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Nr. 332. zehnter Jahrg. - «Frscheivt: Mich MH 7 Uhr. Inserat« p»«rd«a «mgenommear »t« Abend» S,Sonn ig» bi, Mittag» LN Uhr: Martenstraße 1». iLytig- in dies. Blatt«, d», tetzt t« Rxrmplm«» rrscheint, A»d«u «tu» rrsolgreich« Mrbreituug. Dienstag» 28. Novbr. 1865. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Arabisch. «nur und «tgelkthum d«r H«ran,g«b»r: Liepfch 6c Neichardt. - «erantwartlichrr Rtdactrur: Julius Nrichardt. Abannttuent: «tenrljährlich 20 StA" bet uueutgeldlichrrLir- srruug in'« HaoS- Durch di« SSnigl. Pos dterteljiihrlich 22 Rgr Tmzelv« Siummir» 1 «gr. Inseratenpreise: Für den Raum ti«2 gespaltene» Zeil«: 1 Ngr. Unter „Tinge- lanbl" die Z»üe t «gr. Dresden, den 28 Novemd«. — Se. Majestät der Köntq hat dem lönigl. preußischen Ministerial Direktor wirklichen Geheimen LkgalivnSrathe von Philip-bo.n, sowie dem königlich preußischen Ministerial-Di> rrctor wirtlichen Geheimen Regicrungsrathe Delbrück da» Großkreu^ d<» Aibrrchlso?oens; dem königlich prrußischen Ge heimen Ober-Finanzrathe Hasselbach und dem königlich prruß. Obrr-Postralhe Wiebe de«S Comthurkreuz il. Classe des gedach ten Orden» verliehen; sowie dem Inhaber des unter der Firma Bassenge u. Homp. bestehenden BanquicrgeschästS zu Dresden Jacques Heinrich Basftnz« den Charakter als Com» mrczienrath in der ü- Classe dnr Hofrangordnung beigclegt. — Die höchst interessanten Vorträge de- Improvisators Professor Herrmann aus Braunschweig, welche in der letzteren Zeit ein überaus zahlreiches Publikum herbrigezogen hatten, finden uur noch an zwei Abenden statt. — An den meisten Echwrfethölzern kann man tagtäglich die unangenehme Wahrnehmung machen, daß nach dem An brenn en die Zündmasse zu einer kleinen, nach der Spitze zu abrol/lendrn Kugel sich ausbildet, welche dann, wenn man dare.uf nicht achtet, glühend auf die Kleider und auf den Fufzboden fällt. Dadurch kann nicht allein der betroffene Ge genstand entzündet, sondern auch beim Verbrennen der Hände un d Finger der Phosphor dem Körper mitgetheilt werden, w »durch schon oftmals schmerzhafte Geschwülste, ja selbst der 2-od herbeigeführt worden ist. — Sind nun aber die Schwefel- l /ölzer an sich schon feuergefährlich genug, zumal in den Händen von Kindern, durch welche schon so viele Schadenfeuer ange- stiftet worden, so wird diese F-uergesährlichkeit durch den ob» gedachten, von Seiten der Fabrikanten durch haltbarere Her- Peilung der Zündmaffe doch leicht zu beseitigenden Uebelstand höchst unvorsichtigerwnse noch um ein Bedeutendes vermehrt. — ES wäre daher Wohl zu wünschen, daß oberaufsichtt wegen derartige Schtvefelhölzer im Handel nirgends geduldet und sorglosen Fabrikanten der Debit derselben bei namhafter Strafe vdrr ConfiSeation untersagt würde. — Der schon im Schillerschlvßchen mit großem Beifalle aufgenommene Glas-Harmonium-LirtuoS Herr Farino ist von Herrn Etadtmusikürector Pussholdt für einige Concerte im unteren Saale drS Belvedere gewonnen worden, und wird nächsten Donnerstag und Freitag mit Herrn Puffholdt's Capelle dort concertiren. Das Glas-Instrument wird nicht, wie es schon oft gesehen worden, geschlagen, sondern mit den feuchten Frngern gestrrchen, was einen himmlisch schönen Ton giebt. — Dem in Hohnstein wegen seiner geschäftlichen Tätig keit belübtkn Theaterdirector Sehffert ist der allgemeines Be dauern erregende Vorfall passirt, daß ihm der Schirrmeister und erste Dienstmann de» dasigen Dienstmann-Institut» „Ex preß", Emrl Flath, mit ca. 80 Thlrn. Abonnements-Geldern durchgebrannt ist. Steckbriefe und telegraphische Depeschen nach dem Betrüger waren bisher umsonst. Leider hat sich herausgestellt, daß der Entflohene ein früh-rer Kellner aus Nnnabrrg ist, welcher bereits wegen Diebstahl Aibeiishaus verbüßt und später wegen VagabondirenS, Zechprellereien und Wkchselsärschung bestraft worden ist. — Wenn in diesen Tagen von der ungewöhnlichen Vege tation mehrerer Sträuche und Gebüsche u. s. w., als Folge der außergewöhnlich warmen Witterung, berichtet wurde, so hat dieß Einsender Dieses (rin Strehlen'scher) noch dahin zu ergänzen, daß er am Bußtag, wie Sonnabend, bei seinen Ausgängen Gelegenheit fand, Jagd auf einen „Fuchs" und emen „Admiral" ohne Flinte — deshalb vergeblich zu machen, weil es zwei Schmetterlinge vom 24. und 25. November waren, während er dir schwärmenden Bienen links ließ. — Auf drc Oppelstraße zündeten vor einigen Tagen «ehrere Knaben eine Parthie Stroh an, die dort in einem Gehöft in unmittelbarer Nähe eines BretschupprnS lag. Der letztere würde ganz unzweifelhaft angebrannt sein, wenn nicht andere Leute dazu gekommen wären, die das Feuer gelöscht hätten. — In den lrtzlvergangenen Tagen hat sich da- Gerücht verbreitet, daß man den Mörder der verehelichten Gutsbesitzerin Mange.lSdorf in HintergerSdorf ermittelt und in Hast genom- men Hube. Wir lönnen aus zuverlä siger Quelle versichern, daß dasselbe nicht begründet ist. — In Marienthal bci Zwickau sind noch 3, und in Zwickau selbst 1 Person der Cholera erlegen. Erkrankt sind im Inn, rn der Stadt am 25 d. M. 2 Personen. — Man erzählt sich, daß das allbekannte „Trompeter- schlößchr» r" am Dippoldiswaldaer Platze für den Preis von 70,000 Thalern an einen hiesigen Fleischermeister verkauft worden ist. — Ittnmiltelbar vor der Neuflädter Hauptwache wurde gestern 2 brnd der große steinerne Kegel durch einen Bier wagen 1» tal zertrümmert. Der Kutscher wurde von dem Wachiposte n angrhaltrn und in die Haupt Lach« geschafft. — Bei der am 25. staltgesundenen Stadverordnelen. ergänzrmgSwahl sind dir nachstehend — nach der Reihenfolge der ihnen ertheilten St'mmrnzahl — aufgeführten Bürger gewählt worden: 1. Aus der Klasse der Ansässigen: «) als Stadtverordnete die Herren: Leihbrbliothekar Unruh*. Prof. Or. Wizard*, Kaufmann Wilh. Ork Klepperbein, Hofrath, Advocat und Finanzprocurator Ackermann*, Schuldirektor Berthelt, Bäckermeister Gregor*, vr. merk. H I Rietschel, Kaufmann H. I. Taggesell, Schornstrinsegermeister Anger* und Cultusministerialsportelcassirer Hartwig*; d) als Ersatz männer dir Herren: Maurermeister C I. Gärtner, Holzhänd ler C.' B. sHübner; Schmirdemeister G. H. Wolfram, Kauf- mann M. E F. Biehn und Schuldirektor Kaden*; 2. aus der Klasse der Unansässigen: s) als Stadtverordnete die Herren: Buchbindermeifler C. G. Schütze, Echuhmachermeistrr Gott- scha!k*. I)r. ineel. Trg. W. Krug. Lohgerbermeifler C. L. A. Schöniger, Schneidermeister F. W. Kclb ck, Redacteur F. A. Schienet, Apotheker Eder*, Kaufmann Sieg*, Kautmann Fincke*, Advecat C. B. Grüner^ und Advocat I. R. Krip pendorf f; d) als Ersatzmänner der Herren: Schuhmachcrmsir G. N Knöfel, Porzellanmaler und Händler K. F Müller und Institutsdirektor Krenkel* (Die mit * bezeichnet«» Her ren gehörten bereits dem derzeitigen Collegium als Mitglieder an; die mit s bezeichnet;« beiden Herren aber haben noch durch das LooS zu entscheiden, wer von ihnen als Start- verordneter und wer als Ersatzmann eivzitreten hat, da Beide gleiche Stimwenzahl bei der Wahl erhalten haben) — Vor mehreren Nächten ist eine Bude auf dem Neu städte« Markt bestohlen Word n. Der unbekannte Dieb hat da« Dach derselben abgehoben und nach hierauf erfolgtem Ein- stcigen mehrere Dutzend Strümpfe entwendet. Damit noch nicht zufrnden, hat er auch noch in eine andere Buve hinein gewollt, glücklicher Weise aber hat ihre feste Construction und ihr guter Verschluß den Versuchen, sie zu erbrechen, Wider stand geleistet. — — In ein hiesiges Destillationszeschäft kam vor einigen Tagen ein unbekannter junger Mann, überbrachre viele Grüße von einem hiesigen Restaurateur und verlangte für ihn und in dessen Auftrag ein Füßchen Pseffermünze „von der bekann ten alten Sorte und Güte". Der Destillateur, der mit dem fraglichen Restaurateur all rdings auch in Lieferung von Pfeff-rwünze in Geschäftsverbindung stand, trug kein Beden ken, dem jungen Mann das verlangt- Füßchen Pfeffermünze anzuvertrauen. Ja er suchte sogar noch ein größeres Füßchen heraus, als das vom Restaurateur zuletzt bezogene gewesen war, und gab cs dem Mann mit. Hinterher hat sich heraus» gestellt, daß L tzterer ein Betrüger gewesen und der Restau rateur Niemand mit dem obengedachten Auftrag versehen ge habt, geschweige denn das Fäßch-n Pftffermünze, das sich der Unbekannte erschwindelt, wirklich erhalten hat. — — Auf den Namen eine» angeblichen Baron „v Schrecken stein", der hier wohnen sollte, aber in Dresden wirklich nicht existirt, hat sich vor mehreren Tagen ein unbekannter junger Mann, der si-b für den Diener deS Herrn Baron ausgegeben, bei einem hiesigen Schuhmacher drei Paar Stieseln, angeblich um sie se nein Herrn zur Anprobe vorzulegen, erichirindelt. — — „Hangen und bangen in schwebender Pein!" löste sich am Sonntag Abend im neubrgründeten Elcventheater glücklich für die Frau Direktorin N-smüller und die jungen Kunstnovizen. Wohl mögen die Herzen vor dem Aufziehen des Vorhanges gepocht und da» sogenannte Lamprnsieber etwas stark hinter len Coulss-n gewaltet haben, die ersten Schritte jedoch geschahen uns das Publikum amüsirle sich bis zum Schluß ganz Wecker. Besonderes Talent für die dar stellende Kunst zeigt« ein Fräulein S., die noch durch eine imposante Persönlichkeit unterstützt wird Die zweite Vor stellung findet nächste Mittwoch statt und alle Diejenigen, welchen daran liegt, das Wirken aufkeimender Talente zu beobachten, finden hier dir bist- Gelegenheit. — Oesfentliche Gerichtsverhandlung vom 37- November. Die sür beut angesetzten vier Einspruchsver- Handlungen haben nur Pnvatanklagm zum Fundamente. In der ersten handelt es sich um Ehebruch. Der Antrag auf Bestrafung deshalb ging von dem Cigarren irbeitec Johann Gottlob Herrmann KöpPing aus. Als Beschuldigte war seine Ehefrau, Juliane Cäcilie Agnes Köpping genannt. Die Frau wur in erster Instanz wegen Ehebruch» zu 4 Monaten Ge- fängniß und Tiagung der Kosten verurtheilt worden, wogegen sie Einspruch erhob, der aber heute keinen günstigen Eif-lg hat. Die heutige Sitzung war eine geheime. — Eleonore C rotne Schneider und der Bergarbeiter Schneider aus Nedergorbitz haben die ebendaselbst wohnende Johanne Clrifliane Starke wegen Beleidigung verklagt und der Richter erster Instanz verurtheilt« die Letztere zu 6 Tagen Gefängniß. Di« klüger.» scheu Parteien sind Geschwister. Alle zum Prozeß gehörigen Personen wohnen in ein und demselben Hause zu Niedrrgorbitz. Schon seit längerer Zeit stimmen die Schneiderschen Geschwister nicht mit der Starke. Am 7. September ging's von Neuem loS. Der Grund dazu war ein Nachtgeschirr, da» allabendlich herunterqetragrn wurde und fast stets einen sehr schlecht duf tenden Geruch verbreitete. Die Starke hielt sich nun darüber auf und an jenem Abende schimpfte sie die Eleonore Schnei der ein schlechtes L...., kam auch nachher noch in dir Stube der Schneider und stieß sie von der „Hitsche" herunter, auf der sie saß Zum Ueberfluß wurde die Schneider von der Starke nach rechts und links geobrfeigt! Als der Bruder der Schneider hinzukam, becomplimentirte rhn die Beklagte eben falls mit den Worten: „Du bist auch so a schlechtes Schind» I....I" Die Starke aber sagt nun wieder, das sei ganz anders. Da» Nachtgeschirr stinke stets furchtbar. Eie habe an jenem Abende nur die Schneider gefragt, was denn eigentlich so röche. Geschimpft habe sie nicht, sei aber geschimpft worden. Sie habe der Schneider nur einen „Klitsch" gegeben, aber diese habe sie mit einem Lappen in'S Gesicht gehauen. Darüber sollen nun zwei Zeugen sprechen, die heut vorgeladen sind, die Henriette Bitterlich und die Wittwe Schmidt Die Schnei der soll auch von „Dreckliese" gesprochen haben Der Bruder Schniider sagt, die Zeugen seien bestochen. Im ersten Er- kenntniß ist gesagt, daß, wenn die Schneiderschen Geschwister den Bestärkungserdschwüren, die Starke sechs Ta^r sitzen muß. Der Richter zweiter Instanz ändert heut nichts in der Sache. — Wiederum sind es zwei Frauen, die einander gegenüber treten. Als Klägerin die Johanne Sophie verwittwete Franke in Cotta, als Beklagte die eben daselbst wohnende Juliane Friederike vrrehel. Rühle. Diese beiden Frauen haben auf dem Communwege miteinander gekämpft und zwar eines reinen Mißverständnisses wegen. Am 20. Juli Nachmittags hatte die Rühle in ihrem Garten zu thun und als sie einmal auf den Communweg heraustrat, um nach ihrem Sohne zu sehen, der ihr beim Begießen der Beete helfen sollte, kam die Wittwe Franke des Weges her. Da glaubte die Rühle, daß die Franke vor ihr ausgespuckt habe. Die Rühle soll nun auf sie zugegangen sein, ihr in's Gesicht gespien, sie ein , altes, schlechtes, niederträchtiges L...." geschimpft, sie zu Boden geworfen, auf ihr gekniet und sie so gehauen haben, daß eine Beule und ein blaue» Auge und Skitenschmerzen noch lange die Merkzeichen jenes Rencontre's waren. Bemerkt muß noch werden, daß die Franke bereits 73 Jahr alt ist. Die Rühle stellt die Sache anders dar, sie versucht ihre Thätrrschaft zu mildern und meint, sie wolle mit der Franke nie etwa» zu thun haben, obgleich Letztere es versucht, öfters mit ihr an zubinden. Die Franke habe vor ihr ausgespuckt und zu ihr gesagt, ihr Mann solle doch seine Schulden bezahlen. Sie, die Brkla-te habe wohl auch vor der Franke ausgespuckt, aber ihr nicht in's Grstcht gespirn. Sie habe die Franke aesaht und festgehalten, um auf Hilfe zu warten, bis endlich der Amte bote Friedrich gekommen, der gesehen haben müsse, daß sie auf der Brust der Franke nicht gekniet. Beide seien sie zu Bo den gefallen. ES sind in der Sache Zeugen vernommen. Herr Advocat Lesky, der Defensor der Rühle erklärt, daß es Wohl schon von vornherein unnöthig sei, darauf hinzuweisen, daß der erste Bescheid nur bestätigt werden müsse — und er wird bestätigt. — Zum Schluß tritt der Pastor Johann Gottlieb Carlitz aus Sachsgrün als Kläger gegen den Redakteur der Constitutionellen Zeitung, Atvvcat Ludwig Sirgel auf. Diese Sitzung fiel plötzlich aus. Oesterreich. Durch die kaiserliche Familie geht rin tiefer Riß, denn sämmiliche Erzherzögc sind gegen die Paktir» ung mit Ungarn. Der Abfall rer Miltclstaaren durch An erkennung Italiens hat hierzu einen lieferen Eindruck gemacht, als man gestehen will. Allein der Kaiser ist jetzt nur von dem Wunsch erfüllt, in Ofen gekrönt zu werden. Hat man diese Gcnugthuung in der Form, so wird man sich wohl über daS Wesen der Dinge anderweit verständigen. — Die neue Anleihe wird in Paris flott gehandelt uns schon 2 Franc- Prämie pro Obligation gezahlt. Preußen Am 27. November feierte der berühmte Altcrtbumsforscher. P>of. Boeckh in Berlin, seinen 80jährigen Geburtstag munter und rüstig und ward von allen Seiten beglückwünscht. — Herrn Richard v. Neergarb, einem Haupt führer dcr Augustenburzer Partei in Kiel, winde bei seiner Ankunft in Flensburg eine Mappe mit mehreren Exemplaren der verbotenen .Schleswig-Holsteiner Zeitung" und der „Jtzehöer Nachrichten" confiscirr und er selbst zu einer Geld strafe von 200 Mark verurtheilt. Baiern. In München bat man, um zu erfahren, ob Schießen, Musik, Trommeln rc. den Kranken so unangenehm sei, daß man m der Nähe de» Schieß- und Exercirplatzr» kein Holpital baue» könntr, eine Partie kranker Soldaten auf den Schießplatz geschafft und dort au» Kanonen und Flinte«