Volltext Seite (XML)
Kscheivt: Aägltch früh 7 Uhr. Auserate tz^rdeu angenommen: »U Abend» 6,Sonn« tag» bl« Mittag» 1L Uhr: Marirnstra»« 1». «»zeig in dies. Blatt», da« jetzt in 1L0V« Exemplaren erscheint, ßaden eine erfolgreich, Verbreitung Tageblatt für Unterhaltung «nd GeschäktSverlchr. <« Mitredacteur; Theodor Droblsch. Druck und Aigenthmn d«r Herausgeber: Likpsch L Relchardt- - B-rantwoilltcher Redactenr: Julius NelcharLt. de» 1t. November. — Se. k H Prinz vsn Wasa ist vorgeflem von Frankfurt a. M. hier wieder ringetroffen — — Der königl. niede, ländische Gesandte, Graf Bylandt, ist zu Uebrrgabe seine» Beglaubigungsschreibens an unserem Hofe am 9. November aus Berlin hier eingetroffen. — Die königliche Amtshauptmannschaft allhier hat in Bezug auf die diesjährige Aushebung innerhalb ihre» Be zirks angeordnet, daß die Gestellung und körperliche Unter suchung der im laufenden Jahre militärpflichtigen Mannschaf len aus den Geiichteamtsbeznken Wiledruff, Dippoldiswalde, Radeberg, Radeburg und Moritzburg in der Zeit vom 25. November bis 1. December an den betreffenden Orten selbst, die Gestellung der Mannschaften aus den Gerichtsamrsbe- zirken Dresden, Schönfeld und Döhlen am 4 —7., sowie die des Bezirks der Stadt Dr.sden den 8., 9., 11, 13., 14, 15, 16. und 18. December d I. im hiesigem Gewandhause statthabe. — Ja den nächsten Tagen begeht die königl. Bergaka demie zu Freibtrg das Fest ihrer Säcularfri-r. Diese Welt berühmte Anstalt, deren Ln'änge als Unterrichtsflätte junger Leute in den Bergwissenschaften bis zum Jahre 1702 hinan reichen, wurde bei Gelegenheit der B such- der churfürstlichen LandeSherrschast in Freibirg am 13. November 1765 von dem damaligen Administrator deS Lande», Prinz Xaver ge stiftet und der General-Berg-Commiffar von Heyntz (gestor ben als königl. preuß Staatsminister und Direktor aller Bergwerke 802) und dem Oberberg> Hauptmann von Oppell bei dieser Gelegenheit beauftragt, den Plan zur Einrichtung der Akademie zu entwerfen. Zu Ostern 1766 begannen die ersten Vorlesungen in der mit dem nöthigen wissenschaftlichen Apparat ausgestatteten Anstalt, mit deren Gedeihen und Ruhme die Namen ausgezeichneter Lehrer und berühmter Schüler sich eng verbunden haben; die Festfeier wird der Nolabilitäten von Charpmti«, Geliert, Werner, LampadiuS, L mpe, Köhler, von Heynitz, von Trebra von Humbold, L. von Buch, von Herder und Anderer als besondere Zierden der Bergwissenschaft dankbar und erinnerung-voll gedenken und an die Reihe älterer Berühmtheiten die jüngeren Namen an- fügen, die heule Freibergs Akademie zieren. — Die D. A. Ztg. bringt die Schilderung eine» Feste», welche» in diesen Tagen dem auf eilen Gebieten de» Fort schritts unermüdlich und mit Eifolg thätizen Ludwig Vromme, aus Anlaß seiner silsernen Hochzeit bereitet worden ist. Wie da» genannte Blatt berichtet, gab die Abhaltung eine» seit vielen Jahren allherbstlich unter seinen näheren Freunden veranstalteten Abendessen» den Vorwand, dm Nichtsahnenden zu überraschen. Nach eingenommener Suppe öffneten sich die Thürrn de» Stroffer'schen Saale», und unter Vortritt de» Aovocaten Zacharias, welcher zwei schwere silberne Leuchter mit brennenden Kerzen trug, erschien Direktor Leonhard Heub- ner, gefolgt von vr. Herz, rin große», silberne» Schreibzeug tragend. Während aller Aufmerksamkeit auf diese Scene sich richtete, rollten zwei andere Herren zwei Lehnsessel unb merkt hinter da» gefeierte Paar. Heubner, als Prolog»» de» kleinen Dramas, «öffnete dem Jubilar, daß seine Freunde, dem im großm gegebenen Beispiele folgend, einen „Staatsstreich'* gegen ihn vollsührt, indem sie ihn unter falscher Vor- gäbe hirrher gelockt, um am Vorabende de» fünfund- wavzigjährigen Jahrestag» einer an der Seite einer treuen Gattin glücklich durchlebtest Ehe ihm ihre Ver ehrung und treue Anhänglichkeit an den Tag zu legen, zu- gleich aber nach Vorgang moderner Staattkunst seine Freund schaft und Liebe sich noch fester zu „anectiren". Der Redner übergab hierauf dem Jubilar dir Leuchter al» Sinnbild des Licht», dessen Verbreitung er sein ganze» Sein und Leben gewidmet, da» Schreibzeug a'S Quelle, au» welcher noch viele Worte für Wahrheit, Licht und Recht durch seine Hand stießen möchten. Die Lehns.ssrl aber sollten ihm keineswegs zur Ruhe dienen, denn Ruhe kenne er ja nicht, und alle wünschten, « möge sich der Ruhe noch lange Zeit nicht hin. geben ; „curulische Stühle" sollen eS sein, von denen herab er » al» Altmeister über die Zunft der Freisinnigen sein Regiment H führe Hierauf wurde ein Festgedicht, ebenfalls von Heubner 'verfaßt, durch Hm Dviflinger vorgrtragen. Nachdem der Gefeierte seinen Dank ausgesprochen, folgten einige gemein schaftlich gesungene Lieder, denen Professor Dr. Herz manche Erinnerungen au» alten schönen Zeiten in sinniger Weise einzuflechten gewußt. Heitere Trinksprüchr wechselten mit ßrnster Rede. — Ein mit Eislnstäben beladener Etellwsgen versank jener» Vormittag auf dem Neustädten Markt bi» en die Achse im Pflaster, und r» bedurfte «ner längeren Zeit, ehe e» gelang >hn wieder hrrau-zuwinden. — Vorgestern hat man einen hiesigen Portier, veil hersübr an der Tollwuth erkrankt war, in da« Krankenhau» gebracht. Der Hund, von dem er jedenfalls gebissen worden, soll ein kleines Hündchen gewesen sein, das ihm selbst gehört hrt und bereit« krepirt ist. — Soeben erfahren wir nach träglich, daß der unglückliche Mann vorgestern Nacht nach vorherge angcner furchtbarer Raserei an den Folgen der Tollwuth gestorben ist. — Auf der Bahnüberfahrt am Bahnwärterhäuschen Nr. 8 auf der böhmischen Bahn wurde gestern Vormittag der dort stationirte Bahnwärter Kummer von einem Milch geschirr aus Goh'iS überfahren, und dadurch an einer Schul ter, dem linken Knie und am rechten Fuß nicht unbedeutend verletzt. Das dem Geschirr vorgespannte Pferd hatte vorher die geschlossene Barriere durchbrochen und war später dem aus Bodenbach kommenden Eisenbahnzuge entlang der Bahn strecke entgegengelaufen. Zum Glück hatte der Lokomotivführer dies noch rechtzeitig bemerkt und den Zug angehalten Das Pf.rd ist darauf rech s ausgcbrschen und mit drm Wagen den dortigen Damm heruntergrstürzt. — — Frau Fanny Lewald macht in der National-Zeitung den mmschenfrmndl'.chen Vorschlag für B.rlin, die Soda- wasserbu en auch in den Wintermonaten zu benutzen und sie in dieser Jahreszeit in Theebuden zu verwandeln. Sie be- rechnet, daß bei sorglicher Zubereitung von 1 Loth Souchong- thee. der zu 1^ Thlr. ein Pfund zu beschaffen sei, acht gute Taffen Thee hergestellt werden könnten, und meint, daß, wenn man zu dem gelreferten Getränke auch «inen mäßigen Zusatz Rum oder Cognac auf Verlangen lieferte, diese» Unterneh men großen Segen, zumal bei der drohenden Cholerazrit, stif ten könnte. — AuS Werdau schreibt man dem „Dr. I" vom 9. November: Wie es den Anschein gewinnt, beginnt unsere Epidemie doch nunmehr eine Wendung zum Bessern zu neh men. Wir constatiren, der heutige Bestand der Cholerakran ken beläuft sich auf nur noch 29 und verstorben sind heute 3 Kinder; auch treten die Erkrankungen seit drei Tagen nicht mehr so acut, wie bisher auf. Mit vieler Freude haben wir hier vorläufig der heute wiederum eingegangenen reichen Sen dungen an Geld und Effecten zu gedenken. Die Zahl der bisherigen Cholera Erkrankungen beträgt 631, die der daran Verstorbenen nunmehr 169. — Am 7. d. M. Abends kurz nach 6 Uhr brach in den obern Räum n de» zum Ritterguie Netzschkau gehörigen Stall- gebäudeS Feuer au», in Folge dessen dasselbe bi» au: die Um fassungsmauern niederbrannte. Es ward Brandstiftung ange nommen. Am 8. Nachmittags denuneirtr sich der Weber L. aus Brockau als Urheber dieses F-uerS selbst — weil e» ihm im Innern keine Ruhe lasse. Derselbe gab an: er sei jetzt obdachlos und daher in dar gedachte Gebäude gegangen, um daselbst zu übe, nachten; hier habe er einen Neugroschen ver loren und deshalb ein Streichhölzchen angebrannt, durch die ses sei da« Stroh entzündet worden, das er nicht wieder habe löschen können. (Dr I.) — Die Behörde ist jetzt mit Umnumerirung der Häuser d » Rosenweges beschäftigt, um die vielen a » d-, «-Bezeich nungen der Neubauc wcgzubringen. — Zur Beruhigung der von üblen Dünsten Beängstig ten wird ptzt der sogenannte schwarze Landgraben, welcher durch das Jüngst'sche Grundstück nahe der Friedrichstadt führt, gründlichst geräumt. — An der Mittwoch Abend brachte der allhier unter der Protection Sr. Königl Hoheit des Kronprinzen bestehende Orchesterverein im Saale des Hotel de Saxe sein erstes Eon- eert in dieser Wintersaison zur Aufführung. Der Verein, dessen Mitglieder zum größten Theil Dilettanten find, steht unter Direktion des Herrn KammermufikuS Otto Kummer. Das Programm bestand in einer al» Ouvertüre aufgesührten, auS 3 Lätzen bestehenden Symphonie von Gluck, dem Con- crrt Nr. 2 für die Violine von Mozart, der 0-äur Sympho nie von Beethoven und der Pelva-Ouverture von Rußiger. Die Ausführung sämmtlicher Stück« legte Zeugniß dafür ab, eineStheil» daß der Dirigent, dessen Stellung eüe weit schwierigere ist, als Musikern von Fach geg-nüber, in die ver schiedenartigen ihm zu Gebote stehenden Kräfte ein möglichst einheitliches Spiel zu bringen gewußt hat, anderntheilS daß die ausübenden Mitglieder de» Vereins von Lust und Liebe für ihre Aufgabe beseelt sind, und daß nur rin fleißige», unter Leitung eines mit den Werken unsnrr großen Merster vertrauten Lehrers fortgesetztes Ueben der einzelnen Stücke da» erfreuliche Resultat, wie es die Aufführung ablrgte, her beiführen konnte. Da» Mozart'sche Concert, welche» weniger als Bravourstück imponirt, als durch die Gefälligkeit und Lieblichkeit seiner sielenvollm, in kunstvoller Werse durchge- arbeiteten Melodien entzück«, wurde von dem zwölfjährigen Sohne de» Herrn Dirigenten recht wacker vorg.ira-cn uni- namentlich die von Mozart vorausgesetzte Technik von dem selben mit Leichtigkeit überwunden. Ein vorzügliche» Instru ment, wie wir hören eine höchst werthvolle Violine von Lira- duari, welche der junge Violinist bei seinem Vortrag benutzte, wirkte effektvoll durch seinen vollen, runden Ton. Das Publi kum bewi<« sich sehr dankrar nach den Aufführungen. Und so wünschen auch wir, daß der Verein in seinem edl-n Stre ben fort'ahrcn und uns recht bald einen neuen Beweis seiner sich steigernden Vervollkommnung geben möge. — Wie wir erfahren, hat die Polizei die Urheber des Nachschlüfsildiebstahls ermittelt, der vor kurzer Zeit auf der Moritzstraße verübt wurde. Damals wurden aus einem dor tigen Kleidergrschäft mehrere neue Röcke und Beinkleid« ent wendet. Die Diebe sind ein Buchbinder und ein Lack'rer von hier. Beide noch jung- Lmte und wegen Diebstahls auo? schon bestraft. — Beim Schuttabladen geriethen gestern Vormittag auf dem Antonsplatze zw« Leute, ein Straßenarbei er und ein Maurer, hart aneinander, wobei der erstere letzteren vom Wagen drängelte. Ein hinzulommender Actenträgrr schlichtete unter Beifall der versammelten M nge den hartnäckigen Streit. — Die „Weimarische Zeitung" schreibt aus dem Neu- städter Kreise vom 3 November: „Auf der ganzen Umgegend von Werdau lastet die Besorgniß. daß die Cholera auch sie «greife. D e fürstlich reußische Reg erung hat deshalb dieser Tage ihre Grenze bei dem reußisch-n Dorfe Frauenreuth durch Militär sperren lassen. — I Die vorgestrige Sonst der mimisch phystognomischen Vorstellungen des Herrn Ernst Schulz wurde mrt dem Besuche Er. K. H. des Kronprinzen, I. K H. der Frau Kronprin zessin, sowie deren erlauchten Vater, de» Prinzen Wasa, K. H , beehrt. Nicht allein die Prompte und höchst interessante Ausführung der mimisch-physiognomischm Darstellungen, son dern auch der reiche abwechselnde Contrast in denselben führen diesen Soireen ein zahlreiches und ferne» Publikum zu. — Am Abende des 6. November ließ in Pirna eine Mutter ihr dreijähriges Kind bei d« brennenden Lampe zu Hause allein, um Einkäufe zu besorgen. DaS Kind hatte sich der Lampe wahrscheinlich zu sehr genähert, so daß die Kleid chen Feuer gefangen und die Mutter bei ihr« Rückkehr das unglückliche Wesen in lichten Flammen stchen sah. Nach 24 Stunden erlag das Kind den erhaltenen Brandwunden. (S. Dfztg.) — Da die von dem ersten Dienst mann-Institut mtt Chemnitz und Leipzig eingerichtete Expreß. Packetpost wegen ihrer Vorth-ile und Bequemlichkeit, besonders durch Ersparung jeder Verpackung der zu versendenden Gegenstände immer größere Anerkennung findet, so soll bereits in nächster Woche eine gleiche Verbindung mit Pirna, Schandau, Meißen, Bautzen u. s. w. hergestellt werden. Sollten die Vorberei tungen bis dahin beendigt sein, so wird zu gleich« Zeit auch die Linie Wien, Dresden, Berlin. Hamburg eröffnet werden. — Ein Mittel wider die Cholera. De unsterb lichen Götter und ewi en Sterne sind Zeuge, wie viel Mühe sich schon die Heutunstler von Europa, Lsia und Amerika ge geben haben, der Cholera uni« den Schlei« zu gucken, zu schauen, wer und was sie eigentlich rst MS vor länger denn dreißig Jahren Chlorwollen, Kamph«. und Camillendämpse durch Europa zogen und eigentlich Nichts bezweckten, las man damals in vielfachen Zeitschriften einen Artikel, dm wir heute hier folgen lassen: „Ein-. Ortschaft in Spanien war von der Cholera auf das Heftigste angesteckk. Da fügte es der Zu fall, daß eine Heerde Schaafe mit langer Wolle in den Ort getrieben ward und sogleich ließ die Seuche nach und hörte in einigen Tagen gänzlich auf Man soll den Versuch mit den Schaafen auch in andern inficirtm Ortschaften mit dem glücklichsten Erfolg angewendet haben." So lautet der Be richt und eS wäre eine seltsame Ironie des Schicksals, wenn von den Schaafen ein« Krankheit zu besiegen wäre, gegen welche die klügsten Köpfe der Welt Jahre lang und ersolgto» gekämpft haben. — Auf dem Lande geht es j-tzt lustig her; überall Kir- meß, Kirmeßluchcn und Kirmeßgäste, Fröhlichkeit und Tanz. Nun. dies Alles ist dem fleißigen Sandmann zu gönnen rach überstandenen Sorgen und Mühen. Nur die Dresdner Kir» meß ist noch nicht vorüber, sie ist noch zu erwarten. Bekannt lich f.iern wir sie nach altem Brauch stets am Tage vor dem ersten Schnee, und zwar so ganz im Gcheim, daß, mit dem Lpiüchwort zu reden, nicht dt« Katze hinter dem Ofen Etwa- davon gewahrt. Kurz, so recht in gemüthlich« Ruhe, unS selbst und Andern unbewußt. Erst wenn die Schneeflöckchen in der Lust spielen und so den lustigen Kir- meßreigen beginnen und m ihrem kalten Uebermuth d« war men Herzen spotten, die da trauern um die eniflohene Sonne, »st wenn diese zarten Flocken lustig du'ch einander Wirbeln, neckend die Fensterscheiben küssen, dann denkt der Dresdner lalb wehmüthig, halb ärgerlich ta an, daß « Tag» zuvor r .-. Ki,meß — verpaßt habe. E« ist ab,r auch ungefällig von dem neckischen, schadenfrohen Schnee, daß er ur» seine