine platt auf der Elbe, mit dem Gesicht nach unten gekehrt, lag, so daß die Gestalt mit dem Leibe und der Nase den Fußboden berührte, Dir andere Person lag auf dm Knicen, hatte die Hände gef l et — a'so di; Altitude des Gel>-!S — und trug eine» Strick um den Hals, eine Schlinge, deren Ende am Fußboden befestigt war. Liider konnte ich dm Ausdruck de- Gesichts welches abgewaudt ioar, nicht beobachte» Nach einer geraumen Weile erhoben sich die beidm Fraumzimwrr und die Bktrrin entfernt! sich, nachd-.m die Andere rhrm Platz eingenommen und sich den Str ck um des Hals gelegt hatte. Mir wurde zur Er laut» u g mitgetheilt, daß bei Tag und Nacht die Argehöug'n d S Klosters „zur ewigen Anbetung", Eine nach der Ai-d'-nn, eins Stunde auf dm Kaiem liege», den Sirick, d:s Zeichen „der Knechtschaft vor dem Herrn", tragen uav beten (!). md daß die nach Verlauf einer Bet stunde zur Ablösung «ittreffende Schwester sich durch die Dr-> rnüthigung» indem sie sich platt auf dem Boden auSstreckt, z -m Gebne vorzubereitm hat. — Ihren Lesern wird, Wa ich im Vorstehenden berichtete, kaum glaublich erschemm, aber es ist buchstäblich war, und rch entsinne mich kaum eine- zwei ten Anblickes, welcher mich mit so tiefer sittlicher Entrüstung, mit solchem Ekel erfüllt hätte, als der dieser systematische« Mmschen-Entwürdigurg * (Der älteste Lryrer im preußischen Staate) und viel leicht auch in ganz Deutschland, der noch in »oller Wirksam keit ist, lebt in der Näh: von Unna. Der alte Herr feiert im nächsten Februar seinen 92 Geburtstag, ist rüstig und mu'.rer und — hält nach wie vor seinen Schulunterricht. B>s vor circa zwölf Jahren bezog er «in Gchalt von 30 Thal«, nicht etwa monatlich, viertel- oder hal jähriz, son dern ganzjährig. Dran rückte er damit höher, wenn wir nicht irren, bei Gelegenheit seincS fünfzig oder scchszigjährigm Jubiläum-, auf kO Thalcr jährlich, und die bezieht er noch heute * (Telegraphisches Curiosum) In dem Telegrsphm- Bmeau zu P. wurde dieser Tage Abends kmz vor 9 Uhr rin Telegramm nach dem würtembergischm Städtchen M aufge- geben Adresse mit zwei Worten kam;« Abends am Bestim mungsorte an. der Rest brr Drpesche am anderen Morgen. Warum? Weil die Glocke die neunte Stunde verkündete und somit der Dierist de« Telegraphisten für diesen Tag zu Ende war! * Eine Th'e:bändigcr-Sccne. Die Journale von Nancy veröffentlichen DetaelS über eine furchtbare Seme, welche bei Gelegenheit einer von Herrn Travers in seiner Menagerie zu Diruze gegebenen Production vorstrl und das Publicum mit Angst erfüllte. Die junge Frau de» LhiordLndigerS wäre, al« sie sich in den Zwinger zweier Lwpardrn verfügt hatte, beinahe von den Bestien zerrissen worden, welche sich unter blutdürstigem Geheul auf die Frau warfen. Jede- Wort ist zu schwach, um die entsetzliche Wirkung dieses Schauspiel- zu schildern, das volle drei Minuten, langsam verstreichend wie drei Jahrhunderte, währte Ein großer Theil de- Antlitze- der Frau war nur mehr eine klaffende Wunde; von ihrem völlig zerfleischten Hals floß das Blut in Strömen. Der Thurbändiger, welcher in oem Wunsche seine Frau zu retten, daS eine der Thiere abzuwehren suchte, wurde gleichfalls schwer verletzt, und seine junge Gattin wäre gewiß ein Opfer der Wuth der zweiten Lropardin geworden, wenn nicht ein herkulischer Bewohner von Dieuze, Herr Loriot, den Schwanz d-S TtzirreS, als er sich zufällig durch die Gitterstäbe de« Käfigs schob, erfaßt, um seine Faust geschlungen und wie in einer Eisenllammer gehalten hätte; das wüthende Thier sprang empor, krümmte und wand sich, um auL dieser Haft loszu kommen — allem vergeblich, u.d Frau Traver« konnte den Zwinger verlassen - leider in einem schrecklichen Zustande. 'Ke. Zadcid'S Geemvruekeret, Jacodsg. 8, ferttgt etr- g,'.'n!r Ädreß» und Visitenkarten vro 1Q0 St. von 30 N«r an, Wrlöö«», empfiehlt LL Mp. MeS u. Opr. Echefftlaasse 1. a ZS«tr«W„ I»SIr« gewährt die LsSkL- «NÄ «tzkiL -LG, I. Etage Ett» I. Eloge, arck 'HHi'orars'M und ttrük.«»', <!«-, N«A-, vouotx»- LS. vuspk'SLckaL.