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Rr. SSL. Zehnter Erscheint, u^tch früh 7 Uhr Auserale <o«rd«u angenommen; »t» Abend» 8,Sonn- tag» bi« Mittag» 12 llhr: Martenstrag« 13« dlozttg in dies Blatt«, »a» letzt in 12001» Ix»mplar«n erscheint, Anden ein« erfolgreich« V«rbr«itung Sonntag, IS. Rovbr. 1885. Tageblatt für Unterhaltullg und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Morrnemerik: vleneljahrlich 2V N.' bei unenigeldlicherb . serung in'« Hau: Durch die KLuigl Pvs vierteljährlich 22 Ngr Einzeln« Nummer» 1 Ngr Snseratenpreise: Aür den Raum «in«, gespaltemn Zetlr: 1 Ngr. llnter „Eing«- sandt" die Z»il« L Ngr. Druck and Etgenihum d«r HrrauSgeber: Liepsch 8k Nkichardt. — Berantwortlicher Redactror: ÄlttiUS Vlrichardl. de» 19. November. — Se. Königl. Maj hat genehmigt, daß der Besitzer der Standesherrschaft Königsbrück, Ernst Graf Wilding von Königsbrück, Fürst von Rabatt, daS vom König von Preußen ihm verliehene Ehren-Ritterkreuz des St. Johanniter-OrdenS annehme und trage, dem Ober-Postdirector von Zahn daS Comthurkreuz zweiter Classe deS Verdienstordens und dem Ober-Postrath von Auenmüller das Ritterkreuz desselben Or- denS, sowie dem im Leinwand-Exportgeschäfte I G Hennig u. Comp, zu Löbau angestellten Waarenleger, Webermeister Carl Gottlieb Pfeiffer, die zum Albrechtorden gehörige Me daille in Silber verliehen. — Die Eröffnung der mit großer Spannung erwarteten Singspielhalle im Königl. Btlvedere fand am 16 d M. unter großem Zudrang de» Publikums statt. Die Einrichtungen und das Arrangement der Bühn»: sind geschmackvoll und zweckmäßig, war von vornherein auf die Zuhörer einen ange- nehmen Eindruck machte. Was die Leistungen der Mitglied r anbelangt, deren Zahl, wie wir hören, noch in diesen Lagen vervollständigt wird, so weisen wir vorläufig auf die einstim migen, durchweg anerkennenden rauschenden Beifall»bez«igungen der Zuhörer hin. denen wir uns gern anschlirßen. Daß man dem Unternehmen gewogen ist, beweist die mit jedem Tage sich steigernde Frcqumz. Die Komik, als Basis emeS solchen Unternehmrns, ist vertreten durch Herrn Friedr. Wohlbrück, als früheres Mitglied d«S hiesigen Hoftheaters und als Künst. ler par exslloncv rühmlichst bekannt, und Frl. Brüning, einer Soubrette, wie sie sein muß, ebenfalls schon beliebt und viel fach ausgezeichnet. Gleich ausgezeichnet schließen sich diesen die übrigen Mitglieder an, deren einzelne Leistungen zu be sprechen, wir später Gelegenheit nehme» werde». Möge Herr Marschner, der von seinem S-andpunkt als Wirth ebenfalls bemüht ist, daS Publikum zu fesseln, an den Erfolgen semer, inmitten der Stadt bequem gelegenen Singspielhalle dauernde Freude haben. — Die kältere Jahreszeit bringt alljährlich ein willkom menes Product, welches sich seit einigen Jahren wie in Paris, Wien re auch bei uns «ingebürgect hat. Es sind dies die gerösteten Maronen, welche unter Anverem bei He-rn Alois Schauer, Scheffelgaffe 35, täglich und stündlich warm und frisch geröstet zu haben find - Den seit dem 6 Norembrr hier tagenden Zwischm- drputationen der 3 Kammer (die Abgg. Haberkorn, Sachse, vr. Hertel, Orhmichen, Setter, Günther, Rtedel, Bering und Uhlemann) sind folgende Gegenstände zur Vorberathung über wiesen worden: 1) der Entwurf einer Sirchenvorstands - und Synodalordnung, sowie der Grfttzcntwurf, die Vertretung der evangklrsch lutherischen Kirchengememden brtreffend; 3) der Ent wurf eines Berggesetzes; 3) eine Vorlage über Abkürzung der Landtage und 4) über Herausgabe eines LandtagSdlatteS. Auch sind zwei Zwischendeputationen der 1 Kammer zusam- mengetrrten, eine für Berothung der Kirchenordnung rc. und die zweite für daS Berggesetz. — Die preußische N. U. Zeitung hat abermals durch Angriffe auf Herrn von Beust, welche stine .Tischreben' brr, spotten und „deffen Büreaus mit der Vogelwiese und Braun'S Hotei" auf eben so unsinnige, «IS verleumderische Weise in Verbindung bringen, der Würde großmächtttcher Politik nn»n Dienst zu erweisen geglaubt, und ei darf dies, so lange Sach sen einmal sortfährt, rin selbstständiger Staat zu sein, nicht Wunder nehmen: wohl aber, daß ein hierlänbische» Blatt, die Sonst. Ztg, jenen fremden Fein»se!i-kntm, Nr. 367, insofern beitritt, als sie daselbst s»gt: „Und darin hat stt (die N. A. Z.) nrcht Unrecht, die Schützenges,llschasten sin» allerdings keine paffende Arm« Dieselben repräsmtiren ja weder ein politi sches Princip, noch die Stadt, noch dte öffentliche Meinung." Diese letztere Behauptung ganz dayinjestellt. so werden doch unsere Schützenfest« notorisch in der bei weitem übrr-oiegenden Mehrzahl von hiesigen Bürgern gefeiert, und darüber, daß der H>rr von Beust rn seiner Stellung kein Hmderniß er blickt, sich, gleich andern höchsten Bsamten und selbst au»wär- tigen Gesandten, dabei zu bctheilüzen. wäre Wohl um so we niger von der Sonst Ztg ein Tadel zu erwarten tzewesrn, als es ja außerdem fast an jstder Gelegenheit zu einem un- mittelbaren gesellig Meinungsaustausch zwischen den Bürge;« und Mitgliedern der Regierung fehlen würde, während d-ran, daß hierbei gcgrffe» und getrunken wird, Anstoß zu nehmen, im Hdiblick auf Frankreich und England gar zu kleinstädtisch sein würde. Wie übrigens die Const. Ztg. gerade i« jetzigen Augenblicke einen Tadel gegen Herrn von Brust mit der Pflicht des Anerkenntnisses für die Stellung, welch« letzterer, den Frankfurter Drohnotrn gegenüber, zn Gunsten der Sonst. Ztg. soeben erst vertreten hat, sowie dm Umstand, daß durch jenen Tadel dm in andern als BolkSkreism wahrnehmbaren miß- lirbigm llrtheilm über die Bolksfrrundlichkrit des Herrn . von Beust Vorschub geleistet wird, mit der Wahrung der VolkSinteressen, welche die Const. Ztg. auf ihre Fahne ge schrieben hat, in E »klang zu bringen gedenkt, muß als Sache deS Zartgefühls und des politischen TacteS natürlich der Const. Ztg. selbst überlaffen bleiben. — Gestern früh gegm 3 Uhr brach in dem Gehöfte deS Gutsbesitzers Klemm, in der Nähe d«S weißen Hirsches Feuer aus und brannte bei dem heftigen Winde, Scheune und Wohnhaus nieder. Es waren 6 Spritzen am Orte, konnten aber wegen Wassermangel keine Hülfe spenden. — Ein gewiß zahlreiches Publikum wird es der Be hörde kaum genug zu danken wissen, daß die so äußerst wich tige Verbindungüstraße, die Ammonstraße, endlich eine schöne Pflasterung erhält, und es verdient die außergewöhnliche rasche Ausführung dieser Maßregel die höchste Anerkennung. Zu beklagen ist freilich hierbei, daß diese Straße weder Schleuß«, noch Wasserleitung hat, und daß die Anlegung dieser ebenfalls nothwendigen Baulichkeiten daS Wiederauf- reißm des Straßenpflasters zur Folge haben muß Wie man nun aus vielen Beispielen bereits weiß, verursachen letztge dachte Baulichkeiten nicht nur lange Hemmungen usd Ab sperrungen der Passage, sondern es wird auch das Straßen pflaster selbst bei dem vorsichtigsten Zuflicken in einen äußerst schlechten, für Fuhrwerke höchst nachtheiligen Zustand versitzt. — — Ein von der Generaldirection projectirteS Gastspiel deS Tmoristen Niemann auS Hannover ist wegen der «nor men Forderung desselben — 60 Friedrichsdor pro Abend — nicht zu Stande gekommen. ES ist kein Wunder, wenn ein Mann, der daS Leibpfrrd seines Königs zu reiten sich be dungen, auf hohem Pferde sitzt. (De. Th. Ztg ) — Auch in Krimmitzschau sind, wie das Dr Journal bedauert berichten zu müssen, zwei Cholerafälle, ein schwerer und ein leichter, vorgekommsn (Späterer Nachricht zufolge sind bis 17. d. Mts. im Ganzen fünf Cholsraerkrankuvgen daselbst eing,treten) — Zum Anschluß an die Linien des Deutsch Österrei chischen Telezrüphenvereins werden die an der voztländischen Staats-Eisenbahnlinie gelegenen Eisenbahnbetriebs-Telegraphen stationen zu Treuen, Lenqenfeld, Auerbach. Fattenstein, Ols- nitz und Adorf vom 1. December dieses Jahres an für die allgemeine thelegraphische Csrrespondenz eröffnet. — Der Stadtrath zu Zwickau macht bekannt, daß, da dir Cholera-Epidemie in Werdau noch immer forteauett, be schlossen worden sei, in diesem Jahre den Jahrmarkt, nicht abhalren zu lassen. — Zum Besten der Nochleidenden in Werdau wird nächsten Montag, den 30. d. M. von den Schülern der Tröstler'schen Lehranstalt für Tonkunst, unter Mitwirkung des Violoncellisten Herrn Hosmann von hier, eine Soiree mu- sival« gegeben werden. — Ueber den FelSeinsturz an der böhmischen Bahn bei Liebschitz und Kralup berichtet die Prager „Bohemia" unterm 15. b.: In der Nacht auf gestern wurde eine über 20 Klaf ter lange Strecke dcr nördlichen Staatsbahn, etwa 100 Klaf ter außerhalb der Station Liebschitz gegen Kralup zu, durch herabgrflürzte FelSmafsin verschüttet. Der in dcr Mcht auf gestern von Prag nach Bodenbach abgrgan§ene Lastzug Nr. 39 sollte die Station Liebschitz noch 1 Uhr Morgens Jassiren. Der Zng verspätete sich jedoch und passirte erst gegen Z8 Uhr Morgen« diese Station. Als drr Zug sich etwa 100 Klafter außerhalb dcr Station bewegt«, erscholl plötzlich ein fürchter liches Getöse und eine Ei schittt>rum; wie von einem Erdbeben, zugleich stürzte ein ungeheurer Frlsbtock, begleitet von mehre ren Tausend kleinen Trümmern, knapp vor der Maschine a»f die Bahn so daß eine Strecke von 30 Klaftern sammt dcr unterhalb derselben sührendm Fahrstraße und des; knapp a-o. Ufer befindlichen Treppttwege verschüttet wurde. Der Zug führer konnte die Gewalt des Zages nicht mehr hemmen, und s» rannte der Zug mit voller Kraft in daS Geröll?. Be, »re- sein Anprall« wurden die Maschine und 4 Wagen stark be schädigt, 2 Waggons schoben sich in-inand-r und wurden gänzlich zertrümmert. Z„n Glück wurde von dem Betriebs- personnle Niemand verletzt. Als dir Maschine bereits an das Girölle anstieß und über die größeren Trümmer auf wärts stieg, versuchte der Heizer von der Maschine abzusprin- gen, de, Raschinrnführer aber, der eine staunenswert!;« Gei stesgegenwart bewies, hielt ihn mit voller Kraft am Arme zurück und rettete ihm dadurch das Lcben. Die Güterbeför derung auf der Strecke Prag-Bodenbach wurde bis zur Frei machung der Bahn eingestellt. Dir Personenzüge verkehren jedoch regelmäßig, da die Passagier, an drr beschädigten Stelle mittels Kähnen überschifft werden. Die Freimachung der Bahn erfordert ungeheure Anstrengung und Vorsicht. Die immensen Kelsirümmrr können nur durch Sprengungen von der Bahn geschafft werdrn Die Bohrungen hierzu fingen ü-«m> W>—-s» L!.' gestern an und wurden die vergangene Nacht fortgesetzt. Wenn nicht durch die Erschütterung der Sprengungen neue Fels- Massen abstürzen, hofft man die Bahn nach zwei Tagen fahr bar zu machen. — Concert. Fräulein Selin Nitze gab am Sonntag, den 12. November Mittags 12 Uhr im Saal des Hotel de Saxe eine Matinee musicale vor einer großen Anzahl einge- ladener Personen, in welcher sie in dem großen Trio für Pianosorte, Violine und Violoncello von Mendelssohn (U-woll) und dem großen Septett für Pianoforte, Flöte, Oboe, Horn, Bratsche, Cello und Contrabaß von I. N. Hummel (1. Satz) Op. 74 das Pianoforte spielte, und auf demselben Instrument Arabeske von R. Schumann Op. 18, Loreley von H. Serling Op. 2 und Concertpolka von Wallace Op. 48, vortrug. Ihr gewandtes Spiel erwarb sich vielen Beifall und macht ihrem Lehrer, Herrn Döring alle Ehre. Der Erfolg wird bei dieser höchst beachtenswerthen jungen Künstlerin noch bedeutender sein, wenn sie ihrem Vortrage noch etwas mehr seelischen Ausdruck beigesellt. Die Herrn Kammermusiker Baumgärtel, Böckmann, Fürstenun, Göring, Lorenz, Medefind und Trautsch spielten in dem Trio und dem Septett die anderen Instru mente mit künstlerischer Sicherheit und Fräulein Katinka Herr mann declamirte zwei Gedichte mit angenehmem Organ aber etwas zaghaftem Ausdruck. — Der Ertrag der von Herrn Schulz zum Besten Wer- dau's gegebenen Vorstellung hat sich auf 45 Thlr. gestellt. Heute hält Herr Schulz seine Abschievssoiree, was eigentlich zu bedauern ist, da diese Unterhaltungsabende zu den interes santesten gezählt werden müssen. — Am Donnerstag Nachmittag wurde auf der große« Zie- gelgaffe ein jugendlicher Verbrecher erwischt, drr zwei Tage vorher einem Beamten auf dem Transport nach dem ArbeitS- hause, wo er sich ein Jahr lang zur Besserung aufhalten sollie, entsprungen war. Trotzdem, daß Opitz, so heißt er, sofort steckbrieflich verfolgt war, hielt er sich doch frei und offen in der Stadt auft brachte die wenigen Nächte der Frei heit, die ihm durch daS ,Entspringen geworden waren, in den warmen Wartesälen hiesiger Bahnhöfe zu und unterhielt sich sogar ohne Scheu mit anwesenden Polizeibeamten. Als Grund zur Flucht gab er an, er wisse, wo m der Nähe der Blase- witzerstraße 2000 Thaler vergraben seien, die wollte er sich holen und dann nach Amerika gehen. Das „Gehen" wäre schon „gegangenaber das „Holen" hätte sich insofern schlecht gemacht, da man ihn eben holte. Opitz hatte noch beim Ent springen einm grünen Paletot deS ihn tranüportirendcn Be amten, welcher ihn an Letzterem während des KaufenL der Fahrbillets auf dem Leipziger Bahnhofe unterdeß zum Halten gegeben worden war, mitgenommen und denselben wahrschein lich verkauft, da er ihn bei fernem Einbringen nicht mehr hatte. Ec sagte, er hätte ihn wcg.reworfen. Opitz gehört dm gebildeten Ständen an. — <1t. Heute Nachmittag 4 Uhr eröffnet im Hotel de Saxe die Ausstellung zum Besten des hiesigen PestalozzistifteS den Neigen der Wohl'hätigkettsausstellungen, welche alljährlich um die Weihnachtszeit veranstaltet werden. Der aufopfernde Fleiß edler Frauen und Jungfrauen, sowie die gütige Für sorge bewährter Gönner und Freunde jenes Stifts haben zu dieser Verkaufs- und VerloosungSauSstellung wieder eine recht erfreuliche Anzahlf schöner und nützlicher Gegenstände beige- steucrt, die heute und morgen von jugendlichen Vnkäufennncn nach billiger Taxe verlause werden Die unverkauft bleiben den Liebesgaben werden noch vor Weihnachten verlasst, und Loose zu 5 Ngr. werden im AuSstrllungssa-tte abgegeben. Möge dieser woolthätigen Stiftung, welche in ihrem Waisen» crzichungShause (Löbtauer Str. 3) und in iyren beiden Ar- bettSarchalten für arme Knab:n uno Mädchen der Verwahr losung unter den Kinder» zu suunn bu>üht ist durch diese V.ranicaltung eme reich fließende H lfequeüe erwachsen — Der rühmlichst bekannte Lquareüe-inrler Carl Wer ner auS L'-ipzig ist mit einer reichhaltigen Mappe voll Skizzen, den Ergedn-.ffen seines lcyren Ausflugs ,n dm Orient, hier angekomnun und har die Eh:e gehabt, dieses höchst werth- volle und lxteressaitte A bum am vorx-estrigen Bommtag Sr. Majestät dem König, II. MM. den Königinnen von Preußen, Amalie und Marie von Sachsen zur Beschauung vorzulegen. — — Auf d:r Camenzer Straße ist gestern Vormittag in der Kammer eine- dort gelegnen Logis dadurch rin kleines Schadenfeuer entstanden, dag e.n sechs Jrhre altes Kin - beim Euchen nach einem Geldstück mit dem brennenden Licht dem Bett zu nahe gekommm war. Es ist ziemlich das Bett ver brannt, durch schnelle Hilfe eine.- Nachbarin aber Weitere- Unglück verhütet worden. — — Ir welch' unverschämter Weise das Publicum bis weilen von Bettlern belästigt w rs, darüber wird uns fol gender Vorfall mitgetheilt Am vergangenen Sonntag findet sich ein Bettler, anscheinend rin Handwerksbursche, in einem