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Rr. S3V. gehst«; Jahrg M«««: ra«lti!h früh 7 Uhr. Inserate w»rd»o «iginomm«: »il Abend» 0,Sonn tag» bi» Mittag» 12 Uhr: tNkarienstraste 13. a»i«ig. in di«s. Matt», da« jetzt in I20U0 Sr»mplar»u erschrint, A»d»o eine «rsolgreich» v«rbr«ituug. Sonntag, LS. Novbr. 18S8. Taircblatt für Nnterhaltnug und Gcschiistsverkehr. Milrebacteur: Theodor Drastisch. ALonnemmt: vtrttrljLhrltch 26 Ngf. b«i »nrntgeldlicher Li«, srrung in's Hau». Durch die KSnigl Pos vierteljährlich 22 Ngr Ainzeki» Nummer» 1 Ngr. Inseratenpreis«: Für den Raum ein« gespaltenen Zeile: 1 Nzr. Unter „Eingo- landi" dir Zeit, 2 Ngr. Druck und Sigen'hnm der Heruu»g«der: t-'iepsch ör Rkscharbt. — Verantwortlicher Redactenr; IlllillS lirichordk. Dresden» den L6. November. — Se. Maj. der König Hai dem bisher am Hofe als außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Tr. K. H. des Großherzogs von Baden beglaubigten, jetzigen Staatsminister des Großherzoglichen Hauses und der aus- 'WSrtiaen Angelegenheiten, Freiherr» Ludwig von Edrlsheim, «ine Particular-Audienz erthcilt und darin dessen NückberufungS- schreiben entgegengenommen. — Dem Pfarrer Karl Anton Schluttig zu Gelenau ist das Ritterkreuz de- Verdienstordens verliehen worden — Der König von Würtemberg hat einen ständigm Geschäftsträger in der Person des Baron von Soden sür Dresden ernannt, der in den letztvergangenen Tagen hier -eingetroffen ist. D — Nach der bevorstehenden Eröffnung der diplomatischen Beziehungen zwischen den Negierungen von Sachsen und Ita lien werden dich bisherigen Vertretungen des Großherzogs von ToScana durch dm Marquis Provenzali, gleichzeitig in Wien beglaubigt und des Königs von Neapel durch den Für sten 6arini, Gesandte« in Wien, und den sicilianischen Ge schäftsträger allhier, Banquier Felix Kalkei am hiesigen königl. Pose auchören, an dem das Königreich Italien durch dm Graf ksrrol, bis jetzt in Berlin allein beglaubigt, vertreten sein wird. — <la Vor einem ziemlich zahlreichen, gewählten Zuhörer- kceise hielt vorgestern Abend Herr Louis le Bin im Saale de» Hotel de Saxe seine erste französische Vorlesung über Ehateaubnand, jenen interessanten und vielgenannten franzö- fischen Soldatm, Schriftsteller, Reisenden uod Politiker, der in einem vielbewegten Leben in einer bewegten Zeit (er ist 1769 geboren und 1818 gestorben) vermöge seiner hohen Ge nialität mit den größten Erfolgen wie auf dem Gebiete der Literatur, so namentlich auf dem der Politik rastlos gewirkt hat, welch letztere ihn bekanntlich in wunderbar buntem Wech- sei bald als eifrigsten Vertreter des Liberalismus und der Opposition, bald als Verfechter des überspanntesten Royalis- »nur und der Nerction erscheinen ließ, ihn bald in das Lager und dm Dienst de» VonapartismuS, bald wieder in den der Bourbons führte. Daß der Lebenslauf eines solchen Mauncs einem Jeden das größte Jnter.ffe rinflöhen wird, liegt auf der Hand, und solches mußte denn auch in hohem Grade die Vorlesung des Herrn Louis le Bin erwecken, welch-» unter Zugrundlegung der Memoiren Chaleaubriands (Llvwoirea «t'outro tombo) in geistreicher Weise vorgestern zunächst einen Tbeil der Biographie j.nes denkwürdigen Mannes behandelte und dabei namentlich auf die Vielseitigkeit seines Geistes und seiner Thä.igkeit vielfach hinzuweism Gelegenheit halte. Der Vertrag des Herrn Louis le Bin ist äußerst lebendig und mit jenem pathetischen Kothurn ausgestattet, wie er meist den Franzosen riqenthümlich ist, weshalb eS allerdings einem we niger an diese französische Sprechweise geübten Ohre einige Mühe kostet, vollständig und genau zu folgen. Der Accent deS Herrn Louis le Bin muß als vorzüglich und außerordent lich wohlklingend gerühmt werden — D«ß auch die Regierung in dcr Revision des in öffentlichen Schänkstätlm auSgcschmktrn Bieres ein Präserba- livmittel gegen das Urbechandmhmen von Krankheiten er blickt, beweist der Umstand, daß die k. Kreisdirection zu Leip zig sämmtlichen Medicinalbehörden ihres Regierungsbezirkes wiederholte Revision des zum Ausschank gebrachim Bieres Ängeschärft und Vernichtung de» als verdorben befundenen oder sonst gcsundheitSgefährlichcn Bieres angrordnet hat. Ob wohl in letzter Z it die Klagen über schlechtes Bier m Dres den allgemein waren, ist uns doch von einer angeordncten «der vorgcnommenrn Revision des Bieres in hiesiger Stadt noch nichts bekannt geworden. — Dar von uns neulich erwähnte, in Leipzig aus einer Abtritlsgrube gezogene vcugrborne Kind erfreut sich des beste» Wohlseins und jede Gefahr bezüglich seine« in den ersten Augenblicken seines Lebens gefährdet gewesenen Daseins er scheint nunmehr verschwunden. — Oft bereits ist die Abnahme der für Feld- und Wald wirtschaft so überaus nützlichen kleineren Vögel beklcgt und deren Beschützung eindringlichst anempfohlm worden. Bei der Abnahme der Wälder, bei der immer weiter greifenden Aus- rottung vieler kleinen Gebüsche, welche ihnen bisher Zuflucht und sichere Brutplätze gewährten, kann dem gänzlichen Ver schwinden derselben, auch vieler Singpözel, nur durch Aus stellung künstlicher Nist» und Brutkästen an geeigneten Stellen vorgebcugt werden. Dergleichen Kästen, nach Angabe des um Land- und Forstwirtschaft hochverdiente» vr. Gloger ange- fertigt, lassen sich aber in den meisten Promenaden und in allen mit Bäumen und Gesträuch:» bepflanzten Gärten mit Leichtigkeit anbringen. — Die Kindcrzeugausstaltung für die in München be vorstehende Entbindung der F:au Herzogin Sophie in Baiern, mit deren Anfertigung die renommirtesten kiesigen Mode» und Weißwaarenlager beauftragt gewesen, ist dem Vernehmen nach «unmehr beendet und dürfte in dev nächsten Tagen I M. der Königin, die sich im Laufe des Monats Dccember zur Abwartnng der Niederkunst Ihrer Frau Tochter nach der bairischen Hauptstadt begeben wird, dorthin vorausgehen. — — Wie bekannt, geht unsere Staatsregierung, nachdem sie ein neues Civilgesetzbuch geschaffen, auch damit um. den Civilproceß zu reorganisiren. Zum Referenten der neuen Pco- ceßordnunz bei der jetzt zusammrngetretenen Zwischendeputa- tion ist nun der Appellationsrath Professor vr. Müller, Ab geordneter der Stadt Leipzig auf dem Landtag, gewählt wordxn. — Mit dem heutigen Tage tritt ein Unternehmen in- Werk, das den Brettern angehört, welche die Welt bedeuten. ES ist !das von der Frau Dirrctorin Agnes Nekmüller ge gründete „Eleven-Theater" das heute Abend um 7 Uhr auf der LaudhsuSstraße Nr. 7 eröffnet wird. Wir wollen nicht dis Schwierigkeiten erörtern, welche der geistreiche Dea- maturg und Schauspieler Eduard Devrient in Karlsruhe schon vor Zeilen in einem längeren Artikel über „Gründung von Theaterschulcn" aufgestellt hat. Lassen wir das Unter nehmen mit allen den Wünschen und Hoffnungen, die sich da ran knüpfen, in's Leben treten. Der Ausspruch Schillers: „Gebt ihm den Raum, das Ziel wird er sich setzen!' gilt vor allen Dingen dem angehenden Kunstjünger auf der Thcater- bahn und so mögen denn die jungen Leute sich in den vier gewählten Stücken: „Das Gärtnermädchen" — „Männer, treue" — „Der Better aus Bremen" und „Nummer 777" versuchen. Wenn auch die ersten Schritte hier und da un sicher sein sollten, dieß darf nicht stören, es fällt kein Meister vom Himmel, der größte Philolog mußte mit dem A-V C an fangen — Zu der demnächst in Frankfurt a. M. stattfindenden Delcgirten-Versammlung drS allgemeinen deutschen Arbeiter- Vereins ist von den hiesigen Mitgliedern dieses Vereins Herr Cigarrenmacher Richter von hier dcputirt worden. — Gestern Abend in der sechsten Stunde sind am Gast hofe zur Sonne im Poppitz einem hiesigen Lohnkutscher zwei schwarzbraun' Pferde, die an einem Bretwagen gespannt waren, abhanden gekommen. DaS eine Pferd ist eine Blässe mit weißem Hinterfuß, und auf dem Wagen befand sich ein Scheffel Hafer. — Das Areal der von der Commvn in der Wilsdruffer Vorstadt ar.gckausten drei Haus- und Gartengrundstücke hat «inen Flächeninhalt von 16,200 Quadrat-Ellen. — Eine sonderbare aber originelle Verwendung eines Dienstmannes hatte Schreiber dieses in einer größeren Re stauration der Neustadt Gelegenheit zn beobachten. Zwei Herren, dem bessern Stande angehörcnd, gcriethrn in ein Zer- würfniß. Unter verschiedenen Aeußerungen fiel nun auch die: „Sie sind der Verachtung Werth", ich meines Tbeil Halle mich aber viel zu hoch dies zu thun. Der Ruf nach der flinken Minna, mit dem Bemerken: „ein Diensimann!" hatte zur Folge, daß bald, wenn auch zu später Stunde, der Wunsch erfüllt wurde. Mittlerweile war der ganze Hergang zur Kcnntniß der Anwesenden gelangt, und der Besteller gab nun dem Dienstmann die stille Instruktion: „Verachten sie diesen Herrn eine Stunde lang!" Der Dienstmann und der zu Ver achtende sahen sich ob dcS Auftrages verdutzt an, und die Arbeit ging los Man muß Augenzeuge gewesen sein, um sich einen Begriff von der Situation des Herrn zu machen, als er Gelegenheit zur Aussicht auf die Kehrseite hatte, wo, wenn sich jeglicher Mensch herumdreht, das Gesicht seinen Platz nicht hat. Der Dienstmann behielt nöthigcn Abstand, belästigte nicht, und blies einer französischem Zeitung zeitweilig eins bedeutende Rauchwolke zu. Bei alledem herrschte die größte Ruhe, bis zuweilen der Ruf des Auftraggebers: „mehr verachten!" oder „Dienstmann nach Möglichkeit!" erscholl und neues Leben und Tätigkeit schaffte. — Auf der Seestraße ist es vor einigen Tagen wieder einmal vorgekommen. daß ein unbekannter Dieb, der au einem dortigen Verksussgeschäft in den Abendstunden vorübcrgegan- gen, rin dort aushängende; Kleidungsstück heruntergeriffen und entwendet hat. — — Die Gäste einer hiesigen Restauration in Antonstadt verlangten vorgestern von ihrem Wirth, daß er ein füsches Faß „Bairisch' anstecke. Letzterer holte darauf ein solches in ziemlichem Umfang aus dem Keller herauf, ließ es aber leider in der Hausflur liegen, und begab sich in die Gaststube zu rück, um seinen Gästen die prompte Ausführung ihres Wun sches anzuzeigcn. Als er „ach einigen Minuten in die Haus- stur zurückkchrte, um daS Faß in die Gaststube hereiuzuschaf- scn — war dasselbe verschwunden. — Ein unbekannter Dieb falle cs in der Zwischenzeit fortgeschlcppt und ist bisher auch icht zu ermitteln gewesen. — — Ein unbekannter Betrüger hat gestern früh zwischen 6 und 7 Uhr auf dem Wege zwischen Strießen und Tolke witz die nach Dresden mit Hunden hereinfahrenden Markt werber geprellt. Er hat sich nämlich von jeder Frau, deren Hund keinen Maulkorb getragen, unter dem Vorgehen, daß er vom königl. Gsrichlsami zur Aufsicht hierüber und zur Be strafung der Contravenienien angest-llt sei, 20 Groschen Strafe auszahlen lassen. Die Weiber sind aus Wachwitz und der Pillnitzer Gegend, und leider erst später, als der Brtrü- ger mit dem eincussuten Gelde bereits verschwunden, zu der Ueberzeugung gelangt, daß sie ihrer Leichtgläubigkeit zum Opfer gefallen sind. — — In der Nacht von letzter Mittwoch zum Donnerstag haben Diebe aus der verschlossenen Wohnung deS Comman- danten der Allstädter Neitercaserne verschiedene Effecten, wor unter zwei Uhren, im ungefähren Werth von 100 Thalern gestohlen. Das Schränkchen, in dem die Caffe verwahrt ist, war zwar angebchrt aber nicht geöffnet und daher auch nicht vusgeraubt worden. D e in der Caserne verqurrtirte Schwa dron hatte in genannter Nacht ein Tanzvergnügen und waren daher Treppen und Corridore ganz unbelebt. — In Marienthal bei Zittau sind 2 Personen an der Cholera gestorben, in beiden Fällen hat die Krankheit einen sehr rapiden Verlauf aeoonrmen. Außerdem sind noch 1 Choleraerkrankungen in Maricnthal gemeldet worden. — Aus Werdau wird am 23 kein Todesfall angezeigt. — AuS dem Plauen'schen Grunde. Das am 22. d. M. in der rothen Schänke zu Döhlen abgehaltene Wohl- thätizkeits-Concert für Werdau er:>ab, trotz des geringeren Besuches — es war ziemlich üble W tterung — einen Rein ertrag von ca. 26 Thlrn, welche Summe in diesen Tagen durch den Vorstand dcr „Harmonia" dahin abgesendel werden wird. — Auch die Freiherr!, v Burgk'sche Berg- und Hüt- tenkncppschast hat auf Veranlaffung ihres Bauherrn ca. 60 Thlr. für das schwer heimgesuchte Werdau unter sich einge- sammelt und abgeschickt — Unter den Erkrankien, die in neue rer Zeit im Plauen'schen Grunde vorhanden find, befinden sich auch, nach ärztlichen Mitteilungen, einige Chok-rinen- kranke, Loch hofft man, sie zu retten. — Km 22. d. M. wur den auf dem Reiboldtschachte durch das Vorübersahren eine- 'Eisenbahnzuges zwei vor einen ha'.bbclademn Kohlenwagen ge spannte Pftrde scheu und gingen mit demselben durch. Der Wagen wurde zertrümmert, doch ist zum Glück ein weiterer Schaden „icht geschehen. Der Fuhrmann hatte das Geschirr ohne Aufsicht q.laffen. — Bei der gestrigen Stadtverordneten-ErgänzungSwahl haben von 39t Wahlmänncrn 358 ihre Stimmen abgegeben. Von den Ansässigen sind als gewählt zu betrachten und er hielten die meisten Stimmen: Unruh, W'gard, Kkpperbeiri, Ackeraann, Verthelt, Gregor, Nietschel Anger. Hartwig, Gärtner, Holzhändl. Hübner, Wolfram, Biehn Kaden, Loose, Greigrn rc. Von den Unansüssigcn: Schütze, Gottschalk, Krug, Schöniger, Tagzesell, Kollbeck. Schmidt, Eder, Siez, Finke, Grüner, Krippendorf, Knöfel, Müller, Krenkel, Kir- bach, Preusche, Gasch, Rost, Sachse, Geucke rc. — Oeffentliche Gerichtsverhandlungen vom 25. November. In den heute anzesetzten Emspruchsverhard- lung-n ist in de- ersten von Ehebruch die Rede, dessen der Privatexpidicnt Franz Robert Siegelt sein« Ehefrau, Auguste Louise Siegelt, ged. Nitzsche, beschuldigt. In erster Instanz war die Frau wegen Mangels an vollständigem B-weise tlag» frei gesprochen worden, wogegen sie Einspruch erhob, wcil sie unbeschränkt freigesprochen sein will. Es blieb heute beim Alten. Es wurde ihr zur Last gelegt, mit einem Dritten in einem und demselben Hause ohne ihre» Mann gewohnt zu Hab n und zwar nicht tlos zufällig. Herr Arvocat Judeich stell'? daS V-rhältniß mehr als ein freundschaftliches dar. Die Sitzung war eine geheime, nur das Urtel wurde öffentlich verkündet. — Die nächi e Sache ist eine Privatcmkla-e, die der Röhrmeistcr Carl August Voigt sen. auf dem „weißen Hirsch" bei Dresden gegen den Winzer Carl Gottfried Kieß ling zu Lo'chtvch angestilll. Es handelt sich um zwei Beler- digunjirn, die Kießling -uisgcstoßen haben soll. Der Nich rr erster Instanz veimtheilte chn zu 7 Thaler Geldstrafe. Ein Gespräch auf dem Baron von Ealmuth'schcn W-inbergsgrund» stück zu Loschwitz ist oer Ursprung des Processi», Da soll sich Kühling im Unmuth darüber ausgisprochen h^be «, daß das Wasser wczblnbe nnd gesagt haben. „Das weiß ein Schocktcufel wo vaS Wasser bleibt entweder schlägt er'ö (ein technischer Ausdruck) kein! Prinzen oder Krim Direktor Pohl oder es in ein Schaben im Röhllager!' Damit soll eben Voigt 5«v. gemeint sein, der das Wasser unrechtmäßig zum Palais des Prinzen Albrccht von Preußen leite. Es kommt aber „sch eine Beleidigung hinzu, die Kießling deutlicher gegen Voigt am 20 Juli 1865 suSgestohcu haben soll. Sie lautet: „Vvizt ist rix Schuft, ich sage c» noch einmal, Voigt bleibt