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Rr. 386. Zehnter Jahrg. Erscheint: «glich stüh 7 Uhr. Inserate «erdeu angenommen: »ii Abend» ü,Sonn tag» bis Mittag» 1L Uhr: Marienstrage 18« Lvjeig in dies. Blatt«, da« jetzt i» ZLoerir ilktmplarrll erscheint, Kaden eine ersolgreich« Nerbreituug. Mittwoch, 82. Rovbr. 1863. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. /bonnement: vterteljährlich 20 Ng: bei unentgeldlicher Lir serung in'« HauS- Durch die KLnigl Ps! vierteljährlich 22 Ngr Eiuzekie Nummer» 1 Ngr. Inseratenpreis«: Für den Raum ein«» gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile L Rgr. Druck und vigenthmu d«r Herausgeber: Äkpsch <k Nktlhardt. — Berantwottlicher Redacteur: IllltUS Nklchllrdt. Dresden, den 22. November« — L e. Maj. der König hat genehmigt, daß der Ober hofmarschall von Gersvorff das von Sr. Maj. dem König der Niederlande ihm verliehene Großkrenz des Ordens der Eichenkrone und der Criminalpolizei-Commissar 1)r. zur. Urban und der Frsmden-Commiflar von Bose dm ihnen von Sr. Maj dem König von Preußen verliehenen rothen Adler. Orden 4. C.affe amichmen und tragen — Ee. Hoheit der Prinz Anton von Hohenzollern-S'g- «aringen rst gestern früh 1 Uhr nach Wien abgereist. — Wie wir hören, hat der Aquarellenmaler Werner, der vor Kurzem am allerhöchsten Hose seine Farbenskizzrn vor gezeigt, als Beweis der Anerkennung für seine ausgezeichneten Leistungen auf dem Gebiete der Kunst.Aquarell-Malerei auf Befehl Sr. Maj. des Königs einen wrrthvollen Ring zugesiellt erhalten. — Der großherzoglich badische Staatüminister Freiherr V. WelSheim, der bisher den Gesandtenposten des Hofes von Carlsruhc zu Wien und Dresden bekleidete, ist hier ringettof- sen, um sein Abberufungsschreiben Sr. Maj. dem König zu überreichen. — Die Dresdener Handelskammer hat beschlossen einen Antrag an die StaatSregierung zu stellen, welcher dahin zielte, gewisse Uebelstände des neuen Handelsvertrags mit Oesterreich hervorzuheben, die dortigen hohen Schutzzölle für gefärbte Garne zu betonen und daran die Erwartung zu knüpfen, die StaatSregierung möge doch künftig vor Abschluß solcher wich tiger Handelsverträge die Kammern um ihr Gutachten ange- hen. Auch die Handelskammer in Leipzig schloß sich an, in dem sie gleichfalls an die Negierung den Antrag stellte, dir Stimm? der Kammer zu hören, bevor sie Unternehmungen, wie die kürzlich gegründete Sächsische Bank in'» Leben treten lasse. Die Handelskammer konnte den Ausdruck ihres Erstau nens nicht unterdrücken, daß die Negierung habe zulassen kön- nen, wie das provisorische Comitb sich bei Placirung der Ak tien den Lömenanthril, der übrigen Geld- und Handelswelt Sachsens aber nur einen verschwindenden Antheil an der To tal Emission zugewiesen habe. — Einzulösende Noten. Die Frist zur Einlösung der Ein- und Fünf-Thaler> Noten der Anhalt Dcffanischeir Landesbank ist bis zum I. Juli 1866 wrlängert — Da» Residenzstädichm Rudolstadt ist in großer Auf regung wegen eines Vorfalls, der lebhaft an den sächsischen PruiMkauv erinnert. Während nämlich der regierende Fürst Günther zu Jagd in Frankrnhausen war, hat man versucht, seine zwei Kinder zu rauben, einen Prinz und eine Prinzessin, Ztvillrngsg-schwister. im Aller von ül Jahren. DaS Vorhaben soll aber durch einen der Theilnrhmrr verrathen worden sein, so daß dieselben, nachdem sie mittelst einer Leiter in das Zimmer gestiegen waren und sich der Kinder bemächtigt hatten, auf der That ergriffen werden konnten. Einer von ihnen ist bereits als ein Nr. W. ermittelt worden, der aber seit seiner Verhaftung kein Wort geäußert hat. Näheres weiß man noch nicht. Dem Fürst Günther hatte man vorläufig aus Scho nung (er ist 72 Jahre alt und liebt die Kinder ungemein) noch keine Meldung gemacht. — In einer bei Herrn General-Consul Felix KaSkrl vorgestern stattgcfundenrn Soiröe glänzte der berühmte Pianist Carl Tausig durch unübertroffene Bravour und seelen vollen Vortrag Ebenso erfreute Frau Tausig-Vrabcly und Fräulein Serafina Vrabely durch reizenden Vortrag der Echumann'schen Variationen für 2 Flügel. Gleichzeitig hat- ten wir Gelegenheit eine ganz vortreffliche Sängen» in Frau Jvkowicka aus Warschau kennen zu lernen. — Heute den 23. November hat der VioliuvirtuoL der Keil'schen Liederhalle, Herr Steffen Mayerhoser. sein Benefiz. Es ist dem jung«» Künstler ein volles Haus zu wünschen. — Wie wir hören, ist Herr Advocat Judeich zum Ver- theidiger deS Mörders Reumann, welcher den Schneider Feßler l rrmord-t', ernannt. Da die offenst-» Geständnisse vorliegen, ^ so dürfte dir Hauptverhandlung, für deren Beiwohnung ge. wiß Einlaßkarten vom Direktorium ausgegeben werdxn, nicht Umehr lange auf siL warten lassen. — Herr Professor Wilhelm Herrmann aus Braunschweig gab om Sonntag Abend seine erste Vorstellung in der Kunst der Improvisation, leider vor einem srhr geringen Publikum, aber einem sehr gewählten, das in Bezug auf die Themata, die dem Improvisator aufgegrbm wurdm, alles Mögliche leistete Herr Hrrrmann hotte einen harten Stand; denn die Thema!« wurden ihm aus allen Bereichen de» Wissen», au» Scherz und Ernst, au» Kunst und dem gewöhnlichen Alltag», leben zugetheilt. Im Nu sprudelte eine ganze Fülle rein.poetischer Gedanken, in romantische, bunte Bilder qr- kleidet, au« dem Munde des Künstlers, von dem man glau ben mußte, daß ,r die Verse vorher künstlich gedrechselt. Im Sonette, im Akrostichon leistete er Meisterhaftes, so daß jede einzelne Piece von großem Beifall begleitet wurde. Unter den aufgegebencn Sachen heben wir im ernsten Genre „Die letzte Stunde einer dramatischen Künstlerin — Lucrezia Bor gia — Cleopatra — Schleswig-Holstein" hervor, urter den launigen: „Bismarck mit und ohne Schönhausen — Beust und Bismarck — Vom Handkuß zur Kußhand — Parallele zwischen den Mädchkir und den Fröschen — Die Brühlsche Terrasse" u. A. m. Auf Herrn Slaatsminister von Beust machte er folgendes Akrostichon: „»Le»! S-rchsen Dir auch tn-ne Herzen, löo hat nicht Recht aus Dich allein, Ulnmiitelbar gehörst Tu Allen. 8o weit die deutschen Worte halten 'L'rinkt man Dein Wohl lur deutschen Wein!" Alle diese Themata verwertete Herr Professor Herrmanp in der glücklichsten Weise und traf allemal die beste Pointe am Schluß. Die Kunst der Improvisation auf einer solchen Stufe von Vollendung, wie bei H rrn Hrrrmann, augelangt, ist der vollsten Beachtung Werth. Hoffen wir, daß die näch sten Soireen besser besucht sind — In vorvergangcner Nacht wurde das vom Kahntrei ben aus Pirna zurückkehrende Schimmelpferd des Lohnsuhr werksbesitzer Domschke in der Gegend von Strießen von einem entgegenkommenden Ei-spänner mir der D-ichscl in die Brust gestoßen, so daß das Pferd todt auf dem Platze blieb. Das Unglück war trotz der Beleuchtung, durch falsches Ausweichen helbeigeführt worden sein. — Was purzeln soll, daS purzelt doch! DaS erfuhren am Sonntag Vormittag drei weiß gekleidete Mädchen, die in einer Droschke nach der Kreuzkirchr fahren wollten. Wir sagen: „fahren wollten", aber es kam eicht dazu. Als sie mit der Droschke an'S Gewandhaus kamen, ging ein Rad los. Der Wagen erhielt also eine schiefe Richtung und die drei „Weißen" auch Sie stiegen aus, hilfreiche Hände stop pelten das Ganze w eder zusammen und die Fuhre ging auf'» Neue loS. Kaum waren sie fünf Häuser weiter gefuhrwerkt, da siel es dem Rade noch einmal ein, abzugehen. Dasselbe Manöver, wie zuvor — nur mit dem Unterschiede, daß die drei Weißgekleideten nunmehr es vorzogen, zu Fuß weiter zu gehen. — Am 19. früh gegen 6 Uhr brach zu Krumbach in dem aus sechs verschiedenen Gebäuden bestehenden Höppner- schen Etablissement Feuer aus, durch welches daS Hauptge bäude sowie ein Nebengebäude mit dem Krempel- und Echeer- saale, in dem das Feuer entstand, bis auf die Umfassungs mauern niederbrannttn. Nur der größten Anstrengung ge lang es, di-: übrigen Gebäude zu retten. Hierbei stürzte auch leider der Sohn des SLenkwirthS Geldrich aus uner Höhe von 30 Fuß auf das Pflaster im Hofe herab, so daß er be wußtlos und lebensgefährlich am Kopfe verwundet vom Platze getragen wurde. — Wie man uns heute mittheilt, soll der Hund, der vorgestern auf der Wiesenthocstraße erschossen wurde, in der Thierarzencischule für toll nicht befunden worden sein. — Gestern wurden 60 Ccntner Pulver mittelst Achse durch Dresden durchgeführt. Dasselbe kam aus Westphalen und ging nach Schlesien. — In einer hiesigen Restauration kamen am Freitag Abend mehrere Verhaftungen wegen Pharaospielens vor. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag wurden ebenda von den revidirenden Gensd'armcn Spieler beim Pharao betroffen und die Bank, circa 200 Thlr., mit Beschlag belegt, die Spieler aber ausgcsordcrl sich nach Hause zu kezeben; sie mochten indeß auf ihr Spiel zu sehr erpicht sein, denn einer der GenSd'armen der zufällig am Sonntag früh dort wieder einsprach, fand die Unermüdlichen noch immer beisammen und zwar wieder bei« Pharao Es erfolgten acht Verhaftungen X — Einer am ChaisrnbauS feil haltenden Marktfrau ge- riethen gestern durch den Kohlentopf die Röcke in Brand. Glück- licher Weise bemerkte sie dies noch rechtzeitig und hatte Be sonnenheit genug, durch rasche Griffe dem drohenden Unglücke vorzubeugen. — Verschiedene Bettenverleiher und andere Familien hiesiger Stadt, die einer Tischlergesellens Ehefrau von hier Betten gegen entsprechende Vergütung zum Ausleihen anver traut hatten, find durch dieselbe in nicht geringen NermögmS- schaden gebracht worden. Die Frau nämlich hat die Bett-n, anstatt sie der Verabredung gemäß auszuleihen und dadurch sich einen Erwerb zu verschaffen, an verschiedene hiesige Pfand leiher versetzt. Wie wir hören, soll die Zahl der Betten, die sie auf diese Weise r-chtSwidrig verpfändet, sich auf 38 Stück vollständige Gcbett Betten belaufen, und die Summe, die sie darauf geliehen, mehrere hundert Thalcr betrugen. — Aus Krimmitzschau vom 21. November wird dem Dresdner Journal mitaetheilr: „Von den am 16. dieses Mo nats beim hiesigen Rathe angemeldclm fünf Cholerakranken ist leider eine Person am 17. d. M. verstorben. Dagegen sind drei vollständig genesen und nur eine ist noch in ärzt licher Behandlung, befindet sich aber in bester ReconvaleScenz. Ein neuer Erkrankungsfall ist bis heute, also seit vier Tagen, nicht vorgekommen. Wir glauben hieraus die Hoffnung schöpfen zu dürfen, von weitrrm Auftreten der Eholerakrank- heit in unsrer Stadt verschont zu bleiben." — Von vorgestern an ist die Bahnlinie zwischen Boden bach und Prag auf der Sächsisch-Böhmischen Bahn wieder frei geworden. Der Bergsturz, welcher die Bahn verschüttet und unfahr ar gemacht hatte, war so bedeutend, daß es fast einer Woche Zeit bedurfte mit Aufbietung vieler Menschen- kräfts den Schutt und die Steine zu beseitigen — Di: Loire« musicalo, welche am Montag von Schülern der Tröstler'schen Lehranstalt für Tonkunst, unter Mitwirkung deS Violoncellisten Hrn. Hoffmann von hier, zum Besten der Nochleidenden in Werdau m Meinhold's Saal veranstaltet worden, legte ein erfreuliches Zeugniß von der Gediegenheit der an der Anstalt wirkenden Lehrer und dem von künstlerischem Eifer beseelten Streben der Zöglinge ab. Das Quartett L-moll von Beethoven, von den Mitwirkenden correct und präciS auSgeführt, eröffnst« das Concert Ihm folgten die vom 11jährigen Feodor Dechsrt mrt Sicherbeit vorgetrazenen Variationen von Mahsecer. In der Arie auS „Titus" und di!ai Liede „An die Ferne", in welch' letzterem Hr. Boße doS begleitende Violinsolo übernommen, überraschte unS FA. Olga Häßler durch die Fortschritte, die sie in we nigen Monaten gemacht. Ihre schöne volle Stimme hat an Stärke, Metall, Seele und Empfindung gewonnen Herr Böhme trug ein Weber'sches Conrcrtstück für Pianoforte und Herr Lehmann für Violoncello eine Fantasie von ServaiS vor, Bride mit gewandter Technik und Routine Eine Fan tasie für Violine von Leonard von Herrn Boße vorgetrazen, bildete den Schluß d-S zahlreich besuchten Concertts. — Herr ttr. Feodor Wehl wird im Hörsaal des K. naturhistorischen Museums nächstens drei Vorlesungen halten, worin der bekannte Publicist die E-ttstehung und die Wirren des jungen Deutschlands schildern wird. Jedenfalls ein inte ressanter St- ff, zumal dieser Theil unserer Literatur mehr aus de n Leben als aus Büchern seine Darstellung empfängt und bn der sprachlichen Gewandtheit des Vortragenden die Vollkommenheit um so sicherer ist. Die drei Vorträge werden am 27. November, il. und 18. Dezember Abends statt- finden — Vom I. December an wird die Telegraphenstation HcrlaSgrün wieder eingehen. — — Vorgestern Morgen stürzte ein Beamter in der Nähe des GeorgrnihorS in Folge AusglcitcirS auf einer schlüpirigen Substanz so unglücklich zur Erde, daß ec sich an der rechten Hand die Daumrnröhre z-rsplitterte. — Öffentliche Gerichtsverhandlungen vom 20. Novbr. (Schluß) Diebstahl und Unterschlagung ist es gewesen, welche der Amalie Juliane Lehmann beim Gerichts- amt Schönfeld 4 Wochen und 1 Tag Gefängniß eingebracht. Sie diente zuletzt in der Restauration auf dem PorSberge und erregte dadurch Verdacht, daß sie plötzlich in Kleidern und Putz größeren Aufwand als sonst machte. Man fand bci ihr Quantitäten gebrannten und ungebrannten Kaffee im Werth« von je 4 Ngr 2 Pf. und 1 Thlr. 6 Ngr. 4 Pf. arch ein S:ück Zucker war da, etwa 7 Pf Werth. Sie ge steht zu, das Alles ihre: Dienstherr schatt gestohlen zu haben. Ferner bekennt sie. zebnmal hintereinander I Ngr. von dem Erlöse von Möhren, die sie nach de: Stadt zum Verkauf fuhr, für sich behal'en zu Halen. Sie wurde verhaftet und saß vom 22 August d I. bis zum September in Unter suchung. Es wird benttrkr, daß sie von ihrem Brodhcrrn noch Lohn zu fordern hat, also reichlicher Schadenersatz da ist. H:rr Staatsanwalt Held ist für eine Ermäßigung der Strafe. He.r Advocat Schanz glaubt, daß der Gerichtshof auch der Ansicht der König! chen Staatsanwaltschaft sein werde. Die lange Untersuchungshaft sei nicht gerechtfertigt, die Lehmann habe vollen Ersatz geleistet und sogenannte „Schmänzelpfmkiige' mache sich fast jeder Dienstbote. AuS den 4 Wochen und 1 Tag wirken nur 3 Wochen Gefängniß, von denen aber zwei schon als verbüßt anzusehen sind. — Zum Schluß noch eine Privatunklage die der Maurer und Musikus Karl August Vöhmrrt in Südnitz Wider den tasigm Gastw'.rih Friedlich August Eben angestellt. Vöhmert war wegen Widersetzlichkeit gegen erlaubt- Selbsthilfe mit 3 Tagen G:sängniß bestraft worden, die er bereits abqeseffen. Ebert soll wegen Körpe-Verletzung 5 Th'r. Geldstrafe bezahlen. Gegen letztere- Urtel erhoben Be.de Einspruch, der Eine, weil 5 Tylr. zu wenig, der Andere, weil 5 Thlr zu viel sind. Wenn Böhmert schwört, daß ihn Ebcrt so furchtbar geschlagen, dann zahlt Ebert die 5 Thlr Böhmert war, um kurz die Sache anzudeuten, in Eberls Lchankwirthschaft in