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Nr. 357 Zebntcr Jabrg. Lrscheml: ««lt» M ^ Uhr- Juserale ««rd« aagenommea: rt»AVe«d»S,Eo«n- »a-, bi, Mittag» 1» Uhr: «artenstraße 1U. A«tta. iu dies Blatt«, »a« j«tzt i« irrovv dx»«pla»«u «rschriut, PW»o eine rrsolgrrich« «rrbrritllllg. E^'niirbend, A3. Deebr. >863. Tageblatt skr Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredactmr: Theodor Drobifch. Druck all» EigeMhum d« Hrnm^rbrr: Lirpsch Hk Vlklchardt. — vrrautwortticher Rrdactrur: InllllS Nrtthardt. ^lösunemmt: «erteljährlich A»«gr bri uueutgeldltcherLit- srruug tu'. Hau». Lurch dir Königl. Pos dirtteljLhrltch -2 Xgr riuzelri« Nummer» 1 Ngr. Inseratenpreis: Für bell Raum rill«» gespaltene» Zeike: 1 Ngr. Unter „Stage« sanbt" die Zell« r R^. WWMWS«, Dresden, den 23 December. — Se. Majestät d«r König hat den Referendar bei der KrriSdirection zu Leipzig Ma tenS, Assistenten und Stellver- tretrr des CommiffarS für die Negulirung von Wassersäulen, zum RegierungS-Affcssor ernannt und dem Pfarrer und Su perintendenten Ernst Wilhelm Martini zu Nadrberg da» Ritter- - kreuz des Albnchtordens verliehen. — Gestern besuchte Ihre K. Hoheit die Kronprinzessin da- Lpielwaarenlager von ArraS, Seestraße, um Einkäufe, zu machen. — Während die übrigen Industriezweige Deutschlands auf der Pariser Ausstellung von 1867 leider nach drei Län- drrgruppen — Preußen, Oesterreich, die Klein- und Mittel staaten — getheilt erscheinen werden, wird wenigstens der Buchhandel an dieser Zerrissenheit keinen Lntheil haben. Soeben wird Seitens de» Vorstandes de- Börsenvereins der deutschen Buchhändler, de« in Stuttgart, Bonn und Leipzig domicilirt ist, bekannt gemacht, daß über Antrag der französischen Buch händler, dem sich der eben genannte Börsrnverein in einer Eingabe au die kaiserliche Commission der Industrieausstellung von 1867 anschkß, beschlossen worden ist, de« gesammteu Buchhandel als besonderer Branche einen gemeinschaftlichen Platz im Jndustriepalaste, und zwar, in der Abtheilung „ölatsriel «t Applikation« <ls» arts libsrsor" anzuwrisen. Die Ausführung der Ausstellung wird dergestalt sein, daß eine zweifache Ordnung der Gegenstände, ein Mal nach ihrer Gat tung, da» andere Mal nach den Ländern (gleichzeitig!) fest gehalten wird. Deshalb wird der Ausstellung-Palast aus einer Anzahl Säle bestehen, die in ovaler Form um sich herum laufen, invrm sie vom Mittelpunkt aus nach der Periferie immer größer werde». Sämmtliche Säle werden von Gäu gen gleich Radien durchschnitten. Jeder Saal enthält «ine Gattung Gegenstände, ein jeder Gang führt durch alle aus gestellten Gegenstände eine» Lande» oder einer Ländergruppe, w iche sich dabei betheiligt habe«. Der Börsen,orpand giebt sich Mit Fug der Hoffnung hin, der deutsche Buchhandel werde sich recht zahlreich an der Ausstellung b»theiligrn, damit der selbe recht würdig gegenüber dem Buchhandel der übrigen Länder vertreten werde. — Am Freitag Vormittag ereignete sich auf der König-, brückerstraße gegen 10 Uhr rin bedaurrnswerther Unglücks - fall. Zwei Pferde gingen mit einem Bretwazen durch, auf dem Mann und Frau saßen. Leider stürzte während de, tollen Fahrt der Wagen um und die Frau wurde so unglück lich fortgeschleudert, daß -sie durch Dienstmänner vom Platze getragen werden mußte. Man brachte sie in den Gasthof zur „Tanne". Bei Eingang der Rachricht war noch nicht festge- stellt, ob die Aermste etwas gebrochen. Den einen Arm konnte sie nicht mehr bewegen. Die Pferde selbst hatten sich am Hintertheil, wahrscheinlich durch die Wagensplitter, ganz blutig gestochen. — Da» spurlose Verschwinden der seit dem 12. d. M. vermißten Wmwe d,S vr meä. H., einer nahe den Siebzigen stehenden geachteten alten Dame, ist noch immer nicht ent- räthselt. Von Seiten der Polizeibehörde ist in Bezug darauf eine Aufforderung erlassen, über das etwaige Aeffindrn der Frau als Leiche, Nachricht zu geben, und haben die Ver wandten dafür rin, Belohnung von 50 Thalrrn au»,«fetzt. — Emen guten Treffer hat unstreitig d«S zweite Theater durch Erlangung der großen GesangSpofse: „Tine leichte Person" gethan. An jede« Abend, wo r» in Scene geht, fülle» sich di« Räume neu; offen gestanden, hat diese treffliche Posse hierzu auch eine volle Berechtigung, indem das Gemüth de« Zuschauer- durch Verschmelzung von Ernst und Spaß diejenige Situation erlangt, deren Resultat eine allgemeine Erheiterung ist. Früher ertönte oft die Klage: e» fehlen dem zweiten Theater junge Damen. Die» Lamento muß verstum men, sobald in genannter Posse der Vorhang aufzerollt Ein reizendes Bouquet von acht jugendlichen anmuthigen Gewalten bietet sich den Blicken dar und zu dem Engagement von Frl. Hoffman», welche hier die Rolle der Rosalre Feldbrrg inne hat. kö-nrn wir der Direktion nur gratulirrn. Hinsichtlich der gesanglichen TheileS entschädigt vollkommen große Wahr- heit und Narvetät im Spiel, durchaus nicht» OutrirteS, und da» ist viel Werth in einer Zeit, wo auf der Bühne das Ge schraubte und Gemachte sich nur allzuoft geltend macht. Es thut die» wohl j« Gegensatz zu der oft zu Tage tretenden Frivolität; es versöhnt mit dem, di« Grenze der Schönen und Anmuthigen überspringende» Mnthwillen, der vorzüglich Soubret ten auf Berliner Theatern kennzeichnet. Nicht minder wirk- sam zeigt sich in dieser Posse H-rr NrSmüller al« Rentier Hätschle». Sein ganzer Habitus eignet sich zu solchen Figu ren ganz trefflich und was wir neulich rühmend von der Komik de- Herrn Himmel gesagt, müssen wir auch jetzt wieder gAtend machen Sein Gröhlmrier ist eine wahr, Hogarth- sch, Figur, «in. Personale, wir sie uns der Griffel eine» Grandville, CruiShank, Gavarni oder Herbert König in Zeich nungen liefert. Darum, Glück auf! zu der neuen Posse, dre sich die Gunst des Publikums im Sturmschritt erobern und noch vielfache Aufführungen erleben wird; jene Posse, mit den Gewinden der Wirkungen und Ursachen menschlicher Güte und Thorheit, jenes bunte dramatische Gemälde, wo aus dem Reflex desselben, trotz der derben Zeichnung, dennoch der Licht punkt sittlicher Belehrung herdorstrahlt — Es naht die Zeit des Neujahrs, eine Zeit, die in den letztvergangrnen Jahren von rasfinirten Schwindlern za einem Erwerbe gemlßbraucht worden ist, der gleichzeitig für ein hiesiges Beamtenpcrsonal zu ehrenrührigem Nachthrile führte. ES sind nämlich regelmäßig einige Individuen unter dem Vor- geben, sie seien Nachtwächter, zum Neujahr gratuliren ge gangen. Die Sache wurde immer zu spät ruchbar, und eS blieb immer der Makel auf dem Wächtrrpersonale, daß sie doch am Ende das ihnen b:i Strafe verbotene Neujahrgratu- liren auSkbten. Nur dadurch, daß es gelungen, dergleichen falsche Gratulanten nachträglich ausfindig z« machen, wurde dieser Makel getilgt. Das Publikum kann also mit unbe dingter Gewißheit daraus rechnen, daß, wenn Jemand mit der Angabe, er sei Nachtwächter, zu« Neujahr gratulirt, d. h. in der Absicht, eine Gabe zu erhalte», e» einen Gauner vor sich hat. — Von der Wittwe des am 23. August in der Schweiz verunglückten Kaufmann- Hvppnrr in Dresden sind der Stadt Frankenberg 2000 Thaler mit der Bestimmung gespendet worden, daß von den Zinsen zu Weihnachten die eine Hälfte für 8 bis 12 unbescholtene arme Bewohner der Stadt, unter welchen besonder» arme Verwandte de» Verewigten zu berücksichtigen seien, die andere Hälfte aber für arme brave Schulkinder, besonder» Confirmanden, zu Aufmunterungen verwendet wer de« soll. — Dir Anerkennung de» Herrn Tölcke in Iserlohn al- Präfidenten der Allgemeine» deutschen Arbeitervereine ist dem Leipziger Zweigverein von Seite« der Polizei nicht gestattet worden, da derselbe al» mehrfach bestraft, nicht al» i« Voll- genuffe der bürgerlichen Ehrenrechte betrachtet wird. — Dir gesetzlichen Folgen des unbefugten Einmischen-, wenn zwei Parteien sich gegenseitig im Streite befinden sind sicherlich Vielen nicht bekannt. Denn, wenn dies wäre und wrna manche Leute wüßten, wie sie den Verbrechen durch un befugtes Einmischen Vorschub leisten, so würden sie dies sicher lich in den meisten Fällen Unterlasten. In dieser Weise wurde einer Dame in Neustadt an einer Bude da» Portemonnaie in demselben Moment gestohl-n, als sie rS eben aus der Hand auf die Ladentafel einer Marktbude legte. Eine Hand hatte unter ihrem Muffe hinweg langend das Portemonna« ent führt un^eS war keinem Zweifel unterworfen, daß ein in von der Bude entfliehender Knabe der Dieb w»MZwri größere Knaben eilten ihm nach, und r» gelingt ihnen auch, denselben zu erfassen Allein «ine Dame, die dazu kommt und den Grund de» Festhalten» jene» Knaben nicht konnte, befreit denselben wieder, so daß er seine Flucht von Reue« fortsetz«» kann. Es gelingt den wieder nacheilen- den Knaben nochmal», den kleinen Miffethäter zu ergreifen, allein da mischt sich wieder rin dazu gekommener H:rr hinein und befreit abermals den Knabe». Jetzt wurde derselbe ganz frei und die Dame war lediglich durch da» unbefugte Ein mischen dritter Personen um ihr Portemonnaie gebracht. — Der Etadtrath macht bekannt; daß. da die Zahl der Buden und VerkaufSstäkde auf den Cyriflmarktplätzen sich in diesem Jahre geg-n früher nicht unbedeutend vermehrt hat, trotzdem aber bt» zum Beginn des Vormittags-Gottesdienste» am 1. WeihnachtSfesirtage alle Buden und Veikaufrstände ohne Ausnahme entfernt sein müssen, der Verkauf am heiligen Abende Abends 10 Uhr eingestellt werden muß und nicht mehr wie ehedem bis 12 Uhr Nachts ausgedehnt werden darf. — Mehr Licht. Auf die längst bekannte Thatsache fußend, daß Leuchtgas, wenn ihm viel Luft zugeführt wird, schnell verbrennt, eine bläuliche, dem brennenden Spiritus ähnliche Flamme und dabei den größten Hitzeffeet giebt, daß e» aber, wer,» die Luft nur allmälig zutritt, den in ihm ent. halten?» Kohlenstoff -um lebhaften Glühen bringt und dann den größten Lichteffect rrzeuzt, hat ein Herr Küp neue Bren- nrr erfunden, durch die bei demselben Ga-verbra-ch das dop- pelt« Licht erreicht wird. Gr hat zu diesem Zweck am Bren ner rin Hütchen angebracht, welches höher und tiefer gestellt werden kann. Steht es tief, daß die Flamme über ihm ent- steht, so ist da» Licht dasselbe, wie bet anderen Brennern unter gleichem GaSconsum; stellt «an e» aber hoch, so daß da» Ga» erst brennt, nachdem rS seine größte Ausströmung» geschwindigkrit verloren hat, so ist das Licht da« doppelte. Dem Einsender wurden von Herr» CommisfionSrath Bloch, mann (Pillnitzrrpraßr), der von diesen Brenner» Lager hält, 2 verschiedene Exemplare zuzestellt. Alle, welche die Wirkuv- derselbeu sahen, waren srappirt Herr Restaurateur Helbig wird hmk eine Anzahl aufschrauben lasten, und sind dort die selben zu beobachten. Die dabei benutzte Art ersordert zwei Drittel de» Gase-, das die übrigen Brenner verzehren und erzeugt mehr Licht, als diese. Ebenso brennt eine Flamme mit gleichem Apparate Abends in der Expedition dieses Blattes. — Aus einem Gewächshaus wurden in vergangenen Ta gen zwei Palmen mit 6 resp. 18 Zweigen gestohlen. Mög licherweise hat der Dieb de- besseren Transports halber die Zweige abgeschnitten und wird nunmehr vttsuchen, nur die Stöcke zu verkaufen. Auf Ermittelung des Dieb:» ist eine Belohnung von 5 Thalern auSgeseht. — — Vorvergangene Nacht ist «n Sradt Neudorf in ei nem dortigen Gasthof ein größerer Diebstahl von Bictualien u. s. w. verübt worden. Die unbekannten Diebe sind vom Garten au» durch ein Küchenfenster eiagestiegen, nachdem sie vorher de» Fensterladen angebohrt und auf diese Weise ge öffnet haben. Damit beim Zerbrechen der Fensterscheibe da» Gla» kein Geräusch verursache, ist dasselbe vorher mit Wa genschmiere bestrichen worden. Die gesammten Lietualie» ha ben die Diebe in einem Tragkorb, den sie im Gasthof vorg>» funden, gepackt und mit diesem darauf den Rückzug durch dasselbe Fenster ««getreten, durch dag fie »ingestirgen waren. Wir wollen bemerken, daß unter den Bictualien auch da» ge- sammte Material zum Stollenbacken mit inbegriffen war. - i — Wir haben bereit» mitgethiilt, daß die Aetien-Bier- Brauerei zum Feldschlößchen für da» letztabgelaufene Geschäfts jahr vom 1. Oktober 1864 bis 30 September 1865 eine Dividende von 12 Prozent (gegen 10 Prozent de» Vorjahr-) vertheilen werde. Der so eben gedruckt erschienene Geschäfts bericht bestätigt diese Mittheilung. DrS gebraute Quantum hat im abgelaufenm BrtriebSjahre 50,360 Eimer, d. i 4315 Eimer mehr als i« Vorjahre, die Verschrotung aber 49,6234 Eimrr ( 609 Eimer mehr) betragen. Zu den Produkten sind 15.500 Scheffel oder 17.836 Centner Gerste, 265 Crntner Hopfen, 32,660 Centner Eia u. s. w. verbraucht worden. Die Gesammt-Emnahme betrug 344.067 Thlr, die Gesammt- Ausgabe aber 210,009 Thaler, so daß 34,058 Thlr. theil« bei der Leipziger Creditanstalt verzinslich angelegt, theil» in baarrm Gelde und Wechseln vorhanden sind, und die zu ver- theilrnde Dividende von 30,000 Thlr. nicht, wie leider bei vielen Gesellschaften, au» den Betriebseinnahmen de» laufen den Jahre» gekommen wird. Die Abschreibungen, die im Vorjahr« 20,412 Thlr. betrugen, benagen diesmal 24,903 Thlr. Das GeschäfiSeinrichtungSconto, da- noch mit 2694 Thlr. zu Buche stand, ist durch die diesmalige Abschreibung vollständig getilgt. Der nach den Abschreibungen verbleibende Nettogewinn van 34,126 Thlr. soll folgendermaßen vertheilt werden: 30.000 Thlr. Dividende von 12 Prozent auf die 2500 Aktien s 100 Thlr., dem Reservefonds 10 Prozent de» TheilungSbrtrageS — 3000 Thlr , dem vollziehende» Direktor 2 Prozent —600 Thlr. Der nun noch verbleibende Ueber- schuß von 526 Thlr. soll auf neue Rechnung vorgetragen werden. Während daS BetriebSjahr 18^9 —1860 mit einem Verlust abschloß und der Gewinn von 1860—1861 mit 6071 Thlr. durch die Abschreibungen ausgrzehrt wurde, find für 1861 >62 13,295 Thlr. abgrschriebrn, 15,481 Thlr. zur Tilgung der Unterbilanz früherer Jahre verwendet und 6250 Thlr. al» Dividende zu 21 Prozent vertheilt -Für 186S>63 dagegen find 13 499 Thlr. abgeschrieben und 18.750 Thlr. als Dividende zu 71 Prozent verthnlt. Dann sind für die beiden letzten Jahre, wie schon erwähnt, 20,4 >2 Thlr. und 24,903 Thlr. abgeschrieben und 10 und 12 Prozent Divi dende gewährt worden Wir heben diese Steigerungen um deswillen hervor, weil sie. wie jeder Aktionär begreifen muß, nicht ohne Vermehrung der Arbeiten des GesrllschaftSauS- schuffcs möglich geworden sind. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen: Heute Vo mittag finden folgende Verhandlungstermine statt: 9 Uhr Brivatanklage'ache. Wilhelmine Zschoch in Leubnitz wider Ju liane vcrw. Jrmisch daselbst; 9j Uhr wider den Handarbei ter Ernst Jul. Pen.her wegen Töitung au- Unbedachtsamkeit; lOj Uhr Ge:ich:Samt Tharandt, Wider Juliane Henriette ver- ehel. Zlchoch daselbst wegen Diebstahls und beendigten Be- tiugSderluchs; iij Uhr Privatanklagrsache, Hermann (tuliuS Görner Wider Marie Lrura Schmidt; 11) Uhr auf Antrag deS Gutsauszüglers Joh. Christian Haferland in Kleinditt mannsdorf wider den Bäckermeister Gustav Bernhardt Groß- man» und dessen Ehefrau hier wegen Entfremdung. Vor sitzender GerichtSrath Ebert. Oesterreich. Die Ereditanflalt wird nur 8 Gulden Jahreszinsen vrrtheilen. — In Prag erwartet man den Gra se» Beicrrdi, um die Differenz zwischen dem Statthalter und