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Rr. 32S. Zehnter Jahrg. ^scheint: «glich stütz 7 Uhr. Inserate «oerdeu angenommen r »iiSvendSS,Sonn tag» bi, Mittag» 1L Uhr: Wartenstra-e L». glasig, in dies Blatt«, da» jetzt n ILItv« Uremplareu erscheint, I»d»u »in« erfolgreich« Verbreitung. Sonnabend, 35. Rovbr. 1865. Tageblatt für Unterhaltung nud Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. »rock and «tgentham ber Heraurgeber: Liepsch sc Rrichardt. - Btraiilirc-Nücher NnItNS Rrlchardt. Msnnemmt: Vierteljährlich 2VN»r bei uiientgeldlicher Lie> ferung in'« HauS. Durch die «Snigl. Pos vierteljährlich 22 Ngr Einzeln« Nummer» 1 Ngr Inseratenpreise: gür den Raum rinn gespaltenen Zelte: i Sigr. Unter „Einge sandt" die Zeile L Ärgr. Dresden, den 25. November. — cka. Oeffentliche Sitzung der Stadtverord neten. (Schluß.) Die Debatte übe» den Ankauf de» Ja. kobShospital - Areals seiten des Gewerbevereins eröffnet Stell- Vertreter vr. Stube! damit, daß er in entschiedenster Weise da» ablehnende Votum der Fmanzdrputation vertheidigte. Die Stadt dürfe rin so werthvolleS Areal nicht so verschleu dern. Wenn mit dem Stehenlaffen der traurigen Planke, welche dieses Areal jetzt verunziere, der Stadtrath ein schlech- trS Beispiel gebe, so gebe er nicht minder ein solches jetzt dadurch, daß er da» Areal, welches durch die Eröffnung der direkten Verbindung der Stadt mit Plauen unendlich an Werth gewinnen würde, so ohne Weiteres veräußern wolle. Der Gewerbeverein sei vollständig rin Privatverein und re- präsentire nicht e nmal den Dresdner Gewerbestand, da ja alle Stände außer den Gewerbetreibenden auch in ihm ver treten seien. Wenn die Commun dem Gewerbeverein Lurch so billige U-berlassung dieses Areals eine so bedeutende Sub vention gewähre, so sei zu befürchten, daß viele andere Ver- eine, welche dieselben und ähnliche Zwecke verfolgen, dieselben Ansprüche erheben würden. Die Stadt könne unmöglich i» so unklare» Weise dem Gewerbeverein ein Geschenk von 6—7000 Thlr. machen. Soviel betrage es aber, wenn man bedenke, wie unverhältnißmäßig theurer andere Areale ver äußert würden. Allerdings seien die Areal-Abschätzungen durch die Sachverständigen des StadtrathS als ungenügend bekannt, wie sich das evident bei der ehemaligen NaihSbaderei gezeigt habe, sür deren Areal das Doppelte erlangt worden sei, als diese veranschlagt. In ebenso entschiedener Weise greift Stadtverordneter Waller l> das Deputationsvotum an: DaS Areal sei zur Zeit ein wahrer Scandal sür die Stadt, der Gewerbeverein wolle aber dort ein Haus erbauen, welches der Stadt zur Zierde gereichen würde. Zu städtischen Zwecken gebe rS genug andere Areale, das des Jakobshospi. tals sei übrigens zu vielen Zwecken nicht geeignet. Diene msn der Stadt, wenn man durch Nichterbauung deS Hauses Nachthei'e für dieselbe Hervorrufe? Das Gewerbehaus soll eine Pflanzschule der geistigen Bildung sür den ganzen Gewerbe« stand w-rd n, komme also intireet der ganzen Stadt zu Gute. Man habe so viel Geld auSgegrbin für Dekoration von Häu» fern und Brücken, da follte man doch hier nicht sparen wol« len Außerdem wolle der Gewerbe-Verein dieses Haus nicht ausschli-ßlich für sich bauen, auch andere Vereine aller Art sollen darin eine Stätte sinken. In Bricg haben die Stände, in Görlitz die Commun ein GewerbchauS gebaut. Wenn man mit Recht so große Summen für die Bildung der Kinder verausgabe, so möge man doch nicht karz sein, wenn es sich um BilduegSmittel für den gesommten Gewerbestand handle. Stellvertreter Walther will deswegen mit der Deputation stim men, weil keine bestimmte Summe vorliege, mit welcher dis Commun durch Veräußerung des Areals den Gewerbeverein unterstützen würde. Später würde er sich recht gern für eine Subvention zum Hausbau auSsprcchen. Stadtverordneter Clauß morivirt die Nothwendigkeit eines GewerbchauseS für Dresden, bringt viele Beispiele anderer Städte, in denen die Commun der Gewerbevereine sich angenommen habe und ver wahrt sich gegen die Annahme, als wolle der Gewerbev-rein ewaS geschenkt hab,n. Die Quadrat-Elle zu 3j Thlr. sei ihm angetoten worden. Stadtverordneter Müller meint: das Areal sei gar nicht so werthvoll Außerdem möge man be- denken, daß man den Pallast der Kreuzschule auch nur für einen Theil der Bevölkerung erbaut. Stadtverordneter Schil ling ebenfalls für das Deputationsvotum, auS Princip, nicht wegen des geringen Preises, denn er wolle nicht mit dem Gewerbevereine, der wohl auch ein anderes Areal finden würde, feilschen. In dieser und ähnlicher Weise sprechen noch die Stadtverordneten vr. Schaffrath und Spieß (N:fe,ent) für, die Stadtverordneten Walt.r II, Clauß und Siehe: ge gen das Deputationsvotum. Nach langer Debatte beantragt Stadtverordneter Adler Schluß derselben, welcher genehmigt wird Es erfolgt nun die gestern mitgetheilte Ablehnung. — Der Königs. Garde-Stabsrrompeier H-rr Friedrich Wagner, hat auf seiner Kunstreise im Cursaul zu Wiesbaden, Mainz. WsrmS, Darmstadt, Würzburg u. s. w., wie dortige Blätter berichten, mit dem größten Erfolg conccrtirt. Der selbe wurre wegen seinen künstlerischen Leistungen zu einer Audienz za Sr. König!. Hoheit dem Groß-Herzog von Heffen- Darmstadt befohlen, woselbst ihm die größte Anerkennung zu Theil wurde. — Wir werden um Aufnahme nachstehender Berichtig, ung ersucht Den 2t Novbr. In der heutigen Nummer der Dresdner Nachrichten befindet sich in einem Berichte über die GewerbevereinSsitzung vom 2l. eine Aeußerung von mir über einen bevorstehenden Stadtverordnetenbeschluß so unvollständig wirdergegebrn. daß er sinnentstellend wird, indem es den An- schein gewinnt, als hätte ich daran grzweifrlt, daß die betref fenden Herren nach ihrer vsllen UeberMgung abstimmcn wer den, oder als habe ich tt;r klares R-.cht li'-nweifeln wollen, ander- als nach unserem Antra:,e zu entschritt«. Vielmehr habe ich sowohl als Her: Or Nentzsch au dis Spitze uns«».» Mittheilung gestellt, daß sich der eventuelle Beschluß der Heeren Stadtverordneten über die Gewährung des von uns beantrag ten Platzes zu einem Geweebeverrinshauss felbsti-rrständlich „durchaus unserer Kritik entziehe", ich h-rbe hiuzugefügr, daß ich gar nicht zweifelte, daß ein Beschluß in diesem Sinn:- ebenfalls sich offenbar des Beifalls eines sehr großen Ttznls der Bürger schaft erfreuen werde; daß aber dann ebensowohl dem Laien d. h. den Nichtstadtverordneten gestattet sein müßte, die Frage cmf- zuwcrfcn: Wo bleiben die Conscquenz-n rc.; nur nachdem man mir von eener Seite her gesagt hatte, daß die Deputa tion an der Anlage einer Restauration im Gewerbevereins- hauis Anstoß genommen, habe ich allerdings das Beispiel anderer offiziellen Versammlungen, wo es sich noch um daS freiwillige Erscheinen in einer Vrreinsversammlung handelte, angeführt, und damit lediglich das Bedürfniß einer möglichen Erfrischung bei langen Sitzungen Nachweisen wollen. — Oberinspektor V Tauberth. — Am letztvergangener Mittwoch gab die Singspielhalle des König!. Belvedere «in Concert in Brauns Hotel. Das zahlreiche, sehr animirte Publicum, bewies auch in diesen Räu men tun Mitgliedern, wie schnell sich Letztere beliebt gemacht haben, und folgte sämmtlichen Vorträgen mit Theilnahme und großer Befriedigung. Die Gesangs-Nummern der Damen v. Bohlen und Stoll, sowie des Herrn Heksch ginaen correct und sicher, und mußten «i» capo gesungen werden. Dem Pianisten ist jedoch eine größere Aufmerksamkeit anzursthen. — Frl. Felix glänzte in einem Coloscherz v. Krüger und in der hoch komischen Scene „Up ewig urrgedeelt", die im Verein unt Frl. Brüning und Herrn Wohlbrück so drastisch und zwcrchstll-rschütternd ausführt wurde, daß die Darstellung „eben nur ganz vorzüglich genannt zu werden verdient. L:tzt- genannt: Scene ist bereits vielfach wiederholt, eine Re- pertvir-ölummer des jungen Unternehmers geworden, und wird sich zur Freude der Besucher hoffentlich noch lange auf dem Programm erhalten. — tr. Als ein Zeichen ungewöhnlicher Triebkraft in der Natur ber der jetzigen milden Temperatur sei mttgetheilt, daß an dem Wegs nach Loschwitz am LUer der Elbe Sträucher mit völlig ausgebiideten sogenannten , Maikätzchen' zu sehen sind, während in der Nähe des Dorfes des Auge durch ein in völliger Vlüthe stehendes Rübsenfeld überrascht wird, und daS Alles — kurz vor December. — Herr Direktor Ne?müller hat zue Bequemlichkeit des Publikums jetzt einen im Parterre deS Hauses Amaliensiratze Nr. 5 gelegenen Billetvirkauf eingerichtet. — Heute beginnt der neuengagirte Musikdireclor des Witting'schen Musikchorcs, Herr Strauß- in einem Shmpho-üe- Concert auf dem Lincke'schcn Bade seine künstlerische Tä tigkeit. — Der Gärtner und herrschaftliche Flurschütz in Oppitz bei Bautzen, von dem wie in voriger Woche beuchtet haben, dessen losgegangeneS Gewehr ihm den rechten Arm zrrschme.- tert hat, ist am 21. d. M., an seinem 23. Geburtslage, trotz Amputation und ärztlicher Fürsorge, zur großen Betrüblich seiner Mutter und drei Schwestern unter unsäglichen Schmerzen gestorben. — Nächsten Montag findet in dem Saale des ehemali gen Klinikums dis uste Sitzung des Landes Medicinal-Colle giums statt Die Sitzung ist nicht öffentl ch, was um so be dauerlicher ist, a-s jedenfalls recht interessante Debatten und Meinungsaustausche zu erwarten sind. — Vergleicht man die Fleisch, und Wurstverkaufe vor 25 Jihren mit den jetzigen Lad n, so glaubt man dieselben par nicht wieder zu erkennen. Damals ein enger Raum mit hölzernem Tisch, daneben ein Hackestock, Abends erleuchtet durch ein Jnseltlicht, die Würste und Fleischwaarm an den düsteren Wänden berumbaumelnd, und jetzt: ein Etabllffement, wie es Meister Renz auf der Wilsdrufferstraße Nr. 18 in seinem Hause errichtet. Die Ladentafel und sonstige« fein- n Meubeln in braun fein polut mit ächt silberner Kanürung. große Spie gel, ein reich mit Silber decorine? Gaskronleuchter, zwei große silberne Waa;en mit vergl Gewichten, die delikaten Fleisch- waarrn auf's Geschmackvollste deconrt — man muß Appetit bekommen und kann sich nur freuen, wie such diese Branche mit dem Zeitgeist« fortgeschritten ist. - Auf dem Transport vom Polizei- nach dem Gerichts- Hause entsprang vor einigen Tsgen eine Gesan-geu:, ein Mäb- chen von ca 1!) Jahren, ihrem Transporteur und verschwand in dem Hause der LandhauSstraße Nr. 7- Der Mann de» Gesetz:-! postirte sich vor dem betreffend-!, Hauöcinganze und nun begann durch herbeigeholte Hilfe unter Beistand der Haus bewohner ein allgemeines Luchen, welches nach Verlauf ge raum:: Zeit mit der Wiedererlangung der AuSgenffenen en- d.te S.e harte sich im vierten Stock in eine Bodenkammer geschlichen hinter sich zugeriegelt, wurde aber doch endlich da selbst hiv.isr einer stffe versteckt gefunden. - Eia hiesiger Schuhmachermeister erzählt uns, daß er am Dienstag Abend in der Quergaffe zwischen der großen und kleinen Brüdergasie ohne den geringsten Anlaß und Ur sache von vier ihm begegnenden Soldaten bei der Gurgel ge packt und zu Boden geworfen worden sei. ES gelang ihm, sich schnell empo zuraffen und den entfliehenden Thätern nach- zueilsn, so daß einer derselben in der Schrffelgaffe arretirt werden konnte. Der Schuhmachermeistcr hatte ein Fäßchen mit Bier getragen, was ihm bei dieser Gelegenheit abhanden gekommen ist. — Viele Birrkenner loben jetzt außerordentlich die Güte deS Waldschlößchevbieres und behaupten, daß sie dasselbe seit Jahren so gut nicht getrunken hätten. Man will wissen, daß jetzt noch ein großer Theil des ganz besonder» gut gerathenen Sängerbieres auf dem Waldschlößchen zum Ausschank gelange. — Treffende Antwort In einem Lande — der Name thut nichts zur Sache — gab es «inen Prediger, wel cher einst bii einer feierlichen Gelegenheit eine Rede gehalten, die bei einigen seiner Amtsbrüder von orthodoxer Richtung Anfloß und Aerger erregte. Der Mann hatte ihnen viel zu frei gesprochen, das wurmte und Einer der Pharisäer wußte sich das Manuskript zu verschaffen, was denn auch der brave Redner ohne allen Argwohn aus den Händen gab. Schon am andern Tag ging das Manuskript nebst einem Begleit schreiben, das der Rede falsche Ansichten und Absichten zu Grunde legte, an einen gewissen Consistorial- und Kir chenrath nach der Residenz ab, der, was dir Absender doch eigentlich hätten wissen sollen, als rin freisinniger und aufge- Härter Mann bekannt war. Die vermeintlichen anstößigen Stellen hatten die Dunkelmänner im Manuskript eingebogrn, oben an den Ecken das Papier eingeknippen, jedenfalls um dem Beurtheiler die kostbare Zeit zu ersparen. Die Pharisäer freuten sich schon in der Stille, wie der liebe Amtsbruder einen Verweis, eine Nase bekommm werde. Zu ihrer Ver wunderung aber kam das Manuskript schon am zweiten Tag wieder in ihre Hände nebst einem Brief, worin der Confisto- rialrath (er ist unlängst verstorben) die Bemerkung machte: daß er in dem ihm zugesenccten Manuscript nichts Anstößiges gefunden habe, als — eine Menge Eselsohren * Der Gefängnißwart der Bleikammern. Vor Kurzem ist auch ein altes Stück Venedig in'S bessere Jenseits hinübergkg-'ngen: der alte Cuflode in dea Bleikammern im Dogenpalaße. Tausende von Menschen in der weiten Welt werden sich des alten, silberhaarigen ManneS erinnern, der sie gelegentlich ihres Besuches in der schönen Dogrnstadt in den schauerlichen Kerkern der Inquisition, mit der brennenden Facke: voran, herumführte, und stets bemerkte, daß jeder Staat so lange mächtig sei, als er die politischen Verbrecher und Beschwörer mit eiserner Hand züchtige; — eS war dies ,eine stehende Floskel, mit der er die Fremden verabschiedete, worauf men dem Alten, der den letzten Dogen Venedigs Ma- nin ganz gut kannte und sogar einige Zeit sein persönlicher Dimer war, das Trinkgeld in die Hand drückte, das er schweigend und blos das schwarze Sammtkäppchen lüftend, einsteckt?. Ein junger Custode, ein gewesener Feldwebel von Huu^witz hat ihn bereit- ersetzt, und macht sich ein Vergnü gen daraus, dem Fremden die Denkwürdigkeiten d r Bleikam- m rn auch deutsch zu erzählen. * Was einer herrathslustigen Wittwe in Preu ßen passiren kann. Tine junge reiche Wrttwe fühlte sich, nachdem der Mann, mit d»m sie nur wenige Jahr« zusam- mrngelcbt hatte, durch den Tod bereits zwei Jahre von ihrer Seite gcriffen worden war. so sehr einsam und verlassen, daß sie, uin nicht ganz in Melancholie zu versinken, vor welcher Krankheit bekanntlich kein Geld schützt, selbst wenn man es mit Scheffeln messen kann, sich nach einem zweiten Ehegemahl herzlich sehnte. Wie alle junge Mädchen, hatte auch diese trauernde Wittwe in ihren ^ücksischjahrm ein Ideal gehabt, daS ihren Jahre» angemessen war, und für das sie sehr ge schwärmt hatte. Bor fünf Jahren, als sie trotz dieser Schwär merei zur Ehe mit ihrem Seligen schritt, hatte das Ideal, das damals die Zwanzigerjah»? erst um ein Weniges Über schritten hatte, sich nicht etwa das Lrben genommen, rein, es war nur in die weite Wrlt gegangen, um dort seinen LiebeS- schmrrz zu vergessen und sich hinreichende Mittel zu erwerben, um später auch einmal an Giündung eines Hausstandes denken zu können Diesem Jugendgetiebten schmachtete nun die trostbedürftige Wittwe rach; cs gelang ihr auch, von sei nen hiesigen Verwandten seinen ferner» A-fcnthKt zu ermit teln und eine Correspondenz mit ihm anzulnüpsen, die end lich, wir vorherzusehen und ja auch erw mscht war, dahin