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Mr. S36. Zehnter'Jahrz -Frschrntt. «auch früh 7 Uhr. Inserat« »rrdru «igenommr,; A»Sbend»S,Sonn tag» bi» Mittag» ir Uhr: Martenstraßr 1»« gierig, in dirs. Blatt», b«, jetzt tll DtvOV Sk»«plar«u »rschkiot, gi»d«u ein» ersolgreich« »»rbrritnog. Sonnabend, 2. Deebr. 1868. Tageblatt für Unterhaltung nni> Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Arabisch. Atsnnement: «tertchührlich 20Rgv bei unentgeldlicherLK- serung in'» Haus. Durch dir ÄLnigj, Pes vierteljährlich 22 Ng» Linzel-u« Sinmmerr 1 Ngr Anseratenxreise. 8ür den Raum eia« gespaltenen Zeile: 1 Rgr. Unter „Tinges jaud!" die Zeil« r Ngr. »ruck und «geothom d,r Herausgeber: Liepsch 6t Dlklchar-t. - Verantwortlicher Redakteur: IUllUS NkWarVt. Dresden, dm 3. Dccembcr. — Le. König!. Majestät lat dem Generals-cretär der landwnthschaftlichen Vereitle Eeheime,- Regierungsrathe vr. Rruning da» Somthurkreuz li. Elaste vom Verdienstorden verliehen. — Auf Anordnung Sr. Majestät des Königs sind die Deputationen der Ersten und Zweiten Kammer der Stände- Versammlung, welche auf dem letzten Landtage zur Vorbe- rathung des Entwurfs einer Proceß-, Concurs- und Gerichts ordnung, des darauf bezüglichen Publikation szrsetzes, einer «euen Taxordnung sowohl für die Gerichte als für die Ad- vocaten, s»wie einiger andern Gesetzentwürfe gewählt worden stad, ebenfalls einberufe» worden, und es hat deren Einwei sung durch Se. Excellenz den Herrn StaatLminist,r !)r. von Behr am gestrigen Vormittage im Landhause hicrselbst statt- gesunden. — Zu Friedensrichtern find ernannt worden: der Rit- terguispacht-r Schröter zu Nuunhof, für den Amtsbezirk Na- deburg; der Vorwerktbefitzer Feilgenhamr zu Ickowitz, für d n Amtsbezirk Meißen; der Rittergut-Pachter Kayser zu Haubitz, für den Amtsbezirk Grimma; der OrtSrichter, Gemeindevor- pand Seidel zu Fremdiswalde, für den A»rLbezirk WermS- darf; der Mühlen- und Fabkikbcsitz:r König zu Stein, für den Amtsbezirk Burgstädt; der Rittergutsbesitzer von Arnim auf Nenkersdorf, für den Amtsbezirk Frohburg; der Guts- befitzer Eckttmann zu Eichardt, für den Amtsbezirk Leiönig; der Guttbesltzrr Kreller zu Seifersdorf, für den Amtsbezirk Roßwein; der Erbgerichtkpachtcr, Amtslandschöppe Herrmann zu Memmrndorf, für den Amtsbezirk Oedcran; der Lehnrichter Vogel zu Grünhainichen, für den Amisbezi.k Augustusburg und der Rittergutsbesitzer Gräßer auf Obermvscl, für den Amtsbezirk Zwickau. — Ein großer Theil des Theaterpublikums war am Montag Abend, als die verkürzte Aufführung des dritten Akte» des L»hengrin einen zeitigeren Schluß herbeiführte, nicht wenig in Verlegenheit, über einstweiliges Unterkommen innerhalb des Theatergebäudes, um ihre Wagen und Diener zu erwarten, da alle Gasflammen im Innern des Saales erloschen und di« Gäste auf die kalten, zugig.n Corridors am Eingang hinaus gewiesen warm. - — Sitzung des Gewerbevereins (Schluß). Herr Odemer, Mitbesitzer der Mesierfabrik in Neustadt d. St grebt hierauf unter Vorzeigung erläuternder Probeu einen Vertrag über Mesterfabrikation, beschreibt die dabei nöthigen Manipulationen und Materialien und legt eine Reih« der verschiedensten Mes ser vom kleinsten (20 Kling:» auf 3^), bis zum größten, welches sich aus einem Doich in eine» Hirschfänger verwandeln ließ, vom feinsten Trennmesser, welches gewöhnlich die Da men kaufen, die Nichts zu trennen haben, bis zum großen Farmermeffer, welches nur in Südamerika Verwendung findet und zwar als Waffe. Die Fabrik in Neustadt bri Stolpen wurde 1827 von Erber gegründet, der von Haus aus ein Genie war, in der Fremde viel gelernt hatte und sich nun in Neustadt als Messerschmidt nirderließ. Bald erregten seine neuen Muster, die er durch Kleinhändler auf die Leipziger Misse brachte (bisher hatte man nur englische und französische Muster nachgcmacht) Aufsehen, und Bistellunzen gingen so zahlreich ein, daß aus der Messerschmiede bals eine Mefser- fabrik wurde die sitzt gegen 300 Menschen beschäftigt. Man fertigt hier hauptsächlich Taschenmesser, während England be rühmt ist durch seine Rasiermesser, Sohlingen durch seine Tisch- meffer. In Frankreich W aden nur in Paris gut- Messer gr» macht; die sich besonders durch Elezanz auSzeichnen. Der höchst anziehende Vorlrag fesselt so, daß im Vereine allge mein der Wunsch aufstieg, die Erbersche Fabrik im Lause des nächsten Sommers besichtigen zu können. Herr Odemer cr- theilte schon vorläufig freund'ichst Erlaubniß dazu. Herr Kauf mann E. L. Hsffmann, Weberg. 22, legt auf Porzellan ein gebrannte Photographien vor, die auf diese Weise gegen die Einwirkungen von Licht, Luft und Nässe geschützt sind, einen zarteren und feinere» Untergrund haben, als Papier girbt und durch deren Erfindung ein neuer Industriezweig ange'oahnt ist, d»r eine große Zukunst hat. Pros. Ob-rnerrcr in Mün chen li<ß sich diese E fi-dung zurrst patenteren. Er wendete sein Verfahren nur auf ebene Platten an. Eduard G-üne in Berlin, welcher die Photographien auch auf gebogene Flä chen, Taffen, Vasen rc. einbrennt, verkauft sein Patent für L0 Thlr., brennt, wenn ihm das N-gativ zugeschickt wird (Herr Hoffmann vermittelt die Zusendung) die Bilder für Ijs Thlr. pro Stück ein und macht jetzt Veisuche, die Ueber-- tragung auch auf Milchglas zu ermöglichen, Die vorgelegtrn Proben erre«t«n allgemeine Bewunderung. Die Herren Pho tographen Schütze und Krone geben das dabei anzuwendende Verfahren und die Geschichte dieser Kunst an und wünschen, daß sich ei» Porzellanmalrr oder die Meißner Porzellansabrik mit derselben beschäftigen möchte, da das Einbrennen Praxis voraussetze, die sich ein Photograph nur erst im Laufe d-r Zeit aneignen könne. Ein von Herrn Wünschmann geschenk- teS Nückenkissen wird verloost und werden dadurch 6 Thlr. 20 Ngr. für den Hausbau erzielt. — Julius Schanz, der sich seit einiger Zeit in Italien aufhält, ist von der italienischen Regierung zum Professor der deutschen Sprache und Literatur am technischen Institut in Como ernannt worden und von Florenz, wo er sich bisher aufgehalten, nach Como übergesiedelt — — Vorgestern ist wieder einmal auf der Bergstraße eine Fensterscheibe mittelst einer Windbüchse oder eines Teschins ringrschoflen worden. Der Thäler ist unbekannt. — - Auf der kleinen Frohngaffe traf man vorgestern Nach mittag in einer dortigen Hausflur einen unbekannten Mann, der bewußtlos dalag. Man eilte sofort auf die Polizei, um den Vorfall )ur Anzeige zu bringen; als diese aber nach kurzer Zeit an Orr und Stelle eintraf, hatte der Unbekannte sich inzwischen wieder erholt und seine» Weg fortgesetzt. — — Vorgestern Nacht haben unbekannte Diebe auf der AlbrechtSgosse den Versuch gemacht, zu stehlen. Sie haben zu diesem Zweck einen verschlossenen Fensterladen im Erdgeschoß eines dort gelesenen Hauses mittelst eines CentrumbshrerS an- gebohrt. Jedenfalls sind sie aber in ihrer Arbeit gestört und verscheucht, dadurch aber an der Vollendung des Einbruch- diebsiahlS verhindert worden. — — Zw-i größere Pulvertransporte pasfirten vorgestern unsere Stadt. Der eine kam aus Freiberg und ging nach Bautzen, der andere kam aus Wcstphalen und war nach Schlesien bestimmt. — X — Auf der Neitbahngasse wurde vorgestern Nachmittag von der Ciinoline einer vornehmen, das Trottoir passirenden Dame ein alter pensionirter Soldat umgerissen. Der arme Mann hat sich dadurch die Nase aufgeriffe» und eine Schul ter nicht unbedeutend beschädigt. — — Der enorme Güterverkehr auf alle» Eisenbahnen äußert sich am Großartigsten auch aus der Leipzig-Dresdner Bahn, indem im November nur allein von Dresden ad I Million 200,000 Ctr. Güter fortspedirt wurden (pro Tag ca. 40,000 Ctr.), die «»kommenden Güter ungerechnet. Im Mo nat Oclober wurden 900,000 Ctr. aus dieser Bahn von DreS- den fortspedirt. — Dieser Tage sind wieder von der Behörde an zwei Orten mehrere Faß verdorbenes Bier aufgesunden und auf Anordnung des Bezirksarztes in dir Schleuß« gelaffen worden — Se. Maj. der König besichtigte in Begleitung dcS Oberbürgermeisters und des Stadtraths Teucher am Mittwoch Nachmittag den Komplex hinter dem böhmischen Bahnhof, über welchen jetzt ein Bebauungsplan vorliegt, und zeigte so wohl für die E.ntheilung des Terrains, welches das schönste unserer Stedt zu werden verspricht, als auch für die bereits von Privaten auSg-.führten, wahrhaft großartigen Straßen das lebhafteste Interesse. — clu. Die Freunde eines guten Kirchengesanges machen wir angelegentlichst auf die Vespern aufmerksam, welche alle Sontrabrnde Nachmittags H2 Uhr in der Kreuzkirche von unserem Kceuzchore aufgeführt werden. Dieselben verdienen in der That die Beachtung der Musikfreunde in hohem Grade, da ihnen kaum eine zweite so günstige Gelegenheit geboten sein dürfte, die besten Werke dieses Genres der Musik, welches durch die bidculendstrn Tonmeister vertreten ist, ja auch regel mäßig und in höchst exacter Aufführung zu Gehör zu bekom men. Erfreulicher Weise hat sich schon in letzterer Zeit der Zuspruch des kunstliebenden Publikums zu diesen Aufführungen immer mehr und mehr gesteigert, und bedarf eS wohl nur dieses Hinweises, um eine »och allgemeinere Theilnahme für dieselben zu erregen. — Ein Restaurateur an der Tharandtcr Straße links am Bahnübergang hat in seinem Garten seit einigen Tagen eine Tafel aufgestellt, wo die Wotte zu lesen: „Entweder mein Kopf, oder mein Recht! — Eine chemische Fabrik mit seinen nachtheiligen Folgen gehört nicht so nahe an besteuerte Gebäude." — Die Tafel lockt viel Publikum herbei. — Vorgestern wurden durch die hiesige WohlsahrtSvolizri von 2 am Tyore d-r Stadt in Empfang geiwmiN'.ncn Wagen weit über 200 Kannen (circa 900 Stückchen) untzollwichtige Butter weggenommen. Diese Maßregel war hier um so dankcnSwrrther, als diese Lieferanten ihre Butter gar nicht au? den Markt bringen, sondern dieselbe gleich an ihre Pri» vatkundm, Hotels abliefern, dadurch sich aber der Controle oft entziehen. — Im Gasthof zu Leubrn wurden vor einigen Tagen dem Botenfuhrmann Tauberth au« Pirna etliche 60 Thaler entwendet. Dem Polizei Wachtmeister Müller in Pirna gelang eS, den jugcndlichen Dieb in der Person eines Viehschnnder- gehülfens daselbst ausfindig zu machen. An dem entwendeten Gelde fehlten nur einige Groschen. ^ ' — AuS Pirna wird uns gemeldet: daß die angebliche Tollwuth eines Hundes daselbst sich nach der Untersuchung des BezirkSthierarzles nicht bestätigt habe und deshalb von dem Bisse dcs Hundes, den ein Mädchen davon getragen, Nichts zu befürchten sei. — Am 22. d. MtS. wurde der beim Gutsbesitzer Döring in Diensten stehende 16jährige Friedrich Moritz Dietrich aus Breunsdorf bcn einem wuthkranken Hunde in den linken Vorderarm gebissen und am 38. d. MtS., bis wohin er durch Henn vr. Fiedler in Wilsdruff ärztlich be handelt worden war, dem hiesigen Stadtkrankenhause zur Beobachtung und Aehandluug überwiesen. (Die ebenfalls von kin.in kranken Hunde gebissenen beiden Mädchen aus Dresden, welche im Kranker Hause behandelt wurden, sind wieder ent lassen worden.) (S. Dfz.) — Der Güterverkehr wächst riesig; olle deutschen Ma- schinenlabriken sind mit Anfertigung von Güterwagen so voll auf bischäfügt, daß sie neue Bestellungen nicht annehmen können; für kürzere Fristen können sie selbst zu bedeutend höher« Preisen nicht mehr liefern. Mehrere Bahnverwal- jungen kommen dadurch in große Verlegenheit, daß fast alle Fabriken sich geweigert haben, neue Bestellungen früher als für den Schluß des nächsten Jahres aukZufuhren. — Der hiesig« Schweizer-Verein giebt heute Abend in Mc'.nholdS Hotel zum Besten seiner hilfsbedürftigen Lands leute eine Loirös musieals BilletS sind in den Mufikalien« Handlungen der Heeren Friede! und Hoffarth zu entnehmen. — Wir erzählten, daß eine dem Anscheine nach vor nehme Dame vor einigen Tagen von der Marirnbrücke herab in die Eide gesprungen) auf ihren Hilferuf aber noch lebend aus dem Wasser gezogen worden sei Wir erfahren, daß die Dame, rin Fräulein aus einer nicht von hier fiammendrn Familie, sich ncch dncmalen im Krankrnhause, aber auf dem Wege der Besserung befindet. Der Schritt, den sie an jenem Tage gethan, scheint übrigens nicht übereilt, sondern lange schon vorbedacht zu sein, denn als man sie gerettet, soll sie einen Ausruf ung-fähr des Inhalts gethan haben „Ob es ihr denn nicht möglich werden könnte, zu st?rben " Die Verhältnisse, die ihr Veranlassung zu diesem Wunsche gege- gm, sind ui.s unbekannt geblirben. — — Orffentliche Gerichtsverhandlungen vom 1. December. Von den für heute anberaumtcn fünf Ein- spruchsverhandlungen spielt dir erste am Geüchtsamt Döhlen. Es betrefft eine Privatanklage, welch« die verehelichte Johanna Christiane Hennersdorf auS Klein-Naundorf gegen den Berg, arbeiter Friedrich Wilhelm KürLs, der in demselben Dorfe wohnt angefiellt. Drr Angeklagte war wegen Beleidigung zu 7 Thlr. Geldbuße Verurtheilt worden. Der Gcrichrshof verwandelte die Geldstease von 7 Thlr. in eine dergleichen von nur 4 Thlr. Die Sitzung war eine geheime. — In der zweiten Sache handttt es sich um Ehebruch, dessen die virehelichte Christiane Bertha Voigt, geb. Seeber beschuldigt ist. Sir war in erster Instanz zu 3 Wochen Gesängniß vcr- urtheilt. Ihr Einspruch hat keinen günstigen Erfolg. ES blieb beim Alten. Ihr Ehemann beschwor seine AuSsag-. Auch di-se Sitzung war keine öffentliche. — Der Widersetz lichkeit und Bedrohung ist der Maurer Adolf Eduard Hof- man» aus Herzrg-tvald- angeklagt Er erhielt dafür 4 Wrchen Gefängn ß. Die Denunciation baürt vom 21. August 1865. Am Tage vorher war im Tasthose zum „Minlaube" Tanz. Hosmann war mit seiner F au dort. Es hatte sich auch eine Näherin cingcfundcn, mit der Hofm.rnn sehr viel tanzte. Darüber schien seine Frau sich geärgert zu haben, ku:z, es kam sow it, daß man sich bei den Haaren faßte. Der Genstarm Kind eilte herbei, um Ruhe zu schaffen. ^ Er arrctirlr schließlich dis Näherin. Ein Soltut vom Jäger bataillon leistete ihm Hilfe. Diese Arrctur sachte Hosmann dadurch zu vrrhinde.n, daß er den EmSdarm um den Leib faßte. Ja, er verfolgte irn auch noch während des Trans ports d.S Mädchens durch di- G-rterg-.sse und Mittclgafse bis ihn endlich Mi anders E^sdaumn selbst vcrhrfreten. Dazu kommt noch, daß HMan«, als Kind die Arrestantin schon sor-g-brccht hat -, er mit d.m Worten ihm nachiisf: .Wenn ich ihn cinhole schlag ich ihn krumm!' Herr SiaatS- anwoU Hrid erk.ätt, daß -r sich z^m Grundsatz -macht, in allen Wider,etzlichk-ttssätie,. sehr streng vorzugehm und giebt in dirscm Falle dem G-richtShofe anheim, ob er die Strafe, herabsetzen wi3. Der Angeklagte sagt, er habe (,ar nicht ge glaubt daß Kind die Näherin wirklich arrctir-n weide, da er doch Sitte se?, erst Ermahnungen und Verwarnungen vorangehcn zu lasten, ehe «an verhafte. DaS sei in diesem Falle nicht geschehen D e Verhaftete wollte blos noch ihren Hut und ihr Umschlagrtuch mitnehmen, auch da- wurde ihr nicht gestattet. Der Richter zweiter Instanz ändert heut» nichts in der Sache. — DeS Diebstahls ist der Handarbeiter Johann Friedrich August Gottlirb Schroedrr aus Grorhern