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Rr. 353 Hebnter Jadrg. eFrschewt: NEktch früh 7 Mr. Inserat« Birdr» aog«rwmm«ar U, Mendt S,Sonn« Sag» di» MWag» Li Uh«: Marienstra-e t». ülvjtig. in dies Blatt«, da, jetzt i» !Zx«mPl«rrn rrschriat, K«d«u ein« rrsolgrrtch« virbnitung. Dienstag, IS. Decke. 18S8. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Müredacteur: Theodor Drsdisch. vmü and Eigenlhum d«r H«au»geb«: Lirpsch Rekchardt. — Becaulworllichrr Rrdactrur: IlÜiUS Nrichardt» ^Ssnnemeut: MerteljLhrlich 20N>e btt unrntgtldltcher Lk srrung tu', HauS. Durch dir «tuigl. Po.' VirNrljLhrlich 22 Ngr Stuzelur Num««r» 1 Ngr. Inseratenpreise. Für den Raum «tu« gespaltenen Zeile: ! Ngr Unter ,,Ei«g»- saudt" die Z»tl« 2 Rgr- D"eeöb,«n, den 19 December. — S. k H der Kronprinz ist gestern Vormittag von Weimar wieder hier eing troffen. — Ihre Majestät die Königin Marie beehrte gestern Mittag die Papierhandlung von Franz R. Naumann mit einem Vesuche — II. KK. HH- der Kronprinz nebst Gemahlin besuchten gestern die Galanteriewaare,',Handlung von Louis Herrmann, vis-L-vis dem Victoria-Hotel, und machten daselbst namhafte Einkäufe. — Die Rückkehr Sr. k. H. des Prinzen Georg aus Brüssel nach Dresden wird noch vor der Abreise Ihrer Maj. der Königin von hier nach München erwartet. In der Be- gleitung der Königin wird sich ein Kammerhcrv und eirs Hof dame befinden. — — Ein schönes Fest, das alle Jahre in seiner Reinheit und Lieblichkeit wiederkehrt, fand am Sonntag Abend im oberen Saale des Gewandhauses statt. Es war die Christ- bescheerung für Kinder aus hiesigen Schulen, wozu die Men schenfreundlichkeit ihr Scherflrin beisteuert. Das Herz wird von Rührung ergriffen, wenn der Blick auf den langen Ta feln verweilt, wo unter'm Glanze der Lichterbüume die Ge schenk« aufgeschichtet find. Besonders wurde die Feier durch das Erscheinen Ihrer Majestät der Königin erhöht, wie sich auch noch ein Kreis hochgestellter Männer eingefunden. Man sah den Herrn Kreisdirector von Könneritz, Herrn Oberbür germeister Pfotenhauer, die Herren Superintendent vr. Kohl- schütter, Stadtrath Kürsten, Hofrath Ackermann, sowie Vor stände von Schulen u. s. w. Es ist für den Empfindsamen ein Gefühl eigener Art, wenn unter den Klängen der Musik 300 Knabe» und Mädchen im feierlich«» Marschtempo den Saal betreten und dann im Glanz der Hellen Lichterbäume von den Kindern ein Gesang angestimmt wird. Ueber dm Spruch: „Äeseznet sei der da kommt im Namen des Herrn" hielt der Herr Diakonus Binkau eine tief zu Herze» gehende Rede, worauf ein Knabe einige Worte des Dankes sprach, der Allen galt, die hier ein Zeichen ihrer Milde kund gvaebe«. Nach Beendigung der Feier begab sich I. Maj. die Königin inmitten der Tafelreihen, sprach nicht rurr huldvoll mit meh reren Kindern, sondern reichte bei« Scheiden aus dem Saal manchen der Kleinen die Hand. Hochbeglückt und Huckepack mit den Weihuachtsgeschrnken begaben sich sodann die Kinder nach Hause; am glücklichsten fühlten sich zwei kleine Mätchen, die, wie s»e sagten, eine Hand von der Frau Königin em pfangen : An diesen Moment denken sie bis zum letzten Athen,- zug ihres Lebens. — Gut essen und trinken ist in unserer materiellen Zeit dre Losung aller Derjenigen, welche dem gewiß auch richtigen Grundsätze huldigen, daß nur derjenige Mensch richtig denken und arbeiten kann, welcher srirrem Leibe keine Stiefmutter ist. Erfahrungsgemäß speist man nun in Dresden im Allgemeinen zwar nicht schlecht, doch steht unsere Küche gegen der Ham burger, Wiener rc ohne alle Widerrede entschieden zurück. Wem nun aber der liebe Gott die Mittel beschwerte, sich nach einem ebenso kräftigen wie feinen Mittagstische umzusehen, dem ist die Küche des Oeconem in der hiesigen Gesellschaft Harmonie, Herrn Ferrario, angelegentlichst zu empfehlen, wel cher tagtäglich eine weit autgrbreilete Kundschaft mit einer feinen Menage versorgt und sich erst neulich bei dem Festessen an Königs Geburtstage das allgemeinste Leb der ca 300 Theilnehmer erwarb, worunter Viele waren, die gewiß An- sprüche qps Kenntniß des feinsten Geschmackes haben. Na türlich unterstützte die bekannte Güte der Weine des Harmo- niekellerS bei dieser Gelegenheit die Kochkunst ans das Er wünschteste. Ein Souper »der Diner bei irgend einer festli chen Gelegenheit im Familienkreise von Herr» Ferrario ange richtet, ist eine wahr« Musik für den Gaumen und Magrn, und doch ist die Koch-Virtuosität des genannten Meisters fte:s darauf bedacht, durch geschickte Auswahl und Aufeinanderfolge der Gänze den Eiomachu« vor unangenehmen Folgen zu schützen. Dresden schätzt und ehrt die Darbringer geistiger Speisen, warum sollte mau das Wort der Änrrkennung dem geschickten Fertiger leiblichen SenuffeS versagen? — In der am Sonnabend Abend stattgefundenen über aus glänzenden Soiroe des Herrn Rittergutsbesitzer« ». Fon- taine, in welcher sich unter dm Gäste» der allrrgewähltesien Art auch der Herr Staatsminifler v. Beust befand, improvi- firte der Professor Hrrrmamr aus Braanschweig folgendes Akrostichon auf den Namen Äeust: «cuflt auch der Elurm die schwanken Stämme nieder, IS4 steht der kräfl'ge Bau« ein Fels im Mer, Und seine Krone beuget sich nicht mebr! — 8» stehst auch Du knhntrotzend jedem Streiche, Vreu dcutlcher Staatsmann, Dild der deutschen Eiche. Ueberhaupt nahmen die hohen Herrschasten das lebhafteste In- tcresse an der deutschen Kunst und wurde »em Professor Hnr- rnann die Auszeichnung zu Theil, in einem eigenhändig,n Schreiben Sr. Excellenz des Herrn StaalSministers sein Tr ient ehrenvoll erwähnt zu sehr». — Dnnlle Nacht! Lie Elbe spülte langsam ütte kleincn Wellen an's Sörnewitzer Ufer heran und der dunkle, tvolkm- schwarze Himmrl peitschte seinen Ziege» massenhaft auf die Wälder und Felder, aus denrn heraus die „Römische Posei" am Sonntag Abend wie ein mit Sand und Christbäumen umklebter NiesenmaulwursSbaufen hervorratzte. Von fern schon glotzten die Ferrsteraugen der Poselschärke durch die Nacht hinaus; denn drinnen brannten zum Beschluß der Einzugs- festlichkeitcn wohl hundert Lichter und grüne und blaue und weiße Ballons erglühten an den von Regen triefenden Fen stern. Wieder wac'L ein gewaltiger Sturm, der die alten Zäume zerzauste und dem späten Wandrer Mühe machte, sich aufrecht zu erhalten. Herr Löbel hatte für Alles glänzend gesorgt. Zwar waren keine Diensimänner oder Chais-.nkäger zur Aushilfe da, aber hinter dem Büffet hervor glühten him- melblaue Augen, deren Inhaberinnen den perlenden Wein kredenzten. Die Küche war mit Wurst, Gänsebraten und Schinken fast gepflastert und selbst die zuckersüßeste Dame hätte sich mit dem vorhandenen Kuchen zufrisrenst-llen können. Aus dem Hinteren Salon ertönten Tanzweisen, während vorn an de« helllodernden Kaminseuer di; naßgevordencn Pilger von nah und fern sich den Rücken rösteten und die K-Hle mit Wein benetzten. Doch auch oben auf dem Berge mußt: Leben sein; denn hier und da schwankte eine Laterne hinauf ur,d herunter, einem Waghalsigen leuchtend, der den Schauerregcn aus näch ster Nähe, auü erster Hand genießen wollte. Das Arrange ment war im Ganzen ein gelungenes. — Der immense Güterverkehr auf der Linie Brünn- Bodenbach währt ununterbrochen fort, und es ist gar keine Aussicht, daß sich selbiger bald verringern werde. Täglich verkehren auf dieser Srrccke 40 bis 50 Lastzüge, und der Bahnhof in Bodenbach hat auf seinen Geleisen fast täglich 500 br§ 600 Wagen stehen, die alle auf Abfertigung, ser's in dieser oder jener Weise, Marien. (T. A) — Auf das von dem Maschinen- und Kunstschlosser Os wald Mehnert hcrausgegebene Buch „Eines jungen Handwer kers Reisen in Europa, Asien und Afrika während der Jahre 1855 bis 1865" haben II. Maj. der König, die Königin, die verw. Königin unk Se. k. Hoheit der Kronprinz ihre Na me« in die SubscriptionSlrste eintragen lassen. Wir wünschen dem Herausgeber, einem geborenen Freiberger, daß seine Snb- scriptionSliste sich ferner mit Namen füllen werde, damit chm »ach so unendlichen Mühen und Strapazen ein kleiner Lohn erwachse — Vor einigen Tagen wurde auf der WolsSgasse ein Hund getödtet. Wenn dies Mißgeschick nun Wohl auch zu beklagen ist, so schien eS doch sonst kindisch, wir die drei Eigen- thümerinnen des HundeS ihrem Gram und Schmerz um das liebste und beste W;sen auf der Welt durch lautes Wehklazca, untermischt mit den bittersten Thränen, Luft machten. Sie sielen auf der Straße auf dir Kniee, rangen in wilder V r- zweifluug und Verwünschungen gegen den Tölpel von Kutscher die Hände; sie konnten nicht glauben, daß ihr Herzallerliebster, ihr männlicher Schutz, nicht me.r athme. Mit theatralischem Pathos riefen sie: , Was? todt! todtl unser Engel!" und immer reichlicher flösse» die Zähren um den entschlafenen, vrr-tttetten Liebling. — ES besteht bekanntlich die Bestimmung, daß zu den Fenster» hinaus nach der Straße zu kein Unraih geworfen, nicht Decken ausgeklopft und andere Gegenstände aögekehrt werden dürfen. DaS AnstandSgrfühl des Dresdner Publi kums ist in dieser Richtung so groß, daß man eine Contra- ventivn gegen diese Bestimmung nur äußerst selten wahr- nim«t. Es beoarf wohl keiner Erklärung, daß auch die Fenster und Thüren der Parterreräumlichkeiten, insbesondere der VerkaufSzewölbe unter obiger Bestimmung mit inbegriffen sind. ES mußte daher sehr befremden, wie vor einigen Tagen Vormittags während des regsten Verkehr« auf einer Haupt straße der inneren Stadt der Ladeninhaber selbst mit Kästen und Maculaturpapier zu seiner Ladr.-tthüre heraus auf das Trottoir trat und durch Kehren und Klopfen das zumeist vor nehme Publikum zwang, dem Kehrstaube durch den Straßen- schmuz anSzutveichen. — — Es verdient gewiß Anerkennung, daß Seiten des Siadrraths endlich die durchgreifende Maßregel in das L;ben gerufen worden ist, den Budenhandel während des Christ- markl« ausschließlich auf Plätze zu beschränken. Wenn sich nun auch in der Folge ergeben wird, daß hierdurch weder die Verkäufer in den Bude», noch dar kaufende Publicum Etwas verloren haben, so dürfte es doch eine Llasse der Chnst- markthändler geben, deren Geschäft eine entschiedene Nieder lage darunter leidet, cs sind dies die kleinen Händler m t Pflaumentoffeln, vn!x» Feuerriepeln, WattemL- ncru und eergl. Währenddem die Verläufer in dm Buden von dem Publi cum ausgesucht wrden, sind die gedachten Kleinhändler ausschließlich auf Gelegenheitskäuser, oder richtiger bemerkt, gepreß e Käufer angewiesen, und wenn auch Mancher von dm gepreßten Käufern einen Moment unwillig war, wenn er immer und immer wieder angehalten wurde, so hat er am Ende dir kleinere Ausgabe keinesfalls beachtet und schließlich manchen Schmerz mit dem gekauften Feuerriepel zu Hause an- gerichtet Sollte wohl Jemand von denen, die dir her zu dm gepreßten Käufen, von Feuerriepeln gehörten, jetzt auf den Antonsplatz gchen und dort die klemm Händler aufsuchen? Wir glauben, daß dies nicht geschieht. Hoffen wir aber, daß cs unter dm vielem wohlthäligm Herzen hiesizer Stadt auch einige geben nun. die auch für die Feuerriepelhändler schlagen. — ('in Droschkenpferd lrchr mit summt der Deichsel gestern Nachmittag m die Fenster eines Banquierxefchäftes in Ne. 21 der Seestraße, und zertrümmerte mehrere Scheiben sammt Rahmen. — Bei emem hiesigen Bäcker siel in vorvergangrner Nacht mitten im Backen die Stuccaturdecke im Backlocale herab, übelschüttete das dort arbeitende P-rsonal und sämmt- lichen Teig und Bsckwaare dick mit Staub und Schult. ES mußt: schleunigst mavrcrische Hilfe herbeigeholt werden. -- Cholerabericht. In Werdau erklären die Aerzte die Epidemie für erloschen nachdem seit dem 7. Niemand ver storben und seit 12. nur 2 leicht e> krankt sind. — Dasselbe kann von Zwickau behauptet werden während in Glauchau bis 18. die Zahl der Todten auf 29, die der Erkrankten auf 50 gestiegen ist. Auch in Elsterberg ist ein allmäligrs Er löschen der Cholera constatirt. — Der Stadtrath macht bekannt, daß. da die Plani- rung des Antonsplatzes vollendet und dadurch die Möglich keit eingrtreten ist, denselben zu Zwecken des Christmarktes zu benutzen, sämmtliche Verkaufsstände, welche seither auf den Straßen der Altstadt sich befanden, schon zu dem begin nenden Christmarkte auf dem Lntonsplatz ausgestellt werden, dagegen sämmtliche Straßen und Gassen von VerkaufSständen rer zu halten sind. — DaS Tagesgespräch der hiesigen höheren Kreise ist gegenwärtig, wie die C. Z. schreibt, eine Spukgeschichte, welche im königlichen Schlosse spulen soll. Es soll sich dort näm lich unter den Zimmern der verstorbenen Prinzessin Sidonie (über dem grünen Gewölbe bekanntlich gelegen) seit einigen Nächten ein bis jetzt ganz unerklärliches, unheimliches Klopfen und Rumore» haben hören lassen, dessen Ursache man noch nicht zu entdecken vermocht hat, trotzdem mehrere Nächte hin durch in den angegebene» Räumen Wache und Beobachter untergcbracht gewesen sein sollen. Man ist auf die Entwick lung allgemein gespannt. — Concert. Die Großhzl. Weimarische Kammersän gerin. F:l. Auguste Götze, sang am Freitag den 12. Decbr. in einem von ihr gegebenen Concert im Saal des Hotel de Saxe: loguokla tomda oscurn v;n L. v. Beethoven, ,,Früh- lingSfahrr" und „die Grenadiere" von N. Schumann, Recita- tiv und Romanze von Hillard und dir Ballade von Hart mann „Mir träumte von cinem Köni>.slind". Frl. Götze hat eine sehr angenehme Mezzosopranstünms ven großem Umfang besonders nach der Tiefe, guter Intonation und ga::z tüchti ger Schule. Ihr Gesang ist wohlklingend und wohlthuend, wril er gcmüthvoll ist, und entspricht gewiß meistens den In tentionen dis Componiften. Nur das etwas zu häufige scharfe Accentuiren dcö N dürfte manchem Zuhörer wohl auffällig erschienen sein. Das Concert war außerdiM sehr rttch auS- geflaltet. Die Eröffnung deffelb-n geschah durch das Trio (6-äur) von Mozart, welches von den Herrn Kammermusikern Seclmann und Bürchl und Pianist Heß ganz correct ausge führt wurde. Herr Seclmaim spielte Variationen über ein Originalthema für die Violine von L pinski mit Sicherheit, Zartheit und wir möchten wohl sagen woylthuendrr Nodlcsse in Bezug auf Ton und VerstänLniß. Die Begleitung zu die sen Variationen, wie z^m Gcsa.-rg und zu der Declamation von Bürgers „Leoaore' nach L'ßt's Composiiion harte Herr Heß üLeniommeir. der auch das Scherzo in 8-moll von Cho pin auf dem Piauofsrte spülte. Eben genannte Ballade und zwei Gedichte von F. Hall „Glück" und „Fcenmährchen 1818" drclamirtr Herr Hofschauspieler Maximilian mit großem Bei fall, obgleich sein ungleichmäßiges Ausiprcchen der Vok»le auch heute AiKnd mitunter den Eindruck seiner sonst vorzüglichen Production störte Erwähnen möchten wir noch, daß entweder der gebrauchte Flügel zu laut tönend oder dessen Spiel bei der Begleitung zu stark war. denn l:i»er wurde di; Coneert» be»rritt und auch Herr Maximilian häusiz von dcttsselben übertönt. — In Nr. 8'48 1er Dresdner Nachrichten vom 14. De- cember 1S65 ist ein Unglückel-all zu lesen, welcher am 9. d. M. das dem Schiffseigner Träubel von Torgau gehörige Frachtdampssch>ff ,For>schritt", auf der Fahrt nach Magdc-