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Nr. 3L6. Zehnter Erscheint: «altch früh 7 Uhr. Inserate W,rd«u angenommen: U, LbendS tt,Sonn- Lag» bi» Mittags 1L Uhr: Marienstra-e 13. SUqeig in dies Blatt«, da, jetzt in ILVV« rssempjare» erscheint» Anden «io« erfolgreich« v«rdr«: rag- Donnerstag, 16. Rovbr. Iduiü. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: TlM-or Drodisch. Monnement: vterteljährlich 20 Ngr bei uneulgeldlicher Lie ferung in'» HauS. Durch die LNnigl Pos vierteljährlich 22 Stgr Sin-eln« Niimmern 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum »in« gespaltenen Zeit«: t Ngr. Unter „Stug»j sankt" die Zeit» 2 Agr. Druck nad Slg«nrhum d«r Herausgeber: klepsch Nkichardt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Neilhardt» de» 16. November« — b'e. Majestät der König hat an Stelle des als Com- Pagnie-Cemmandant in die Linie -ingerückt-n bisherigen Bri gade Adjutanten Hauptmann von GerSdorff, den Oberleutnant Larruß d S 10- Infanterie-Bataillons zum Brigade-Adjutan ten der 3 Infanterie-Brigade ernannt. —8. I k H. die Frau Kronprinzessin und Prinz Wasa I H wohnten am Dienstag im zweiten Theattr der Vor- strllung de historischen Gemäldes von Ad. Reich: „Roth schild" o e. „Di« Geheimnisse des Hauses Rothschild" bis zum Schluffe b'l. Wenn dasselbe auch nicht Repkrtoirpiick zu wer den ve.'p. cht, so gehört eS jedensvlls zu den besseren und zeichnet sich namentlich durch eure einfache, schöne Sprache und naturwahre Zeichnung der Charaktere aus. Gesprelt wurde an diesem Abend panz wack r und verdienen namentlich Frl. Pause, die in der Rolle der Esther wieder einmal an ihrem r.chten Platze war, sowie die Herren Fiedler (Amschel), Schein (Schie), Stern iZadrk) Stritt (der Fürst) und Rhode (v. Ei chen) ganz besonderes Los. Endlich ist auch dem recht fühl- bar gewordenen Mangel einer Soubrette abgeholfen, da hof fentlich das Gastsprel des Frl. H lene Hoffmann don Bremen, die sich in ,,Kurmärkcr und Picard.", in ,E,ne verfolgt« Un schuld" und „Gmen Morgen, Herr Fischer" als eine in Er scheinung, Stimme und Spiel tüchtige und höchst brauchbare Vertrete,in dieses Aach s documentirte, zu ein-m dauernden Engagement führen wird. — In letzter G.werbevcreinSsitzung wurden 81 neue Mitglieder auigencmmen und 12 zur Mitgliedschaft empfoh len. Hu,auf gab He r Partikulier Busvld einen durch mehrere hund.rl Z-ichnungen erläuterte» R isebencht. Redner führt« die V rsammlung über Mersebu'g Naumburg, Schul pforte, Fie.burg a U, Weimar, Rudolstadt, Blankenburg, Ilm, Arnstadt, Erfurt, Eorha, Eisen-ch. Kallenberg, Koburg, Sonnenberg ur d Bai-euth bis nach Nürnberg, zeigte ihnen alle inter-ffamen Bauwerk«, erläuterte die Architekturen und Ornamente, wachte aufme-ksam auf Kunst-, AlterthumS- und Nc.tu> wissenschaftliche Sammlungen, sowie auf hervorragenden Gewerbebetrieb und die dabei verwendeten Hilfsmittel forderte auf, auch be> unS in Sachsen den so einträglichen Seidenbau und di« im Süden mit kr viel Vortheil betriebene Leporidrn- zucht (Bastarde aus Haase und Kaninchen) ernzusühren und machte schließlich noch einen Abst. «her nach der Schweiz, in welcher er in rächst-» Versammlung dem Gewerk,veieine Führer und Lehrer s,i" wird Nachtem Herr vr. Nentzsch, als Besitzender, d>n Dank de» Vereins für so interessanten und so sorgfältig und mühevoll vo»bereiteten Vortrag ge bracht hat, zei,,1 H.rr Kausma, » Weitzmann eine neue Art von Nähmasch ne vor die überwendlich näht und mit welcher euch Knopflöcher hergestellt weiden können. Es arbeitet die selbe mit 2 Nadeln, von oben und von unten und ist auch von Schuhmachern zum Zusammenstößen der Lererblätter mit Vortheil zu verwenden. — Zum Schluß wurden noch aus GewerbeaussttHungen eingegangene Gewinne, die von Herrn Heinrich geschenkten Sänger karten und die den Herrn WelS gleichfalls geschenkt» Emmachebücher versteigert. Die Ver sammlung ward« beehrt durch d e Gegenwart der Herren Vorstände der Gewerbe-Vereine von G.oßenhain nnd Glashütte. — Die Singspielhalle (Salon varivt«), welche Herr Marschnrr am heutigen Tage in seinen oberen Salon- dem Publikum öffa t. ist in ihrem Arrangement mit Eleganz und Zierlichkeit angelegt Es sind mit großen Opfeen bewährte Künstler und Künstlerinnen au- weiter Ferne verschrieben, und wenn wir nur den Namen des Komikers Wohlbrück an führen, dü ste di«S schon rin Beweis sein, daß das Unterneh men sich in dirstr Kategorie wesentlich hervorhebt. — Vorgestern Vormittag kurz vor Ankunft de- Wiener Zuge« haben sich auf der Strecke von Prag nach hier, S:a- tion Liedschütz, Steinmaffen abgrlöst und dadurch di« Bahn für kurze Z«,t unsahibar gimacht. Durch diesen Aufenthalt trafen diese Züge Ij bis 2 Stunden später in Bodenbach ein. Ein Unglück ist dabei nicht vorgekommea. — Ueber die gist>rn erwähnte Himmelserscheinung peht unS von anderer Lene noch Folgendes zu: ES war in der Nacht vom 12. zum 13. d., als ich in Begleitung eines Frrun- des um 3 Uhr die WrlSdrufferstraße passirte. Wir befanden »nS in »ieffrer Conve-iiuiorr. als wir plötzlich durch ein blitz, ähnliches Leuchten erschreckt, unwilllürlrch nach dem Himmel sahen und in unmittelbarer Nähe Lei kleinen Bäc die von Ihnen beschriebene Erscheinung in Art eirer Rakete entstehen sahen. Dis Epchünung behielt ihre Gestalt, bis zu welcher Zeit, weiß ich nicht. Nach rueiner Überzeugung oder Mei nung »st eS nichts anderes als ein sogenannter Meteor ge- >»tstn. — Lei dtm hiesigen kaiserlich französischen Gesandt,«, Baron von Forth. Rouen, hat gestern Nachmittag ein große» Diner stattgrfunden, zu dem, außer den hiesigen Herren Ge sandten, auch die höchsten Staats- und Hofbeawten eingeladrn waren. — — In Alisattel bei Lommatzsch ist in der Nacht vom vergangenen Sonntag zum Montag in der dortigen Schänke Feuer auSgebrrchrn. und in Folge dessen nicht nur die Schänke, sondern auch mehrere Nachbsrgebäude nieverge brannt. — — Zwischen Liegau und Langebrück ist vorgestern Nach mittag eine Frau von eine« unbekannten Mannsperson ange- halten und ihrer Baarschaft im Netra-e von 6 Thlr. 20 Ngr. beraubt worden. Der Räuber hat sich auf ihre Bitten später bereit finden lassen, chr den Betrag von 20 Ngr. zurückzu geben. — — Sollte da- ein neuer ErwerbSzweig sein? O ihr armen Hm de, was wird mit euch noch Alles geschehen! Kommt in diesen Tagen -in Mann nach dem stromaufwärts an den Elbusern gelegenen Dörfern, legitimirt durch Papiere aller Art, kommt n ch Reustriel-.en, Blasewitz und Loschwitz und rrnlvct sich bei den betreffenden Ortrrichtern oler Gerichts schöppen - als ler Caviller von Dresden, der hier seine Na zia unter den viersilbigen, bellenden und kläffenden Dörf. lern beginnen will und auch beginnt. In Neustrießen beglei tete ihn. da sich der Mann als Caviller legitimirte, der da- sig- Gerichtsschöppe, in Blasewitz der Nachtwächter — gussi als Wohlfahrtepolizei und wer in Loschwitz ihm «Wirte, bleibt sich gleich. Das Geschäft begann. Die Taxe! und Russe! und Bussel wurden schaarenweise weggefangen, namentlich wurden in Vlasewitz in den Häusern rechts von der Ziegel scheune viel Ge angne gemacht. In Loschwitz muß en sechs Köter aus d>n höchsten und niedrigsten Ständen dran glau ben. Nun fiel das aber allgemein auf, daß der Brigante alle mal, wenn sofort 10 Ngr. gezahlt wurden, die Hunde wie dergab und das Geld einsteckte. Zu einem Hundebesitzer sagte er gar: „Ja, wenn R nicht bezahlt reiß ich dem Hunde gleich den Kops weg!" Der Mann dachte, was nützt mir ein Hund chne Kopf — und zahlt;. So nahm der „Ca viller" nach und nach ein schönes Sümmchen ein und meint«, er hätte auch den GerichtSiprengel Döhl-.n mit zu bereisen. Nun soll sich aber schon ein Genidarm in Vlasewitz sehr an gelegentlich erkundigt haben nach ihm — und wir werden ja hören, ob er vielleicht eingefangen wird. Tas wäre aller dings eine sehr seltene Industrie! — Am Weißeritznühlg abrn, in der Nähe der Pulver mühle, hat sich gestern Morgen gegen 7 Uhr ein blauer Dienstmann in seinem dort gelegenen Quartier erschossen. Dem Selbstmord, der in Gegenwart der Logis wir thin und noch mehrerer anderer Personen in Ausführung gebracht wurde, scheint eine Gemüthskrankheit, herbeigeführt durch andauernde Kränklichkeit, zu Grunde zu liegen — — Auf der großen Brüdergasse ist vorgestern in den späteren Nachmittage stunden ein Schaukasten, in dem sich Eiuis, Portemonnaies und andere Gegenstände befunden, ent wendet worden. Später hat man denselben in den Zwinger- Promenaden, aber erbrochen und ausgeleert, auf^efunden. — — Eine Frauensperson, dir sich für eine v.rheiraihcte Frau aus Dresden ausgegeben, hatte vorgestern auf dem Bahn hof in Großenhain einem ihr dort begegnend-,, Gendarm die Anzeige gemacht, daß sie in der Nähe von Großenhain in dem Walde von einem unbekannten Mann angefall.n und ihrer Baarschaft von zwei T.erlern beraubt worden sei. Di« Frau war alsbald darauf don Großenhain in der Richtung nach Dresden abgefahren. Die hiesige Polizei soll he auf rrhal- tene Meldung dis Vorfalls in der Person eines hier aufhält lichen dienstlosen Mädchens aus Tharand ermittelt uns durch ihre nähere Befragung und ihr eigenes Geständniß festgestellt haben, daß sie die Geschichte mit dem Naubanfall und ihrer Beraubung nur erfunden und zu dem Zweck erlogen hat. um auf dem Bahnhof in Großenhain Mittels zu erregen, und auf diese Weise Geld zur Bestreitung der Eisenbahnfahrt von dort nach Dresden geschenkt zu «ha len, wozu ihr die eigne Baar- schast nicht mehr ganz gekannt hatte. - — In der ThomüSmühle in Leipzig wurde am 13. der Arbeiter Schneider von den Mühlsteinen zei gu.tscht — Am 13. hat man im Holzstalle des Marketl'schen Hauses in Leipzig, in w-.lch-m der des Raubmordes verdächtige Künschnec wohnte ein Päckchen mit 5 Zehnrhaler- und 2 Fünf- thalrrscheinrn gesunden. — In E.sterberg sind am 13. d. der W:benmist r Jahn und dessen Ehefrau dadurch erstickt, daß der Dampf eines »n unteren Parten elukale ausgedrochenen Feuers in ihr Schlaf, gemach gedrungen war. Die ang-brarnien Wollwaaren wu den vor Weilerverbreitung des Feuers noch rechtzeitig gelöscht. Siche«», Vernehm n nach ist von der König!. Sächs. Regierung die Gcr.rhmigung zum Bau der Eisenbahn von M Leipzig nach Zeitz über Pega« mit möglichst naher Berührung der Stadt Zwenkau erfolgt. — Oeffentliche Gerichtsverhandlungen vom 15. November. Earl Gottlieb Schmidt, schwerer und vieler Verbrechen angcschnldigt, sieht ganz verkommen aus und ist eine jener Persönlichkeiten, die gewöhnlich im Freien campiren. Vor 46 Jahren zu Schönborn geboren, trieb er zuletzt Hand arbeit und kehrte nach mehreren bedeutenden Vorbestrafungen im Juli 1864 aus Zwickau nach Schönborn zurück und schien sich zum Besseren bekehren zu wollen; denn er fing an zrr orbeiten und wurde bei dem Schönbormr EibgerichtSbesitzcr Pietsch als Handarbeiter beschäftigt. Hier betrug er sich ab r sehr undankbar, indem er drei große und schwere Diebstähle verübte. Im Juli d. I. ging er von Pietsch fort, w e eS heißt heimlich und trieb sich arbeits- und mittellos umher. Er schlug seine Wohnung im Walde auf und mußte nunmehr für Proviant sorgen. EL wird nöthig sein, kurz alle die corpore, ckelicti aufzuzählen, die er aus den beiden, im Obrr- und Niederdorfe zu Schönborn gelegenen Pietsch'schen Gütern stahl und in den Wald hineinschleppie. In der Nacht vom 2. zum 3. September holte er bei Pietschen einen Mantel, 2 Paar Hosen, ein« Weste, ein Paar St-eseln, 2 zwölfpfündige Brode, 6 Kloben Flachs, ein „altes Waldhorn', eine große Parihie Butter, 30 Kä e, 10 Pfund Schweinefleisch, 21 P*.und Rindfleisch, 9 Kannen Kirsch» und Rumschnaps, eine Kiste Cigarren, 3 Säcke, Semmel und ein Buttertuch. Die Victualierr verzehrte er, die Mobilien verkaufte er theils an Fremde und an vorüberziehende Wanderer, theils verbarg er sie im Walde, Ws sie wiedergefunden wurden. In der Nacht vom 21. zum 22. Juli stahl er d-m Pielsch aus drr verschlossenen Fleisch- kammer, deren beweglicher Fenster er aufschob, 26 Pfund Würste und au» der Schirrkammer einen Scheffel Korn. Der Schlüssel zur Schirrkammer, oder vielmehr der Drücker dazu lag auf dem Fenster. Das wußte Schmidt, weil er dort ge dient. Die Würste aß er und den Scheffel Korn vertauschte er in einer Mühle gegen Brod. In der Nacht vom 14. zum 15. August suchte er das Oberdorf heim, er stieg in das hier befindliche Gut des Pietsch und stahl ein Etui mit 2 Cigarren, ein Paar Pantoffeln, eine Quantität Butter, Schinken, Fett, Käse, Semmel und eine braune Schüssel. Das schlrppre ,r Alles wieder in den Wald. Am Schluß der V rrirhmung deS Erbgerichtsbesitzers Pietsch ereignete sich eine Scene im Gerichtssaal. Pietsch trat vor die Anklagebank und erging sich in Vorwürfen gegen den Angeklagten, indem er ihm schließlich vorhielt: ,Du hast nicht nöthig gehabt, mich zu bestehlen, meine L.ute haben's bei mir wie die Kinder!" — Da meinte Schmidt mit Gestikulationen: , Na, ich war froh, wie ich von Euch weg war, da war's schlimmer wie im Zuchthause, die Waibsleite Haan mich schrecklich behandeltk Der Vorsitzende, Gerichtsrath Gross machte diesen beidersei tigen Expektorationen ein schnelles Ende. Schmidt stahl der Nacht vom 19. bis 20. Septbr. 1865 dem GutsbesiHr Schmidt in Schönborn ein Paar Stiefeln, die vor unS lie gende klare, wollene Jacke, ein Taschenmesser und eine Qu m- utät Brod uid Butter In der Nacht vom 25. zum 26.' September stieg er durch'- Küchenfenster in dem Grundstück des Gutsbesitzer- Nake zu Schönborn. Er hatte die Scheibe herausgeschnitten. Hier holte er stch ein Paar Stiefeln, eine Jacke, Speck, B.vd und Semmel. In der Nacht vom 24.' zum 25. September stahl er dem Gutsbesitzer Johann Gott, lieb Müller zu Lotzdorf bei Radeberg ein Paar Stiefeln, Semmel und Butter. Herr Staatsanwalt He.d sagt nur die wenigen Worte: ,Jch beantrage die Bestrafung deS Ange klagten auf Grund seiner Geständnisse!" Herr Advokat Robert Fränzrl kann nicht diel thun, cr erinnert nur die Richter an den Hung r und die No h, die Schmidt damals gelitten, die er zwar selbst verschuldet, welche aber für ihn sehr verführerisch gewesen Schmidt sei lein böswilliger Dieb, er habe nur im Drange deS Augenblicks gestohlen. Freilich liege Rückfall vor, ab-r der GerichtShsf möge beden ken, daß zwischen der zweiten und dritten Vorbcstrasung Schmidt- ein Zritraum von 20 Jahren liege. DaS Urtel Schmidt- lautete nach 12 Uhr auf Zuchthausstrafe in der Dauer von 2 Jahren. UassAgüfGtiGLL. Oesterreich. Die Unterhandlungen mit England wegen eine» Handelsvertrages sind unterbrochen worden, weil den englischen Unterhändlern die Vollmacht fehlte, als Gegenlei stung eine Erniedrigung der englischen Wein und Spin us» zöllc zu gewähren. Einstweilen werden die Verhandlungen mit Frankreich wegen eines Handelsvertrages begonnen. Preußen. Heute ist in Berlin die Gcnera'probe zur „Afrilanenn" von M'herbnr m>d Sonnabend soll die erst Ausführung derselben staitstnden. - Drn Gutsbesitzern des Gumbmner Regierungsbezirk», welche im vorigen Jahr die